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Händler machen Stadt - Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und ...

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<strong>Händler</strong> <strong>machen</strong> <strong>Stadt</strong>Engagement des Einzelhandels <strong>für</strong> attraktive <strong>Stadt</strong>zentren


EditorialInnovative Ideen waren gefragt! Im September2012 luden das B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> Verkehr,<strong>Bau</strong> <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>entwicklung (BMVBS) <strong>und</strong>der Handelsverband Deutschland (HDE) Zusammenschlüssevon Einzelhändlern ein, sich um dieAuszeichnung „<strong>Händler</strong> <strong>machen</strong> <strong>Stadt</strong>“ zu bewerben.Gemeinschaftliche Aktivitäten von Einzelhändlerntragen zur Stärkung <strong>und</strong> Aufwertungder Innenstädte sehr viel bei. BMVBS <strong>und</strong> HDEwollten mehr über <strong>Händler</strong>gemeinschaften, die Diskussion bei der Preisverleihung am 21. März 2013Gründe, sich zu engagieren, die Art des Engagements<strong>und</strong> die durchgeführten Projekte erfahren.Die gewachsenen, traditionsreichen Innenstädte können auch zukünftig die attraktivstenEinkaufsstandorte <strong>und</strong> Mittelpunkte des städtischen Lebens sein. Weil sich K<strong>und</strong>enprofile <strong>und</strong>Einkaufsgewohnheiten ändern, neue Konkurrenzen auf der „Grünen Wiese“ oder im Internetentstanden sind, müssen die Innenstädte ihre ureigenen Stärken wieder besser zur Geltungbringen. Dazu zählt Vielfalt: die Konzentration von Geschäften aller Art, verb<strong>und</strong>en mitlebendiger Nutzungsmischung, attraktivem öffentlichem Raum sowie kulturellen <strong>und</strong> sozialenAngeboten. „Innenstädte sind vielfältig in ihrer Funktion, verschieden in ihrer Dimension,individuell in ihrer Geschichte <strong>und</strong> speziell in ihrer Eigenart.“ 1In ihrer Bewerbung sollten <strong>Händler</strong>gemeinschaften angeben, wie sie sich organisieren,wer sie unterstützt, was sie <strong>für</strong> ihren Standort tun <strong>und</strong> welche Projekte umgesetzt werden.Aktionen <strong>und</strong> Veranstaltungen, Beleuchtung oder Möblierung des öffentlichen Raums,Befragungen, Aufwertungs- oder Gestaltungsmaßnahmen <strong>und</strong> vieles mehr: Alle Arten vonProjekten waren willkommen.Mit 166 Beiträgen bis zum Einsendeschluss im November 2012 hatte der Projektaufrufeinen erfreulich hohen Rücklauf (eine vollständige Liste finden Sie auf den Seiten 61 – 63). EineExpertenjury hat in einem zweistufigen Verfahren fünf Preisträger ausgewählt, wobei diegroße Vielfalt <strong>und</strong> hohe Qualität der Beiträge die Entscheidung nicht einfach machte.Auf dem Deutschen Handelsimmobilienkongress des HDE am 21. März 2013 wurden diePreise verliehen: Auszeichnungen gingen nach Düren, Eichwalde, Oberhausen, Passau <strong>und</strong>Pfaffenhofen.Mit der vorliegenden Publikation werden nicht nur die Preisträger vorgestellt. Leitfragen,die mit der Initiative „<strong>Händler</strong> <strong>machen</strong> <strong>Stadt</strong>“ gestellt wurden, waren: WER sind die <strong>Händler</strong>,die <strong>Stadt</strong> <strong>machen</strong>? WIE sehen sie ihre Städte <strong>und</strong> die <strong>Stadt</strong>entwicklung? WAS bewegen sie inden Städten? Die Veröffentlichung richtet sich an alle, die selbst Projekte <strong>für</strong> die Innenstädte<strong>machen</strong>, begleiten, unterstützen <strong>und</strong> umsetzen. Sie lässt die unterschiedlichen Akteure deröffentlichen Hand <strong>und</strong> des Handels <strong>für</strong> die Innenstädte zu Wort kommen <strong>und</strong> zeigt ihre Sichtauf das Thema. Nicht zuletzt stellt sie eine Vielzahl gelungener Projekte vor, die inspirieren<strong>und</strong> anregen sollen, selbst aktiv zu werden.Notiz der Herausgeber:Für viele Einzelhändler <strong>und</strong> vieleStädte – stellvertretend seien Passau<strong>und</strong> Pirna genannt – hat zum Zeitpunktdes Erscheinens dieser Publikationdas große Aufräumen nacheiner der schlimmsten Hochwasserkatastrophender jüngeren Geschichtebegonnen. Hier wird das enge Zusammenwirkender Beteiligten überlebensnotwendig.Wir wünschen da<strong>für</strong>Kraft <strong>und</strong> Erfolg1 Weißbuch Innenstadt, BMVBS 2011<strong>Händler</strong> <strong>machen</strong> <strong>Stadt</strong>3


