Belastungs-Angina pectoris
Belastungs-Angina pectoris
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<strong>Belastungs</strong>-<strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong><br />
Seite 6<br />
P.b.b. • 04Z035829 M • Verlagspostamt: 9300 St. Veit/Glan • 20. Jahrgang<br />
Fachkurzinformation und und Referenzen siehe siehe Seite Seite 9<br />
9<br />
verlagdermediziner
Fachkurzinformation und Referenzen siehe Seite 9
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31<br />
CoVERStoRy<br />
6<br />
FoRtBILDunG<br />
<strong>Belastungs</strong><strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong><br />
OA Dr. Elisabeth Lassnig, OA Dr. Thomas Weber,<br />
Dr. Martin Rammer, Dr. Marcus Ammer,<br />
Prim. Dr. Bernd Eber<br />
Influenza update 2011.................................................................................................10<br />
Univ.-Prof. Dr. Ursula Kunze<br />
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10/2011 DER MEDIZINER<br />
<strong>pectoris</strong><br />
Seite 6<br />
P.b.b. • 04Z035829 M • Verlagspostamt: 9300 St. Veit/Glan • 20. Jahrgang <strong>Belastungs</strong>-<strong>Angina</strong><br />
verlagdermediziner<br />
In h a lt u n d Im p r e s s u m<br />
Impressum<br />
Verleger: Verlag der Mediziner gmbh. Herausgeber<br />
und Geschäftsführer: Peter Hübler<br />
Pro jekt leitung: Peter Abromeit Redaktion:<br />
Elisabeth Abromeit-Wagner, Jutta Gruber, Gruber An Eva<br />
Pirker schrift An von schrift Verlag von und Verlag Herausgeber: und Herausgeber: A-9375<br />
A-9375 Hüttenberg, Hüttenberg, Reiftanzplatz Reiftanzplatz 20, Telefon: 20, Telefon: 04263/<br />
04263/ 200 34, 200 Fax: 34, 04263/ Fax: 04263/ 200 74 200 Layout: 74 Layout: Eva Pirker Eva<br />
Pirker EMail: Druck: office@mediziner.at Druck- und Kopiezentrum Home page: www. des<br />
Bischöflichen mediziner.at Einzel Seelsorgeamtes, preis: € 3,– Er schei Klagenfurt nungs<br />
EMail: weise: periodisch. office@mediziner.at Home page: www.<br />
mediziner.at Einzel preis: € 3,– Er schei nungsweise:<br />
periodisch.<br />
offenlegung nach § 25 Mediengesetz: Medieninhaber:<br />
Verlag der Mediziner gmbh. Richtung der Zeitschrift:<br />
Medizinisch-pharmazeutisches In formationsjournal für<br />
österreichische Ärztinnen und Ärzte. Soweit in diesem<br />
Journal eine Dosierung oder eine Applikation erwähnt<br />
wird, darf der Leser zwar darauf vertrauen, dass Autoren,<br />
Her ausgeber und Verlag große Sorgfalt darauf verwandt<br />
haben, dass diese Ausgabe dem Wissenstand bei Fertigstellung<br />
des Journals entspricht. Für Angaben über<br />
Dosierungs an weisungen und Applikationsformen kann<br />
vom Verlag jedoch keine Gewähr übernommen werden.<br />
Jeder Benutzer ist angehalten, durch sorgfältige Prüfung<br />
der Beipackzettel der verwendeten Prä parate und<br />
gegebenenfalls nach Konsultation eines Spezialisten<br />
festzustellen, ob die dort gegebenen Empfehlungen für<br />
Dosierung oder die Beach tung von Kon train dikationen<br />
gegenüber der Angabe in diesem Heft abweicht. Eine<br />
solche Prüfung ist be sonders wichtig bei selten verwendeten<br />
Prä pa raten oder solchen, die neu auf den Markt<br />
gebracht worden sind. Jede Dosierung oder Appli kation<br />
er folgt auf eigene Gefahr des Benutzers. Autoren und Verlag<br />
appellieren an jeden Benutzer, ihm etwa auf fallende<br />
Ungenauigkeiten dem Ver lag mitzuteilen. Geschützte Warennamen<br />
(Warenzei chen) werden nicht immer besonders<br />
kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen<br />
Hin weises kann also nicht geschlossen werden, dass<br />
es sich um einen freien Warennamen handelt. Die mit<br />
FB (Firmen beitrag) ge kenn zeichneten bzw. als Produktbe<br />
schreibung er kennt lichen Beiträge sind entgeltliche<br />
Einschal tungen und geben nicht unbedingt die Meinung<br />
der Redaktion wieder. Es handelt sich somit um „entgeltliche<br />
Einschal tun gen“ im Sinne § 26 Medien gesetz.<br />
Sehr geehrte Leserinnen und Leser! Auf vielfachen<br />
Wunsch verzichten wir für eine bessere<br />
Lesbarkeit auf das Binnen-I und auf die<br />
gesonderte weibliche und männliche Form<br />
bei Begriffen wie Patient oder Arzt. Wir hoffen<br />
auf Ihr Verständnis und Ihre Zustimmung!<br />
seite 3
Fo r u m me d I c u m<br />
Splitter<br />
Zwei Tage Fußmarsch bis zur Österreicher-Station<br />
Bisher fehlte es am Fuße des Kilimanjaro an<br />
Wohlstand und medizinischem Fachwissen: Weil<br />
Medikamente knapp waren, wurden Antibiotika<br />
oft zu niedrig dosiert und zu kurz eingesetzt.Anti-<br />
hypertensiva erhielten die Patienten u.U.für eine<br />
Woche. Weil die Frauen in Tansania oft „g’schamig“<br />
sind, wurden gynäkologische Symptome bloß mit<br />
einem Patientenfragebogen erhoben und dann<br />
anschließend übertherapiert. Die notwendige Dia-<br />
gnostik ist noch nicht state of the art entwickelt. So<br />
leiden vieleKinder unerkannt anKuhmilchallergie,<br />
weil die Massai vor allem Viehwirtschaft betreiben.<br />
Asthma und COPD sind erschreckend häufig, denn<br />
die Frauen kochen an offenen Feuerstellen in ihren<br />
Hütten! Es gibt in der Tat viel zu tun in Momella,<br />
nahe Arusha. Ein großes Herz, ärztliches Wissen,<br />
medizinische Ausstattung und Know-How, viele<br />
Arzneimittel und Idealismus sind gefragt.<br />
Die Wiener Ärztin Dr. Christine Wallner hat das<br />
Projekt Africa Amini Alama 2009 initiiert und<br />
in der Savanne eine Krankenstation mit viel eige-<br />
nen Mitteln und Hilfe von Freun-<br />
den aufgebaut. Der Fokus der<br />
ärztlichen Arbeit liegt beim Trans-<br />
fer des medizinischen Wissens.<br />
Schon jetzt behandeln tansanische<br />
Ärzte und Krankenschwestern täg-<br />
lich rund 50 Patienten lege artis<br />
bei den unterschiedlichsten Krank-<br />
heitsbildern Afrikas. Seit einigen<br />
Monaten ordiniert in der Krankenstation sogar<br />
ein afrikanischer Zahnarzt.<br />
Die rührige GroßmutterWallner sammelt in<br />
Wien LKW-Ladungen an Medikamenten, schickt<br />
Betten und Verbandszeug nach Tansania und<br />
demnächst auch die Bauteile eines medizinischen<br />
Labors. Die Laborspezialistin Dr. Sissy Dostal ist<br />
vom Schwung der Initiative eingenommen. Sie<br />
wird in den kommenden Monaten step-by-step<br />
ein professionelles Labor aufbauen und MTAs<br />
einschulen. Das Team Dr. Christine Wallner und<br />
Dr. Cornelia Wallner-Frisee freuen sich schon<br />
auf Chemieparameter, exakte Befunde zu Niere<br />
und Leber etc.<br />
Die Mängelliste bleibt trotzdem noch lang. Es<br />
wäre wünschenswert, dass dieArzneimittelher-<br />
steller und die Vertriebsfirmen der Medizintech-<br />
nik die „Werkzeuge“ der Ärzte für viele Indi-<br />
kationen zur Verfügung stellen. Ganz trivial,<br />
aber wesentlich ist an alle Kollegen die Bitte um<br />
finanzielle Unterstützung für das Projekt.<br />
Dr. Christine Wallner sieht Africa Amini Alama<br />
als ein Projekt der österreichischen Medizin,<br />
alle Ideen dazu sind interessant. Jede Form der<br />
Unterstützung ist sehr willkommen:<br />
Kto. 5184 6031 508, BLZ 12000<br />
cornelia@africaaminialama.com<br />
www.africaaminialama.com<br />
seite 4 DER MEDIZINER 10/2011
Bei Asthma gibt es viel Luft<br />
nach oben<br />
Der Generalsekretär der Österreichischen Lungenunion,<br />
Primar Norbert Vetter, zeigte im Wiener Rathaus das Soll<br />
und das Haben derAsthma-Therapie. In den letzten 20 Jah-<br />
ren ist eine Zahl erfolgversprechender Medikamente auf<br />
den Markt gekommen, Asthma-bedingte Todesfälle sind<br />
seither sehr selten geworden. Doch die Hoffnungen auf eine<br />
unbeschwerte Lebensqualität haben sich nur für einenTeil der Patienten erfüllt.Die<br />
AIRE-Studie zeigt die Bilanz – mehr als die Hälfte der Asthma-Patienten sind<br />
„nicht kontrolliert“ und pendelt zwischen ernsten Symptomen, Notfall-Visiten und<br />
Krankenstand. Der Status quo ist eine Herausforderung für alle Beteiligten.<br />
Asthma Insights and Reality in Europe (AIRE)<br />
Therapie-Ziele AIRE-Findings %<br />
wenige/keine Symptome Symptome untertags 50<br />
Symptom nachts 31<br />
seltene Episoden berichtete Episoden 57<br />
keine Notfall-Visiten Notfall-Visiten 11<br />
minimaler Gebrauch von β2-Agonisten Gebrauch von β2-Agonisten 64<br />
normales Arbeitsleben Krankenstand 17<br />
keine Aktivitätseinschränkung Aktivitätseinschränkung 47<br />
Alle Anstrengungen sind erwünscht, um den Therapie-Erfolg zu verbessern. Wir<br />
warten auf neue Substanzen und auf eine neue Kombination aus den besten bewährten<br />
Einzelwirkstoffen in einem Device, das der Patient leicht bedienen kann.<br />
Sprühnebel für Asthma-Kinder<br />
Dozent Arnulf Hartl präsentiert<br />
Daten der Paracelsus Universität Salzburg<br />
zur Wirkung des Sprühnebels der<br />
Krimmler Wasserfälle, der größten in<br />
ganz Europa. Asthma-Kinder zwischen<br />
acht und vierzehn wurden täglich in die<br />
Nähe der Wasserfälle geführt; die Kon-<br />
trollgruppe besuchte Kühe auf den<br />
Almen zur Südtiroler Grenze. Wie das<br />
Diagramm zeigt, profitierten beide<br />
Gruppen vom Urlaub in den Bergen<br />
wesentlich. Die Kontroll-Untersuchung<br />
10/2011 DER MEDIZINER<br />
nach 140 Tagen ergab Überraschendes:<br />
Die Wasserfall-Kinder waren während<br />
der folgenden 4 Monate beinahe völlig<br />
beschwerdefrei, während die Kontrollgruppe<br />
in der Atemleistung wieder suk-<br />
zessive abbaute. Die Sprühnebel der<br />
Krimmler Wasserfälle geben den Kindern<br />
wieder die Möglichkeit Fußball zu<br />
spielen, Sport auszuüben und zu wandern.<br />
Ein paar Wochen im Sommer<br />
können die Lebensqualität der Kinder<br />
verändern. Infos: hohe-tauern-health.at<br />
Fo r u m me d I c u m<br />
Splitter<br />
„Das Ziel war, mich<br />
zu brechen ...“<br />
Der Boulevard überschlägt sich wieder<br />
einmal mit Grausamkeiten jeder<br />
Art, um Tag für Tag einen neuen Auflagenrekord<br />
zu generieren. Prügelorgien,<br />
Massenvergewaltigungen von Kindern<br />
im Volkschulalter, sadistische Demütigungen,<br />
Alpträume bis ins hohe Alter ...<br />
Alles wahr? Alles blühende Phantasie?<br />
Lassen wir ein ehemaliges Heimkind<br />
zu Wort kommen, Sawine R.: „Ich bin<br />
als uneheliches Kind in einem landwirtschaftlichen<br />
Klostergut aufgewachsen.<br />
Das war in der Nachkriegszeit nicht sehr<br />
ehrenwert – ich durfte lange nicht am<br />
Tisch mit den Erwachsenen sitzen, ich<br />
erhielt meinen Teller neben dem Hunde-<br />
napf. In der Hauptschule war ich wohl<br />
nicht besonders folgsam. Weil ich in der<br />
Freizeit ‚Bravo‘ gelesen habe, wurde ich<br />
von der Klosterschule rausgeschmissen.“<br />
„Dann brachte man mich in ein Erziehungsheim<br />
für Mädchen in Niederösterreich.<br />
Ich war in den 60er Jahren ca. 1,5<br />
Jahre im Heim. Das war sicher ein<br />
‚Gefängnis für Teenager‘, alle Fenster<br />
und Türen waren ständig versperrt. Die<br />
Schwestern prügelten nicht selbst, aber<br />
erlaubten, dass die ‚Außenseiterinnen‘<br />
von der Gruppe geschlagen wurden;<br />
das war Gang und Gebe. Wenn ein<br />
Mädchen sich schlicht nichts sagen ließ<br />
oder nach einem Fluchtversuch wieder<br />
ins Heim zurückgebracht wurde, sperrte<br />
man die Ausreißerin zumindest für einen<br />
Tag ins ‚Besinnungskammerl‘, eine Art<br />
Isolationshaft. Anschließend wurde die<br />
Ausreißerin von der Gruppe verprügelt.<br />
Als Insassin hatte ich keine Rech-<br />
te, persönliche Wünsche waren un -<br />
denk-bar. Wir waren der ‚Abschaum‘,<br />
dem die Erzieherinnen mit aller Strenge<br />
den richtigen Weg wiesen. Absoluter<br />
Gehorsam war Pflicht und musste eingeübt<br />
werden, notfalls mit Zwang.“<br />
„Aber: es gab keine sexuellen Übergriffe,<br />
es gab keine Männer im Heim.<br />
Es gab keine Vergewaltigungen.“<br />
„Unter den Teenagern schwärmten<br />
viele von irgendwelchen Männern ihrer<br />
Heimat. Manche waren in eine Erzie-<br />
herin verliebt.“ Offenbar ein Stockholm-<br />
Syndrom. Alles nicht so geil wie in der<br />
Zeitung, aber schrecklich genug.“ tr<br />
seite 5
an g I n a p e c t o r I s<br />
Coverstory<br />
<strong>Belastungs</strong>-<strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong><br />
OA Dr. Elisabeth Lassnig, OA Dr. Thomas Weber, Dr. Martin Rammer,<br />
Dr. Marcus Ammer, Prim. Dr. Bernd Eber<br />
Einleitung<br />
<strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong> (übersetzt „Brustenge“)<br />
stellt das Kardinalsymptom<br />
der Myokardischämie dar, die meistens<br />
durch hämodynamisch wirksame<br />
Stenosen der epikardialen Gefäße bei<br />
Koronarer Herzerkrankung, aber auch<br />
durch linksventrikuläre Hypertrophie<br />
oder Koronarspasmen verursacht wird.<br />
Der ischämische Thoraxschmerz manifestiert<br />
sich meist mit einem thorakalen<br />
Oppressionsgefühl, kann aber auch atypische<br />
klinische Symptomatik bieten.<br />
Neben genauer Anamnese sind die klinisch<br />
physikalische Untersuchung und<br />
weitere diagnostische Maßnahmen wie<br />
Elektrokardiographie und Echokardiographie<br />
zur Diagnose hilfreich. Die<br />
Therapie der stabilen <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong><br />
umfasst antiischämische pharmakologische<br />
Maßnahmen, Revaskularisation<br />
sowie Modifikation von Risikofaktoren.<br />
Definition<br />
Man unterscheidet zwei Formen von<br />
<strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong>, die sich in Prognose<br />
und Management klar unterscheiden.<br />
Als stabile <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong> bezeichnet<br />
man ausschließlich bei Belastung<br />
– sei es nun physische oder psychische<br />
Belastung – auftretende thorakale Beschwerden,<br />
welche bei einem bestimmten<br />
<strong>Belastungs</strong>grad vorhersagbar und<br />
reproduzierbar sind und in Ruhe oder<br />
nach Verabreichung von Nitroglycerin<br />
sistieren.<br />
Im Gegensatz dazu ist die instabile<br />
<strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong> Ausdruck eines akuten<br />
Koronarsyndroms und umfasst die De-<br />
novo-<strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong>, die <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong><br />
in Ruhe, die Crescendo-<strong>Angina</strong><br />
<strong>pectoris</strong> (an Häufigkeit und Intensität<br />
zunehmende <strong>Angina</strong>) sowie die <strong>Angina</strong><br />
<strong>pectoris</strong> nach einem Myokardinfarkt<br />
oder vorausgegangener Revaskularisation.<br />
Mechanismus<br />
Myokardiale Ischämie resultiert aus<br />
einer Dysbalance zwischen myokardialem<br />
Sauerstoff-Bedarf und myokardialer<br />
Sauerstoff-Versorgung.<br />
Der Sauerstoff-Bedarf des Herzens<br />
ist variabel und abhängig von<br />
• Blutdruck (Nachlast)<br />
• Herzfrequenz<br />
• Wandspannung<br />
(linksventrikuläres enddiastolisches<br />
Volumen, Muskelmasse)<br />
• Kontraktilität<br />
Die Sauerstoff-Versorgung des Herzens<br />
wird durch den koronaren Blutfluss<br />
gewährleistet und ist abhängig<br />
von<br />
• Durchmesser und Perfusionsdruck<br />
der Koronarien<br />
• Diastolendauer<br />
• Hämoglobinkonzentration<br />
<strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong> ist das klassische<br />
Symptom der myokardialen Ischämie.<br />
Die Mechanismen sind nicht völlig geklärt.<br />
Durch Ischämie und Sauerstoff-<br />
Mangel wird die Bildung von Adenosin-Tri-Phosphat<br />
reduziert. Es kommt<br />
zur verminderten Aktivität der ATPabhängigen<br />
Natrium-Kalium-Pumpe in<br />
der Zellmembran und zur Veränderung<br />
der Membraneigenschaften. Freiwer-<br />
dende Substanzen wie Lactat, Bradykinin<br />
oder Serotonin stimulieren Chemo-<br />
und Mechanorezeptoren im Myokard<br />
und um die Koronarien, welche ihrerseits<br />
von Nervenzellen versorgt werden<br />
und die Schmerzempfindung mitbedingen.<br />
1 Hier scheint Adenosin über die<br />
Aktivierung der A1-Adenosin-Rezeptoren<br />
eine zentrale Rolle zu spielen. 2<br />
Die Impulse werden über das thorakale<br />
Rückenmark in den Thalamus und<br />
den Cortex weitergeleitet. Die <strong>Angina</strong><br />
entspricht dem Dermatomschmerz der<br />
entsprechenden Rückenmarksregion.<br />
Diagnose<br />
<strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong> kann sich klinisch<br />
sehr unterschiedlich manifestieren. Für<br />
die Diagnosestellung ist eine genaue<br />
Anamnese entscheidend. Als weitere<br />
diagnostische Schritte empfehlen sich<br />
Ruhe- und <strong>Belastungs</strong>-EKG sowie die<br />
Echokardiographie, gegebenenfalls<br />
