Lösung zu Sachverhalt II (Meinungsfreiheit I) – Werbeverbot
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<strong>zu</strong>sammengeschlossenen Personen konsequenterweise auch auf den<br />
Grundrechtsbereich aus<strong>zu</strong>dehnen sind. 12<br />
ab) Inländisch (+)<br />
ac) Anwendbarkeit der Grundrechte „ihrem Wesen nach“?<br />
(1) entsprechend ihrem Wesen in der Rechtsordnung<br />
schlechthin<br />
Die hiermit verbundene Frage, ob speziell dieser<br />
juristischen Person Grundrechtsschutz <strong>zu</strong>kommt,<br />
beantwortet <strong>zu</strong>m einen die sog. Durchgriffsthese, wonach<br />
die Beeinträchtigung einer juristischen Person jedenfalls<br />
möglicherweise auf die dahinter stehenden natürlichen<br />
Personen („personales Substrat“) durchgreifen muss (so<br />
etwa das BVerfG). 13 Dieser Auffassung wird<br />
entgegengehalten, dass sie die eigene Grundrechtsfähigkeit<br />
der juristischen Person nicht hinreichend deutlich macht,<br />
vielmehr eine Treuhänderschaft, die von Art. 19 Abs. 3 GG<br />
gerade nicht gewollt sei, vermuten lasse.<br />
Daher erachten weite Teile der Literatur nicht den<br />
personellen Be<strong>zu</strong>g, sondern die „grundrechtstypische<br />
Gefährdungslage“ der juristischen Person als maßgeblich. 14<br />
Art. 19 Abs. 3 GG soll hiernach die juristische Person um<br />
ihrer selbst willen schützen, da andernfalls der Vorschrift<br />
kein eigener Sinn <strong>zu</strong>komme.<br />
Hier: Nach erster Auffassung ist ein Durchgriff<br />
insbesondere aufgrund der nur tlw. Verselbständigung der<br />
Gesellschaft auf das dahinter stehende personale Substrat<br />
gegeben.<br />
Schwierigkeiten ergeben sich nach dieser Auffassung<br />
insbesondere bei großen Konzernen, die etwa in der Form der<br />
Aktiengesellschaft geführt werden. Allerdings wird die<br />
Durchgriffsthese nicht in dem Sinn verstanden, dass sie eigentlich<br />
den hinter der juristischen Person stehenden Menschen<br />
Grundrechtsschutz gewährt. 15 Ein solcher Individualschutz könnte<br />
nicht erklären, warum etwa auch Kapitalgesellschaften,<br />
international verflochtenen Konzernen, Holdinggesellschaften<br />
oder Stiftungen (auch nach der Rechtsprechung des BVerfG)<br />
12 Sachs, in: Sachs (Hrsg.), Art. 19 GG Rn. 63.<br />
13 BVerfGE 21, 362, 369; 61, 82, 101; 68, 193, 205 f.; 75, 192, 196.<br />
14 Vgl. etwa Dreier, in: H. Dreier (Hrsg.), GG I, 2. Aufl. 2004, Art. 19 <strong>II</strong>I GG Rn. 33.<br />
15 F. Schoch, Jura 2001, 201 (205).<br />
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