innovativ - bluebox - auf Bohmann
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Durch diese neue Entwicklung ist es<br />
nun möglich, in die Tiefe zu schauen,<br />
ohne die Probe dabei zu beschädigen.<br />
Durch Reflexionsbeleuchtung<br />
können sogar Bauelemente <strong>auf</strong> undurchsichtigen<br />
Substraten abgebildet<br />
werden.<br />
Zellbeobachtungen in ihrer<br />
natürlichen Umgebung<br />
Von großem Interesse ist die „Nahfeldmikroskop-Superlinse“-Kombination<br />
auch für die biologische und medizinische<br />
Forschung. Bisher bereitete<br />
der mechanische Kontakt zwischen<br />
den Nahfeldsonden und den weichen<br />
Biomaterialien erhebliche Schwierigkeiten.<br />
Es war nicht möglich, genügend<br />
scharfe nahfeldmikroskopische<br />
Bilder zu erhalten. Denn zum Studium<br />
von Proteinen oder Membranen an lebenden<br />
Zellen müssen diese in einem<br />
wässrigen Umfeld gehalten werden.<br />
Forscher Thomas Taubner: „Dadurch<br />
entstehende Probleme können durch<br />
den Einsatz der Superlinse umgangen<br />
werden, weil bei unserer neuen Technik<br />
biologische Objekte in ihrer natürlichen<br />
Umgebung räumlich von der<br />
Nahfeldsonde getrennt sind. Die Abbildung<br />
der Linsenoberfläche mit dem<br />
Nahfeldmikroskop stört weder die<br />
biologischen Objekte noch muss die<br />
Nahfeldsonde in Flüssigkeit getaucht<br />
werden.“<br />
Die Wissenschaftler aus Martinsried<br />
verwendeten im Rahmen ihrer Forschungstätigkeit<br />
eine von der Universität<br />
Texas entwickelte Superlinse, die<br />
aus einer nur 440 Nanometer dicken<br />
SiC-Schicht besteht, die <strong>auf</strong> beiden<br />
Seiten von einer 220 Nanometer dikken<br />
Silizium-Oxid-Schicht umgeben<br />
ist. In der Nahfeldmikroskopie wird<br />
die Probenoberfläche mit einer Sonde<br />
abgetastet, um die elektromagnetischen<br />
Nahfelder zu erfassen. Selbst<br />
das kleinste Objekt ist bei Beleuchtung<br />
von Nahfeldern umgeben, die<br />
nicht dem Beugungslimit unterliegen<br />
und alle optischen Details des Objektes<br />
enthalten. Aus ihnen können Bilder<br />
mit extremer Detailschärfe gewonnen<br />
werden. Bisher war es ein großer<br />
Nachteil der Nahfeldmikroskopie,<br />
dass nur Oberflächenuntersuchungen<br />
durchgeführt werden konnten. Das<br />
heißt, dass etwa die Verwendung bei<br />
der Qualitätskontrolle von „vergrabenen“<br />
Halbleiterstrukturen nur sehr bedingt<br />
möglich und der Blick ins Innere<br />
von Zellen gänzlich ausgeschlossen<br />
war.<br />
Reproduzierbare<br />
Experimentkette<br />
In ihrem Forschungsexperiment positionierten<br />
Hillenbrand und Taubner ihre<br />
Superlinse zwischen die Nahfeldmikroskopsonde<br />
und dem zu untersuchenden<br />
Objekt – in diesem Fall einen<br />
mit Löchern durchsetzten hauchdünnen<br />
Goldfilm – das durch die Linse<br />
hindurch mit Infrarotlicht beleuchtet<br />
wurde. Die SiC-Superlinse verstärkte<br />
die Infrarot-Nahfelder des Objektes.<br />
Mit der Nahfeldsonde konnten die<br />
Physiker das Nahfeld des Goldfilm-<br />
FORSCHUNG<br />
Rainer Hillenbrand dürfte es mittels seiner „Superlinsen-Nahfeldmikroskop-<br />
Kombination“ gelungen sein, selbst bei langwelligem Infrarotlicht Auflösungen<br />
im Nanometerbereich zu erreichen<br />
Testobjektes an der Siliziumoxid-Oberfläche<br />
abtasten, die dem Objekt gegenüber<br />
lag und aus dem Streulicht<br />
der Nahfeldsonde ein Infrarotbild gewinnen.<br />
Dieses zeigte ganz deutlich<br />
das Testobjekt – das Lochmuster des<br />
Goldfilmes. Damit wurde der Beweis<br />
erbracht, dass Objekte deren Größe<br />
nur ein Zwanzigstel der Wellenlänge<br />
des eingestrahlten Infrarotlichtes betrug,<br />
also 540 Nanometer, erkannt<br />
werden konnten, obwohl sie mehr als<br />
880 Nanometer von der Spitze des<br />
Nahfeldmikroskopes entfernt waren.<br />
Die internationale Meßlatte am Sektor<br />
Mikroskopie wurde durch dieses Aufsehen<br />
erregende Forschungsergebnis<br />
des Max Planck Institutes deutlich angehoben,<br />
noch bessere und dünnere<br />
Superlinsen sollen künftig entwickelt<br />
werden, um verstärkt in die Dimension<br />
der Makromoleküle vordringen zu<br />
können.<br />
TINA EGGL<br />
FOTOS: BEIGESTELLT<br />
23<br />
WWW.AUSTRIAINNOVATIV.AT • 6 / 2006