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LUFTWAFFEN - Netteverlag

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GESCHICHTEDer Autor als LS 1 - Pilot mit dem Grunau-Baby(Luftfahrtschein Klasse 1).mit dem Flaschenzug aufladen und dasGanze in die Lehrwerkstatt bringen. Dortangekommen, musste ich die extrem vernagelteKiste öffnen und stellte zu meinerÜberraschung fest, dass sich nur Schrottdarin befand. Unter dem Gelächter meinerKameraden wurde mir „April-April“zugerufen, und ich durfte die Kiste wiederverschließen und für den nächstenKandidaten nach Brandenburg zurückbringen.Damit war der Tag gelaufenund ich um eine Erfahrung reicher. Dochauch etliche meiner Kameraden wurdenin den April geschickt. Sie mussten dieFeierabendschablone besorgen, den Ambosshobelholen oder das versilberte Augenmaßbereitstellen. Diese Gaudi wurdein jedem Jahr erneut an die arglosenNeuankömmlinge weitergereicht.In den großen Ferien des ersten Jahres1939 starteten wir mit unseren Rädern,Gepäck mit Zeltanteilen auf den Gepäckträgern,zu einer Wanderfahrt auf die InselRügen. Fast jeden Abend wurden unsereZelte errichtet, gekocht im Wechselaller Stubengruppen und die Abende mitLagerromantik beschlossen. Einige Malestanden uns auch Scheunen bei Bauernzur Nacht zur Verfügung. Auf Rügen angekommen,wurden wir nach Hiddenseeübergesetzt und schlugen dort für ca.zwei Wochen unser Lager auf mit reinerSelbstverpflegung. Mit dem Fahrradging es auch auf dem Rückweg ähnlichzu. Eine anstrengende Tour, aber landschaftlichund vom Erlebnis her eine tolleSache. Derartige Ferienfahrten warenin Kriegszeiten nicht mehr auf dem Programmund aus vielerlei Gründen auchunmöglich geworden.Ich bemerkte bereits, dass Sport eine sehrwichtige Stelle in unserer Ausbildungeinnahm. Ich war nie eine Sportskanonegewesen und meine Leistungen warendaher recht dürftig im Vergleich zuden meisten meiner Kameraden. Da nunsportliche Leistungen in der Gunst derJungen in meinem Alter zur Profilierungund im Kampf um die Rangordnung einwesentlicher Faktor waren, standen meineAktien nicht sehr gut. Alle Sprintsportarten,Fußball oder Handball waren mirein Gräuel, schon weil ich da nicht mithaltenkonnte. So entwickelte ich die Disziplinen,die mir lagen, wie Schwimmen,Langstecken- und Geländelauf sowieWehrsport (Kleinkaliberschießen) undkam dabei zu respektablen Ergebnissen.Um jedoch die erwünschte Anerkennungdurch meine Kameraden zu erhalten,reichte das noch nicht ganz aus, denndas waren Nebenschauplätze genau wiemein Bestreben, gute Werkstattarbeitzu leisten. Dafür entdeckte ich meineRedegewandtheit und meine Fähigkeit,Frohsinn zu verbreiten, was den meistenmeiner Kameraden nicht so gut gelang.So wurde ich der Jahrgangs-Conférencierund Wortführer. So versuchen Jugendliche,mit der Hackordnung fertig zu werden,was mir auf diese Art auch gelang.Ostern 1940 kam dann der nächsteJahrgang, und wir waren dann schondie Alten, womit wir uns bereits zu denBesseren zählten. Aber die vielen kleinenSchikanen können hier gar nicht alle erläutertwerden. Es war Kommißleben inReinkultur und hatte den Zweck, unserenWillen zu brechen, um uns zu urteilslosenBefehlsempfängern zu erziehen, waseigentlich nie ganz gelungen ist. Besondersbeliebt bei unseren Führern warendie „Maskenbälle“: Dann hieß es, meistaus nichtigen Anlässen: In fünf Minutenalles im Trainingsanzug antreten, dannin fünf Minuten alles im Ausgehanzug,dann in fünf Minuten im Arbeitsanzugusw. Es kam vor, dass das auch mitten inder Nacht passierte als Alarmübungen.Eine weitere Großschikane war das völligeAusräumen der Stuben, einschließlichBettgestellen, Strohsäcken, Spinden mitallen Inhalten, Tischen und Stühlen. Danachgründliches Revierreinigen, wiederEinräumen mit gründlichem Revierreinigenund Appellen, ob alles sauber undordentlich eingeräumt war. Ich bin derMeinung, dass eine Hausfrau so sauberkeine Wohnung putzen kann, wie wirdas machen mussten. Selbst in den Abdeckschalender Lampenkabel unter denDecken wurde nach Staub gesucht. DerErfindungsreichtum unserer Ausbilderkannte keine Grenzen. Jedenfalls warspäter der richtige Wehrdienst dagegendie reinste Erholung.Mit dem Kriegsbeginn 1939 änderte sichbei uns im Prinzip nicht sehr viel. Eswurde abends alles verdunkelt oder abgeblendet.Die militärische Ausbildung23

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