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Gefahren beim Grillen - WDR.de

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Servicezeit vom 6. Juni 2012<br />

Redaktion Anne Leudts<br />

Die Themen <strong>de</strong>r Sendung:<br />

<strong>Gefahren</strong> <strong>beim</strong> <strong>Grillen</strong> Seite 01<br />

Fußball-EM: Fanprodukte – von witzig bis kurios Seite 03<br />

Werbetricks im Internet Seite 05<br />

Mogelpackung: Zuschauervorschläge Seite 08<br />

Familie Mauckner im EM-Fieber: Regional trifft international Seite 10<br />

URL: http://www.wdr.<strong>de</strong>/tv/servicezeit/sendungsbeitraege/2012/kw23/0606/uebersicht.jsp<br />

<strong>Gefahren</strong> <strong>beim</strong> <strong>Grillen</strong><br />

Von Katja Kreutzer<br />

<strong>Grillen</strong> gehört zu <strong>de</strong>n schönsten Sommervergnügen, die es gibt – wenn man ein paar Punkte<br />

beachtet. Denn sonst kann ein Grillabend in einer Tragödie en<strong>de</strong>n. In Deutschland geschehen<br />

je<strong>de</strong>s Jahr rund 4.000 Unfälle <strong>beim</strong> <strong>Grillen</strong>. Die Hauptgefahr sind flüssige Grillanzün<strong>de</strong>r, die in<br />

das Feuer gegossen wer<strong>de</strong>n, obwohl seit Jahren davor gewarnt wird. Und immer noch gibt es<br />

Menschen, die ihren Grill in die Wohnung o<strong>de</strong>r ins Haus mitnehmen. Sie ersticken an <strong>de</strong>m entstehen<strong>de</strong>n<br />

Kohlenmonoxid. Eher schleichend ist die Gefahr von heruntertriefen<strong>de</strong>r Flüssigkeit<br />

und verkohltem Grillgut. Wir haben die wichtigsten Tipps für gefahrloses <strong>Grillen</strong> für Sie zusammengetragen.<br />

Tipp 1: <strong>de</strong>r richtige Grill<br />

Je<strong>de</strong>s Jahr wer<strong>de</strong>n in Deutschland 2,5 Millionen Grills verkauft. Man bekommt sie schon für<br />

kleines Geld, und so greifen viele Menschen zu preiswerten Mo<strong>de</strong>llen, die sie an <strong>de</strong>n Strand<br />

o<strong>de</strong>r auf die Wiese mitnehmen können, und die nur eine Saison halten sollen. An<strong>de</strong>re bauen<br />

ihren Grill aus schwerem Material selbst. Solche haben keine Luftregulierung, die Temperatur<br />

lässt sich bei ihnen nur durch verschie<strong>de</strong>ne Einschubhöhen <strong>de</strong>s Rostes regulieren. Unser Tipp:<br />

Auch in einen Holzkohlengrill sollten etwa 200 bis 300 Euro investiert wer<strong>de</strong>n. Ein Kugelkohlengrill<br />

beispielsweise bietet in <strong>de</strong>r Regel eine Luftregulation im Deckel und unter <strong>de</strong>n Kohlen.<br />

Mit einem bisschen Übung lässt sich bei diesen die Temperatur gut nach unten regeln. Außer<strong>de</strong>m<br />

kann man mit einem Kugelgrill indirekt grillen. Das ist zum Beispiel bei größeren Fleischstücken<br />

praktisch, <strong>de</strong>nn bei geschlossenem Deckel wirkt die Hitze von allen Seiten ein. Experten<br />

raten zu<strong>de</strong>m, auf Sicherheitssiegel wie das GS-Zeichen und bei Gasgrills auf eine CE-<br />

Kennung zu achten. Praktisch ist auch ein Ascheauffangbehälter, mit <strong>de</strong>m sich die erkaltete<br />

Holzkohleasche gut entsorgen lässt.<br />

Vorteilhaft sind Systeme, bei <strong>de</strong>nen das Grillgut nicht direkt über <strong>de</strong>r Kohle liegt. Dies ist etwa<br />

bei großen Grills gegeben. Solche bieten Extra-Kohlepositionierer beziehungsweise genug<br />

Platz, um die Kohle ungleichmäßig zu verteilen und so unterschiedliche Hitzezonen zu bil<strong>de</strong>n.<br />

Außer<strong>de</strong>m kann man ihn ihnen das Fett mit Aluschalen auffangen. Sinnvoll sind auch vertikale<br />

Grills, <strong>de</strong>nn bei diesen kann die Flüssigkeit nicht auf die Kohle tropfen und Giftstoffe bil<strong>de</strong>n,<br />

und das Fett kann sich nicht entzün<strong>de</strong>n. Auch Gasgrills erfreuen sich immer größerer Beliebtheit,<br />

<strong>de</strong>nn mit ihnen entstehen solche Probleme erst gar nicht.<br />

Tipp 2: <strong>de</strong>r richtige Ort<br />

Um <strong>de</strong>n Grill herum sollte es einen Sicherheitsabstand von zwei bis drei Metern geben. Das gilt<br />

auch bei einer Feuerstelle o<strong>de</strong>r im Wald. Die Feuerstelle sollte sich in entsprechen<strong>de</strong>r Entfernung<br />

zu Bäumen befin<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m sollte ein Grill kippsicher und im Windschatten stehen.<br />

Kin<strong>de</strong>r müssen generell ferngehalten wer<strong>de</strong>n, man sollte auch darauf achten, dass sie nichts<br />

© <strong>WDR</strong> Köln 2012 Seite 1 von 13


umstoßen und somit keine Kettenreaktion auslösen können. Für <strong>de</strong>n Fall eines Bran<strong>de</strong>s ist es<br />

ratsam, beispielsweise einen Eimer Sand bereitzuhalten. Brennen<strong>de</strong>s Fett niemals mit Wasser<br />

löschen! Benutzen Sie zu<strong>de</strong>m immer eine Grillzange. Ein Blick an sich herunter kann auch nicht<br />

scha<strong>de</strong>n: Leicht brennbare Kleidung kann ebenfalls zur Gefahr wer<strong>de</strong>n.<br />

Nie in geschlossenen Räumen grillen! Kohlenmonoxid merkt man nicht, <strong>de</strong>nn das Gas wirkt<br />

ermü<strong>de</strong>nd, Schwin<strong>de</strong>l und Kopfschmerzen stellen sich ein. Das Einatmen <strong>de</strong>s Gases kann dann<br />

innerhalb einer halben Stun<strong>de</strong> tödlich wirken.<br />

Tipp 3: <strong>de</strong>n Grill richtig anzün<strong>de</strong>n<br />

Finger weg von flüssigem Brandstoff! Ratsam sind Grillanzün<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>l mit DIN-<br />

Zeichen. Man sollte auch keine billige Holzkohle verwen<strong>de</strong>n, diese sollte pro Sack ab sieben<br />

Euro kosten. Ansonsten könnte das Produkt mit Sand vermischt o<strong>de</strong>r schon alt sein. Es<br />

dauert eine halbe Stun<strong>de</strong>, bis <strong>de</strong>r Kohlegrill bereit ist. Im Han<strong>de</strong>l erhältliche „Kaminanzün<strong>de</strong>r“,<br />

in welche die Kohle hineingefüllt wird, beschleunigen aufgrund <strong>de</strong>s Kamineffekts das Anzün<strong>de</strong>n<br />

um ein Drittel.<br />

Tipp 4: das richtige Grillgut<br />

Geräuchertes o<strong>de</strong>r gepökeltes Fleisch gehört nicht auf <strong>de</strong>n Grill, dazu gehören Fleisch- o<strong>de</strong>r<br />

Bockwürste, Leberkäse, Schinken o<strong>de</strong>r Kassler. Krebserregen<strong>de</strong> Nitrosamine können entstehen.<br />

Achten Sie auf die Inhaltsliste: Nitritpökelsalz, Kalium- o<strong>de</strong>r Natriumnitrit, Konservierungsstoffe<br />

– das sollte alles nicht auf <strong>de</strong>r Packung stehen, wenn es auf <strong>de</strong>n Grill geht. Auch<br />

Butter und Margarine lassen sich nicht gut stark erhitzen.<br />

Tipp 5: <strong>de</strong>r richtige Zeitpunkt<br />

Erst wenn <strong>de</strong>r Anzün<strong>de</strong>r verbrannt ist und sich eine weiße Ascheschicht gebil<strong>de</strong>t hat, kann das<br />