auch die invasive Diagnostik mittels<br />
Koronarangiographie.<br />
Die „typische <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong>“ ist<br />
ein retrosternales Druck- oder Beklemmungsgefühl<br />
oder eine brennende<br />
ursachen für <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong><br />
• Koronare Herzerkrankung<br />
• Arterielle Hypertonie<br />
• Vasospasmen<br />
• Rhythmusstörungen<br />
• Herzklappenerkrankungen<br />
• Leitungsstörungen<br />
• Kardiomyopathien<br />
• Mikrovaskuläre Dysfunktion<br />
• Anämie<br />
Tabelle 1<br />
seite 6 DER MEDIZINER 10/2011
Empfindung mit Ausstrahlung in Hals,<br />
Unterkiefer oder den linken Arm. Sie<br />
wird meist nicht als Schmerz, sondern<br />
eher als „dumpfes Gefühl“ angegeben.<br />
„Wie ein Stein in der Brust oder Panzer<br />
um die Brust“ beschreiben manche Patienten<br />
diese Empfindung. Der Schmerz<br />
ist nicht punktuell, sondern flächenhaft<br />
und oft schwer konkret zu lokalisieren.<br />
Neben der typischen Lokalisation retrosternal<br />
und linksthorakal kann der<br />
Schmerz auch in Rücken, epigastrisch,<br />
in Hals, Unterkiefer, sowie in beiden<br />
Arme ausstrahlen.<br />
Die Beschwerden sind repetitiv und<br />
in der Regel reproduzierbar. Eine Ischämie<br />
in einem bestimmten Versorgungsgebiet<br />
führt beim selben Patienten<br />
immer zur selben Symptomatik.<br />
Als Auslöser fungieren alle Faktoren,<br />
die den myokardialen Sauerstoffbedarf<br />
erhöhen. Am häufigsten ist dies wohl<br />
körperliche Aktivität, aber auch psychische<br />
Belastung, Aufregung, opulente<br />
Mahlzeiten oder Kälte können zu <strong>Angina</strong><br />
<strong>pectoris</strong> führen. 3<br />
Ein weiterer Aspekt in der Diagnosestellung<br />
ist die Schmerzdauer. Typische<br />
<strong>Angina</strong> tritt anfallsartig und nicht als<br />
Dauerschmerz auf. Die klassische Dauer<br />
beträgt einige bis maximal 20 Minuten.<br />
Über Stunden andauernde Beschwerden<br />
sprechen gegen ischämischen Thoraxschmerz<br />
oder aber für eine instabile<br />
Klinik mit Verdacht auf ein akutes Koronarsyndrom.<br />
Der Grat zwischen atypischem<br />
Thoraxschmerz und instabiler<br />
<strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong> ist schmal und bedarf<br />
neben einer ausführlichen Anamnese<br />
und klinischer Untersuchung weiterer<br />
diagnostischer Hilfsmittel wie EKG<br />
und laborchemischer Parameter.<br />
Nicht immer steht Thoraxschmerz im<br />
Vordergrund. Über korrespondierende<br />
Dermatome kommt es zur Projektion<br />
des Schmerzes in andere Areale. <strong>Belastungs</strong>abhängige<br />
Schmerzen im Hals,<br />
Unterkiefer, in den Zähnen, Schultern,<br />
im linken und rechten Arm bis in die<br />
Finger, zwischen den Schulterblättern,<br />
im Rücken oder im Oberbauch sollten<br />
an eine atypische <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong><br />
denken lassen. Auch vegetative Symptome<br />
wie Übelkeit sind möglich. Ein<br />
häufiges <strong>Angina</strong>-<strong>pectoris</strong>-Äquivalent<br />
ist Dyspnoe, vor allem wenn die Ischämie<br />
zu einer Relaxationsstörung mit<br />
diastolischer Dysfunktion des linken<br />
Ventrikels führt und es im Rahmen der<br />
10/2011 DER MEDIZINER<br />
Ischämie zum Anstieg des links atrialen<br />
Drucks und des pulmonal kapillären<br />
Verschlussdrucks kommt. 4<br />
Nach detaillierter Anamnese sollte<br />
eine physikalische Untersuchung erfolgen,<br />
mit besonderem Augenmerk auf<br />
Herzgeräusch, Herzinsuffizienzzeichen<br />
und Blutdruck. Die Durchführung eines<br />
EKGs unter Ruhebedingungen ist<br />
Standard. Bei pathologischem Ruhe-<br />
EKG sollte eine weiterführende kardiologische<br />
Abklärung mittels Echokardiographie<br />
und Koronarangiographie<br />
erfolgen.<br />
Eine Echokardiographie wird für<br />
Patienten mit stabiler <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong><br />
empfohlen bei<br />
• stattgehabtemMyokardinfarkt,pathologischen<br />
Q-Zacken im EKG, Herzinsuffizienzzeichen<br />
• pathologischem Auskultationsbefund<br />
am Herzen<br />
• komplexen ventrikulären<br />
Arrhythmien 5<br />
Das <strong>Belastungs</strong>-EKG dient vor allem<br />
dazu, die vom Patienten angegebenen<br />
Symptome zu objektivieren und wird<br />
bei unauffälligem Ruhe-EKG empfohlen.<br />
Es kann helfen, Hoch- und Niedrig-Risiko-Patienten<br />
zu unterscheiden<br />
(6). Die Aussagekraft kann aber durch<br />
multiple Faktoren wie Motivation, Trainingszustand,<br />
Beinschwäche, Begleiterkrankungen<br />
und unspezifische Repolarisationsstörungen<br />
beeinträchtigt<br />
sein. Als Alternative oder Ergänzung<br />
besteht die Möglichkeit eines pharmakologischen<br />
Stresstests mit szintigraphischer<br />
Perfusionsmessung oder der<br />
Stressechokradiographie, deren Aussagekraft<br />
wiederum an Bildqualität und<br />
anatomische Gegebenheiten gebunden<br />
ist.<br />
Die Koroanrangiographie gilt als<br />
Goldstandard in der Diagnosestellung<br />
einer koronaren Herzerkrankung.<br />
Nach den ACC/AHA-Guidelines 5 ist<br />
sie beim Vorliegen einer chronischen<br />
stabilen <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong> indiziert bei<br />
• Beschwerden, die den Patienten trotz<br />
pharmakologischer Therapie in seinem<br />
Alltag beeinträchtigen<br />
• Patienten mit hohem und intermediärem<br />
Risiko (klassifiziert nach <strong>Belastungs</strong>-EKG<br />
oder szintigraphischer<br />
Perfusionsmessung) unabhängig von<br />
der Stärke der Beschwerden<br />
an g I n a p e c t o r I s<br />
Coverstory<br />
therapie der <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong><br />
Die Behandlungsmöglichkeiten erstrecken<br />
sich über die konservative Therapie<br />
mit Modifikation von Risikofaktoren<br />
und pharmakologischer Therapie<br />
bis hin zur Revaskularisierung mittels<br />
perkutaner Koronarintervention oder<br />
aorto-koronarer Bypassoperation. Die<br />
Therapie der stabilen <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong><br />
dient in erster Linie der Besserung der<br />
Symptome. Nur für wenige Maßnahmen<br />
konnte bislang eine Verzögerung<br />
der Progression der Erkrankung und<br />
ein Überlebensvorteil gezeigt werden.<br />
Antianginöse pharmakologische<br />
therapie<br />
Nitrate wirken vasodilatorisch auf<br />
Koronarien, Venen und Arteriolen<br />
und führen so zu einer Verbesserung<br />
der pectanginösen Symptome. 7 Man<br />
unterscheidet kurz- und langwirksame<br />
Präparate. Im akuten <strong>Angina</strong>-<strong>pectoris</strong>-<br />
Anfall sind die kurzwirksamen sublingual<br />
verabreichten Nitrate das Mittel<br />
der Wahl. Die langwirksamen Retardformen<br />
werden zur Prophylaxe von<br />
<strong>Angina</strong>-<strong>pectoris</strong>-Anfällen eingesetzt<br />
und sollten nur einmal täglich verabreicht<br />
werden. Neben Blutdruckabfällen<br />
und Cephalea als Nebenwirkungen<br />
kann es bei regelmäßiger Einnahme zu<br />
Toleranzentwicklung und zu Wirkungsverlust<br />
kommen.<br />
Betablocker reduzieren den myokardialen<br />
Sauerstoffbedarf durch Reduktion<br />
der Herzfrequenz und Kontraktilität<br />
über Blockade der Sympathikuswirkung<br />
auf das Herz, vor allem unter Belastung.<br />
Grundsätzlich sind kardioselektive<br />
Betablocker wie Metoprolol, Bisoprolol<br />
oder Nebivolol, die vor allem auf<br />
die kardialen Beta-1-Rezeptoren und<br />
weniger auf die Beta-2-Rezeptoren in<br />
Lunge und peripheren Gefäßen wirken,<br />
den nichtkardioselektiven Betablockern<br />
vorzuziehen. Die Dosis des<br />
Betablockers sollte wenn möglich bis<br />
zum Erreichen einer Ziel-Herzfrequenz<br />
von rund 60/min in Ruhe titriert<br />
werden. Bei Patienten mit zusätzlicher<br />
Herzinsuffizienz sollte – aufgrund des<br />
negativen intropen Effekts – mit niedrigen<br />
Dosen begonnen und vorsichtig<br />
gesteigert werden. Nebenwirkungen<br />
sind häufig Beta-2-Rezeptor vermittelt<br />
wie Bronchospasmus oder Verschlechterung<br />
einer bestehenden pAVK.<br />
seite 7
an g I n a p e c t o r I s<br />
Coverstory<br />
Daneben kann es zu Bradykardien,<br />
Reizleitungsstörungen, Müdigkeit und<br />
Potenzproblemen kommen.<br />
Für Patienten mit Zustand nach Myokardinfarkt<br />
konnte durch die Gabe von<br />
Betablockern eine verbesserte Prognose<br />
in Hinblick auf Re-Infarkt und<br />
Überleben gezeigt werden. 8<br />
Calciumantagonisten haben einen<br />
ähnlich antianginösen Effekt wie Betablocker.<br />
9 Sie wirken über die Hemmung<br />
des Calcium-Einstroms in die<br />
glatten Muskelzellen und bewirken<br />
eine Gefäßdilatation und am Myokard<br />
eine verzögerte AV-Überleitung. Über<br />
negative Inotropie und Verminderung<br />
des peripheren Widerstands senken sie<br />
den Sauerstoffbedarf des Myokards.<br />
Es ist zwischen frequenzwirksamen<br />
Calciumantagonisten wie Verapamil und<br />
Diltiazem welche negativ chronotrop<br />
wirken, und den nicht-frequenzwirksamen<br />
Dihydropyridinen (wie z.B. Nifedipin,<br />
Amlodipin, Felodipin, Lercanidipin<br />
etc.) zu unterscheiden. Während<br />
Verapamil oder Diltiazem anstatt eines<br />
Betablockers gegeben werden können,<br />
ist eine Therapie mit Dihydropyridinen<br />
als „add on“ zusätzlich zu einer bestehenden<br />
Betablockade möglich. Eine<br />
weitere Zielgruppe sind Patienten mit<br />
vorbestehender Bradykardieneigung.<br />
Bei Gabe von Calciumkanalblockern<br />
sollte den retardierten Formen und<br />
Zweitgeneration-Dihydropyridinen der<br />
Vorzug gegeben werden. Vor allem die<br />
nicht retardierte kurzwirksame Form<br />
von Nifedipin ist als Monotherapie zu<br />
vermeiden, da bei Patienten nach Myokardinfarkt<br />
eine erhöhte Mortalität<br />
beschrieben ist. 10 Calciumantagonisten<br />
sind das Mittel der Wahl bei vasospastischer<br />
<strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong>.<br />
Nicorandil fungiert als Kalium-Kanal-Aktivator.<br />
Es wirkt vasodilatorisch<br />
und bessert den koronaren Blutfluss<br />
durch die Kalium-Kanal-Öffnung und<br />
einen Nitrateffekt. Es wird weiters ein<br />
Effekt durch eine ischämische Präkonditionierung<br />
und somit ein Schutz vor<br />
weiteren Ischämieepisoden diskutiert. 11<br />
In seiner Wirksamkeit ist Nicorandil<br />
mit Nitraten vergleichbar, die wiederholte<br />
Verabreichung scheint aber zu<br />
keiner Toleranzentwicklung zu führen.<br />
Wie unter Nitraten können als Nebenwirkung<br />
Kopfschmerzen auftreten.<br />
Ivabradin hemmt spezifisch und selektiv<br />
den I(f)-Ionenstrom, der als intrinsischer<br />
Schrittmacher im Herzen<br />
die spontane Depolarisation im Sinusknoten<br />
kontrolliert und so die Herzfrequenz<br />
reguliert. Es kommt zu einer<br />
Reduktion der Sinusfrequenz ohne<br />
Auswirkungen auf Reizleitungssystem<br />
oder Inotropie und dadurch zu einer<br />
Verminderung des myokardialen Sauerstoffbedarfs.<br />
Eine antianginöse Wirksamkeit<br />
und bessere <strong>Belastungs</strong>toleranz<br />
bei Patienten mit stabiler <strong>Angina</strong><br />
<strong>pectoris</strong> unter Medikation mit Ivabradin<br />
konnte gezeigt werden. 12<br />
Auch den ACE-Hemmern kommt<br />
eine gewisse Rolle in der Therapie der<br />
<strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong> zu, wenngleich die Daten<br />
für eine antiischämische Wirksamkeit<br />
kontroversiell sind. 13 Der Haupteffekt<br />
liegt vermutlich in einer adäquaten<br />
Blutdrucksenkung. Bei Patienten mit<br />
eingeschränkter systolischer Linksventrikelfunktion<br />
verbessern ACE-<br />
Hemmer die Prognose. 14 Im Fall einer<br />
Unverträglichkeit können alternativ<br />
Angiotensin-Rezeptorblocker verwendet<br />
werden.<br />
Eine Reihe weiterer Substanzen wird<br />
in Hinblick auf antianginöse Wiksamkeit<br />
untersucht, wie Endothelin-Rezeptor-Blocker<br />
(Bosentan) und Inhibitoren<br />
der Rho-Kinase (Fasudil), welche<br />
sich bislang noch nicht in Empfehlungen<br />
durchsetzen konnten. Inhibitoren<br />
der Fettsäureoxygenierung (Ranolazin)<br />
werden auch bei uns bereits in der<br />
Praxis eingesetzt.<br />
Ein optimales Management der <strong>Angina</strong><br />
<strong>pectoris</strong> umfasst aber neben der antianginösen<br />
Therapie die pharmakologische<br />
Standardtherapie bei koronarer<br />
Herzerkrankung mit Thrombozytenaggregationshemmern<br />
(Acetylsalicylsäure<br />
oder Clopidogrel) sowie eine Statintherapie<br />
zum Erreichen eines Ziel LDL-<br />
Cholesterinwertes unter 100mg/dl und<br />
natürlich auch eine entsprechende Lebensstilmodifikation<br />
mit Nikotinkarenz<br />
und fettmodifizierter Ernährung.<br />
Revaskularisierung<br />
Wird eine koronare Herzerkrankung<br />
mit Stenosen der großen epikardialen<br />
Gefäße als Ursache für die <strong>Angina</strong><br />
<strong>pectoris</strong> diagnostiziert, so kann durch<br />
eine Revaskularisierung – mittels perkutaner<br />
Koronarangioplastie oder aortokoronarer<br />
Bypass-Operation – der<br />
Differentialdiagnose thoraxschmerz<br />
Kardial<br />
KHK, Rhythmusstörungen, Perikarditis,<br />
Hypertonie<br />
Pulmonal<br />
Pulmonalembolie, Pleuritis, Pneumonie,<br />
Pneumothorax<br />
Aortal<br />
Aortendissektion, Aortenaneurysma<br />
Skelettal<br />
Tieze-Syndrom, Myalgien, Diskusprolaps<br />
Gastrointestinal<br />
Refluxösophagitis, Ulcus ventrikuli/duodeni,<br />
Gallenkolik, Pankreatitis<br />
Anderes<br />
Interkostalneuralgien, Herpes zoster thorakalis<br />
koronare Blutfluss und die damit verbundene<br />
Sauerstoff-Zufuhr im ischämischen<br />
Myokardbezirk verbessert<br />
werden. Welche Methode zur Revaskularisierung<br />
bevorzugt wird, hängt stark<br />
von der vorliegenden Koronarmorphologie<br />
(Anzahl und Lokolisation der Stenosen)<br />
ab. Auch andere Umstände wie<br />
Alter des Patienten, eine zusätzliche sanierbare<br />
Herzklappenerkrankung oder<br />
extrakardiale Begleiterkrankungen beeinflussen<br />
die Entscheidung.<br />
Letztlich ist aber bei stabiler Klinik<br />
auch die Revaskularisierung zumeist<br />
nur eine symptomatische Maßnahme 15<br />
und beeinflusst nur in wenigen Fällen<br />
die Prognose (Stenose des linken<br />
Hauptstamms, koronare Mehrgefäßerkrankung<br />
mit reduzierter Linksventrikelfuntion,<br />
proximale Stenose des Ramus<br />
interventrikularis anterior). 16<br />
Leider gibt es auch Morphologien,<br />
die weder einer perkutanen Koronarangioplastie<br />
noch einer aorto-koronaren<br />
Bypass-Operation gut zugänglich sind.<br />
Vor allem multiple periphere Stenosen<br />
und eine diffuse Sklerose mit kleinkalibrierten<br />
Gefäßen in der Peripherie sind<br />
nicht wirklich sanierbar und bedürfen<br />
einer maximalen konservativen Therapie.<br />
Zusammenfassung<br />
Tabelle 2<br />
<strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong> ist das klassische<br />
Symptom einer Imbalance zwischen<br />
myokardialem Sauerstoffbedarf und<br />
der Sauerstoffversorgung. Die häufigste<br />
Ursache ist die koronare Herzerkrankung.<br />
Der Schlüssel zur Diagnose ist<br />
eine detaillierte Anamnese, wobei hier<br />
seite 8 DER MEDIZINER 10/2011
auch vor allem auf eine Unterscheidung<br />
zwischen chronisch stabiler und<br />
akuter instabiler Klinik zu achten ist,<br />
zumal sich beide Formen in Management<br />
und Prognose unterscheiden. Daneben<br />
haben EKG, Echokardiographie<br />
und <strong>Belastungs</strong>tests, sowie als weiterführende<br />
Diagnostik – mit der Option<br />
einer therapeutischen Intervention –<br />
die Koronarangiographie ihren Stellenwert.<br />
Die Säulen der Therapie sind<br />
eine entsprechende Standardtherapie<br />
der koronaren Herzerkrankung mit<br />
Thrombozytenaggregationshemmern,<br />
Statinen sowie Risikomodifikation und<br />
eine antianginöse Therapie mit bevorzugt<br />
Betablockern und eventuell Nitraten<br />
und Calciumantagonisten. Bei geeigneter<br />
Koronarmorphologie können<br />
ursächliche Koronarstenosen durch<br />
Revaskularisierung mittels perkutaner<br />
Koronarangioplastie oder aortokoronarer<br />
Bypassoperation behandelt<br />
werden.<br />
OA Dr. Elisabeth Lassnig,<br />
OA Dr. Thomas Weber, Dr. Martin<br />
Rammer, Dr. Marcus Ammer,<br />
Prim. Dr. Bernd Eber<br />
II. Interne Abteilung mit Kardiologie<br />
und Intensivstation<br />
Klinikum Wels-Grieskirchen<br />
Grieskirchner Straße 42<br />
A-4600 Wels<br />
Tel: +43 7242 415-0<br />
Fax: +43 7242 415-3774<br />
elisabeth.lassnig@klinikum-wegr.at<br />
10/2011 DER MEDIZINER<br />