Positionen: BMVBS <strong>und</strong> HDE im GesprächGemeinsam gelungene <strong>Stadt</strong>erlebnisse schaffenDie Initiative „<strong>Händler</strong> <strong>machen</strong> <strong>Stadt</strong>“ ist <strong>für</strong> dasB<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> Verkehr, <strong>Bau</strong> <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>entwicklung(BMVBS) <strong>und</strong> <strong>für</strong> den Handelsverband Deutschland(HDE) die gelungene Fortsetzung einer langjährigenZusammenarbeit. Ihre neuen Qualitäten <strong>und</strong> aktuelleHerausforderungen <strong>für</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> Handel erörternDr. Ulrich Hatzfeld, Leiter der Unterabteilung <strong>Stadt</strong>entwicklungim BMVBS, <strong>und</strong> Stefan Genth, Hauptgeschäftsführerdes HDE.Herr Genth, Herr Hatzfeld – was hat Sie denn zudem gemeinsamen Projektaufruf bewogen?Hatzfeld: Im Weißbuch Innenstadt bekennen wir uns zureuropäischen, nutzungsgemischten <strong>und</strong> demokratischen<strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> auch zur Leitfunktion des Einzelhandels <strong>für</strong>die Innenstadt. Zugleich wissen wir, dass der Handel ineinem tief greifenden Strukturwandel steckt. Standortlagenwerden auf- <strong>und</strong> abgewertet, Betriebskonzepte kommen<strong>und</strong> gehen, die Versorgung des ländlichen Raumswird immer schlechter. In einer solchen Umbruchsituationwollen wir wissen: Was sind Perspektiven <strong>für</strong> denEinzelhandel in den <strong>Stadt</strong>kernen? Wo gibt es Innovationen,wo konstruktive Kooperationen, die Städte <strong>und</strong> denHandel voranbringen?Genth: „<strong>Händler</strong> <strong>machen</strong> <strong>Stadt</strong>“ist eine Behauptung, die eigentlichsehr weit geht. Wir warenuns bewusst, dass der Handelsehr viel <strong>für</strong> die <strong>Stadt</strong> tunkann, dass er stadtbildprägendsein kann. Was uns zusammen-Stefan Genth, HDE bringt, ist das Wissen, was wirgemeinsam brauchen, <strong>und</strong> die Erkenntnis, etwas voranbringenzu wollen – gewissermaßen ein beiderseitigesklares Bekenntnis zum Standort <strong>Stadt</strong>.Hatzfeld: Wir wollten mit dem Titel die Notwendigkeitunterstreichen, dass Einzelhandel <strong>und</strong> Städte gemeinsaman Perspektiven mit dem Ziel arbeiten, die <strong>Stadt</strong>kerneattraktiv, urban <strong>und</strong> funktional zu erhalten. Zugleich sollder Aufruf aber auch die Erkenntnis stärken, dass da<strong>für</strong>vor Ort Gestaltungsspielräume notwendig sind.Genth: Es gibt ja lokal <strong>und</strong> regional schon zahlreicheSpielarten der Zusammenarbeit. In der Umsetzung desWeißbuchs Innenstadt wollten wir auch auf B<strong>und</strong>esebeneeinen gemeinsamen Impuls setzen.Haben Sie mit über 150 Einsendungen gerechnet?Genth: Wir waren sowohl von der Menge als auch von derQualität positiv überrascht.Hatzfeld: Uns hat die Reaktion in der Tat beeindruckt,denn es fehlt kaum an anderen Projekten in diesemBereich. Man denke an die Initiativen der B<strong>und</strong>esländer,die breiten Diskussionen <strong>und</strong> vielen Veranstaltungen aufB<strong>und</strong>esebene oder auch an unser ExWoSt-Forschungsfeld„Innovationen <strong>für</strong> Innenstädte“; überall steht das Thema„Kooperation“ auf der Tagesordnung. Ich denke, dass essich vor Ort inzwischen herumgesprochen hat, dass derHandel durch Kooperationen untereinander <strong>und</strong> mit Verwaltung<strong>und</strong> Politik mehr erreicht, als wenn er versucht,seine Interessen im Alleingang durchzusetzen.Genth: An der Verteilung auf die B<strong>und</strong>esländer zeigensich erste Ergebnisse kontinuierlicher Arbeit am Thema:Aus Nordrhein-Westfalen mit seinem aktiven „NetzwerkInnenstadt“ oder Bayern, das schon 2005 das Modellvorhaben„Leben findet Innenstadt“ initiierte, kamen nichtnur viele Beiträge, sondern auch Preisträger.Und was sagen Sie zum breiten Spektrumder Einsendungen?Hatzfeld: Es war gut, kein zu stark einschränkendes Mottozu setzen. So brauchte keiner Zweifel zu haben, ob seinProjekt wirklich zum Thema passt. Wir haben außerdemdie ganze Bandbreite von dem kennengelernt, was derzeitunter der Überschrift „Kooperation“ in den Städten passiert.Genth: Wir fanden die vielen unterschiedlichen Initiativensehr spannend. Das gilt sowohl <strong>für</strong> die konkretenProjekte als auch <strong>für</strong> die Sicht der Einzelhändler aufihre Innenstadt.Welche Unterstützung können Sie denn den <strong>Händler</strong>nvor Ort anbieten?Genth: Mit unseren über 60 Unterorganisationen stellenwir uns der Aufgabe, auch in die Landes-, Regional- <strong>und</strong><strong>Stadt</strong>planung hineinzuwirken <strong>und</strong> die <strong>Händler</strong> zu beraten.Es ist doch großartig, wie viele <strong>Händler</strong> sich ehrenamtlichin die <strong>Händler</strong>gemeinschaften einbringen. Von denen4Positionen


Beleuchtete Fußgängerzone in Passaukönnen wir nicht unbedingt erwarten, dass sie auch nochadministrative Dinge übernehmen. Da muss jemand anihrer Seite sein. Als HDE können wir da unterstützen.Hatzfeld: Eine institutionalisierte Form der Kooperationkann auch dort entstehen, woein Citymanagement eingesetztwird. Dieses ist – unterbestimmten inhaltlichen <strong>und</strong>formalen Voraussetzungen –im Rahmen der Städtebauförderungförderfähig. Fast alleUlrich Hatzfeld, BMVBS größeren Städte in Deutschlandnutzen dieses Instrument an der Schnittstelle zwischenVerwaltung <strong>und</strong> Privaten, um der informellenKooperation zwischen Wirtschaft <strong>und</strong> öffentlicher SeiteDynamik <strong>und</strong> Nachhaltigkeit zu geben. Natürlich stößtdas auch mal auf Vorbehalte, insbesondere wenn dieProjekte zu einseitig sind oder Qualität vermissen lassen.Und man muss wissen: Wie viele große Organisationenfolgen auch Verwaltungen zunächst der Logik derinternen Optimierung, die nicht immer mit der Logikder Kooperation übereinstimmt.Genth: <strong>Stadt</strong>marketing <strong>und</strong> Citymanagement könnenDinge zusammenbringen. Die Aufgabe ist weit mehr alsVeranstaltungsorganisation, auch wenn tolle Veranstaltungennatürlich <strong>für</strong> schnellen Erfolg stehen. SpannendeBeispiele gibt es auch dort, wo Wissenschaftsmarketingvon Hochschulen mit <strong>Stadt</strong>marketing verb<strong>und</strong>en wird.Hatzfeld: Ich werde nur skeptisch, wenn man sich allzusehr darauf konzentriert, Veranstaltungen in die <strong>Stadt</strong>zu bringen, <strong>und</strong> dabei den öffentlichen Raum derStädte mit Events <strong>und</strong> Dauerkirmes überlastet. Wenndas Programm nicht das notwendige Niveau hat, wirdes schnell problematisch.Es geht also um die Profilierung der Innenstädte?Hatzfeld: Ja, es geht um die Herausarbeitung des Besonderen,des Einzigartigen. Dabei ist auch die Profilierung einGemeinschaftswerk. Ziel ist, die spezifischen Potenzialeder <strong>Stadt</strong> zu erkennen <strong>und</strong> gemeinsam zu mobilisieren.Wenn das gelingt, sind auch bei dem schwierigen Thema„<strong>Stadt</strong>gestaltung“ kooperative Prozesse möglich. Wir braucheneine konstruktive Zusammenarbeit von Rat, Verwaltung<strong>und</strong> allen, die sich <strong>für</strong> die Innenstadt interessieren.Das nennt man eine strategische Allianz. Und diese Allianzschließt die Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger explizit ein.Eigentümergeführter Einzelhandel <strong>und</strong> Kaufhäusersind vielerorts die Motoren der <strong>Händler</strong>gemeinschaften,die umsatzstarken Filialen der großen Kettensind nur schwer erreichbar. Manchmal wird auch überTrittbrettfahrer geklagt.Genth: Einerseits hängt es davon ab, ob die Zentrale einerlokalen Kooperation gegenüber aufgeschlossen ist <strong>und</strong>ihren Filialen hier Freiräume lässt. Andererseits habenviele Filialisten hohe