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Belastungs-Angina pectoris

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<strong>Belastungs</strong>-<strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong><br />

Seite 6<br />

P.b.b. • 04Z035829 M • Verlagspostamt: 9300 St. Veit/Glan • 20. Jahrgang<br />

Fachkurzinformation und und Referenzen siehe siehe Seite Seite 9<br />

9<br />

verlagdermediziner


Fachkurzinformation und Referenzen siehe Seite 9


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31<br />

CoVERStoRy<br />

6<br />

FoRtBILDunG<br />

<strong>Belastungs</strong>­<strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong><br />

OA Dr. Elisabeth Lassnig, OA Dr. Thomas Weber,<br />

Dr. Martin Rammer, Dr. Marcus Ammer,<br />

Prim. Dr. Bernd Eber<br />

Influenza ­ update 2011.................................................................................................10<br />

Univ.-Prof. Dr. Ursula Kunze<br />

Genderspezifische Aspekte der Schizophrenie ......................................................12<br />

Dr. Andjela Bäwert, Dr. Bernadette Winklbaur<br />

Aktuelle Diagnoserichtlinien und therapieoptionen<br />

bei Morbus Sudeck (CRPS I) .......................................................................................16<br />

OÄ Dr. Gerda Vacariu<br />

Interventionelle Schmerzdiagnostik und ­therapie ................................................20<br />

Dr. med. Michael Hartmann, Prof. Dr. med. Eli Alon<br />

FoRuM MEDICuM<br />

nicolan ® (nicorandil): Seit 1. Juli 2011 in der Grünen Box<br />

Moderne therapie der Koronaren Herzerkrankung .....................................................................26<br />

oxygerolan ® ­ mit oxycodon starke Schmerzen<br />

verlässlich und anhaltend reduzieren .......................................................................27<br />

Rheuma interdisziplinär<br />

Ärztliche Fortbildung ­ 16. november im Wiener Rathaus .............................................................28<br />

nasivin ® feiert 50. Geburtstag .....................................................................................28<br />

Vorsorgepreis 2012 ........................................................................................................29<br />

Fachkurzinformationen ......................................................................................3, 18, 33<br />

10/2011 DER MEDIZINER<br />

<strong>pectoris</strong><br />

Seite 6<br />

P.b.b. • 04Z035829 M • Verlagspostamt: 9300 St. Veit/Glan • 20. Jahrgang <strong>Belastungs</strong>-<strong>Angina</strong><br />

verlagdermediziner<br />

In h a lt u n d Im p r e s s u m<br />

Impressum<br />

Verleger: Verlag der Mediziner gmbh. Herausgeber<br />

und Geschäftsführer: Peter Hübler<br />

Pro jekt leitung: Peter Abromeit Redaktion:<br />

Elisabeth Abromeit-Wagner, Jutta Gruber, Gruber An­ Eva<br />

Pirker schrift An von schrift Verlag von und Verlag Herausgeber: und Herausgeber: A-9375<br />

A-9375 Hüttenberg, Hüttenberg, Reiftanzplatz Reiftanzplatz 20, Telefon: 20, Telefon: 04263/<br />

04263/ 200 34, 200 Fax: 34, 04263/ Fax: 04263/ 200 74 200 Layout: 74 Layout: Eva Pirker Eva<br />

Pirker E­Mail: Druck: office@mediziner.at Druck- und Kopiezentrum Home page: www. des<br />

Bischöflichen mediziner.at Einzel Seelsorgeamtes, preis: € 3,– Er schei Klagenfurt nungs­<br />

E­Mail: weise: periodisch. office@mediziner.at Home page: www.<br />

mediziner.at Einzel preis: € 3,– Er schei nungsweise:<br />

periodisch.<br />

offenlegung nach § 25 Mediengesetz: Medieninhaber:<br />

Verlag der Mediziner gmbh. Richtung der Zeitschrift:<br />

Medizinisch-pharmazeutisches In formationsjournal für<br />

österreichische Ärztinnen und Ärzte. Soweit in diesem<br />

Journal eine Dosierung oder eine Applikation erwähnt<br />

wird, darf der Leser zwar darauf vertrauen, dass Autoren,<br />

Her ausgeber und Verlag große Sorgfalt darauf verwandt<br />

haben, dass diese Ausgabe dem Wissenstand bei Fertigstellung<br />

des Journals entspricht. Für Angaben über<br />

Dosierungs an weisungen und Applikationsformen kann<br />

vom Verlag jedoch keine Gewähr übernommen werden.<br />

Jeder Benutzer ist angehalten, durch sorgfältige Prüfung<br />

der Beipackzettel der verwendeten Prä parate und<br />

gegebenenfalls nach Konsultation eines Spezialisten<br />

festzustellen, ob die dort gegebenen Empfehlungen für<br />

Dosierung oder die Beach tung von Kon train dikationen<br />

gegenüber der Angabe in diesem Heft abweicht. Eine<br />

solche Prüfung ist be sonders wichtig bei selten verwendeten<br />

Prä pa raten oder solchen, die neu auf den Markt<br />

gebracht worden sind. Jede Dosierung oder Appli kation<br />

er folgt auf eigene Gefahr des Benutzers. Autoren und Verlag<br />

appellieren an jeden Benutzer, ihm etwa auf fallende<br />

Ungenauigkeiten dem Ver lag mitzuteilen. Geschützte Warennamen<br />

(Warenzei chen) werden nicht immer besonders<br />

kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen<br />

Hin weises kann also nicht geschlossen werden, dass<br />

es sich um einen freien Warennamen handelt. Die mit<br />

FB (Firmen beitrag) ge kenn zeichneten bzw. als Produktbe<br />

schreibung er kennt lichen Beiträge sind entgeltliche<br />

Einschal tungen und geben nicht unbedingt die Meinung<br />

der Redaktion wieder. Es handelt sich somit um „entgeltliche<br />

Einschal tun gen“ im Sinne § 26 Medien gesetz.<br />

Sehr geehrte Leserinnen und Leser! Auf vielfachen<br />

Wunsch verzichten wir für eine bessere<br />

Lesbarkeit auf das Binnen-I und auf die<br />

gesonderte weibliche und männliche Form<br />

bei Begriffen wie Patient oder Arzt. Wir hoffen<br />

auf Ihr Verständnis und Ihre Zustimmung!<br />

seite 3


Fo r u m me d I c u m<br />

Splitter<br />

Zwei Tage Fußmarsch bis zur Österreicher-Station<br />

Bisher fehlte es am Fuße des Kilimanjaro an<br />

Wohlstand und medizinischem Fachwissen: Weil<br />

Medikamente knapp waren, wurden Antibiotika<br />

oft zu niedrig dosiert und zu kurz eingesetzt.Anti-<br />

hypertensiva erhielten die Patienten u.U.für eine<br />

Woche. Weil die Frauen in Tansania oft „g’schamig“<br />

sind, wurden gynäkologische Symptome bloß mit<br />

einem Patientenfragebogen erhoben und dann<br />

anschließend übertherapiert. Die notwendige Dia-<br />

gnostik ist noch nicht state of the art entwickelt. So<br />

leiden vieleKinder unerkannt anKuhmilchallergie,<br />

weil die Massai vor allem Viehwirtschaft betreiben.<br />

Asthma und COPD sind erschreckend häufig, denn<br />

die Frauen kochen an offenen Feuerstellen in ihren<br />

Hütten! Es gibt in der Tat viel zu tun in Momella,<br />

nahe Arusha. Ein großes Herz, ärztliches Wissen,<br />

medizinische Ausstattung und Know-How, viele<br />

Arzneimittel und Idealismus sind gefragt.<br />

Die Wiener Ärztin Dr. Christine Wallner hat das<br />

Projekt Africa Amini Alama 2009 initiiert und<br />

in der Savanne eine Krankenstation mit viel eige-<br />

nen Mitteln und Hilfe von Freun-<br />

den aufgebaut. Der Fokus der<br />

ärztlichen Arbeit liegt beim Trans-<br />

fer des medizinischen Wissens.<br />

Schon jetzt behandeln tansanische<br />

Ärzte und Krankenschwestern täg-<br />

lich rund 50 Patienten lege artis<br />

bei den unterschiedlichsten Krank-<br />

heitsbildern Afrikas. Seit einigen<br />

Monaten ordiniert in der Krankenstation sogar<br />

ein afrikanischer Zahnarzt.<br />

Die rührige GroßmutterWallner sammelt in<br />

Wien LKW-Ladungen an Medikamenten, schickt<br />

Betten und Verbandszeug nach Tansania und<br />

demnächst auch die Bauteile eines medizinischen<br />

Labors. Die Laborspezialistin Dr. Sissy Dostal ist<br />

vom Schwung der Initiative eingenommen. Sie<br />

wird in den kommenden Monaten step-by-step<br />

ein professionelles Labor aufbauen und MTAs<br />

einschulen. Das Team Dr. Christine Wallner und<br />

Dr. Cornelia Wallner-Frisee freuen sich schon<br />

auf Chemieparameter, exakte Befunde zu Niere<br />

und Leber etc.<br />

Die Mängelliste bleibt trotzdem noch lang. Es<br />

wäre wünschenswert, dass dieArzneimittelher-<br />

steller und die Vertriebsfirmen der Medizintech-<br />

nik die „Werkzeuge“ der Ärzte für viele Indi-<br />

kationen zur Verfügung stellen. Ganz trivial,<br />

aber wesentlich ist an alle Kollegen die Bitte um<br />

finanzielle Unterstützung für das Projekt.<br />

Dr. Christine Wallner sieht Africa Amini Alama<br />

als ein Projekt der österreichischen Medizin,<br />

alle Ideen dazu sind interessant. Jede Form der<br />

Unterstützung ist sehr willkommen:<br />

Kto. 5184 6031 508, BLZ 12000<br />

cornelia@africaaminialama.com<br />

www.africaaminialama.com<br />

seite 4 DER MEDIZINER 10/2011


Bei Asthma gibt es viel Luft<br />

nach oben<br />

Der Generalsekretär der Österreichischen Lungenunion,<br />

Primar Norbert Vetter, zeigte im Wiener Rathaus das Soll<br />

und das Haben derAsthma-Therapie. In den letzten 20 Jah-<br />

ren ist eine Zahl erfolgversprechender Medikamente auf<br />

den Markt gekommen, Asthma-bedingte Todesfälle sind<br />

seither sehr selten geworden. Doch die Hoffnungen auf eine<br />

unbeschwerte Lebensqualität haben sich nur für einenTeil der Patienten erfüllt.Die<br />

AIRE-Studie zeigt die Bilanz – mehr als die Hälfte der Asthma-Patienten sind<br />

„nicht kontrolliert“ und pendelt zwischen ernsten Symptomen, Notfall-Visiten und<br />

Krankenstand. Der Status quo ist eine Herausforderung für alle Beteiligten.<br />

Asthma Insights and Reality in Europe (AIRE)<br />

Therapie-Ziele AIRE-Findings %<br />

wenige/keine Symptome Symptome untertags 50<br />

Symptom nachts 31<br />

seltene Episoden berichtete Episoden 57<br />

keine Notfall-Visiten Notfall-Visiten 11<br />

minimaler Gebrauch von β2-Agonisten Gebrauch von β2-Agonisten 64<br />

normales Arbeitsleben Krankenstand 17<br />

keine Aktivitätseinschränkung Aktivitätseinschränkung 47<br />

Alle Anstrengungen sind erwünscht, um den Therapie-Erfolg zu verbessern. Wir<br />

warten auf neue Substanzen und auf eine neue Kombination aus den besten bewährten<br />

Einzelwirkstoffen in einem Device, das der Patient leicht bedienen kann.<br />

Sprühnebel für Asthma-Kinder<br />

Dozent Arnulf Hartl präsentiert<br />

Daten der Paracelsus Universität Salzburg<br />

zur Wirkung des Sprühnebels der<br />

Krimmler Wasserfälle, der größten in<br />

ganz Europa. Asthma-Kinder zwischen<br />

acht und vierzehn wurden täglich in die<br />

Nähe der Wasserfälle geführt; die Kon-<br />

trollgruppe besuchte Kühe auf den<br />

Almen zur Südtiroler Grenze. Wie das<br />

Diagramm zeigt, profitierten beide<br />

Gruppen vom Urlaub in den Bergen<br />

wesentlich. Die Kontroll-Untersuchung<br />

10/2011 DER MEDIZINER<br />

nach 140 Tagen ergab Überraschendes:<br />

Die Wasserfall-Kinder waren während<br />

der folgenden 4 Monate beinahe völlig<br />

beschwerdefrei, während die Kontrollgruppe<br />

in der Atemleistung wieder suk-<br />

zessive abbaute. Die Sprühnebel der<br />

Krimmler Wasserfälle geben den Kindern<br />

wieder die Möglichkeit Fußball zu<br />

spielen, Sport auszuüben und zu wandern.<br />

Ein paar Wochen im Sommer<br />

können die Lebensqualität der Kinder<br />

verändern. Infos: hohe-tauern-health.at<br />

Fo r u m me d I c u m<br />

Splitter<br />

„Das Ziel war, mich<br />

zu brechen ...“<br />

Der Boulevard überschlägt sich wieder<br />

einmal mit Grausamkeiten jeder<br />

Art, um Tag für Tag einen neuen Auflagenrekord<br />

zu generieren. Prügelorgien,<br />

Massenvergewaltigungen von Kindern<br />

im Volkschulalter, sadistische Demütigungen,<br />

Alpträume bis ins hohe Alter ...<br />

Alles wahr? Alles blühende Phantasie?<br />

Lassen wir ein ehemaliges Heimkind<br />

zu Wort kommen, Sawine R.: „Ich bin<br />

als uneheliches Kind in einem landwirtschaftlichen<br />

Klostergut aufgewachsen.<br />

Das war in der Nachkriegszeit nicht sehr<br />

ehrenwert – ich durfte lange nicht am<br />

Tisch mit den Erwachsenen sitzen, ich<br />

erhielt meinen Teller neben dem Hunde-<br />

napf. In der Hauptschule war ich wohl<br />

nicht besonders folgsam. Weil ich in der<br />

Freizeit ‚Bravo‘ gelesen habe, wurde ich<br />

von der Klosterschule rausgeschmissen.“<br />

„Dann brachte man mich in ein Erziehungsheim<br />

für Mädchen in Niederösterreich.<br />

Ich war in den 60er Jahren ca. 1,5<br />

Jahre im Heim. Das war sicher ein<br />

‚Gefängnis für Teenager‘, alle Fenster<br />

und Türen waren ständig versperrt. Die<br />

Schwestern prügelten nicht selbst, aber<br />

erlaubten, dass die ‚Außenseiterinnen‘<br />

von der Gruppe geschlagen wurden;<br />

das war Gang und Gebe. Wenn ein<br />

Mädchen sich schlicht nichts sagen ließ<br />

oder nach einem Fluchtversuch wieder<br />

ins Heim zurückgebracht wurde, sperrte<br />

man die Ausreißerin zumindest für einen<br />

Tag ins ‚Besinnungskammerl‘, eine Art<br />

Isolationshaft. Anschließend wurde die<br />

Ausreißerin von der Gruppe verprügelt.<br />

Als Insassin hatte ich keine Rech-<br />

te, persönliche Wünsche waren un -<br />

denk-bar. Wir waren der ‚Abschaum‘,<br />

dem die Erzieherinnen mit aller Strenge<br />

den richtigen Weg wiesen. Absoluter<br />

Gehorsam war Pflicht und musste eingeübt<br />

werden, notfalls mit Zwang.“<br />

„Aber: es gab keine sexuellen Übergriffe,<br />

es gab keine Männer im Heim.<br />

Es gab keine Vergewaltigungen.“<br />

„Unter den Teenagern schwärmten<br />

viele von irgendwelchen Männern ihrer<br />

Heimat. Manche waren in eine Erzie-<br />

herin verliebt.“ Offenbar ein Stockholm-<br />

Syndrom. Alles nicht so geil wie in der<br />

Zeitung, aber schrecklich genug.“ tr<br />

seite 5


an g I n a p e c t o r I s<br />

Coverstory<br />

<strong>Belastungs</strong>-<strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong><br />

OA Dr. Elisabeth Lassnig, OA Dr. Thomas Weber, Dr. Martin Rammer,<br />

Dr. Marcus Ammer, Prim. Dr. Bernd Eber<br />

Einleitung<br />

<strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong> (übersetzt „Brustenge“)<br />

stellt das Kardinalsymptom<br />

der Myokardischämie dar, die meistens<br />

durch hämodynamisch wirksame<br />

Stenosen der epikardialen Gefäße bei<br />

Koronarer Herzerkrankung, aber auch<br />

durch linksventrikuläre Hypertrophie<br />

oder Koronarspasmen verursacht wird.<br />

Der ischämische Thoraxschmerz manifestiert<br />

sich meist mit einem thorakalen<br />

Oppressionsgefühl, kann aber auch atypische<br />

klinische Symptomatik bieten.<br />

Neben genauer Anamnese sind die klinisch<br />

physikalische Untersuchung und<br />

weitere diagnostische Maßnahmen wie<br />

Elektrokardiographie und Echokardiographie<br />

zur Diagnose hilfreich. Die<br />

Therapie der stabilen <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong><br />

umfasst antiischämische pharmakologische<br />

Maßnahmen, Revaskularisation<br />

sowie Modifikation von Risikofaktoren.<br />

Definition<br />

Man unterscheidet zwei Formen von<br />

<strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong>, die sich in Prognose<br />

und Management klar unterscheiden.<br />

Als stabile <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong> bezeichnet<br />

man ausschließlich bei Belastung<br />

– sei es nun physische oder psychische<br />

Belastung – auftretende thorakale Beschwerden,<br />

welche bei einem bestimmten<br />

<strong>Belastungs</strong>grad vorhersagbar und<br />

reproduzierbar sind und in Ruhe oder<br />

nach Verabreichung von Nitroglycerin<br />

sistieren.<br />

Im Gegensatz dazu ist die instabile<br />

<strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong> Ausdruck eines akuten<br />

Koronarsyndroms und umfasst die De-<br />

novo-<strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong>, die <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong><br />

in Ruhe, die Crescendo-<strong>Angina</strong><br />

<strong>pectoris</strong> (an Häufigkeit und Intensität<br />

zunehmende <strong>Angina</strong>) sowie die <strong>Angina</strong><br />

<strong>pectoris</strong> nach einem Myokardinfarkt<br />

oder vorausgegangener Revaskularisation.<br />

Mechanismus<br />

Myokardiale Ischämie resultiert aus<br />

einer Dysbalance zwischen myokardialem<br />

Sauerstoff-Bedarf und myokardialer<br />

Sauerstoff-Versorgung.<br />

Der Sauerstoff-Bedarf des Herzens<br />

ist variabel und abhängig von<br />

• Blutdruck (Nachlast)<br />

• Herzfrequenz<br />

• Wandspannung<br />

(linksventrikuläres enddiastolisches<br />

Volumen, Muskelmasse)<br />

• Kontraktilität<br />

Die Sauerstoff-Versorgung des Herzens<br />

wird durch den koronaren Blutfluss<br />

gewährleistet und ist abhängig<br />

von<br />

• Durchmesser und Perfusionsdruck<br />

der Koronarien<br />

• Diastolendauer<br />

• Hämoglobinkonzentration<br />

<strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong> ist das klassische<br />