lIteratur<br />
1 Foreman RD. Mechanisms of cardiac pain. Annu Rev Physiol<br />
1999; 61: 143-167.<br />
2 Gaspardone A et al. Muscular and cardiac adenosin-induced<br />
pain is mediated by A1 rezeptors. J Am Coll Cardiol 1995; 25:<br />
251-257.<br />
3 27-29, 1<br />
4 26,36, 1<br />
5 Gibbons RJ et al. ACC/AHA 2002 guideline update for<br />
the management of patients with chronic stable angina.<br />
www.acc.org/qualityandscience/clinical/statements.htm<br />
6 Smith SC et al. ACC/AHA/SCAI 2005 guideline update for<br />
percutanous coronary intervention: a report of the ACC/AHA<br />
task force on practice guidelines. www.acc.org<br />
7 Parker JO. Nitrates and <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong>. AM J Cardiol 1993;<br />
72: 3C.<br />
8 Teo KK et al. Effects of prophylactic antiarrhythmic drug the-<br />
rapy in acute myocardial infarction : An overview of results<br />
from randomized controlled trials. JAMA 1993; 270: 1589-1595.<br />
9 Heidenreich PA et al. Meta-analysis of trials comparing ß-Blocker,<br />
calcium antagonists and nitrates for stable angina.<br />
JAMA 1999; 281: 1927-1936.<br />
10 Cheng JW, Behar L. Calcium channel blockers: association<br />
with myocardial infarction , mortality and cancer. Clin Ther<br />
1997; 19: 1255-1268.<br />
11 Effect of nicorandil on coronary events in patients with stable<br />
angina: the Impact Of Nicorandil in <strong>Angina</strong> (IONA) randomised<br />
trial. Lancet 2002; 359: 1269-1275.<br />
12 Tardif JC et al. Efficacy of ivabradine, a new selective I(f)in<br />
hibitor, compared with atenolol in patients with chronic stable<br />
angina. Eur Heart J 2005; 26: 2529-2536.<br />
13 Van den Heuvel AF et al. Reduction of exercise-induced myocardial<br />
ischemia during add-on treatment with the angiotensin-converting-enzyme<br />
inhibitor enalapril in patients with normal<br />
left ventricular function and optimal beta blockade. J Am<br />
Coll Cardiol 2001; 37: 470-474.<br />
14 SOLVD Investigators. Effect of enalapril on the long-term<br />
progression of left ventricular dysfunction in patients with<br />
heart failure. Circulation 1992; 86: 431-438.<br />
15 Boden WE et al. Optimal medical therapy with or without<br />
PCI for stable coronary disease. N Engl J Med 2007; 356: 1503-<br />
1509.<br />
16 Yusuf S et al. Effect of coronary artery bypass graft surgery on<br />
survival: overview of 10-year results from randomised trials by<br />
the Coronary Artery Bypass Graft Surgery Trialists Collaboration.<br />
Lancet 1994 ; 344 : 563-570.<br />
an g I n a p e c t o r I s<br />
Coverstory<br />
Nicolan 10 mg-Tabletten, Nicolan 20 mg-Tabletten Zusammensetzung: 1 Tablette enthält 10 mg bzw. 20 mg Nicorandil. Sonstige Bestandteile: Maisstärke, Croscarmellose Natrium, Stearinsäure, 76 mg bzw. 152 mg Mannitol<br />
(E 421). Anwendungsgebiete: In Kombination mit pharmakotherapeutischen Vasodilatatoren: - zur Behandlung von chronischer stabiler <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong>. - zur Risikoreduktion des akuten koronaren Syndroms bei Patienten mit chronischer<br />
stabiler <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong>. Gegenanzeigen: - Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Nicorandil oder einen der sonstigen Bestandteile. - Glucose-6-phosphat-Dehydrogenasemangel. - kardiogener Schock. - schwere Hypotonie<br />
(systolischer Blutdruck unter 100 mm Hg). - akute Linksherzinsuffizienz mit niedrigem Füllungsdruck, z.B. bei akutem Myokardinfarkt. - Hypovolämie. - akutes Lungenödem. - Patienten, die Phosphodiesterase-5-hemmer, wie z.B. Sildenafil,<br />
Tadalafil, Vardenafil (Potenzmittel), einnehmen, da die gleichzeitige Anwendung von Nicorandil zu einer gefährlichen Blutdrucksenkung führen kann. Wirkstoffgruppe Pharmakotherapeutische Gruppe: Vasodilatatoren bei Herzerkrankungen.<br />
ATC-Code: C01DX16 Inhaber der Zulassung: G.L. Pharma GmbH, 8502 Lannach Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Packungsgrößen: 30 und 60 Stück Weitere Angaben<br />
zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie Angaben<br />
über Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte den veröffentlichten Fachinformationen!<br />
Tamiflu ® 30 / 45 / 75 mg Hartkapseln Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Hartkapsel enthält Oseltamivir¬phosphat, entsprechend 30 / 45 / 75 mg Oseltamivir; Tamiflu ® 12 mg/ml Pulver zur Herstellung einer Suspension<br />
zum Einnehmen Qualitative und quantitative Zusammensetzung: 1 g Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen enthält Oseltamivirphosphat entsprechend 30 mg Oseltamivir. Nach der Zubereitung enthält jeder ml<br />
der Suspension 12 mg Oseltamivir. Eine Flasche der zubereiteten Suspension (75 ml) enthält 900 mg Wirkstoff (Oseltamivir). Eine Flasche mit 30 g Tamiflu Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen enthält 25,713 g Sorbitol.<br />
30 mg Oseltamivir Suspension liefert 0,9 g Sorbitol. 45 mg Oseltamivir Suspension liefert 1,3 g Sorbitol. 60 mg Oseltamivir Suspension liefert 1,7 g Sorbitol. 75 mg Oseltamivir Suspension liefert 2,1 g Sorbitol. Anwendungsgebiete:<br />
Therapie der Influenza: Bei Patienten ab einem Jahr mit influenzatypischen Symptomen, wenn das Influenzavirus in der Bevölkerung auftritt. Die Wirksamkeit konnte nachgewiesen werden, wenn die Behandlung innerhalb von zwei<br />
Tagen nach erstmaligem Auftreten der Symptome begonnen wurde. Diese Indikation basiert auf klinischen Studien an natürlich vorkommender Influenza, bei welcher die vorherrschende Infektion Influenza A war (siehe veröffentlichte<br />
Fachinformation Abschnitt 5.1 „Pharmakodynamische Eigenschaften“). Tamiflu ist während eines pandemischen Influenzaausbruchs für die Behandlung von Säuglingen unter 12 Monaten indiziert (siehe veröffentlichte Fachinformation<br />
Abschnitt 5.2 „Pharmakokinetische Eigenschaften“). Prophylaxe der Influenza - Postexpositions-Prophylaxe bei Personen im Alter von einem Jahr oder älter nach Kontakt mit einem klinisch diagnostizierten Influenzafall, wenn das Influenzavirus<br />
in der Bevölkerung zirkuliert. - Die angemessene Anwendung von Tamiflu zur Prophylaxe einer Influenza sollte von Fall zu Fall auf Basis der Umstände und der Populationen, welche einen Schutz benötigen, beurteilt werden. In<br />
Ausnahmesituationen (z.B. in Fällen einer Diskrepanz zwischen den zirkulierenden und den im Impfstoff enthaltenen Virusstämmen, und einer pandemischen Situation) kann eine saisonale Prophylaxe bei Personen im Alter von einem Jahr<br />
oder älter erwogen werden. - Tamiflu ist während eines pandemischen Influenzaausbruchs bei Säuglingen unter 12 Monaten zur Postexpositions-Prophylaxe indiziert (siehe veröffentlichte Fachinformation Abschnitt 5.2 „Pharmakokinetische<br />
Eigenschaften“). Tamiflu ist kein Ersatz für eine Grippeschutzimpfung. Über die Anwendung von antiviralen Arzneimitteln für die Behandlung und Prophylaxe von Influenza sollte auf der Basis offizieller Empfehlungen entschieden<br />
werden. Die Entscheidung hinsichtlich des Einsatzes von Oseltamivir zur Behandlung und Prophylaxe sollte die Erkenntnisse über die Eigenschaften der zirkulierenden Influenzaviren, die in der jeweiligen Saison verfügbaren Informationen<br />
über die Empfindlichkeit gegenüber Arzneimitteln gegen Influenza und das Ausmaß der Krankheit in verschiedenen geographischen Gebieten und Patientengruppen berücksichtigen (siehe veröffentlichte Fachinformation Abschnitt 5.1<br />
„Pharmakodynamische Eigenschaften“). Tamiflu kann, auf der Basis begrenzter Pharmakokinetik- und Sicherheitsdaten, während eines pandemischen Influenzaausbruchs zur Behandlung von Säuglingen unter 12 Monaten eingesetzt<br />
werden. Der behandelnde Arzt sollte die Pathogenität des zirkulierenden Stammes und den zugrundeliegenden Gesundheitszustand des Patienten berücksichtigen, um sicherzustellen, dass es einen potenziellen Nutzen für das Kind gibt.<br />
Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Liste der sonstigen Bestandteile: Tamiflu 30 / 45 / 75 mg Hartkapseln: Kapselinhalt: Vorverkleisterte Stärke (Mais), Talk, Povidon,<br />
Croscarmellose-Natrium, Natriumstearylfumarat; Tamiflu 30 mg Hartkapseln: Kapselhülle: Gelatine, Eisenoxidhydrat (E 172), Eisen(III)-oxid (E172), Titandioxid (E 171); Tamiflu 45 mg Hartkapseln: Kapselhülle: Gelatine, Eisen(II,III)-oxid (E<br />
172), Titandioxid (E 171); Tamiflu 75 mg Hartkapseln: Kapselhülle: Gelatine, Eisenoxidhydrat (E 172), Eisen(III)-oxid (E 172), Eisen(II,III)-oxid (E 172), Titandioxid (E 171); Tamiflu 30 / 45 / 75 mg Hartkapseln: Drucktinte: Schellack, Titandioxid<br />
(E 171), FD und C Blau 2 (Indigocarmin, E 132); Tamiflu 12 mg/ml Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen: Sorbitol (E 420), Natriumdihydrogencitrat (E 331[a]), Xanthan-Gummi (E 415), Natriumbenzoat (E 211), Saccharin-<br />
Natrium (E 954), Titandioxid (E 171), Tutti-Frutti-Aroma (enthält Maltodextrine [Mais], Propylenglycol, Arabisches Gummi [E 414] und naturidentische Aromastoffe [hauptsächlich bestehend aus Bananen-, Ananas- und Pfirsich-Aroma]).<br />
Inhaber der Zulassung: Roche Registration Limited, 6 Falcon Way, Shire Park, Welwyn Garden City, AL7 1TW, Vereinigtes Königreich. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe<br />
verboten. Pharmakotherapeutische Gruppe: Antivirales Arzneimittel, ATC-Code: J05AH02 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und<br />
sonstige Wechselwirkungen sowie Informationen zu Schwangerschaft und Stillzeit und zu Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Stand Juni 2011<br />
seite 9
In F l u e n z a<br />
Fortbildung<br />
Influenza - Update 2011<br />
Univ.-Prof. Dr. Ursula Kunze<br />
Man kann es nicht oft genug wiederholen:<br />
Die Influenza ist eine hochansteckende,<br />
potenziell gefährliche Viruserkrankung.<br />
Zirka 350.000 bis 400.000<br />
Menschen erkranken in Österreich<br />
während einer durchschnittlichen Saison,<br />
die jährliche Influenza-assoziierte<br />
Sterblichkeit liegt bei etwa 1000 bis<br />
1200 Personen. Weltweit endet die Erkrankung<br />
nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) jährlich<br />
für 500.000 bis 1,3 Millionen Menschen<br />
tödlich. Die höchste Inzidenz findet<br />
man bei Kindern und Jugendlichen, die<br />
Mortalität ist bei Personen über 65 Jahren<br />
bzw. Personen mit chronischen Erkrankungen<br />
am höchsten. Während des<br />
epidemischen Auftretens von Influenzafällen<br />
häufen sich Spitalsaufenthalte<br />
aus zerebrovaskulären und kardiovaskulären<br />
Gründen. Die Influenza zwingt<br />
auch junge und gesunde Erwachsene<br />
für 1-2 Wochen in den Krankenstand<br />
– wenn keine Komplikationen hinzukommen.<br />
Darauf folgt die für Influenza<br />
typische Erholungszeit von mehreren<br />
Wochen, gekennzeichnet von körperlicher<br />
Schwäche und eingeschränkter<br />
Leistungsfähigkeit. Vor allem ältere<br />
Menschen, Kleinkinder und Menschen<br />
mit Immunschwäche und/oder chronischen<br />
Grundkrankheiten sind durch<br />
Komplikationen der Influenza gefährdet<br />
(Pneumonie, Exazerbationen chronischer<br />
Atemwegserkrankungen, Sinusitis,<br />
Otitis media, Perikarditis, Myositis,<br />
Meningitis oder Enzephalitis).<br />
Damit ist die Influenza nicht nur eine<br />
der häufigsten, sondern auch eine der folgenschwersten<br />
Infektionskrankheiten.<br />
Ökonomische Auswirkungen<br />
Die ökonomischen Auswirkungen<br />
einer Influenza-Epidemie verursachen<br />
einen erheblichen volkswirtschaftlichen<br />
Schaden und die Primärprävention in<br />
Form einer Impfung ist sowohl aus medizinischen<br />
als auch aus volkswirtschaftlichen<br />
Überlegungen sinnvoll. Während<br />
die Kosten der Krankenhausaufenthal-<br />
InfluenzaImpfung laut Österreichischen Impfplan 2011<br />
Die Impfung ist jedem, der sich schützen will, zu empfehlen.<br />
Besonders empfohlen ist die Impfung für<br />
• Kinder (ab 7. Lebensmonat), Jugendliche und Erwachsene mit erhöhter Gefährdung infolge eines<br />
Grundleidens (chronische Lungen-, Herz-, Kreislauferkrankungen, Erkrankungen der Nieren, Stoffwechselkrankheiten<br />
und Immundefekte (angeboren oder erworben).<br />
• Ebenso ist die Impfung für Personen > 50 Jahren empfohlen.<br />
• Betreuungspersonen (z.B. in Spitälern, Altersheimen und im Haushalt) von Risikogruppen<br />
(kranke Kinder, Altersheim) sollen ebenfalls geimpft werden<br />
• Personal mit häufigen Publikumskontakten.<br />
• Reiseimpfung: Bei Reisen in Epidemiegebiete für alle Reisenden.<br />
Tabelle 1<br />
Ärzte und Pflegepersonal haben zudem eine moralische Verpflichtung, sich impfen zu lassen, um<br />
nicht zur Ansteckungsgefahr für ihre Patienten zu werden.<br />
te einen enormen Betrag ausmachen,<br />
verursachen verlorene Produktivität<br />
durch Absenzen vom Arbeitsplatz und<br />
verlorene Lebensjahre den Hauptanteil<br />
der wirtschaftlichen Belastung. Influenza<br />
führt zu reduzierter Arbeitsfähigkeit<br />
und Arbeitsleistung, Abwesenheit vom<br />
Arbeitsplatz und gesteigerter Inanspruchnahme<br />
des Gesundheitssystems<br />
(auch in der jungen Erwachsenenpopulation).<br />
Publikationen zeigten beispielsweise,<br />
dass bei geimpften Arbeitsnehmern<br />
43% weniger Krankenstandstage und<br />
44% weniger Arztbesuche vorkommen,<br />
da weniger Erkrankungen der<br />
Atemwege auftraten. Andere Studien<br />
haben gezeigt, dass die Influenza-<br />
Schutzimpfung bei Personen über 65<br />
zu einer deutlichen Verringerung der<br />
Krankenhauseinweisungen und der<br />
Todesfälle geführt hat. Eine 100%ige<br />
Implementierung der Impfung in allen<br />
Risikogruppen in den EU-25-Ländern<br />
würde zu einer geschätzten Reduktion<br />
von 7,22 Mio. Erkrankungsfällen führen,<br />
1,96 Mio. weniger Arztbesuche,<br />
796.743 weniger Spitalseinweisungen<br />
und 68.537 weniger Todesfälle.<br />
Sehr gute Impfempfehlungen,<br />
mangelhafte umsetzung<br />
Die meisten Länder haben WHO-<br />
oder andere internationale Richtlinien<br />
mit Empfehlungen implementiert und<br />
empfehlen die Impfung für Ältere (in<br />
der Regel > 65 Jahre), Menschen mit<br />
chronischen Erkrankungen und Angehörige<br />
des Gesundheitspersonals. Der<br />
Einschluss weiterer Gruppen (etwa gesunde<br />
Kinder oder schwangere Frauen)<br />
ist relativ selten. Beispielsweise haben<br />
seite 10 DER MEDIZINER 10/2011
nur sechs Länder die Impfempfehlung<br />
für Kinder zwischen 6 Monaten und 3<br />
Jahren.<br />
Österreich gehört zu den Ländern<br />
mit den besten Empfehlungen weltweit.<br />
Die Empfehlung der Impfung für<br />
ältere Personen bereits ab 50 Jahren<br />
gibt es nur in wenigen Ländern (Tab.1).<br />
Zudem hat Österreich eine Impfempfehlung<br />
für alle Kinder! Die entsprechende<br />
Umsetzung dieser Richtlinien<br />
allerdings scheitert seit Jahren, in der<br />
vergangenen Saison wurde mit nur 10%<br />
Durchimpfungsrate ein neuerlicher<br />
Tiefstand erreicht. In der Altersgruppe<br />
ab 60 Jahren sind ca. 35% geimpft, damit<br />
nimmt Österreich im europäischen<br />
Vergleich einen der letzten Plätze ein<br />
und verfehlt haushoch die von der<br />
WHO empfohlene Durchimpfungsrate<br />
von 75% in dieser Altersgruppe. Wesentlich<br />
bessere, zum Teil hohe Durchimpfungsraten<br />
werden in den meisten<br />
europäischen Ländern erzielt, etwa in<br />
Spanien (71%), Großbritannien (70%),<br />
Frankreich (68%) oder Italien (66%).<br />
Die Durchimpfungsraten bei medizinischem<br />
Personal im Gesundheitswesen<br />
sind zwar in ganz Europa bescheiden,<br />
Österreich nimmt auch hier mit<br />
nur 17% Durchimpfungsrate einen der<br />
letzten Plätze ein.<br />
Vorbild „Hausarzt“<br />
Empfehlungen, Einstellungen und<br />
Ratschläge eines über Jahre vertrauten<br />
Arztes sind für die Menschen in der Regel<br />
überaus wichtig und meist entscheidend,<br />
ob sie eine (Präventiv-)Maßnahme<br />
durchführen oder eben nicht. Daher<br />
kommt der Vorbildfunktion des Arztes<br />
eine überaus wichtige Rolle zu, indem<br />
eben im Falle der Influenza-Prävention<br />
die Impfung angeraten und durchgeführt<br />
wird.<br />
Hier gibt es große Unterschiede in unserem<br />
Land: auf der einen Seite diejenigen<br />
ÄrztInnen, die in großem Umfang<br />
die Impfung empfehlen und damit auch<br />
hohe Durchimpfungsraten ihrer Patienten<br />
erreichen, auf der anderen Seite<br />
diejenigen KollegInnen, die schlichtweg<br />
gar nichts tun oder sogar aktiv von der<br />
Impfung abraten. Persönliche Meinungen<br />
und Einstellungen müssen für ÄrztInnen<br />
Privatsache bleiben und dürfen<br />