Grillgut auf <strong>de</strong>n Rost. Wenn die Hand die Hitze über <strong>de</strong>m Rost zwei Sekun<strong>de</strong>n lang gera<strong>de</strong> verträgt,<br />

ist die Temperatur genau richtig.<br />

Tipp 6: Umgang mit <strong>de</strong>m Grillgut<br />

Verwen<strong>de</strong>n Sie entwe<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>ne Zangen o<strong>de</strong>r machen Sie die Zange zwischendurch<br />

sauber. Rohes Fleisch und Gemüse enthält Bakterien. Nie mit <strong>de</strong>r Hand anfassen. Salmonellen,<br />

Campylobacter und E. coli können Durchfall auslösen. Mariniertes Fleisch vor <strong>de</strong>m Auflegen<br />

trocken tupfen, damit sich kein heruntertropfen<strong>de</strong>s Fett entzün<strong>de</strong>t.<br />

Tipp 7: Brandschutz <strong>beim</strong> <strong>Grillen</strong><br />

Den Grill nicht unbeaufsichtigt lassen und nicht bewegen. Kin<strong>de</strong>r und Tiere fernhalten. Wenn<br />

das Fett brennt, nicht mit Bier löschen! Versuchen Sie, <strong>de</strong>n Rost anzuheben o<strong>de</strong>r das fettige<br />

Fleisch zur Seite zu legen. Generell bieten sich Aluverpackungen o<strong>de</strong>r -tropfschalen an. Wenn<br />

Fett brennt, nicht mit Wasser, son<strong>de</strong>rn mit Sand löschen. Brandwun<strong>de</strong>n nur mit sauberem<br />

Wasser kühlen. Bei Kin<strong>de</strong>rn gilt: Schon ab einer Verbrennung in Größe eines Zwei-Euro-Stücks<br />

<strong>de</strong>n Notarzt rufen.<br />

Tipp 8: Fleisch nicht zu dunkel rösten<br />

Verrußtes Fleisch enthält Amine, die Darmkrebs verursachen können. Auch Flüssigkeiten, die<br />

in die Kohlen tropfen, sind giftig. Deshalb nicht mit Bier löschen und Marina<strong>de</strong>n abtupfen.<br />

Sonst verdampfen die Flüssigkeiten auf <strong>de</strong>n heißen Kohlen, bläulicher Rauch steigt auf und<br />

schlägt sich auf <strong>de</strong>m Grillgut nie<strong>de</strong>r. Dabei entwickeln sich PAKs, polyzyklische aromatische<br />

Kohlenwasserstoffe, die Krebs auslösen können.<br />

Tipp 9: Holzkohle nach <strong>de</strong>m <strong>Grillen</strong> auskühlen lassen<br />

Immer wie<strong>de</strong>r entzün<strong>de</strong>n sich Mülleimer, weil heiße Asche eingefüllt wur<strong>de</strong>. Ist die Asche nicht<br />

völlig erkaltet, darf sie nur dort entsorgt wer<strong>de</strong>n, wo sie nicht brennen kann. Vollständig erkaltet<br />

gehört sie in <strong>de</strong>n Restmüll. Auch nach <strong>de</strong>m <strong>Grillen</strong> gibt ein Grill noch Kohlenmonoxid ab und<br />

darf niemals zum Heizen in <strong>de</strong>n geschlossenen Raum genommen wer<strong>de</strong>n.<br />

© <strong>WDR</strong> Köln 2012 Seite 2 von 13


Links:<br />

• http://www.wdr.<strong>de</strong>/tv/servicezeit/sendungsbeitraege/2012/kw21/0524/ueber<br />

sicht.jsp<br />

Grill-Spezial in <strong>de</strong>r Servicezeit<br />

(Servicezeit vom 24. Mai 2012)<br />

• http://www.wdr.<strong>de</strong>/tv/servicezeit/sendungsbeitraege/2012/kw22/0529/02_gr<br />

ill_abc.jsp<br />

Grill-ABC – sicher, gesund und lecker<br />

(Servicezeit vom 29. Mai 2012)<br />

• http://www.wdr.<strong>de</strong>/tv/servicezeit/sendungsbeitraege/2011/kw27/0707/00_gr<br />

illen.jsp<br />

<strong>Grillen</strong> wie die Champions<br />

(Servicezeit vom 7. Juli 2012)<br />

• http://www.wdr.<strong>de</strong>/tv/servicezeit/extra/gaestebuch/grill-tipps.jsp<br />

Gästebuch: Ihre Grill-Tipps<br />

Verraten Sie uns Ihre Grill-Tipps<br />

Weitere Informationen zum Thema:<br />

• http://www.lfv-bayern.<strong>de</strong>/cms/service/infomaterial/<strong>Grillen</strong>-5.pdf<br />

<strong>Grillen</strong>: Genuss ohne Reue<br />

Tipps von <strong>de</strong>r Feuerwehr Bayern (PDF-Datei, 435 KB)<br />

• http://www.feuerwehr-sipplingen.<strong>de</strong>/grillen.htm<br />

Sicherheitshinweise für die Grillzeit<br />

Grilltipps <strong>de</strong>r Freiwilligen Feuerwehr Sipplingen<br />

• http://www.feuerwehrheilbronn.<strong>de</strong>/in<strong>de</strong>x.php?f=cont_bild_bildbeschreibung_text.htm&d=/sicherheitstipp<br />

s/gefahren<strong>beim</strong>grillen/<br />

<strong>Gefahren</strong> <strong>beim</strong> <strong>Grillen</strong><br />

Informationen <strong>de</strong>r Feuerwehr Heilbronn<br />

• http://www.test.<strong>de</strong>/Gepoekeltes-Fleisch-Nie-auf-<strong>de</strong>n-Grill-selten-aufs-Brot-<br />

1548568-2548568/<br />

„Gepökeltes Fleisch: Nie auf <strong>de</strong>n Grill, selten aufs Brot“<br />

Informationen <strong>de</strong>r Stiftung Warentest<br />

• http://idw-online.<strong>de</strong>/pages/<strong>de</strong>/news74887<br />

„Kein Zusammenhang zwischen Nitritpökelsalz und Krebsentstehung“<br />

Pressemitteilung <strong>de</strong>s Informationsdiensts Wissenschaft (idw)<br />

Fußball-EM: Fanprodukte – von witzig bis kurios<br />

Von Michael Bisping und Iris Rohmann<br />

Am 8. Juni beginnt in Polen und <strong>de</strong>r Ukraine die Fußball-Europameisterschaft. Nur die wenigsten<br />

Fans können es sich leisten, das große Fußballfest live in <strong>de</strong>n Stadien vor Ort zu erleben.<br />

Die Karten für die Fußballspiele sind bestenfalls noch für horren<strong>de</strong> Summen auf <strong>de</strong>m Schwarzmarkt<br />

zu haben, und die Preise für Flüge steigen in immer absur<strong>de</strong>re Höhen: Bis zu 2.400 Euro<br />

können Flüge zur EM kosten, Preissteigerungen um bis zu 50 Prozent im Vergleich zum Normalpreis<br />

sind keine Seltenheit.<br />

Also bleibt <strong>de</strong>m Fan nur eines: Er feiert zu Hause. Das kann min<strong>de</strong>stens so schön sein, wenn<br />

man sich nur or<strong>de</strong>ntlich in Stimmung bringt – zum Beispiel mit <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Fanartikeln.<br />

© <strong>WDR</strong> Köln 2012 Seite 3 von 13


Die „Außenausstattung“: Schminke, Hüte, Jogi-Düfte<br />

Das Sortiment ist unüberschaubar: Schwarz-rot-gol<strong>de</strong>ne Kopfbe<strong>de</strong>ckungen gibt es ab zwei<br />

Euro in <strong>de</strong>n Ausführungen „Schlapphut“, „Burghut“, „Cowboyhut“, „Gartenzwerghut“, „Piratenhut“<br />

und vielen weiteren. Wer zeigen will, dass er auch wirklich ganz und gar mit Haut und<br />

Haar dabei ist, kann sich mit <strong>de</strong>m „Dreifarben-Schminkstift“ (circa zwei Euro) schminken: Ein<br />

Strich über die Wange, und sie erstrahlt im Nu in schönstem Schwarz-Rot-Gold. Auf die an<strong>de</strong>re<br />

Wange das entsprechen<strong>de</strong> Deutschland-Tattoo (als Miniausführungen auch für die Fingernägel<br />

erhältlich), auf <strong>de</strong>n Kopf die „Schlaaand“-Irokesenfrisur (circa sechs Euro), für <strong>de</strong>n Arm <strong>de</strong>n<br />