Erwartungen <strong>und</strong> kooperieren nurda, wo sie auch einen echten Nutzen erkennen.Hatzfeld: <strong>Stadt</strong>entwicklung ist ja kein originäres Themabzw. Handlungsfeld des Einzelhandels. Jeder Filialleitermuss erst mal seinen Umsatz <strong>machen</strong>. Umso wichtigerist es, deutlich zu <strong>machen</strong>, dass eine strategischeKooperation auch wirtschaftlich interessante Optio nenerschließen <strong>und</strong> im gemeinsamen Interesse liegen kann.Konflikte gehören notwendigerweise dazu. Es muss sichVertrauen aufbauen. Es geht um positive gemeinsameErfahrungen. Das erreicht man nicht im Wettlauf mitder Zeit.Genth: Die Amplitude der <strong>Stadt</strong>marketingprojekte istsehr groß. Das beinhaltet sowohl die inhaltliche Ausrichtungals auch den Professionalisierungsgrad. Das machtInterview5


die Einschätzung eines solchen Projektes <strong>für</strong> den Außenstehendennicht leicht. Hier wäre eine zielführende Diskussionzu den Begriffen Citymanagement <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>marketingwünschenswert. Wir als HDE ermutigen zurBeteiligung, da es viele positive Beispiele gibt.Ist das nicht auch eine Frage des Marketingbudgetsvor Ort?Genth: Nicht alleine. Es geht hier nicht nur um Geld.Hatzfeld: Entscheidend ist, ob man erkennt, was langfristigwirklich wichtig <strong>für</strong> den Standort ist. Dabei mussman auch die Geschichte des Standortes im Auge behalten.Wenn es seit Jahren unausgesprochene Konflikteoder Verletzungen gibt, helfen große Budgets auchnicht weiter. In solchen Fällen kann ein professionellesKonfliktmanagement helfen.Die Nationale <strong>Stadt</strong>entwicklungspolitik will alsGemeinschaftsinitiative von B<strong>und</strong>, Ländern <strong>und</strong>Kommunen Innovationsförderung betreiben. ImKuratorium sitzt auch der HDE. Kann die Initiativeetwas zum Thema „Einzelhandel <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>entwicklung“beitragen?Genth: Konkret im Rahmen des Weißbuchs Innenstadt istdas <strong>für</strong> uns sehr gut vorstellbar, im Rahmen des Erfahrungsaustauschs.Das sollte verstetigt werden, anstatt das„Rad neu zu erfinden“.Das Erscheinungsbild einer <strong>Stadt</strong> zähltHatzfeld: Mit der Nationalen <strong>Stadt</strong>entwicklungspolitikversuchen wir, das Thema „<strong>Stadt</strong>“ zu einem öffentlichdiskutierten Thema zu <strong>machen</strong> <strong>und</strong> darüber hinausneue Partner <strong>für</strong> die <strong>Stadt</strong>entwicklung zu finden. In beidenBereichen ist der Einzelhandel angesprochen <strong>und</strong>he rausgefordert. Das ist zwar nicht sein Kerngeschäft<strong>und</strong> wird es nie werden, aber „der Einzelhandel brauchtdie <strong>Stadt</strong>, wie die <strong>Stadt</strong> den Einzelhandel braucht“. Insofernbin ich froh, dass der HDE sich in dem aktuellenProjektaufruf <strong>für</strong> die langfristigen Perspektiven desStandorts Innenstadt engagiert.Was uns überrascht hat, war die vergleichsweisegeringe Kenntnis bei den <strong>Händler</strong>gemeinschaften,welches Instrumentarium die <strong>Stadt</strong>entwicklungeigentlich hat. Gerade das Programm „Aktive <strong>Stadt</strong><strong>und</strong>Ortsteilzentren“ mit seinem kooperativen Ansatzkönnte noch bekannter sein.Hatzfeld: Das Problem kennen wir, es dauert einfacheinige Jahre, bis sich neue Regeln <strong>und</strong> Möglichkeitenin der Praxis durchsetzen. Mit dem Verfügungsfondshaben wir ein Instrument geschaffen, das die genanntenKooperationen explizit stärken soll. Aber es dauert,bis das in einer Berufsgruppe bekannt wird, zumal dieja nun auch andere Aufgaben hat, als <strong>Stadt</strong>planung zu<strong>machen</strong> oder sich um Förderung zu kümmern. Auch dieStädte müssen die Nutzung neuer Optionen – selbst imBereich der Förderung – erst lernen.Genth: Unsere <strong>Händler</strong> stehen tagtäglich vor der He rausforderung,unseren K<strong>und</strong>en ein gutes Angebot zu bieten.Auch dadurch werden Städte <strong>und</strong> insbesondereInnenstädte attraktiv. Somit haben die <strong>Händler</strong> oftmalseigentlich