in der ärztlichen Tätigkeit keine Rolle<br />
spielen. Die Realität sieht, wie wir alle<br />
wissen, anders aus.<br />
10/2011 DER MEDIZINER<br />
Uneinigkeit und wiederholt widersprüchliche<br />
Aussagen aus der Ärzteschaft<br />
müssen zwangsläufig die Bevölkerung<br />
verunsichern und sind mit<br />
Sicherheit ein Hauptgrund für die<br />
niedrigen Impfraten. Wenn das medizinische<br />
System nicht weitgehend geschlossen<br />
dahinter steht, kann es nicht<br />
funktionieren.<br />
Die Impfung: Sinnvolle<br />
Präventionsmaßnahme für alle<br />
Die Influenza-Schutzimpfung für<br />
die klassischen Risikogruppen sollte<br />
mittlerweile eine selbstverständliche<br />
präventivmedizinische Handlung sein!<br />
Experten empfehlen die Impfung aber<br />
nicht nur für bestimmte Gruppen, sondern<br />
prinzipiell jedem, der sich und/<br />
oder die Familie schützen will!<br />
Für schwangere Frauen ist die Impfung<br />
dringend empfohlen, da vor allem<br />
im letzten Trimester eine Influenza<br />
zur ernsten Bedrohung für Mutter<br />
und Kind werden kann. Kinder dürfen<br />
ebenso nicht vergessen werden, sie erkranken<br />
im Rahmen ihrer Erstinfektion<br />
in der Regel schwerer als Erwachsene,<br />
scheiden das Virus über einen längeren<br />
Zeitraum aus und stellen aufgrund des<br />
häufig engen Kontakts mit Gleichaltrigen<br />
wichtige Streuquellen dar. Kinder<br />
gelten somit als die Motoren einer Epidemie.<br />
Die Schutzrate hängt von der Immunlage<br />
und dem Impfstatus des Impflings<br />
ab und liegt in einer Größenordnung<br />
von 70%-90%, der Schutz vor influenzabedingten<br />
Komplikationen liegt deutlich<br />
höher. Außerdem spielt das Alter<br />
des Impflings eine Rolle, in der Regel<br />
ist die Immunantwort bei jüngeren<br />
Menschen besser. Man kann davon ausgehen,<br />
dass durch regelmäßige jährliche<br />
Impfungen die Schutzrate ansteigt.<br />
Wie kann die Durchimpfungsrate<br />
in Österreich gesteigert werden?<br />
Eine substanzielle Steigerung der<br />
Durchimpfungsrate scheint in unserem<br />
Land zumindest für die nahe Zukunft<br />
nicht realistisch. Unser Land war immer<br />
unter den Schlusslichtern Europas, dennoch<br />
ist es Österreich “gelungen“, in der<br />
vergangenen Saison 2010/11 noch weiter<br />
abzusinken und einen historischen<br />
Tiefstand zu erreichen (700.000 Impfdosen).<br />
Dies ist zunächst hinzunehmen,<br />
kann jedoch aus Public-Health-Sicht<br />
In F l u e n z a<br />
Fortbildung<br />
nicht ohne Weiteres akzeptiert werden.<br />
Wir alle müssen uns der Verantwortung<br />
stellen und weiterhin, gegen alle Widerstände,<br />
versuchen, der Prävention<br />
dieser Infektionskrankheit den Stellenwert<br />
zu verschaffen, den sie verdient<br />
und benötigt.<br />
Dies wird nur möglich sein, wenn bestimmte<br />
Voraussetzungen erfüllt sind,<br />
wie zum Beispiel ein geeintes und proaktives<br />
Vorgehen der Ärzteschaft bzw.<br />
des medizinischen Systems (auf Basis<br />
der evidenced based medicine), eine<br />
objektive und verständliche Information<br />
der Bevölkerung oder eine angemessene<br />
Finanzierung bzw. Refundierung<br />
der Impfstoffkosten.<br />
Univ.-Prof. Dr. Ursula Kunze<br />
Institut für Sozialmedizin<br />
Zentrum für Public Health<br />
Medizinische Universität Wien<br />
Rooseveltplatz 3, A-1090 Wien<br />
ursula.kunze@meduniwien.ac.at<br />
seite 11
sc h I z o p h r e n I e<br />
Fortbildung<br />
Genderspezifische Aspekte der Schizophrenie<br />
Dr. Andjela Bäwert, Dr. Bernadette Winklbaur<br />
Seit einigen Jahren werden sowohl<br />
im Rahmen der Diagnostik als auch der<br />
Therapie von psychiatrischen Erkrankungen<br />
Genderaspekte als integraler<br />
Bestandteil einer „state-of-the-art“<br />
Behandlung berücksichtigt. Betrachtet<br />
man im Speziellen die Schizophrenie,<br />
so ist das Erkrankungsrisiko bei Männer<br />
und Frauen gleich hoch, bei ca. 1%.<br />
Allerdings ist bekannt, dass schon bei<br />
der Krankheitsentstehung genderspezifische<br />
Unterschiede eine große Rolle<br />
spielen, da schon intrauterin Hormone<br />
das Zentralnervensystem von männlichen<br />
und weiblichen Feten in unterschiedlichem<br />
Maße beeinflussen. Des<br />
weiteren zeigen sich Unterschiede beim<br />
Manifestationsalter, der psychopathologischen<br />
Symptomatik, beim Verlauf<br />
sowie dem Ansprechen auf eine medikamentöse<br />
Therapie.<br />
Zahlreiche Untersuchungen bezüglich<br />
der geschlechtsspezifischen Merkmale<br />
bei Schizophrenie wurden in den<br />
letzten Jahren unternommen, allerdings<br />
existieren nur wenige evidenzbasierte<br />
Untersuchungen, die neben den Unterschieden<br />
in der Symptomatik auch<br />
genderspezifische Wirkungen und Nebenwirkungen<br />
von Psychopharmaka im<br />
Rahmen dieser Diagnose beurteilen.<br />
Einleitung<br />
Männer und Frauen unterscheiden<br />
sich – nicht nur in ihrer Physiognomie<br />
sondern auch bei der Entstehung,<br />
dem Verlauf und der Behandlung von<br />
somatischen wie auch psychiatrischen<br />
Krankheiten. Betrachtet man epidemiologische<br />
Studien, so wird evident, dass<br />
Frauen häufiger mit psychiatrischen<br />
Erkrankungen, insbesondere affektive<br />
Störungen, diagnostiziert werden.<br />
Zudem werden komorbide psychiatrische<br />
Diagnosen häufiger bei Frauen<br />
beobachtet, was zur gleichzeitigen Einnahme<br />
von unterschiedlichen Pharmaka<br />
mit entsprechendem Interaktionspotential<br />
führen kann. Männer hingegen<br />
weisen höhere Prävalenzraten bezüglich<br />
Substanzmissbrauch und -abhängigkeit<br />
auf. Untersuchungen zufolge<br />
sind ca. zwei Drittel aller Suchtkranken<br />
männlichen Geschlechts. (Rehm et al.,<br />
2005).<br />
Epidemiologie<br />
Das Lebenszeitrisiko an einer Schizophrenie<br />
zu erkranken ist für Männer<br />
wie auch für Frauen gleich hoch und<br />
liegt bei ca. 1%. Betrachtet man allerdings<br />
dass Manifestationsalter wie<br />
auch den Krankheitsverlauf, so werden<br />
geschlechtsspezifische Unterschiede<br />
deutlich. Publikationen belegen, dass<br />
Männer um durchschnittlich drei bis<br />
fünf Jahre früher erkranken als Frauen<br />
(Jacobi et al., 2004, Riecher-Rössler A<br />
& Häfner H., 2000).<br />
Geschlechtsspezifische unterschiede<br />
der Erstmanifestation<br />
Zahlreiche wissenschaftliche Publikationen<br />
weisen auf geschlechtsspezifische<br />
Unterschiede bei der Erstmanifestation<br />
einer Schizophrenie hin (Hafner 2003,<br />
Riecher-Rossler and Hafner 2000). So<br />
sind Männer beim Auftreten erster<br />
Symptome einer Schizophrenie bzw. bei<br />
Tabelle 1<br />
Prävalenz einzelner psychiatrischer Störungen (Lebenszeit) in der Allgemeinbevölkerung<br />
(GHS, MHS; n=4181)<br />
Lebenszeit<br />
Störungen (DSM-IV) Männer % Frauen %<br />
Psychiatrische Erkrankung als „Folge medizinischer Erkrankung“ 1.8 2.7<br />
Substanzmissbrauch und -abhängigkeit 15.6 4.2<br />
Alkoholmissbrauch und -abhängigkeit 14.4 2.6<br />
Schizophrenie und andere psychotische Störungen 4.1 5.0<br />
Unipolare Depressionen 11.1 23.3<br />
Bipolare Störungen 0.8 1.2<br />
Panikstörungen 2.2 5.5<br />
Schmerzstörungen 7.8 17.8<br />
Essstörungen 0.3 1.3<br />
Generalisierte Angsstörungen 1.0<br />
12 Monate<br />
2.1<br />
Phobien 7.5 17.7<br />
Tabelle 1: Jacobi F., Wittchen H.-U., Hölting C., Höfler M., Pfister H., Müller N., Lieb R. Prevalence,<br />
co-morbidity and correlates of mental disorders in the general population : results from the German<br />
Health Interview and Examination Survey (GHS). Psychological Medicine 2004, 34, 1-15.<br />
seite 12 DER MEDIZINER 10/2011
der ersten stationären Aufnahme aufgrund<br />
einer Erstmanifestastion meist<br />
in den frühen Zwanzigern, wohingegen<br />
Frauen Mitte bis Ende Zwanzig sind<br />
(Riecher-Rössler & Hafner, 2000; Hafner,<br />
2003).<br />
Das frühere Manifestationsalter bei<br />
männlichen Patienten konnte in beinahe<br />
allen Kulturkreisen nachgewiesen<br />
werden. Allein bei positiver familiärer<br />
Anamnese und somit genetischer<br />
Belastung wird diese Diskrepanz verkleinert<br />
und verschwindet nahezu vollkommen<br />
(Goldstein et al. 2010; Halbreich<br />
und Kahn 2003). Bei Frauen wird<br />
in der Literatur zusätzlich ein zweiter<br />
Manifestationsgipfel bei 45-50-jährigen<br />
Patientinnen beschrieben, wobei das<br />
vermehrte Auftreten von erstmaligen<br />
Symptomen einer Schizophrenie in einen<br />
kausalen Zusammenhang mit dem<br />
Abfall des Östrogenspiegels zum Zeitpunkt<br />
der Menopause vermutet wird.<br />
Bei Männern ist ein derartiger zweiter<br />
Erstmanifestationsgipfel nicht zu beobachten<br />
(Canuso und Pandina 2007).<br />
Auch die Vulnerabilität bezüglich verschiedener<br />
Ausprägungsformen einer<br />
Schizophrenie zeigt geschlechtsspezifische<br />
Besonderheiten: So weiß man heute,<br />
dass ein früher Erkrankungsbeginn,<br />
wie oftmals bei Männern beobachtet<br />
wird, mit einer schlechteren Prognose<br />
assoziiert ist, wohingegen Frauen, die<br />
später erkranken, einen meist besseren<br />
Krankheitsverlauf zu erwarten haben.<br />
Das frühe Erkrankungsalter von<br />
männlichen Patienten führt oftmals zu<br />
negativen Auswirkungen hinsichtlich<br />
der sozialen Integration, da sich gerade<br />
Männer Anfang bis Mitte Zwanzig in<br />
ihrer beruflichen Aus- oder Weiterbildung<br />
befinden sowie dies auch oftmals<br />
der Zeitpunkt für eine Familiengründung<br />
ist.<br />
Genderspezifische Symptomatik<br />
Einige Untersuchungen haben sich<br />
mit genderspezifischen Unterschieden<br />
bezüglich Ausprägung und Symptomatik<br />
der Schizophrenie beschäftigt, und<br />
belegen, dass es auch hinsichtlich der<br />
auftretenden Symptome Divergenzen<br />
bei den Geschlechtern gibt. So weisen<br />
Studien auf die verstärkte Ausprägung<br />
der Negativsymptomatik, beispielsweise<br />
verminderten Antrieb oder auch Affektverflachung,<br />
bei Männern hin, wie<br />
auch antisoziales Verhalten und paranoide<br />
Gedanken dominieren, wohinge-<br />
10/2011 DER MEDIZINER<br />
gen bei Frauen häufiger affektive und<br />
somatische Beschwerden als komorbide<br />
psychiatrische Störungen auftreten<br />
(Cyr et al., 2000; Seeman 2000). Bei<br />
Männern wiederum können verstärkt<br />
auftretende negative Symptome, wie<br />
Anhedonie und Apathie, zu einer Beeinträchtigung<br />
der sozialen und beruflichen<br />
Integration führen.<br />
Neben der Positiv- und Negativsymptomatik<br />
spielen kognitive Dysfunktionen<br />
eine zentrale Rolle bei schizophrenen<br />
Erkrankungen. Hier sind vor allem<br />
Beeinträchtigungen im Bereich der Aufmerksamkeit,<br />
des Arbeitsgedächtnisses<br />
sowie exekutiver Funktionen zu nennen.<br />
Da neurokognitive Defizite auch<br />
nach dem Abklingen akuter Krankheitsphasen<br />
bestehen bleiben, sind sie<br />
von zentraler Bedeutung für die soziale<br />
und berufliche Wiedereingliederung der<br />
Patienten. Bisherige Untersuchungen<br />
zu genderspezifischen Unterschieden in<br />
der neurokognitiven Performance schizophrener<br />
Patienten sind uneinheitlich.<br />
Während einige Untersuchungen keine<br />
Unterschiede zwischen den Geschlechtern<br />
finden, postulieren andere eine<br />
deutlichere Ausprägung kognitver Defizite<br />
bei männlichen Patienten.<br />
Eine jüngst veröffentlichte Studie<br />
von Bozikas et al. (2010) verglich mittels<br />
einer umfassenden neuropsychologischen<br />
Testbatterie 96 Patienten mit<br />
einer diagnostizierten Schizophrenie<br />
(56 Männer/40 Frauen) mit 62 gesunden<br />
Kontrollen (31 Männer/31 Frauen).<br />
Hierbei wurden sowohl bei gesunden<br />
Frauen wie auch bei Patientinnen mit<br />
Schizophrenie bessere Leistungen in<br />
Bezug auf „verbales Lernen und Gedächtnis“<br />
aufgezeigt. Demzufolge zeigen<br />
sich bei Schizophrenen dieselben<br />
geschlechtspezifischen Unterschiede in<br />
Bezug auf neurokognitive Fähigkeiten<br />
wie sie auch bei der Normalbevölkerung<br />
vorkommen. Weitere Untersuchungen<br />
auf dem Gebiet der Neurowissenschaften<br />
werden notwendig sein<br />
um therapeutische Strategien für beide<br />
Geschlechter zu optimieren. Diese<br />
Entwicklung konnte schon in letzten<br />
Jahren beobachtet werden, da die wissenschaftliche<br />
Auseinandersetzung mit<br />
geschlechtsspezifischen Aspekten bei<br />
dieser psychiatrischen Diagnose massiv<br />
an Bedeutung zugenommen hat.<br />
Zusätzlich belegen Untersuchungen,<br />
dass gemäß der höheren Prävalenz von<br />
Suchterkrankungen bei Männern ins-<br />
sc h I z o p h r e n I e<br />
Fortbildung<br />
gesamt, männliche schizophrene Patienten<br />
in höherem Maße von komorbidem<br />
Alkohol- und Substanzmissbrauch<br />
betroffen sind. (Dixon 1999). Demnach<br />
erscheint eine gesellschaftliche Wiedereingliederung<br />
bei an Schizophrenie<br />
erkrankten Männern zusätzlich erschwert.<br />
Bei Frauen hingegen, wo die<br />
Erstmanifestation einer Schizophrenie<br />
meist erst am Ende der dritten Lebensdekade<br />
eintritt - in einer Lebensphase<br />
demnach, in der viele Frauen bereits<br />
eine Familie gegründet haben und soziale<br />
Integration und Anpassung schon<br />
vorhanden sind – erscheint eine soziale<br />
Reintegration als einfacher durchführbar.<br />
Hypothesen für geschlechtsspezifische<br />
unterschiede<br />
Eine mögliche Erklärung für geschlechtspezifische<br />
Unterschiede bei<br />
schizophrenen Erkrankungen könnte<br />
die Östrogenhypothese bieten, da<br />
vermutet wird, dass Östradiol die Sensitivität<br />
von Dopaminrezeptoren im<br />
Gehirn moduliert und somit positiv<br />
beeinflusst. Das Erklärungsmodell der<br />
Östrogenhypothese wird weiters durch<br />
die Tatsache gestützt, dass bei Frauen<br />
der zweite Gipfel der Erstmanifestation<br />
einer Schizophrenie im mittleren<br />
Alter liegt; in einer Phase also, in welcher<br />
der Östrogenspiegel im Rahmen<br />
der Menopause absinkt. Des Weiteren<br />
wurde bei schizophrenen Frauen, die<br />
einen höheren Östrogenspiegel hatten,<br />
ein positiver Effekt im Sinne einer Verbesserung<br />
von neurokognitiven Leistungen,<br />
wie Gedächtnis und Exekutivfunktionen,<br />
nachgewiesen, sowie sich<br />
ein insgesamt besserer Krankheitsverlauf<br />
gezeigt hat. Studien belegen, dass<br />
schizophrene Frauen nicht nur häufiger<br />
ambulant behandelt werden, geringere<br />
Neuroleptikadosen benötigen und eine<br />
höhere Compliance an den Tag legen im<br />
Vergleich zu gleichermaßen erkrankten<br />
Männern, sondern dass Patientinnen<br />
insgesamt früher auf antipsychotische<br />
Behandlung ansprechen (Szymanski et<br />
al., 1995).<br />
Geschlechtsspezifische unterschiede<br />
bei der Behandlung<br />
Trotz der Einführung von Antipsychotika<br />
der 2. Generation, spielen<br />
Nebenwirkungen bei der Schizophreniebehandlung<br />
eine Schlüsselrolle.<br />
In diesem Zusammenhang sei auf die<br />
hohen Therapieabbruchraten aufgrund<br />
seite 13
sc h I z o p h r e n I e<br />
Fortbildung<br />
von Nebenwirkungen sowohl klassischer<br />
als auch neuer Antipsychotika<br />
bei beiden Geschlechtern hingewiesen<br />
(Dickson et al., 2000; Tandon et Halbreich.,<br />
2003). Antipsychotika der 2. Generation,<br />
wie Olanzapin, Risperidon,<br />
Clozapin, Ziprasidon oder Quetiapin,<br />
sind insgesamt besser verträglich und<br />
verursachen weniger ausgeprägte extrapyramidale<br />
Effekte, allerdings können<br />
diese psychopharmakologischen Substanzen<br />
zusätzlich eine Reihe hormoneller,<br />
unerwünschter Nebenwirkungen<br />
hervorrufen, so beispielsweise Gewichtszunahme<br />
wie auch sexuelle Malfunktion.<br />
Außerdem belegen Studien,<br />
dass vor allem bei jungen Frauen einen<br />
Zusammenhang zwischen erhöhtem<br />
Prolaktinspiegel und Osteoporose besteht<br />
(Graham et al., 2011; Stubbs 2009).<br />
Ältere Antipsychotika wie beispielsweise<br />
Haloperidol oder Chlorpromazin,<br />
aber auch Risperidon und Amisulprid<br />
hingegen, können durch eine Erhöhung<br />
der Prolaktinkonzentration (Hyperprolaktinaemie)<br />
kontrazeptiv wirken.<br />
Eine Umstellung auf neue Atypika, wie<br />
Olanzapin, Quetiapin, oder Clozapin<br />
und Ziprasidon hebt diesen Effekt<br />
wieder auf, erhöht allerdings somit das<br />
Risiko einer ungewollten Schwangerschaft<br />
(Gregoire & Pearson 2002). All<br />
diese Wirkeigenschaften wie auch das<br />
Nebenwirkungsprofil bedingen eine<br />
sorgfältige Berücksichtigung neuroendokriner<br />
Nebeneffekte von Neuroleptika<br />
