REPORTAGE<strong>ForFarmers</strong>-Berater Dieter Meinen und Hannes Meyer (rechts)kontrollieren alle sechs Wochen die Kondition der Tiere.Im neuen Boxenlaufstall stehen 70 Kühe.Die richtige Mischung macht‘s:Meyers setzen auf Teil-TMR10Die Kühe in jedem Laktationsstadium bedarfsgerecht zu ernähren,sie dabei in einer Kondition zu halten, in der sie weder verfettennoch abmagern und dabei gleichzeitig die Milchleistungoptimieren – das ist eine Wissenschaft für sich. Holger, Liesel undHannes Meyer aus Amedorf im Landkreis Verden haben für ihrenBetrieb die richtige Lösung gefunden.Als Meyers 2008 ihren Boxenlaufstallgebaut hatten, setzten sie voll auf TMR-Fütterung. Alle laktierenden Kühe soll-ten mit derselben Mischration gefüttertwerden, da mehrere Rationen für dieHerdengröße von 70 Tieren nicht praktika-bel gewesen wären. Die zuletzt gefütterteRation war auf 33 Liter Milch ausgelegt.Grenzen der TMR erreicht„Wir sahen aber bald, dass unsere Rechnungnicht aufging“, erzählt SeniorchefHolger Meyer. „Die hochleistenden Tierekonnten ihren Bedarf auch durch einehöhere Futteraufnahme nicht ausgleichenund wurden nicht ausreichend versorgt,während die Kühe mit geringerer Leistungzum Ende der Laktation überversorgtwurden.“ Es bildete sich eine Schere: DieHochleistungskühe fleischten ab und dieTiere mit mittlerer Milchleistung verfette-
BETRIEBSDATENten. Mögliche Folgen dieser Entwicklung:Überversorgte Tiere bekommen eher größereKälber, was zu Schwergeburten führt.Sie neigen zu Nachgeburtsverhalten undsind anfälliger für Milchfieber. Dies führtzu höheren Tierarztkosten, außerdem sindaufgrund der Luxusfütterung bei Kühenmit mittlerer Milchleistung die Kraftfutterkostenhöher.Meisterprojekt Teil-TMR mit BCS-Kontrolle zur LeistungssteigerungAlles in allem waren dies genügendGründe für Hannes Meyer, sich in seinemMeisterprojekt intensiv mit der Fütterungauseinanderzusetzen. Der 28-jährigeJunglandwirt entwarf einen Arbeitsplan fürdie Umstellung auf Teil-TMR. Unterstütztwurde er hierbei von <strong>ForFarmers</strong>-BeraterDieter Meinen. Als Ziele des Arbeitsprojektesdefinierte Hannes Meyer die Leistungssteigerungder gesamten Herde beieiner besseren Ausfütterung der einzelnenTiere. Es soll eine höhere Milchleistungaus dem Grundfutter erreicht werden,die individuelle Mehrleistung soll mit demseparat gefütterten Kraftfutter bedarfsgerechterermöglicht werden. Der „Luxuskonsum“an TMR für Kühe mit geringererMilchleistung oder Altmelker soll eingeschränktwerden, damit diese zum Endeder Laktation nicht verfetten. Nicht zuletztsollten die Investitions- und laufendenKosten der Kraftfutterstation und die Rentabilitätdes „neuen“ Fütterungssystemserfasst werden. Um den Fütterungszustandder Kühe zu überprüfen, begannenHannes Meyer und Dieter Meinen denErnährungszustand der Tiere mit BodyCondition Scoring (BCS) zu kontrollieren.Seit November 2009 bewerten die beidenalle vier bis sechs Wochen die Herde.Trockener Sommer mit Folgen„Der Verlauf der Kurve entspricht demerwarteten und gewünschten Verlauf“,berichtet Berater Meinen, „wobei die Kühein der Tendenz am Anfang der Laktationnach wie vor eher zu leicht und am Endeder Laktation überkonditioniert sind.