Symptom der myokardialen Ischämie.<br />

Die Mechanismen sind nicht völlig geklärt.<br />

Durch Ischämie und Sauerstoff-<br />

Mangel wird die Bildung von Adenosin-Tri-Phosphat<br />

reduziert. Es kommt<br />

zur verminderten Aktivität der ATPabhängigen<br />

Natrium-Kalium-Pumpe in<br />

der Zellmembran und zur Veränderung<br />

der Membraneigenschaften. Freiwer-<br />

dende Substanzen wie Lactat, Bradykinin<br />

oder Serotonin stimulieren Chemo-<br />

und Mechanorezeptoren im Myokard<br />

und um die Koronarien, welche ihrerseits<br />

von Nervenzellen versorgt werden<br />

und die Schmerzempfindung mitbedingen.<br />

1 Hier scheint Adenosin über die<br />

Aktivierung der A1-Adenosin-Rezeptoren<br />

eine zentrale Rolle zu spielen. 2<br />

Die Impulse werden über das thorakale<br />

Rückenmark in den Thalamus und<br />

den Cortex weitergeleitet. Die <strong>Angina</strong><br />

entspricht dem Dermatomschmerz der<br />

entsprechenden Rückenmarksregion.<br />

Diagnose<br />

<strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong> kann sich klinisch<br />

sehr unterschiedlich manifestieren. Für<br />

die Diagnosestellung ist eine genaue<br />

Anamnese entscheidend. Als weitere<br />

diagnostische Schritte empfehlen sich<br />

Ruhe- und <strong>Belastungs</strong>-EKG sowie die<br />

Echokardiographie, gegebenenfalls<br />

auch die invasive Diagnostik mittels<br />

Koronarangiographie.<br />

Die „typische <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong>“ ist<br />

ein retrosternales Druck- oder Beklemmungsgefühl<br />

oder eine brennende<br />

ursachen für <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong><br />

• Koronare Herzerkrankung<br />

• Arterielle Hypertonie<br />

• Vasospasmen<br />

• Rhythmusstörungen<br />

• Herzklappenerkrankungen<br />

• Leitungsstörungen<br />

• Kardiomyopathien<br />

• Mikrovaskuläre Dysfunktion<br />

• Anämie<br />

Tabelle 1<br />

seite 6 DER MEDIZINER 10/2011


Empfindung mit Ausstrahlung in Hals,<br />

Unterkiefer oder den linken Arm. Sie<br />

wird meist nicht als Schmerz, sondern<br />

eher als „dumpfes Gefühl“ angegeben.<br />

„Wie ein Stein in der Brust oder Panzer<br />

um die Brust“ beschreiben manche Patienten<br />

diese Empfindung. Der Schmerz<br />

ist nicht punktuell, sondern flächenhaft<br />

und oft schwer konkret zu lokalisieren.<br />

Neben der typischen Lokalisation retrosternal<br />

und linksthorakal kann der<br />

Schmerz auch in Rücken, epigastrisch,<br />

in Hals, Unterkiefer, sowie in beiden<br />

Arme ausstrahlen.<br />

Die Beschwerden sind repetitiv und<br />

in der Regel reproduzierbar. Eine Ischämie<br />

in einem bestimmten Versorgungsgebiet<br />

führt beim selben Patienten<br />

immer zur selben Symptomatik.<br />

Als Auslöser fungieren alle Faktoren,<br />

die den myokardialen Sauerstoffbedarf<br />

erhöhen. Am häufigsten ist dies wohl<br />

körperliche Aktivität, aber auch psychische<br />

Belastung, Aufregung, opulente<br />

Mahlzeiten oder Kälte können zu <strong>Angina</strong><br />

<strong>pectoris</strong> führen. 3<br />

Ein weiterer Aspekt in der Diagnosestellung<br />

ist die Schmerzdauer. Typische<br />

<strong>Angina</strong> tritt anfallsartig und nicht als<br />

Dauerschmerz auf. Die klassische Dauer<br />

beträgt einige bis maximal 20 Minuten.<br />

Über Stunden andauernde Beschwerden<br />

sprechen gegen ischämischen Thoraxschmerz<br />

oder aber für eine instabile<br />

Klinik mit Verdacht auf ein akutes Koronarsyndrom.<br />

Der Grat zwischen atypischem<br />

Thoraxschmerz und instabiler<br />

<strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong> ist schmal und bedarf<br />

neben einer ausführlichen Anamnese<br />

und klinischer Untersuchung weiterer<br />

diagnostischer Hilfsmittel wie EKG<br />

und laborchemischer Parameter.<br />

Nicht immer steht Thoraxschmerz im<br />

Vordergrund. Über korrespondierende<br />

Dermatome kommt es zur Projektion<br />

des Schmerzes in andere Areale. <strong>Belastungs</strong>abhängige<br />

Schmerzen im Hals,<br />

Unterkiefer, in den Zähnen, Schultern,<br />

im linken und rechten Arm bis in die<br />

Finger, zwischen den Schulterblättern,<br />

im Rücken oder im Oberbauch sollten<br />

an eine atypische <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong><br />

denken lassen. Auch vegetative Symptome<br />

wie Übelkeit sind möglich. Ein<br />

häufiges <strong>Angina</strong>-<strong>pectoris</strong>-Äquivalent<br />

ist Dyspnoe, vor allem wenn die Ischämie<br />

zu einer Relaxationsstörung mit<br />

diastolischer Dysfunktion des linken<br />

Ventrikels führt und es im Rahmen der<br />

10/2011 DER MEDIZINER<br />

Ischämie zum Anstieg des links atrialen<br />

Drucks und des pulmonal kapillären<br />

Verschlussdrucks kommt. 4<br />

Nach detaillierter Anamnese sollte<br />

eine physikalische Untersuchung erfolgen,<br />

mit besonderem Augenmerk auf<br />

Herzgeräusch, Herzinsuffizienzzeichen<br />

und Blutdruck. Die Durchführung eines<br />

EKGs unter Ruhebedingungen ist<br />

Standard. Bei pathologischem Ruhe-<br />

EKG sollte eine weiterführende kardiologische<br />

Abklärung mittels Echokardiographie<br />

und Koronarangiographie<br />

erfolgen.<br />

Eine Echokardiographie wird für<br />

Patienten mit stabiler <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong><br />

empfohlen bei<br />

• stattgehabtemMyokardinfarkt,pathologischen<br />

Q-Zacken im EKG, Herzinsuffizienzzeichen<br />

• pathologischem Auskultationsbefund<br />

am Herzen<br />

• komplexen ventrikulären<br />

Arrhythmien 5<br />

Das <strong>Belastungs</strong>-EKG dient vor allem<br />

dazu, die vom Patienten angegebenen<br />

Symptome zu objektivieren und wird<br />

bei unauffälligem Ruhe-EKG empfohlen.<br />

Es kann helfen, Hoch- und Niedrig-Risiko-Patienten<br />

zu unterscheiden<br />

(6). Die Aussagekraft kann aber durch<br />

multiple Faktoren wie Motivation, Trainingszustand,<br />

Beinschwäche, Begleiterkrankungen<br />

und unspezifische Repolarisationsstörungen<br />

beeinträchtigt<br />

sein. Als Alternative oder Ergänzung<br />

besteht die Möglichkeit eines pharmakologischen<br />

Stresstests mit szintigraphischer<br />

Perfusionsmessung oder der<br />

Stressechokradiographie, deren Aussagekraft<br />

wiederum an Bildqualität und<br />

anatomische Gegebenheiten gebunden<br />

ist.<br />

Die Koroanrangiographie gilt als<br />

Goldstandard in der Diagnosestellung<br />

einer koronaren Herzerkrankung.<br />

Nach den ACC/AHA-Guidelines 5 ist<br />

sie beim Vorliegen einer chronischen<br />

stabilen <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong> indiziert bei<br />

• Beschwerden, die den Patienten trotz<br />

pharmakologischer Therapie in seinem<br />

Alltag beeinträchtigen<br />

• Patienten mit hohem und intermediärem<br />

Risiko (klassifiziert nach <strong>Belastungs</strong>-EKG<br />

oder szintigraphischer<br />

Perfusionsmessung) unabhängig von<br />

der Stärke der Beschwerden<br />

an g I n a p e c t o r I s<br />

Coverstory<br />

therapie der <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong><br />

Die Behandlungsmöglichkeiten erstrecken<br />

sich über die konservative Therapie<br />

mit Modifikation von Risikofaktoren<br />

und pharmakologischer Therapie<br />

bis hin zur Revaskularisierung mittels<br />

perkutaner Koronarintervention oder<br />

aorto-koronarer Bypassoperation. Die<br />

Therapie der stabilen <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong><br />

dient in erster Linie der Besserung der<br />

Symptome. Nur für wenige Maßnahmen<br />

konnte bislang eine Verzögerung<br />

der Progression der Erkrankung und<br />

ein Überlebensvorteil gezeigt werden.<br />

Antianginöse pharmakologische<br />

therapie<br />

Nitrate wirken vasodilatorisch auf<br />

Koronarien, Venen und Arteriolen<br />

und führen so zu einer Verbesserung<br />

der pectanginösen Symptome. 7 Man<br />

unterscheidet kurz- und langwirksame<br />

Präparate. Im akuten <strong>Angina</strong>-<strong>pectoris</strong>-<br />

Anfall sind die kurzwirksamen sublingual<br />

verabreichten Nitrate das Mittel<br />

der Wahl. Die langwirksamen Retardformen<br />

werden zur Prophylaxe von<br />

<strong>Angina</strong>-<strong>pectoris</strong>-Anfällen eingesetzt<br />

und sollten nur einmal täglich verabreicht<br />

werden. Neben Blutdruckabfällen<br />

und Cephalea als Nebenwirkungen<br />

kann es bei regelmäßiger Einnahme zu<br />

Toleranzentwicklung und zu Wirkungsverlust<br />

kommen.<br />

Betablocker reduzieren den myokardialen<br />

Sauerstoffbedarf durch Reduktion<br />

der Herzfrequenz und Kontraktilität<br />

über Blockade der Sympathikuswirkung<br />

auf das Herz, vor allem unter Belastung.<br />

Grundsätzlich sind kardioselektive<br />

Betablocker wie Metoprolol, Bisoprolol<br />

oder Nebivolol, die vor allem auf<br />

die kardialen Beta-1-Rezeptoren und<br />

weniger auf die Beta-2-Rezeptoren in<br />

Lunge und peripheren Gefäßen wirken,<br />

den nichtkardioselektiven Betablockern<br />

vorzuziehen. Die Dosis des<br />

Betablockers sollte wenn möglich bis<br />

zum Erreichen einer Ziel-Herzfrequenz<br />

von rund 60/min in Ruhe titriert<br />

werden. Bei Patienten mit zusätzlicher<br />

Herzinsuffizienz sollte – aufgrund des<br />

negativen intropen Effekts – mit niedrigen<br />

Dosen begonnen und vorsichtig<br />

gesteigert werden. Nebenwirkungen<br />

sind häufig Beta-2-Rezeptor vermittelt<br />

wie Bronchospasmus oder Verschlechterung<br />

einer bestehenden pAVK.<br />

seite 7


an g I n a p e c t o r I s<br />

Coverstory<br />

Daneben kann es zu Bradykardien,<br />

Reizleitungsstörungen, Müdigkeit und<br />

Potenzproblemen kommen.<br />

Für Patienten mit Zustand nach Myokardinfarkt<br />

konnte durch die Gabe von<br />

Betablockern eine verbesserte Prognose<br />

in Hinblick auf Re-Infarkt und<br />

Überleben gezeigt werden. 8<br />

Calciumantagonisten haben einen<br />

ähnlich antianginösen Effekt wie Betablocker.<br />

9 Sie wirken über die Hemmung<br />

des Calcium-Einstroms in die<br />

glatten Muskelzellen und bewirken<br />

eine Gefäßdilatation und am Myokard<br />

eine verzögerte AV-Überleitung. Über<br />

negative Inotropie und Verminderung<br />

des peripheren Widerstands senken sie<br />

den Sauerstoffbedarf des Myokards.<br />

Es ist zwischen frequenzwirksamen<br />

Calciumantagonisten wie Verapamil und<br />

Diltiazem welche negativ chronotrop<br />

wirken, und den nicht-frequenzwirksamen<br />

Dihydropyridinen (wie z.B. Nifedipin,<br />

Amlodipin, Felodipin, Lercanidipin<br />

etc.) zu unterscheiden. Während<br />

Verapamil oder Diltiazem anstatt eines<br />

Betablockers gegeben werden können,<br />

ist eine Therapie mit Dihydropyridinen<br />

als „add on“ zusätzlich zu einer bestehenden<br />

Betablockade möglich. Eine<br />

weitere Zielgruppe sind Patienten mit<br />

vorbestehender Bradykardieneigung.<br />

Bei Gabe von Calciumkanalblockern<br />

sollte den retardierten Formen und<br />

Zweitgeneration-Dihydropyridinen der<br />

Vorzug gegeben werden. Vor allem die<br />

nicht retardierte kurzwirksame Form<br />

von Nifedipin ist als Monotherapie zu<br />

vermeiden, da bei Patienten nach Myokardinfarkt<br />

eine erhöhte Mortalität<br />

beschrieben ist. 10 Calciumantagonisten<br />

sind das Mittel der Wahl bei vasospastischer<br />

<strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong>.<br />

Nicorandil fungiert als Kalium-Kanal-Aktivator.<br />

Es wirkt vasodilatorisch<br />

und bessert den koronaren Blutfluss<br />

durch die Kalium-Kanal-Öffnung und<br />

einen Nitrateffekt. Es wird weiters ein<br />

Effekt durch eine ischämische Präkonditionierung<br />

und somit ein Schutz vor<br />

weiteren Ischämieepisoden diskutiert. 11<br />

In seiner Wirksamkeit ist Nicorandil<br />

mit Nitraten vergleichbar, die wiederholte<br />

Verabreichung scheint aber zu<br />

keiner Toleranzentwicklung zu führen.<br />

Wie unter Nitraten können als Nebenwirkung<br />

Kopfschmerzen auftreten.<br />

Ivabradin hemmt spezifisch und selektiv<br />

den I(f)-Ionenstrom, der als intrinsischer<br />

Schrittmacher im Herzen<br />

die spontane Depolarisation im Sinusknoten<br />

kontrolliert und so die Herzfrequenz<br />

reguliert. Es kommt zu einer<br />

Reduktion der Sinusfrequenz ohne<br />

Auswirkungen auf Reizleitungssystem<br />

oder Inotropie und dadurch zu einer<br />

Verminderung des myokardialen Sauerstoffbedarfs.<br />

Eine antianginöse Wirksamkeit<br />

und bessere <strong>Belastungs</strong>toleranz<br />

bei Patienten mit stabiler <strong>Angina</strong><br />

<strong>pectoris</strong> unter Medikation mit Ivabradin<br />

konnte gezeigt werden. 12<br />

Auch den ACE-Hemmern kommt<br />

eine gewisse Rolle in der Therapie der<br />

<strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong> zu, wenngleich die Daten<br />

für eine antiischämische Wirksamkeit<br />

kontroversiell sind. 13 Der Haupteffekt<br />

liegt vermutlich in einer adäquaten<br />

Blutdrucksenkung. Bei Patienten mit<br />

eingeschränkter systolischer Linksventrikelfunktion<br />

verbessern ACE-<br />

Hemmer die Prognose. 14 Im Fall einer<br />

Unverträglichkeit können alternativ<br />

Angiotensin-Rezeptorblocker verwendet<br />

werden.<br />

Eine Reihe weiterer Substanzen wird<br />

in Hinblick auf antianginöse Wiksamkeit<br />

untersucht, wie Endothelin-Rezeptor-Blocker<br />

(Bosentan) und Inhibitoren<br />

der Rho-Kinase (Fasudil), welche<br />

sich bislang noch nicht in Empfehlungen<br />

durchsetzen konnten. Inhibitoren<br />

der Fettsäureoxygenierung (Ranolazin)<br />

werden auch bei uns bereits in der<br />

Praxis eingesetzt.<br />

Ein optimales Management der <strong>Angina</strong><br />

<strong>pectoris</strong> umfasst aber neben der antianginösen<br />

Therapie die pharmakologische<br />

Standardtherapie bei koronarer<br />

Herzerkrankung mit Thrombozytenaggregationshemmern<br />

(Acetylsalicylsäure<br />

oder Clopidogrel) sowie eine Statintherapie<br />

zum Erreichen eines Ziel LDL-<br />

Cholesterinwertes unter 100mg/dl und<br />

natürlich auch eine entsprechende Lebensstilmodifikation<br />

mit Nikotinkarenz<br />

und fettmodifizierter Ernährung.<br />

Revaskularisierung<br />

Wird eine koronare Herzerkrankung<br />

mit Stenosen der großen epikardialen<br />

Gefäße als Ursache für die <strong>Angina</strong><br />

<strong>pectoris</strong> diagnostiziert, so kann durch<br />

eine Revaskularisierung – mittels perkutaner<br />

Koronarangioplastie oder aortokoronarer<br />

Bypass-Operation – der<br />

Differentialdiagnose thoraxschmerz<br />

Kardial<br />

KHK, Rhythmusstörungen, Perikarditis,<br />

Hypertonie<br />

Pulmonal<br />

Pulmonalembolie, Pleuritis, Pneumonie,<br />

Pneumothorax<br />

Aortal<br />

Aortendissektion, Aortenaneurysma<br />

Skelettal<br />

Tieze-Syndrom, Myalgien, Diskusprolaps<br />

Gastrointestinal<br />

Refluxösophagitis, Ulcus ventrikuli/duodeni,<br />

Gallenkolik, Pankreatitis<br />

Anderes<br />

Interkostalneuralgien, Herpes zoster thorakalis<br />

koronare Blutfluss und die damit verbundene<br />

Sauerstoff-Zufuhr im ischämischen<br />

Myokardbezirk verbessert<br />

werden. Welche Methode zur Revaskularisierung<br />

bevorzugt wird, hängt stark<br />

von der vorliegenden Koronarmorphologie<br />

(Anzahl und Lokolisation der Stenosen)<br />

ab. Auch andere Umstände wie<br />

Alter des Patienten, eine zusätzliche sanierbare<br />

Herzklappenerkrankung oder<br />

extrakardiale Begleiterkrankungen beeinflussen<br />

die Entscheidung.<br />

Letztlich ist aber bei stabiler Klinik<br />

auch die Revaskularisierung zumeist<br />

nur eine symptomatische Maßnahme 15<br />

und beeinflusst nur in wenigen Fällen<br />

die Prognose (Stenose des linken<br />

Hauptstamms, koronare Mehrgefäßerkrankung<br />

mit reduzierter Linksventrikelfuntion,<br />

proximale Stenose des Ramus<br />

interventrikularis anterior). 16<br />

Leider gibt es auch Morphologien,<br />

die weder einer perkutanen Koronarangioplastie<br />

noch einer aorto-koronaren<br />

Bypass-Operation gut zugänglich sind.<br />

Vor allem multiple periphere Stenosen<br />

und eine diffuse Sklerose mit kleinkalibrierten<br />

Gefäßen in der Peripherie sind<br />

nicht wirklich sanierbar und bedürfen<br />

einer maximalen konservativen Therapie.<br />

Zusammenfassung<br />

Tabelle 2<br />

<strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong> ist das klassische<br />