bei der Behandlung von Frauen.<br />
Zurzeit gib es nur eine limitierte Anzahl<br />
an Untersuchungen, die im Speziellen<br />
Auswirkungen von Antipsychotika<br />
auf Feten beleuchten. Patton et al.<br />
(2002) belegten in einer Metananalyse,<br />
dass Neugeborene, die in untero antipsychotischer<br />
Medikation ausgesetzt<br />
waren, insgesamt ein erhöhtes Risiko<br />
einer Frühgeburt hatten sowie geringes<br />
Geburtsgewicht im Vergleich zu<br />
nicht schizophreniekranken Frauen<br />
aufwiesen (Patton et al., 2002). Einen<br />
Vergleich von schwangeren Patientinnen<br />
unter Medikation mit Risperidon,<br />
Quetiapin und Clozapin mit gesunden<br />
Kontrollen führten McKenna et al.<br />
durch (McKenna et al., 2005). Hierbei<br />
zeigten sich keine signifikanten Unterschiede<br />
bezüglich Fehlgeburten, Frühgeburten,<br />
kongenitaler Missbildungen<br />
und perinataler Syndrome, allerdings<br />
wurde auch bei dieser Untersuchung<br />
ein geringeres Geburtsgewicht bei<br />
Behandlung mit Antipsychotika zu<br />
nichterkrankten Müttern und deren<br />
Feten festgestellt. Auch Reis et al. beschreiben<br />
in einer Untersuchung, dass<br />
zwar ein erhöhtes Malformationsrisiko<br />
Risiko für Neugeborene besteht, dass<br />
aber vor allem eine signifikant erhöhte<br />
Rate an Gestationsdiabetes wie auch<br />
ein um 40% erhöhtes Risiko einer Kaiserschnitt-Entbindung<br />
besteht (Reis<br />
und Källen 2008). Somit erscheint es als<br />
unerlässlich, dass unerwünschte Wirkungen<br />
von Neuroleptika in der Therapie<br />
von schwangeren schizophrenen<br />
Patientinnen in besonderer Weise berücksichtigt<br />
werden um die Gefahren<br />
für die Kinder so gering wie möglich zu<br />
halten.<br />
Einige wissenschaftliche Untersuchungen<br />
sind bislang zum Themenkomplex<br />
„Sexualstörungen im Rahmen<br />
einer Therapie mit Antispychotika“<br />
durchgeführt worden. So weisen Daten<br />
darauf hin, dass Störungen der sexuellen<br />
Appetenz, der Erregbarkeit sowie<br />
des Orgasmus in großem Ausmaß<br />
durch die Erkrankung per se verursacht<br />
werden, und keine Nebenwirkung antipsychotischer<br />
Medikation darstellen<br />
(Tenback et al. 2006; Kockott & Pfeiffer,<br />
1996). Aber es gibt auch gegensätzlich<br />
Publikationen, die Störungen des<br />
sexuellen Erlebens wie auch diesbezüglicher<br />
Funktionsstörungen nur als Auswirkungen<br />
eines erhöhten Prolaktinspiegels<br />
ansehen, und somit die These<br />
untersteichen, dass diese Nebenwirkungen<br />
nur aufgrund der antipsychotischen<br />
Medikation auftreten (Plevin D et al.,<br />
2007). Betrachtet man insgesamt die<br />
Patientenpopulation von psychiatrisch<br />
Erkrankten, kann man eine 2- bis 4-mal<br />
höhere Wahrscheinlichkeit eine sexuelle<br />
Funktionsstörung zu entwickeln,<br />
erkennen (Weig, 2006). Interessant erscheint,<br />
dass bei Opioid-Suchtkranken<br />
mit zusätzlich affektiven Erkrankungen<br />
sowie bei Schizophrenen besonders<br />
hohe Prävalenzen aufscheinen.<br />
Zusammenfassung<br />
Die Unterschiede im Manifestationsalter<br />
gepaart mit der vorherrschenden<br />
Symptomatik, der wahrscheinliche Einfluss<br />
von Östrogenen bei Ausprägung<br />
und Verlauf wie auch das unterschiedliche<br />
Ansprechen auf antipsychotische<br />
Medikation bei Frauen und Männern,<br />
unterstreichen die enorme Bedeutung<br />
von genderspezifischer Forschung<br />
in der Diagnostik und Therapie der<br />
Schizophrenie. Um eine adäquate Be-<br />
handlung zu gewährleisten erscheint<br />
es unerlässlich geschlechtsspezifische<br />
Überlegungen in ein gutes Betreuungskonzept<br />
zu integrieren, das physiologische<br />
Grundlagen sowohl des weiblichen<br />
wie auch des männlichen Organismus<br />
berücksichtigt. Hierzu bedarf es nicht<br />
nur epidemiologischer Studien bezüglich<br />
pharmakokinetischer Aspekte,<br />
wie beispielsweise Divergenzen in der<br />
körperlichen Konstitution (Metabolisierungsauffälligkeiten,Stoffwechselveränderungen<br />
usw.) oder Exploration<br />
von Unterschieden bezüglich Ansprechen<br />
auf bestimmte Therapieansätze,<br />
sondern es sollten auch soziale Aspekte<br />
wie Beruf und gesellschaftliche Stigmatisierung<br />
bei dieser Diagnose beleuchtet<br />
werden und in eine „state-of-the-art“-<br />
Behandlung miteinfließen. Nur so wird<br />
es möglich sein, dass schizophrene Patienten<br />
in Langzeitbehandlungen bleiben<br />
und die Lebensqualität bei dieser<br />
schweren, chronischen psychiatrischen<br />
Erkrankung deutlich verbessert wird.<br />
Dr. Andjela Bäwert<br />
Universitätsklinik für Psychiatrie<br />
Medizinische Universität Wien<br />
Währinger Gürtel 18-20<br />
1090 Wien<br />
Telefon: +43 1 40400 3547<br />
Fax: +43 1 40400 3629<br />
andjela.baewert@meduniwien.ac.at<br />
seite 14 DER MEDIZINER 10/2011<br />
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31
10/2011 DER MEDIZINER<br />
Fachkurzinformation und Referenzen siehe Seite 18<br />
seite 15
mo r b u s su d e c k<br />
Fortbildung<br />
Aktuelle Diagnoserichtlinien und Therapieoptionen<br />
bei Morbus Sudeck (CRPS I)<br />
OÄ Dr. Gerda Vacariu<br />
Einleitung<br />
Die Diagnosestellung eines Morbus<br />
Sudeck fällt häufig in die Fachgebiete<br />
der Orthopädie und Unfallchirurgie.<br />
Seit 1995 ist die international vorgeschlagene<br />
Terminologie für dieses meist<br />
im Anschluss an ein Trauma auftretende<br />
Schmerzsyndrom COMPLEX RE-<br />
GIONAL PAIN SYNDROM (CRPS).<br />
Im traumatologischen Bereich wird jedoch<br />
weiterhin gerne von einer Sudeck-<br />
Dystrophie gesprochen. Der Terminus<br />
Complex Regional Pain Syndrome Typ<br />
I (CRPS I) ersetzt die frühere Bezeichnung<br />
Reflex Sympathetic dystrophy<br />
(RSD). Complex Regional Pain Syndrome<br />
Typ II (CRPS II) entspricht der<br />
Kausalgie und setzt eine nachweisbare<br />
Nervenläsion voraus.<br />
Die neue Terminologie erweitert die<br />
von Sudeck als entzündliches Geschehen<br />
interpretierte Pathogenese. Auch wenn<br />
derzeit noch nicht alle Faktoren, die zu<br />
einem CRPS führen, bekannt sind, so<br />
konnten doch rezente Forschungsergebnisse<br />
den Hinweis auf primär neurogene<br />
Prozesse bestärken. Die derzeit vorliegenden<br />
Erkenntnisse zur Pathophysio-<br />
Anzeichen für Morbus Sudeck<br />
aus 4 Kategorien<br />
1. Schmerz/ sensorische Störung<br />
2. Vasomotorik: Hautverfärbung/<br />
Temperaturdifferenz<br />
Tabelle 1<br />
3. Sudomotorik/Ödem: Weichteilschwellung,<br />
Veränderung der Schweißsekretion<br />
4. Motorische/ Trophische Zeichen:<br />
Gelenkseinsteifung, Muskelschwäche, Tremor<br />
bis Dystonie, trophische Störung von<br />
Haut, Haar- und Nagelwuchs.<br />
logie des CRPS gehen von einer Irritation<br />
dünner C-Nervenfasern aus, welche<br />
zu einer neurogenen Entzündung in der<br />
betroffenen Region und in der Folge zu<br />
einer peripheren und zentralen Sensibilisierung<br />
auf Rückenmarksebene sowie<br />
zu Umformungsprozessen im Bereich<br />
des somatosensorischen Cortex führen.<br />
Die autonomen Störungen werden auf<br />
eine Kopplung sympatischer Nervenfasern<br />
mit afferenten Fasern in der Peripherie<br />
und im Bereich des Hinterhorns<br />
und auf eine Hypersensitivität auf zirkulierende<br />
Katecholamine zurückgeführt.<br />
Neben einem Ungleichgewicht<br />
des afferenten Informationsflusses<br />
mit zentralen Umformungsprozessen<br />
dürften auch genetische Faktoren eine<br />
Rolle spielen. Epidemiologische Studien<br />
zeigten eine höhere Prävalenz bei<br />
Frauen und in kaukasischen Bevölkerungsgruppen.<br />
In einer amerikanischen<br />
Populationsgruppe wurde eine jährliche<br />
Inzidenz von 5,5/100 000 festgestellt; in<br />
einer europäischen Studie hingegen von<br />
26,2/100 000/J.<br />
Diagnose<br />
Die Problematik der klinischen Diagnose<br />
ist, ab wann Symptome, die<br />
zunächst durchaus einem posttraumatischen<br />
oder postoperativen Verlauf entsprechen,<br />
suspekt für die Entwicklung<br />
eines CRPS sind. Wesentlich erscheint<br />
die Beachtung einer neuropathischen<br />
Schmerzkomponente. Häufig werden<br />
Brennschmerzen mit Hyperalgesie auf<br />
Druck und Temperatur und ausgeprägte<br />
Berührungsempfindlichkeit im Sinne einer<br />
taktilen Allodynie angegeben oder<br />
es wird ein tief liegender, einschnürender<br />
Schmerz, welcher durch Bewegung<br />
oder Senkung der betroffenen Extremi-<br />
tät verstärkt wird, empfunden. Die Diagnose<br />
stützt sich auf die klinische Untersuchung.<br />
Apparative Untersuchungen<br />
können die klinische Diagnosestellung<br />
unterstützen, sind jedoch vor allem für<br />
die Differentialdiagnostik wichtig.<br />
Ein Complex Regional Pain Syndrome<br />
kann angenommen werden, wenn<br />
zumindest anamnestisch Zeichen aus<br />
allen 4 Kategorien vorhanden waren<br />
und die klinischen Symptome durch<br />
keine weiter bestehende Pathologie erklärbar<br />
sind.<br />
Der Morbus Sudeck wurde in 3 Stadien<br />
unterteilt. Da man allerdings diese<br />
Stadien im Verlauf eines CRPS nicht immer<br />
findet, wird derzeit die Einteilung in<br />
Subtypen mit unterschiedlicher Ausprägung<br />
der Symptomatik diskutiert. Für<br />
die Therapie ist eine symptomorientierte<br />
Stadieneinteilung zur Festlegung der<br />
therapeutischen Schwerpunkte jedenfalls<br />
empfehlenswert.<br />
Das erste neurovaskuläre Stadium<br />
findet sich bei den meisten Trauma-induzierten<br />
Formen des CRPS in den ersten<br />
3 Monaten. Es steht die neurogene<br />
„entzündliche“ Komponente mit Überwärmung,<br />
Hautrötung, Schwellung im<br />
Vordergrund. Zum Unterschied zu einem<br />
entzündlichen Prozess besteht eine<br />
neuropathische Schmerzkomponente<br />
mit Hyperalgesie und häufig Allodynie<br />
(Schmerzempfinden auf nicht-schmerzhafte<br />
Reize wie Berührung). Häufig<br />
zeigt sich in diesem Stadium bereits<br />
eine vermehrte Sudomotorik.<br />
Beim dystrophen Stadium findet sich<br />
meist eine Hypothermie, die Hautverfärbung<br />
wird blass, livid, mit glänzen-<br />
seite 16 DER MEDIZINER 10/2011
dem Hautkolorit, die Sudomotorik ist<br />
meist verstärkt. Die trophischen Veränderungen<br />
sind vorwiegend auf die<br />
oft ausgeprägte Vasokonstriktion auf<br />
sympathische Reize zurückzuführen<br />
Zunehmend kommt es zu einer Einsteifung<br />
der Gelenke. Die Patienten können<br />
die betroffene Extremität oft nicht<br />
richtig ansteuern und es besteht eine<br />
deutliche Muskelschwäche, gelegentlich<br />
auch eine Dystonie. Die Schmerzqualität<br />
ist meist deutlich neuropathisch.<br />
Bei Kindern und Jugendlichen zeigt<br />
sich oft von Beginn an eher diese „dystrophe“<br />
Form mit oft ausgeprägter Hypothermie<br />
und „Pseudoparese“ der betroffenen<br />
Extremität.<br />
Das atrophe Stadium ist charakterisiert<br />
durch zunehmende Atrophie des<br />
Gewebes und Gelenkkontrakturen. Es<br />
tritt bei sehr schweren Verläufen und<br />
bei mangelnder oder zu spät einsetzender<br />
Therapie auf. Die Defizite in diesem<br />
Stadium lassen sich nicht mehr vollkommen<br />
zurückbilden.<br />
Da die Ausprägung eines Complex<br />
Regional Pain Syndrome von sehr milden<br />
Verläufen mit Spontanheilung bis<br />
zu massiver Behinderung schwankt,<br />
sollte früh an die mögliche Entwicklung<br />
eines CRPS und entsprechende Therapiemaßnahmen<br />
gedacht werden.<br />
Unter laufender Betreuung können<br />
Patienten auch früh über ein mögliches<br />
CRPS informiert werden, da bei<br />
früher adäquater Behandlung auch mit<br />
sehr guten Verläufen zu rechnen ist.<br />
Die Streitfrage „Ist das ein Sudeck oder<br />
nicht?“ stellt sich daher nur im Sinne<br />
des Ausschlusses von behandlungsbedürftigen<br />
Differentialdiagnosen!<br />
therapie<br />
Für den Behandlungserfolg ist unter<br />
Beachtung von Differentialdiagnosen<br />
die frühe Erkennung von CRPS-Zeichen<br />
entscheidend. Schmerzreduktion<br />
und funktionelle Wiederherstellung<br />
sind primäres Ziel der therapeutischen<br />
Interventionen. Die Therapie sollte immer<br />
individuell und symptombezogen<br />
gestaltet werden.<br />
Bewegungstherapien mit neurophysiologischen<br />
Techniken, wie etwa Spiegeltherapie,<br />
sowie vorsichtige Gelenksmobilisierung<br />
unter Beachtung der<br />
Schmerzgrenze sind die Schwerpunkte<br />
10/2011 DER MEDIZINER<br />
in der Physio- und Ergotherapie. Die<br />
manuelle Lymphdrainage hat neben der<br />
abschwellenden Wirkung auch einen<br />
positiven Effekt auf die neuropathische<br />
Schmerzsymptomatik.<br />
Die medikamentöse Therapie sollte<br />
„Stadien“-gerecht angepasst werden.<br />
Bei posttraumatischen CRPS mit Vorwiegen<br />
der „entzündlichen“ Zeichen<br />
mit ausgeprägter Schwellung kann die<br />
kurzfristige systemische Gabe von Steroiden<br />
(Prednisolonäquivalent 1,5mg/<br />
kg KG ) erfolgreich sein. Bei milderen<br />
Verläufen ist ein Therapieversuch mit<br />
Calcitonin nasal wegen des geringen<br />
Nebenwirkungsspektrums und des positiven<br />
Effekts auf den Knochenstoffwechsel<br />
empfehlenswert. Auch für Bi-<br />
phosphonate (Alendronat, Pamidronat,<br />
Clodronat) liegen positive Wirkungsnachweise<br />
vor. Ein Therapieversuch<br />
mit Radikalfängern (lokal DMSO, systemisch<br />
Vit.C) kann die bei Gewebeverletzung<br />
freigesetzten nozieptiv und<br />
zytotoxisch wirkenden Radikale verringern.<br />
Grundsätzlich sind NSAR am Be-<br />
ginn der Erkrankung zu empfehlen. Die<br />
Schmerztherapie sollte prinzipiell dem<br />
WHO-Stufenschema folgen. Bei den<br />
oft primär „kalten“ CRPS-Formen mit<br />
dystrophen Zeichen liegt der Schwerpunkt<br />
auf der Behandlung des neuropathischen<br />
Schmerzes und der Vasokonstriktion.<br />
Bei ausgeprägten Schmerzen und unter<br />
Beachtung des Suchtprofils können<br />
auch Opiate (Oxycodon oder transdermales<br />
Fentanyl, Bubrenorphin, retardiertes<br />
Tramadol) eingesetzt werden.<br />
Gabapentin ist als Komedikation bei<br />
neuropathischen Schmerzen zu empfehlen,<br />
ebenso wie die klassischen trizyklischen<br />
Antidepressiva (Amitryptilin).<br />
Das Nebenwirkungsspektrum ist allerdings<br />
zu beachten. Auch Noradrenalin-<br />
Serotonin-Wiederaufnahmehemmer<br />
(NSSRI) sind eine therapeutische Option.<br />
So zeigte das NSSRI Duloxetin eine<br />
Wirksamkeit bei schmerzhaften Polyneuropathien.<br />
Zur Verbesserung der Mikrozirkulation<br />
im Gewebe können einfache<br />
balneotherapeutische Anwendungen<br />
wie das Kohlensäurebad hilfreich sein.<br />
Auch Ilomedin, welches sich bei posttraumatischem<br />
Knochenmarksödem als<br />
wirksam erweist, kann verwendet werden.<br />
Bei starker Vasokonstriktion sind<br />
α-adrenerge-Antagonisten eine weitere<br />
therapeutische Option.<br />
Bildgebung bei CRPS I<br />
mo r b u s su d e c k<br />
Fortbildung<br />
Bildgebung bei CRPS I<br />
NMR: „fleckiges“ Knochenmark<br />
Bildgebung bei CRPS I<br />
NMR: „fleckiges“ nMR: Knochen<br />
„fleckiges“ Knochenmarksödem<br />
Szintigraphie: in mehreren Knochen Tracer<br />
Szintigraphie:<br />
Tracerakkumula<br />
Tracerakkumulation mit gelenknaher<br />
Akzentuierung<br />
Szintigraphie: Tracerakku<br />
Röntgen: diffuse „ fle<br />
diffuse „fleckige“ Osteoporose<br />
Abbildung 1<br />
Röntgen: diffuse „ fleckige“ Os<br />
Röntgen: diffuse „ fleckige<br />
Sympathikusblockaden können bei<br />
Hinweisen auf eine Hyperreagibilität<br />
des sympathischen Nervensystems eingesetzt<br />
werden. Bei Unwirksamkeit ist<br />
dieses doch invasive Verfahren jedoch<br />
seite 17
mo r b u s su d e c k<br />
Fortbildung<br />
rasch abzubrechen. Neuromodulationsverfahren<br />
wie die SCS sind derzeit als<br />
Ultimo Ratio anzusehen und sollten<br />
nur durch spezialisierte Zentren durchgeführt<br />
werden.<br />
Neben rehabilitativen Maßnahmen,<br />
die die Wiedererlangung und den Erhalt<br />
von Bewegungsmustern anstreben,<br />
sind von Beginn an verhaltenstherapeutische<br />
Ansätze zu integrieren. Alle<br />
schweren Verlaufsformen bedürfen<br />
einer früh einsetzenden multidisziplinären<br />
Betreuung mittels physikalischer<br />
Therapie, Schmerzmanagement und<br />
psychotherapeutischen Verfahren. Die<br />
Angst vor Bewegung ist ein Fokus der<br />
verhaltenstherapeutischen Maßnahmen,<br />
um Immobilität und Schonhaltungen<br />
zu vermeiden. Durch die lange und<br />
oft zermürbende Leidensgeschichte<br />
dieser Patienten ist eine stützende, die<br />
Eigenaktivität fördernde Betreuung in<br />
regelmäßigen Zeit- und nicht Symptomkontingenten<br />