„Tattoo-Simulations-Strumpf (fünf bis zehn Euro) – fertig ist <strong>de</strong>r wahre Fußballfan.<br />

Wem das noch nicht reicht, <strong>de</strong>r kann sogar duften wie seine Stars: Sowohl von Jogi Löw als<br />

auch von Bastian Schweinsteiger gibt es für je elf Euro Kosmetiksets mit Duschgel, Rasierwasser<br />

und Deo im Son<strong>de</strong>r-EM-Pack. Dabei kauft man zwar duftmäßig die Katze im Sack, die Fankosmetikartikel<br />

sind aber nicht unbedingt teurer als die Normalausführungen. Immerhin gibt es<br />

zu <strong>de</strong>n eigentlichen Pflegeprodukten auch einmal eine Kulturtasche o<strong>de</strong>r gar ein Fantrikot dazu.<br />

Die Autoausstattung: Duftbaumtrikots, Radpantoffeln, Wackel-Özils<br />

Wichtig für je<strong>de</strong>n Fan: Das Auto muss zum DFB-Fanwagen wer<strong>de</strong>n. Wir haben es durchgerechnet:<br />

Rund 94 Euro braucht man, um ein Auto von einem silbernen in ein schwarz-rot-gol<strong>de</strong>nes<br />

zu verwan<strong>de</strong>ln: „Schland“-Aufkleber für die Motorhaube, Deutschlandflagge-Magnet auf die<br />

Fahrertür, Fahne über <strong>de</strong>n Kofferraum, DFB-Trikot-Dufbaum an <strong>de</strong>n Innenspiegel, Bezüge über<br />

die Außenspiegel, „Autopantoffeln“ für die Radkappen, Fahnen an die Scheiben von Fahrer-<br />

und Beifahrerseite, dazu DFB-Sitzbezüge und DFB-Fußmatten. Und aufs Armaturenbrett<br />

kommt <strong>de</strong>r Zehn-Euro-Jubel-Wackelözil. Die kleine Wackeldackel-Ersatzfigur zur EM gibt es<br />

auch in <strong>de</strong>n Ausführungen „Torwart“ und „Dribbler“.<br />

Die Audioausstattung: Hymnen singen<strong>de</strong> Fahnen, „Olé“ rufen<strong>de</strong> Megafone<br />

Lärm machen gehört zum Fanleben unbedingt dazu. Vuvuzelas sind zwar für die EM in Polen<br />

und <strong>de</strong>r Ukraine (noch) nicht zu fin<strong>de</strong>n, dafür aber neben <strong>de</strong>m herkömmlichen Angebot an<br />

Tröten, Ratschen, Klappern und Pfeifen auch Lärmartikel, die <strong>de</strong>m Fan sogar das Singen und<br />

Grölen abnehmen: Die „Audio-Flagge“ (circa acht Euro, Batterien inklusive) stimmt auf Knopfdruck<br />

die <strong>de</strong>utsche Nationalhymne an (allerdings etwas verhalten und leise), und in das „Singen<strong>de</strong><br />

Megafon“ (zehn Euro, Batterien ebenfalls inklusive) kann man nicht nur seine eigenen<br />

Jubelgesänge hineingrölen, auf Knopfdruck jubelt es auch selbst: „Oléoléoléolé“!<br />

EM kulinarisch: „Halbzeitchips“ und Bier-Adventskalen<strong>de</strong>r<br />

Fehlt noch die entsprechen<strong>de</strong> kulinarische Ausstattung fürs „Heimstadion“. Das Angebot an<br />

Knabberware ist unendlich. Viele Hersteller von Bonbons, Chips, Süßwaren und Getränken<br />

haben EM-Son<strong>de</strong>reditionen auf <strong>de</strong>n Markt gebracht: „Toffifan“, „Pringoals“, „1.-Halbzeit-2.-<br />

Halbzeit-Chips“ o<strong>de</strong>r Weingummi in Deutschlandfarben.<br />

Den EM-Titel für <strong>de</strong>n kuriosesten Fanartikel hat vielleicht <strong>de</strong>r „EM-Bierkalen<strong>de</strong>r“ verdient (UVP<br />

45 Euro, er wird aber bereits stark heruntergesetzt für 30 Euro angeboten), eine Art Adventskalen<strong>de</strong>r<br />

mit Bierdosen: Der große Karton beherbergt 20 Bierbüchsen unterschiedlichster Marken,<br />

jeweils für ein bestimmtes Spiel gedacht. Wer also zum Beispiel am 13. Juni Deutschland<br />

gegen Holland sehen will, macht das entsprechen<strong>de</strong> Kläppchen auf und zieht sein Bier heraus.<br />

Ob es sich dann um eine <strong>de</strong>utsche o<strong>de</strong>r holländische Marke han<strong>de</strong>lt, ist eine Überraschung.<br />

Dass die eine Dose für das eine Spiel nicht reicht, dürfte dagegen sicher sein. Dann muss <strong>de</strong>r<br />

Fan doch noch in die herkömmliche Bierkiste greifen o<strong>de</strong>r heimlich, verstohlen und verboten<br />

schon das Kläppchen fürs Finale öffnen ...<br />

Gute Nachricht für <strong>de</strong>n Fan: EM-Son<strong>de</strong>reditionen sind eher günstiger<br />

Son<strong>de</strong>redition o<strong>de</strong>r Standardpackung? Bei<strong>de</strong> enthalten das gleiche Produkt, nur einmal in <strong>de</strong>r<br />

Normalversion und einmal in <strong>de</strong>r Spezialedition zur EM. Das gilt sowohl für die große 180-<br />

Gramm-Tüte Chips als auch für die zwei Tüten à 90 Gramm, die sich dann „1. Halbzeit-Tüte“<br />

und „2. Halbzeit-Tüte“ nennen, ebenso für Weingummis o<strong>de</strong>r das Pralinensortiment. Nicht nur<br />

bei diesen Beispielen haben wir herausgefun<strong>de</strong>n: EM-Son<strong>de</strong>reditionen sind nicht teurer als die<br />

Normalversionen – eher sogar etwas günstiger. Solange die Firmen also ihr Standardsortiment<br />

zur EM nur unter einem „Fußballnamen“ verkaufen, darf <strong>de</strong>r Fan davon ausgehen, dass er für<br />

das Knusperzeug nicht mehr bezahlt als sonst auch.<br />

© <strong>WDR</strong> Köln 2012 Seite 4 von 13


An<strong>de</strong>rs ist es bei allen Produkten, die extra für die EM hergestellt wur<strong>de</strong>n (etwa <strong>de</strong>r „Bier-<br />

Adventskalen<strong>de</strong>r“) o<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m offiziellen DFB-Logo versehen sind. Diese Extras müssen auch<br />

extra bezahlt wer<strong>de</strong>n, und da ist eine Dose Bier o<strong>de</strong>r eine Fußmatte fürs Auto schnell mal doppelt<br />

so teuer wie gleich gute o<strong>de</strong>r sogar i<strong>de</strong>ntische Ware ohne EM-Logo.<br />

Link:<br />

• http://www.wdr.<strong>de</strong>/tv/servicezeit/sendungsbeitraege/2012/kw23/0605/00_p<br />

olen_in_nrw.jsp<br />

Polen in NRW: Piroggen, Polska-Partys und Polonis-Fußballvereine<br />

(Servicezeit vom 5. Juni 2012)<br />

• http://www.wdr.<strong>de</strong>/Fotostrecken/wdr<strong>de</strong>/2012/06/emzubehoer.jsp<br />

Mach dich flaggich!<br />

Fotostrecke auf <strong>WDR</strong>.<strong>de</strong><br />

• http://www.sportschau.<strong>de</strong>/uefaeuro2012/in<strong>de</strong>x.html<br />

UEFA Euro 2012<br />

sportschau.<strong>de</strong><br />

Werbetricks im Internet<br />

Von Iris Rohmann<br />

Wenn man im Internet etwa nach Schuhen Ausschau hält, wird dieses Interesse von Suchmaschinen<br />

und sozialen Netzwerken registriert, zum Beispiel durch die Auswertung <strong>de</strong>s Browserverlaufs,<br />

GPS-Angaben o<strong>de</strong>r „Gefällt mir“-Klicks. Diese Informationen wer<strong>de</strong>n ausgewertet und<br />

über zentrale Server (Adserver) an weitere Schuhanbieter vermittelt. Sie schalten dann<br />