gar keine Zeit, sich in so abstrakte Projektewie die integrierte <strong>Stadt</strong>entwicklung einzuarbeiten. Esgibt zu viel, was plakativer um Aufmerksamkeit wirbt<strong>und</strong> leichter vermittelbar ist. „<strong>Händler</strong> <strong>machen</strong> <strong>Stadt</strong>“versucht, das zu ändern.Viele <strong>Händler</strong>gemeinschaften haben aber auch denWunsch geäußert, stärker in die <strong>Stadt</strong>entwicklungeingeb<strong>und</strong>en zu sein.Genth: Das begrüßen wir sehr. Dies ist ein Trend, denwir b<strong>und</strong>esweit auch bei anderen Anspruchsgruppen6Positionen


in Form der „neuen Bürgerbeteiligung“ beobachten.So hat auch die Wirtschaft eine neue Bereitschaft, sicheinzubringen – <strong>und</strong> erwartet umgekehrt, gehört <strong>und</strong>gefragt zu werden bzw. ein größeres Verständnis <strong>für</strong>die Belange des Handels. Der Zustand des öffentlichenRaums beschäftigt viele Einzelhändler sehr. Er wird häufigerals zentrales Thema benannt als z. B. die verkehrlicheAnbindung.Hatzfeld: Der Übergangsbereich zwischen dem öffentlichen<strong>und</strong> privaten Raum ist <strong>für</strong> das Erscheinungsbildeiner <strong>Stadt</strong> natürlich besonders relevant <strong>und</strong> damit einzentraler Gegenstand <strong>für</strong> eine Kooperation zwischenöffentlichen <strong>und</strong> privaten Akteuren. Wenn ich eine völligheruntergekommene Straße habe, dann wird jederEinzelhändler Schwierigkeiten haben, gute Geschäfte zu<strong>machen</strong>. Ein Einzelner allein kann in der Regel keine guteEinkaufsatmosphäre erzeugen. Deswegen hat ein <strong>Händler</strong>fast immer ein elementares Interesse daran, dass vorseiner Haustür <strong>und</strong> im unmittelbaren Umfeld Ruhemöglichkeitenvorhanden sind, dass ein ausgewogenes Verhältniszwischen Spannung <strong>und</strong> Entspannung <strong>und</strong> Anregungbesteht. Es gibt ein gemeinsames Interesse an einemgelungenen öffentlichen Raum <strong>und</strong> einem anregenden<strong>Stadt</strong>erlebnis.Genth: An der Schaufensterfront endet die individuelleGestaltungsfreiheit des Einzelhändlers. Insofern ist Kooperationwichtig. Es wurden großartige Beispiele eingereicht,bei denen gut zusammengearbeitet wurde <strong>und</strong>Entscheidungen über Bodenbeläge oder Möblierung gemeinsamgetroffen wurden. Auch wenn es um das geht,was in den Städten stattfinden kann, ist es gut, wenn kooperativentschieden wird: <strong>Stadt</strong>gestaltung ist nicht zuletztentscheidend <strong>für</strong> das, was an Veranstaltungen geht<strong>und</strong> was nicht.Hatzfeld: Hier sind Vereinbarungen <strong>und</strong> Verabredungenwichtig.Genth: Ja, Kooperation sollte auch private Flächen einbeziehen.Das Auge trennt da nicht, sondern nimmt den Raumin seiner Gesamtheit wahr. Nur Experten wissen, wo genaudie öffentliche Fläche aufhört <strong>und</strong> die private anfängt.Was bedeutet das konkret?Öffentlicher Raum als KommunikationsortHatzfeld: Es gibt viel ästhetischen Müll, der im öffentlichenRaum herumsteht. Stromkästen sind ein Beispiel,oder auch Verkehrsschilder <strong>und</strong> antiquierte Straßenmöblierungen.Hinzu tritt häufig eine schreiende Werbung.Wir brauchen da eine Gesamtbetrachtung: Wie viel<strong>und</strong> welche Art von Werbung braucht der Standort, wieviel Werbung verträgt er?Ist das die Empfehlung an <strong>Stadt</strong>verwaltung<strong>und</strong> Einzelhandel, gemeinsame Leitbilder <strong>für</strong>den öffentlichen Raum zu entwickeln?Genth: Der Einzelhandel ist nicht der einzige Adressat.Zum städtischen Gesamtbild gehören auch Wohnen, Wirtschaft<strong>und</strong> mehr. Wir wollen ja einen Spannungsbogen inder <strong>Stadt</strong>. Handel ist ein Teil des städtischen Lebens, sodassauch andere Interessen berücksichtigt werden sollten.Gleichwohl müssen bei der Entwicklung von Handlungsleitliniendie Interessen des Handels eine gewichtige Rollespielen. Das ist nicht immer so.Hatzfeld: Am schwersten erreichen wir immer noch dieImmobilienbesitzer. Der Einzelhandel spürt Probleme –auch Gestaltungs- <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>umbauprobleme – unmittelbarin seiner Kasse – <strong>und</strong> reagiert meistens auch sofort.Aber der <strong>Händler</strong> kann schwierige Standorte verlassen.Das gilt nicht <strong>für</strong> die Immobilienbesitzer. Sie haben letztendlichein elementares <strong>und</strong> wesentlich höheres Interessean der Werthaltigkeit eines Standortes oder eines Umfeldes.Deshalb müssen auch Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> ImmobilienbesitzerVerantwortung <strong>für</strong> den Innenstadtbereich übernehmen.Interview7