Symptom einer Imbalance zwischen<br />

myokardialem Sauerstoffbedarf und<br />

der Sauerstoffversorgung. Die häufigste<br />

Ursache ist die koronare Herzerkrankung.<br />

Der Schlüssel zur Diagnose ist<br />

eine detaillierte Anamnese, wobei hier<br />

seite 8 DER MEDIZINER 10/2011


auch vor allem auf eine Unterscheidung<br />

zwischen chronisch stabiler und<br />

akuter instabiler Klinik zu achten ist,<br />

zumal sich beide Formen in Management<br />

und Prognose unterscheiden. Daneben<br />

haben EKG, Echokardiographie<br />

und <strong>Belastungs</strong>tests, sowie als weiterführende<br />

Diagnostik – mit der Option<br />

einer therapeutischen Intervention –<br />

die Koronarangiographie ihren Stellenwert.<br />

Die Säulen der Therapie sind<br />

eine entsprechende Standardtherapie<br />

der koronaren Herzerkrankung mit<br />

Thrombozytenaggregationshemmern,<br />

Statinen sowie Risikomodifikation und<br />

eine antianginöse Therapie mit bevorzugt<br />

Betablockern und eventuell Nitraten<br />

und Calciumantagonisten. Bei geeigneter<br />

Koronarmorphologie können<br />

ursächliche Koronarstenosen durch<br />

Revaskularisierung mittels perkutaner<br />

Koronarangioplastie oder aortokoronarer<br />

Bypassoperation behandelt<br />

werden.<br />

OA Dr. Elisabeth Lassnig,<br />

OA Dr. Thomas Weber, Dr. Martin<br />

Rammer, Dr. Marcus Ammer,<br />

Prim. Dr. Bernd Eber<br />

II. Interne Abteilung mit Kardiologie<br />

und Intensivstation<br />

Klinikum Wels-Grieskirchen<br />

Grieskirchner Straße 42<br />

A-4600 Wels<br />

Tel: +43 7242 415-0<br />

Fax: +43 7242 415-3774<br />

elisabeth.lassnig@klinikum-wegr.at<br />

10/2011 DER MEDIZINER<br />

lIteratur<br />

1 Foreman RD. Mechanisms of cardiac pain. Annu Rev Physiol<br />

1999; 61: 143-167.<br />

2 Gaspardone A et al. Muscular and cardiac adenosin-induced<br />

pain is mediated by A1 rezeptors. J Am Coll Cardiol 1995; 25:<br />

251-257.<br />

3 27-29, 1<br />

4 26,36, 1<br />

5 Gibbons RJ et al. ACC/AHA 2002 guideline update for<br />

the management of patients with chronic stable angina.<br />

www.acc.org/qualityandscience/clinical/statements.htm<br />

6 Smith SC et al. ACC/AHA/SCAI 2005 guideline update for<br />

percutanous coronary intervention: a report of the ACC/AHA<br />

task force on practice guidelines. www.acc.org<br />

7 Parker JO. Nitrates and <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong>. AM J Cardiol 1993;<br />

72: 3C.<br />

8 Teo KK et al. Effects of prophylactic antiarrhythmic drug the-<br />

rapy in acute myocardial infarction : An overview of results<br />

from randomized controlled trials. JAMA 1993; 270: 1589-1595.<br />

9 Heidenreich PA et al. Meta-analysis of trials comparing ß-Blocker,<br />

calcium antagonists and nitrates for stable angina.<br />

JAMA 1999; 281: 1927-1936.<br />

10 Cheng JW, Behar L. Calcium channel blockers: association<br />

with myocardial infarction , mortality and cancer. Clin Ther<br />

1997; 19: 1255-1268.<br />

11 Effect of nicorandil on coronary events in patients with stable<br />

angina: the Impact Of Nicorandil in <strong>Angina</strong> (IONA) randomised<br />

trial. Lancet 2002; 359: 1269-1275.<br />

12 Tardif JC et al. Efficacy of ivabradine, a new selective I(f)in<br />

hibitor, compared with atenolol in patients with chronic stable<br />

angina. Eur Heart J 2005; 26: 2529-2536.<br />

13 Van den Heuvel AF et al. Reduction of exercise-induced myocardial<br />

ischemia during add-on treatment with the angiotensin-converting-enzyme<br />

inhibitor enalapril in patients with normal<br />

left ventricular function and optimal beta blockade. J Am<br />

Coll Cardiol 2001; 37: 470-474.<br />

14 SOLVD Investigators. Effect of enalapril on the long-term<br />

progression of left ventricular dysfunction in patients with<br />

heart failure. Circulation 1992; 86: 431-438.<br />

15 Boden WE et al. Optimal medical therapy with or without<br />

PCI for stable coronary disease. N Engl J Med 2007; 356: 1503-<br />

1509.<br />

16 Yusuf S et al. Effect of coronary artery bypass graft surgery on<br />

survival: overview of 10-year results from randomised trials by<br />

the Coronary Artery Bypass Graft Surgery Trialists Collaboration.<br />

Lancet 1994 ; 344 : 563-570.<br />

an g I n a p e c t o r I s<br />

Coverstory<br />

Nicolan 10 mg-Tabletten, Nicolan 20 mg-Tabletten Zusammensetzung: 1 Tablette enthält 10 mg bzw. 20 mg Nicorandil. Sonstige Bestandteile: Maisstärke, Croscarmellose Natrium, Stearinsäure, 76 mg bzw. 152 mg Mannitol<br />

(E 421). Anwendungsgebiete: In Kombination mit pharmakotherapeutischen Vasodilatatoren: - zur Behandlung von chronischer stabiler <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong>. - zur Risikoreduktion des akuten koronaren Syndroms bei Patienten mit chronischer<br />

stabiler <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong>. Gegenanzeigen: - Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Nicorandil oder einen der sonstigen Bestandteile. - Glucose-6-phosphat-Dehydrogenasemangel. - kardiogener Schock. - schwere Hypotonie<br />

(systolischer Blutdruck unter 100 mm Hg). - akute Linksherzinsuffizienz mit niedrigem Füllungsdruck, z.B. bei akutem Myokardinfarkt. - Hypovolämie. - akutes Lungenödem. - Patienten, die Phosphodiesterase-5-hemmer, wie z.B. Sildenafil,<br />

Tadalafil, Vardenafil (Potenzmittel), einnehmen, da die gleichzeitige Anwendung von Nicorandil zu einer gefährlichen Blutdrucksenkung führen kann. Wirkstoffgruppe Pharmakotherapeutische Gruppe: Vasodilatatoren bei Herzerkrankungen.<br />

ATC-Code: C01DX16 Inhaber der Zulassung: G.L. Pharma GmbH, 8502 Lannach Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Packungsgrößen: 30 und 60 Stück Weitere Angaben<br />

zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie Angaben<br />

über Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte den veröffentlichten Fachinformationen!<br />

Tamiflu ® 30 / 45 / 75 mg Hartkapseln Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Hartkapsel enthält Oseltamivir¬phosphat, entsprechend 30 / 45 / 75 mg Oseltamivir; Tamiflu ® 12 mg/ml Pulver zur Herstellung einer Suspension<br />

zum Einnehmen Qualitative und quantitative Zusammensetzung: 1 g Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen enthält Oseltamivirphosphat entsprechend 30 mg Oseltamivir. Nach der Zubereitung enthält jeder ml<br />

der Suspension 12 mg Oseltamivir. Eine Flasche der zubereiteten Suspension (75 ml) enthält 900 mg Wirkstoff (Oseltamivir). Eine Flasche mit 30 g Tamiflu Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen enthält 25,713 g Sorbitol.<br />

30 mg Oseltamivir Suspension liefert 0,9 g Sorbitol. 45 mg Oseltamivir Suspension liefert 1,3 g Sorbitol. 60 mg Oseltamivir Suspension liefert 1,7 g Sorbitol. 75 mg Oseltamivir Suspension liefert 2,1 g Sorbitol. Anwendungsgebiete:<br />

Therapie der Influenza: Bei Patienten ab einem Jahr mit influenzatypischen Symptomen, wenn das Influenzavirus in der Bevölkerung auftritt. Die Wirksamkeit konnte nachgewiesen werden, wenn die Behandlung innerhalb von zwei<br />

Tagen nach erstmaligem Auftreten der Symptome begonnen wurde. Diese Indikation basiert auf klinischen Studien an natürlich vorkommender Influenza, bei welcher die vorherrschende Infektion Influenza A war (siehe veröffentlichte<br />

Fachinformation Abschnitt 5.1 „Pharmakodynamische Eigenschaften“). Tamiflu ist während eines pandemischen Influenzaausbruchs für die Behandlung von Säuglingen unter 12 Monaten indiziert (siehe veröffentlichte Fachinformation<br />

Abschnitt 5.2 „Pharmakokinetische Eigenschaften“). Prophylaxe der Influenza - Postexpositions-Prophylaxe bei Personen im Alter von einem Jahr oder älter nach Kontakt mit einem klinisch diagnostizierten Influenzafall, wenn das Influenzavirus<br />

in der Bevölkerung zirkuliert. - Die angemessene Anwendung von Tamiflu zur Prophylaxe einer Influenza sollte von Fall zu Fall auf Basis der Umstände und der Populationen, welche einen Schutz benötigen, beurteilt werden. In<br />

Ausnahmesituationen (z.B. in Fällen einer Diskrepanz zwischen den zirkulierenden und den im Impfstoff enthaltenen Virusstämmen, und einer pandemischen Situation) kann eine saisonale Prophylaxe bei Personen im Alter von einem Jahr<br />

oder älter erwogen werden. - Tamiflu ist während eines pandemischen Influenzaausbruchs bei Säuglingen unter 12 Monaten zur Postexpositions-Prophylaxe indiziert (siehe veröffentlichte Fachinformation Abschnitt 5.2 „Pharmakokinetische<br />

Eigenschaften“). Tamiflu ist kein Ersatz für eine Grippeschutzimpfung. Über die Anwendung von antiviralen Arzneimitteln für die Behandlung und Prophylaxe von Influenza sollte auf der Basis offizieller Empfehlungen entschieden<br />

werden. Die Entscheidung hinsichtlich des Einsatzes von Oseltamivir zur Behandlung und Prophylaxe sollte die Erkenntnisse über die Eigenschaften der zirkulierenden Influenzaviren, die in der jeweiligen Saison verfügbaren Informationen<br />

über die Empfindlichkeit gegenüber Arzneimitteln gegen Influenza und das Ausmaß der Krankheit in verschiedenen geographischen Gebieten und Patientengruppen berücksichtigen (siehe veröffentlichte Fachinformation Abschnitt 5.1<br />

„Pharmakodynamische Eigenschaften“). Tamiflu kann, auf der Basis begrenzter Pharmakokinetik- und Sicherheitsdaten, während eines pandemischen Influenzaausbruchs zur Behandlung von Säuglingen unter 12 Monaten eingesetzt<br />

werden. Der behandelnde Arzt sollte die Pathogenität des zirkulierenden Stammes und den zugrundeliegenden Gesundheitszustand des Patienten berücksichtigen, um sicherzustellen, dass es einen potenziellen Nutzen für das Kind gibt.<br />

Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Liste der sonstigen Bestandteile: Tamiflu 30 / 45 / 75 mg Hartkapseln: Kapselinhalt: Vorverkleisterte Stärke (Mais), Talk, Povidon,<br />

Croscarmellose-Natrium, Natriumstearylfumarat; Tamiflu 30 mg Hartkapseln: Kapselhülle: Gelatine, Eisenoxidhydrat (E 172), Eisen(III)-oxid (E172), Titandioxid (E 171); Tamiflu 45 mg Hartkapseln: Kapselhülle: Gelatine, Eisen(II,III)-oxid (E<br />

172), Titandioxid (E 171); Tamiflu 75 mg Hartkapseln: Kapselhülle: Gelatine, Eisenoxidhydrat (E 172), Eisen(III)-oxid (E 172), Eisen(II,III)-oxid (E 172), Titandioxid (E 171); Tamiflu 30 / 45 / 75 mg Hartkapseln: Drucktinte: Schellack, Titandioxid<br />

(E 171), FD und C Blau 2 (Indigocarmin, E 132); Tamiflu 12 mg/ml Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen: Sorbitol (E 420), Natriumdihydrogencitrat (E 331[a]), Xanthan-Gummi (E 415), Natriumbenzoat (E 211), Saccharin-<br />

Natrium (E 954), Titandioxid (E 171), Tutti-Frutti-Aroma (enthält Maltodextrine [Mais], Propylenglycol, Arabisches Gummi [E 414] und naturidentische Aromastoffe [hauptsächlich bestehend aus Bananen-, Ananas- und Pfirsich-Aroma]).<br />

Inhaber der Zulassung: Roche Registration Limited, 6 Falcon Way, Shire Park, Welwyn Garden City, AL7 1TW, Vereinigtes Königreich. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe<br />

verboten. Pharmakotherapeutische Gruppe: Antivirales Arzneimittel, ATC-Code: J05AH02 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und<br />

sonstige Wechselwirkungen sowie Informationen zu Schwangerschaft und Stillzeit und zu Nebenwirkungen sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. Stand Juni 2011<br />

seite 9


In F l u e n z a<br />

Fortbildung<br />

Influenza - Update 2011<br />

Univ.-Prof. Dr. Ursula Kunze<br />

Man kann es nicht oft genug wiederholen:<br />

Die Influenza ist eine hochansteckende,<br />

potenziell gefährliche Viruserkrankung.<br />

Zirka 350.000 bis 400.000<br />

Menschen erkranken in Österreich<br />

während einer durchschnittlichen Saison,<br />

die jährliche Influenza-assoziierte<br />

Sterblichkeit liegt bei etwa 1000 bis<br />

1200 Personen. Weltweit endet die Erkrankung<br />

nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) jährlich<br />

für 500.000 bis 1,3 Millionen Menschen<br />

tödlich. Die höchste Inzidenz findet<br />

man bei Kindern und Jugendlichen, die<br />

Mortalität ist bei Personen über 65 Jahren<br />

bzw. Personen mit chronischen Erkrankungen<br />

am höchsten. Während des<br />

epidemischen Auftretens von Influenzafällen<br />

häufen sich Spitalsaufenthalte<br />

aus zerebrovaskulären und kardiovaskulären<br />

Gründen. Die Influenza zwingt<br />

auch junge und gesunde Erwachsene<br />

für 1-2 Wochen in den Krankenstand<br />

– wenn keine Komplikationen hinzukommen.<br />

Darauf folgt die für Influenza<br />

typische Erholungszeit von mehreren<br />

Wochen, gekennzeichnet von körperlicher<br />

Schwäche und eingeschränkter<br />

Leistungsfähigkeit. Vor allem ältere<br />

Menschen, Kleinkinder und Menschen<br />

mit Immunschwäche und/oder chronischen<br />

Grundkrankheiten sind durch<br />

Komplikationen der Influenza gefährdet<br />

(Pneumonie, Exazerbationen chronischer<br />

Atemwegserkrankungen, Sinusitis,<br />

Otitis media, Perikarditis, Myositis,<br />

Meningitis oder Enzephalitis).<br />

Damit ist die Influenza nicht nur eine<br />

der häufigsten, sondern auch eine der folgenschwersten<br />

Infektionskrankheiten.<br />

Ökonomische Auswirkungen<br />

Die ökonomischen Auswirkungen<br />

einer Influenza-Epidemie verursachen<br />

einen erheblichen volkswirtschaftlichen<br />

Schaden und die Primärprävention in<br />

Form einer Impfung ist sowohl aus medizinischen<br />

als auch aus volkswirtschaftlichen<br />

Überlegungen sinnvoll. Während<br />

die Kosten der Krankenhausaufenthal-<br />

Influenza­Impfung laut Österreichischen Impfplan 2011<br />

Die Impfung ist jedem, der sich schützen will, zu empfehlen.<br />

Besonders empfohlen ist die Impfung für<br />

• Kinder (ab 7. Lebensmonat), Jugendliche und Erwachsene mit erhöhter Gefährdung infolge eines<br />

Grundleidens (chronische Lungen-, Herz-, Kreislauferkrankungen, Erkrankungen der Nieren, Stoffwechselkrankheiten<br />

und Immundefekte (angeboren oder erworben).<br />

• Ebenso ist die Impfung für Personen > 50 Jahren empfohlen.<br />

• Betreuungspersonen (z.B. in Spitälern, Altersheimen und im Haushalt) von Risikogruppen<br />

(kranke Kinder, Altersheim) sollen ebenfalls geimpft werden<br />

• Personal mit häufigen Publikumskontakten.<br />

• Reiseimpfung: Bei Reisen in Epidemiegebiete für alle Reisenden.<br />

Tabelle 1<br />

Ärzte und Pflegepersonal haben zudem eine moralische Verpflichtung, sich impfen zu lassen, um<br />

