13.07.2015 Aufrufe

mit dem Ehepaar Schwerte 8. u. 9. Oktober 1996 Unveröffentlicht

mit dem Ehepaar Schwerte 8. u. 9. Oktober 1996 Unveröffentlicht

mit dem Ehepaar Schwerte 8. u. 9. Oktober 1996 Unveröffentlicht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

19*Der Gesamteindruck von Herrn <strong>Schwerte</strong> ist der eines geistig präsenten Menschen, der dieironische aber auch die zynische Tonlage beherrscht. Auf seinem Schreibtisch lagen Zeitschriftenwie das "Moral"-Doppelheft des "Merkur", de Bruyns "Vierzig Jahre" und die"Zeit" <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> großen Bericht über das Doppelleben von Stefan Hermlin. Auf die Frage,was er über den 'Fall' Hermlin denke, antwortete Herr <strong>Schwerte</strong>, Hermlin habe vielen Menschenin der DDR geholfen ...Abfällig und <strong>mit</strong> einer schwer erträglichen Arroganz pflegt <strong>Schwerte</strong> sich über den größerenTeil der Weggefährten in seinen 'beiden Leben' zu äußern.Über diejenigen aber, die er als seine Freunde bezeichnet, in der NS-Zeit zuvörderstRößner, Schwalm und Spengler, schweigt er: "Das war ein Freund, darüber möchte ichnicht weiter erzählen (...)"<strong>Schwerte</strong> versucht nicht, andere Personen in seinen Fall hineinzuziehen, obgleich es ihmein leichtes wäre, von Personen zu behaupten, sie wären bereits seit langem über sein Doppellebeninformiert gewesen.Über die Historiker macht er sich lustig: "Ja, forscht nur in Euren Archiven über SA undSS (...)" Der Substanz seines Falles würde man dadurch doch nicht nahekommen - daß ersich nämlich geändert und sein erstes Leben durch sein zweites ausgelöscht habe.Frau <strong>Schwerte</strong> nahm in den Gesprächen vor allem die Rolle der aufmerksamen, nur mäßigkommentierenden Zuhörerin ein, die ihrem Mann zur Seite steht.In einer Gesprächspassage aber zeigten sich ihre eigenen Befürchtungen. Es ging um dieFrage eines "Sonderkommando"-Einsatzes. <strong>Schwerte</strong> schloß einen solchen Einsatz kategorischund energisch aus. Als ihm gesagt wurde, daß er Ende 1939 ja zu einem solchen Einsatznach Krakau kommandiert worden sei (an <strong>dem</strong> er dann aufgrund einer dringendenZahnbehandlung nicht teilgenommen hat), bekam Frau <strong>Schwerte</strong> einen regelrechtenSchreck ("Du warst doch damals in Dresden in Behandlung!").Nach <strong>dem</strong> Ende des zweiten Gesprächs geht Frau <strong>Schwerte</strong> <strong>mit</strong> hinaus; er bleibt in seinemZimmer.Draußen. Sie erzählt vom Beginn des 'zweiten Lebens'. Ihr Mann habe damals zu ihr gesagt,er sei zu schwer für die meisten, aber sie, seine Frau, werde ihn tragen können. Undso sei es auch gewesen. Wir könnten gerne wiederkommen.B.-A.R.45Ms. wurde von <strong>Schwerte</strong> inzwischen geschickt.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!