Intervallen erforderlich.<br />
Gelingt es behandelnden Ärzten und<br />
Therapeuten, ein vertrauensvolles Therapiebündnis<br />
mit dem Patienten zu erreichen,<br />
ist eine Restitutio ad integrum<br />
möglich.<br />
Konklusion CRPS<br />
• Differentialdiagnosen beachten<br />
• CRPS-Zeichen früh erkennen<br />
• Schmerzreduktion<br />
• funktionelle Wiederherstellung<br />
• Therapie: individuell, Symptom<br />
bezogen angepasst<br />
lIteratur<br />
Stanton-Hicks M, Jänig W, Hassenbusch S et al. (1995) Reflex<br />
sympathetic dystrophy: changing concepts and taxonomy. Pain<br />
63:127-133.<br />
Bruehl St. (2010) An update on the pathophysiology of Complex<br />
Regional Pain Syndrome. Anesthesiology 113: 713-725.<br />
Ruegg S ( 2010). Medikamentöse Behandlung des CRPS. Handchir<br />
Mikrochir Plast Chir 22: 19-29.<br />
AWMF-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie: Diagnostik<br />
und Therapie komplexer regionaler Schmerzsyndrome<br />
(CRPS). 4. Auflage, 2008.<br />
OÄ Dr. Gerda Vacariu<br />
Institut f. Physikalische Medizin und<br />
Orthopädische Rehabilitation<br />
Orthopädisches Spital Speising, Wien<br />
Speisinger Straße 109<br />
A-1130 Wien<br />
Tel: +43 1 801 82 – 1765<br />
Fax: +43 1 801 82 - 1487<br />
gerda.vacariu@oss.at<br />
ZELDOX ® 20 mg / 40 mg / 60 mg / 80 mg – Hartkapseln ZELDOX ® 10 mg/ml Suspension zum Einnehmen Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Hartkapseln: Jede Hartkapsel enthält Ziprasidonhydrochlorid-<br />
Monohydrat entsprechend 20 mg, 40 mg, 60 mg oder 80 mg Ziprasidon. Sonstiger Bestandteil: Jede 20 mg Kapsel enthält 66,1 mg Lactose-Monohydrat. Jede 40 mg Kapsel enthält 87,83 mg Lactose-Monohydrat. Jede 60 mg Kapsel<br />
enthält 131,74 mg Lactose-Monohydrat. Jede 80 mg Kapsel enthält 175,65 mg Lactose-Monohydrat. Suspension: 1 ml enthält Ziprasidonhydrochlorid-Monohydrat entsprechend 10 mg Ziprasidon. Sonstige Bestandteile: 1 ml enthält<br />
1,36 mg Methyl-4-hydroxybenzoat. 1 ml enthält 0,17 mg Propyl-4-hydroxybenzoat. 1 ml enthält 4,65 mg Natrium. Liste der sonstigen Bestandteile: Hartkapseln: Inhalt: Lactose-Monohydrat, vorverkleisterte Maisstärke, Magnesiumstearat;<br />
Kapselhülle: Gelatine, Titandioxid (E-171), Natriumlaurylsulfat (Natriumdodecylsulfat), Indigotin (E-132, nur bei 20 mg, 40 mg, 80 mg Hartkapseln); Drucktinte: Schellack, wasserfreies Ethanol, Isopropylalkohol, n-Butylalkohol,<br />
Propylenglycol, gereinigtes Wasser, Ammoniumhydroxid, Kaliumhydroxid, Eisenoxid schwarz (E-172). Suspension: Gereinigtes Wasser, Xylitol (E-967), Natriumchlorid, hochdisperses Siliciumdioxid, Kirscharoma, Xanthangummi (E-415),<br />
Methyl-4-hydroxybenzoat (E-218), Natriumcitrat (E-331), Citronensäure wasserfrei (E-330), Polysorbat 80 (E-433), Propyl-4-hydroxybenzoat (E-216). Anwendungsgebiete: Ziprasidon ist indiziert zur Behandlung von Schizophrenie bei<br />
Erwachsenen. Ziprasidon ist indiziert zur Behandlung von manischen oder gemischten Episoden mittleren Schweregrades im Rahmen von bipolaren Störungen bei Erwachsenen sowie Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 17<br />
Jahren (die Prävention von Episoden bipolarer Störungen wurde nicht nachgewiesen – siehe Abschnitt 5.1 der Fachinformation). Gegenanzeigen: Bekannte Überempfindlichkeit gegen Ziprasidon oder einen der sonstigen Bestandteile.<br />
Bekannte QT-Intervall-Verlängerung. Angeborenes QT-Syndrom. Kürzlich vorangegangener akuter Myokardinfarkt. Dekompensierte Herzinsuffizienz. Herzrhythmusstörungen, die mit Antiarrhythmika der Klassen IA oder III behandelt<br />
werden. Gleichzeitige Behandlung mit Arzneimitteln, die das QT-Intervall verlängern, wie Antiarrhythmika der Klasse IA und III, Arsentrioxid, Halofantrin, Levomethadylacetat, Mesoridazin, Thioridazin, Pimozid, Sparfloxazin, Gatifloxazin,<br />
Moxifloxazin, Dolasetronmesylat, Mefloquin, Sertindol oder Cisaprid. (Siehe Abschnitt 4.4 und 4.5 der Fachinformation). Pharmakotherapeutische Gruppe: Pharmakotherapeutische Gruppe: Antipsychotikum, Indolderivate, ATC-Code<br />
NO5A E04. Inhaber der Zulassung: Pfizer Corporation Austria Ges.m.b.H., Wien. Stand der Information: Februar 2011. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten.<br />
Angaben zu besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstigen Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit und Nebenwirkungen<br />
entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation.<br />
Vivanza 10 mg Filmtabletten; Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Tablette enthält 10 mg Vardenafil (als Hydrochlorid). Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1. Liste der sonstigen<br />
Bestandteile: Tablettenkern: Crospovidon, Magnesiumstearat Mikrokristalline Cellulose, Hochdisperses Siliciumdioxid, Filmüberzug: Macrogol 400 Hypromellose, Titandioxid (E171), Eisenoxidhydrat (E172), Eisen(III)-oxid (E172) Pharmakotherapeutische<br />
Gruppe: Urologika, Mittel bei erektiler Dysfunktion, ATCCode: G04BE09. Anwendungsgebiete: Behandlung der erektilen Dysfunktion bei erwachsenen Männern. Erektile Dysfunktion ist die Unfähigkeit, eine für<br />
einen befriedigenden Geschlechtsverkehr ausreichende Erektion des Penis zu erreichen oder aufrechtzuerhalten. Damit Vivanza wirken kann, ist eine sexuelle Stimulation erforderlich.Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den<br />
Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Die gleichzeitige Anwendung von Vardenafil und Nitraten oder Stickstoffmonoxid-Donatoren (wie Amylnitrit) in jeder Form ist kontraindiziert (siehe Abschnitte 4.5 und 5.1). Bei Patienten,<br />
die aufgrund einer nicht arteriitischen anterioren ischämischen Optikusneuropathie (NAION) ihre Sehkraft auf einem Auge verloren haben, ist Vivanza kontraindiziert, unabhängig davon, ob der Sehverlust mit einer vorherigen Einnahme<br />
eines Phosphodiesterase-5 (PDE5)-Hemmers in Zusammenhang stand oder nicht (siehe Abschnitt 4.4). Arzneimittel zur Behandlung der erektilen Dysfunktion dürfen generell nicht von Männern angewendet werden, denen von sexuellen<br />
Aktivitäten abzuraten ist (z. B. Patienten mit schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie instabiler <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong> oder schwerer Herzinsuffizienz [New York Heart Association III oder IV]). Bei folgenden Untergruppen von Patienten<br />
wurde die Sicherheit von Vardenafil nicht untersucht, daher ist die Anwendung kontraindiziert, bis weitere Daten vorliegen: - Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz (Child-Pugh C), im Endstadium einer Nierenfunktionsstörung mit<br />
Dialysepflicht, Patienten mit Hypotonie (Blutdruck
10/2011 DER MEDIZINER<br />
seite 19
sc h m e r z<br />
Fortbildung<br />
Interventionelle Schmerzdiagnostik und -therapie<br />
Möglichkeiten zur Weichenstellung im interdisziplinären Konzept<br />
Dr. med. Michael Hartmann, Prof. Dr. med. Eli Alon<br />
Einführung<br />
Im biopsychosozialen Diskurs der<br />
chronischen Schmerzkrankheit und<br />
der daraus gewonnenen Erkenntnis,<br />
dass (patho-)physiologische, kognitive<br />
und soziale Prozesse beim chronischen<br />
Schmerz zusammenwirken, ist<br />
der interdisziplinäre Diagnostik- und<br />
Behandlungsansatz Konsens. Die Interventionelle<br />
Schmerztherapie ist dabei<br />
eine Facette mit einem selbstbewussten<br />
Selbstverständnis. So können für<br />
selektionierte Patienten effektive minimal<br />
invasive Behandlungsmethoden<br />
angeboten werden. Mit einem großen<br />
Armamentarium an interventionell-diagnostischen<br />
Methoden können vorab<br />
die Indikationen zur minimal invasiven<br />
Therapie abgesichert werden, oder eben<br />
gerade diese Methoden weisen den Weg<br />
zu anderen Behandlungsoptionen wie<br />
zu Psychotherapie, systemisch-medikamentöser<br />
Therapie, Operation oder Copingstrategien.<br />
Auf Grund des wachsenden Verständnisses<br />
der neuroplastischen Veränderungen<br />
ergibt sich auch im Krankheitsverlauf<br />
wiederholt die Notwendigkeit der<br />
Reevaluation des Schmerzgeschehens.<br />
Der im dynamischen Geschehen jeweils<br />
„aktuelle“ Schmerz muss diagnostiziert<br />
werden, um eine Therapieoptimierung<br />
zu ermöglichen. Da die neuroplastischen<br />
Veränderungen dazu führen, dass<br />
neben der ursprünglichen Schmerzursache<br />
sich<br />
• niederschwellige und hochschwellige<br />
Reize nicht mehr unterscheiden lassen<br />
(Allodynie)<br />
• nicht den Dermatomen folgende Veränderungen<br />
auftreten (z.B. sympathisch<br />
unterhaltener Schmerz, Sym-<br />
pathetic Maintained Pain SMP)<br />
• und großflächige regionale Schmerzgebiete<br />
entstehen<br />
müssen Anstrengungen unternommen<br />
werden, die noch potenziell erfolgreich<br />
lokal oder regional therapierbaren<br />
Schmerzfoci zu identifizieren.<br />
Plakativ kann gesagt werden: Auch<br />
Patienten mit einer somatoformen<br />
Schmerzstörung brauchen Diagnostik<br />
und Behandlung ihres akuten Reizsyndroms<br />
bei Diskushernie.<br />
Ziel ist ein möglichst genaues Einkreisen<br />
der Schmerzlokalisation und<br />
der Schmerzart. Schmerzarten wie nocizeptiv,<br />
neuropathisch, sympathisch,<br />
radikulär, discogen und „nicht blockierbar“<br />
müssen zugeordnet werden. Insbesondere<br />
beim klinisch nicht eindeutigen<br />
„gemischt noziceptiv-neuropathischen“<br />
Schmerz soll die interventionelle<br />
Schmerzdiagnostik helfen eine interdisziplinäre<br />
Therapie zu planen.<br />
Das Setting der Intervention<br />
Präzision<br />
Schmerzdiagnostische Interventionen<br />
erfordern einen hohen technischen<br />
Standard. Ihre Durchführung muss<br />
zweifelsfrei erfolgt sein, ein „irgendwie<br />
saß der Block wohl nicht“ darf es nicht<br />
geben. Ein falsch negatives Ergebnis<br />
wegen mangelnder Technik muss vermieden<br />
werden. Soll doch je nach Ergebnis<br />
dort therapiert oder an anderer<br />
Stelle weiter diagnostiziert werden.<br />
Bei der Durchführung sind kleinste<br />
Lokalanästhetikamengen zu verwenden,<br />
damit nicht ungewollt Nachbarstruktu-<br />
ren mitbetäubt werden (Abbildung 1).<br />
Unterstützt wird die Genauigkeit und<br />
Selektivität durch bildgebende Verfahren,<br />
vorzugsweise durch Fluoroskopie.<br />
Perioperatives Management<br />
Nach medikolegalen Gesichtspunkten<br />
gelten schmerztherapeutische Interventionen<br />
als elektiv und stellen daher<br />
höchste Anforderungen an Aufklärung<br />
und Risikominderung dar.<br />
Eine zeitnahe klinische Untersuchung<br />
mit Würdigung der konsiliarischen Befunde<br />
sowie der Bildgebung und die<br />
Dokumentation der Selbsteinschätzung<br />
z.B. mittels NRS (nominal rating scale)<br />
erfolgt vorab.<br />
Nach der Intervention wird die Selbsteinschätzung<br />
des Patienten durch einen<br />
Dritten erhoben und dokumentiert.<br />
Durch kontrollierte Mobilisation resp.<br />
Provokation erfolgt die Evaluierung des<br />
Schmerzes unter Belastung.<br />
Wertung der Intervention<br />
Nervenblockaden haben grundsätzlich<br />
eine mäßige bis mittelgradige Sensitivität,<br />
dem gegenüber allerdings eine<br />
hochgradige Spezifität. Verschiedene<br />
Versuche schmerzdiagnostischer und<br />
schmerztherapeutischer Interventionen<br />
im Sinne der Evidence Based Medicine<br />
EBM zu evaluieren liegen vor. Im Einzelfall<br />
ist immer die Möglichkeit eines<br />
„falsch positiven“ Ergebnisses wegen<br />
der Placebowirkung oder auch wegen<br />
einer ausschließlichen Reduktion des<br />
physiologischen Inputs über die blockierte<br />
Route in Erwägung zu ziehen.<br />
Ebenso ist ein „falsch negatives“ Ergeb-<br />
seite 20 DER MEDIZINER 10/2011
Abb.1<br />
nis möglich bei Vorliegen von referred<br />
pain/übertragenem Schmerz.<br />
Diagnostische Interventionen<br />
Im Folgenden werden die verschiedenen<br />
diagnostischen und therapeutischen<br />
Interventionen kursorisch vorgestellt.<br />
Zu detaillierter Durchführung, Bildgebung,<br />
Risiken und Komplikationen sei<br />
auf Standardlehrbücher verwiesen.<br />
Intraartikuläre Infiltrationen<br />
Neben der großen Gelenke können<br />
z.B. die Intervertebralgelenke (Facett)<br />
und das Iliosakralgelenk zur Anästhesie<br />
und Arthrographie infiltriert werden.<br />
Periphere Blockaden, triggerpunktinfiltrationen<br />
und neuraltherapeutische<br />
techniken<br />
Außer bei den Extremitätennerven<br />
kommen Blockaden der Interkostalnerven,<br />
des n. suprascapularis, des n.<br />
occipitalis und der mittleren Äste des<br />
r. dorsalis, als die, die Intervertebralgelenke<br />
versorgenden Nerven, häufig zum<br />
Einsatz.<br />
Selektive nervenwurzelblockaden<br />
Die Infiltration des somatischen Ganglion<br />
ist theoretisch bereits mit dem Risiko<br />
der subarachnoidalen Medikamentenapplikation<br />
verbunden. Während die<br />
Technik im lumbalen Bereich niederschwellig<br />
eingesetzt werden kann, ist<br />
die Punktion cervikal, insbesondere die<br />
der Wurzeln C1 und C2, eine technische<br />
Herausforderung.<br />
Kontrastmittelverteilung bei Wurzelinfiltration L5 links. Mit 2 ml<br />
Volumen werden bereits die Wurzeln L5 und S1 erreicht.<br />
10/2011 DER MEDIZINER<br />
Sympathikusblockaden<br />
Während die im Krankheitsgeschehen<br />
sich entwickelnden oberflächlichen<br />
Ephapsen gut mit ebensolchen oberflächlichen<br />
neuraltherapeutischen Techniken<br />
zu erreichen sind, ist wegen der tief<br />
im Gewebe liegenden Ephapsen meist<br />
eine mittelliniennahe Blockade durchzuführen.<br />
Neben der großen Ganglien<br />
(Gang. cervialis superior, Gang. stellatum),<br />
des abdominalen Plexus (Plexus<br />
coeliacus) und der Plexus im kleinen<br />
Becken (Plexus hypogastricus superior,<br />
Gang. impar) kann der Grenzstrang auf<br />
jeder Höhe blockiert werden. Das Gang.<br />
sphenopalatinum mit seinen parasympathischen<br />
und sympathischen Fasern<br />
ist ein lohnendes Target bei verschiedenen<br />
Schmerzen im Kopfbereich und<br />
nach Whiplash-Trauma (Abbildung 2).<br />
Epidural und Spinalanästhesie<br />
Die Regionalanästhesien sind wichtige<br />
Maßnahmen zur Evaluierung der<br />
grundsätzlichen Blockierbarkeit peripherer<br />
oder peripher-spinal sensibilisierender<br />
Schmerzen. Über peridurale<br />
Katheter wird mittels der Kontrastmitteldarstellung<br />
des Periduralraumes bis<br />
hin nach extraforaminal zusätzlich Information<br />
zu Pathologien gewonnen,<br />
darüber hinaus sind therapeutische,<br />
nicht liquorkompatible Medikamentengaben<br />
möglich und Tests unter „walking<br />
epidural“ sind möglich.<br />
Diskographie<br />
Bei Verdacht auf diskogenen Schmerz<br />
mit und ohne radikulären Anteil gilt die<br />
Abb.2<br />
sc h m e r z<br />
Fortbildung<br />
manometer-kontrollierte Provokationsdiskographie<br />
nach vorheriger psychosomatischer<br />
Evaluierung als Standard.<br />
Die morphologische Veränderung des<br />
Bandscheibenfaches in der Bildgebung,<br />
das Provozieren eines konkordanten,<br />
also eines dem Patienten bekannten<br />
Schmerzes, die Höhe des zur Provokation<br />
benötigten intradiskalen Druckes<br />
und die Mimik des Patienten werden<br />
gemeinsam interpretiert und bahnen<br />
die Therapie.<br />
Intravenöser opioidtest<br />
Heute ist mit der i.v.-Titration von<br />
Remifentanil eine wenig aufwändige<br />
ambulante Testung auf Opioidsensitivität<br />
vor allem bei neuropathischen und<br />
gemischt nociceptiv-neuropathischen<br />
Schmerzen möglich. Unter Anästhesiebedingungen<br />
wird dazu die kognitionskontrollierte<br />
Selbsteinschätzung der<br />
Schmerzreduktion durch das Opioid<br />
erhoben.<br />
Stufenkonzept und<br />
Weichenstellung<br />
Grundsätzlich wird die Lokalisation<br />
und Differenzierung von Schmerzfokus<br />
und Schmerzart eskalierend geplant<br />
und durchgeführt. Berücksichtigt werden<br />
die Gegensätze<br />
• risikoarm-risikoreich<br />
• peripher-zentral<br />
• caudal-cranial.<br />
Algorithmen für Interventionelle<br />
Schmerzdiagnostik und therapie<br />
Erste Algorithmen i.S, von Guidelines<br />
Abbildung 1 Abbildung 2<br />
Infiltration des Gang. sphenopalatinum<br />
seite 21
sc h m e r z<br />
Fortbildung<br />
sind veröffentlicht. Im Folgenden ist exemplarisch<br />
der hauseigene Algorithmus<br />
zu Patienten mit Chronic Back and Leg<br />
Pain dargestellt (Abb.3). Die Evaluation<br />
des dann aktuellen Schmerzgeschehens<br />
kann sehr aufwändig sein. Neben<br />
der Inanspruchnahme umfangreicher<br />
personeller und logistischer Ressourcen<br />
wird vor allem Geduld vom Patienten<br />