nicht zur Ansteckungsgefahr für ihre Patienten zu werden.<br />

te einen enormen Betrag ausmachen,<br />

verursachen verlorene Produktivität<br />

durch Absenzen vom Arbeitsplatz und<br />

verlorene Lebensjahre den Hauptanteil<br />

der wirtschaftlichen Belastung. Influenza<br />

führt zu reduzierter Arbeitsfähigkeit<br />

und Arbeitsleistung, Abwesenheit vom<br />

Arbeitsplatz und gesteigerter Inanspruchnahme<br />

des Gesundheitssystems<br />

(auch in der jungen Erwachsenenpopulation).<br />

Publikationen zeigten beispielsweise,<br />

dass bei geimpften Arbeitsnehmern<br />

43% weniger Krankenstandstage und<br />

44% weniger Arztbesuche vorkommen,<br />

da weniger Erkrankungen der<br />

Atemwege auftraten. Andere Studien<br />

haben gezeigt, dass die Influenza-<br />

Schutzimpfung bei Personen über 65<br />

zu einer deutlichen Verringerung der<br />

Krankenhauseinweisungen und der<br />

Todesfälle geführt hat. Eine 100%ige<br />

Implementierung der Impfung in allen<br />

Risikogruppen in den EU-25-Ländern<br />

würde zu einer geschätzten Reduktion<br />

von 7,22 Mio. Erkrankungsfällen führen,<br />

1,96 Mio. weniger Arztbesuche,<br />

796.743 weniger Spitalseinweisungen<br />

und 68.537 weniger Todesfälle.<br />

Sehr gute Impfempfehlungen,<br />

mangelhafte umsetzung<br />

Die meisten Länder haben WHO-<br />

oder andere internationale Richtlinien<br />

mit Empfehlungen implementiert und<br />

empfehlen die Impfung für Ältere (in<br />

der Regel > 65 Jahre), Menschen mit<br />

chronischen Erkrankungen und Angehörige<br />

des Gesundheitspersonals. Der<br />

Einschluss weiterer Gruppen (etwa gesunde<br />

Kinder oder schwangere Frauen)<br />

ist relativ selten. Beispielsweise haben<br />

seite 10 DER MEDIZINER 10/2011


nur sechs Länder die Impfempfehlung<br />

für Kinder zwischen 6 Monaten und 3<br />

Jahren.<br />

Österreich gehört zu den Ländern<br />

mit den besten Empfehlungen weltweit.<br />

Die Empfehlung der Impfung für<br />

ältere Personen bereits ab 50 Jahren<br />

gibt es nur in wenigen Ländern (Tab.1).<br />

Zudem hat Österreich eine Impfempfehlung<br />

für alle Kinder! Die entsprechende<br />

Umsetzung dieser Richtlinien<br />

allerdings scheitert seit Jahren, in der<br />

vergangenen Saison wurde mit nur 10%<br />

Durchimpfungsrate ein neuerlicher<br />

Tiefstand erreicht. In der Altersgruppe<br />

ab 60 Jahren sind ca. 35% geimpft, damit<br />

nimmt Österreich im europäischen<br />

Vergleich einen der letzten Plätze ein<br />

und verfehlt haushoch die von der<br />

WHO empfohlene Durchimpfungsrate<br />

von 75% in dieser Altersgruppe. Wesentlich<br />

bessere, zum Teil hohe Durchimpfungsraten<br />

werden in den meisten<br />

europäischen Ländern erzielt, etwa in<br />

Spanien (71%), Großbritannien (70%),<br />

Frankreich (68%) oder Italien (66%).<br />

Die Durchimpfungsraten bei medizinischem<br />

Personal im Gesundheitswesen<br />

sind zwar in ganz Europa bescheiden,<br />

Österreich nimmt auch hier mit<br />

nur 17% Durchimpfungsrate einen der<br />

letzten Plätze ein.<br />

Vorbild „Hausarzt“<br />

Empfehlungen, Einstellungen und<br />

Ratschläge eines über Jahre vertrauten<br />

Arztes sind für die Menschen in der Regel<br />

überaus wichtig und meist entscheidend,<br />

ob sie eine (Präventiv-)Maßnahme<br />

durchführen oder eben nicht. Daher<br />

kommt der Vorbildfunktion des Arztes<br />

eine überaus wichtige Rolle zu, indem<br />

eben im Falle der Influenza-Prävention<br />

die Impfung angeraten und durchgeführt<br />

wird.<br />

Hier gibt es große Unterschiede in unserem<br />

Land: auf der einen Seite diejenigen<br />

ÄrztInnen, die in großem Umfang<br />

die Impfung empfehlen und damit auch<br />

hohe Durchimpfungsraten ihrer Patienten<br />

erreichen, auf der anderen Seite<br />

diejenigen KollegInnen, die schlichtweg<br />

gar nichts tun oder sogar aktiv von der<br />

Impfung abraten. Persönliche Meinungen<br />

und Einstellungen müssen für ÄrztInnen<br />

Privatsache bleiben und dürfen<br />

in der ärztlichen Tätigkeit keine Rolle<br />

spielen. Die Realität sieht, wie wir alle<br />

wissen, anders aus.<br />

10/2011 DER MEDIZINER<br />

Uneinigkeit und wiederholt widersprüchliche<br />

Aussagen aus der Ärzteschaft<br />

müssen zwangsläufig die Bevölkerung<br />

verunsichern und sind mit<br />

Sicherheit ein Hauptgrund für die<br />

niedrigen Impfraten. Wenn das medizinische<br />

System nicht weitgehend geschlossen<br />

dahinter steht, kann es nicht<br />

funktionieren.<br />

Die Impfung: Sinnvolle<br />

Präventionsmaßnahme für alle<br />

Die Influenza-Schutzimpfung für<br />

die klassischen Risikogruppen sollte<br />

mittlerweile eine selbstverständliche<br />

präventivmedizinische Handlung sein!<br />

Experten empfehlen die Impfung aber<br />

nicht nur für bestimmte Gruppen, sondern<br />

prinzipiell jedem, der sich und/<br />

oder die Familie schützen will!<br />

Für schwangere Frauen ist die Impfung<br />

dringend empfohlen, da vor allem<br />

im letzten Trimester eine Influenza<br />

zur ernsten Bedrohung für Mutter<br />

und Kind werden kann. Kinder dürfen<br />

ebenso nicht vergessen werden, sie erkranken<br />

im Rahmen ihrer Erstinfektion<br />

in der Regel schwerer als Erwachsene,<br />

scheiden das Virus über einen längeren<br />

Zeitraum aus und stellen aufgrund des<br />

häufig engen Kontakts mit Gleichaltrigen<br />

wichtige Streuquellen dar. Kinder<br />

gelten somit als die Motoren einer Epidemie.<br />

Die Schutzrate hängt von der Immunlage<br />

und dem Impfstatus des Impflings<br />

ab und liegt in einer Größenordnung<br />

von 70%-90%, der Schutz vor influenzabedingten<br />

Komplikationen liegt deutlich<br />

höher. Außerdem spielt das Alter<br />

des Impflings eine Rolle, in der Regel<br />

ist die Immunantwort bei jüngeren<br />

Menschen besser. Man kann davon ausgehen,<br />

dass durch regelmäßige jährliche<br />

Impfungen die Schutzrate ansteigt.<br />

Wie kann die Durchimpfungsrate<br />

in Österreich gesteigert werden?<br />

Eine substanzielle Steigerung der<br />

Durchimpfungsrate scheint in unserem<br />

Land zumindest für die nahe Zukunft<br />

nicht realistisch. Unser Land war immer<br />

unter den Schlusslichtern Europas, dennoch<br />

ist es Österreich “gelungen“, in der<br />

vergangenen Saison 2010/11 noch weiter<br />

abzusinken und einen historischen<br />

Tiefstand zu erreichen (700.000 Impfdosen).<br />

Dies ist zunächst hinzunehmen,<br />

kann jedoch aus Public-Health-Sicht<br />

In F l u e n z a<br />

Fortbildung<br />

nicht ohne Weiteres akzeptiert werden.<br />

Wir alle müssen uns der Verantwortung<br />

stellen und weiterhin, gegen alle Widerstände,<br />

versuchen, der Prävention<br />

dieser Infektionskrankheit den Stellenwert<br />

zu verschaffen, den sie verdient<br />

und benötigt.<br />

Dies wird nur möglich sein, wenn bestimmte<br />

Voraussetzungen erfüllt sind,<br />

wie zum Beispiel ein geeintes und proaktives<br />

Vorgehen der Ärzteschaft bzw.<br />

des medizinischen Systems (auf Basis<br />

der evidenced based medicine), eine<br />

objektive und verständliche Information<br />

der Bevölkerung oder eine angemessene<br />

Finanzierung bzw. Refundierung<br />

der Impfstoffkosten.<br />

Univ.-Prof. Dr. Ursula Kunze<br />

Institut für Sozialmedizin<br />

Zentrum für Public Health<br />

Medizinische Universität Wien<br />

Rooseveltplatz 3, A-1090 Wien<br />

ursula.kunze@meduniwien.ac.at<br />

seite 11


sc h I z o p h r e n I e<br />

Fortbildung<br />

Genderspezifische Aspekte der Schizophrenie<br />

Dr. Andjela Bäwert, Dr. Bernadette Winklbaur<br />

Seit einigen Jahren werden sowohl<br />

im Rahmen der Diagnostik als auch der<br />

Therapie von psychiatrischen Erkrankungen<br />

Genderaspekte als integraler<br />

Bestandteil einer „state-of-the-art“<br />

Behandlung berücksichtigt. Betrachtet<br />

man im Speziellen die Schizophrenie,<br />

so ist das Erkrankungsrisiko bei Männer<br />

und Frauen gleich hoch, bei ca. 1%.<br />

Allerdings ist bekannt, dass schon bei<br />

der Krankheitsentstehung genderspezifische<br />

Unterschiede eine große Rolle<br />

spielen, da schon intrauterin Hormone<br />

das Zentralnervensystem von männlichen<br />

und weiblichen Feten in unterschiedlichem<br />

Maße beeinflussen. Des<br />

weiteren zeigen sich Unterschiede beim<br />

Manifestationsalter, der psychopathologischen<br />

Symptomatik, beim Verlauf<br />

sowie dem Ansprechen auf eine medikamentöse<br />

Therapie.<br />

Zahlreiche Untersuchungen bezüglich<br />

der geschlechtsspezifischen Merkmale<br />

bei Schizophrenie wurden in den<br />

letzten Jahren unternommen, allerdings<br />

existieren nur wenige evidenzbasierte<br />

Untersuchungen, die neben den Unterschieden<br />

in der Symptomatik auch<br />

genderspezifische Wirkungen und Nebenwirkungen<br />

von Psychopharmaka im<br />

Rahmen dieser Diagnose beurteilen.<br />

Einleitung<br />

Männer und Frauen unterscheiden<br />

sich – nicht nur in ihrer Physiognomie<br />

sondern auch bei der Entstehung,<br />

dem Verlauf und der Behandlung von<br />

somatischen wie auch psychiatrischen<br />

Krankheiten. Betrachtet man epidemiologische<br />

Studien, so wird evident, dass<br />

Frauen häufiger mit psychiatrischen<br />

Erkrankungen, insbesondere affektive<br />

Störungen, diagnostiziert werden.<br />

Zudem werden komorbide psychiatrische<br />

Diagnosen häufiger bei Frauen<br />

beobachtet, was zur gleichzeitigen Einnahme<br />

von unterschiedlichen Pharmaka<br />

mit entsprechendem Interaktionspotential<br />

führen kann. Männer hingegen<br />

weisen höhere Prävalenzraten bezüglich<br />

Substanzmissbrauch und -abhängigkeit<br />

auf. Untersuchungen zufolge<br />

sind ca. zwei Drittel aller Suchtkranken<br />

männlichen Geschlechts. (Rehm et al.,<br />

2005).<br />

Epidemiologie<br />

Das Lebenszeitrisiko an einer Schizophrenie<br />

zu erkranken ist für Männer<br />

wie auch für Frauen gleich hoch und<br />

liegt bei ca. 1%. Betrachtet man allerdings<br />

dass Manifestationsalter wie<br />

auch den Krankheitsverlauf, so werden<br />

geschlechtsspezifische Unterschiede<br />

deutlich. Publikationen belegen, dass<br />

Männer um durchschnittlich drei bis<br />

fünf Jahre früher erkranken als Frauen<br />

(Jacobi et al., 2004, Riecher-Rössler A<br />

& Häfner H., 2000).<br />

Geschlechtsspezifische unterschiede<br />

der Erstmanifestation<br />

Zahlreiche wissenschaftliche Publikationen<br />

weisen auf geschlechtsspezifische<br />

Unterschiede bei der Erstmanifestation<br />

einer Schizophrenie hin (Hafner 2003,<br />

Riecher-Rossler and Hafner 2000). So<br />

sind Männer beim Auftreten erster<br />

Symptome einer Schizophrenie bzw. bei<br />

Tabelle 1<br />

Prävalenz einzelner psychiatrischer Störungen (Lebenszeit) in der Allgemeinbevölkerung<br />

(GHS, MHS; n=4181)<br />

Lebenszeit<br />

Störungen (DSM-IV) Männer % Frauen %<br />

Psychiatrische Erkrankung als „Folge medizinischer Erkrankung“ 1.8 2.7<br />

Substanzmissbrauch und -abhängigkeit 15.6 4.2<br />

Alkoholmissbrauch und -abhängigkeit 14.4 2.6<br />

Schizophrenie und andere psychotische Störungen 4.1 5.0<br />

Unipolare Depressionen 11.1 23.3<br />

Bipolare Störungen 0.8 1.2<br />

Panikstörungen 2.2 5.5<br />

Schmerzstörungen 7.8 17.8<br />

Essstörungen 0.3 1.3<br />

Generalisierte Angsstörungen 1.0<br />

12 Monate<br />

2.1<br />

Phobien 7.5 17.7<br />

Tabelle 1: Jacobi F., Wittchen H.-U., Hölting C., Höfler M., Pfister H., Müller N., Lieb R. Prevalence,<br />

co-morbidity and correlates of mental disorders in the general population : results from the German<br />

Health Interview and Examination Survey (GHS). Psychological Medicine 2004, 34, 1-15.<br />

