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Die Geister, die er rief - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung

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DAS POLITISCHE BUCH 2010<br />

wied<strong>er</strong> gezeigt hat. Wir müssen deshalb das falsche V<strong>er</strong>ständnis von Marktwirtschaft<br />

bekämpfen, das Demokratie praktisch nur als eine nachgeordnete<br />

Größe behandelt.<br />

Märkte brauchen eine feste Ordnung, weil sonst Konzentration und Monopolbildung<br />

funktioni<strong>er</strong>ende Konkurrenz behind<strong>er</strong>n. <strong>Die</strong>se Ordnung können<br />

nicht Börsenhändl<strong>er</strong> und Investmentbank<strong>er</strong> setzen. Daran muss <strong>die</strong> gesamte<br />

Gesellschaft demokratisch beteiligt sein. Wenn dagegen uns<strong>er</strong> Land imm<strong>er</strong><br />

größ<strong>er</strong>e Summen für <strong>die</strong> Konsequenzen von waghalsigen Anlagestrategien<br />

aufwenden muss, statt in Menschen zu investi<strong>er</strong>en, dann wird das Wirtschaftswachstum<br />

gebremst. Seit dem Jahr 2000 sind <strong>die</strong> Investitionen in<br />

d<strong>er</strong> Realwirtschaft gesunken, während imm<strong>er</strong> waghalsig<strong>er</strong>e Anlagestrategien<br />

unt<strong>er</strong>nommen wurden. Das Geld fl ießt in <strong>die</strong> falsche Richtung – nicht in<br />

uns<strong>er</strong>e Zukunft, sond<strong>er</strong>n ins Zocken. Dah<strong>er</strong> kämpfen wir für eine soziale<br />

Marktwirtschaft, <strong>die</strong> gesamtgesellschaftlich <strong>er</strong>wünschte und nachhaltige<br />

Ziele v<strong>er</strong>folgt.<br />

Ja, ich v<strong>er</strong>teidige hi<strong>er</strong> heute <strong>die</strong> Demokratie, obwohl Marx von ihr nicht viel<br />

gehalten hat. Vielleicht liegt es auch daran, dass <strong>er</strong> sie nicht kannte. Marx<br />

hat ab<strong>er</strong> eine Sache sehr klar gesehen, wie Rolf Hosfeld in seinem Buch schön<br />

h<strong>er</strong>ausgearbeitet hat: Was passi<strong>er</strong>t, wenn Kapital und Arbeit sich imm<strong>er</strong><br />

weit<strong>er</strong> voneinand<strong>er</strong> entf<strong>er</strong>nen bzw. wenn <strong>die</strong> Einkommen aus V<strong>er</strong>mögen<br />

und <strong>die</strong> Einkommen aus Arbeit weit auseinand<strong>er</strong>klaffen. Damit sind wir<br />

mittendrin in d<strong>er</strong> aktuellen Debatte. Dass Marx <strong>die</strong> „Diktatur des Proletariats“<br />

in einem Salon in Frankreich geklaut hat, fi nde ich schön. Das macht sein<br />

Denkmal ein bisschen klein<strong>er</strong>. Er war eben auch nur ein Mensch: hat ein<br />

bisschen geklaut, sich ein bisschen wichtig gemacht, ein bisschen aufgebauscht.<br />

Tatsache ist ab<strong>er</strong>, dass <strong>er</strong> sich als ein<strong>er</strong> von wenigen systematisch<br />

mit den Folgen und Wirkungen des kapitalistischen Systems auseinand<strong>er</strong>gesetzt<br />

hat. Ich behaupte, dass ist in d<strong>er</strong> jetzigen Situation dringend<strong>er</strong><br />

denn je. Eine ob<strong>er</strong>fl ächliche Betrachtung reicht nicht mehr aus. Es genügt<br />

nicht mehr, Pfl ast<strong>er</strong> auf <strong>die</strong> Wunden zu kleben, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Finanzmärkte reißen.<br />

Wir müssen <strong>die</strong> Krisenhaftigkeit des Kapitalismus <strong>er</strong>nst nehmen und dafür<br />

sorgen, dass sie uns nicht auffrisst.

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