Öffentlichkeitsarbeit 160Feste 159Interessenvertretung 150interne Vernetzung 144öffentlicher Raum 125K<strong>und</strong>enbindung 124Branchenmix 107Immobilienmanagement 95baul. Standortentwicklung 92Qualifizierung 75Tourismus 69gemeinsamer Service 63Fördermittelakquise 58Sonstiges 400 20 40 60 80 100 120 140 160Tätigkeitsfelder der <strong>Händler</strong>gemeinschaften aus dem ProjektaufrufGenth: Wir sind da auch manchmal überrascht. KurzfristigesInteresse an hohen Mieten überwiegt häufig. Inkleineren Städten gibt es immer noch Einzelhändler, diezugleich Eigentümer sind. Aber in den 1a-Lagen der größerenStädte sind es Erbengemeinschaften, Versicherungenoder Fonds.Kooperationen gibt es angeblich vor allem, wennes schlecht läuft, wenn es kaum noch andereLösungen gibt.Genth: Schauen wir mal auf die b- <strong>und</strong> c-Lagen der großenStädte. Die stehen in einer doppelten Konkurrenzsituationzum Hauptzentrum <strong>und</strong> zum großflächigen Einzelhandel.Da gibt es Leerstände, mit denen man nur kooperativumgehen kann. Leerstandsmanagement kann nur eineZwischenlösung sein, bis der Markt eine Lösung findet<strong>und</strong> wieder eine marktgetriebene Entwicklung stattfindet.Hatzfeld: Wir dürfen nicht verkennen, dass in den Städtenimmer noch neue Brachflächen entstehen. Das ist ineiner schrumpfenden Gesellschaft <strong>und</strong> einer Umstellungder Produktionsweisen ja auch plausibel. In einer solchenSituation hilft es nicht, wenn Eigentümer an nichtmarktfähigen Vorstellungen vom Wert ihrer Immobilieoder ihres Gr<strong>und</strong>stückes festhalten. Da ist man dannschnell bei der Schrottimmobilie. Aber, um auf IhreFrage zu kommen: Auch in der Schrumpfung ist Kooperationhilfreicher als die Fortsetzung einer Konkurrenz,in der es darum geht, wer länger durchhält.Hat die Jury deswegen gezielt Projekte ausgewählt,die Leerstandsmanagement zum Thema hatten?Genth: Die Preisträger haben weit mehr gemacht als„window dressing“. Das sind sehr langfristige Sachen,in enger Abstimmung mit der <strong>Stadt</strong>verwaltung. Wenneine <strong>Händler</strong>gemeinschaft Geomarketing macht, umlangfristig die Entwicklung des Standorts zu steuern,ist das beeindruckend.Hatzfeld: Abseits der Metropolen ist Leerstand – auchim Gewerbebereich – ein wachsendes Problem. Undhier suchen wir natürlich nach Lösungen, auch mitdiesem Projektaufruf.Gibt es die denn angesichts des doppelten Konkurrenzdrucksvon der „Grünen Wiese“ <strong>und</strong> aus dem Internet?Genth: Natürlich ist E-Commerce eine direkte Konkurrenz<strong>für</strong> den Standort: zeitlich ungeb<strong>und</strong>en, ein weltweitesNetz, das dem K<strong>und</strong>en jede Freiheit bietet. DerselbeK<strong>und</strong>e, der eine schöne Innenstadt haben will,der ins Theater, ins Museum, ins Café geht, der gerneeinkauft <strong>und</strong> der sich auch sonntags mit Fre<strong>und</strong>endort trifft, sitzt abends oder am Wochenende auf demSofa <strong>und</strong> bestellt das, was er früher in der Innenstadtgekauft hat. Das muss der stationäre Handel als Herausforderungbegreifen <strong>und</strong> tut dies auch, da viele stationäreEinzelhändler das Internet bereits ebenfalls alsVertriebskanal nutzen.Hatzfeld: Über den Preis kann sich der innerstädtischeEinzelhandel langfristig sicher nicht allein behaupten.Wenn es um die Erschließung von Rationalisierungspotenzialengeht, haben andere Vertriebsformen größereChancen. Also geht es beim Standort Innenstadt um Profilierung,um Zusatzwerte wie etwa ein attraktives Umfeld,eingebettet in eine Zukunftsstrategie <strong>für</strong> die gesamteInnenstadt. Wir schlagen kommunale Weißbücher vor.Genth: Wir sind mitten in einer Transformation, der drittengroßen Herausforderung der letzten 50 Jahre im Handel.Erst die Einführung der Selbstbedienung, dann derDimensionssprung durch die Großflächigkeit <strong>und</strong> jetztder „Riesentrend“ E-Commerce. Das hat erhebliche Auswirkungenauf Standortdenken, Wohnumfeld, alles wasgesellschaftspolitisch relevant ist.8Positionen


