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42 Moralische Kompetenz

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schen Urteils zu durchlaufen, aber eine Minderheit weicht von diesem Entwicklungsmusterdeutlichab.Ferner ergänzt die Konzeption des prosozialen moralischen Urteils den Ansatzvon Kohlberg insofern, als eine Opfer-zentrierte Perspektive hinzugefügt wird. DieStufen der Entwicklung sind zwar nicht unähnlich zu denen, die für die verbotsorientierteMoral berichtet werden. Aber vor allem die beiden höchsten Stufen (Empathieund internalisierte Orientierung) verweisen auf zentrale Prozesse prosozialenVerhaltens (Bierhoff, 2002). Damit erweist sich das prosoziale moralische Urteil alsbesonders wichtig für die Friedenspsychologie, in der ebenfalls das Leid der Opferthematisiert wird.5 Förderung moralischer <strong>Kompetenz</strong>Teil IIIFrieden gestaltenVier-Komponenten-ModellRest (1986, 1994) hat den Ansatz von Kohlberg in seinem Vier-Komponenten-Modell erweitert. Der erweiterte Ansatz kann als Richtschnur dafür dienen, wie sichmoralische <strong>Kompetenz</strong> fördernlässt.Nehmen wir das Beispiel der Zivilcourage. Es reicht offensichtlich nicht aus, einmoralisches Urteildarüber zu bilden,dass Fremdenfeindlichkeit unmoralischist, umaktiv einzugreifen zur Verhinderung einer fremdenfeindlichen Handlung, die sich inder Öffentlichkeit ereignet. Vielmehr müssen andere förderliche individuelle Faktorenhinzukommen. In dem Vier-Komponenten-Modell wird moralisches Verhaltenals Funktion (1) des moralischen Urteils, (2) der moralischen Sensitivität, (3) dermoralischen Motivation und (4) des moralischen Charakters aufgefasst. Sensitivitätbetrifft die Frage, ob überhaupt moralische Implikationen einer Handlung bedachtwerden. <strong>Moralische</strong> Motivation bezieht sich darauf, welche Werte Priorität haben,solche der Selbstverwirklichung oder solche der Selbstüberwindung (vgl. Schwartz,1994). <strong>Moralische</strong>r Charakter schließlich kennzeichnet die Kraft und das Engagement,dieeingesetztwerden, umein moralisches Anliegen durchzusetzen.Mit diesem Modell stimmt die Annahme überein, dass moralisches Urteil mitprosozialem Verhalten in einem positiven Zusammenhang steht. Die Ergebnisseeiner Metaanalyse (Underwood &Moore, 1982) zeigen, dass eine höhere Stufe moralischerEntwicklung mit größerer Bereitschaft von Kindern und Jugendlichen zusammenhängt,sich prosozial zu verhalten (vgl. Blasi, 1980). Allerdings war der Zusammenhangnicht besonders stark ausgeprägt. Vermutlich erlaubt erst die Kenntnisder individuellen Ausprägung der weiteren förderlichen Bedingungen moralischenVerhaltens (Sensitivität, Motivation und Charakter) eine genauere Vorhersage, etwabezogenaufinterkulturelles Lernen,Toleranz und Zivilcourage.GelebteDemokratieZur Förderung der moralischen <strong>Kompetenz</strong> wurden imWesentlichen theoretischeBausteine vorgeschlagen, die inder Theorie des moralischen Urteils enthalten sind.576<strong>Moralische</strong> <strong>Kompetenz</strong>

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