seite 12 DER MEDIZINER 10/2011


der ersten stationären Aufnahme aufgrund<br />

einer Erstmanifestastion meist<br />

in den frühen Zwanzigern, wohingegen<br />

Frauen Mitte bis Ende Zwanzig sind<br />

(Riecher-Rössler & Hafner, 2000; Hafner,<br />

2003).<br />

Das frühere Manifestationsalter bei<br />

männlichen Patienten konnte in beinahe<br />

allen Kulturkreisen nachgewiesen<br />

werden. Allein bei positiver familiärer<br />

Anamnese und somit genetischer<br />

Belastung wird diese Diskrepanz verkleinert<br />

und verschwindet nahezu vollkommen<br />

(Goldstein et al. 2010; Halbreich<br />

und Kahn 2003). Bei Frauen wird<br />

in der Literatur zusätzlich ein zweiter<br />

Manifestationsgipfel bei 45-50-jährigen<br />

Patientinnen beschrieben, wobei das<br />

vermehrte Auftreten von erstmaligen<br />

Symptomen einer Schizophrenie in einen<br />

kausalen Zusammenhang mit dem<br />

Abfall des Östrogenspiegels zum Zeitpunkt<br />

der Menopause vermutet wird.<br />

Bei Männern ist ein derartiger zweiter<br />

Erstmanifestationsgipfel nicht zu beobachten<br />

(Canuso und Pandina 2007).<br />

Auch die Vulnerabilität bezüglich verschiedener<br />

Ausprägungsformen einer<br />

Schizophrenie zeigt geschlechtsspezifische<br />

Besonderheiten: So weiß man heute,<br />

dass ein früher Erkrankungsbeginn,<br />

wie oftmals bei Männern beobachtet<br />

wird, mit einer schlechteren Prognose<br />

assoziiert ist, wohingegen Frauen, die<br />

später erkranken, einen meist besseren<br />

Krankheitsverlauf zu erwarten haben.<br />

Das frühe Erkrankungsalter von<br />

männlichen Patienten führt oftmals zu<br />

negativen Auswirkungen hinsichtlich<br />

der sozialen Integration, da sich gerade<br />

Männer Anfang bis Mitte Zwanzig in<br />

ihrer beruflichen Aus- oder Weiterbildung<br />

befinden sowie dies auch oftmals<br />

der Zeitpunkt für eine Familiengründung<br />

ist.<br />

Genderspezifische Symptomatik<br />

Einige Untersuchungen haben sich<br />

mit genderspezifischen Unterschieden<br />

bezüglich Ausprägung und Symptomatik<br />

der Schizophrenie beschäftigt, und<br />

belegen, dass es auch hinsichtlich der<br />

auftretenden Symptome Divergenzen<br />

bei den Geschlechtern gibt. So weisen<br />

Studien auf die verstärkte Ausprägung<br />

der Negativsymptomatik, beispielsweise<br />

verminderten Antrieb oder auch Affektverflachung,<br />

bei Männern hin, wie<br />

auch antisoziales Verhalten und paranoide<br />

Gedanken dominieren, wohinge-<br />

10/2011 DER MEDIZINER<br />

gen bei Frauen häufiger affektive und<br />

somatische Beschwerden als komorbide<br />

psychiatrische Störungen auftreten<br />

(Cyr et al., 2000; Seeman 2000). Bei<br />

Männern wiederum können verstärkt<br />

auftretende negative Symptome, wie<br />

Anhedonie und Apathie, zu einer Beeinträchtigung<br />

der sozialen und beruflichen<br />

Integration führen.<br />

Neben der Positiv- und Negativsymptomatik<br />

spielen kognitive Dysfunktionen<br />

eine zentrale Rolle bei schizophrenen<br />

Erkrankungen. Hier sind vor allem<br />

Beeinträchtigungen im Bereich der Aufmerksamkeit,<br />

des Arbeitsgedächtnisses<br />

sowie exekutiver Funktionen zu nennen.<br />

Da neurokognitive Defizite auch<br />

nach dem Abklingen akuter Krankheitsphasen<br />

bestehen bleiben, sind sie<br />

von zentraler Bedeutung für die soziale<br />

und berufliche Wiedereingliederung der<br />

Patienten. Bisherige Untersuchungen<br />

zu genderspezifischen Unterschieden in<br />

der neurokognitiven Performance schizophrener<br />

Patienten sind uneinheitlich.<br />

Während einige Untersuchungen keine<br />

Unterschiede zwischen den Geschlechtern<br />

finden, postulieren andere eine<br />

deutlichere Ausprägung kognitver Defizite<br />

bei männlichen Patienten.<br />

Eine jüngst veröffentlichte Studie<br />

von Bozikas et al. (2010) verglich mittels<br />

einer umfassenden neuropsychologischen<br />

Testbatterie 96 Patienten mit<br />

einer diagnostizierten Schizophrenie<br />

(56 Männer/40 Frauen) mit 62 gesunden<br />

Kontrollen (31 Männer/31 Frauen).<br />

Hierbei wurden sowohl bei gesunden<br />

Frauen wie auch bei Patientinnen mit<br />

Schizophrenie bessere Leistungen in<br />

Bezug auf „verbales Lernen und Gedächtnis“<br />

aufgezeigt. Demzufolge zeigen<br />

sich bei Schizophrenen dieselben<br />

geschlechtspezifischen Unterschiede in<br />

Bezug auf neurokognitive Fähigkeiten<br />

wie sie auch bei der Normalbevölkerung<br />

vorkommen. Weitere Untersuchungen<br />

auf dem Gebiet der Neurowissenschaften<br />

werden notwendig sein<br />

um therapeutische Strategien für beide<br />

Geschlechter zu optimieren. Diese<br />

Entwicklung konnte schon in letzten<br />

Jahren beobachtet werden, da die wissenschaftliche<br />

Auseinandersetzung mit<br />

geschlechtsspezifischen Aspekten bei<br />

dieser psychiatrischen Diagnose massiv<br />

an Bedeutung zugenommen hat.<br />

Zusätzlich belegen Untersuchungen,<br />

dass gemäß der höheren Prävalenz von<br />

Suchterkrankungen bei Männern ins-<br />

sc h I z o p h r e n I e<br />

Fortbildung<br />

gesamt, männliche schizophrene Patienten<br />

in höherem Maße von komorbidem<br />

Alkohol- und Substanzmissbrauch<br />

betroffen sind. (Dixon 1999). Demnach<br />

erscheint eine gesellschaftliche Wiedereingliederung<br />

bei an Schizophrenie<br />

erkrankten Männern zusätzlich erschwert.<br />

Bei Frauen hingegen, wo die<br />

Erstmanifestation einer Schizophrenie<br />

meist erst am Ende der dritten Lebensdekade<br />

eintritt - in einer Lebensphase<br />

demnach, in der viele Frauen bereits<br />

eine Familie gegründet haben und soziale<br />

Integration und Anpassung schon<br />

vorhanden sind – erscheint eine soziale<br />

Reintegration als einfacher durchführbar.<br />

Hypothesen für geschlechtsspezifische<br />

unterschiede<br />

Eine mögliche Erklärung für geschlechtspezifische<br />

Unterschiede bei<br />

schizophrenen Erkrankungen könnte<br />

die Östrogenhypothese bieten, da<br />

vermutet wird, dass Östradiol die Sensitivität<br />

von Dopaminrezeptoren im<br />

Gehirn moduliert und somit positiv<br />

beeinflusst. Das Erklärungsmodell der<br />

Östrogenhypothese wird weiters durch<br />

die Tatsache gestützt, dass bei Frauen<br />

der zweite Gipfel der Erstmanifestation<br />

einer Schizophrenie im mittleren<br />

Alter liegt; in einer Phase also, in welcher<br />

der Östrogenspiegel im Rahmen<br />

der Menopause absinkt. Des Weiteren<br />

wurde bei schizophrenen Frauen, die<br />

einen höheren Östrogenspiegel hatten,<br />

ein positiver Effekt im Sinne einer Verbesserung<br />

von neurokognitiven Leistungen,<br />

wie Gedächtnis und Exekutivfunktionen,<br />

nachgewiesen, sowie sich<br />

ein insgesamt besserer Krankheitsverlauf<br />

gezeigt hat. Studien belegen, dass<br />

schizophrene Frauen nicht nur häufiger<br />

ambulant behandelt werden, geringere<br />

Neuroleptikadosen benötigen und eine<br />

höhere Compliance an den Tag legen im<br />

Vergleich zu gleichermaßen erkrankten<br />

Männern, sondern dass Patientinnen<br />

insgesamt früher auf antipsychotische<br />

Behandlung ansprechen (Szymanski et<br />

al., 1995).<br />

Geschlechtsspezifische unterschiede<br />

bei der Behandlung<br />

Trotz der Einführung von Antipsychotika<br />

der 2. Generation, spielen<br />

Nebenwirkungen bei der Schizophreniebehandlung<br />

eine Schlüsselrolle.<br />

In diesem Zusammenhang sei auf die<br />

hohen Therapieabbruchraten aufgrund<br />

seite 13


sc h I z o p h r e n I e<br />

Fortbildung<br />

von Nebenwirkungen sowohl klassischer<br />

als auch neuer Antipsychotika<br />

bei beiden Geschlechtern hingewiesen<br />

(Dickson et al., 2000; Tandon et Halbreich.,<br />

2003). Antipsychotika der 2. Generation,<br />

wie Olanzapin, Risperidon,<br />

Clozapin, Ziprasidon oder Quetiapin,<br />

sind insgesamt besser verträglich und<br />

verursachen weniger ausgeprägte extrapyramidale<br />

Effekte, allerdings können<br />

diese psychopharmakologischen Substanzen<br />

zusätzlich eine Reihe hormoneller,<br />

unerwünschter Nebenwirkungen<br />

hervorrufen, so beispielsweise Gewichtszunahme<br />

wie auch sexuelle Malfunktion.<br />

Außerdem belegen Studien,<br />

dass vor allem bei jungen Frauen einen<br />

Zusammenhang zwischen erhöhtem<br />

Prolaktinspiegel und Osteoporose besteht<br />

(Graham et al., 2011; Stubbs 2009).<br />

Ältere Antipsychotika wie beispielsweise<br />

Haloperidol oder Chlorpromazin,<br />

aber auch Risperidon und Amisulprid<br />

hingegen, können durch eine Erhöhung<br />

der Prolaktinkonzentration (Hyperprolaktinaemie)<br />

kontrazeptiv wirken.<br />

Eine Umstellung auf neue Atypika, wie<br />

Olanzapin, Quetiapin, oder Clozapin<br />

und Ziprasidon hebt diesen Effekt<br />

wieder auf, erhöht allerdings somit das<br />

Risiko einer ungewollten Schwangerschaft<br />

(Gregoire & Pearson 2002). All<br />

diese Wirkeigenschaften wie auch das<br />

Nebenwirkungsprofil bedingen eine<br />

sorgfältige Berücksichtigung neuroendokriner<br />

Nebeneffekte von Neuroleptika<br />

bei der Behandlung von Frauen.<br />

Zurzeit gib es nur eine limitierte Anzahl<br />

an Untersuchungen, die im Speziellen<br />

Auswirkungen von Antipsychotika<br />

auf Feten beleuchten. Patton et al.<br />

(2002) belegten in einer Metananalyse,<br />

dass Neugeborene, die in untero antipsychotischer<br />

Medikation ausgesetzt<br />

waren, insgesamt ein erhöhtes Risiko<br />

einer Frühgeburt hatten sowie geringes<br />

Geburtsgewicht im Vergleich zu<br />

nicht schizophreniekranken Frauen<br />

aufwiesen (Patton et al., 2002). Einen<br />

Vergleich von schwangeren Patientinnen<br />

unter Medikation mit Risperidon,<br />

Quetiapin und Clozapin mit gesunden<br />

Kontrollen führten McKenna et al.<br />

durch (McKenna et al., 2005). Hierbei<br />

zeigten sich keine signifikanten Unterschiede<br />

bezüglich Fehlgeburten, Frühgeburten,<br />

kongenitaler Missbildungen<br />

und perinataler Syndrome, allerdings<br />

wurde auch bei dieser Untersuchung<br />

ein geringeres Geburtsgewicht bei<br />

Behandlung mit Antipsychotika zu<br />

nichterkrankten Müttern und deren<br />

Feten festgestellt. Auch Reis et al. beschreiben<br />

in einer Untersuchung, dass<br />

zwar ein erhöhtes Malformationsrisiko<br />

Risiko für Neugeborene besteht, dass<br />

aber vor allem eine signifikant erhöhte<br />

Rate an Gestationsdiabetes wie auch<br />

ein um 40% erhöhtes Risiko einer Kaiserschnitt-Entbindung<br />

besteht (Reis<br />

und Källen 2008). Somit erscheint es als<br />

unerlässlich, dass unerwünschte Wirkungen<br />

von Neuroleptika in der Therapie<br />

von schwangeren schizophrenen<br />

Patientinnen in besonderer Weise berücksichtigt<br />

werden um die Gefahren<br />

für die Kinder so gering wie möglich zu<br />

halten.<br />

Einige wissenschaftliche Untersuchungen<br />

sind bislang zum Themenkomplex<br />

„Sexualstörungen im Rahmen<br />

einer Therapie mit Antispychotika“<br />

durchgeführt worden. So weisen Daten<br />

darauf hin, dass Störungen der sexuellen<br />

Appetenz, der Erregbarkeit sowie<br />

des Orgasmus in großem Ausmaß<br />

durch die Erkrankung per se verursacht<br />

werden, und keine Nebenwirkung antipsychotischer<br />

Medikation darstellen<br />

(Tenback et al. 2006; Kockott & Pfeiffer,<br />

1996). Aber es gibt auch gegensätzlich<br />

Publikationen, die Störungen des<br />

sexuellen Erlebens wie auch diesbezüglicher<br />

Funktionsstörungen nur als Auswirkungen<br />

eines erhöhten Prolaktinspiegels<br />

ansehen, und somit die These<br />

untersteichen, dass diese Nebenwirkungen<br />

nur aufgrund der antipsychotischen<br />

Medikation auftreten (Plevin D et al.,<br />

2007). Betrachtet man insgesamt die<br />

Patientenpopulation von psychiatrisch<br />

Erkrankten, kann man eine 2- bis 4-mal<br />

höhere Wahrscheinlichkeit eine sexuelle<br />

Funktionsstörung zu entwickeln,<br />

erkennen (Weig, 2006). Interessant erscheint,<br />

dass bei Opioid-Suchtkranken<br />

mit zusätzlich affektiven Erkrankungen<br />

sowie bei Schizophrenen besonders<br />

hohe Prävalenzen aufscheinen.<br />

Zusammenfassung<br />

Die Unterschiede im Manifestationsalter<br />

gepaart mit der vorherrschenden<br />

Symptomatik, der wahrscheinliche Einfluss<br />

von Östrogenen bei Ausprägung<br />

und Verlauf wie auch das unterschiedliche<br />

Ansprechen auf antipsychotische<br />

Medikation bei Frauen und Männern,<br />

unterstreichen die enorme Bedeutung<br />

von genderspezifischer Forschung<br />

in der Diagnostik und Therapie der<br />

Schizophrenie. Um eine adäquate Be-<br />

handlung zu gewährleisten erscheint<br />

es unerlässlich geschlechtsspezifische<br />

Überlegungen in ein gutes Betreuungskonzept<br />

zu integrieren, das physiologische<br />

Grundlagen sowohl des weiblichen<br />

wie auch des männlichen Organismus<br />

berücksichtigt. Hierzu bedarf es nicht<br />

nur epidemiologischer Studien bezüglich<br />

pharmakokinetischer Aspekte,<br />

wie beispielsweise Divergenzen in der<br />

körperlichen Konstitution (Metabolisierungsauffälligkeiten,Stoffwechselveränderungen<br />

usw.) oder Exploration<br />

von Unterschieden bezüglich Ansprechen<br />

auf bestimmte Therapieansätze,<br />

sondern es sollten auch soziale Aspekte<br />

wie Beruf und gesellschaftliche Stigmatisierung<br />

bei dieser Diagnose beleuchtet<br />

werden und in eine „state-of-the-art“-<br />

Behandlung miteinfließen. Nur so wird<br />

es möglich sein, dass schizophrene Patienten<br />

in Langzeitbehandlungen bleiben<br />

und die Lebensqualität bei dieser<br />

schweren, chronischen psychiatrischen<br />

Erkrankung deutlich verbessert wird.<br />

Dr. Andjela Bäwert<br />

Universitätsklinik für Psychiatrie<br />

Medizinische Universität Wien<br />

Währinger Gürtel 18-20<br />

1090 Wien<br />

Telefon: +43 1 40400 3547<br />

Fax: +43 1 40400 3629<br />

andjela.baewert@meduniwien.ac.at<br />

seite 14 DER MEDIZINER 10/2011<br />

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31


10/2011 DER MEDIZINER<br />

Fachkurzinformation und Referenzen siehe Seite 18<br />

seite 15


mo r b u s su d e c k<br />

Fortbildung<br />

Aktuelle Diagnoserichtlinien und Therapieoptionen<br />

bei Morbus Sudeck (CRPS I)<br />

OÄ Dr. Gerda Vacariu<br />

Einleitung<br />

Die Diagnosestellung eines Morbus<br />

Sudeck fällt häufig in die Fachgebiete<br />

der Orthopädie und Unfallchirurgie.<br />

Seit 1995 ist die international vorgeschlagene<br />

Terminologie für dieses meist<br />

im Anschluss an ein Trauma auftretende<br />

Schmerzsyndrom COMPLEX RE-<br />

GIONAL PAIN SYNDROM (CRPS).<br />

Im traumatologischen Bereich wird jedoch<br />

weiterhin gerne von einer Sudeck-<br />

Dystrophie gesprochen. Der Terminus<br />

Complex Regional Pain Syndrome Typ<br />

I (CRPS I) ersetzt die frühere Bezeichnung<br />

Reflex Sympathetic dystrophy<br />

(RSD). Complex Regional Pain Syndrome<br />

Typ II (CRPS II) entspricht der<br />

Kausalgie und setzt eine nachweisbare<br />

Nervenläsion voraus.<br />

Die neue Terminologie erweitert die<br />

von Sudeck als entzündliches Geschehen<br />

interpretierte Pathogenese. Auch wenn<br />

derzeit noch nicht alle Faktoren, die zu<br />

einem CRPS führen, bekannt sind, so<br />

konnten doch rezente Forschungsergebnisse<br />

den Hinweis auf primär neurogene<br />

Prozesse bestärken. Die derzeit vorliegenden<br />

Erkenntnisse zur Pathophysio-<br />

Anzeichen für Morbus Sudeck<br />

aus 4 Kategorien<br />

1. Schmerz/ sensorische Störung<br />

2. Vasomotorik: Hautverfärbung/<br />

Temperaturdifferenz<br />

Tabelle 1<br />

3. Sudomotorik/Ödem: Weichteilschwellung,<br />

Veränderung der Schweißsekretion<br />

4. Motorische/ Trophische Zeichen:<br />

Gelenkseinsteifung, Muskelschwäche, Tremor<br />

bis Dystonie, trophische Störung von<br />

Haut, Haar- und Nagelwuchs.<br />

logie des CRPS gehen von einer Irritation<br />

dünner C-Nervenfasern aus, welche<br />

zu einer neurogenen Entzündung in der<br />

betroffenen Region und in der Folge zu<br />

einer peripheren und zentralen Sensibilisierung<br />

auf Rückenmarksebene sowie<br />

zu Umformungsprozessen im Bereich<br />

des somatosensorischen Cortex führen.<br />

Die autonomen Störungen werden auf<br />

eine Kopplung sympatischer Nervenfasern<br />

mit afferenten Fasern in der Peripherie<br />

und im Bereich des Hinterhorns<br />

und auf eine Hypersensitivität auf zirkulierende<br />

Katecholamine zurückgeführt.<br />

Neben einem Ungleichgewicht<br />

des afferenten Informationsflusses<br />

mit zentralen Umformungsprozessen<br />

dürften auch genetische Faktoren eine<br />

Rolle spielen. Epidemiologische Studien<br />

zeigten eine höhere Prävalenz bei<br />

Frauen und in kaukasischen Bevölkerungsgruppen.<br />

In einer amerikanischen<br />

Populationsgruppe wurde eine jährliche<br />

Inzidenz von 5,5/100 000 festgestellt; in<br />

einer europäischen Studie hingegen von<br />

26,2/100 000/J.<br />

Diagnose<br />

Die Problematik der klinischen Diagnose<br />

ist, ab wann Symptome, die<br />

zunächst durchaus einem posttraumatischen<br />

oder postoperativen Verlauf entsprechen,<br />

suspekt für die Entwicklung<br />

eines CRPS sind. Wesentlich erscheint<br />

die Beachtung einer neuropathischen<br />

Schmerzkomponente. Häufig werden<br />

Brennschmerzen mit Hyperalgesie auf<br />

Druck und Temperatur und ausgeprägte<br />

Berührungsempfindlichkeit im Sinne einer<br />

taktilen Allodynie angegeben oder<br />

es wird ein tief liegender, einschnürender<br />

Schmerz, welcher durch Bewegung<br />

oder Senkung der betroffenen Extremi-<br />

tät verstärkt wird, empfunden. Die Diagnose<br />

stützt sich auf die klinische Untersuchung.<br />

Apparative Untersuchungen<br />

können die klinische Diagnosestellung<br />

unterstützen, sind jedoch vor allem für<br />

die Differentialdiagnostik wichtig.<br />

Ein Complex Regional Pain Syndrome<br />

kann angenommen werden, wenn<br />

zumindest anamnestisch Zeichen aus<br />

allen 4 Kategorien vorhanden waren<br />

und die klinischen Symptome durch<br />

keine weiter bestehende Pathologie erklärbar<br />

sind.<br />

Der Morbus Sudeck wurde in 3 Stadien<br />

unterteilt. Da man allerdings diese<br />

Stadien im Verlauf eines CRPS nicht immer<br />

findet, wird derzeit die Einteilung in<br />

Subtypen mit unterschiedlicher Ausprägung<br />

der Symptomatik diskutiert. Für<br />

die Therapie ist eine symptomorientierte<br />

Stadieneinteilung zur Festlegung der<br />

therapeutischen Schwerpunkte jedenfalls<br />

empfehlenswert.<br />

Das erste neurovaskuläre Stadium<br />

findet sich bei den meisten Trauma-induzierten<br />

Formen des CRPS in den ersten<br />

3 Monaten. Es steht die neurogene<br />

„entzündliche“ Komponente mit Überwärmung,<br />

Hautrötung, Schwellung im<br />

Vordergrund. Zum Unterschied zu einem<br />

entzündlichen Prozess besteht eine<br />

neuropathische Schmerzkomponente<br />

mit Hyperalgesie und häufig Allodynie<br />

(Schmerzempfinden auf nicht-schmerzhafte<br />

Reize wie Berührung). Häufig<br />

zeigt sich in diesem Stadium bereits<br />

eine vermehrte Sudomotorik.<br />

Beim dystrophen Stadium findet sich<br />

meist eine Hypothermie, die Hautverfärbung<br />

wird blass, livid, mit glänzen-<br />

seite 16 DER MEDIZINER 10/2011


dem Hautkolorit, die Sudomotorik ist<br />

meist verstärkt. Die trophischen Veränderungen<br />

sind vorwiegend auf die<br />

oft ausgeprägte Vasokonstriktion auf<br />

sympathische Reize zurückzuführen<br />

Zunehmend kommt es zu einer Einsteifung<br />

der Gelenke. Die Patienten können<br />

die betroffene Extremität oft nicht<br />

richtig ansteuern und es besteht eine<br />

deutliche Muskelschwäche, gelegentlich<br />

auch eine Dystonie. Die Schmerzqualität<br />

ist meist deutlich neuropathisch.<br />

Bei Kindern und Jugendlichen zeigt<br />

sich oft von Beginn an eher diese „dystrophe“<br />

Form mit oft ausgeprägter Hypothermie<br />

und „Pseudoparese“ der betroffenen<br />

Extremität.<br />

Das atrophe Stadium ist charakterisiert<br />

durch zunehmende Atrophie des<br />

Gewebes und Gelenkkontrakturen. Es<br />

tritt bei sehr schweren Verläufen und<br />

bei mangelnder oder zu spät einsetzender<br />

Therapie auf. Die Defizite in diesem<br />

Stadium lassen sich nicht mehr vollkommen<br />

zurückbilden.<br />

Da die Ausprägung eines Complex<br />

Regional Pain Syndrome von sehr milden<br />

Verläufen mit Spontanheilung bis<br />

zu massiver Behinderung schwankt,<br />

sollte früh an die mögliche Entwicklung<br />

eines CRPS und entsprechende Therapiemaßnahmen<br />

gedacht werden.<br />

Unter laufender Betreuung können<br />

Patienten auch früh über ein mögliches<br />

CRPS informiert werden, da bei<br />

früher adäquater Behandlung auch mit<br />

sehr guten Verläufen zu rechnen ist.<br />

Die Streitfrage „Ist das ein Sudeck oder<br />

nicht?“ stellt sich daher nur im Sinne<br />

des Ausschlusses von behandlungsbedürftigen<br />

Differentialdiagnosen!<br />

therapie<br />

Für den Behandlungserfolg ist unter<br />

Beachtung von Differentialdiagnosen<br />

die frühe Erkennung von CRPS-Zeichen<br />

entscheidend. Schmerzreduktion<br />

und funktionelle Wiederherstellung<br />

sind primäres Ziel der therapeutischen<br />

Interventionen. Die Therapie sollte immer<br />

individuell und symptombezogen<br />

gestaltet werden.<br />

Bewegungstherapien mit neurophysiologischen<br />

Techniken, wie etwa Spiegeltherapie,<br />

sowie vorsichtige Gelenksmobilisierung<br />

unter Beachtung der<br />

Schmerzgrenze sind die Schwerpunkte<br />

10/2011 DER MEDIZINER<br />

in der Physio- und Ergotherapie. Die<br />

manuelle Lymphdrainage hat neben der<br />

abschwellenden Wirkung auch einen<br />

positiven Effekt auf die neuropathische<br />

Schmerzsymptomatik.<br />

Die medikamentöse Therapie sollte<br />

„Stadien“-gerecht angepasst werden.<br />

Bei posttraumatischen CRPS mit Vorwiegen<br />

der „entzündlichen“ Zeichen<br />

mit ausgeprägter Schwellung kann die<br />

kurzfristige systemische Gabe von Steroiden<br />

(Prednisolonäquivalent 1,5mg/<br />

kg KG ) erfolgreich sein. Bei milderen<br />

Verläufen ist ein Therapieversuch mit<br />

Calcitonin nasal wegen des geringen<br />

Nebenwirkungsspektrums und des positiven<br />

Effekts auf den Knochenstoffwechsel<br />

empfehlenswert. Auch für Bi-<br />

phosphonate (Alendronat, Pamidronat,<br />

Clodronat) liegen positive Wirkungsnachweise<br />

vor. Ein Therapieversuch<br />

mit Radikalfängern (lokal DMSO, systemisch<br />

Vit.C) kann die bei Gewebeverletzung<br />

freigesetzten nozieptiv und<br />

zytotoxisch wirkenden Radikale verringern.<br />

Grundsätzlich sind NSAR am Be-<br />

ginn der Erkrankung zu empfehlen. Die<br />

Schmerztherapie sollte prinzipiell dem<br />

WHO-Stufenschema folgen. Bei den<br />

oft primär „kalten“ CRPS-Formen mit<br />

dystrophen Zeichen liegt der Schwerpunkt<br />

auf der Behandlung des neuropathischen<br />

Schmerzes und der Vasokonstriktion.<br />

Bei ausgeprägten Schmerzen und unter<br />

Beachtung des Suchtprofils können<br />

auch Opiate (Oxycodon oder transdermales<br />

Fentanyl, Bubrenorphin, retardiertes<br />

Tramadol) eingesetzt werden.<br />

Gabapentin ist als Komedikation bei<br />

neuropathischen Schmerzen zu empfehlen,<br />

ebenso wie die klassischen trizyklischen<br />

Antidepressiva (Amitryptilin).<br />

Das Nebenwirkungsspektrum ist allerdings<br />

zu beachten. Auch Noradrenalin-<br />

Serotonin-Wiederaufnahmehemmer<br />

(NSSRI) sind eine therapeutische Option.<br />

So zeigte das NSSRI Duloxetin eine<br />

Wirksamkeit bei schmerzhaften Polyneuropathien.<br />

Zur Verbesserung der Mikrozirkulation<br />

im Gewebe können einfache<br />

balneotherapeutische Anwendungen<br />

wie das Kohlensäurebad hilfreich sein.<br />

Auch Ilomedin, welches sich bei posttraumatischem<br />

Knochenmarksödem als<br />

wirksam erweist, kann verwendet werden.<br />

Bei starker Vasokonstriktion sind<br />

α-adrenerge-Antagonisten eine weitere<br />

therapeutische Option.<br />

Bildgebung bei CRPS I<br />

mo r b u s su d e c k<br />

Fortbildung<br />

Bildgebung bei CRPS I<br />

NMR: „fleckiges“ Knochenmark<br />

Bildgebung bei CRPS I<br />

NMR: „fleckiges“ nMR: Knochen<br />

„fleckiges“ Knochenmarksödem<br />

Szintigraphie: in mehreren Knochen Tracer<br />

Szintigraphie:<br />

Tracerakkumula<br />

Tracerakkumulation mit gelenknaher<br />

Akzentuierung<br />

Szintigraphie: Tracerakku<br />

Röntgen: diffuse „ fle<br />

diffuse „fleckige“ Osteoporose<br />

Abbildung 1<br />

Röntgen: diffuse „ fleckige“ Os<br />

Röntgen: diffuse „ fleckige<br />

Sympathikusblockaden können bei<br />

Hinweisen auf eine Hyperreagibilität<br />

des sympathischen Nervensystems eingesetzt<br />

werden. Bei Unwirksamkeit ist<br />

dieses doch invasive Verfahren jedoch<br />

seite 17


mo r b u s su d e c k<br />

Fortbildung<br />

rasch abzubrechen. Neuromodulationsverfahren<br />

wie die SCS sind derzeit als<br />

Ultimo Ratio anzusehen und sollten<br />

nur durch spezialisierte Zentren durchgeführt<br />

werden.<br />

Neben rehabilitativen Maßnahmen,<br />

die die Wiedererlangung und den Erhalt<br />

von Bewegungsmustern anstreben,<br />

sind von Beginn an verhaltenstherapeutische<br />

Ansätze zu integrieren. Alle<br />

schweren Verlaufsformen bedürfen<br />

einer früh einsetzenden multidisziplinären<br />

Betreuung mittels physikalischer<br />

Therapie, Schmerzmanagement und<br />

psychotherapeutischen Verfahren. Die<br />

Angst vor Bewegung ist ein Fokus der<br />

verhaltenstherapeutischen Maßnahmen,<br />

um Immobilität und Schonhaltungen<br />

zu vermeiden. Durch die lange und<br />

oft zermürbende Leidensgeschichte<br />

dieser Patienten ist eine stützende, die<br />

Eigenaktivität fördernde Betreuung in<br />

regelmäßigen Zeit- und nicht Symptomkontingenten<br />

Intervallen erforderlich.<br />

Gelingt es behandelnden Ärzten und<br />

Therapeuten, ein vertrauensvolles Therapiebündnis<br />

mit dem Patienten zu erreichen,<br />

ist eine Restitutio ad integrum<br />

möglich.<br />

Konklusion CRPS<br />

• Differentialdiagnosen beachten<br />

• CRPS-Zeichen früh erkennen<br />

• Schmerzreduktion<br />

• funktionelle Wiederherstellung<br />

• Therapie: individuell, Symptom<br />

bezogen angepasst<br />

lIteratur<br />

Stanton-Hicks M, Jänig W, Hassenbusch S et al. (1995) Reflex<br />

sympathetic dystrophy: changing concepts and taxonomy. Pain<br />

63:127-133.<br />

Bruehl St. (2010) An update on the pathophysiology of Complex<br />

Regional Pain Syndrome. Anesthesiology 113: 713-725.<br />

Ruegg S ( 2010). Medikamentöse Behandlung des CRPS. Handchir<br />

Mikrochir Plast Chir 22: 19-29.<br />

AWMF-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie: Diagnostik<br />

und Therapie komplexer regionaler Schmerzsyndrome<br />

(CRPS). 4. Auflage, 2008.<br />

OÄ Dr. Gerda Vacariu<br />

Institut f. Physikalische Medizin und<br />

Orthopädische Rehabilitation<br />

Orthopädisches Spital Speising, Wien<br />

Speisinger Straße 109<br />

A-1130 Wien<br />

Tel: +43 1 801 82 – 1765<br />

Fax: +43 1 801 82 - 1487<br />

gerda.vacariu@oss.at<br />

ZELDOX ® 20 mg / 40 mg / 60 mg / 80 mg – Hartkapseln ZELDOX ® 10 mg/ml Suspension zum Einnehmen Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Hartkapseln: Jede Hartkapsel enthält Ziprasidonhydrochlorid-<br />