Hatzfeld: Durch dieneuen Technologienverändern sich auchdie Städte. Mobilitätwird in 20 Jahren vollkommenanders aussehenals heute, Energiewird vollkommenImmer beliebter: Onlineshopping anders aussehen, wirwerden auch andere Umweltbedingungen haben. Wasist denn, wenn plötzlich nur noch Elektroautos fahren?Plötzlich ist eine Hauptverkehrsader weder laut noch stickig.Und vielleicht erhalten Innenstädte als die Orte derhöchsten Erreichbarkeit eine Renaissance auch durchneue Mobilitätssysteme.Genth: Das ist eine Chance. Auch die jüngere internetaffineGeneration liebt ihre Städte. Sie nutzt sie nur anders.Es gibt nicht nur in Metropolen einen Boom der Innenstadtals Erlebnisraum. Es geht um Aufenthaltsqualitäten,Spontaneität, Entertainment.Hatzfeld: Den Trend zurück in die Innenstadt können wirinzwischen auch statistisch nachweisen. Die Menschenschätzen mehr als zuvor urbane Qualitäten, zu denenauch der Einzelhandel gehört. Und gleichzeitig gibt eseinen Trend zu scheinbar preisgünstigen <strong>und</strong> bequemenFormen der Versorgung. Der Verbraucher bleibt hybrid:Er will möglichst urbane Städte <strong>und</strong> möglichst niedrigePreise zugleich. Auch hier wird es vermutlich in ZukunftBewegung geben: Der bevorstehende technologischeStrukturbruch wird die Wertigkeit der <strong>Stadt</strong> an sich, dasVerhältnis zwischen ihren Teilbereichen, aber auch zwischen<strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> Land verändern. Bei diesem hochkomplexenProzess hat der Handel eine gestaltende Rolle.Brauchen wir neue rechtliche Instrumente?Hatzfeld: Wir haben keinen Mangel an Instrumenten,wir haben vielleicht hier <strong>und</strong> da einen Mangel an derenAnwendung. Wir haben kürzlich eine Novelle des <strong>Bau</strong>gesetzbuchesverabschiedet, die das explizite Ziel hat,die Innenentwicklung zu stärken. Ohnehin ist das <strong>Bau</strong><strong>und</strong>Planungsrecht in Deutschland sehr ausdifferenziert,auch im internationalen Vergleich.Genth: Gesellschaftliche, zumal weltweite Prozesse kannman nicht mit Gesetzen steuern. Wir haben gute Chancenin Deutschland, aber <strong>für</strong> den Handel wird sich nicht überallalles aufrechterhalten lassen. Wie man angesichts sinkenderBevölkerungszahlen, sinkender Margen, sinkenderKaufkraft <strong>und</strong> des E-Commerce-Trends Versorgungsstrukturensichern kann, ist eine Frage von Konzepten.Diese Konzepte müssen wir gemeinsam entwickeln.Hatzfeld: Das erklärt vielleicht auch die starke Resonanzauf unseren Projektaufruf: Der Einzelhandel weiß, dasser attraktive Städte <strong>und</strong> Standorte braucht. Und er willsignalisieren, dass er zur Mitwirkung bereit ist, wenn esum die Standortsicherung <strong>und</strong> -weiterentwicklung geht.Genth: Die Konzepte klassischer Prägung sind nicht dieKonzepte der Zukunft, sowohl in Sachen <strong>Stadt</strong>gestaltungals auch in Sachen Prozessgestaltung im Handel.Hatzfeld: Ein Bild davon, wie die Zukunft aussehenkönnte, kann aber erst im Dialog mit allen relevantenAkteuren entstehen – <strong>und</strong> an diesem langfristig angelegtenDialog müssen Politik <strong>und</strong> Verwaltung, die übrigeWirtschaft, vor allem aber auch die Bürger bzw. die Zivilgesellschaftbeteiligt werden. Man kann es nicht of genugsagen: Die <strong>Stadt</strong> gehört nicht dem Rat oder der Verwaltung,den Unternehmen oder den Verbänden: Die <strong>Stadt</strong>gehört allein den Bürgern.Zum Abschluss fragen wir nach Ihrem persönlichenEinkaufsverhalten.Genth: Ich nehme mir gerne auch die Zeit zum Flanieren.Dann freue ich mich über so etwas wie die City West mitdem Kur<strong>für</strong>stendamm in Berlin, wo sich in den letztenJahren wieder ein qualitativ hochwertiger Mix aus inhabergeführtenGeschäften <strong>und</strong> Filialisten durchgesetzt hat.Hatzfeld: Ich bin froh, wenn ich auf dem Weg nach Hausenoch einkaufen kann. Online-Shopping ist mir erstenszu unpersönlich <strong>und</strong> zweitens zu mühsam: Ich müsste jadauernd irgendwo Pakete abholen.Das Gespräch führten Marie Neumüllers <strong>und</strong> Lutz Wüllner.Interview9


