Datei herunterladen (6,59 MB) - .PDF - Stadtgemeinde Stockerau
Datei herunterladen (6,59 MB) - .PDF - Stadtgemeinde Stockerau
Datei herunterladen (6,59 MB) - .PDF - Stadtgemeinde Stockerau
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
KOMMUNALES<br />
UNSERE STADT <strong>Stadtgemeinde</strong> <strong>Stockerau</strong><br />
© kathbild.at/Rupprecht<br />
Der Kaiser in Rom hat es befohlen<br />
und ein junges Ehepaar<br />
muss sich der Entscheidung<br />
der fremden Besatzungsmacht<br />
beugen. Obwohl<br />
die Frau hochschwanger ist,<br />
müssen sich beiden auf einen<br />
mehrtägigen Fußmarsch machen,<br />
um sich in einer Kleinstadt<br />
nicht weit vom religiösen<br />
Zentrum Jerusalem entfernt<br />
in die Listen der Volkszählung<br />
eintragen zu lassen.<br />
Damit ist es noch nicht genug.<br />
Am Ziel angelangt sind<br />
alle Herbergen überfüllt, als<br />
Unterkunft bleibt nur eine<br />
Felshöhle außerhalb der<br />
Stadt, die vorwiegend als Unterkunft<br />
für die Schafe dient.<br />
Zum Nächtigen gibt es feinere<br />
Plätze. Ausgerechnet an<br />
diesem Ort setzen die Wehen<br />
ein und das junge Paar meistert<br />
die Herausforderungen<br />
einer Geburt unter diesen<br />
Verhältnissen. Soweit das<br />
Weihnachtsevangelium nach<br />
Lukas in frei nacherzählter<br />
Form.<br />
Über das was zu Weihnachten<br />
geschieht, liefert uns die<br />
Bibel keinen streng historischen<br />
Bericht. Die Evangelien<br />
erzählen vielmehr eine<br />
Geschichte über geschichtliche<br />
Ereignisse. Was dort erzählt<br />
wird, ist weit entfernt<br />
von der stillsten Zeit des Jahres.<br />
Die biblischen Geschichten<br />
rund um die Geburt Jesu<br />
erzählen von ungewollten<br />
Wie Weihnachten<br />
begonnen hat<br />
Überraschungen, von Flucht<br />
und Kindesmord. Die dunklen<br />
und mühsamen Seiten<br />
des Lebens kommen in ihnen<br />
deutlich zu Sprache. Doch<br />
das Lukasevangelium erzählt<br />
weiter und redet in der Sprache<br />
der Bilder von den Engeln,<br />
die auf der Erde ihren<br />
himmlischen Gesang anstimmen,<br />
von den Hirten, die<br />
als gesellschaftliche Außenseiter<br />
ihren Weg zum kleinen<br />
Kind in der Krippe finden. In<br />
der Nähe dieses Kindes erfahren<br />
Menschen, dass Gott<br />
sie nicht vergessen hat. Ganz<br />
unerwartet finden sie das<br />
große Glück ihres Lebens und<br />
sie kehren innerlich berührt,<br />
verwandelt in ihren Alltag<br />
zurück.<br />
Mir hilft dieser etwas ungewöhnliche<br />
Zugang zu Advent<br />
und Weihnachten. Für mich<br />
und für viele Menschen, die<br />
ich treffe, ist diese Zeit zumeist<br />
eine dichte und ausge-<br />
füllte Zeit. Die Sehnsucht<br />
nach Stille mag größer sein<br />
als sonst, gleichzeitig sind eine<br />
Fülle an Terminen und<br />
Verpflichtungen wahrzunehmen.<br />
Der Blick auf das erste<br />
biblische Weihnachtfest tröstet<br />
mich. Natürlich ist es gut<br />
und wichtig, dass ich mir alleine<br />
und gemeinsam mit anderen<br />
stille, besinnliche Stunden<br />
suche. Aber wenn es<br />
dann wieder anders zugeht,<br />
dann darf ich wissen: ja, in<br />
diese Welt ist Gott hereingekommen,<br />
weil er uns nicht alleine<br />
lassen will. Gott ist sich<br />
nicht zu gut für eine Notunterkunft<br />
vor den Toren der<br />
Kleinstadt Betlehem. Gott ist<br />
sich auch nicht zu gut, uns<br />
auch in unserem Leben mit<br />
aller Unruhe, allen Fragen, allen<br />
dunklen Stellen zu begegnen.<br />
Ich wünsche Ihnen für die<br />
kommenden Wochen Zeit<br />
der Stille und der Besinnung<br />
– und für die bewegten Zeiten<br />
möge Sie der Blick auf jenes<br />
erste Weihnachtsfest ermutigen.<br />
Einen gesegneten Advent<br />
und ein frohes Fest der Geburt<br />
Jesu, in dem der große<br />
Gott ein menschliches Gesicht<br />
bekommt.<br />
Ihr<br />
Pfarrer Markus Beranek<br />
Dezember 2010 5