Monohydrat entsprechend 20 mg, 40 mg, 60 mg oder 80 mg Ziprasidon. Sonstiger Bestandteil: Jede 20 mg Kapsel enthält 66,1 mg Lactose-Monohydrat. Jede 40 mg Kapsel enthält 87,83 mg Lactose-Monohydrat. Jede 60 mg Kapsel<br />

enthält 131,74 mg Lactose-Monohydrat. Jede 80 mg Kapsel enthält 175,65 mg Lactose-Monohydrat. Suspension: 1 ml enthält Ziprasidonhydrochlorid-Monohydrat entsprechend 10 mg Ziprasidon. Sonstige Bestandteile: 1 ml enthält<br />

1,36 mg Methyl-4-hydroxybenzoat. 1 ml enthält 0,17 mg Propyl-4-hydroxybenzoat. 1 ml enthält 4,65 mg Natrium. Liste der sonstigen Bestandteile: Hartkapseln: Inhalt: Lactose-Monohydrat, vorverkleisterte Maisstärke, Magnesiumstearat;<br />

Kapselhülle: Gelatine, Titandioxid (E-171), Natriumlaurylsulfat (Natriumdodecylsulfat), Indigotin (E-132, nur bei 20 mg, 40 mg, 80 mg Hartkapseln); Drucktinte: Schellack, wasserfreies Ethanol, Isopropylalkohol, n-Butylalkohol,<br />

Propylenglycol, gereinigtes Wasser, Ammoniumhydroxid, Kaliumhydroxid, Eisenoxid schwarz (E-172). Suspension: Gereinigtes Wasser, Xylitol (E-967), Natriumchlorid, hochdisperses Siliciumdioxid, Kirscharoma, Xanthangummi (E-415),<br />

Methyl-4-hydroxybenzoat (E-218), Natriumcitrat (E-331), Citronensäure wasserfrei (E-330), Polysorbat 80 (E-433), Propyl-4-hydroxybenzoat (E-216). Anwendungsgebiete: Ziprasidon ist indiziert zur Behandlung von Schizophrenie bei<br />

Erwachsenen. Ziprasidon ist indiziert zur Behandlung von manischen oder gemischten Episoden mittleren Schweregrades im Rahmen von bipolaren Störungen bei Erwachsenen sowie Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 17<br />

Jahren (die Prävention von Episoden bipolarer Störungen wurde nicht nachgewiesen – siehe Abschnitt 5.1 der Fachinformation). Gegenanzeigen: Bekannte Überempfindlichkeit gegen Ziprasidon oder einen der sonstigen Bestandteile.<br />

Bekannte QT-Intervall-Verlängerung. Angeborenes QT-Syndrom. Kürzlich vorangegangener akuter Myokardinfarkt. Dekompensierte Herzinsuffizienz. Herzrhythmusstörungen, die mit Antiarrhythmika der Klassen IA oder III behandelt<br />

werden. Gleichzeitige Behandlung mit Arzneimitteln, die das QT-Intervall verlängern, wie Antiarrhythmika der Klasse IA und III, Arsentrioxid, Halofantrin, Levomethadylacetat, Mesoridazin, Thioridazin, Pimozid, Sparfloxazin, Gatifloxazin,<br />

Moxifloxazin, Dolasetronmesylat, Mefloquin, Sertindol oder Cisaprid. (Siehe Abschnitt 4.4 und 4.5 der Fachinformation). Pharmakotherapeutische Gruppe: Pharmakotherapeutische Gruppe: Antipsychotikum, Indolderivate, ATC-Code<br />

NO5A E04. Inhaber der Zulassung: Pfizer Corporation Austria Ges.m.b.H., Wien. Stand der Information: Februar 2011. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten.<br />

Angaben zu besonderen Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstigen Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit und Nebenwirkungen<br />

entnehmen Sie bitte der veröffentlichten Fachinformation.<br />

Vivanza 10 mg Filmtabletten; Qualitative und quantitative Zusammensetzung: Jede Tablette enthält 10 mg Vardenafil (als Hydrochlorid). Die vollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe Abschnitt 6.1. Liste der sonstigen<br />

Bestandteile: Tablettenkern: Crospovidon, Magnesiumstearat Mikrokristalline Cellulose, Hochdisperses Siliciumdioxid, Filmüberzug: Macrogol 400 Hypromellose, Titandioxid (E171), Eisenoxidhydrat (E172), Eisen(III)-oxid (E172) Pharmakotherapeutische<br />

Gruppe: Urologika, Mittel bei erektiler Dysfunktion, ATCCode: G04BE09. Anwendungsgebiete: Behandlung der erektilen Dysfunktion bei erwachsenen Männern. Erektile Dysfunktion ist die Unfähigkeit, eine für<br />

einen befriedigenden Geschlechtsverkehr ausreichende Erektion des Penis zu erreichen oder aufrechtzuerhalten. Damit Vivanza wirken kann, ist eine sexuelle Stimulation erforderlich.Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den<br />

Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Die gleichzeitige Anwendung von Vardenafil und Nitraten oder Stickstoffmonoxid-Donatoren (wie Amylnitrit) in jeder Form ist kontraindiziert (siehe Abschnitte 4.5 und 5.1). Bei Patienten,<br />

die aufgrund einer nicht arteriitischen anterioren ischämischen Optikusneuropathie (NAION) ihre Sehkraft auf einem Auge verloren haben, ist Vivanza kontraindiziert, unabhängig davon, ob der Sehverlust mit einer vorherigen Einnahme<br />

eines Phosphodiesterase-5 (PDE5)-Hemmers in Zusammenhang stand oder nicht (siehe Abschnitt 4.4). Arzneimittel zur Behandlung der erektilen Dysfunktion dürfen generell nicht von Männern angewendet werden, denen von sexuellen<br />

Aktivitäten abzuraten ist (z. B. Patienten mit schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie instabiler <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong> oder schwerer Herzinsuffizienz [New York Heart Association III oder IV]). Bei folgenden Untergruppen von Patienten<br />

wurde die Sicherheit von Vardenafil nicht untersucht, daher ist die Anwendung kontraindiziert, bis weitere Daten vorliegen: - Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz (Child-Pugh C), im Endstadium einer Nierenfunktionsstörung mit<br />

