Ausgabe 11/12 2009 - BDH

Reportage
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Reportage
••• „Nicht lachen können
ist schlimmer als
nicht reden können”
Infantile Cerebralparese ist der medizinische Fachbegriff, für das, was Kathrin Lemler behindert,
aber nicht einschränkt. Die 24-jährige Frau sitzt im Rollstuhl. Sie steuert mit ihren Augen
einen Sprachcomputer und ihr Leben. Klar! Die übrigen Muskeln ihres Körpers gehorchen ihr
nicht immer, manchmal gehen ihre Arme fliegen – alles Äußerlichkeiten. Denn Kathrin Lemler
ist klug, witzig, lebenslustig und neugierig, mutig, stark und uneingeschränkt schlagfertig.
Gerade hat sie einen Geschichten-
Wettbewerb der Aktion Mensch gewonnen.
Zwei Geschichten aus ihrem
Leben, die zeigen, wie unbeholfen
nicht behinderte Menschen
reagieren, wenn sie auf Menschen
wie Kathrin Lemler treffen. Eine
Frau, die auch im Gerichtssaal als
Zeugin ihre Stimme erhebt.
Sie verschafft sich Gehör, wenn der
Busfahrer, der sie chauffiert, zu unrecht
beschuldigt wird, einen Auf-
fahrunfall verursacht zu haben. Der
Anwalt des tatsächlichen Unfallfahrers
will sie als Zeugin mundtot machen,
doch der Richter glaubt ihr.
Mit leichtfüßiger Ironie hat sie auch
beschrieben, welchen Aufruhr es
verursacht hat, als sie wie jeder andere
einen Personalausweis beantragen
wollte. Da soll sogar die Polizei
gerufen werden, nur weil sie
via Computer spricht. Geschichten,
die entlarven, dass nicht Kathrin ge-
handicapt ist, sondern die Menschen,
die ihre Vorurteile nicht überwinden
können. Die Studentin der
Erziehungswissenschaften an der
Uni Köln lässt sich nicht einschränken,
weder von ihrem Körper noch
von Menschen, die sie unterschätzen.
„Ich nehme es ihnen nicht übel. Viele
Leute wissen einfach nicht, wie
sie mit einem Menschen mit Behinderung
umgehen sollen. Es muss
BDH-Kurier 11/12 2009