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LUFTWAFFEN - Netteverlag

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MIL-EX 2013Trauerfeier auf dem Westfriedhof in Gent (Quelle: Sammlung DEHLA)Einen Monat später (kurz nach seinem23. Geburtstag) sollte R.32 zusammenmit drei weiteren Flugzeugen erstmals zueinem Nachteinsatz befehligt werden:Auszug aus dem Bericht des Kommandeursder Riesenflieger-Abteilung 501Richard von Bentivegni:„Die gute Sicht vom eigenen Platze aus, dienach Aussage der Seeflieger über dem Meereanhielt, sowie die günstigen Winde bestimmtenmich zum Ansetzen des Fluges. Die vorherrschendeNordwestwindrichtung bot denVorteil, etwa heraufziehendes schlechtesWetter rechtzeitig während des Fluges zu erkennen.Ich gab auf Grund obiger Erwägungen22 Uhr 5 Minuten folgenden Befehl:Start frei. Ziel Dover, Hilfsziel Calais-Dünkirchen.Wenn Funkspruch kommt: Nebelgefahrvermehrt, sofortige Umkehr. Startgesperrt ab 23 Uhr.Die Sicht war zunächst ausgesprochen gutund die deutsche Küste einwandfrei zu erkennen.Die Sicht blieb auch während desRückfluges genügend klar. Erst in der Gegendnordwestlich Gent wurden tiefe Wolkenbeobachtet, die allmählich geschlossenerwurden. Über dem Flugplatz selbst warennur die von den Scheinwerfern stammendenLichtkegel als unregelmäßig flackernde helleStellen in der Wolkendecke sichtbar.Sämtliche Flugzeuge haben eines der befohlenenZiele erreicht und mit 4000 kg Sprengstoffbelegt. 00 Uhr 5 Min. wurde heraufgefunkt:Nebel und Hochnebel stark gesteigert.Die Flugzeuge empfingen den Spruch undkehrten mit Ausnahme von R.39 und R.26,das beim Empfang wahrscheinlich dichtbei Calais war, sofort um. R.32 und R.29erreichten den Platz kurz nach 01 Uhr underhielten den Funkspruch: Wolkenhöhe 10012m, Brüssel fast wolkenfrei. Beide Flugzeugeentschlossen sich zur Landung. Vom letztenFunkspruch bis zur Landung vergingen etwa25 Minuten. In dieser Zeit ging der Höhennebelnoch tiefer herab. R.32 hat nach Aussageder Überlebenden verschiedentlich denPlatz angeflogen, jedoch jedes Mal in denWolken die Richtung verloren. Das Flugzeugkam dann gegen eine Baumreihe, etwa 700m vom Platz entfernt, und stieß am Bodenauf. Die sofortige Entzündung des Benzinsund die Detonation einer hängengebliebenen100 kg Bombe führten zur vollständigenVernichtung des Flugzeuges und des größtenTeiles der Besatzung“.Von der achtköpfigen Besatzung überlebtennur drei:Der 2. Pilot Vizefeldwebel Karl Jung (Brüche& Verbrennung)Der Beobachter Leutnant Karl Berk (Verbrennungen)Der Benzinwart und Funker UnteroffizierFritz Kopp (Brüche & Verbrennung)Von den fünf tödlich Verunglücktenkonnten bisher nur zwei dem FlugzeugR.32 zugeordnet werden:Der Motorenschlosser Alfred Bröske undder Motorenschlosser Julius Wienand.Bei allen weiteren Opfern bleibt noch ungeklärt,zu welchem der drei vernichtetenFlugzeuge sie gehörten.Am Morgen des 10. Mai 1918 wurde dasAusmaß der Katastrophe erst deutlich.Drei der Riesenflugzeuge (R.26, R.29 undR.32) stürzten in dieser Nacht bei denLandeanflügen ab.Die Leichen wurden nach Gent in das LazarettFlandria Palace (ehemaliges Hotel)eingeliefert und von dort zur Trauerzeremoniezum Westfriedhof Gent überführtund beigesetzt.Aufgrund der Regel, dass in den heißenJahresmonaten zwischen Mai und Oktoberkeine Heimatüberführungen stattfindendurften, war es nur wenigen „betuchten“Familienangehörigen möglich, ander Trauerfeier in Gent teilzunehmen.Der Isselburger Familie Wienand war dasallerdings gleich. Julius älterer BruderKarl machte sich auf die Reise nach Gent,ließ zunächst das Grab öffnen, um dannden Körper seines Bruders zum Transportin einen Zinksarg zu betten, und machtesich auf die zweitägige Bahnfahrt indie Heimat, die Karl im verschlossenendunklen Bahnwaggon neben seinem verunglücktenBruder mitmachte.Am 27. Mai 1918 konnte der Flieger JuliusWienand dann auf dem Friedhof inIsselburg beigesetzt werden. Im Laufe derJahrzehnte wurde die Grabstelle durchdie Familie erweitert, bis sie dann einesTages eingeebnet wurde. Nichts als eineGrabeinfassung erinnerte mehr an diePerson, die noch immer in einem Zinksargunter der Erde ruht.Im Zuge der Konzentrierung nach dem2. Weltkrieg wurde der SoldatenfriedhofGent aufgelöst und dessen Gräber wiedie von Abertausenden anderen auchauf das Gelände der KriegsgräberstätteVladslo verbracht, wo die meisten seiner16 Kameraden der Unglücksnacht 1918noch heute zu finden sind.Marton Szigeti

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