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WIR SUCHEN... - Pinneberger Tageblatt

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.............................................................................................................................................................................................................................................................................................SONNTAG, 15. DEZEMBER 2013 SEITE 25.............................................................................................................................................................................................................................................................................................Reportage„Nippes“ sagen die einen, „wunderschön“, die anderen –fest steht, dass Maik Meschke für eine Figur 75 Euro verlangt. Und sie auchbekommt. WITT (6)DerTrödel-Profi: zuhause in staubigenKellernWeil der frühere Bauschhlosser und Bürokaufmann arbeitslos wurde, handelt er heute in Schenefeld mit dem, was andere nicht mehr brauchen oder wollenSCHENEFELD Wie bekommtman ein geschultes Auge? Beiebay? Auf Auktionen? Wielernt man es, Preise –sowohlfür denAn- wie auch für denVerkauf –richtig zu taxieren?Zumal, wenn es sich um sogenannten„Trödel“ handelt.Indem man sich jahrelang,Wochenende für Wochenende,auf Flohmärkten umsieht–einfach so zumSpaß–spätereigene Stände aufbaut –und dann plötzlich arbeitsloswird.Maik Meschke ist gelernterBauschlosserund mussteauskörperlichen Gründen umschulen.Er wurdeBürokaufmann.Unddann stand er mitder betriebsbedingten Kündigungin derHand plötzlichvor der Frage: Hartz IV oderlieberins kalteWasserspringen,in die Selbstständigkeit?Er hat den Sprung gewagtund ergriff in Schenefeld„Die Gelegenheit“, wie seinkleines Ladenlokal an derAltonaerChausseedoppeldeutigheißt. Zehn Jahre ist dasjetzt her. Und der Trödlersieht nicht so aus, als hätte ereinen einzigen Tag gehungert.SpätestensseitderRTL2-Kultsendung „Der Trödeltrupp–das Geld liegt im Keller“,inder Meschke bereitsmehrfach mitmischte, wissenwir,dassman tatsächlichmit dem, was andere überDekaden inKellern und aufDachböden verstauben lassen,ein gutes Einkommensichernkann.„Wir machen alles,auchEntrümpelungen“Deswegensagtder49-Jährigejetzt: „Wir machen alles,auch ganze Entrümpelungen.“Bevor er sich aber umderart große Dinge wie eineLkw-Fuhre von einem staubigenDachboden kümmernkann, betrittein älterer Herrmit Baseball-Käppi den Laden,tritt schnurstracks aufMeschkezuund fragtforsch:„Alte Kaffeekanne, Meissen?“DaistMaik, wie ihn allenennen, der als waschechterHanseat sehr gern Sprücheklopft, augenblicklich in seinemElement: „Können SieIhr Begehren für mich nochmalsin einem vollständigenSatz kleiden, junger Mann?“Der Nippes-Experte wartetdenzweiten Versuch des ker-...........................................„Alles hat seinenPreis –entscheidendist, was untendraufsteht.“Maik MeschkeNippes-Experte...........................................nigen, abersprachlosenSeninorsgar nicht mehr ab, sondernstiefelt direkt mit denWorten „Da habe ich etwasfür Sie, junger Mann“ nachhinten zu einer Vitrine. Undspricht: „Das Service hiergebeich nurimGanzenab, aberdiese Kanne, das MeissnerEinzelstück, können Sie haben,für –sagen wir –189 Euro.“Wenig später wühlt derjetzt nicht mehr ganzsoforscheInteressent in denDVD’s für fünf Euro. DiekostbareKanne? Kein Themamehr.„Alles hat seinenPreis“, erklärtMaik, „entscheidendist, was auf der Unterseitesteht, die Marke–ebenalles,was Rang und Namen hat.DerRest liegt herum wie Blei.Das kaufe ich auch nichtmehr an.“ Bei denSchreibgerätenhätte Mont Blanc dieNasevorn,beidenUhrenbeispielsweiseOmega, bei denBestecken WMF.Und die Kundschaft? Wassind das für Leute, die ihn anrufen,oder die zu ihm undseiner Frau in den Ladenkommen? „Querbeet“, sagtNicole Meschke, die seitebenso langer Zeit hinterdem Tresen steht wie ihrMann, das Suchenund Findden–beispielsweiseauf AuktioneninHamburg –jedochihm überlässt. „Wir habenschon Millionärehiergehabt,die ihren goldenen Füllerverkauft haben, weil er nichtmehr schrieb und ebensoLeute, denenman anmerkte,dass derVerkauf derUhr zumMonatsende dazudiente, etwasin denMagen zu bekommen“,sodie Expertin, währendsie die DeLonghi-Espressomaschinemit frischenWasserfüttert.Leckeren Kaffeebekommt hier nämlichnebst Schokolade jeder, derdas möchte. Kostenlos, natürlich.„Wir begrüßen alle,wie wir begrüßt werdenmöchten. Also freundlich“,erklärt sie die einfache, aberdoch beeindruckende Geschäftsphilosophie.Manchmal kommenganze BusladungenUnd das mit immer gleichbleibender guter Laune, wiesie versichert.„Malkommendrei KundenamTag,manchmalfragen wir uns aberauch,werdie ganzenBusse organisierthat, die Ladungen mitInteressenten ausspucken,obwohl gar keine Busse dasind.“ Was die Unternehmerindamit sagen will: Mal istes voll, mal nicht. Das spieleaber eben gar keine Rolle,weil am Ende des Monatszähle, was in der Kasse sei.Und das habe noch nieAnlass zurSorge gegeben.Gehandelt wird bei denMeschkes übrigens gar nichtso häufig wie es nahezuliegenscheint.Die meisten würdenden Laden mit genauen Vorstellungenbetreten. „Manchemögen das, manchenicht“, sagt Maik –und setztsein breites Grinsenauf.Michael WittAm Ende wollte der Kunde dochnur eine DVDfür fünf Euro undnicht die teure Kaffekanne aus Meissener Porzellan.Mit älteren Schreibgeräten von Mont Blanc lassensichHöchstpreise erzielen.Es gibt nichts, nachdem nicht verlangt würde –beispielsweise nachdieser Jesus-Figur.Kurz vor dem Hamburger Stadtschild, in der AltonaerChaussee 6, liegt das Ladengeschäft.Das Ehepaar Meschke –seit zehn Jahren imrecht einträglichen Geschäft.

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