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Tier & NaturBlickdicht im DickichtIch habe einen Termin der besonderen Art.Deswegen bin ich zwiegespalten. Ich sehe esvor mir, das Kopfschütteln vieler Tierfreundeund doch fahre ich los, in die Bergwelt desAlt Empordà zu dem Jagdverband von Albanyà.Dem Tierschutz seit Jahren verschrieben,weiß ich um das Für und Wider derJagd. Den Anblick der nervösen Hunde mitden großen Glocken um den mageren Hals,die in der Jagdsaison von Mitte Septemberbis Mitte Februar die Wälder durchstreifen,gehört nicht zu dem, was ich schätze. Ebensowenigwie die Haltung der Hunde, die oftmalsnicht den Bedingungen entspricht, dieman sich als ein normales Mindestmaß wünschenwürde. Doch die Jagd an sich ist einMuss, um die Wildbestände in einem überschaubarenRahmen zu halten. Insbesonderedie Wildschweine dehnen ihre Territorien zuweit aus. Sie zerstören die Anbaufelder derLandwirte und verursachen Unfälle auf denLandstraßen. Ein strukturiertes Eingreifendurch den Menschen ist also unabdingbar.Vor Ort angekommen treffe ich auf eineGruppe Jäger aus Barcelona. Sie treffen sichregelmäßig, doch werden es kontinuierlichweniger. Die Jagdpacht ist mit 500 Euro imJahr nicht hoch, doch kosten auch Material,die An- und Rückfahrt und das ist vielenin der Krise nicht mehr möglich. Am Bodenliegt ein erlegtes Wildschwein, circa achtJahre alt, das Fleisch unbrauchbar, zumindestfür den menschlichen Verzehr. Fell undHauer dienen noch als Dekor – mehr gibt derKeiler nicht her. Daneben einer der Hunde,die Schulter verletzt. Der Keiler war betagtaber noch behende genug, den angreifendenRudelführer zu verletzten. Der steckt dasweg, er wurde noch vor Ort verarztet. DerHund kennt das, er hat viele Auseinandersetzungendieser Art hinter sich. Sein Herr flicktihn jedesmal wieder zusammen. Für einenTierarzt reicht das Geld nicht, warum auch?Die Naht sieht professionell aus, die Drainageist sauber verlegt.Mir fällt auf, dass die mitgebrachten Jagdhunde– Bracken, Vizslas, intelligente Rassen,die den Anpruch der Arbeit brauchen,um artgerecht zu leben - zutraulich undfreundlich sind, den Kontakt suchen. <strong>Das</strong>kenne ich auch anders: Scheue, zitterndeTiere, die dem Menschen mit Skepsis begegnen. Ich seheviele Schrammen, feine Verletzungen in der Haut. NachWildschwein sieht das nicht aus. Der Hundeführer zeigtmir seine Arme, sie sehen genauso aus. Die Jagd beginntmit dem mühseligen Durchsteigen durch dichtes Unterholz,durch Brombeerranken, einem Wust aus Ästen,aus totem Holz und wild wucherndem Fremdgewächs,welches sich wie Algen über den Boden ausbreitet. Wases Mensch und Hund so schwierig macht, ist dem Wildschweinein willkommener Schutzwall. Es bleibt unsichtbarim blickdichten Dickicht und schwer erreichbar.Die ungepflegten Wälder sind nicht nur den Jägern einDorn im Auge. Erst im letzten Sommer wütete ein Feuerin der Region, fraß sich tagelang durch das Alt Empordà,tötete Menschen und ganze Viehherden, vernichteteExistenzen. <strong>Das</strong> dichte Unterholz erwies sich als idealerZunder. Diesbezügliche Vorwürfe im Anschluss an dieKatastrophe waren laut. Die Politik gelobte Besserung,doch – wie so oft - blieb es dabei. Die Kassen sind leer,kein Geld für Subventionen, die Wälder zu pflegen. SeitJahren schon nicht. Früher hatten die Waldbesitzer vondem Wald gelebt, hatten Holz verkauft. Heute steigen dieHolzpreise wieder leicht an. Holz als ökologisches Brennmaterial:Auch in Albanyà sammelt man wieder, verarbeitetes zu Pellets und verkauft es als Heizmaterial. Dochder Erlös reicht bei Weitem nicht.Der tote Keiler wird in einen Raum gebracht undausgenommen. Die Jäger nehmen ihre Aufgabeernst. Man unterscheidet sich deutlichvon den Hobby-Jägern, die mit ihrerFlinte auf alles zielen, was sich bewegt.“Jagen ist nicht Töten”, sagt mireiner der Jäger, “dazwischen liegt eingewaltiger Unterschied.” Sie wissenum den allgemein schlechten Ruf,der hier zumindest so gar nichtangebracht ist. Wird die Jagd bewusstund verantwortungsvolldurchgeführt, ist dem nichtsentgegenzusetzen. Ich lehnetrotzdem das Angebot ab, dienächste Jagd zu begleiten.Ich möchte kein Tier beobachten,das gehetzt wirdund stirbt. Und dochist das gnädiger alsdie unnötigen, grauenvollenQualen derTiere in Massenhaltungen.Susanne Schwarz<strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> • Cap Telefon: de Blanc +34 628 14 • 290 17480 422 Roses / +34 • 972 Telefon: 154 090 +34 • 628 info@diez-centimos.com290 422 / +34 972 154 090 • info@Diez-Centimos.com11

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