Schuhwerbung auf vielen an<strong>de</strong>ren Seiten, die <strong>de</strong>r Nutzer besucht. Der Vorteil: Es wird Werbung<br />

für Produkte geschaltet, die <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n interessieren könnten. Der Nachteil: Man bekommt<br />

diese Werbung ungefragt, und diese Art personalisierter Werbung kann einen im Internet<br />

über Wochen „verfolgen“.<br />

Die personalisierte Werbung wird in Zukunft noch stärker über Personen ablaufen, die man<br />

kennt, <strong>de</strong>nn Empfehlungen von Freun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Werbewirtschaft als sehr wirksames<br />

Instrument eingeschätzt. Beispiel Facebook: Klickt man dort auf einer Produkt- o<strong>de</strong>r Firmenseite<br />

„Gefällt mir“, muss man damit rechnen, dass mit <strong>de</strong>m eigenen Profilfoto geworben wird.<br />

Das heißt, <strong>de</strong>m eigenen Freun<strong>de</strong>skreis wird angezeigt, dass <strong>de</strong>m Nutzer das Produkt gefällt –<br />

natürlich in <strong>de</strong>r Hoffnung, dass möglichst viele Freun<strong>de</strong> diese Vorliebe teilen. Eine wirksame<br />

Werbestrategie, wie Untersuchungen gezeigt haben. Doch nicht je<strong>de</strong>r möchte mit seinem Gesicht<br />

für alles werben, was ihm gefällt.<br />

Tipps zur Vermeidung personalisierter Werbung<br />

• „Adblocker“ schalten unerwünschte Werbung aus. Es gibt sie für alle gängigen Browser<br />

(zum Beispiel <strong>de</strong>n Adblocker Plus für Firefox, <strong>de</strong>n IE7pro für <strong>de</strong>n Internet Explorer).<br />

• Bei Amazon, Skype o<strong>de</strong>r in Suchmaschinen wird die personalisierte Werbung über Menüpunkte<br />

wie „Persönliche Einstellungen“, „Datenschutz“ o<strong>de</strong>r „Privatsphäre“ geregelt, beziehungsweise<br />

ein- o<strong>de</strong>r ausgeschaltet. Bei Facebook kann im Menü „Werbeanzeigen“ eingeschränkt<br />

wer<strong>de</strong>n, welche Daten von Freun<strong>de</strong>n an Dritte weitergegeben wer<strong>de</strong>n dürfen.<br />

• E-Mail-Werbung wird über das Austragen <strong>de</strong>r Adresse aus <strong>de</strong>r Mailing-Liste unterbun<strong>de</strong>n.<br />

In je<strong>de</strong>r E-Mail-Werbung sollte sich ein entsprechen<strong>de</strong>r Link zum Abmel<strong>de</strong>n befin<strong>de</strong>n.<br />

• Browser können so eingestellt wer<strong>de</strong>n, dass <strong>de</strong>r Suchverlauf am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Sitzung gelöscht<br />

wird.<br />

• Über <strong>de</strong>n „privaten Modus“ kann man anonym in Internet surfen, ebenfalls mit Zusatzprogrammen<br />

wie JonDo, S.A.D. o<strong>de</strong>r über die Suchmaschine „IX-Quick“ (Start Page).<br />

Nachteil: Manche dieser Strategien verlangsamen das Surfen.<br />

© <strong>WDR</strong> Köln 2012 Seite 5 von 13


Cookies – Fluch und Segen im Internet<br />

Konzerne wie Amazon, Google, Yahoo o<strong>de</strong>r Facebook sind dafür bekannt, Daten zu sammeln,<br />

um Geld zu verdienen. Im Einzelnen ist nicht transparent, was mit diesen Daten geschieht.<br />

Das Sammeln geschieht mittels „Cookies“, kleinen Datenpaketen, welche von besuchten Seiten<br />

auf <strong>de</strong>m Computer abgelegt wer<strong>de</strong>n – manche nur für die Dauer <strong>de</strong>r Sitzung (etwa ein <strong>WDR</strong>-<br />

Cookie), an<strong>de</strong>re viele Jahre lang. Cookies erleichtern <strong>de</strong>m Internetnutzer das Leben, in<strong>de</strong>m sie<br />

zum Beispiel Passwörter und Suchbegriffe behalten und sich merken, was sich im Warenkorb<br />

befin<strong>de</strong>t. Sie wissen auch, was gekauft und wie bezahlt wird, welche Seiten besucht wer<strong>de</strong>n,<br />

ebenso das Geschlecht, Wohnort o<strong>de</strong>r Interessen. Dank Cookies muss man nicht immer wie<strong>de</strong>r<br />

alle Daten neu eingeben.<br />

Cookies speichern, was „gefällt“. Große zentrale Server sammeln und filtern diese Informationen,<br />

um Werbung zielsicher zuordnen zu können. Dieses Vorgehen taufte <strong>de</strong>r Journalist Eli<br />

Pariser „Filterblase“. Er beschrieb auch die Nachteile dieser Blase: Sie filtert auch Informationen<br />

heraus. Facebook zum Beispiel filtert Postings von Freun<strong>de</strong>n heraus, wenn man längere<br />

Zeit nicht mit ihnen in Kontakt war. Denn nur was geklickt wird, ist für die Filter existent. Bei<br />

Google erhält man beispielsweise unterschiedliche Ergebnisse zu <strong>de</strong>m Suchbegriff „Ägypten“,<br />

je nach<strong>de</strong>m, ob <strong>de</strong>r Surfer politisch aktiv ist o<strong>de</strong>r häufig Urlaub macht. Insofern wird <strong>de</strong>r Internetnutzer<br />

durch die Filterblase auch manipuliert.<br />

Tipps für <strong>de</strong>n Umgang mit <strong>de</strong>n eigenen Daten<br />

• Der wichtigste Rat: Nur die notwendigsten Informationen gehören ins Netz. Je weniger<br />

man von sich preisgibt, <strong>de</strong>sto weniger wird man zum „gläsernen Kun<strong>de</strong>n“.<br />

• Im Browser können Einstellungen so vorgenommen wer<strong>de</strong>n, dass je<strong>de</strong>s Cookie erlaubt<br />

o<strong>de</strong>r abgelehnt wer<strong>de</strong>n muss. So bekommt man einen Überblick, welche Seiten welche und<br />

wie viele Cookies setzen und wie lange die jeweilige Verweildauer auf <strong>de</strong>m Computer ist.<br />

• Alle Menüpunkte zum Thema „Datenschutz“ sollten regelmäßig überprüft und möglichst<br />

benutzer<strong>de</strong>finiert eingestellt wer<strong>de</strong>n – <strong>beim</strong> Internetbrowser, im sozialen Netzwerk und in<br />

Onlineshops. Hier fin<strong>de</strong>n sich häufig Voreinstellungen, welche die Weitergabe anonymer<br />

o<strong>de</strong>r persönlicher Daten erlauben. Manche Seiten funktionieren gar nicht ohne Cookies,<br />

zum Beispiel Facebook. Facebook ist auch dafür bekannt, dass es seine Datenschutzeinstellungen<br />

häufig verän<strong>de</strong>rt, sodass <strong>de</strong>r Benutzer immer wie<strong>de</strong>r kontrollieren und gegebenenfalls<br />

nachbessern muss.<br />

• Das Add-on „Collusion“ für Firefox macht das Datensammeln im Hintergrund technisch<br />

sichtbar, in<strong>de</strong>m es anzeigt, wie durch Cookies mit Seiten im Hintergrund Kontakt aufgenommen<br />

wird, die möglicherweise Daten sammeln. Über „Collusion“ o<strong>de</strong>r auch Seiten wie<br />

die „Network Advertising Initiative“ kann man Werbefirmen über die Funktion „Opt out“<br />

untersagen, ab jetzt o<strong>de</strong>r in Zukunft Daten zu erfassen.<br />

• Es kostet Zeit und Mühe, die eigene Netzi<strong>de</strong>ntität zu <strong>de</strong>finieren. Eine gute „Netzpflege“<br />

gehört jedoch unbedingt zu diesem virtuellen Raum dazu, <strong>de</strong>r zugleich privat und öffentlich<br />

ist. Wer kein „gläserner Kun<strong>de</strong>“ sein möchte, muss aktiv dafür sorgen.<br />

