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Handout zur Präsentation - Swiss Embroidery

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Universität Zürich / Historisches Seminar Werkstattbericht / 30. September 2009Prof. Dr. Jakob Tanner / Liz.-KolloquiumCaspar Meili / Eric Häuslersche Erforschung des Erfolgs und der Krise der Schweizer Stickerei-Industrie möglich wird. FolgendesModell scheint für unsere Zwecke adäquat zu sein:Modell potenzieller FaktorenQuelle: eigene Grafik.Das Modell führt die Erfolgssituation bzw. deren Veränderung auf hierarchisch gegliederte Faktorenauf der Angebots- und der Nachfrageseite <strong>zur</strong>ück. Obwohl es auf den ersten Blick so aussehenmag, zwingt diese Klassifikation keineswegs zu einer das Handeln der Akteure ignorierendenPerspektive. Die Grundlagen des Angebots (Produktionsfaktoren, Produktivität) bzw.der Nachfrage (Präferenzen, Budget) definieren lediglich die Kosten- bzw. Nutzenstruktur, aufderen Basis Produzenten und Konsumenten vom wechselseitigen Verhalten abhängige Handlungsspielräumebesitzen. Wie diese Handlungsspielräume genutzt werden, ist für den Erfolgebenso relevant wie die Grundlagen der Produktion bzw. der Nachfrage. Im Rahmen einer methodischqualitativen Arbeit, in der das Handeln konkreter Akteure untersucht werden kann,müssen dabei keine der charakteristischen, oft problematischen Elemente neoklassischer Theoriebildungwie Produktionsfunktionen oder Indifferenzkurven verwendet werden. Das Modellsieht schliesslich vor, dass die in wirtschaftswissenschaftlichen Modellen üblicherweise per Annahmeirrelevante Koordination von Angebot und Nachfrage für den Erfolg einer Industrie wichtigist, da zumindest einzelne Fälle von Über- oder Unterproduktion sehr wahrscheinlich sind.Das Modell ermöglicht zwar die Identifikation und die Untersuchung potenzieller Faktoren, dochlassen sich damit im Prinzip noch keine kausalen Zusammenhänge nachweisen. Dazu bedarf eseiner – von uns noch nicht definierten – Strategie (vgl. Diskussion). Eine solche Strategie sollteein an das Thema angepasstes Kausalitätskonzept und mindestens eine konkrete Methode um-www.swiss-embroidery.ch 3


Universität Zürich / Historisches Seminar Werkstattbericht / 30. September 2009Prof. Dr. Jakob Tanner / Liz.-KolloquiumCaspar Meili / Eric Häuslerfassen. Ersteres gibt Auskunft über die Art und Weise, wie kausale Prozesse gedacht werden,Letzteres über die Art und Weise, wie kausale Prozesse gefunden werden können. Ein Beispieleines Kausalitätskonzepts ist das «Trichtermodell». Dieses gliedert erklärende Faktoren in dreiGruppen: in langfristige Bedingungen, die das zu erklärende Phänomen möglich machten, in mittelfristigeKatalysatoren, die das zu erklärende Phänomen wahrscheinlich machten, und in kurzfristigeAnlässe, die das zu erklärende Phänomen unter den gegebenen Umständen notwendigmachten. (Vgl. Lorenz 1997: 202f.) Die Wahl einer oder mehrerer geeigneter Methoden ermöglichtschliesslich, erklärende Faktoren zu finden und ihre relative Bedeutung zu ermitteln. Mindestensfolgende Methoden sind dabei denkbar: erstens die Erklärung mit Hilfe systematischerVergleiche mit anderen Schweizer Exportindustrien oder konkurrierenden Produktionsgebieten,zweitens die Erklärung durch die Verwendung wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsresultate,drittens die Erklärung auf der Grundlage zeitgenössischer Einschätzungen und viertensdie Erklärung durch detaillierte Beschreibung («narratives Erklärungsmodell»).Schliesslich ist das für unsere Arbeit wichtige Konzept der Transnationalität zu den Ansätzen zuzählen. Wir verstehen unter dem Begriff des Transnationalen prinzipiell alle nationalstaatlicheGrenzen überschreitenden Phänomene, also etwa den Transfer oder die Zirkulation von Menschen,Waren oder Wissen. Transnationale Perspektiven erfreuen sich seit einigen Jahren vorallem in der Kulturgeschichte wachsender Beliebtheit. In wirtschaftshistorischen Projekten wirddas Konzept jedoch seltener verwendet, obwohl mit Exportindustrien institutionalisierte Formentransnationaler Prozesse untersucht werden können. Gerade bei einer Arbeit <strong>zur</strong> SchweizerStickerei-Industrie bietet sich aufgrund deren hoher Verflechtung und der Nähe des schweizerischenund des österreichischen Produktionsgebiets ein transnationaler Ansatz besonders an.4. Quellen und LiteraturDie Quellenlage <strong>zur</strong> Geschichte der Schweizer Stickerei-Industrie ist ambivalent. Der dramatischeNiedergang in den 1920er-Jahren aber auch die grosse Verbreitung der Heimarbeit habensich negativ auf den Umfang überlieferter ungedruckter Quellen ausgewirkt. Das SchweizerischeWirtschaftsarchiv hat fast nur Firmenarchive aus der Region Basel übernommen, und in derOstschweiz fehlt eine vergleichbare Einrichtung. Bei sorgfältiger Suche können in den Orts- undStaatsarchiven der Ostschweizer Kantone und im Wirtschaftsarchiv Vorarlberg in Bregenz jedochviele kleinere Bestände zu Firmen, Verbänden und in der Stickerei-Industrie tätigen Familiengefunden werden. Sehr viel besser präsentiert sich das Bild bei den erhaltenen gedrucktenQuellen. Insbesondere die Kantonsbibliothek und die Textilbibliothek in St. Gallen besitzen vieleSchriften mit hohem Quellenwert, nicht nur <strong>zur</strong> Ostschweizer Wirtschaftsregion, sondern auchwww.swiss-embroidery.ch 4

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