gefordert. Wenn auch die meisten interventionellen<br />
Verfahren in der Tagesklinik<br />
durchführbar sind, kann doch im<br />
Einzelfall eine sorgfältig geplante und<br />
gut organisierte Hospitalisation für den<br />
Patienten wie für den Interventionisten<br />
weitaus befriedigender sein.<br />
Als erste Maßnahme erfolgt die Bestimmung<br />
eines lokal/regional therapierbaren<br />
Schmerzanteils. Implizieren<br />
diagnostische Facettblockaden und Anästhesien<br />
des Segmentganglions keine<br />
Therapieoption, wird über eine achsennahe<br />
Anästhesie (Peridural- und/oder<br />
Spinalanästhesie) der blockierbare Anteil<br />
bestimmt.<br />
Ist der Schmerz nicht blockierbar, erfolgt<br />
optional eine Evaluation respektive<br />
Reevaluation durch den Psychologen/Psychiater<br />
und/oder in Annahme<br />
eines neuroplastisch bedingten, zentral<br />
fixierten, und daher nicht mehr lokal<br />
therapierbaren Schmerzes eine Testung<br />
auf Opioidsensitivität. Danach kann die<br />
Indikation zur Erprobung sämtlicher<br />
oraler und transdermaler Opioidgaleniken<br />
gestellt werden.<br />
Ist der Schmerz mittels achsennaher<br />
Anästhesie blockierbar, erfolgt die<br />
weitere Differenzierung „discogen-<br />
sympathisch“ mittels Provokations-<br />
Diskographie und mittels lumbaler<br />
Grenzstangblockade.<br />
Hauseigener Algorithmus bei Chronic Back and Leg Pain<br />
Gegebenenfalls sind anschließend<br />
minimal-invasive Therapieverfahren<br />
indiziert:<br />
Interventionelle minimalinvasive<br />
Schmerztherapie<br />
Itraartikuläre, perineurale und peridurale<br />
Medikamentenapplikation<br />
Zum Einsatz kommen:<br />
• wasserlösliche und kristalline Steroide<br />
• Lokalanästhetika-Serien<br />
• Opioide<br />
• Clonidin<br />
• Hyaluronidase<br />
• hyperonkotische Kochsalzlösungen<br />
• Chondrotherapeutika.<br />
neuroläsionelle Verfahren<br />
(hier Radiofrequenzläsion)<br />
Für die Radiofrequenzverfahren<br />
sind umfassende Lokalisationen beschrieben<br />
worden. Die kontinuierlich<br />
angewandte Hochfrequenztechnik<br />
(500.000 Hz) führt über die induzierte<br />
Temperaturerhöhung zu einer nachhaltigen,<br />
wenn auch regenerationsfähigen<br />
Nervenläsion. Die jüngst beschriebene<br />
Technik der gepulsten Radiofrequenz<br />
ohne neuroläsionelle Hitzeentwicklung,<br />
welche eher den neurostimulierenden<br />
Verfahren zuzuordnen wäre, soll zu keiner<br />
strukturellen Veränderung, jedoch<br />
zu vergleichbaren Ergebnissen führen.<br />
Intradiskale Eingriffe<br />
Bei der intradiskalen Elektrotherapie<br />
(IDET) mittels eines an der Grenzfläche<br />
von Nukleus und Anulus platzierten<br />
Katheters wird über Gleichstrom<br />
eine Temperaturerhöhung bewirkt. Die<br />
Ausschaltung von induzierten Nociceptoren<br />
im Inneren<br />
wird dabei pos-<br />
Abbildung 3 tuliert.<br />
Die simple<br />
Erhitzung des<br />
Nukleusmaterials<br />
mittels einer<br />
Radiofrequenzsonde<br />
konnte<br />
die Erwartungen<br />
nicht erfüllen.<br />
Die Nukleoplastie,<br />
ursprünglich<br />
ein Verfahren<br />
im Rahmen der<br />
offenen Wirbelsäulenchirurgie,<br />
welches zwei<br />
Techniken zur Volumenreduktion kombiniert<br />
(Coblation zur Vaporisierung<br />
und Radiofrequenz zur Thermoläsion),<br />
findet heute Eingang in Algorithmen<br />
zur intradiskalen Therapie. Als neueste<br />
Entwicklung gilt die Anuloplastie, bei<br />
der mittels Radiofrequenz neben der<br />
Ausschaltung der Nociceptoren eine<br />
„Vernarbung“ des Anuluseinrisses erreicht<br />
werden soll (Abbildung 4).<br />
Chordotomie<br />
Für terminale Tumorerkrankungen<br />
ist weiterhin die minimal invasive<br />
Durchtrennung des tractus spinothalamicus<br />
hochcervikal eine Option. Das<br />
Ergebnis kann in seinem Erfolg sehr<br />
eindrücklich sein.<br />
neuromodulation<br />
Neuromodulation meint die therapeutische<br />
Beeinflussung zentraler,<br />
peripherer oder autonomer Nervenaktivität<br />
mit Implantaten, die entweder<br />
elektrische Impulse (Neurostimulation:<br />
Rückenmarkstimulation, Deep Brain<br />
Stimulation oder Motor Cortex Stimulation)<br />
oder Pharmaka abgeben (intrathekale<br />
Medikamentenpumpe).<br />
Bei der Neurostimulation werden<br />
Elektroden an periphere Nerven, in<br />
den Periduralraum oder intracerebral<br />
gelegt. Auch die subcutane Lage zeigt<br />
Erfolge (Abbildung 5).<br />
Fünf Mechanismen werden für die<br />
Wirkung der Stimulation verantwortlich<br />
gemacht:<br />
• gate control theory (als segmental antidrome<br />
Aktivierung von Aβ-Fasern)<br />
• Inhibition der Transmission im Tractus<br />
spinothalamicus<br />
• supraspinale Inhibition<br />
• Hemmung des sympathischen Systems<br />
• Aktivierung inhibitorischer<br />
Transmitter.<br />
Radikuläre Schmerzen, sympathisch<br />
unterhaltene Schmerzen und Ischämieschmerzen<br />
sind sehr aussichtsreiche<br />
Indikationen. Die Limitierung des<br />
Patienten im Alltag ist gering und die<br />
Anbindung an den Operateur ist bei<br />
funktionierendem System sehr locker.<br />
Mit einem Wirkverlust der SCS über<br />
die Jahre ist zu rechnen, jedoch sind bei<br />
guter Selektion 50% der implantierten<br />
Patienten nach 5 Jahren noch zu ≥50%<br />
schmerzreduziert. Spontane oder traumatisch<br />
bedingte Elektrodendislokatio-<br />
seite<br />
Abb.3<br />
22 DER MEDIZINER 10/2011<br />
Anzeige Plus<br />
31
10/2011 DER MEDIZINER<br />
Fachkurzinformation und Referenzen siehe Seite 27<br />
seite 23
sc h m e r z<br />
Fortbildung<br />
Abb.4<br />
Abbildung 5<br />
neurostimulation. neben einer thorakolumbal<br />
epiduralen Elektode liegen zwei<br />
Elektroden subkutan<br />
Abb. 5<br />
nen mit dann suboptimaler Stimulation<br />
sind die Ursache der meisten Reoperationen.<br />
Neben der Analgesie kann die Neurostimulation<br />
Verbesserungen bei Bewegungsstörungen<br />
und bei Inkontinenz<br />
bewirken. Erste Studien zu bestehender<br />
Kosten-Effektivität bei SCS im Ver-<br />
Abbildung 4<br />
Radiofrequenzläsion bei AnulusFibrosusEinriss<br />
gleich zu konventioneller<br />
Therapie liegen vor.<br />
Intrathekale Medikamententherapie<br />
Die kontinuierliche Medikamentenabgabe<br />
direkt<br />
in den Liquorraum soll die<br />
gleichen Wirkungen wie bei<br />
der systemischen Gabe, allerdings<br />
bei deutlich geringerer<br />
Dosierung und daher<br />
günstigerem Nebenwirkungsprofil,<br />
erreichen.<br />
Für die Pumpe eindeutige<br />
Indikationen im Gegensatz<br />
zu SCS sind der Tumorschmerz<br />
(nociceptive<br />
Komponente), Osteoporose,<br />
abdominale Schmerzen<br />
und achsennahe Schmerzen wie z.B.<br />
spondylotischer, diskogener und nicht<br />
zu differenzierender Schmerz. Darüber<br />
hinaus ist die antispastische Therapie<br />
bei Multipler Sklerose eine Indikation.<br />
Im Gegensatz zu SCS ist die Anbindung<br />
des Patienten an den Operateur<br />
eher eng. Eine vom Patienten nicht<br />
selten empfundene zumindest diskrete<br />
Einschränkung der kognitiven Funktionen<br />
und die meist dauerhaft bestehende<br />
opioidinduzierte Obstipation sind<br />
ungünstig.<br />
Bei den hohen Kosten der oralen<br />
und transdermalen Opioidgaleniken<br />
werden positive Daten zur Kosten-Effektivität<br />
der Pumpenimplantation zu<br />
erwarten sein.<br />
Sind niederschwellige Therapieverfahren<br />
nicht indiziert oder zeigen sie<br />
keinen Erfolg, besteht keine OPS-Indikation<br />
und liegen keine auf Psychose<br />
verdächtigen Störungen vor, werden für<br />
eine Testphase eine Rückenmarkstimulation<br />
erprobt oder bei Opioidsensitivität<br />
und intolerablen Nebenwirkungen<br />
eine intrathekale Opioidpumpe.<br />
Zusammenfassung<br />
Interventionelle Verfahren haben<br />
primär diagnostischen Charakter und<br />
können konsekutiv nachhaltig den<br />
Behandlungsplan gestalten. Ergebnis<br />
kann eine sich anschließende minimal<br />
invasive Therapie sein, im Einzelfall<br />
aber auch ein Zuführen zum operativen<br />
Eingriff wie auch zur vorrangigen<br />
oder ausschließlichen psychotherapeu-<br />
tischen oder pharmako-psychiatrischen<br />
Behandlung. In einem interdisziplinären<br />
Diagnosesetting und einem Behandlungskonzept<br />
sind interventionelle<br />
Verfahren heute integraler Bestandteil<br />
der Therapie des chronischen Schmerzes.<br />
Nicht nur für Interventionelle<br />
Schmerztherapeuten gilt, dass es bei<br />
den dynamischen Änderungen des<br />
chronischen Schmerzsyndroms mit<br />
dem Auftreten von möglichen „neuen“<br />
Schmerzen, neuen Schmerzlokalisationen,<br />
neuen Schmerzarten und neuen<br />
Schmerzqualitäten wiederholt zu einer<br />
interdisziplinären Reevaluierung und<br />
einer kritischen Prüfung der eigenen<br />
Behandlung kommen muss.<br />
Abbildungen:<br />
Copyright Verlag Hans Huber, Bern<br />
Literatur bei den Verfassern<br />
Dr. med. Michael Hartmann, FIPP<br />
Facharzt für Anästhesiologie, FA<br />
Interventionelle Schmerztherapie<br />
Chefarzt Klinik für Schmerzmedizin<br />
Bethesda Spital<br />
Gellertstr. 144, CH-4020 Basel<br />
michael.hartmann@bethesda.ch<br />
Prof. Dr. med. Eli Alon<br />
Facharzt für Anästhesiologie, FA<br />
Interventionelle Schmerztherapie<br />
Professor für Anästhesiologie und<br />
Schmerztherapie Universität Zürich<br />
Praxis für Schmerztherapie<br />
Bederstr. 80, CH-8002 Zürich<br />
elialon@bluewin.ch<br />
seite 24 DER MEDIZINER 10/2011<br />
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31
10/2011 DER MEDIZINER<br />
Fachkurzinformation und Referenzen siehe Seite 18<br />
Fachkurzinformation und Referenzen siehe Seite 18<br />
seite 25
Fo r u m me d I c u m<br />
Fortbildung<br />
Nicolan ® (Nicorandil): Seit 1. Juli 2011 in der Grünen Box<br />
Moderne Therapie der Koronaren Herzerkrankung<br />
Ökonomischer Herzschutz für Ihre<br />
<strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong> Patienten!<br />
Die Inzidenz der koronaren Herzkrankheit<br />
nimmt auf Grund der demografischen<br />
Entwiecklung kontinuierlich zu.<br />
Ein wichtiger Aspekt bei der Betreeung<br />
dieser Patienten ist neben der Symptomlinderung<br />
die Verbesserung der Prognose.<br />
Nicolan ® mit dem Wirkstoff Nicorandil<br />
erfüllt mit seiner zusätzlichen kardioprotektiven<br />
Wirkung bei der <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong><br />
genau diesen Anspruch, weil es auf mehreren<br />
Schienen wirkt:<br />
Die Öffnung der Kaliumkanäle ist eine<br />
davon; sie erweitert die Gefäße im Koronarbereich<br />
und führt zur Vor- und<br />
Nachlastsenkung, indem sie den peripheren<br />
Gefäßwiderstand sowohl in den Arterien<br />
als auch den Venen senkt. Zum anderen<br />
setzt sie die sogenannte ischämische<br />
Präkonditionierung in Gang, einen Mechanismus,<br />
mit dem sich der ischämische<br />
Herzmuskel vor Folge-Ischämien schützt.<br />
Schließlich entfaltet Nicolan ®<br />
(Nicorandil) auch noch direkt<br />
eine Nitratwirkung und verbessert<br />
so die Myokarddurchblutung.<br />
Im Rahmen der IONA-Studie<br />
ist es erstmals gelungen, nachzuweisen,<br />
dass Nicorandil kardiovaskuläre<br />
Komplikationen<br />
wie Infarkt, Herztod und Notfalleinweisungen<br />
wegen akuter pektangi-<br />
nöser Beschwerden senkt.<br />
Nicolan ® (Nicorandil) kann zusätzlich zur<br />
symptomatischen Behandlung der chronischen<br />
stabilen <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong> auch zur<br />
Risikoreduktion des akuten koronaren<br />
Syndroms angewendet werden.<br />
Seit 1. Juli 2011 können Sie Nicolan ® (Nicorandil)<br />
ökonomisch aus der Grünen<br />
Box verschreiben. Zusätzlich sind Nicolan<br />
® (Nicorandil) 20mg-Tabletten (Nicorandil)<br />
sicher und verlässlich teilbar, was<br />
dem Patienten in der Langzeittherapie<br />
Rezeptgebühren spart.<br />
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10mg + 20mg Tabletten<br />
NEU: Nicolan ® -Tabletten bis zu 24<br />
Stunden außerhalb des Blisters haltbar.<br />
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Quellen: IONA Study Group, Lancet 2002; 359:1269 - 1275<br />
Rückfragenhinweis:<br />
Dr. med. Hugo Leodolter<br />
G.L. Pharma GmbH<br />
1160 Wien<br />
Tel.: +43 1 485 35 05-170<br />
Fax: +43 1 485 35 05-393<br />
hugo.leodolter@gl-pharma.at<br />
seite 26 DER MEDIZINER 10/2011<br />
Nicolan ® ist bis 24 Stunden außerhalb des Blisters haltbar!!!<br />
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Mit Oxycodon starke Schmerzen verlässlich und anhaltend reduzieren<br />
Oxygerolan ®<br />
Für die Schmerztherapie steht heute<br />
eine breite Palette von Schmerzmitteln<br />
zur Verfügung. Sogenannte Nichtopioid-<br />
Analgetika kommen häufig bei schwächeren<br />
Schmerzen zum Einsatz. Bei der<br />
Behandlung von starken Schmerzen haben<br />
sich hingegen Opioide bestens bewährt.<br />
Sie sind die am stärksten wirksamen<br />
Schmerzmittel, die in der modernen<br />
Medizin zur Verfügung stehen, um den<br />
akuten Schmerz zu lindern und dazu beizutragen,<br />
dass dieser nicht chronisch wird.<br />
Oxygerolan ® (Oxycodon) ist ein<br />
wichtiger Vertreter der Opioide, der sowohl<br />
erfolgreich bei starken Schmerzen<br />
des Bewegungsapparates als auch bei<br />
Schmerzen aufgrund von Nervenschädigungen<br />
(neuropathische Schmerzen),<br />
Krebserkrankungen (Tumorschmerzen)<br />
und Operationen (postoperative<br />
Schmerzen) eingesetzt wird. Besonders<br />
bei der Behandlung mittelstarker und<br />
starker nozizeptiver Tumorschmerzen<br />
sind stark wirksame Opioide wie Oxygerolan<br />
® (Oxycodon) Mittel der ersten<br />
Wahl.1 Da sie sowohl beim nozizeptiven<br />
als auch beim neuropathischen Tumorschmerz<br />
gut wirken, sollten sie Basis einer<br />
dauerhaften Schmerzeinstellung sein 1 .<br />
FirstlineMedikation bei<br />
neuropathischen Schmerzen<br />
Auch für die Therapie neuropathischer<br />
Schmerzen gehören Opioide zur First-<br />
10/2011 DER MEDIZINER<br />
line-Medikation. Oxygerolan ® (Oxycodon)<br />
als WHO-Stufe-III-Opioid nimmt<br />
auch hier eine besondere Rolle ein, was<br />
mehrere Studien eindrucksvoll belegen.<br />
In der Studie von Watson et al. (Pain,<br />
2003) bestätigten sich die Vorteile von<br />
Oxycodon bei Patienten mit neuropathischen<br />
Schmerzen, indem die Schmerzen<br />
um 67 Prozent vom Ausgangswert reduziert<br />
werden konnten (beurteilt anhand<br />
einer visuellen Analog-Skala, VAS). Auch<br />
Dauer-, Spontan- und Hautschmerzen<br />
nahmen nach dem Behandlungszeitraum<br />
von vier Wochen signifikant ab. 2<br />
Individuelle schmerzangepasste<br />
Dosierung möglich<br />
Um eine möglichst gleichmäßige<br />
Wirkung zu erzielen, sind Oxygerolan ® -<br />
Tabletten (Oxycodon) „retardiert“. Diese<br />
retardierte orale Darreichungsform ermöglicht<br />
eine sehr wirksame, anhaltende<br />
Analgesie. Die zweimal tägliche Einnahme<br />
von Oxygerolan ® (Oxycodon) hat den<br />
Vorteil, dass der unterschiedliche Tag-und<br />
Nachtschmerz entsprechend individuell<br />
schmerzangepasst dosiert werden kann.<br />
Oxygerolan ® -Retardtabletten (Oxycodon)<br />
bietet ab 1. August 2011 eine breite<br />
Palette an Wirkstärken (10 mg, 20 mg, 40<br />
mg und 80 mg) zur individuellen Therapie<br />
Ihrer Schmerzpatienten. Für eine verbesserte<br />
Verträglichkeit sorgt die Lactoseund<br />
Glucosefreiheit der Oxygerolan ® -<br />
Retardtabletten. Zusätzlich können sich<br />
Ihre Patienten noch mit den Oxygerolan<br />
® (Oxycodon) 60-Stückpackungen der<br />
Wirkstärken 10 mg, 20 mg, 40 mg und 80<br />
mg für die Langzeittherapie Rezeptgebühren<br />
ersparen.<br />
Oxygerolan ® -Retardtabletten sind ab 1.<br />
August 2011 in der grünen Box kassenfrei<br />
verschreibbar und bieten eine Ersparnis<br />
von bis zu 60 Prozent pro Packung versus<br />
dem Erstanbieter. 3<br />
Referenzen:<br />
1 Konsensus-Statement krebs:hilfe!, Sonderdruck 09/2001<br />
2 Watson et al., Pain 105 (2003) 71–78<br />
3 Preisbasis KKP/WVZ 09/2011<br />
Fo r u m me d I c u m<br />
Fortbildung<br />
Rückfragenhinweis:<br />
Mag. Thomas Tommasi<br />
G.L. Pharma GmbH, 1160 Wien<br />
Tel.: +43 (0) 1/485 35 05-179<br />
thomas.tommasi@gl-pharma.at<br />
Oxygerolan 5 mg-Filmtabletten<br />
Oxygerolan 10 mg-Filmtabletten<br />
Zusammensetzung: 1 Filmtablette enthält 5 mg bzw. 10 mg Oxycodonhydrochlorid entsprechend 4,48 mg bzw. 8,97 mg Oxycodon. Sonstige Bestandteile: Tablettenkern: Carboxymethylstärke-Natrium Typ A; Lactosemonohydrat;<br />
Cellulose, mikrokristallin; Hochdisperses wasserfreies Siliciumdioxid; Magnesiumstearat. Tablettenüberzug 5 mg und 10 mg: Polyvinylalkohol; Talkum (E 553b);Titandioxid (E 171); Macrogol 3350; Sojalecithin<br />