Bewertungen im Internet<br />

Wer <strong>beim</strong> Onlinehändler <strong>de</strong>n neuesten Thriller bestellt, <strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n <strong>beim</strong> nächsten Besuch<br />

weitere Thriller vorgeschlagen, die auch an<strong>de</strong>re Krimiliebhaber gekauft haben. Für Leseratten<br />

eine tolle Sache, für Händler klingeln<strong>de</strong> Kassen. „Klick mich“, heißt die Devise. Je länger <strong>de</strong>r<br />

Kun<strong>de</strong> auf einer Seite bleibt, <strong>de</strong>sto mehr Geld gibt er in <strong>de</strong>r Regel auch dort aus. Viele Internetnutzer<br />

orientieren sich an Kun<strong>de</strong>nmeinungen, wenn sie zum Beispiel beurteilen wollen, ob<br />

<strong>de</strong>r Onlineshop, bei <strong>de</strong>m sie zum ersten Mal einkaufen wollen, seriös ist. Doch wie erkennt<br />

man, ob die Bewertungen authentisch und seriös o<strong>de</strong>r aber gefälscht und manipulativ sind?<br />

Tipps zum Thema Bewertungen<br />

• Je mehr Bewertungen jemand ins Netz gestellt hat, und je unterschiedlicher die bewerteten<br />

Produkte sind, <strong>de</strong>sto glaubwürdiger ist die Bewertung.<br />

• „Das Zimmer ist dreckig“ ist eine Beobachtung, „Das Essen hat mir nicht geschmeckt“ eine<br />

Meinung. Sachlichkeit ist ein Kriterium einer guten Bewertung.<br />

© <strong>WDR</strong> Köln 2012 Seite 6 von 13


• Mehrere Bewertungen (nicht nur die ersten fünf) zum gewünschten Produkt lesen, mehrere<br />

Internetseiten vergleichen und erst dann entschei<strong>de</strong>n.<br />

• Verdächtige Bewertungen an <strong>de</strong>n Anbieter <strong>de</strong>r Seite mel<strong>de</strong>n.<br />

Buchtipps:<br />

• Alexan<strong>de</strong>r Hennig, Willy Schnei<strong>de</strong>r<br />

Zur Kasse, Schnäppchen!<br />

Warum wir immer mehr kaufen, als wir wollen<br />

Südwest, 2010<br />

ISBN 9783517085951<br />

Preis: 9,95 Euro<br />

• Eli Pariser<br />

Filter Bubble<br />

Wie wir im Internet entmündigt wer<strong>de</strong>n<br />

Karl Hanser, 2012<br />

ISBN 9783446430341<br />

Preis: 19,90 Euro<br />

• Sascha Adamek, Kim Otto<br />

Die facebook-Falle<br />

Wie das soziale Netzwerk unser Leben verkauft<br />

Heyne, 2011<br />

ISBN 9783453601802<br />

Preis: 16,99 Euro<br />

• Martin Lindstrom<br />

Brandwashed<br />

Was du kaufst, bestimmen die an<strong>de</strong>ren<br />

Campus, 2012<br />

ISBN 9783593396194<br />

Preis: 24,99 Euro<br />

Links:<br />

• http://wdrblog.<strong>de</strong>/joergschieb/archives/2012/04/cookies.html<br />

„Jetzt geht's <strong>de</strong>n Cookies an <strong>de</strong>n Kragen“<br />

Beitrag im „Schieb-Blog“ <strong>de</strong>s <strong>WDR</strong>-Internetexperten Jörg Schieb<br />

• http://www.wdr.<strong>de</strong>/tv/quarks/sendungsbeitraege/2011/0524/uebersicht.jsp<br />

Sicher durch die Datenwelt<br />

(Quarks & Co vom 24. Mai 2011)<br />

• http://www1.wdr.<strong>de</strong>/themen/digital/sp_socialnetworks/socialnetworks100.ht<br />

ml<br />

Soziale Netzwerke: Twitter, Facebook und Co.<br />

Schwerpunkt auf <strong>WDR</strong>.<strong>de</strong><br />

• http://www.wdr.<strong>de</strong>/tv/neuneinhalb/sendungen/2012/02/2012_02_04.php5<br />

Facebook – was wissen die über mich?<br />

(neuneinhalb, Das Erste, vom 4. Februar 2012)<br />

• http://www.planetwissen.<strong>de</strong>/natur_technik/computer_und_roboter/internet/in<strong>de</strong>x.jsp<br />

Das Internet<br />

(Planet Wissen)<br />

• http://www.data<strong>de</strong>aler.net/<br />

Onlinespiel „Data Dealer“<br />

Spiel, das die Auswüchse <strong>de</strong>s Datensammelns veranschaulicht<br />

© <strong>WDR</strong> Köln 2012 Seite 7 von 13


Mogelpackung: Zuschauervorschläge<br />

Von Sebastian Schiller<br />

Seit an<strong>de</strong>rthalb Jahren ist Haushaltsexpertin Yvonne Willicks nun schon in Supermärkten und<br />

Fachgeschäften, aber auch im Internet unterwegs und enthüllt raffiniert getarnte Mogelpackungen.<br />

Ob künstlich aufgeblähte Luftverpackungen, falsche Unverbindliche Preisempfehlungen<br />

o<strong>de</strong>r teure Schnäppchenlä<strong>de</strong>n – in fast je<strong>de</strong>m Marktsegment wer<strong>de</strong>n Verbraucher getäuscht<br />

und an <strong>de</strong>r Nase herumgeführt. Oft sind die Verkaufstricks <strong>de</strong>r Hersteller und <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls<br />

nur schwer zu durchschauen, und in vielen Fällen wird die Täuschung erst nach <strong>de</strong>m Kauf<br />

offensichtlich.<br />

Bei ihren Recherchen ist Yvonne Willicks auch auf die Mithilfe <strong>de</strong>r aufmerksamen Servicezeit-<br />

Zuschauer angewiesen. Diese berichten ihr tagtäglich von immer neuen Mogelpackungen. Über<br />

einige hat Yvonne in <strong>de</strong>r Sendung bereits berichtet, viele an<strong>de</strong>re blieben bisher unerwähnt.<br />

Doch das will die Haushaltsexpertin än<strong>de</strong>rn und zumin<strong>de</strong>st vor <strong>de</strong>n dreistesten Verbrauchertäuschungen<br />

warnen.<br />

Gleicher Produktname, unterschiedlicher Inhalt<br />

Servicezeit-Zuschauer Herr P. hatte bei Aldi das Mineralwasser Aqua Culinaris Classic in zwei<br />

verschie<strong>de</strong>nen Größen gekauft: in <strong>de</strong>r 1,5-Liter-PET-Flasche und als 0,5-Liter-Variante für unterwegs.<br />

Als er <strong>de</strong>n Mineraliengehalt bei<strong>de</strong>r Gebin<strong>de</strong> verglich, staunte er nicht schlecht: Die<br />

Konzentrationen unterschei<strong>de</strong>n sich <strong>de</strong>utlich. Während das eine Mineralwasser als „natriumarm“<br />

(17,2 Milligramm pro Liter) bezeichnet wer<strong>de</strong>n kann, überschreitet das an<strong>de</strong>re sogar <strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>r Trinkwasserverordnung empfohlenen Grenzwert von 200 Milligramm pro Liter: Tatsächlich<br />

sind 247 Milligramm darin enthalten. Auf <strong>de</strong>n ersten Blick ist dieser Unterschied nicht erkennbar:<br />

Die Etiketten bei<strong>de</strong>r Flaschengrößen sind gleich gestaltet, bei<strong>de</strong> tragen dieselbe Produktbezeichnung.<br />

Lediglich ein großer, aber <strong>de</strong>nnoch unscheinbarer Schriftzug an <strong>de</strong>r Seite<br />

verweist auf die Quelle, aus <strong>de</strong>r das jeweilige Wasser stammt: aus <strong>de</strong>r Kurfels-Quelle bei <strong>de</strong>r<br />

1,5-Liter-Flasche, aus <strong>de</strong>r Noé-Quelle bei <strong>de</strong>r 0,5-Liter-Flasche. „Um Verwechslungen auszuschließen,<br />

sollte die Aufmachung <strong>de</strong>r Flaschen umgehend verän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n“, fin<strong>de</strong>t Yvonne.<br />

„Denn für Menschen mit hohem Blutdruck, die das natriumarme Wasser in <strong>de</strong>r 0,5-Liter-<br />

