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Müssen Therapeuten diagnostiziert werden

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Akten dokumentierten Verläufe der anfänglichen Behandlung wurden dieBehandlungsstile und Haltungen der <strong>Therapeuten</strong> evaluiert. An denErstbehandlungen waren viele verschiedene <strong>Therapeuten</strong> beteiligt, darunter zweimit analytischem Hintergrund, die größere Kontingente hatten und deren Patientensich trotz gleicher Ausgangsbedingungen im weiteren Verlauf extremunterschiedlich entwickelten, sofern es sich um schwergestörte Jungen handelte.Bei den leichteren Fällen waren beide gleichermaßen erfolgreich.Von den schwergestörten Patienten von Therapeut B entwickelten 85% imweiteren Verlauf das Vollbild einer Schizophrenie und mußten zum Teildauerhospitalisiert <strong>werden</strong>, wohingegen dies nur auf 27 % der von Therapeut Abehandelten zutraf.Bei der Analyse des therapeutischen Verhaltens der zwei Behandler fand sich, daßTherapeut A in Kontrast zu seinem Kollegen, der sich genau umgekehrt verhielt,den schwerstgestörten Kindern weitaus mehr Zeit widmete als den wenigergestörten, mit den Patienten und ihren Angehörigen direkt, klar und entschiedenkommunizierte, Ressourcen außerhalb der unmittelbaren Therapiesitzungen mehrnutzte, Problemlösungsverhalten und Autonomiebestrebungen förderte und einegute therapeutische Beziehung mit den Kindern hatte. Mit seinem optimistischen,an unmittelbarer Problemlösung orientierten Verhalten setzte er einnachahmenswertes Beispiel und wurde dafür von den Kindern mit demSpitznamen Supershrink geehrt.Therapeut B dagegen schien vor den schwierigeren Fällen Angst zu haben undzog sich von ihnen zurück. Wiederholt klagte er darüber, wie schwierig diePatienten seien. Sollte er einen als prognostisch ungünstig eingeschätzten neuenPatienten übernehmen, reagierte er depressiv. Von den depressiven Gefühlen derJungen ließ er sich ebenso anstecken wie von ihrer Hoffnungslosigkeit undverstärkte damit das selbstentwertende Verhalten der Kinder sowie deren Gefühlevon Vergeblichkeit. In der unmitttelbaren Arbeit mit den Kindern verstand er eszwar, deren Ängste, Depressivität und pathologische Phantasien zur Sprachekommen zu lassen, ohne jedoch darauf adäquat eingehen zu können.Die Studie belegt, daß <strong>Therapeuten</strong> nicht nur durch einzelne Interventionen,sondern auch durch ihre Haltung und möglicherweise durch das, was man globalihre Persönlichkeit nennen mag, auf bestimmte Patientengruppen einen nachhaltig99

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