JUR.STUDY14Verraten Sie uns Ihr lustigstes Erlebnis mit den Studenten?Schwierige Frage: Lustig für wen? Für mich? Für die Studenten? Für uns alle? Zur erstenVariante werde ich mich hüten etwas zu sagen. Als Professor macht man sich nicht überseine Studenten lustig. Und wenn, dürfen sie es nicht wissen. Die zweite Variante kamöfters vor. Etwa wenn im Hörsaal mein Laptop ausging und <strong>der</strong> herbeigerufene Hausmeisterfeststellte, dass ich vergessen hatte, den Stecker rein zu stecken.Zur dritten Variante gibt es folgende Episode: Hörsaal HZO 10 in Bochum. 900 Plätze zuZweidrittel besetzt. Türen rechts und links auf drei Ebenen. Nach Beginn <strong>der</strong> Vorlesunggeht die Tür auf <strong>der</strong> untersten Ebene auf und eine auffällig attraktive junge Frau gehtunter den gebannten Blicken des gesamten Auditoriums langsam an mir und <strong>der</strong> erstenSitzreihe vorbei zum Mittelgang und setzt sich dort auf einen Randplatz. Als ich späterbei einer meiner Wan<strong>der</strong>ungen durch den Hörsaal an ihr vorbeikomme, kann ich <strong>der</strong>Versuchung nicht wi<strong>der</strong>stehen, ihr eine Fachfrage zu stellen. Sie schaut nur stumm vorsich hin. Da fällt mir ein Vers aus dem Song „Küss die Hand, schöne Frau“ <strong>der</strong> Gruppe„Erste Allgemeine Verunsicherung“ ein, und ich sage spontan: „Grübel, grübel und studier,warum fahrnmanet zu dir?“ Der Hörsaal tobte.Was war Ihre größte Herausfor<strong>der</strong>ung?Als Dekan die divergierenden Interessen <strong>der</strong> Fakultät und ihrer verschiedenen Gruppensowie <strong>der</strong> <strong>Uni</strong>versität zu guten und fairen Ergebnissen zusammenzuführen. Das erwiessich vor allem bei den zwölf Berufungs- und Bleibeverhandlungen, die ich währendmeiner Amtszeit geführt habe, mitunter als schwierig. Da damals auch gerade die <strong>Jur</strong>istenausbildungsreformvon 2003 umzusetzen war (es mussten neue Prüfungsordnungen,Studienordnungen und Studienpläne, nunmehr auch zu den neuen Schwerpunktbereichen,erstellt werden), kamen Verhandlungen mit den an<strong>der</strong>en nordrhein-westfälischenFakultäten, Justizprüfungsämtern und dem Justizministerium sowie mehrere Anhörungenim Landtag hinzu.Was werden Sie vermissen und was hat Sie schon immer genervt?Vermissen werde ich den allmorgendlichen Gang ins Büro, mit <strong>der</strong> Post und dem frischenKaffee auf dem Schreibtisch, sowie die Möglichkeit <strong>der</strong> Delegation von Aufgaben an dieMitarbeiter, von <strong>der</strong> Sekretärin über studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte bis hinzu den wissenschaftlichen Assistenten. Nicht vermissen werde ich die Tage, an denen ichhun<strong>der</strong>te von Unterschriften unter Abschlussklausuren und Ferienhausarbeiten leistenmusste, und die Bearbeitung von Remonstrationen, insbeson<strong>der</strong>e wenn auf mehrerenSeiten dargelegt wird, dass die Note vollbefriedigend nicht ausreichend ist.Wo sehen Sie die <strong>Uni</strong> in zwanzig Jahren? Kann das Finanzproblem gelöst werden?Im Prognostizieren bin ich schlecht. Ich weiß aber, dass die regelmäßig auftretendenHaushaltsprobleme immer bewältigt worden sind und dass <strong>der</strong> Standort <strong>Münster</strong> rundumso solide ist, dass er sich im Wettbewerb <strong>der</strong> <strong>Uni</strong>versitäten sicher gut behaupten wird.
JUR.STUDYWas wollen Sie den Studenten mit auf den Weg geben?Ich zitiere die letzten beiden Strophen des Gedichts „Für meine Söhne“ des DichterjuristenTheodor Storm aus dem Jahr 1853:„Was du immer kannst, zu werden,Arbeit scheue nicht und Wachen;Aber hüte deine SeeleVor dem Karrieremachen.Wenn <strong>der</strong> Pöbel aller SorteTanzet um die goldnen KälberHalte fest: du hast vom LebenDoch am Ende nur dich selber.“15