Dialysepflicht, Patienten mit Hypotonie (Blutdruck


10/2011 DER MEDIZINER<br />

seite 19


sc h m e r z<br />

Fortbildung<br />

Interventionelle Schmerzdiagnostik und -therapie<br />

Möglichkeiten zur Weichenstellung im interdisziplinären Konzept<br />

Dr. med. Michael Hartmann, Prof. Dr. med. Eli Alon<br />

Einführung<br />

Im biopsychosozialen Diskurs der<br />

chronischen Schmerzkrankheit und<br />

der daraus gewonnenen Erkenntnis,<br />

dass (patho-)physiologische, kognitive<br />

und soziale Prozesse beim chronischen<br />

Schmerz zusammenwirken, ist<br />

der interdisziplinäre Diagnostik- und<br />

Behandlungsansatz Konsens. Die Interventionelle<br />

Schmerztherapie ist dabei<br />

eine Facette mit einem selbstbewussten<br />

Selbstverständnis. So können für<br />

selektionierte Patienten effektive minimal<br />

invasive Behandlungsmethoden<br />

angeboten werden. Mit einem großen<br />

Armamentarium an interventionell-diagnostischen<br />

Methoden können vorab<br />

die Indikationen zur minimal invasiven<br />

Therapie abgesichert werden, oder eben<br />

gerade diese Methoden weisen den Weg<br />

zu anderen Behandlungsoptionen wie<br />

zu Psychotherapie, systemisch-medikamentöser<br />

Therapie, Operation oder Copingstrategien.<br />

Auf Grund des wachsenden Verständnisses<br />

der neuroplastischen Veränderungen<br />

ergibt sich auch im Krankheitsverlauf<br />

wiederholt die Notwendigkeit der<br />

Reevaluation des Schmerzgeschehens.<br />

Der im dynamischen Geschehen jeweils<br />

„aktuelle“ Schmerz muss diagnostiziert<br />

werden, um eine Therapieoptimierung<br />

zu ermöglichen. Da die neuroplastischen<br />

Veränderungen dazu führen, dass<br />

neben der ursprünglichen Schmerzursache<br />

sich<br />

• niederschwellige und hochschwellige<br />

Reize nicht mehr unterscheiden lassen<br />

(Allodynie)<br />

• nicht den Dermatomen folgende Veränderungen<br />

auftreten (z.B. sympathisch<br />

unterhaltener Schmerz, Sym-<br />

pathetic Maintained Pain SMP)<br />

• und großflächige regionale Schmerzgebiete<br />

entstehen<br />

müssen Anstrengungen unternommen<br />

werden, die noch potenziell erfolgreich<br />

lokal oder regional therapierbaren<br />

Schmerzfoci zu identifizieren.<br />

Plakativ kann gesagt werden: Auch<br />

Patienten mit einer somatoformen<br />

Schmerzstörung brauchen Diagnostik<br />

und Behandlung ihres akuten Reizsyndroms<br />

bei Diskushernie.<br />

Ziel ist ein möglichst genaues Einkreisen<br />

der Schmerzlokalisation und<br />

der Schmerzart. Schmerzarten wie nocizeptiv,<br />

neuropathisch, sympathisch,<br />

radikulär, discogen und „nicht blockierbar“<br />

müssen zugeordnet werden. Insbesondere<br />

beim klinisch nicht eindeutigen<br />

„gemischt noziceptiv-neuropathischen“<br />

Schmerz soll die interventionelle<br />

Schmerzdiagnostik helfen eine interdisziplinäre<br />

Therapie zu planen.<br />

Das Setting der Intervention<br />

Präzision<br />

Schmerzdiagnostische Interventionen<br />

erfordern einen hohen technischen<br />

Standard. Ihre Durchführung muss<br />

zweifelsfrei erfolgt sein, ein „irgendwie<br />

saß der Block wohl nicht“ darf es nicht<br />

geben. Ein falsch negatives Ergebnis<br />

wegen mangelnder Technik muss vermieden<br />

werden. Soll doch je nach Ergebnis<br />

dort therapiert oder an anderer<br />

Stelle weiter diagnostiziert werden.<br />

Bei der Durchführung sind kleinste<br />

Lokalanästhetikamengen zu verwenden,<br />

damit nicht ungewollt Nachbarstruktu-<br />

ren mitbetäubt werden (Abbildung 1).<br />

Unterstützt wird die Genauigkeit und<br />

Selektivität durch bildgebende Verfahren,<br />

vorzugsweise durch Fluoroskopie.<br />

Perioperatives Management<br />

Nach medikolegalen Gesichtspunkten<br />

gelten schmerztherapeutische Interventionen<br />

als elektiv und stellen daher<br />

höchste Anforderungen an Aufklärung<br />

und Risikominderung dar.<br />

Eine zeitnahe klinische Untersuchung<br />

mit Würdigung der konsiliarischen Befunde<br />

sowie der Bildgebung und die<br />

Dokumentation der Selbsteinschätzung<br />

z.B. mittels NRS (nominal rating scale)<br />

erfolgt vorab.<br />

Nach der Intervention wird die Selbsteinschätzung<br />

des Patienten durch einen<br />

Dritten erhoben und dokumentiert.<br />

Durch kontrollierte Mobilisation resp.<br />

Provokation erfolgt die Evaluierung des<br />

Schmerzes unter Belastung.<br />

Wertung der Intervention<br />

Nervenblockaden haben grundsätzlich<br />

eine mäßige bis mittelgradige Sensitivität,<br />

dem gegenüber allerdings eine<br />

hochgradige Spezifität. Verschiedene<br />

Versuche schmerzdiagnostischer und<br />

schmerztherapeutischer Interventionen<br />

im Sinne der Evidence Based Medicine<br />

EBM zu evaluieren liegen vor. Im Einzelfall<br />

ist immer die Möglichkeit eines<br />

„falsch positiven“ Ergebnisses wegen<br />

der Placebowirkung oder auch wegen<br />

einer ausschließlichen Reduktion des<br />

physiologischen Inputs über die blockierte<br />

Route in Erwägung zu ziehen.<br />

Ebenso ist ein „falsch negatives“ Ergeb-<br />

seite 20 DER MEDIZINER 10/2011


Abb.1<br />

nis möglich bei Vorliegen von referred<br />

pain/übertragenem Schmerz.<br />

Diagnostische Interventionen<br />

Im Folgenden werden die verschiedenen<br />

diagnostischen und therapeutischen<br />

Interventionen kursorisch vorgestellt.<br />

Zu detaillierter Durchführung, Bildgebung,<br />

Risiken und Komplikationen sei<br />

auf Standardlehrbücher verwiesen.<br />

Intraartikuläre Infiltrationen<br />

Neben der großen Gelenke können<br />

z.B. die Intervertebralgelenke (Facett)<br />

und das Iliosakralgelenk zur Anästhesie<br />

und Arthrographie infiltriert werden.<br />

Periphere Blockaden, triggerpunktinfiltrationen<br />

und neuraltherapeutische<br />

techniken<br />

Außer bei den Extremitätennerven<br />

kommen Blockaden der Interkostalnerven,<br />

des n. suprascapularis, des n.<br />

occipitalis und der mittleren Äste des<br />

r. dorsalis, als die, die Intervertebralgelenke<br />

versorgenden Nerven, häufig zum<br />

Einsatz.<br />

Selektive nervenwurzelblockaden<br />

Die Infiltration des somatischen Ganglion<br />

ist theoretisch bereits mit dem Risiko<br />

der subarachnoidalen Medikamentenapplikation<br />

verbunden. Während die<br />

Technik im lumbalen Bereich niederschwellig<br />

eingesetzt werden kann, ist<br />

die Punktion cervikal, insbesondere die<br />

der Wurzeln C1 und C2, eine technische<br />

Herausforderung.<br />

Kontrastmittelverteilung bei Wurzelinfiltration L5 links. Mit 2 ml<br />

Volumen werden bereits die Wurzeln L5 und S1 erreicht.<br />

10/2011 DER MEDIZINER<br />

Sympathikusblockaden<br />

Während die im Krankheitsgeschehen<br />

sich entwickelnden oberflächlichen<br />

Ephapsen gut mit ebensolchen oberflächlichen<br />

neuraltherapeutischen Techniken<br />

zu erreichen sind, ist wegen der tief<br />

im Gewebe liegenden Ephapsen meist<br />

eine mittelliniennahe Blockade durchzuführen.<br />

Neben der großen Ganglien<br />

(Gang. cervialis superior, Gang. stellatum),<br />

des abdominalen Plexus (Plexus<br />

coeliacus) und der Plexus im kleinen<br />

Becken (Plexus hypogastricus superior,<br />

Gang. impar) kann der Grenzstrang auf<br />

jeder Höhe blockiert werden. Das Gang.<br />

sphenopalatinum mit seinen parasympathischen<br />

und sympathischen Fasern<br />

ist ein lohnendes Target bei verschiedenen<br />

Schmerzen im Kopfbereich und<br />

nach Whiplash-Trauma (Abbildung 2).<br />

Epidural­ und Spinalanästhesie<br />

Die Regionalanästhesien sind wichtige<br />

Maßnahmen zur Evaluierung der<br />

grundsätzlichen Blockierbarkeit peripherer<br />

oder peripher-spinal sensibilisierender<br />

Schmerzen. Über peridurale<br />

Katheter wird mittels der Kontrastmitteldarstellung<br />

des Periduralraumes bis<br />

hin nach extraforaminal zusätzlich Information<br />

zu Pathologien gewonnen,<br />

darüber hinaus sind therapeutische,<br />

nicht liquorkompatible Medikamentengaben<br />

möglich und Tests unter „walking<br />

epidural“ sind möglich.<br />

Diskographie<br />

Bei Verdacht auf diskogenen Schmerz<br />

mit und ohne radikulären Anteil gilt die<br />

Abb.2<br />

sc h m e r z<br />

Fortbildung<br />

manometer-kontrollierte Provokationsdiskographie<br />

nach vorheriger psychosomatischer<br />

Evaluierung als Standard.<br />

Die morphologische Veränderung des<br />

Bandscheibenfaches in der Bildgebung,<br />

das Provozieren eines konkordanten,<br />

also eines dem Patienten bekannten<br />

Schmerzes, die Höhe des zur Provokation<br />

benötigten intradiskalen Druckes<br />

und die Mimik des Patienten werden<br />

gemeinsam interpretiert und bahnen<br />

die Therapie.<br />

Intravenöser opioidtest<br />

Heute ist mit der i.v.-Titration von<br />

Remifentanil eine wenig aufwändige<br />

ambulante Testung auf Opioidsensitivität<br />

vor allem bei neuropathischen und<br />

gemischt nociceptiv-neuropathischen<br />

Schmerzen möglich. Unter Anästhesiebedingungen<br />

wird dazu die kognitionskontrollierte<br />

Selbsteinschätzung der<br />

Schmerzreduktion durch das Opioid<br />

erhoben.<br />

Stufenkonzept und<br />

Weichenstellung<br />

Grundsätzlich wird die Lokalisation<br />

und Differenzierung von Schmerzfokus<br />

und Schmerzart eskalierend geplant<br />

und durchgeführt. Berücksichtigt werden<br />

die Gegensätze<br />

• risikoarm-risikoreich<br />

• peripher-zentral<br />

• caudal-cranial.<br />

Algorithmen für Interventionelle<br />

Schmerzdiagnostik und ­therapie<br />

Erste Algorithmen i.S, von Guidelines<br />

Abbildung 1 Abbildung 2<br />

Infiltration des Gang. sphenopalatinum<br />

seite 21


sc h m e r z<br />

Fortbildung<br />

sind veröffentlicht. Im Folgenden ist exemplarisch<br />

der hauseigene Algorithmus<br />

zu Patienten mit Chronic Back and Leg<br />

Pain dargestellt (Abb.3). Die Evaluation<br />

des dann aktuellen Schmerzgeschehens<br />

kann sehr aufwändig sein. Neben<br />

der Inanspruchnahme umfangreicher<br />

personeller und logistischer Ressourcen<br />

wird vor allem Geduld vom Patienten<br />

gefordert. Wenn auch die meisten interventionellen<br />

Verfahren in der Tagesklinik<br />

durchführbar sind, kann doch im<br />

Einzelfall eine sorgfältig geplante und<br />

gut organisierte Hospitalisation für den<br />

Patienten wie für den Interventionisten<br />

weitaus befriedigender sein.<br />

Als erste Maßnahme erfolgt die Bestimmung<br />

eines lokal/regional therapierbaren<br />

Schmerzanteils. Implizieren<br />

diagnostische Facettblockaden und Anästhesien<br />

des Segmentganglions keine<br />

Therapieoption, wird über eine achsennahe<br />

Anästhesie (Peridural- und/oder<br />

Spinalanästhesie) der blockierbare Anteil<br />

bestimmt.<br />

Ist der Schmerz nicht blockierbar, erfolgt<br />

optional eine Evaluation respektive<br />

Reevaluation durch den Psychologen/Psychiater<br />

und/oder in Annahme<br />

eines neuroplastisch bedingten, zentral<br />

fixierten, und daher nicht mehr lokal<br />

therapierbaren Schmerzes eine Testung<br />

auf Opioidsensitivität. Danach kann die<br />

Indikation zur Erprobung sämtlicher<br />

oraler und transdermaler Opioidgaleniken<br />

gestellt werden.<br />

Ist der Schmerz mittels achsennaher<br />

Anästhesie blockierbar, erfolgt die<br />

weitere Differenzierung „discogen-<br />

sympathisch“ mittels Provokations-<br />

Diskographie und mittels lumbaler<br />

Grenzstangblockade.<br />

Hauseigener Algorithmus bei Chronic Back and Leg Pain<br />

Gegebenenfalls sind anschließend<br />

minimal-invasive Therapieverfahren<br />

indiziert:<br />

Interventionelle minimalinvasive<br />

Schmerztherapie<br />

Itraartikuläre, perineurale und peridurale<br />

Medikamentenapplikation<br />

Zum Einsatz kommen:<br />

• wasserlösliche und kristalline Steroide<br />

• Lokalanästhetika-Serien<br />

• Opioide<br />

• Clonidin<br />

• Hyaluronidase<br />

• hyperonkotische Kochsalzlösungen<br />

• Chondrotherapeutika.<br />

neuroläsionelle Verfahren<br />

(hier Radiofrequenzläsion)<br />

Für die Radiofrequenzverfahren<br />

sind umfassende Lokalisationen beschrieben<br />

worden. Die kontinuierlich<br />

angewandte Hochfrequenztechnik<br />

(500.000 Hz) führt über die induzierte<br />

Temperaturerhöhung zu einer nachhaltigen,<br />

wenn auch regenerationsfähigen<br />

Nervenläsion. Die jüngst beschriebene<br />

Technik der gepulsten Radiofrequenz<br />

ohne neuroläsionelle Hitzeentwicklung,<br />

welche eher den neurostimulierenden<br />

Verfahren zuzuordnen wäre, soll zu keiner<br />

strukturellen Veränderung, jedoch<br />

zu vergleichbaren Ergebnissen führen.<br />

Intradiskale Eingriffe<br />

Bei der intradiskalen Elektrotherapie<br />

(IDET) mittels eines an der Grenzfläche<br />

von Nukleus und Anulus platzierten<br />

Katheters wird über Gleichstrom<br />

eine Temperaturerhöhung bewirkt. Die<br />

Ausschaltung von induzierten Nociceptoren<br />

im Inneren<br />

wird dabei pos-<br />

Abbildung 3 tuliert.<br />

Die simple<br />

Erhitzung des<br />

Nukleusmaterials<br />

mittels einer<br />

Radiofrequenzsonde<br />

konnte<br />

die Erwartungen<br />

nicht erfüllen.<br />

Die Nukleoplastie,<br />

ursprünglich<br />

ein Verfahren<br />

im Rahmen der<br />

offenen Wirbelsäulenchirurgie,<br />

welches zwei<br />

Techniken zur Volumenreduktion kombiniert<br />

(Coblation zur Vaporisierung<br />

und Radiofrequenz zur Thermoläsion),<br />

findet heute Eingang in Algorithmen<br />

zur intradiskalen Therapie. Als neueste<br />

Entwicklung gilt die Anuloplastie, bei<br />

der mittels Radiofrequenz neben der<br />

Ausschaltung der Nociceptoren eine<br />

„Vernarbung“ des Anuluseinrisses erreicht<br />

werden soll (Abbildung 4).<br />

Chordotomie<br />

Für terminale Tumorerkrankungen<br />

ist weiterhin die minimal invasive<br />

Durchtrennung des tractus spinothalamicus<br />

hochcervikal eine Option. Das<br />

Ergebnis kann in seinem Erfolg sehr<br />

eindrücklich sein.<br />

neuromodulation<br />

Neuromodulation meint die therapeutische<br />

Beeinflussung zentraler,<br />

peripherer oder autonomer Nervenaktivität<br />

mit Implantaten, die entweder<br />

elektrische Impulse (Neurostimulation:<br />

Rückenmarkstimulation, Deep Brain<br />

Stimulation oder Motor Cortex Stimulation)<br />

oder Pharmaka abgeben (intrathekale<br />

Medikamentenpumpe).<br />

Bei der Neurostimulation werden<br />

Elektroden an periphere Nerven, in<br />

den Periduralraum oder intracerebral<br />

gelegt. Auch die subcutane Lage zeigt<br />

Erfolge (Abbildung 5).<br />

Fünf Mechanismen werden für die<br />

Wirkung der Stimulation verantwortlich<br />

gemacht:<br />

• gate control theory (als segmental antidrome<br />

Aktivierung von Aβ-Fasern)<br />

• Inhibition der Transmission im Tractus<br />

spinothalamicus<br />

• supraspinale Inhibition<br />

• Hemmung des sympathischen Systems<br />

• Aktivierung inhibitorischer<br />

Transmitter.<br />

Radikuläre Schmerzen, sympathisch<br />

unterhaltene Schmerzen und Ischämieschmerzen<br />

sind sehr aussichtsreiche<br />

Indikationen. Die Limitierung des<br />

Patienten im Alltag ist gering und die<br />

Anbindung an den Operateur ist bei<br />

funktionierendem System sehr locker.<br />

Mit einem Wirkverlust der SCS über<br />

die Jahre ist zu rechnen, jedoch sind bei<br />

guter Selektion 50% der implantierten<br />

Patienten nach 5 Jahren noch zu ≥50%<br />

schmerzreduziert. Spontane oder traumatisch<br />

bedingte Elektrodendislokatio-<br />

seite<br />

Abb.3<br />

22 DER MEDIZINER 10/2011<br />

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31


10/2011 DER MEDIZINER<br />

Fachkurzinformation und Referenzen siehe Seite 27<br />

seite 23


sc h m e r z<br />

Fortbildung<br />

Abb.4<br />

Abbildung 5<br />

neurostimulation. neben einer thorakolumbal<br />

epiduralen Elektode liegen zwei<br />

Elektroden subkutan<br />

Abb. 5<br />

nen mit dann suboptimaler Stimulation<br />

sind die Ursache der meisten Reoperationen.<br />

Neben der Analgesie kann die Neurostimulation<br />

Verbesserungen bei Bewegungsstörungen<br />

und bei Inkontinenz<br />

bewirken. Erste Studien zu bestehender<br />

Kosten-Effektivität bei SCS im Ver-<br />

Abbildung 4<br />

Radiofrequenzläsion bei AnulusFibrosus­Einriss<br />

gleich zu konventioneller<br />

Therapie liegen vor.<br />

Intrathekale Medikamententherapie<br />

Die kontinuierliche Medikamentenabgabe<br />

direkt<br />

in den Liquorraum soll die<br />

gleichen Wirkungen wie bei<br />

der systemischen Gabe, allerdings<br />

bei deutlich geringerer<br />

Dosierung und daher<br />

günstigerem Nebenwirkungsprofil,<br />

erreichen.<br />

Für die Pumpe eindeutige<br />

Indikationen im Gegensatz<br />

zu SCS sind der Tumorschmerz<br />

(nociceptive<br />

Komponente), Osteoporose,<br />

abdominale Schmerzen<br />

und achsennahe Schmerzen wie z.B.<br />

spondylotischer, diskogener und nicht<br />

zu differenzierender Schmerz. Darüber<br />

hinaus ist die antispastische Therapie<br />

bei Multipler Sklerose eine Indikation.<br />

Im Gegensatz zu SCS ist die Anbindung<br />

des Patienten an den Operateur<br />

eher eng. Eine vom Patienten nicht<br />

selten empfundene zumindest diskrete<br />

Einschränkung der kognitiven Funktionen<br />

und die meist dauerhaft bestehende<br />

opioidinduzierte Obstipation sind<br />

ungünstig.<br />

Bei den hohen Kosten der oralen<br />

und transdermalen Opioidgaleniken<br />

werden positive Daten zur Kosten-Effektivität<br />

der Pumpenimplantation zu<br />

erwarten sein.<br />

Sind niederschwellige Therapieverfahren<br />

nicht indiziert oder zeigen sie<br />

keinen Erfolg, besteht keine OPS-Indikation<br />

und liegen keine auf Psychose<br />

verdächtigen Störungen vor, werden für<br />

eine Testphase eine Rückenmarkstimulation<br />

erprobt oder bei Opioidsensitivität<br />

und intolerablen Nebenwirkungen<br />

eine intrathekale Opioidpumpe.<br />

Zusammenfassung<br />

Interventionelle Verfahren haben<br />

primär diagnostischen Charakter und<br />

können konsekutiv nachhaltig den<br />

Behandlungsplan gestalten. Ergebnis<br />

kann eine sich anschließende minimal<br />

invasive Therapie sein, im Einzelfall<br />

aber auch ein Zuführen zum operativen<br />

Eingriff wie auch zur vorrangigen<br />

oder ausschließlichen psychotherapeu-<br />

tischen oder pharmako-psychiatrischen<br />

Behandlung. In einem interdisziplinären<br />

Diagnosesetting und einem Behandlungskonzept<br />

sind interventionelle<br />

Verfahren heute integraler Bestandteil<br />

der Therapie des chronischen Schmerzes.<br />

Nicht nur für Interventionelle<br />

Schmerztherapeuten gilt, dass es bei<br />

den dynamischen Änderungen des<br />

chronischen Schmerzsyndroms mit<br />

dem Auftreten von möglichen „neuen“<br />

Schmerzen, neuen Schmerzlokalisationen,<br />

neuen Schmerzarten und neuen<br />

Schmerzqualitäten wiederholt zu einer<br />

interdisziplinären Reevaluierung und<br />

einer kritischen Prüfung der eigenen<br />

Behandlung kommen muss.<br />

Abbildungen:<br />

Copyright Verlag Hans Huber, Bern<br />

Literatur bei den Verfassern<br />

Dr. med. Michael Hartmann, FIPP<br />

Facharzt für Anästhesiologie, FA<br />

Interventionelle Schmerztherapie<br />

Chefarzt Klinik für Schmerzmedizin<br />

Bethesda Spital<br />

Gellertstr. 144, CH-4020 Basel<br />

michael.hartmann@bethesda.ch<br />

Prof. Dr. med. Eli Alon<br />

Facharzt für Anästhesiologie, FA<br />

Interventionelle Schmerztherapie<br />

Professor für Anästhesiologie und<br />

Schmerztherapie Universität Zürich<br />

Praxis für Schmerztherapie<br />

Bederstr. 80, CH-8002 Zürich<br />

elialon@bluewin.ch<br />

seite 24 DER MEDIZINER 10/2011<br />

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31


10/2011 DER MEDIZINER<br />

Fachkurzinformation und Referenzen siehe Seite 18<br />

Fachkurzinformation und Referenzen siehe Seite 18<br />

seite 25


Fo r u m me d I c u m<br />

Fortbildung<br />

Nicolan ® (Nicorandil): Seit 1. Juli 2011 in der Grünen Box<br />

Moderne Therapie der Koronaren Herzerkrankung<br />

Ökonomischer Herzschutz für Ihre<br />

<strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong> Patienten!<br />

Die Inzidenz der koronaren Herzkrankheit<br />

nimmt auf Grund der demografischen<br />

Entwiecklung kontinuierlich zu.<br />

Ein wichtiger Aspekt bei der Betreeung<br />

dieser Patienten ist neben der Symptomlinderung<br />

die Verbesserung der Prognose.<br />

Nicolan ® mit dem Wirkstoff Nicorandil<br />

erfüllt mit seiner zusätzlichen kardioprotektiven<br />

Wirkung bei der <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong><br />

genau diesen Anspruch, weil es auf mehreren<br />

Schienen wirkt:<br />

Die Öffnung der Kaliumkanäle ist eine<br />

davon; sie erweitert die Gefäße im Koronarbereich<br />

und führt zur Vor- und<br />

Nachlastsenkung, indem sie den peripheren<br />

Gefäßwiderstand sowohl in den Arterien<br />

als auch den Venen senkt. Zum anderen<br />

setzt sie die sogenannte ischämische<br />

Präkonditionierung in Gang, einen Mechanismus,<br />

mit dem sich der ischämische<br />

Herzmuskel vor Folge-Ischämien schützt.<br />

Schließlich entfaltet Nicolan ®<br />

(Nicorandil) auch noch direkt<br />

eine Nitratwirkung und verbessert<br />

so die Myokarddurchblutung.<br />

Im Rahmen der IONA-Studie<br />

ist es erstmals gelungen, nachzuweisen,<br />

dass Nicorandil kardiovaskuläre<br />

Komplikationen<br />

wie Infarkt, Herztod und Notfalleinweisungen<br />

wegen akuter pektangi-<br />

nöser Beschwerden senkt.<br />

Nicolan ® (Nicorandil) kann zusätzlich zur<br />

symptomatischen Behandlung der chronischen<br />

stabilen <strong>Angina</strong> <strong>pectoris</strong> auch zur<br />

Risikoreduktion des akuten koronaren<br />

Syndroms angewendet werden.<br />

Seit 1. Juli 2011 können Sie Nicolan ® (Nicorandil)<br />

ökonomisch aus der Grünen<br />

Box verschreiben. Zusätzlich sind Nicolan<br />

® (Nicorandil) 20mg-Tabletten (Nicorandil)<br />

sicher und verlässlich teilbar, was<br />

dem Patienten in der Langzeittherapie<br />

Rezeptgebühren spart.<br />

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10mg + 20mg Tabletten<br />

NEU: Nicolan ® -Tabletten bis zu 24<br />

Stunden außerhalb des Blisters haltbar.<br />

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31<br />

Quellen: IONA Study Group, Lancet 2002; 359:1269 - 1275<br />

Rückfragenhinweis:<br />

Dr. med. Hugo Leodolter<br />

G.L. Pharma GmbH<br />

1160 Wien<br />

Tel.: +43 1 485 35 05-170<br />

Fax: +43 1 485 35 05-393<br />

hugo.leodolter@gl-pharma.at<br />

seite 26 DER MEDIZINER 10/2011<br />

Nicolan ® ist bis 24 Stunden außerhalb des Blisters haltbar!!!<br />

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Mit Oxycodon starke Schmerzen verlässlich und anhaltend reduzieren<br />

Oxygerolan ®<br />

Für die Schmerztherapie steht heute<br />

eine breite Palette von Schmerzmitteln<br />

zur Verfügung. Sogenannte Nichtopioid-<br />

Analgetika kommen häufig bei schwächeren<br />

Schmerzen zum Einsatz. Bei der<br />

Behandlung von starken Schmerzen haben<br />

sich hingegen Opioide bestens bewährt.<br />

Sie sind die am stärksten wirksamen<br />

Schmerzmittel, die in der modernen<br />

Medizin zur Verfügung stehen, um den<br />

akuten Schmerz zu lindern und dazu beizutragen,<br />

dass dieser nicht chronisch wird.<br />

Oxygerolan ® (Oxycodon) ist ein<br />

wichtiger Vertreter der Opioide, der sowohl<br />

erfolgreich bei starken Schmerzen<br />

des Bewegungsapparates als auch bei<br />

Schmerzen aufgrund von Nervenschädigungen<br />

(neuropathische Schmerzen),<br />

Krebserkrankungen (Tumorschmerzen)<br />

und Operationen (postoperative<br />

Schmerzen) eingesetzt wird. Besonders<br />

bei der Behandlung mittelstarker und<br />

starker nozizeptiver Tumorschmerzen<br />

sind stark wirksame Opioide wie Oxygerolan<br />

® (Oxycodon) Mittel der ersten<br />

Wahl.1 Da sie sowohl beim nozizeptiven<br />

als auch beim neuropathischen Tumorschmerz<br />

gut wirken, sollten sie Basis einer<br />

dauerhaften Schmerzeinstellung sein 1 .<br />

First­line­Medikation bei<br />

neuropathischen Schmerzen<br />

Auch für die Therapie neuropathischer<br />

Schmerzen gehören Opioide zur First-<br />

10/2011 DER MEDIZINER<br />

line-Medikation. Oxygerolan ® (Oxycodon)<br />

als WHO-Stufe-III-Opioid nimmt<br />

auch hier eine besondere Rolle ein, was<br />

mehrere Studien eindrucksvoll belegen.<br />

In der Studie von Watson et al. (Pain,<br />

2003) bestätigten sich die Vorteile von<br />

Oxycodon bei Patienten mit neuropathischen<br />

Schmerzen, indem die Schmerzen<br />

um 67 Prozent vom Ausgangswert reduziert<br />

werden konnten (beurteilt anhand<br />

einer visuellen Analog-Skala, VAS). Auch<br />

Dauer-, Spontan- und Hautschmerzen<br />

nahmen nach dem Behandlungszeitraum<br />

von vier Wochen signifikant ab. 2<br />

Individuelle schmerzangepasste<br />

Dosierung möglich<br />

Um eine möglichst gleichmäßige<br />

Wirkung zu erzielen, sind Oxygerolan ® -<br />

Tabletten (Oxycodon) „retardiert“. Diese<br />

retardierte orale Darreichungsform ermöglicht<br />

eine sehr wirksame, anhaltende<br />

Analgesie. Die zweimal tägliche Einnahme<br />

von Oxygerolan ® (Oxycodon) hat den<br />

Vorteil, dass der unterschiedliche Tag-und<br />

Nachtschmerz entsprechend individuell<br />

schmerzangepasst dosiert werden kann.<br />

Oxygerolan ® -Retardtabletten (Oxycodon)<br />

bietet ab 1. August 2011 eine breite<br />

Palette an Wirkstärken (10 mg, 20 mg, 40<br />

mg und 80 mg) zur individuellen Therapie<br />

Ihrer Schmerzpatienten. Für eine verbesserte<br />

Verträglichkeit sorgt die Lactoseund<br />

Glucosefreiheit der Oxygerolan ® -<br />

Retardtabletten. Zusätzlich können sich<br />

Ihre Patienten noch mit den Oxygerolan<br />

® (Oxycodon) 60-Stückpackungen der<br />

Wirkstärken 10 mg, 20 mg, 40 mg und 80<br />

mg für die Langzeittherapie Rezeptgebühren<br />

ersparen.<br />

Oxygerolan ® -Retardtabletten sind ab 1.<br />

August 2011 in der grünen Box kassenfrei<br />

verschreibbar und bieten eine Ersparnis<br />

von bis zu 60 Prozent pro Packung versus<br />

dem Erstanbieter. 3<br />

Referenzen:<br />

1 Konsensus-Statement krebs:hilfe!, Sonderdruck 09/2001<br />

2 Watson et al., Pain 105 (2003) 71–78<br />

3 Preisbasis KKP/WVZ 09/2011<br />

Fo r u m me d I c u m<br />

Fortbildung<br />

Rückfragenhinweis:<br />

Mag. Thomas Tommasi<br />

G.L. Pharma GmbH, 1160 Wien<br />

Tel.: +43 (0) 1/485 35 05-179<br />

thomas.tommasi@gl-pharma.at<br />

Oxygerolan 5 mg-Filmtabletten<br />

Oxygerolan 10 mg-Filmtabletten<br />

Zusammensetzung: 1 Filmtablette enthält 5 mg bzw. 10 mg Oxycodonhydrochlorid entsprechend 4,48 mg bzw. 8,97 mg Oxycodon. Sonstige Bestandteile: Tablettenkern: Carboxymethylstärke-Natrium Typ A; Lactosemonohydrat;<br />

Cellulose, mikrokristallin; Hochdisperses wasserfreies Siliciumdioxid; Magnesiumstearat. Tablettenüberzug 5 mg und 10 mg: Polyvinylalkohol; Talkum (E 553b);Titandioxid (E 171); Macrogol 3350; Sojalecithin<br />

