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Im Weltkriege - booksnow.scholarsportal.info

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AnhangSeite wiederholt vermittelnd eingegriffen wurde. In diesem Stadium befandensich die Verhandlungen, als sie am 29. Dezember zum erstenmalunterbrochen wurden.Bei Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen am 6. Januar war dieLage wenig verändert. Die Stellung Kühlmanns hatte sich allerdingseinigermaßen gefestigt, doch nur um den Preis eines Entgegenkommensan den Standpunkt der deutschen militärischen Kreise. Unter diesenVerhältnissen führten die Verhandlungen, an denen auf russischer Seitenunmehr als Wortführer Trotzki teilnahm, zu durchaus unfruchtbaren,theoretischen Diskussionen über die Territorialfragen und das Recht derSelbstbestimmung, die keine Annäherung der beiderseits starr festgehaltenenStandpunkte bewirken konnten. Um die Verhandlungen über den totenPunkt hinwegzubringen, war man österreichischerseits fortgesetzt bemüht,ein Kompromiß zwischen dem deutschen und dem russischen Standpunktherbeizuführen, dies um so mehr, als es uns im allgemeinen und speziellauch wegen Polens durchaus erwünscht gewesen wäre, die Territorialfragenauf Grund des vollständigen Selbstbestimmungsrechtes zu lösen. UnsereVorschläge an die deutschen Unterhändler gingen dahin, dem russischenStandpunkt in der Weise entgegenzukommen, daß das von den Russenverlangte Plebiszit zwar, wie es deutscherseits verlangt wurde, noch währendder Besetzung der okkupierten Gebiete stattfinden, aber mit weitgehendenBürgschaften für die Freiheit der Willensäußerung der Völker ausgestattetwerden solle. Hierüber fanden mit den deutschen Unterhändlern wiederholtelangwierige Verhandlungen statt, denen von uns detailliert ausgearbeiteteEntwürfe zugrunde lagen.Diesen unseren Bemühungen blieb jedoch diesmal der Erfolg ganz versagt.Ereignisse, die sich in diesen Tagen in unserem Hinterlande abspielten,bilden die Gründe hierfür, ebenso wie für den Verlauf der inzwischeneingeleiteten Verhandlungen mit der ukrainischen Delegation.Diese hatte in der ersten Besprechung unter Ablehnung jeder Auseinandersetzungmit polnischen Vertretern die Zuerkennungdes ganzen Cholmer Landes und etwas verblümter die AbtretungOstgaliziens sowie der ukrainischen Gebiete nordöstlichUngarns verlangt, so daß die Verhandlungen knapp vor demAbbruche standen. In diesem Augenblicke brach in Österreich eine bisdahin dem Ministerium des Äußern in dieser Schärfe nicht bekannte Ernährungskriseaus, welche speziell Wien in Gefahr brachte, binnen wenigenTagen ohne Mehl dazustehen.Fast unmittelbar darauf setzte eine Streikbewegungein, welche bedrohlichen Charakter hatte. Diese Vorgänge imHinterlande der Monarchie schwächten die Stellung des Ministers desÄußern sowohl gegenüber dem deutschen Bundesgenossen als auch gegenüberden Verhandlungsgegnern — die er damals beide zu bekämpfen hatte —gerade im kritischsten Augenbücke in einem Maße, das aus der Entfernungkaum richtig abgeschätzt werden konnte. Von Deutschland, auf das ereinen Druck ausüben sollte, hatte der Minister des Äußern dringendstLebensmittelaushilfen nicht anzusprechen, sondern zu erbitten, sollteWien nicht in wenigen Tagen vor einer Ernährungskatastrophe stehen.Mit den Feinden aber mußte er im Hinblick auf die Situation im Hinterlandezu einem Frieden gelangen, der trotz der den Gegnern nicht verborgengebliebenen Ernährungskrise und Streikbewegung ein günstigersein sollte.Diese vollkommen veränderte Situation verschob die Grundlagen derVerhandlungsziele und Taktik des Ministers des Äußern. Er mußte von409

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