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SCHRIFTEN des Vereins für Geschichte und ... - Baarverein.de

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274. Wappen <strong>und</strong> SiegelWappen sind ursprünglich Kennzeichen ritterlicher Kämpfer <strong>und</strong> haben sich seit <strong>de</strong>m12. Jahrh<strong>und</strong>ert rasch in Europa verbreitet. Bald <strong>de</strong>hnte sich ihr Gebrauch auch auf unkriegerischeBereiche aus. Nicht nur A<strong>de</strong>ls-, auch Bürgerfarilllien nahmen Wappen an; Amtspersonen,Gesellschaften <strong>und</strong> städtische Gemeinwesen, später auch Handwerker <strong>und</strong> Bauernfolgten diesem Brauch. Sie verwen<strong>de</strong>ten Wappen als <strong>de</strong>utliches, unverwechselbares Kennzeichen.- Gemäß ihrer militärischen Herkunft sind Wappen einfach <strong>und</strong> weit erkennbar mitwenigen kontrastieren<strong>de</strong>n Farben gemalt 8 ) . Diese Darstellungsweise macht <strong>de</strong>n Reiz <strong>de</strong>rHeraldik aus <strong>und</strong> spricht gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>n heutigen Menschen beson<strong>de</strong>rs an.Siegel sind schon aus <strong>de</strong>m Altertum bekannt. Sie sind Persönlichkeitszeichen, die zuVerschlußzwecken <strong>und</strong> zur Beglaubigung von persönlichen Handlungen möglichst einmalig<strong>und</strong> fälschungssicher sein mußten. Im Mittelalter entwickelte sich das Siegelwesen 9 ) zu einemunentbehrlichen Instrument <strong>de</strong>r Diplomatik. Eine Urk<strong>und</strong>e ohne Siegel war ohne Beweiskraft.An wichtige - <strong>und</strong> unwichtige - Urk<strong>und</strong>en wur<strong>de</strong>n oft Dutzen<strong>de</strong> von Siegeln <strong>de</strong>rAussteller <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Zeugen gehängt. Diese mittelalterlichen Siegel sind oft wahre Kunstwerke<strong>de</strong>r Stempelschnei<strong>de</strong>r. Sie enthalten neben <strong>de</strong>r Umschrift im Siegelfeld Bil<strong>de</strong>r <strong><strong>de</strong>s</strong> Fürsten auf<strong>de</strong>m Thron, o<strong>de</strong>r einen Ritter gerüstet zu Roß, bei Kirchen<strong>für</strong>sten <strong>und</strong> Klöstern meistHeiligenfiguren, oft in komplizierter Architekturumrahmung, während Städte meist einStadtbild, zumin<strong><strong>de</strong>s</strong>t die Stadtmauer <strong>und</strong> Türme zeigen.Mit <strong>de</strong>r aufkommen<strong>de</strong>n "Wappenmo<strong>de</strong>" wer<strong>de</strong>n auch Wappen ins Siegel gesetzt.Zunächst beim reiten<strong>de</strong>n Ritter, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Schild so hält, daß das Wappenbild sichtbar ist, dannoft nur noch Schild <strong>und</strong> Helm, ja manchmal erscheint das Wappenbild frei im Siegelfeld -ohne Schild. - Aber: Siegel sind keine Wappen! Man kennt manche Wappen heute nurnoch von alten Siegeln. Doch da diesen die Farben fehlen (die Farbangabe durch Schraffurenwur<strong>de</strong> erst Anfang <strong><strong>de</strong>s</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ertS allgemein üblich) ist heute oft nicht mehr festzustellen,wie diese Wappen ausgesehen haben, im Siegel sind ja nur die Konturen zu erkennen.Doch gibt es unzählige Siegel ohne Wappen.Wappen unterliegen strengen heraldischen Gesetzen: möglichst wenige Farben, ambesten nur zwei - höchstens drei! Als "Tinkturen" kommen nur in Frage die "Farben" Rot,Blau, Schwarz <strong>und</strong> Grün, dazu die "Metalle" Gold <strong>und</strong> Silber, dies sind aber nur "Kunstnamen"<strong>für</strong> Gelb <strong>und</strong> Weiß. Dazu die Regel, daß nie "Farbe" auf "Farbe" o<strong>de</strong>r "Metall" auf"Metall" stehen soll. - Alle Figuren sind klar zu stilisieren <strong>und</strong> so in <strong>de</strong>r Fläche auszubreiten,daß sie das Schildfeld möglichst ausfüllen. Auch reine, geometrische Schildteilungen sindmöglich: die sog. "Heroldsbil<strong>de</strong>r". Sie ermöglichen die schönsten Wappen.Und noch eine Eigentümlichkeit muß hier erwähnt wer<strong>de</strong>n, die zwar ziemlich selten ist,aber gera<strong>de</strong> in unserem Raum häufiger auftritt: das heraldische Pelzwerk. Ganze Schil<strong>de</strong> o<strong>de</strong>reinzelne Partien <strong><strong>de</strong>s</strong> Wappenschil<strong><strong>de</strong>s</strong> konnten auch mit Fellen überzogen sein. Dabei gab eshauptsächlich zwei Sorten: einmal das "Hermelin", das Fell <strong><strong>de</strong>s</strong> weißen Hermelins mit <strong>de</strong>nschwarzen Schwänzchen wird oft stark stilisiert dargestellt; <strong>und</strong> zum zweiten das "Feh", dasFell <strong><strong>de</strong>s</strong> grauen Eichhörnchen, abwechselnd die graue Rückenseite mit <strong>de</strong>r hellen Bauchseitezusammengenäht. Dieses Feh erfuhr in <strong>de</strong>r Heraldik eine so weitgehen<strong>de</strong>Stilisierung, daß das Ergebnis kaum noch wie<strong>de</strong>rzuerken- J\l\l'\nen ist. Einmal wird die natürliche Farbe durch die heraldischenTinkturen Blau <strong>und</strong> "Silber" ersetzt, dann ist durch eine strengeckige Zeichnung ein sog. "Eisenhuueh" entstan<strong>de</strong>n, ein an<strong>de</strong>rmaldurch eine abger<strong>und</strong>ete Zeichnung erhielt man das sog. "Wolkenfeh". Sodann ist in <strong>de</strong>r heraldischen Spätzeit <strong><strong>de</strong>s</strong> 16. Jahrh<strong>und</strong>ertsdurch die heraldische Darstellung von "Wolken", nämlich einegekräuselte Linienform, noch eine weitere Variante <strong><strong>de</strong>s</strong> Wolken-

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