Juni 2012 - Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde
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Aus dem <strong>Gemeinde</strong>leben<br />
6<br />
Das Testament<br />
– ein Denkanstoß<br />
Ich zucke zusammen. Eine Frau<br />
spricht mich an. Wir mögen uns, es<br />
ist herzlich zwischen uns. Richtig gut<br />
kennen wir uns allerdings nicht. Sie<br />
ist mir immer sehr zugewandt, interessiert<br />
an mir als Mensch.<br />
Diesmal fragt sie: „Was machen Sie<br />
jetzt eigentlich – beruflich? Immer<br />
noch Spenden?“ „Ja, Spenden, Stiftungen<br />
und in letzter Zeit auch Erbschaften.“<br />
Sofort sagt sie: „Ich habe mein<br />
Testament schon gemacht. Die <strong>Gemeinde</strong><br />
kriegt natürlich auch etwas.“<br />
Da zucke ich zusammen. Denkt sie,<br />
ich wollte sie zu einem Testament nötigen?<br />
Die Frau ist aber schon weiter.<br />
Sie sie spricht offen und unverklemmt<br />
über ihren letzten Willen.<br />
Rückblickend ist es mir mit allen so<br />
gegangen, die mich auf Testamente<br />
angesprochen haben, ob für die <strong>Gemeinde</strong><br />
oder zugunsten von etwas<br />
anderem. Offen und unverklemmt.<br />
„Klar, man muss es doch machen,<br />
wenn es ordentlich sein soll.“ - „Ich<br />
bin froh, dass es jetzt geregelt ist.“<br />
Tatsächlich heißt, ein Testament zu<br />
schreiben, für viele, noch einmal zu<br />
schauen, was mir in meinem Leben<br />
wichtig ist und war. Manche ziehen<br />
Bilanz: Was hat mir Freude bereitet?<br />
Wo habe ich mich engagiert? Für wen<br />
trage ich Verantwortung? Solche Fragen<br />
für sich geklärt zu haben tut<br />
vielen gut.<br />
Warum schreibe ich das in die <strong>Gemeinde</strong>zeitung?<br />
Weil ich weiß, dass<br />
es viele Menschen gibt, die eigentlich<br />
schon immer ihr Testament machen<br />
wollten, aber irgendwie dann doch<br />
nicht dazu gekommen sind und einen<br />
Anstoß brauchen.<br />
Ich weiß auch, dass manche Menschen<br />
wirklich jemanden suchen,<br />
dem sie etwas vererben können. Die<br />
nahe liegende Pointe: „Gib es doch<br />
mir!“ ist dann fehl am Platze. Weil es<br />
eine ernste Frage ist, wem ich anvertraue,<br />
was mir wichtig war, wenn<br />
ich selbst einmal nicht mehr darüber<br />
wachen kann.<br />
Aber – das sage ich genauso offen –<br />
ich freue mich, wenn eine Erbschaft<br />
einem guten Zweck zugute kommt,<br />
der Kirchengemeinde oder einem<br />
Verein. Denn auch das geht. Die <strong>Gemeinde</strong><br />
erbt sogar steuerfrei. Und bezahlt<br />
damit weiterhin gute <strong>Gemeinde</strong>arbeit.<br />
Zuletzt schreibe ich das in die <strong>Gemeinde</strong>zeitung,<br />
weil es eine unaufdringliche<br />
Form ist, einmal zum Nachdenken<br />
über das anzuregen, was von<br />
mir bleibt, und wo es hin soll. Wer will<br />
– und nur der – mag dann darüber<br />
nachdenken.<br />
Für diejenigen, für die dieser Text<br />
ein Denkanstoß ist, gibt es jetzt eine<br />
Handreichung unserer <strong>Gemeinde</strong>, wie<br />
man ein Testament erstellt, welche<br />
Fragen mich dabei leiten können und<br />
wie der rechtliche Rahmen aussieht.<br />
Ganz egal, ob Sie Ihren Verwandten<br />
etwas Gutes tun wollen, Ihren Freunden<br />
oder einer gemeinnützigen Organisation.<br />
Im Herbst wird es auch<br />
in unserer <strong>Gemeinde</strong> eine Veranstaltung<br />
zum Thema geben.<br />
Wenn Sie Fragen haben, sprechen<br />
Sie mich auch gern direkt an. Ich verspreche<br />
Ihnen: Ich zucke nicht mehr<br />
zusammen.<br />
Benjamin von Legat,<br />
Telefon: 5837-191