Flasche für sich ent<strong>de</strong>ckt haben und nun zur großen Flasche greifen, kann das sogar gefährlich<br />

wer<strong>de</strong>n, da eine hohe Natriumzufuhr Bluthochdruck negativ beeinflussen kann.“ Auf Nachfrage<br />

erklärte Aldi Süd, dass sie aus Nachhaltigkeitsgrün<strong>de</strong>n ihre Wasser jeweils aus Quellen <strong>de</strong>r<br />

Region beziehen, um Transportwege zu verkürzen. Alle nötigen Informationen seien für <strong>de</strong>n<br />

Verbraucher auf <strong>de</strong>n Etiketten ersichtlich.<br />

Übrigens ist dies kein Einzelfall. Auch bei an<strong>de</strong>ren Mineralwassern kann die Zusammensetzung<br />

<strong>de</strong>r Mineralien sich je nach Größe o<strong>de</strong>r Filiale sehr unterschei<strong>de</strong>n. Wenn man Probleme mit<br />

Bluthochdruck hat, sollte man also <strong>beim</strong> Kauf je<strong>de</strong>smal die Mineralienzusammensetzung genau<br />

studieren.<br />

Doppelte Verpackungsgröße, gleicher Inhalt<br />

Auch Berna<strong>de</strong>tte Z. aus Konz in Rheinland-Pfalz schickte Yvonne eine Mogelpackung: zwei<br />

Verpackungen mit Wundverband von Leukomed. Bei<strong>de</strong> Packungen haben <strong>de</strong>nselben Inhalt:<br />

50 einzeln verpackte Pflaster <strong>de</strong>rselben Größe. Eine Packung ist allerdings doppelt so groß wie<br />

die an<strong>de</strong>re (1.437 gegenüber 716 Kubikzentimeter). Hier wur<strong>de</strong> vor allem Luft verpackt. Und<br />

auch die Pflaster-Umverpackung legte bei <strong>de</strong>r großen Schachtel an Material zu. Berna<strong>de</strong>tte Z.<br />

ärgert sich vor allem über die Umweltbelastung – einmal durch <strong>de</strong>n Mehrverbrauch an Verpackungsmaterialien,<br />

viel mehr aber durch das doppelte Transportvolumen. Denn laut Beschriftung<br />

wer<strong>de</strong>n diese Pflaster in alle Herren Län<strong>de</strong>r exportiert. Bei <strong>de</strong>r großen Packung entstehen<br />

dabei sehr viel mehr CO2-Emissionen.<br />

Luft in <strong>de</strong>r Tube<br />

Viel Luft wur<strong>de</strong> auch in <strong>de</strong>r Ultra Haftcreme von Corega verpackt. Das schreibt H. H. aus<br />

Aachen. Von außen ist das für <strong>de</strong>n Verbraucher nicht erkennbar. Erst wenn man die Tube aufschnei<strong>de</strong>t,<br />

wird <strong>de</strong>utlich, dass diese zu einem Drittel leer ist.<br />

Teures Schnäppchen<br />

Yvonne fährt nach Al<strong>de</strong>kerk am Nie<strong>de</strong>rrhein. Hier wohnt Zuschauer Klaus F. Sensibilisiert unter<br />

an<strong>de</strong>rem durch die Servicezeit, achtet <strong>de</strong>r 66-jährige Rentner bei je<strong>de</strong>m Einkauf auf soge-<br />

© <strong>WDR</strong> Köln 2012 Seite 8 von 13


nannte Mogelpackungen. Bisher konnte er diese erfolgreich mei<strong>de</strong>n, jetzt hat es ihn aber kalt<br />

erwischt.<br />

In Yvonnes Heimatstadt Kamp-Lintfort war Klaus F. im Penny-Markt über ein vermeintliches<br />

Son<strong>de</strong>rangebot gestolpert: eine Drei-Liter-Flasche Lenor zum Preis von 2,39 Euro. Da die Ein-<br />

Liter-Flasche 1,65 Euro kostet, glaubte <strong>de</strong>r 66-Jährige, ein echtes Schnäppchen gefun<strong>de</strong>n zu<br />

haben. Zu Hause machte er allerdings eine verblüffen<strong>de</strong> Ent<strong>de</strong>ckung: Laut Dosierungsanleitung<br />

sind mit <strong>de</strong>r Ein-Liter-Flasche 28 Waschgänge möglich, mit <strong>de</strong>r Drei-Liter-Flasche aber nur 27!<br />

„Aus <strong>de</strong>m vermeintlichen Preisvorteil wur<strong>de</strong> ein erheblicher Preisnachteil“, ärgert sich <strong>de</strong>r<br />

Rentner.<br />

Unglaublich, fin<strong>de</strong>t auch Yvonne. Han<strong>de</strong>lt es sich bei <strong>de</strong>r Angabe <strong>de</strong>r Waschgänge eventuell nur<br />

um einen Druckfehler? Lei<strong>de</strong>r nicht. Für einen Waschgang wer<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Drei-Liter-Flasche<br />

110 Milliliter Waschmittel benötigt, bei <strong>de</strong>r Ein-Liter-Flasche nur 35 Milliliter. „Ich vermute,<br />

dass man hier mit zwei Litern Wasser <strong>de</strong>n Weichspüler gestreckt und <strong>de</strong>n Preis dafür weichgespült<br />

hat“, mutmaßt Klaus F. „Das grenzt doch an Betrug. Seit Jahren wer<strong>de</strong>n die Verbraucher<br />

auf Literpreis und Kilopreis konditioniert, um dann mit verän<strong>de</strong>rten Konzentrationen hinters<br />

Licht geführt zu wer<strong>de</strong>n.“<br />

Yvonne Willicks: „Diese Masche <strong>de</strong>s Lenor-Herstellers Procter & Gamble ist zwar nicht neu,<br />

trotz<strong>de</strong>m fallen immer wie<strong>de</strong>r auch gut informierte Verbraucher wie Klaus F. darauf herein.<br />

Denn nur wer, wie hier, die bei<strong>de</strong>n Flaschen direkt miteinan<strong>de</strong>r vergleicht, kann diese Mogelpackung<br />

auch entlarven. Egal, ob Waschmittel o<strong>de</strong>r Lebensmittel, lassen Sie sich bei Ihrem<br />

nächsten Einkauf nicht von <strong>de</strong>n vermeintlich günstigeren Großpackungen verführen.“<br />

Maxi-Verpackung – Mini-Inhalt<br />

In Erftstadt trifft Yvonne Zuschauerin Renate W. Die 57-jährige Hausfrau gehört zu <strong>de</strong>n<br />

Stammzuschauern <strong>de</strong>r Servicezeit. Deshalb hatte auch sie angenommen, niemals auf eine<br />

Mogelpackung hereinzufallen. Lei<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong> auch sie eines Besseren belehrt.<br />

Da Renate W. gerne mit Freun<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>n Nachbarskin<strong>de</strong>rn spielt, kauft sie regelmäßig neue<br />

Spiele. Die letzten drei hatten es allerdings in sich – o<strong>de</strong>r eben auch nicht. Als sie die Packungen<br />

zu Hause öffnete, staunte die 57-Jährige nicht schlecht. Die Spiele waren zwar vollständig,<br />

in <strong>de</strong>r Packung war aber noch sehr viel Platz: ein Drittel <strong>beim</strong> „Leiterspiel“, zwei Drittel bei<br />

Domino und 80 Prozent <strong>beim</strong> Kartenspiel „Abenteuer auf <strong>de</strong>n Kristallinseln“. „Die Schachteln<br />

hätten <strong>de</strong>utlich kleiner sein können, um alles zu verstauen“, fin<strong>de</strong>t Renate W. „Es war von außen<br />

nicht sichtbar, und vom Gewicht her kann man bei <strong>de</strong>n heutigen Materialien auch nicht<br />

erahnen, wie voll o<strong>de</strong>r leer die Packungen sind.“ Die Hausfrau ärgert sich vor allem über das<br />

Dominospiel. Denn auf <strong>de</strong>r Packung steht „mit großen Spielsteinen“, auch das Gewicht lässt<br />

vermuten, dass <strong>de</strong>r Karton voll sein müsste. Tatsächlich ist dieser aber nicht einmal zur Hälfte<br />

gefüllt.<br />

Auch aus Umweltaspekten sind solche Luftverpackungen für Renate W. ein Ärgernis. „Wenn<br />

man be<strong>de</strong>nkt, wie viele Bäume für <strong>de</strong>n Papp- und Papierverbrauch draufgehen, ist das doch<br />

wirklich nicht nötig“, so Renate W. Und dann <strong>de</strong>monstriert sie, dass alle drei Spiele auch in<br />

einen einzigen Karton gepasst hätten. Dieser nähme dann auch <strong>de</strong>utlich weniger Platz im<br />

