Die Verfassung als Rahmen der Politik [pdf, 220KB
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MEDIENPAKET<br />
Politische Bildung<br />
Primäre emotionale Verbundenheit nach territorialen Einheiten (1987) in den Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
In einigen <strong>der</strong> Bundeslän<strong>der</strong> ist das Land <strong>der</strong> primäre<br />
territoriale Bezugspunkt <strong>der</strong> emotionalen Verbundenheit,<br />
<strong>als</strong>o <strong>der</strong> Identität – noch vor Österreich. Das unterstreicht<br />
die Wichtigkeit <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>ebene – jenseits <strong>der</strong> konkreten<br />
Kompetenzverteilung zwischen Bund und Län<strong>der</strong>n.<br />
Der fö<strong>der</strong>alistische Charakter Österreichs hat durch die<br />
Mitgliedschaft in <strong>der</strong> EU eine neue, zusätzliche Qualität<br />
erfahren: Österreich selbst ist nun, <strong>als</strong> einer von (<strong>der</strong>zeit) 15<br />
Mitgliedstaaten, Gliedstaat in einem Gebilde, das Elemente<br />
eines Bundesstaates mit Elementen eines Staatenbundes<br />
verbindet. Überall dort, wo Österreich Souveränitätsrechte<br />
an die Union abgetreten hat (Beispiel: Währungsunion,<br />
Binnenmarkt), ist Österreich selbst in <strong>der</strong> Rolle eines<br />
autonomen Landes, das zwar bei <strong>der</strong> Entscheidungsfindung<br />
Kapitel 2<br />
Wien NÖ Bgld Tirol Ktn Vbg Stmk OÖ Sbg Österreich<br />
(gesamt)<br />
Heimatort 38 30 31 16 23 21 25 35 24 29<br />
Bundesland 8 16 24 58 53 44 39 23 33 27<br />
Österreicher 46 55 44 19 24 28 32 37 35 39<br />
Deutscher 1 0 0 1 0 0 2 1 2 1<br />
(Mittel-)Europäer 4 1 0 1 0 4 2 1 4 2<br />
Weltbürger 4 0 1 2 0 3 1 2 0 2<br />
An<strong>der</strong>s 2 0 0 1 1 0 0 0 3 1<br />
Repräsentativerhebung, Angaben in Prozent. Bei Wien ist zu berücksichtigen, dass die Kategorien „Heimatort“ und „Bundesland“ zusammenfallen.<br />
Quelle: Ernst Bruckmüller: Österreichbewußtsein im Wandel. Identität und Selbstverständnis in den 90er Jahren. Wien 1994. S 19.<br />
5. Direkte Demokratie<br />
Jede Demokratie besteht aus Elementen <strong>der</strong> direkten und<br />
aus solchen <strong>der</strong> indirekten Demokratie. Jede Demokratie,<br />
daher auch die österreichische, ist eine Mischform dieser<br />
Elemente.<br />
<strong>Die</strong> indirekt demokratischen (o<strong>der</strong> repräsentativen) Elemente<br />
bestehen vor allem in den <strong>Verfassung</strong>sorganen:<br />
auf <strong>der</strong> Ebene des Bundes sind dies das Parlament, die<br />
Bundesregierung, <strong>der</strong> Bundespräsident. Mit diesen<br />
<strong>Verfassung</strong>sorganen sind aber auch die Parteien und die<br />
Verbände verbunden – ohne <strong>der</strong>en Existenz könnte man<br />
etwa nicht verstehen, was im Nationalrat vor sich geht;<br />
warum diese und nicht eine an<strong>der</strong>e Bundesregierung<br />
Abb. 3<br />
<strong>der</strong> Union mitreden kann, das sich aber den<br />
Entscheidungen dieser Gemeinschaft auch dann nicht<br />
entziehen kann, wenn diese gegen den Willen Österreichs<br />
getroffen werden.<br />
<strong>Die</strong>se Entwicklung hat auch zu Stellungnahmen geführt,<br />
die davon ausgehen, dass angesichts dieser Vielfalt <strong>der</strong><br />
<strong>Politik</strong>ebenen (Gemeinden, Län<strong>der</strong>, Bund, Union) <strong>der</strong><br />
innerösterreichische Fö<strong>der</strong>alismus selbst und damit die<br />
Bundeslän<strong>der</strong> weitgehend überflüssig geworden wären.<br />
<strong>Die</strong>se Sichtweise lässt allerdings unberücksichtigt, dass die<br />
emotionalen Bindungen – unabhängig von konkreten<br />
Zuständigkeiten – die österreichischen Län<strong>der</strong> und damit<br />
den österreichischen Bundesstaat nach wie vor <strong>als</strong> stark<br />
ausweisen.<br />
gebildet wurde. Repräsentativ ist eine Demokratie auch<br />
deshalb, weil jede Gesellschaft auch in <strong>der</strong> <strong>Politik</strong> vom<br />
Gesetz <strong>der</strong> Arbeitsteilung erfasst ist – es ist nicht vorstellbar,<br />
dass sich alle um alles kümmern. In diesem Sinne<br />
kann das Volk nicht selbst regieren – es braucht<br />
Vertretungsorgane, die direkt o<strong>der</strong> indirekt durch Wahlen<br />
demokratisch legitimiert sind.<br />
<strong>Die</strong> direkt demokratischen (o<strong>der</strong> plebiszitären) Elemente<br />
ergänzen die repräsentative Demokratie. Das Mindestmaß<br />
an direkter Demokratie ist die freie Wahl – in Österreich<br />
durch die Wahl des Nationalrates und des Bundespräsidenten<br />
gegeben. In den meisten Demokratien gibt<br />
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