13.07.2015 Aufrufe

Transparent Ausgabe 1 (2001) - Transparent-online.de

Transparent Ausgabe 1 (2001) - Transparent-online.de

Transparent Ausgabe 1 (2001) - Transparent-online.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

transparent19schadstoffbelastung in innenräumen:geschäfte mit <strong>de</strong>r angst?Umweltgifte in Wohnungen geraten zunehmend ins Visier. Die Stiftung Warentest undan<strong>de</strong>re bieten passen<strong>de</strong> Analysen an. Aber: Häufig schüren sie mehr die Hysterie, alsdass sie <strong>de</strong>r Aufklärung dienen, kritisiert Lucian Haas, freier Journalist und ehemaligerSprecher <strong>de</strong>s Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).Kopfschmerzen, Schnupfen,Schlappheit, Halsweh, Allergien - vielfältigsind die gesundheitlichen Lei<strong>de</strong>n, für dieimmer mehr Menschen die Urheber inihrer alltäglichen Umwelt suchen. Doch essind nicht nur Viren, bakterielle Keime o<strong>de</strong>rBlütenpollen, die ihnen zu Hause o<strong>de</strong>r amArbeitsplatz zusetzen. Auch viele in Alltagsprodukteneingesetze Chemikalien wer<strong>de</strong>nin zunehmen<strong>de</strong>m Maß als Bösewichte angesehen.Beispiele hierfür sind Lösemittel, dieaus Parkettklebern ausgasen, Pyrethroi<strong>de</strong>,die Teppichbö<strong>de</strong>n vor Käferfraß schützen,Phthalate, die Vinyl-Tapeten flexibel machen,und Phosphorsäureester, die dafür sorgen,dass Gehäuse von Elektrogeräten schwererentflammbar sind.Nur selten können die Beschwer<strong>de</strong>nein<strong>de</strong>utig <strong>de</strong>n genannten o<strong>de</strong>r ähnlichenSubstanzen zugeordnet wer<strong>de</strong>n. Zugering sind in <strong>de</strong>r Regel die vorhan<strong>de</strong>nenKonzentrationen dieser Stoffe. Doch alleindie potenzielle Gefahr, die von ihnen ausgeht,bil<strong>de</strong>t eine fruchtbare Grundlage fürdie Angst <strong>de</strong>r Menschen um ihre Gesundheit.Medienberichte über entsprechen<strong>de</strong>Verdachtsmomente tragen oft ein Übrigesdazu bei. Denn nicht selten wird ein verdächtigerStoff sofort als ”Schadstoff”<strong>de</strong>klariert - unter Missachtung <strong>de</strong>r schon im15. Jahrhun<strong>de</strong>rt formulierten Erkenntnis <strong>de</strong>sArztes Paracelsus, dass erst eine entsprechen<strong>de</strong>Dosierung eine Substanz zum Giftwer<strong>de</strong>n lässt.Selbst renommierte Institutionen,die sich <strong>de</strong>r Verbraucheraufklärung verschriebenhaben, zeigen in dieser Hinsichtnicht immer Sorgfalt, wie das Beispiel ”StiftungWarentest” zeigt. In <strong>de</strong>ren test-Heft11/2000 macht sie unter <strong>de</strong>m Titel ”AußerKontrolle” Front gegen die ChemikalieDEHP, die als Weichmacher in Bö<strong>de</strong>n undTapeten aus PVC zu fin<strong>de</strong>n ist. DEHP stehtunter Verdacht, möglicherweise diegeschlechtliche Entwicklung von Kin<strong>de</strong>rn zustören. Ein<strong>de</strong>utige Beweise dafür fehlen,doch zur Vorsorge hat die EU diese Chemikaliein Beißringen für Babys verboten.Aber ist darum schon je<strong>de</strong>s Vorkommenvon DEHP gefährlich?Der test-Beitrag gibt auf diese Fragekeine Antwort. Doch subtil wird <strong>de</strong>mLeser <strong>de</strong>r Eindruck vermittelt, sich mitje<strong>de</strong>m PVC-Bo<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r je<strong>de</strong>r Vinyl-Tapeteein Gesundheitsrisiko ins Haus zu holen.„Die Gefahr lauert überall”, heißt es in <strong>de</strong>mBericht. Als Beispiel dient die HausfrauPetra H., <strong>de</strong>ren Tochter auffällig oft kranksei, was selbst <strong>de</strong>r Hausarzt nicht erklärenkönne. Allerdings führt die Analyse einerHausstaubprobe, welche die besorgte Mutteran test schickte, zum Ergebnis: ”DerStaub war <strong>de</strong>utlich mit Diethylhexylphtalat,kurz DEHP, belastet.”Einfach erklärt,aber schief gewickeltSpäter im Text erfährt <strong>de</strong>r Leser,dass in fast allen Zimmern <strong>de</strong>r Petra H.PVC-Bo<strong>de</strong>n verlegt ist, <strong>de</strong>r zu<strong>de</strong>m laut einerweiteren Analyse <strong>de</strong>s Materials mehr alssechs Prozent DEHP enthält: ”Umgerechnetauf die Wohnung sind das viele Kilogramm.”Einen mit <strong>de</strong>r Materie wenig vertrautenLeser führt diese Darstellungwahrscheinlich zu <strong>de</strong>r Annahme: „PVC =DEHP = krank”. Explizit steht das zwarnicht so im Blatt, aber zwischen <strong>de</strong>n Zeilengelesen erscheint ein Verzicht auf PVC ratsam.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!