Schrank weg.<br />

Yvonne Willicks: „Solche klassischen Mogelpackungen, die mehr Inhalt vortäuschen, sind für<br />

die meisten Verbraucher nicht nur ärgerlich, son<strong>de</strong>rn belasten auch die Umwelt. Das Einzige,<br />

was Sie als Verbraucher tun können – und das kann ich gar nicht oft genug wie<strong>de</strong>rholen: Mei<strong>de</strong>n<br />

Sie solche Produkte und üben Sie so Druck auf die Hersteller aus. Was nicht mehr gekauft<br />

wird, verschwin<strong>de</strong>t irgendwann ganz von selbst aus <strong>de</strong>n Regalen.“<br />

Ihre Mogelpackung in unserer Sendung!<br />

Mogelpackungen sind ein Ärgernis, das je<strong>de</strong>n Verbraucher betrifft. Wenn auch Sie sich von<br />

einem Produkt getäuscht fühlen, schreiben Sie uns:<br />

West<strong>de</strong>utscher Rundfunk<br />

Servicezeit<br />

Vorsicht Mogelpackung! Mit Yvonne Willicks<br />

50608 Köln<br />

© <strong>WDR</strong> Köln 2012 Seite 9 von 13


O<strong>de</strong>r<br />

E-Mail: servicezeit@wdr.<strong>de</strong><br />

Betreff: Vorsicht Mogelpackung! Mit Yvonne Willicks<br />

Link:<br />

• http://www.wdr.<strong>de</strong>/tv/servicezeit/archiv/in<strong>de</strong>x.jsp?r=mogelpackung&tab=rubr<br />

iken&archiv_save=GO&archiv_save=ausw%FDhlen&sortierung=chronologisch#e<br />

rgebnisliste<br />

Weitere Beiträge aus unserer Rubrik „Mogelpackung“<br />

Familie Mauckner im EM-Fieber: Regional trifft international<br />

Von Antje Baumgarten<br />

In zwei Tagen ist es endlich wie<strong>de</strong>r so weit: Anpfiff für die Fußball-EM. Auch die Mauckners aus<br />

Quettingen bei Leverkusen sind im Fußballfieber. Unsere Profis in Sachen regionaler Ernährung<br />

haben sich für das Eröffnungsspiel Polen gegen Griechenland etwas ganz Beson<strong>de</strong>res ausgedacht:<br />

Sie wollen griechisch kochen. Der Haken: Auch diesmal sollen alle Zutaten aus ihrer<br />

Region kommen. Moussaka, Bifteki und Bauernsalat ohne Olivenöl und Feta – ob das geht?<br />

Manuela Mauckner will es wissen: Zum Eröffnungsspiel Polen gegen Griechenland möchte sie<br />

für ihre Familie griechisch kochen. Drei Gerichte soll es geben: Bauernsalat, gefüllte Zucchini<br />

und Jouvetsi, einen Eintopf aus <strong>de</strong>m Ofen. Heute ist die Generalprobe.<br />

Auf <strong>de</strong>m Kölner Großmarkt sucht Manuela Zutaten und Anregungen: „Ich möchte gerne Jouvetsi<br />

kochen. Ich weiß lei<strong>de</strong>r nicht so genau, was man dafür braucht. Ich weiß, dass man<br />

Fleisch braucht.“ Der Grieche Stavros Papacostas rät ihr zu argentinischem Rindfleisch. Lecker,<br />

aber lei<strong>de</strong>r nicht regional. Doch zum Glück gibt es auch Kalbfleisch aus <strong>de</strong>r Region.<br />

Großmärkte wer<strong>de</strong>n von importierten Lebensmitteln dominiert. Die Erzeuger aus <strong>de</strong>m Umland<br />

produzieren meist nicht genügend Ware, um ihre Kun<strong>de</strong>n mit großen Mengen zu versorgen.<br />

Wer Produkte aus <strong>de</strong>r Region bevorzugt, wird eher auf Wochenmärkten o<strong>de</strong>r in Bauernlä<strong>de</strong>n<br />

fündig.<br />

Als Profi für regionale Ernährung weiß Manuela Mauckner das. Aber sie ist nicht alleine <strong>de</strong>s<br />

Einkaufs wegen in <strong>de</strong>n Großmarkt gekommen. Sie ist mit Angeliki Mavromatis verabre<strong>de</strong>t. Die<br />

vom Peloponnes stammen<strong>de</strong> Griechin ist eine Expertin in <strong>de</strong>r Küche – sie hatte jahrelang in<br />

Köln ein griechisches Restaurant. Klar, dass Manuela diesen Profi sofort zu sich nach Hause<br />

einlädt: plau<strong>de</strong>rn, kochen und Küchengeheimnisse austauschen. Doch vorher wer<strong>de</strong>n noch<br />

schnell die letzten regionalen Zutaten besorgt.<br />

Zurück in Quettingen startet das <strong>de</strong>utsch-griechische Team ein ungewöhnliches Kochexperiment:<br />

griechisch kochen mit Zutaten aus NRW. Manuela weiß aus <strong>de</strong>n Erfahrungen <strong>de</strong>s letzten<br />

Jahres (die Mauckners haben sich ein Jahr lang nur von Erzeugnissen aus <strong>de</strong>r Region ernährt),<br />

dass vor allem zusammengesetzte Produkte Inhaltsstoffe mit unbestimmter Herkunft enthalten.<br />

Das für das klassische Jouvetsi notwendige Tomatenmark ist damit tabu. Aber Angeliki hat<br />

schon eine I<strong>de</strong>e: „Man kann auch frische Tomaten nehmen und reiben. Und das wird mit <strong>de</strong>m<br />

Fleisch mitgekocht.“<br />

Manuela hat im vergangenen Jahr mehr als einmal festgestellt, dass <strong>de</strong>r Verzicht auf Fertigprodukte<br />

vor allem eins be<strong>de</strong>utet: einen höheren Zeitaufwand <strong>beim</strong> Kochen. Heute wird das<br />

wie<strong>de</strong>r einmal <strong>de</strong>utlich. Denn die für <strong>de</strong>n griechischen Eintopf benötigten Reisnu<strong>de</strong>ln, die sogenannten<br />

Kritharakis, müssen die Frauen selbst machen. Angeliki hat das zwar auch noch nie<br />

getan, aber sie weiß, dass die alten Frauen in Griechenland die Nu<strong>de</strong>ln früher immer selbst<br />

gemacht haben. Zum Ausstechen verwen<strong>de</strong>t sie einen Teelöffel, <strong>de</strong>r gibt <strong>de</strong>n Nu<strong>de</strong>ln die gebogene<br />

Reisform. Eine mühsame Prozedur – echte griechische Sisyphosarbeit.<br />

Angeliki Mavromatis hat die Abläufe <strong>beim</strong> Kochen in mehr als 20 Jahren Erfahrung in <strong>de</strong>r Gastronomie<br />

verinnerlicht. Bei ihr läuft alles sehr routiniert ab. Manuela Mauckner ist Gast in <strong>de</strong>r<br />

eigenen Küche. Für die ambitionierte Köchin nicht ganz einfach: „Es war für mich komisch, in<br />

meiner eigenen Küche nichts zu tun. Angeliki hat so ein bisschen <strong>de</strong>n Ton angegeben. Aber ich<br />

© <strong>WDR</strong> Köln 2012 Seite 10 von 13


glaube, wenn wir jetzt gleich an das Würzen kommen, da die Alternativen zu fin<strong>de</strong>n – ich glaube,<br />

dann hab ich so ein bisschen die Nase vorne, <strong>de</strong>nn das ist das, was sie noch nicht kennt<br />

und wo ich ihr vielleicht auch noch das eine o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re zeigen kann.“<br />

Manuelas Tipps für Gewürze aus <strong>de</strong>r Region<br />

Getrocknete Wurzeln von <strong>de</strong>r Nelkenwurz: Fein gemahlen ergeben sie ein Gewürz, das<br />

nach Nelke schmeckt und auch eine leicht zimtige Note hat.<br />

Kanadisches Berufskraut: Das Unkraut wächst gerne zwischen Bo<strong>de</strong>nplatten und hat, gut<br />

zerkleinert, eine überraschen<strong>de</strong> Schärfe.<br />

Wil<strong>de</strong>r Majoran: Das Wildkraut heißt auch Oregano und schmeckt genau so.<br />

