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Daylight & Architecture | Architektur-Magazin von VELUX, Ausgabe ...

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E<strong>VELUX</strong><br />

EDITORIAL<br />

ERNEUERN<br />

Städte sind wie lebende Organismen: Sie bleiben lebendig, indem sie sich ständig selbst erneuern.<br />

So, wie die Lebensdauer des menschlichen Körpers diejenige jeder einzelnen Körperzelle<br />

übertrifft, überlebt auch eine Stadt in aller Regel ihre einzelnen Häuser und Kirchen,<br />

Wehrmauern und Fabriken. Gebäude veralten mit der Zeit, werden unbrauchbar oder genügen<br />

gewachsenen Komfort- und Raumansprüchen nicht mehr. Oder sie sind schlicht nicht<br />

mehr repräsentativ genug für neue Nutzer und Nutzungen. Der Wunsch nach Neuem ist<br />

vor diesem Hintergrund nur zu verständlich.<br />

Dennoch gibt es gute Gründe, dem Ruf der Erneuerer nicht immer und ohne nachzudenken<br />

stattzugeben. Die Instandsetzung eines Altbaus verbraucht bis zu zwei Drittel<br />

weniger Material als ein gleichwertiger Neubau – und spart damit auch entsprechende<br />

Energiemengen für Materialgewinnung und -transport, wie Thomas Lemken in seinem<br />

Beitrag für <strong>Daylight</strong>&<strong>Architecture</strong> schreibt. Außerdem besitzen gerade viele Altbauten<br />

enorme bauliche Qualitäten – sei es nun ein „Extra“ an Raumhöhe und Weite oder handwerkliche<br />

Details und Zierformen, die an Neubauten nicht mehr zu finden sind. Oft genug<br />

liegen diese ästhetischen Qualitäten jedoch verborgen, und erst die Arbeit des Architekten<br />

holt sie zurück ans Tageslicht. Wie dies geschehen kann, beschreibt Hubertus Adam<br />

in seinem Beitrag „Mehr Raum, mehr Licht“ in diesem Heft.<br />

Doch die bestehende Bausubstanz in unseren Städten und Dörfern birgt auch eine<br />

unvergleichliche Herausforderung: Schlecht gedämmte Altbauten gehören zu den größten<br />

Energieverschwendern der Menschheit. Zwar werden nur ein Prozent der Gebäude<br />

in Mitteleuropa jährlich erneuert, doch – wie David Strong in seinem Beitrag darlegt –<br />

die Gesetzgeber haben vorwiegend Neubauten im Visier, wenn es an die Festlegung <strong>von</strong><br />

Energieeffizienz-Standards geht.<br />

In der aktuellen <strong>Ausgabe</strong> <strong>von</strong> <strong>Daylight</strong>&<strong>Architecture</strong> beschäftigen wir uns mit allen Facetten<br />

der Sanierung bestehender Gebäude: ihren räumlichen Qualitäten und ihrer oft verborgenen<br />

Schönheit, den ebenso verborgenen Energie- und Materialressourcen, die in ihnen<br />

schlummern. Und mit der Frage, wie viel Erneuerung ökonomisch notwendig und wie viel<br />

ökologisch vertretbar ist. Außerdem haben unsere Autoren nachgeforscht, wie sich wandelnde<br />

Ansprüche der Nutzer – etwa der Wunsch nach mehr Tageslicht – die Erneuerung<br />

<strong>von</strong> Gebäuden begünstigen. Auch unser Unternehmen ist aus diesem Wunsch nach Erneuerung<br />

entstanden: Als Villum Kann Rasmussen vor mehr als 60 Jahren das erste zu öffnende,<br />

wind- und regendichte <strong>VELUX</strong>-Dachwohnfenster erfand, wollte er damit nicht zuletzt die<br />

zahlreichen leer stehenden Dachböden <strong>von</strong> Europas Großstädten bewohnbar machen.<br />

Die Weltreise, auf die wir Sie in diesem Heft entführen, handelt jedoch nicht nur <strong>von</strong><br />

Dachböden: Von Liverpool über New York nach Rotterdam ist unser Fotograf Henrik Kam<br />

gereist, um Erneuerung und Verfall, Fortschritt und Stillstand zu dokumentieren. Großes<br />

haben alle drei Hafenstädte für die Zukunft vor: aus Industriebrachen, heruntergekommenen<br />

Arbeitervierteln oder anderen sozialen Problemzonen sollen wieder begehrte Wohnlagen<br />

werden. Oft genug führt dies zu einem kontrastreichen Nebeneinander <strong>von</strong> Alt und Neu,<br />

wenn sich etwa gläserne Wohntürme über verfallene Industrieruinen erheben oder teure<br />

Lofts neben verbarrikadierten, dem Abbruch geweihten Arbeiterhäusern stehen. Dieses<br />

Nebeneinander ist jedoch nur ein natürlicher Ausdruck der ganz natürlichen Erneuerung –<br />

Zelle für Zelle, Haus für Haus – unserer Städte. Und diese hat ihre Faszination in all den Jahrtausenden,<br />

in denen es Städte gibt, noch nicht verloren.<br />

Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre <strong>von</strong> <strong>Daylight</strong>&<strong>Architecture</strong> 10.<br />

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