(E 322); Indigocarmin, Aluminiumlack (E 132). Tablettenüberzug 5 mg: Ponceau 4R Aluminiumlack(E 124). Anwendungsgebiete: Starke Schmerzen, die Opioid-Analgetika bedürfen um ausreichend behandelt werden<br />
zu können. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Oxycodonhydrochlorid, Soja, Erdnüsse oder einen der sonstigen Bestandteile, Schwere Atemdepression mit Hypoxie und/oder Hyperkapnie, Schwere chronisch<br />
obstruktive Lungenerkrankung, Cor pulmonale, Schweres Bronchialasthma, Paralytischer Ileus, Akutes Abdomen, verzögerte Magenentleerung. Wirkstoffgruppe: Pharmakotherapeutische Gruppe: Analgetika; Opiode;<br />
Natürliche Opium-Alkaloide. ATC-Code: N02AA05 Inhaber der Zulassung: G.L. Pharma GmbH, 8502 Lannach Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Suchtgift, Abgabe nur auf Suchtgiftrezept, apothekenpflichtig.<br />
Packungsgrößen: 10, 30 und 60 Stück Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder sonstige Wechselwirkungen,<br />
Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie Angaben über Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte den veröffentlichten Fachinformationen!<br />
Oxygerolan 10 mg-Retardtabletten<br />
Oxygerolan 20 mg-Retardtabletten<br />
Oxygerolan 40 mg-Retardtabletten<br />
Oxygerolan 80 mg-Retardtabletten<br />
Zusammensetzung: 1 Retardtablette enthält 10 mg, 20 mg, 40 mg bzw. 80 mg Oxycodonhydrochlorid entsprechend 8,97 mg, 17,93 mg, 35,86 mg bzw. 71,72 mg Oxycodon. Sonstige Bestandteile: Tablettenkern:<br />
Kollidon SR (bestehend aus Poly(vinylacetat), Povidon (K = 22,5 - 27,0), Natriumdodecylsulfat, Siliciumdioxid); Cellulose, mikrokristallin; Hochdisperses wasserfreies Siliciumdioxid; Magnesiumstearat [pflanzlich]. Tablettenüberzug<br />
10 mg, 20 mg, 40 mg und 80 mg: Poly(vinylalkohol); Talkum (E 553 b); Titandioxid (E 171); Macrogol 3350; Sojalecithin (E 322). Tablettenüberzug 20 mg und 40 mg: Eisenoxid gelb (E 172); Eisenoxid schwarz<br />
(E 172); Eisenoxid rot (E 172). Tablettenüberzug 80 mg: Eisenoxid gelb (E 172); Eisenoxid schwarz (E 172); Indigocarmin, Aluminiumlack (E 132). Anwendungsgebiete: Starke Schmerzen, die Opioid-Analgetika bedürfen<br />
um ausreichend behandelt werden zu können. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, Soja, Erdnüsse oder einen der sonstigen Bestandteile, Schwere Atemdepression mit Hypoxie und/oder Hyperkapnie,<br />
Schwere chronisch obstruktive Lungenerkrankung, Cor pulmonale, Schweres Bronchialasthma, Paralytischer Ileus, Schwangerschaft, Stillzeit, Akutes Abdomen, verzögerte Magenentleerung. Wirkstoffgruppe:<br />
Pharmakotherapeutische Gruppe: Natürliche Opium-Alkaloide. ATC-Code: N02AA05 Inhaber der Zulassung: G.L. Pharma GmbH, 8502 Lannach Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Suchtgift, Abgabe nur auf<br />
Suchtgiftrezept, apothekenpflichtig. Packungsgrößen: 10, 30 und 60 Stück Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln<br />
oder sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie Angaben über Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte den veröffentlichten Fachinformationen!<br />
seite 27
Fo r u m me d I c u m<br />
Fortbildung<br />
Rheuma interdisziplinär<br />
Ärztliche Fortbildung anlässlich des WHO-Rheumatages am 16. November im Wiener Rathaus<br />
Rheuma interdisziplinär – so das Motto der Ärztlichen Fortbildung am 11. Wiener Rheumatag, die unter der wissenschaftlichen<br />
Leitung von Univ.-Doz. Dr. Attila Dunky und Prim. Univ.-Prof. Dr. Marcus Köller am Mittwoch, 16. November von 9.30 bis ca. 17<br />
Uhr im Nordbuffet des Wiener Rathauses (Eingang: Lichtenfelsgasse 2, 1010 Wien) stattfinden wird.<br />
Programm der ärztlichen Fortbildung<br />
Kurz-Seminare zu Themen „Ultraschall“ und „Gelenksinjektionen“ stehen von 9.30<br />
bis 11.50 Uhr auf dem Programm, anschließend verschiedenste Vorträge und Symposien<br />
wie etwa „Rasch zu mehr Lebensqualität – Vermeidung von Gelenkszerstörung unter<br />
anti-TNF-Therapie“, „Rheuma und Kardiologie“, „Rheuma im Alter“, „Durchfall,<br />
Bauchschmerzen und Rückenschmerzen – chronisch entzündlich?“, „Morbus Bechterew<br />
und seine Komorbiditäten“, „Rheuma und Onkologie“ sowie „Rheuma und Osteoporose“.<br />
Die Registratur ist am Veranstaltungstag<br />
ab 9 Uhr möglich. Die Ärztliche Fortbildung<br />
beim 11. Wiener Rheumatag ist<br />
mit 7 DFP-Punkten für das Diplomfortbildungsprogramm<br />
der Österreichischen<br />
Ärztekammer für das Fach Allgemeinmedizin,<br />
Innere Medizin, Orthopädie<br />
und Physikalische Medizin, die Seminare<br />
wurden mit 2 DFP-Punkte approbiert.<br />
Nasivin ® �<br />
feiert 50. Geburtstag<br />
Info & Anmeldung:<br />
Ärztezentrale med.info<br />
Frau Ablinger<br />
Tel. 01/536 63-41, Fax 01/536 63-61<br />
www.rheumatologie.at<br />
azmedinfo@media.co.at<br />
Das Jahr 1961 – Juri Gagarin erobert als<br />
erster Mensch den Weltraum, John F.<br />
für das Virus essenziellen Andockstellen,<br />
die Rezeptoren, auf der Wirtszelle. Oxy-<br />
Kennedy wird der jüngste Präsident der<br />
metazolin hemmt die Rezeptordichte für<br />
USA, J. Heinrich Matthaei und Marshall<br />
Warren Nirenberg entschlüsseln den ge-<br />
menschliche Rhinoviren auf der Zelloberfläche<br />
um ca. 39 %.<br />
netischen Code – bei der Merck AG in<br />
Deutschland wird Oxymetazolin gefun-<br />
oxymetazolin wirkt auch<br />
den, der Wirkstoff von Nasivin gegen die Entzündung<br />
Ursache für das Krankheitsgefühls bei<br />
Rhinovirusinfektionen ist nicht nur die<br />
Virusvermehrung, sondern auch die überschießende<br />
Reaktion des Immunsystems,<br />
die das Wohlbefinden beeinträchtigen.<br />
® .<br />
Vor nun 50 Jahren trat Nasivin ® Über ein halbes Jahrhundert wurde Oxymetazolin<br />
untersucht, es gehört somit zu<br />
den bestuntersuchten und dokumentierten<br />
Wirkstoffen. Diesen Studien verdankt<br />
man auch die Entdeckung der Dreifach-<br />
Wirkung von Nasivin<br />
seinen<br />
Siegeszug um die Welt an, sein Wirkstoff<br />
Oxymetazolin als zuverlässiges Schnupfenmittel<br />
flog sogar bei der ersten Mondlandung<br />
mit. Als Spray oder Tropflösung<br />
angewendet, sorgt es innerhalb von Sekunden<br />
für freie Atmung – dieser Effekt<br />
hält bis zu zwölf Stunden an.<br />
„Lange Zeit war die Verengung der kleinen<br />
Gefäße in der Nasenschleimhaut<br />
eine hinreichende Erklärung für seine<br />
Wirkung. In den letzten Jahren aber<br />
wurden durch verschiedene Studien wesentlich<br />
genauere Erkenntnisse gewonnen“,<br />
so Erich Nobis, Geschäftsführer<br />
Merck Selbstmedikation.<br />
® : abschwellend, entzündungshemmend<br />
und antiviral.<br />
3fach Wirkung von nasivin ®<br />
nasivin ® wirkt gegen Viren<br />
Rhinoviren gelten als die Hauptverursacher<br />
des Schnupfens. In der Vergangenheit<br />
galt die Behandlung mit Oxymetazolin<br />
(Nasivin ® Presseinformation 07. Oktober 2011<br />
Nasivin® feiert 50. Geburtstag<br />
Das Jahr 1961 – Juri Gagarin erobert als erster Mensch den Weltraum, John F.<br />
Kennedy wird der jüngste Präsident der USA, J. Heinrich Matthaei und Marshall<br />
Warren Nirenberg entschlüsseln den genetischen Code – bei der Merck AG in<br />
Deutschland wird Oxymetazolin gefunden, der Wirkstoff von Nasivin®.<br />
Vor nun 50 Jahren trat Nasivin® seinen Siegeszug um die Welt an, sein Wirkstoff<br />
Oxymetazolin als zuverlässiges Schnupfenmittel flog sogar bei der ersten Mondlandung mit.<br />
Als Spray oder Tropflösung angewendet, sorgt es innerhalb von Sekunden für freie Atmung –<br />
dieser Effekt hält bis zu zwölf Stunden an.<br />
„Lange Zeit war die<br />
)<br />
Verengung<br />
als rein symptomatisch.<br />
der kleinen Gefäße in der Nasenschleimhaut eine<br />
hinreichende Erklärung für seine Wirkung. In den letzten Jahren aber wurden durch<br />
Umso interessanter sind deshalb Studie-<br />
verschiedene Studien wesentlich genauere Erkenntnisse Rückfragenhinweis:<br />
gewonnen“, so Erich Nobis,<br />
Geschäftsführer<br />
nergebnisse<br />
Merck<br />
der letzten<br />
Selbstmedikation.<br />
Jahre, die zeigen,<br />
november_pr<br />
dass Oxymetazolin neben seiner gefäß-<br />
Über ein Taubstummengasse 5/10<br />
verengenden halbes Jahrhundert und damit wurde abschwellenden Oxymetazolin untersucht, es gehört somit zu den<br />
bestuntersuchten 1040 Wien<br />
Wirkung<br />
und<br />
direkt<br />
dokumentierten<br />
die schnupfenauslösen-<br />
Wirkstoffen. Diesen Studien verdankt man auch die<br />
Entdeckung der Dreifach-Wirkung von Nasivin®: abschwellend, Ines Glatz-Deuretzbacher<br />
entzündungshemmend und<br />
den Viren bekämpft. In Reagenzglasantiviral.<br />
Patrycja Robakiewicz<br />
Modellen konnte gezeigt werden, dass<br />
Tel.: +43 1 - 5851104-13<br />
Oxymetazolin die Vermehrung der Viren<br />
mit einer Standardtherapiedosis um 67<br />
Tel.: +43 1 - 5851104-11<br />
3-fach Wirkung von Nasivin®<br />
% hemmen kann und damit direkt Viren<br />
id@november.at<br />
abtötet. Es beeinflusst darüber hinaus die pat@november.at<br />
Nasivin® wirkt gegen Viren<br />
Rhinoviren gelten als die Hauptverursacher des Schnupfens.<br />
seite 28 DER MEDIZINER 10/2011<br />
„Das sind wohl jene Viren, denen wir Menschen im Laufe unseres Lebens am<br />
häufigsten begegnen“, erläutert Dr. Wolfgang Luxenberger, Vorstand der öst.
Vorsorgepreis 2012<br />
(27. September 2011) „Wir haben es<br />
uns in Niederösterreich zum Ziel gesetzt,<br />
die Vorsorgeangebote auszubauen und<br />
die Selbstverantwortung für die eigene<br />
Gesundheit zu stärken. Daher wollen wir<br />
all jene Projekte vor den Vorhang holen,<br />
die bundesweit dazu beitragen, dass<br />
aktive Gesundheitsvorsorge noch mehr<br />
im Bewusstsein der Menschen verankert<br />
wird. Damit setzen wir nicht nur ein<br />
wichtiges Zeichen, sondern fördern den<br />
Gedanken- und Ideenaustausch zwischen<br />
den Ländern und Regionen“, so Landeshauptmann<br />
Dr. Erwin Pröll und Landeshauptmann-Stellvertreter<br />
Mag. Wolfgang<br />
Sobotka.<br />
Es ist eine Erfolgsgeschichte: Von Landeshauptmann-Stellvertreter<br />
Mag. Wolfgang<br />
Sobotka ins Leben gerufen, wird der<br />
„Vorsorgepreis 2012“ kommendes Jahr,<br />
zum insgesamt vierten Mal, erneut Initiativen<br />
mit Vorbildwirkung auszeichnen.<br />
Aus diesem Grund unterstützt auch<br />
heuer wieder Dr. Vera Russwurm den<br />
„Vorsorgepreis 2012“: „Gesundheitsvorsorge<br />
ist ein Thema, das uns alle persönlich<br />
betrifft. Es ist gut zu wissen, dass in<br />
Österreich diesbezüglich viel geleistet<br />
wird, und wichtig dies auch aufzuzeigen!<br />
Dieses oftmals ehrenamtliche Engagement<br />
für die Gesundheit der Mitmenschen<br />
wird beim „Vorsorgepreis 2012“ erneut<br />
in den Blickpunkt der Öffentlichkeit<br />
geholt. Ich rufe alle dazu auf, ihr Projekt<br />
einzureichen und so den Gedanken der<br />
Gesundheitsvorsorge in ganz Österreich<br />
an den einzelnen Personen weiterzutragen“,<br />
betont Vera Russwurm die Wichtigkeit<br />
des Vorsorgepreises.<br />
10/2011 DER MEDIZINER<br />
Die Einreichung<br />
Egal ob Schule, Gemeinde, Verein oder<br />
Betrieb, ob als Einzelperson oder mit<br />
einem Team. Jeder und jede ist herzlich<br />
eingeladen, Projekte im Bereich Gesundheitsförderung<br />
und Prävention einzureichen!<br />
Die Bandbreite bei den eingereichten<br />
Projekten kann dabei von kreativen<br />
Einzelaktionen bis hin zu dauerhaften<br />
Projekten und Kampagnen reichen. Die<br />
Einreichung erfolgt durch elektronische<br />
Übermittlung des ausgefüllten Einreichformulars<br />
auf www.vorsorgepreis.at bis<br />
spätestens am 30. November 2011.<br />
Die Kriterien<br />
Bewertet wird die Idee hinter dem Projekt<br />
ebenso wie dessen Umsetzung. Bevorzugt<br />
werden Projekte, die eine aktive<br />
Beteiligung der jeweiligen Zielgruppe erfordern<br />
und eine nachhaltige Verhaltensänderung<br />
der Teilnehmer, welche durch<br />
eine Evaluierung belegt ist, bewirken.<br />
Kreativität und Ideenreichtum werden<br />
genauso in die Bewertung einbezogen,<br />
wie die inhaltliche Ausgestaltung und<br />
langfristige Wirkung des Projekts.<br />
Die Auszeichnung<br />
Der Vorsorgepreis wird in vier Kategorien<br />
verliehen:<br />
• Bildungseinrichtungen,<br />
• Gemeinden und Städte,<br />
• Betriebe und<br />
• private Initiativen.<br />
In jeder Kategorie werden 2 Gewinner<br />
(österreich- und niederösterreichweit)<br />
von einer hochkarätigen Jury<br />
ausgewählt. Pro Kategorie<br />
ist der erste Platz mit €<br />
3.000,– dotiert.<br />
Innovative Projekte zum<br />
Thema „Bewegung im Alltag“,<br />
welche der Jury besonders<br />
prämierungswürdig<br />
erscheinen, haben die Möglichkeit<br />
auf den erstmals<br />
vergebenen „Sonderpreis<br />
der Jury“, welcher ebenfalls<br />
mit € 3.000,- dotiert ist. Außerdem<br />
erhält jeder Sieger<br />
die aus Bronze gegossene<br />
Trophäe, welche die Göttin der Gesundheit<br />
„Hygieia“ darstellt (Künstler: Uwe<br />
Hauenfels).<br />
Die Jury<br />
Fo r u m me d I c u m<br />
Fortbildung<br />
Eine hochkarätige Expertenjury aus<br />
den Gebieten der Medizin, Bewegung,<br />
Ernährung und Psychotherapie bewertet<br />
die eingereichten Projekte:<br />
• Prof. Dr. Gerald Gartlehner<br />
• Dr. Johann Jäger<br />
• Mag. Christa Peinhaupt<br />
• Univ. Prof. Dr. Rotraud A. Perner<br />
• Dr. Johannes Püspök<br />
• Prim. DDr. Dipl.<br />
Psych. Andreas Remmel<br />
• Mag. Hanni Rützler<br />
• Dr.Werner Schwarz<br />
• Dr.Andrea Zauner-Dungl<br />
Rückfragenhinweis:<br />
Mag.(FH) Eberhard Blumenthal,<br />
Pressesprecher<br />
3109 St. Pölten Landhausplatz 1 Haus<br />
1 Telefon +43 2742 9005 DW 12221<br />
Mobil +43 676 812 12221<br />
eberhard.blumenthal@noel.gv.at<br />
seite 29
seite 30 DER MEDIZINER 10/2011
10/2011 DER MEDIZINER<br />
A n f o r d e r u n g s f A x<br />
A b o n n e m e n t<br />
Ich bestelle den MEDIZINER zum<br />
1-Jahres-Abonnement-Preis von<br />
€ 39,– inkl. Porto.<br />
• Ich bestelle den MEDIZINER zum<br />
2-Jahres-Abonnement-Preis von<br />
€ 76,– inkl. Porto.<br />
Falls ich mein Abonnement nicht verlängern<br />
will, werde ich dies bis spätestens<br />
sechs Wochen vor Auslaufen des<br />
Abos per Einschreiben oder E-Mail<br />
mitteilen. Erhalten Sie keine Nachricht<br />
von mir, ver längert sich mein Abonnement<br />
au to matisch um ein Jahr.<br />
Um die DINERS CLUB GOLD CARD<br />
zu erhalten, ist es erforderlich, dem ME-<br />
DIZINER-Club (s.u.) beizutreten (Beitritt<br />
und Mitgliedschaft sind kostenlos).<br />
__________________________________<br />
Titel, Name, Vorname<br />
______________________________________<br />
Straße<br />
______________________________________<br />
PLZ/Ort<br />
______________________________________<br />
Datum<br />
______________________________________<br />
Unterschrift und Stempel (falls vorhanden)<br />
C l u b <br />
A n m e l d u n g<br />
Ja, ich möchte dem MEDIZINER-<br />
Club beitreten. Es entstehen für<br />
mich dabei keine Kosten.<br />
Als Abonnent des MEDIZINERs erhalte<br />
ich nach Einsendung dieser Karte<br />
ein spezielles Antrags formular auf<br />
Aus stel lung einer DINERS CLUB<br />
GOLD CARD von AIRPLUS, Rainerstraße<br />
1, A-1040 Wien.<br />
Ich möchte für die Dauer meines<br />
Abonnements kostenlos die Diners<br />
Club Gold Card beziehen.<br />
Mir ist klar, dass mein Antrag den üblichen<br />
Kriterien für Privatkarten entsprechen<br />
muss und gegebenenfalls auch<br />
abgelehnt werden kann.<br />
Datum: ________________________________<br />
______________________________________<br />
Unterschrift<br />
Anzeige + Literatur Informationsgespräch<br />
Amlodipin<br />
Lercanidipin<br />
nicolan<br />
oxygerolan<br />
tamiflu<br />
Vivanza<br />
Zeldox<br />
Zonegran<br />
Wichtig!<br />
10/2011<br />
Durch Ankreuzen des gewünschten Produktes können Sie<br />
bequem Literatur bzw. ein Informationsgespräch bestellen.<br />
Das ausgefüllte und unterschriebene Blatt schicken oder<br />
faxen Sie einfach an die untenstehende Adresse.<br />
Wir leiten Ihre Anfrage sofort weiter.<br />
Bei Literaturanforderung bitte<br />
unbedingt hier (Absender) signieren!<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Titel, Name, Vorname<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Straße, PLZ/Ort<br />
_________________________________________________________________________________<br />
Datum<br />
Fax: 04263/200 74<br />
verlagdermediziner gmbh Reiftanzplatz 20 A9375 Hüttenberg<br />
seite 31
Fachkurzinformation und Referenzen siehe Seite 3<br />
seite 32 DER MEDIZINER 10/2011