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Die Geister, die er rief - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung

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DAS POLITISCHE BUCH 2010<br />

nicht v<strong>er</strong>standen. Ich bin d<strong>er</strong> <strong>Friedrich</strong>-Eb<strong>er</strong>t-<strong>Stiftung</strong> dankbar, dass sie imm<strong>er</strong><br />

v<strong>er</strong>sucht hat, solche Aussagen zu relativi<strong>er</strong>en.<br />

Denn Tatsache ist: Wenn <strong>die</strong> Staaten im letzten Jahr nicht gewaltige Summen<br />

investi<strong>er</strong>t hätten, hätten sich <strong>die</strong> sogenannten monetären W<strong>er</strong>te in Luft<br />

aufgelöst. In Wahrheit handelte es sich um eine Riesenblase, <strong>die</strong> ohne<br />

staatliches Handeln geplatzt wäre. Und trotzdem sind noch viel zu viele<br />

W<strong>er</strong>te v<strong>er</strong>nichtet worden. Es macht mir große Sorge, dass <strong>die</strong> Geldspritzen<br />

und Rettungspakete infl ationär zunehmen. Je wenig<strong>er</strong> <strong>die</strong> Bürg<strong>er</strong>innen und<br />

Bürg<strong>er</strong> den Eindruck haben, dass demokratische Regi<strong>er</strong>ungen sie vor den<br />

Konsequenzen <strong>die</strong>s<strong>er</strong> Spekulationen schützen können, umso wenig<strong>er</strong> w<strong>er</strong>den<br />

sie ihren Regi<strong>er</strong>ungen v<strong>er</strong>trauen. Insof<strong>er</strong>n förd<strong>er</strong>t <strong>die</strong> Finanzkrise eine<br />

schleichende V<strong>er</strong>trauenskrise gegenüb<strong>er</strong> uns<strong>er</strong><strong>er</strong> Demokratie. Ab<strong>er</strong> nur<br />

starke Demokratien sind in d<strong>er</strong> Lage, d<strong>er</strong> Macht des großen Geldes etwas<br />

entgegenzusetzen und Auswüchse zu begrenzen.<br />

Es geht auch and<strong>er</strong>s. Freiheit d<strong>er</strong> wirtschaftlichen Betätigung und eine so -<br />

ziale marktwirtschaftliche Demokratie passen zusammen. Wirtschaftliche<br />

Dynamik, eine lebendige Demokratie und soziale G<strong>er</strong>echtigkeit sind für eine<br />

nachhaltige Wirtschaft kein Wid<strong>er</strong>spruch. In d<strong>er</strong> Großen Koalition von<br />

1966 bis 1969 reagi<strong>er</strong>te d<strong>er</strong> sozialdemokratische Wirtschaftsminist<strong>er</strong> Karl<br />

Schill<strong>er</strong> darauf mit ein<strong>er</strong> wirtschaftspolitischen Strategie, <strong>die</strong> zur V<strong>er</strong>abschiedung<br />

des Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes führte. Schill<strong>er</strong>s Stra tegie<br />

orienti<strong>er</strong>te sich daran, was „Magisches Vi<strong>er</strong>eck“ getauft wurde: Preisniveaustabilität,<br />

hoh<strong>er</strong> Beschäftigungsstand, außenwirtschaftliches Gleichgewicht<br />

bei angemessenem und stetigem Wirtschaftswachstum. <strong>Die</strong>se<br />

vi<strong>er</strong> Orienti<strong>er</strong>ungspunkte <strong>die</strong>nen dem im Grundgesetz, Art. 109 Abs. 2 v<strong>er</strong>ank<strong>er</strong>ten<br />

Staatsziel des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts. Heute<br />

würden wir von einem Modell nachhaltigen Wirtschaftswachstums reden.<br />

Einem Modell, das unausgesprochen b<strong>er</strong>ücksichtigt, dass ein hohes Beschäftigungsniveau,<br />

<strong>die</strong> beste Voraussetzung für G<strong>er</strong>echtigkeit und stabile<br />

Gesellschaften ist.<br />

<strong>Die</strong>se Zeiten sind lange vorbei. Das Modell hat nur funktioni<strong>er</strong>t, weil es<br />

eine politische Gestaltungskraft im nationalen Rahmen gab. <strong>Die</strong>se Kraft hat

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