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42 Moralische Kompetenz

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net. Das Kind in seiner individuellen egozentrischen Perspektive folgt sozialen Normen,um negative Sanktionen zu vermeiden und die eigenen Interessen zu fördern.Das konventionelle Niveau des moralischen Urteils, das die dritte und vierte Stufeumfasst, ist durch die Internalisierung gesellschaftlicher Regeln gekennzeichnet. DasInteresse an der Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung, aber auch die interpersonelleOrientierung als Gesellschaftsmitglied lassen erkennen, dass der eigene egoistischeStandpunkt transzendiert wird. Das postkonventionelle Niveau der moralischenEntwicklung, das die fünfte und sechste Stufe der moralischen Entwicklung umfasst,ist dadurchgekennzeichnet,dass moralische Aspekteaufder Basis von selbst gewähltenPrinzipien bestimmt werden. Die höchste Stufe des moralischen Urteils wird alseine Begründung durch universelle Prinzipien der Gerechtigkeit, die dem sozialenBezugssystem vorgeordnet sind,beschrieben.Horizontale Entwicklung. Neben dieser vertikalen Strukturierung ist auch eine horizontaleSequenz der Entwicklungsschritte zu beachten (Kohlberg, 1984). Ausgangspunktist die Entwicklung der Intelligenz,dieihrerseits die Fähigkeit zur Rollenübernahmebeeinflusst,die wiederumeinen Einfluss aufdas moralische Urteilausübt,dasschließlichdas moralische Verhalten determiniert.Für diese vierstufige Sequenz wirdangenommen, dass eine höhere Stufe in einem nachgeordneten Schritt eine entsprechendhöhereStufein dem jeweils vorgeordneten Schritt voraussetzt.Teil IIIFrieden gestaltenOperationalisierung. Kohlberg (1984) hat ein Verfahren zur Messung der Höhe desmoralischen Urteils vorgeschlagen, das die Vorgabe von moralischen Dilemmatabeinhaltet. In diesen Dilemmata geht es um die Frage, ob man unter bestimmtenBedingungen einem Verbot Folge leisten oder die Vorschriften verletzen sollte. EinBeispiel ist etwa, ob man ineiner Apotheke einbrechen sollte, wenn man dadurchdas Leben eines Menschen retten kann. Ein anderes Beispiel ist die Frage, ob maneiner Patientin Sterbehilfe leisten sollte,die unheilbar krank ist (Kohlberg,1996,dortim Anhang).Weibliche Moral. Verschiedentlich wurde über Geschlechtsunterschiede im moralischenUrteil diskutiert (z.B. Kelley, 1971). Während Frauen eine Moral der Fürsorglichkeitzugeschrieben wird, die auf Bedürfnisse eingeht, werden Männer mit einerMoral der Gerechtigkeit identifiziert, die auf der konsequenten Anwendung vonabstrakten Regeln beruht (Gilligan, 1984). Diese Unterschiede werden teilweise aufSozialisationsunterschiede zwischen Jungen und Mädchen sowie auch auf Geschlechtsrollenunterschiedezurückgeführt (Nunner-Winkler,1991).<strong>Moralische</strong>s Verhalten. Wiederholt wurde darauf hingewiesen, dass das moralischeUrteil eine Determinante moralischen Verhaltens darstellt (Kohlberg &Candee,1984, Turiel &Rothman, 1972). So konnte etwa gezeigt werden, dass die Bereitschaft,einer Autorität zu gehorchen, auch wenn sie inhumane Befehle gab, geringerwar bei Personen, die eine höheremoralische Urteilsstufe erreicht hatten. Das moralischeUrteil kann auch für friedenspolitisches Engagement relevant sein. Eine höheremoralische <strong>Kompetenz</strong> wird vermutlich dazu beitragen, dass Kriegsbestrebungen,574<strong>Moralische</strong> <strong>Kompetenz</strong>

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