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INSA Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850 ... - DigiBern

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Bern 388<br />

Abb. 59 Wettbewerbsprojekt von Alfred Friedrich Bluntschli<br />

(Zürich) für ein Eidgenössisches Parlaments- und Verwaltungsgebäude<br />

in Bern, 1885. Ansicht von <strong>der</strong> Kleinen Schanze.<br />

Aquarell von Julius Stadler (Zürich). ETH Zürich, Institut gta,<br />

Archiv für Mo<strong>der</strong>ne <strong>Architektur</strong>. Nachlass A. F. Bluntschli.<br />

zeichnete sich eine Achsenbeziehung ab, die die<br />

Altstadt buchstäblich auf <strong>der</strong> Seite liegen Hess<br />

(Abb. 56).<br />

1856-1858 baute Friedrich Stu<strong>der</strong> westlich anschliessend<br />

an das von ihm errichtete Bundesrathaus<br />

den mächtigen Kubus des Hotels Bernerhof<br />

(Bundesgasse Nr. 3). Daraufhin nahm sich eine<br />

«Erste Berner Baugesellschaft» unter <strong>der</strong> Direktion<br />

Gottlieb Heblers vor, den beiden Neubauten<br />

gegenüber «wohlanschauliche Häuserreihen»<br />

zu erstellen. Die Kantonsregierung benützte<br />

die Gelegenheit, um die Stadtbehörden in einen<br />

Kompetenzenstreit über die Baulinienziehung<br />

zu verwickeln. Schützenhilfe holte sie sich<br />

mit <strong>der</strong> Berufung des Zofinger Stadtbaumeisters<br />

Friedrich Salvisberg zum Kantonsbaumeister.<br />

Abb. 60 Wettbewerbsprojekt von Hans Wilhelm Auer (damals<br />

in Wien) für die Erweiterung des Bundeshauses. Ansicht<br />

des Parlamentsgebäudes von Süden. Zeichnung von M. Vollenwei<strong>der</strong><br />

& Sohn (Bern). Lichtdruck J. Baeckmann (Karlsruhe)<br />

in: <strong>Schweizer</strong>ische Bauzeitung 5 (1885), bei S. 162.<br />

Zusammen mit Friedrich Stu<strong>der</strong> und Johann<br />

Carl Dähler, dem einzigen Berner Preisträger im<br />

Wettbewerb für ein Bundesrathaus, veröffentlichte<br />

er Ende 1859 einen Quartierplan, in dem<br />

Bundesrathaus und Burgerspital als Grundelemente<br />

in einem rechtwinkligen Strassennetz<br />

dienten 91 (Abb. 57). Um die Erhaltung <strong>der</strong> Kleinen<br />

Schanze einzuhandeln, opferte <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at<br />

das «schiefwinklige» Alignementsprinzip,<br />

mit dem er die Krümmung <strong>der</strong> einstigen Westmauer<br />

als «natürliche» Grundlage <strong>der</strong> Strassenführung<br />

hatte beibehalten wollen 92 .<br />

Stu<strong>der</strong> und sein Schwager und Compagnon Horace<br />

Edouard Davinet dachten sich 1859 eine<br />

Kirchenfeldüberbauung für das 20. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

aus, die mit ihrer wun<strong>der</strong>baren Rasterordnung<br />

die Altstadt in den Schatten stellen sollte (siehe<br />

Kap. 2.8.14)». Salvisberg schlug 1861 vor, die<br />

Bundesgasse bis ins Herz <strong>der</strong> Altstadt, zum Münsterplatz,<br />

weiterzuführen. Im gleichen Jahr nahm<br />

die «Baugesellschaft» ihre Tätigkeit auf. Als<br />

Kopfbau <strong>der</strong> neuen Häuserzeile wurde 1866-<br />

1869 nach Plänen des Zürcher Staatsbauinspektors<br />

Johann Caspar Wolff <strong>der</strong> Neurenaissance-<br />

Palazzo <strong>der</strong> Museumsgesellschaft erbaut. Dank<br />

einem Legat des Architekten Theodor Zeerle<strong>der</strong><br />

konnten 1871 auf <strong>der</strong> Attika acht von Robert<br />

Dorer aus Baden geschaffene Statuen berühmter<br />

Berner aufgestellt werden (Bundesplatz Nr. 8).<br />

Die Skulpturen sollten den Verlust eines historischen<br />

Denkmals ausgleichen - des Christoffelturms.<br />

Für die Anhänger des «rechten Winkels»<br />

war er zum Wahrzeichen eines verstockten Zopfturms<br />

geworden. Mit Umbauprojekten versuchten<br />

seine Verteidiger zu zeigen, dass <strong>der</strong> Turm<br />

den Zeitbedürfnissen angepasst werden könne.<br />

Zeerle<strong>der</strong> schlug 1860 eine Restaurierung in <strong>der</strong><br />

Art des Turmes von Schloss Oberhofen vor. Als<br />

Mitarbeiter von James Colin war er an dessen<br />

Restaurierung beteiligt gewesen 94 . Gerne hätte er<br />

im Christoffelturm die Burgun<strong>der</strong>teppiche aufbewahrt<br />

gesehen, die <strong>der</strong> Radikale Jakob<br />

Stämpfli einst für den Kanton beansprucht hatte,<br />

um mit ihrem Verkauf die Staatskasse zu füllen<br />

1864 trat die Gemeindeversammlung auf das Angebot<br />

des Bauunternehmers Dähler ein, das umstrittene<br />

Bauwerk zu günstigen Bedingungen zu<br />

beseitigen (Abb. 3). Zu den Mitarbeitern Dählers<br />

zählten auch Stu<strong>der</strong> und Salvisberg; als <strong>der</strong> eigentliche<br />

Sieger galt aber <strong>der</strong> führende Politiker<br />

<strong>der</strong> radikalen Partei, Jakob Stämpfli. Ein Jahr<br />

zuvor hatte er das Bundesratsamt mit <strong>der</strong> Stelle<br />

eines Direktors <strong>der</strong> Eidgenössischen Bank vertauscht.<br />

Der Turm stand dem Bauplatz des<br />

Bankgebäudes unmittelbar gegenüber, das 1865—<br />

1867 nach Plänen des Exilpolen und früheren

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