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Müssen Therapeuten diagnostiziert werden

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Übertragungswünschen, wenn Patient(in) und Therapeut(in) vom Alter, sozialenStatus, Familienstand und persönlichen Unglück allzugut zusammenpassen undzwischen sozialer Realität und neurotischen Komponenten nicht mehrunterscheiden können.Agieren von Patienten gegen Partner und andere Familienangehörige resultiertnicht selten aus einer unbewußten oder bewußten Parteinahme des <strong>Therapeuten</strong>,die letztlich dem Patienten die Gelegenheit zur konstruktiven Bewältigung seinerunvermeidlichen Enttäuschungen vorenthält.Suiziddrohungen im Verlauf von Therapien können den <strong>Therapeuten</strong> dazuverleiten, dem Patienten mehr Aufmerksamkeit und Sympathie zu gönnen, als aufDauer aufrechtzuerhalten sind. Der als Retter agierende Therapeut übernimmtmehr und mehr reale Hilfs-Ich-Funktionen und verhindert dadurch ebenfalls dieDurcharbeitung der aggressiven Impulse des Patienten in derÜbertragungsbeziehung.Gespeist <strong>werden</strong> solche antitherapeutischen Verläufe auch aus Schuldgefühlenüber die Grenzen therapeutischer Möglichkeiten. Der Therapeut kann demPatienten dessen Leid nicht abnehmen. Im besten Fall kann er es verstehen unddadurch für den Patienten erträglicher machen. Glaubt er aber, mehr bieten zukönnen, täuscht er sich und den Patienten.Aus klinischer Beobachtung und Alltagswissen ist bekannt, daß sich gleich undgleich gerne gesellen. Von daher überrascht nicht, wenn depressive <strong>Therapeuten</strong>gerne depressive Patienten in Behandlung nehmen oder zwangsneurotischeCharaktere unter Patienten und <strong>Therapeuten</strong> sich wechselseitig anziehen. Zwarmuß der Therapeut nicht jede Störung am eigenen Leib erfahren haben, um siebehandeln zu können, doch kann zu viel Gesundheit auch zum Empathiehindernis<strong>werden</strong>. Goldberg (1995, 1998) meint, daß man Perversionen nur schlechtpsychotherapeutisch behandeln kann, wenn man selbst keinerlei Zugang zuentsprechenden Phantasien hat.In Semesterbesprechungen von Ausbildungskandidaten in Psychotherapien wirdimmer wieder ganz beiläufig bemerkt, daß ein Patient bei einem bestimmtenKandidaten deshalb noch keine größeren Fortschritte in der Behandlung gemachthat, weil der Kandidat mit seiner eigenen Entwicklung noch nicht weit genug1212

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