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Mogelpackung: Zuschauervorschläge<br />
Von Sebastian Schiller<br />
Seit an<strong>de</strong>rthalb Jahren ist Haushaltsexpertin Yvonne Willicks nun schon in Supermärkten und<br />
Fachgeschäften, aber auch im Internet unterwegs und enthüllt raffiniert getarnte Mogelpackungen.<br />
Ob künstlich aufgeblähte Luftverpackungen, falsche Unverbindliche Preisempfehlungen<br />
o<strong>de</strong>r teure Schnäppchenlä<strong>de</strong>n – in fast je<strong>de</strong>m Marktsegment wer<strong>de</strong>n Verbraucher getäuscht<br />
und an <strong>de</strong>r Nase herumgeführt. Oft sind die Verkaufstricks <strong>de</strong>r Hersteller und <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls<br />
nur schwer zu durchschauen, und in vielen Fällen wird die Täuschung erst nach <strong>de</strong>m Kauf<br />
offensichtlich.<br />
Bei ihren Recherchen ist Yvonne Willicks auch auf die Mithilfe <strong>de</strong>r aufmerksamen Servicezeit-<br />
Zuschauer angewiesen. Diese berichten ihr tagtäglich von immer neuen Mogelpackungen. Über<br />
einige hat Yvonne in <strong>de</strong>r Sendung bereits berichtet, viele an<strong>de</strong>re blieben bisher unerwähnt.<br />
Doch das will die Haushaltsexpertin än<strong>de</strong>rn und zumin<strong>de</strong>st vor <strong>de</strong>n dreistesten Verbrauchertäuschungen<br />
warnen.<br />
Gleicher Produktname, unterschiedlicher Inhalt<br />
Servicezeit-Zuschauer Herr P. hatte bei Aldi das Mineralwasser Aqua Culinaris Classic in zwei<br />
verschie<strong>de</strong>nen Größen gekauft: in <strong>de</strong>r 1,5-Liter-PET-Flasche und als 0,5-Liter-Variante für unterwegs.<br />
Als er <strong>de</strong>n Mineraliengehalt bei<strong>de</strong>r Gebin<strong>de</strong> verglich, staunte er nicht schlecht: Die<br />
Konzentrationen unterschei<strong>de</strong>n sich <strong>de</strong>utlich. Während das eine Mineralwasser als „natriumarm“<br />
(17,2 Milligramm pro Liter) bezeichnet wer<strong>de</strong>n kann, überschreitet das an<strong>de</strong>re sogar <strong>de</strong>n<br />
in <strong>de</strong>r Trinkwasserverordnung empfohlenen Grenzwert von 200 Milligramm pro Liter: Tatsächlich<br />
sind 247 Milligramm darin enthalten. Auf <strong>de</strong>n ersten Blick ist dieser Unterschied nicht erkennbar:<br />
Die Etiketten bei<strong>de</strong>r Flaschengrößen sind gleich gestaltet, bei<strong>de</strong> tragen dieselbe Produktbezeichnung.<br />
Lediglich ein großer, aber <strong>de</strong>nnoch unscheinbarer Schriftzug an <strong>de</strong>r Seite<br />
verweist auf die Quelle, aus <strong>de</strong>r das jeweilige Wasser stammt: aus <strong>de</strong>r Kurfels-Quelle bei <strong>de</strong>r<br />
1,5-Liter-Flasche, aus <strong>de</strong>r Noé-Quelle bei <strong>de</strong>r 0,5-Liter-Flasche. „Um Verwechslungen auszuschließen,<br />
sollte die Aufmachung <strong>de</strong>r Flaschen umgehend verän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n“, fin<strong>de</strong>t Yvonne.<br />
„Denn für Menschen mit hohem Blutdruck, die das natriumarme Wasser in <strong>de</strong>r 0,5-Liter-<br />
Flasche für sich ent<strong>de</strong>ckt haben und nun zur großen Flasche greifen, kann das sogar gefährlich<br />
wer<strong>de</strong>n, da eine hohe Natriumzufuhr Bluthochdruck negativ beeinflussen kann.“ Auf Nachfrage<br />
erklärte Aldi Süd, dass sie aus Nachhaltigkeitsgrün<strong>de</strong>n ihre Wasser jeweils aus Quellen <strong>de</strong>r<br />
Region beziehen, um Transportwege zu verkürzen. Alle nötigen Informationen seien für <strong>de</strong>n<br />
Verbraucher auf <strong>de</strong>n Etiketten ersichtlich.<br />
Übrigens ist dies kein Einzelfall. Auch bei an<strong>de</strong>ren Mineralwassern kann die Zusammensetzung<br />
<strong>de</strong>r Mineralien sich je nach Größe o<strong>de</strong>r Filiale sehr unterschei<strong>de</strong>n. Wenn man Probleme mit<br />
Bluthochdruck hat, sollte man also <strong>beim</strong> Kauf je<strong>de</strong>smal die Mineralienzusammensetzung genau<br />
studieren.<br />
Doppelte Verpackungsgröße, gleicher Inhalt<br />
Auch Berna<strong>de</strong>tte Z. aus Konz in Rheinland-Pfalz schickte Yvonne eine Mogelpackung: zwei<br />
Verpackungen mit Wundverband von Leukomed. Bei<strong>de</strong> Packungen haben <strong>de</strong>nselben Inhalt:<br />
50 einzeln verpackte Pflaster <strong>de</strong>rselben Größe. Eine Packung ist allerdings doppelt so groß wie<br />
die an<strong>de</strong>re (1.437 gegenüber 716 Kubikzentimeter). Hier wur<strong>de</strong> vor allem Luft verpackt. Und<br />
auch die Pflaster-Umverpackung legte bei <strong>de</strong>r großen Schachtel an Material zu. Berna<strong>de</strong>tte Z.<br />
ärgert sich vor allem über die Umweltbelastung – einmal durch <strong>de</strong>n Mehrverbrauch an Verpackungsmaterialien,<br />
viel mehr aber durch das doppelte Transportvolumen. Denn laut Beschriftung<br />
wer<strong>de</strong>n diese Pflaster in alle Herren Län<strong>de</strong>r exportiert. Bei <strong>de</strong>r großen Packung entstehen<br />
dabei sehr viel mehr CO2-Emissionen.<br />
Luft in <strong>de</strong>r Tube<br />
Viel Luft wur<strong>de</strong> auch in <strong>de</strong>r Ultra Haftcreme von Corega verpackt. Das schreibt H. H. aus<br />
Aachen. Von außen ist das für <strong>de</strong>n Verbraucher nicht erkennbar. Erst wenn man die Tube aufschnei<strong>de</strong>t,<br />
wird <strong>de</strong>utlich, dass diese zu einem Drittel leer ist.<br />
Teures Schnäppchen<br />
Yvonne fährt nach Al<strong>de</strong>kerk am Nie<strong>de</strong>rrhein. Hier wohnt Zuschauer Klaus F. Sensibilisiert unter<br />
an<strong>de</strong>rem durch die Servicezeit, achtet <strong>de</strong>r 66-jährige Rentner bei je<strong>de</strong>m Einkauf auf soge-<br />
© <strong>WDR</strong> Köln 2012 Seite 8 von 13