Mit <strong>de</strong>n Ersatzgewürzen aus Manuelas Kräutergarten wird das Jouvetsi verfeinert. Dann kommen<br />

die selbst gemachten Kritharakis dazu, und das Ganze wird für 20 Minuten in <strong>de</strong>n Ofen<br />

geschoben.<br />

Während die Kritharakis <strong>de</strong>n Fleischsud aufsaugen, bereiten Manuela und Angeliki die Zucchini<br />

vor. Beim Aushöhlen achtet Angeliki darauf, dass die Hüllen <strong>de</strong>r Zucchini intakt bleiben. Dafür<br />

eignen sich beson<strong>de</strong>rs gut Messer mit abgerun<strong>de</strong>ter Spitze.<br />

Bei <strong>de</strong>r Füllung zeigt sich wie<strong>de</strong>r Manuelas Improvisationstalent. Ein Ersatz für <strong>de</strong>n normalerweise<br />

verwen<strong>de</strong>ten Reis muss her. Manuela hat im vergangenen Jahr viel mit Getrei<strong>de</strong> experimentiert<br />

und herausgefun<strong>de</strong>n, dass gekochte Gerste <strong>de</strong>n Reis gut ersetzen kann. Angeliki ist<br />

überrascht, dass das Getrei<strong>de</strong> einen so guten und intensiven Geschmack hat. Nur bei <strong>de</strong>r<br />

nächsten Zutat kommen ihr Zweifel, ob die regionalen Ersatzprodukte wirklich so gut sind.<br />

Denn Manuela verwen<strong>de</strong>t statt importiertem Olivenöl heimisches Rapsöl. Ein Tabubruch, <strong>de</strong>nn<br />

Olivenöl ist die Seele griechischer Küche. Angeliki erklärt, warum das so ist: „Wir haben eigene<br />

Bäume in Griechenland, und wir verwen<strong>de</strong>n zum Kochen nur unser Öl. Ich bin daran gewöhnt,<br />

genau wie meine Familie auch. Und ich möchte kein an<strong>de</strong>res Öl probieren o<strong>de</strong>r benutzen.“<br />

Beim Bauernsalat gibt es noch weitere Schwierigkeiten: Dieser kommt ohne Feta und Oliven<br />

nicht aus. Doch bei<strong>de</strong>s gibt es nur in Griechenland. O<strong>de</strong>r doch nicht? Manuela hat im Bergischen<br />

einen Schafskäse gefun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r zwar ein bisschen weicher ist als <strong>de</strong>r griechische, aber<br />

vom Geschmack mit <strong>de</strong>m Original absolut mithalten kann. Den größten Überraschungseffekt<br />

erzielt sie allerdings mit ihren „Eifeloliven“. Die nach einem beson<strong>de</strong>ren Rezept eingelegten<br />

Schlehen schmecken sogar <strong>de</strong>r kritischen Griechin.<br />

Essen wie in Griechenland mit Zutaten aus NRW. Die Familien von Manuela und Angeliki probieren<br />

die Gerichte, die nach traditioneller Art, aber mit an<strong>de</strong>ren Zutaten zubereitet wur<strong>de</strong>n.<br />

Und auch sie sind überrascht.<br />

Enkel Costa merkt kaum einen Unterschied zwischen <strong>de</strong>n griechischen und <strong>de</strong>n Eifeloliven. Und<br />

<strong>de</strong>r kleine Tollis, <strong>de</strong>r sonst keine Oliven mag, ist von <strong>de</strong>n eingelegten Schlehen total begeistert.<br />

Tochter Sula weiß, dass ihre Mutter gut kochen kann. Aber dass die Gerichte mit Zutaten aus<br />

NRW genauso gelingen wie zu Hause, überrascht die Griechin: „Das größte Kompliment ist,<br />

dass dieses Essen griechischer nicht hätte schmecken können!“<br />

Rezepte für das regionale Griechland-Fanmenü<br />

Bauernsalat mit „Eifeloliven“<br />

Zutaten für vier Personen:<br />

4 Tomaten<br />

2 Gurken<br />

3 Lauchzwiebeln<br />

selbst gemachter Essig (Menge nach Geschmack)<br />

Rapsöl (Menge nach Geschmack)<br />

½ TL Salz<br />

20 g kanadisches Berufskraut<br />

250 g Feta aus <strong>de</strong>m Bergischen Land<br />

20-30 Eifeloliven<br />

4 Zweige Oregano, frisch gezupft<br />

© <strong>WDR</strong> Köln 2012 Seite 11 von 13


Tomaten, Gurken und Lauchzwiebeln klein schnei<strong>de</strong>n. Aus Essig, Öl, Salz und Berufskraut eine<br />

Marina<strong>de</strong> herstellen und mit <strong>de</strong>n Salatzutaten gut vermischen. Mit gewürfeltem Feta, Eifeloliven<br />

und <strong>de</strong>m Oregano <strong>de</strong>korieren und servieren.<br />

Regional gefüllte Zucchini<br />

Zutaten für vier Personen:<br />

300 g gekochte Gerste<br />

3 Lauchzwiebeln<br />

½ Bund Petersilie<br />

½ Bund Dill<br />

6 EL Rapsöl<br />

½ TL Salz<br />

15 g kanadisches Berufskraut<br />

4 Zucchini<br />

Gerste, Lauchzwiebeln, Kräuter, Öl, Salz und kanadisches Berufskraut miteinan<strong>de</strong>r vermischen.<br />

In die ausgehöhlten Zucchini füllen und mit <strong>de</strong>m Zucchinianschnitt verschließen. Dann 20 Minuten<br />

lang im Gerstenkochwasser köcheln lassen, dabei die Zucchini im Topf mit einem Teller<br />

beschweren, damit sie nicht hoch kochen.<br />

Jouvetsi à la Mauckner<br />

Zutaten für vier Personen:<br />

2 kg Kalbfleisch<br />

4 Zwiebeln<br />

3 EL Rapsöl<br />

5 Blätter frischer Lorbeer<br />

5 geriebene Tomaten<br />

20 g Schnittknoblauch<br />

4 Wurzeln gemahlene Nelkenwurz<br />

20 g kanadisches Berufskraut<br />

2 TL Salz<br />

Für die Kritharakis:<br />

100 g Hartweizengrieß<br />

100 g Mehl<br />

1 Ei<br />

Milch<br />

Zwiebeln würfeln, zusammen mit <strong>de</strong>m Kalbfleisch in Rapsöl anbraten. Lorbeer und Tomaten<br />

hinzugeben. Wasser angießen, bis das Fleisch be<strong>de</strong>ckt ist. Eine Stun<strong>de</strong> köcheln lassen.<br />

Fleisch und Sud anschließend in eine ofenfeste Form mit hohem Rand füllen. Mit Schnittknoblauch,<br />

Nelkenwurz, kanadischem Berufskraut sowie Salz würzen.<br />

Für die Kritharakis aus Hartweizengrieß, Mehl, Ei und Milch einen festen Teig herstellen. Ausrollen,<br />

Kritharakis ausstechen und trocknen lassen.<br />

Kritharakis unter <strong>de</strong>n Fleischsud heben. Noch einmal 20 Minuten im Ofen schmoren lassen, bis<br />

die Flüssigkeit fast aufgesogen ist und die Nu<strong>de</strong>ln weich sind.<br />

Buchtipps:<br />

• Elissavet Patrikiou<br />

Echt griechisch!<br />

Familienrezepte von Mama Anastasía<br />

Christian, 2012<br />

ISBN 9783862441365<br />

Preis: 24,95 Euro<br />

© <strong>WDR</strong> Köln 2012 Seite 12 von 13


• Steffen G. Fleischhauer, Jürgen Guthmann, Roland Spiegelberger<br />

Essbare Wildpflanzen<br />

200 Arten bestimmen und verwen<strong>de</strong>n<br />

AT, 2007<br />

ISBN 9783038003359<br />

Preis: 17,90 Euro<br />

Links:<br />

• www.wdr.<strong>de</strong>/tv/servicezeit/sendungsbeitraege/2012/kw13/0330/00_familie_<br />

mauckner.jsp<br />

Familie Mauckner stellt um – ein Jahr Essen nur aus <strong>de</strong>r Region<br />

(Servicezeit-Reportage vom 30. März 2012)<br />

• http://www.naturton.eu<br />

Informationen zu Wild- und Gewürzkräutern<br />

Christiane Alexa, Kräuterpädagogin<br />

© <strong>WDR</strong> Köln 2012<br />

© <strong>WDR</strong> Köln 2012 Seite 13 von 13

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