“Meyers und Meinen führen dies unteranderem auf den trockenen Sommer 2010mit wechselnder Futtergrundlage zurück.Als der eigene Futteraufwuchs nichtausreichte, musste Rundballen-Grassilagezugekauft werden. Die Leistung der Herdeist entgegen der erhofften Leistungssteigerungdurch die Fütterungsumstellunggleich geblieben, was aber vermutlichebenso ein Überlagerungseffekt durch dieunterschiedliche Sommerfütterung undSommerhitze ist. Dies zeigte sich unteranderem am Milchleistungsabfall in derMilchleistungsprüfung: Während die Küheam 29. Juni mit 191 Laktationstagen 28,7Liter Milch gaben, rutschten sie im Augustmit 201 Laktationstagen auf 25,8 Liter.„Die Kühe legten sich in der Juli-Hitzetagsüber auf der Auslaufweide hinter demStall einfach nur in den Schatten und standennicht einmal zum Trinken auf, sonderntranken erst wieder abends beim Melken“,erinnert sich Hannes Meyer.Ziel: 30 Liter TagesgemelkDie jetzige Ration ist auf 28 Liter Milchaus der TMR ausgelegt, durchschnittlich1,5 kg und maximal 6,5 kg Kraftfutterwerden zusätzlich gefüttert. „Zukünftigstreben wir ein Tagesgemelk von 30 Liternan“, erklärt Hannes Meyer. Mit der BCS-Beurteilung sind Berater und Landwirt soweitzufrieden. Dem Betrieb ist es sowohlbei der TMR-Fütterung als auch beim Einsatzdes Transponders gelungen die Zahlder überkonditionierten Tiere unter siebenProzent zu halten. 36 Prozent waren indem Auswertungszeitraum aber unterkonditioniert.Die gezielte Kraftfuttergabekann sicher in Zukunft dazu beitragen,den Anteil der unterkonditionierten Tierezu verringern, ohne im oberen Bereich dieAnzahl zu erhöhen. Dies wird auch schondurch die in den letzten elf Monaten erhobenenDaten gestützt. Langfristig wirddies sicher auch eine Leistungssteigerungbewirken können. „Unter anderem dankder Hilfe von Dieter Meinen ist unsereMilchviehhaltung heute wirtschaftlichergeworden“, stellt Hannes Meyer fest, „wirbrauchen in der Summe weniger Kraftfutter,füttern dieses aber gezielter.“Unweit der Allermündung in der Wesermarschliegt das kleine Dorf Amedorf imLandkreis Verden (Aller). Familie Meyerbewirtschaftet dort einen spezialisiertenMilchviehbetrieb mit 72 Hektar landwirtschaftlicherNutzfläche. Die Fläche istnahezu zur Hälfte in Ackerland und Grünlandaufgeteilt. Die 37 Hektar Grünlandbestehen aus 21 Hektar Ackergras und 16Hektar Dauergrünland, teilweise Überschwemmungslandam Deich, die auchals Jungviehweide im Sommer dienen.Im Ackerbau wurde bisher auch Getreideangebaut, zukünftig wird nur noch Silomaisangebaut. Der größte Teil hiervon istfür die Milchviehfütterung eingeplant, rundzehn Hektar sind als „Puffer“ bzw. zumVerkauf an eine Biogasanlage vorgesehen.Holger und Liesel Meyer und ihr SohnHannes sind passionierte Kuhbauern.Ihre schwarzbunte Milchviehherde bestehtaus 70 Kühen mit Nachzucht. Dermomentane Stalldurchschnitt liegt beirund 8.800 Litern mit 4,3 % Fett und 3,65% Eiweiß in der Milchleistungsprüfung.Ein Ziel des Meisterprojektes von HannesMeyer ist unter anderem, dauerhaftüber die 9.000-Liter-Marke zu kommen.Gefüttert wird seit Januar eine 2010 eineTeil-TMR aus Maissilage, Grassilage unddem <strong>ForFarmers</strong>-Ausgleichsfutter PK 50,das u.a. aus Raps und Soja besteht. AlsKraftfutter wird das auf darmverfügbaresEiweiß optimierte <strong>ForFarmers</strong>-MilchleistungsfutterDairy Perfect im Transponderstandgefüttert.Mit den Ergebnissen des Meisterprojektesvon Hannes Meyer soll das Optimum desGrund- und Kraftfutterverhältnisses herausgefundenwerden. In der betrieblichenPlanung soll zukünftig die Grundrationeher heruntergefahren werden. Dann sollenmehr Kühe individuell an der Transponder-Stationausgefüttert werden.11