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Im Auf und Ab der Geschichte - Wild und Hund

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eför<strong>der</strong>t. <strong>Im</strong> Herbst des Jahres 1934 streckteGöring dann noch einmal drei starkeSchaufler, darunter den 24-En<strong>der</strong> „DerGroßmächtige von Gilge“.Diese Anfang <strong>der</strong> dreißiger Jahre erlegtenkapitalen Elchhirsche waren den konsequentenHegemaßnahmen von Orlowskizu verdanken. Trotzdem musste dieserhervorragende Elchkenner <strong>und</strong> -heger imOktober 1936 sein geliebtes Elchrevier verlassen.Orlowski wurde mitgeteilt, „dass eres nicht verstanden habe, das Vertrauen<strong>der</strong> berufenen Vertreter von Partei <strong>und</strong>Staat zu erringen“.<strong>Im</strong> Jahre 1937 wurde dann Hans Kramerzum Elchjägermeister ernannt <strong>und</strong> damitfür die Hege des ostpreußischen Elchwildesverantwortlich. Unter <strong>der</strong> Leitung diesesausgezeichneten Forstmannes, <strong>der</strong> bereitsseit 1925 die Oberförsterei Pfeil, das spätereForstamt, leitete, entwickelte sich dieElchhege <strong>und</strong> die Elchjagd zu einer weiterenBlütezeit.Kramer hatte in Pfeil bewiesen, wie in einemBruchwaldkomplex, <strong>der</strong> in jagdlicher<strong>und</strong> forstlicher Hinsicht durch immer wie<strong>der</strong>kehrendeStaunässe unattraktiv war, einHochwildrevier <strong>der</strong> Spitzenklasse entstehenkann. Durch eine ausgeklügelte Vorflutregelung,die zur <strong>Ab</strong>führung des stagnierendenOberflächenwassers <strong>und</strong> zurSenkung des Gr<strong>und</strong>wassers führte, erreichteer diese Zielstellung. OberforstmeisterKramer war in erster Linie Forstmann, aberauch ein sehr erfahren<strong>der</strong> Jäger <strong>und</strong> Naturkenner.Ihm war es immer ein Anliegen, dieBalance zwischen Waldbau <strong>und</strong> Jagd zu erreichen.Überhöhte <strong>Wild</strong>bestände mit allihren Problemen waren ihm ein Greuel.Den Wahlabschuss, wie ihn schon vorihm Oberförster Meyer <strong>und</strong> ForstmeisterOrlowski praktiziert hatten, behielt er auchim Reichsnaturschutzgebiet „DeutscherElchwald“, das 1937/38 gegründet <strong>und</strong>1941 mit dem Zusammenschluss von elfForstämtern zum Staatsjagdgebiet <strong>und</strong>zum einheitlich geleiteten Oberforstamtwurde, bei.Mit fast 100 000 Hektarn war <strong>der</strong> Elchwalddas größte Naturschutz- <strong>und</strong> JagdgebietDeutschlands. Der Hege <strong>und</strong> Jagd desElches wurde im Elchwald eine sehr großeBedeutung beigemessen. Beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong>Verbesserung <strong>der</strong> Äsungsverhältnisse fürden Elch wurde Rechnung getragen.Hauptsächlich in den hochwasserfreienGebieten, auf den Böschungen <strong>der</strong> Dämme,aber auch an Wiesenrän<strong>der</strong>n wurdenWeiden gepflanzt. Jedes Jahr kamen unzähligeWeidenstecklinge zur Äsung für dasElchwild in den Elchwald. Künstliche Fütterungenmit Rüben <strong>und</strong> Sesamkuchenwurden schnell wie<strong>der</strong> eingestellt, als mangerade bei den stärksten Stücken Eiweißvergiftungenfeststellte <strong>und</strong> es zu Verlustenkam.<strong>Auf</strong> 1 000 Hektar kamen in den Hauptelcheinstandsgebietensechs StückElchwild. In Bezug auf Stärke <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heithatte die Elche einen enormen <strong>Auf</strong>schwunggenommen. Eine zu große <strong>Wild</strong>dichtehätte die Bemühungen gefährdet.Der <strong>Ab</strong>schuss (Wahlabschuss) sorgtedafür, dass <strong>der</strong> Bestand auf einem tragbarenNiveau blieb. Wie OberforstmeisterHans Kramer berichtete, schwankte <strong>der</strong> Gesamtabschussin den letzten vier Jahren vordem Krieg zwischen 200 <strong>und</strong> 250 Stück(einschließlich Fallwild). Dies waren 17Prozent des Bestandes.Da <strong>der</strong> <strong>Ab</strong>schuss von starken Schauflernin den Jahren 1933 bis 1936 zu stark war,wurden danach nur noch wenige starkeHirsche freigegeben. Beim Kahlwild entsprachendie <strong>Ab</strong>schussrichtlinien denendes Rotwildes. Die Kurische Nehrung verfügte1939 indes über einen viel zu hohenElchbestand. Stangengeweihe dominierten.Durch einen beson<strong>der</strong>s starken <strong>Ab</strong>schusswurde <strong>der</strong> Stangenelch zurückgedrängt.Einbürgerungsversuche, wie 1877in Ibenhorst mit schwedischen Elchkälbern,wurden in Ostpreußen nicht wie<strong>der</strong>holt.Ostreußen-Elche: eine seltene <strong>Auf</strong>nahme aus freier <strong>Wild</strong>bahn von Martin KakiesElchwild nach den Vorstellungen desReichsjägermeisters außerhalb Ostpreußenseinzubürgern (zum BeispielSchorfheide <strong>und</strong> Darß), brachten nicht denerhofften Erfolg. <strong>Im</strong> Elchwald behielt sichGöring natürlich den <strong>Ab</strong>schuss <strong>der</strong> stärkstenSchaufler selbst vor. Unter den zwölfHirschen, die er im Verlauf von zehn Jahrenschoss, waren Kapitalschaufler wie„Der Großmächtige von Gilge“ mit 316Punkten sowie <strong>der</strong> „Prächtige“ <strong>und</strong> „Enge“mit jeweils 298 beziehungsweise 285 Punkten.Von den Gästen, die meistens im JagdhausPait abstiegen, wurden nur Selektions-Hirschemit ungenügen<strong>der</strong> Schaufelbildung<strong>und</strong> Stangenelche erlegt. Die Liste<strong>der</strong> Gäste von Staatspräsidenten, Generälen,Offizieren <strong>und</strong> Persönlichkeiten ausSport, Kultur <strong>und</strong> Wirtschaft, die im Elchwaldwaidwerkten, ist lang.Als Jagdmethoden hatten sich die Pirschzu Fuß o<strong>der</strong> im Wagen, <strong>der</strong> Ansitz amWechsel <strong>und</strong> am Brunftplatz sowie das Zudrückenbestätigter Elche bewährt. Bei <strong>der</strong>Auswahl <strong>der</strong> Waffe beziehungsweise <strong>der</strong>Munition musste die große Masse desFOTOS: WILD UND HUND ARCHIVWILD UND HUND 16/2005 23

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