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streifzüge eines deutschen baumeisters im modernen hellas

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DAS PAULA BECKER-MODERSOHN-HAUS IN BREMENARCHITEKT: BERNHARD HOETGERVor einigen Monaten fand in Bremen dieEinweihung der Böttcherstraße mit dem PaulaBecker-Modersohn-Haus statt. Es handelt sichdabei um einen <strong>im</strong> Stil norddeutscher Ziegelbauweisegehaltenen Neuaufbau einer alt bremischenStraße in der Nähe des Marktplatzes und um ein fürMuseums- und Ausstellungszwecke errichtetes BauwerkAbb, (1—3), Diese Gebäude verdanken ihreEntstehung einem namhaften Bremer Bürger, dernoch ein übriges tat, indem er hier seine Sammlungvon Gemälden und Zeichnungen der Paula Becker-Modersohn der Öffentlichkeit zugänglich machteund darüber hinaus ein He<strong>im</strong>atmuseum, kunstgewerblicheWerkstätten, eine Bücherstube, einenVerlag, Klubräume, ein Kaffee und Restauranteinrichtete. Somit die Tat <strong>eines</strong> großzügigen undk<strong>eines</strong>wegs weltfremden Mäzens, die vorbildlichhätte werden können, würde man in der Wahl desArchitekten für das Modersohn-Haus nicht einenso verhängnisvollen Fehlgriff getan haben. Ich willvon der verpaßten Gelegenheit schweigen, nichteinen berufenen Baukünstler anstatt <strong>eines</strong> Phantastenmit dieser Aufgabe betraut zu haben, undebenso dahingestellt sein lassen, ob eine — auch mitGeschmack durchgeführte — Wiederholung mittelalterlicherBauformen ein gangbarer Weg ist,He<strong>im</strong>atpflege zu treiben. Jedenfalls wirkt dasstehengebliebene Haus Böttcherstraße 6, das inseinem jetzigen Zustand aus dem Jahre 1588stammt, und 1906 mit viel Verständnis erneuertworden ist, wie ein edler Stein in einer ausdruckslosen,nachgemachten Fassung.Über all das hätte man hinwegsehen können,wäre nicht dieses Paula Becker-Modersohn-Haus,das in seiner Mischung von He<strong>im</strong>atstil, Expressionismusund Filmzauber altbekannten Architekturgreuelnk<strong>eines</strong>wegs nachsteht. Verzweifelt suchtdas Auge nach einem Halt, nach einer meßbarenGröße, nach irgendeiner sinnvollen Ordnung. Nichtsals ein einziges Trümmerfeld! Peinlich sind jedegeheiligte Horizontale und Vertikale, jeder fühlbareWinkel, jeglicher Zusammenhang vermieden.Die Flächen sind zerrissen und überladen mitexpressionistischen Narben; die Ges<strong>im</strong>se schwankenwie in einer Fieberkurve auf und ab; dieTerrasseist verbeult; Fensterausschnitte sind in jeder Formund Große, möglichst aber alle verschieden, vorhanden.Das alles wird überragt von zwei phallisdienTürmen mit Lichtreklame (Abb. 6).Die Eingangshalle scheint als Grotten-Sehenswürdigkeitgedacht zu sein. Künstliche Beleuchtung-,die in dieser Familiengruft auch tagsüber nichtzu entbehren ist, sorgt wenigstens für bengalischeEffekte, unterstützt durch einen fulminantenAbb. 9 und 10 i Sudtunesische ZiegelbautenVgl. lext Seite 481 und Abb. 4-5, 11-15, 21-24479

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