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Die Verfassung als Rahmen der Politik [pdf, 220KB

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MEDIENPAKET<br />

Politische Bildung<br />

verflochten wegen politischer<br />

Verantwortlichkeit - Misstrauensvotum<br />

(Mehrheit kann Regierung stürzen)<br />

P a r l a m e n t<br />

Nationalrat Bundesrat Bundespräsident<br />

wählt direkt wählt direkt<br />

wählt indirekt<br />

Das präsidentielle Korrektiv ist auch <strong>als</strong> Konkurrenz zum<br />

parlamentarischen Grundzug des politischen Systems zu<br />

verstehen. In <strong>der</strong> <strong>Verfassung</strong>swirklichkeit ist freilich deutlich,<br />

dass die Rolle des Bundespräsidenten kein volles<br />

Gegengewicht zum Grundgedanken Parlamentarischen<br />

Regierens bedeutet. Denn die Bildung <strong>der</strong> Bundesregierung<br />

erfolgte immer <strong>als</strong> Konsequenz <strong>der</strong> Wahl des Nationalrates –<br />

und nie <strong>als</strong> Konsequenz <strong>der</strong> Wahl des Bundespräsidenten.<br />

Zwar kann <strong>der</strong> Bundespräsident – durchaus im Sinne<br />

eines Korrektivs – bei <strong>der</strong> Bildung <strong>der</strong> Bundesregierung<br />

eigenständig mitwirken, er kann aber gegen eine<br />

entschlossene Parlamentsmehrheit sich nicht durchsetzen.<br />

Beispiele für die eigenständige Mitwirkung und damit für das<br />

Funktionieren des präsidentiellen Korrektivs sind:<br />

1953 erklärte Bundespräsident Theodor Körner, dass er<br />

einer Einbeziehung des VDU <strong>als</strong> dritten Partner in die von<br />

ÖVP und SPÖ gebildete Bundesregierung nicht<br />

zustimmen würde. <strong>Die</strong> bis dahin (von <strong>der</strong> ÖVP) nur<br />

informell geäußerten Pläne einer solchen Einbeziehung<br />

wurden dann nicht weiterverfolgt.<br />

2000 akzeptierte Bundespräsident Thomas Klestil die<br />

Bestellung <strong>der</strong> ursprünglich für die Ämter des Finanz- und<br />

Bevölkerung<br />

ernennt<br />

Kapitel 2<br />

Struktur des politischen Systems Österreichs Abb. 2<br />

FOLIE 3<br />

des Landesverteidigungsministers vorgesehenen<br />

Personen nicht und zwang so die FPÖ an<strong>der</strong>e<br />

Kandidaten zu nominieren – die dann von Klestil<br />

akzeptiert wurden.<br />

Das wichtigste Beispiel dafür, dass das präsidentielle<br />

Element gegenüber dem parlamentarischen das<br />

Schwächere ist, liefert die Regierungsbildung 1999/2000.<br />

Bundespräsident Thomas Klestil hatte klargemacht, dass er<br />

eine Koalition zwischen SPÖ und ÖVP wünsche. Als diese<br />

scheiterte und ÖVP und FPÖ ein Koalitionsabkommen<br />

vereinbarten, sah Klestil keinen an<strong>der</strong>en Ausweg, <strong>als</strong> diese<br />

von ihm nicht gewollte Bundesregierung zu akzeptieren –<br />

d.h. sie zu bestellen.<br />

Der Grund für dieses Nachgeben liegt eben darin, dass <strong>der</strong><br />

Bundespräsident zwar grundsätzlich jede Regierung bestellen<br />

kann, dass aber diese nur handlungs- und überlebensfähig<br />

ist, wenn sie nicht gegen den Willen <strong>der</strong> Mehrheit des<br />

Nationalrates bestellt wird. Als klar wurde, dass die von ÖVP<br />

und FPÖ gebildete Mehrheit des Nationalrates jede an<strong>der</strong>e<br />

Regierung <strong>als</strong> eine ÖVP/FPÖ-Koalition sofort „stürzen“ würde,<br />

sah Klestil keine Alternative.<br />

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