(E 322); Indigocarmin, Aluminiumlack (E 132). Tablettenüberzug 5 mg: Ponceau 4R Aluminiumlack(E 124). Anwendungsgebiete: Starke Schmerzen, die Opioid-Analgetika bedürfen um ausreichend behandelt werden<br />

zu können. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Oxycodonhydrochlorid, Soja, Erdnüsse oder einen der sonstigen Bestandteile, Schwere Atemdepression mit Hypoxie und/oder Hyperkapnie, Schwere chronisch<br />

obstruktive Lungenerkrankung, Cor pulmonale, Schweres Bronchialasthma, Paralytischer Ileus, Akutes Abdomen, verzögerte Magenentleerung. Wirkstoffgruppe: Pharmakotherapeutische Gruppe: Analgetika; Opiode;<br />

Natürliche Opium-Alkaloide. ATC-Code: N02AA05 Inhaber der Zulassung: G.L. Pharma GmbH, 8502 Lannach Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Suchtgift, Abgabe nur auf Suchtgiftrezept, apothekenpflichtig.<br />

Packungsgrößen: 10, 30 und 60 Stück Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder sonstige Wechselwirkungen,<br />

Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie Angaben über Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte den veröffentlichten Fachinformationen!<br />

Oxygerolan 10 mg-Retardtabletten<br />

Oxygerolan 20 mg-Retardtabletten<br />

Oxygerolan 40 mg-Retardtabletten<br />

Oxygerolan 80 mg-Retardtabletten<br />

Zusammensetzung: 1 Retardtablette enthält 10 mg, 20 mg, 40 mg bzw. 80 mg Oxycodonhydrochlorid entsprechend 8,97 mg, 17,93 mg, 35,86 mg bzw. 71,72 mg Oxycodon. Sonstige Bestandteile: Tablettenkern:<br />

Kollidon SR (bestehend aus Poly(vinylacetat), Povidon (K = 22,5 - 27,0), Natriumdodecylsulfat, Siliciumdioxid); Cellulose, mikrokristallin; Hochdisperses wasserfreies Siliciumdioxid; Magnesiumstearat [pflanzlich]. Tablettenüberzug<br />

10 mg, 20 mg, 40 mg und 80 mg: Poly(vinylalkohol); Talkum (E 553 b); Titandioxid (E 171); Macrogol 3350; Sojalecithin (E 322). Tablettenüberzug 20 mg und 40 mg: Eisenoxid gelb (E 172); Eisenoxid schwarz<br />

(E 172); Eisenoxid rot (E 172). Tablettenüberzug 80 mg: Eisenoxid gelb (E 172); Eisenoxid schwarz (E 172); Indigocarmin, Aluminiumlack (E 132). Anwendungsgebiete: Starke Schmerzen, die Opioid-Analgetika bedürfen<br />

um ausreichend behandelt werden zu können. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, Soja, Erdnüsse oder einen der sonstigen Bestandteile, Schwere Atemdepression mit Hypoxie und/oder Hyperkapnie,<br />

Schwere chronisch obstruktive Lungenerkrankung, Cor pulmonale, Schweres Bronchialasthma, Paralytischer Ileus, Schwangerschaft, Stillzeit, Akutes Abdomen, verzögerte Magenentleerung. Wirkstoffgruppe:<br />

Pharmakotherapeutische Gruppe: Natürliche Opium-Alkaloide. ATC-Code: N02AA05 Inhaber der Zulassung: G.L. Pharma GmbH, 8502 Lannach Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Suchtgift, Abgabe nur auf<br />

Suchtgiftrezept, apothekenpflichtig. Packungsgrößen: 10, 30 und 60 Stück Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln<br />

oder sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie Angaben über Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte den veröffentlichten Fachinformationen!<br />

seite 27


Fo r u m me d I c u m<br />

Fortbildung<br />

Rheuma interdisziplinär<br />

Ärztliche Fortbildung anlässlich des WHO-Rheumatages am 16. November im Wiener Rathaus<br />

Rheuma interdisziplinär – so das Motto der Ärztlichen Fortbildung am 11. Wiener Rheumatag, die unter der wissenschaftlichen<br />

Leitung von Univ.-Doz. Dr. Attila Dunky und Prim. Univ.-Prof. Dr. Marcus Köller am Mittwoch, 16. November von 9.30 bis ca. 17<br />

Uhr im Nordbuffet des Wiener Rathauses (Eingang: Lichtenfelsgasse 2, 1010 Wien) stattfinden wird.<br />

Programm der ärztlichen Fortbildung<br />

Kurz-Seminare zu Themen „Ultraschall“ und „Gelenksinjektionen“ stehen von 9.30<br />

bis 11.50 Uhr auf dem Programm, anschließend verschiedenste Vorträge und Symposien<br />

wie etwa „Rasch zu mehr Lebensqualität – Vermeidung von Gelenkszerstörung unter<br />

anti-TNF-Therapie“, „Rheuma und Kardiologie“, „Rheuma im Alter“, „Durchfall,<br />

Bauchschmerzen und Rückenschmerzen – chronisch entzündlich?“, „Morbus Bechterew<br />

und seine Komorbiditäten“, „Rheuma und Onkologie“ sowie „Rheuma und Osteoporose“.<br />

Die Registratur ist am Veranstaltungstag<br />

ab 9 Uhr möglich. Die Ärztliche Fortbildung<br />

beim 11. Wiener Rheumatag ist<br />

mit 7 DFP-Punkten für das Diplomfortbildungsprogramm<br />

der Österreichischen<br />

Ärztekammer für das Fach Allgemeinmedizin,<br />

Innere Medizin, Orthopädie<br />

und Physikalische Medizin, die Seminare<br />

wurden mit 2 DFP-Punkte approbiert.<br />

Nasivin ® �<br />

feiert 50. Geburtstag<br />

Info & Anmeldung:<br />

Ärztezentrale med.info<br />

Frau Ablinger<br />

Tel. 01/536 63-41, Fax 01/536 63-61<br />

www.rheumatologie.at<br />

azmedinfo@media.co.at<br />

Das Jahr 1961 – Juri Gagarin erobert als<br />

erster Mensch den Weltraum, John F.<br />

für das Virus essenziellen Andockstellen,<br />

die Rezeptoren, auf der Wirtszelle. Oxy-<br />

Kennedy wird der jüngste Präsident der<br />

metazolin hemmt die Rezeptordichte für<br />

USA, J. Heinrich Matthaei und Marshall<br />

Warren Nirenberg entschlüsseln den ge-<br />

menschliche Rhinoviren auf der Zelloberfläche<br />

um ca. 39 %.<br />

netischen Code – bei der Merck AG in<br />

Deutschland wird Oxymetazolin gefun-<br />

oxymetazolin wirkt auch<br />

den, der Wirkstoff von Nasivin gegen die Entzündung<br />

Ursache für das Krankheitsgefühls bei<br />

Rhinovirusinfektionen ist nicht nur die<br />

Virusvermehrung, sondern auch die überschießende<br />

Reaktion des Immunsystems,<br />

die das Wohlbefinden beeinträchtigen.<br />

® .<br />

Vor nun 50 Jahren trat Nasivin ® Über ein halbes Jahrhundert wurde Oxymetazolin<br />

untersucht, es gehört somit zu<br />

den bestuntersuchten und dokumentierten<br />

Wirkstoffen. Diesen Studien verdankt<br />

man auch die Entdeckung der Dreifach-<br />

Wirkung von Nasivin<br />

seinen<br />

Siegeszug um die Welt an, sein Wirkstoff<br />

Oxymetazolin als zuverlässiges Schnupfenmittel<br />

flog sogar bei der ersten Mondlandung<br />

mit. Als Spray oder Tropflösung<br />

angewendet, sorgt es innerhalb von Sekunden<br />

für freie Atmung – dieser Effekt<br />

hält bis zu zwölf Stunden an.<br />

„Lange Zeit war die Verengung der kleinen<br />

Gefäße in der Nasenschleimhaut<br />

eine hinreichende Erklärung für seine<br />

Wirkung. In den letzten Jahren aber<br />

wurden durch verschiedene Studien wesentlich<br />

genauere Erkenntnisse gewonnen“,<br />

so Erich Nobis, Geschäftsführer<br />

Merck Selbstmedikation.<br />

® : abschwellend, entzündungshemmend<br />

und antiviral.<br />

3­fach Wirkung von nasivin ®<br />

nasivin ® wirkt gegen Viren<br />

Rhinoviren gelten als die Hauptverursacher<br />

des Schnupfens. In der Vergangenheit<br />

galt die Behandlung mit Oxymetazolin<br />

(Nasivin ® Presseinformation 07. Oktober 2011<br />

Nasivin® feiert 50. Geburtstag<br />

Das Jahr 1961 – Juri Gagarin erobert als erster Mensch den Weltraum, John F.<br />

Kennedy wird der jüngste Präsident der USA, J. Heinrich Matthaei und Marshall<br />

Warren Nirenberg entschlüsseln den genetischen Code – bei der Merck AG in<br />

Deutschland wird Oxymetazolin gefunden, der Wirkstoff von Nasivin®.<br />

Vor nun 50 Jahren trat Nasivin® seinen Siegeszug um die Welt an, sein Wirkstoff<br />

Oxymetazolin als zuverlässiges Schnupfenmittel flog sogar bei der ersten Mondlandung mit.<br />

Als Spray oder Tropflösung angewendet, sorgt es innerhalb von Sekunden für freie Atmung –<br />

dieser Effekt hält bis zu zwölf Stunden an.<br />

„Lange Zeit war die<br />

)<br />

Verengung<br />

als rein symptomatisch.<br />

der kleinen Gefäße in der Nasenschleimhaut eine<br />

hinreichende Erklärung für seine Wirkung. In den letzten Jahren aber wurden durch<br />

Umso interessanter sind deshalb Studie-<br />

verschiedene Studien wesentlich genauere Erkenntnisse Rückfragenhinweis:<br />

gewonnen“, so Erich Nobis,<br />

Geschäftsführer<br />

nergebnisse<br />

Merck<br />

der letzten<br />

Selbstmedikation.<br />

Jahre, die zeigen,<br />

november_pr<br />

dass Oxymetazolin neben seiner gefäß-<br />

Über ein Taubstummengasse 5/10<br />

verengenden halbes Jahrhundert und damit wurde abschwellenden Oxymetazolin untersucht, es gehört somit zu den<br />

bestuntersuchten 1040 Wien<br />

Wirkung<br />

und<br />

direkt<br />

dokumentierten<br />

die schnupfenauslösen-<br />

Wirkstoffen. Diesen Studien verdankt man auch die<br />

Entdeckung der Dreifach-Wirkung von Nasivin®: abschwellend, Ines Glatz-Deuretzbacher<br />

entzündungshemmend und<br />

den Viren bekämpft. In Reagenzglasantiviral.<br />

Patrycja Robakiewicz<br />

Modellen konnte gezeigt werden, dass<br />

Tel.: +43 1 - 5851104-13<br />

Oxymetazolin die Vermehrung der Viren<br />

mit einer Standardtherapiedosis um 67<br />

Tel.: +43 1 - 5851104-11<br />

3-fach Wirkung von Nasivin®<br />

% hemmen kann und damit direkt Viren<br />

id@november.at<br />

abtötet. Es beeinflusst darüber hinaus die pat@november.at<br />

Nasivin® wirkt gegen Viren<br />

Rhinoviren gelten als die Hauptverursacher des Schnupfens.<br />

seite 28 DER MEDIZINER 10/2011<br />

„Das sind wohl jene Viren, denen wir Menschen im Laufe unseres Lebens am<br />

häufigsten begegnen“, erläutert Dr. Wolfgang Luxenberger, Vorstand der öst.


Vorsorgepreis 2012<br />

(27. September 2011) „Wir haben es<br />

uns in Niederösterreich zum Ziel gesetzt,<br />

die Vorsorgeangebote auszubauen und<br />

die Selbstverantwortung für die eigene<br />

Gesundheit zu stärken. Daher wollen wir<br />

all jene Projekte vor den Vorhang holen,<br />

die bundesweit dazu beitragen, dass<br />

aktive Gesundheitsvorsorge noch mehr<br />

im Bewusstsein der Menschen verankert<br />

wird. Damit setzen wir nicht nur ein<br />

wichtiges Zeichen, sondern fördern den<br />

Gedanken- und Ideenaustausch zwischen<br />

den Ländern und Regionen“, so Landeshauptmann<br />

Dr. Erwin Pröll und Landeshauptmann-Stellvertreter<br />

Mag. Wolfgang<br />

Sobotka.<br />

Es ist eine Erfolgsgeschichte: Von Landeshauptmann-Stellvertreter<br />

Mag. Wolfgang<br />

Sobotka ins Leben gerufen, wird der<br />

„Vorsorgepreis 2012“ kommendes Jahr,<br />

zum insgesamt vierten Mal, erneut Initiativen<br />

mit Vorbildwirkung auszeichnen.<br />

Aus diesem Grund unterstützt auch<br />

heuer wieder Dr. Vera Russwurm den<br />

„Vorsorgepreis 2012“: „Gesundheitsvorsorge<br />

ist ein Thema, das uns alle persönlich<br />

betrifft. Es ist gut zu wissen, dass in<br />

Österreich diesbezüglich viel geleistet<br />

wird, und wichtig dies auch aufzuzeigen!<br />

Dieses oftmals ehrenamtliche Engagement<br />

für die Gesundheit der Mitmenschen<br />

wird beim „Vorsorgepreis 2012“ erneut<br />

in den Blickpunkt der Öffentlichkeit<br />

geholt. Ich rufe alle dazu auf, ihr Projekt<br />

einzureichen und so den Gedanken der<br />

Gesundheitsvorsorge in ganz Österreich<br />

an den einzelnen Personen weiterzutragen“,<br />

betont Vera Russwurm die Wichtigkeit<br />

des Vorsorgepreises.<br />

10/2011 DER MEDIZINER<br />

Die Einreichung<br />

Egal ob Schule, Gemeinde, Verein oder<br />

Betrieb, ob als Einzelperson oder mit<br />

einem Team. Jeder und jede ist herzlich<br />

eingeladen, Projekte im Bereich Gesundheitsförderung<br />

und Prävention einzureichen!<br />

Die Bandbreite bei den eingereichten<br />

Projekten kann dabei von kreativen<br />

Einzelaktionen bis hin zu dauerhaften<br />

Projekten und Kampagnen reichen. Die<br />

Einreichung erfolgt durch elektronische<br />

Übermittlung des ausgefüllten Einreichformulars<br />

auf www.vorsorgepreis.at bis<br />

spätestens am 30. November 2011.<br />

Die Kriterien<br />

Bewertet wird die Idee hinter dem Projekt<br />

ebenso wie dessen Umsetzung. Bevorzugt<br />

werden Projekte, die eine aktive<br />

Beteiligung der jeweiligen Zielgruppe erfordern<br />

und eine nachhaltige Verhaltensänderung<br />

der Teilnehmer, welche durch<br />

eine Evaluierung belegt ist, bewirken.<br />

Kreativität und Ideenreichtum werden<br />

genauso in die Bewertung einbezogen,<br />

wie die inhaltliche Ausgestaltung und<br />

langfristige Wirkung des Projekts.<br />

Die Auszeichnung<br />

Der Vorsorgepreis wird in vier Kategorien<br />

verliehen:<br />

• Bildungseinrichtungen,<br />

• Gemeinden und Städte,<br />

• Betriebe und<br />

• private Initiativen.<br />

In jeder Kategorie werden 2 Gewinner<br />

(österreich- und niederösterreichweit)<br />

von einer hochkarätigen Jury<br />

ausgewählt. Pro Kategorie<br />

ist der erste Platz mit €<br />

3.000,– dotiert.<br />

Innovative Projekte zum<br />

Thema „Bewegung im Alltag“,<br />

welche der Jury besonders<br />

prämierungswürdig<br />

erscheinen, haben die Möglichkeit<br />

auf den erstmals<br />

vergebenen „Sonderpreis<br />

der Jury“, welcher ebenfalls<br />

mit € 3.000,- dotiert ist. Außerdem<br />

erhält jeder Sieger<br />

die aus Bronze gegossene<br />

Trophäe, welche die Göttin der Gesundheit<br />

„Hygieia“ darstellt (Künstler: Uwe<br />

Hauenfels).<br />

Die Jury<br />

Fo r u m me d I c u m<br />

Fortbildung<br />

Eine hochkarätige Expertenjury aus<br />

den Gebieten der Medizin, Bewegung,<br />

Ernährung und Psychotherapie bewertet<br />

die eingereichten Projekte:<br />

• Prof. Dr. Gerald Gartlehner<br />

• Dr. Johann Jäger<br />

• Mag. Christa Peinhaupt<br />

• Univ. Prof. Dr. Rotraud A. Perner<br />

• Dr. Johannes Püspök<br />

• Prim. DDr. Dipl.<br />

Psych. Andreas Remmel<br />

• Mag. Hanni Rützler<br />

• Dr.Werner Schwarz<br />

• Dr.Andrea Zauner-Dungl<br />

Rückfragenhinweis:<br />

Mag.(FH) Eberhard Blumenthal,<br />

Pressesprecher<br />

3109 St. Pölten Landhausplatz 1 Haus<br />

1 Telefon +43 2742 9005 DW 12221<br />

Mobil +43 676 812 12221<br />

eberhard.blumenthal@noel.gv.at<br />

seite 29


seite 30 DER MEDIZINER 10/2011


10/2011 DER MEDIZINER<br />

A n f o r d e r u n g s f A x<br />

A b o n n e m e n t<br />

Ich bestelle den MEDIZINER zum<br />

1-Jahres-Abonnement-Preis von<br />

€ 39,– inkl. Porto.<br />

• Ich bestelle den MEDIZINER zum<br />

2-Jahres-Abonnement-Preis von<br />

€ 76,– inkl. Porto.<br />

Falls ich mein Abonnement nicht verlängern<br />

will, werde ich dies bis spätestens<br />

sechs Wochen vor Auslaufen des<br />

Abos per Einschreiben oder E-Mail<br />

mitteilen. Erhalten Sie keine Nachricht<br />

von mir, ver längert sich mein Abonnement<br />

au to matisch um ein Jahr.<br />

Um die DINERS CLUB GOLD CARD<br />

zu erhalten, ist es erforderlich, dem ME-<br />

DIZINER-Club (s.u.) beizutreten (Beitritt<br />

und Mitgliedschaft sind kostenlos).<br />

__________________________________<br />

Titel, Name, Vorname<br />

______________________________________<br />

Straße<br />

______________________________________<br />

PLZ/Ort<br />

______________________________________<br />

Datum<br />

______________________________________<br />

Unterschrift und Stempel (falls vorhanden)<br />

C l u b ­<br />

A n m e l d u n g<br />

Ja, ich möchte dem MEDIZINER-<br />

Club beitreten. Es entstehen für<br />

mich dabei keine Kosten.<br />

Als Abonnent des MEDIZINERs erhalte<br />

ich nach Einsendung dieser Karte<br />

ein spezielles Antrags formular auf<br />

Aus stel lung einer DINERS CLUB<br />

GOLD CARD von AIRPLUS, Rainerstraße<br />

1, A-1040 Wien.<br />

Ich möchte für die Dauer meines<br />

Abonnements kostenlos die Diners<br />

Club Gold Card beziehen.<br />

Mir ist klar, dass mein Antrag den üblichen<br />

Kriterien für Privatkarten entsprechen<br />

muss und gegebenenfalls auch<br />

abgelehnt werden kann.<br />

Datum: ________________________________<br />

______________________________________<br />

Unterschrift<br />

Anzeige + Literatur Informationsgespräch<br />

Amlodipin<br />

Lercanidipin<br />

nicolan<br />

oxygerolan<br />

tamiflu<br />

Vivanza<br />

Zeldox<br />

Zonegran<br />

Wichtig!<br />

10/2011<br />

Durch Ankreuzen des gewünschten Produktes können Sie<br />

bequem Literatur bzw. ein Informationsgespräch bestellen.<br />

Das ausgefüllte und unterschriebene Blatt schicken oder<br />

faxen Sie einfach an die untenstehende Adresse.<br />

Wir leiten Ihre Anfrage sofort weiter.<br />

Bei Literaturanforderung bitte<br />

unbedingt hier (Absender) signieren!<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Titel, Name, Vorname<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Straße, PLZ/Ort<br />

_________________________________________________________________________________<br />

Datum<br />

Fax: 04263/200 74<br />

verlagdermediziner gmbh Reiftanzplatz 20 A­9375 Hüttenberg<br />

seite 31


Fachkurzinformation und Referenzen siehe Seite 3<br />

seite 32 DER MEDIZINER 10/2011

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