Das Weißbuch Innenstadt<strong>und</strong> der EinzelhandelAspekte eines kooperativen Prozesses„Innenstädte sind traditionell Orte des Handels. Eine Vielfalt an Geschäften trägt zurLebendigkeit der Zentren bei. Dabei ist das Beständigste am Handel der Wandel.“ So formuliertes das Weißbuch Innenstadt des B<strong>und</strong>esministeriums <strong>für</strong> Verkehr, <strong>Bau</strong> <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>entwicklung(BMVBS) im zweiten Kapitel. Weiter heißt es dort: „Der Handel ist <strong>und</strong> bleibt die Leitfunktion<strong>für</strong> die Innenstadt, seine Dynamik ist deshalb auch maßgeblich <strong>für</strong> die vielen strukturellenÄnderungen in der Innenstadt.“ 1 Selbstverständlich besteht die Innenstadt nicht nur aus Läden<strong>und</strong> Geschäften. Die Zentren werden durch die Vielfalt der Nutzungen lebendig: Es wird dortnicht nur gekauft <strong>und</strong> gearbeitet, sondern auch gewohnt, gelernt <strong>und</strong> sich erholt – eben gelebt.Der im Herbst 2010 veröffentlichte Weißbuch-Entwurf hat einen breiten Diskussionsprozessüber die Innenstadt, ihre Bedeutung <strong>und</strong> ihre Entwicklungsmöglichkeiten in Gang gesetzt.Das Weißbuch benennt die verschiedenen Themenfelder, die <strong>für</strong> die Zentren von Bedeutungsind: Handel, Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit, Wohnen, Integration, (<strong>Bau</strong>-)Kultur <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>leben. DerEntwurf wurde mit allen Innenstadtakteuren, den Kommunen, Ländern, der Wirtschaft, Verbänden,Institutionen, Vereinen <strong>und</strong> Initiativen usw. über mehrere Monate öffentlich diskutiert<strong>und</strong> anschließend überarbeitet. Auch die Bürgerschaft konnte sich an diesem Prozessbeteiligen. Die Veröffentlichung des Weißbuchs Innenstadt im Juni 2011 war also bereits dasProdukt eines kooperativen Verfahrens.In der Folge geht es darum, die Vorschläge aus dem Weißbuch auf breiter Ebene gemeinschaftlichumzusetzen. Denn <strong>Stadt</strong>entwicklung wird immer weniger allein nur eine kommunaleAngelegenheit. Eine Vielzahl von Akteuren ist durch ihr Handeln an <strong>Stadt</strong>entwicklungin ganz unterschiedlichen Formen beteiligt, seien es Unternehmen, Eigentümer, Vereine,Bildungseinrichtungen etc. Interessen müssen formuliert, diskutiert <strong>und</strong> ausgehandelt werden– Nutzungskonflikte sind typisch gerade <strong>für</strong> die Innenstadt. Betroffene werden selbst zuHandelnden <strong>und</strong> übernehmen Verantwortung. KommunaleAufgabe ist es, alle Akteure frühzeitig <strong>und</strong> partnerschaftlichin die <strong>Stadt</strong>entwicklung mit einzubinden – im Sinne einerkooperativen <strong>Stadt</strong> entwicklung.Auch <strong>Händler</strong> <strong>und</strong> Gewerbetreibende gestalten Innenstadtdurch ihr Tun maßgeblich mit. Jede Gestaltung eines Ladeneingangs,einer Geschäftsfassade oder eines Schaufensters wirktnach außen. Natürlich erfolgt das Engagement zunächst imEigeninteresse. Aber Erfolg des eigenen Ladens, Qualität derImmobilie <strong>und</strong> Situation des Quartiers hängen eng zusammen.Aus diesem Gr<strong>und</strong> sind gemeinschaftlich durchgeführte Projektewirksamer als Einzelengagement. Häufig sind dies Aktionen,die dem Marketing des eigenen Standortes dienen, wie z. B.verkaufsoffene Sonntage oder Feste. Von besonderem Interessesind diese Projekte jedoch dann, wenn sie eine nachhaltigeWirkung <strong>für</strong> die Attraktivität des Standortes haben <strong>und</strong> in die1 Weißbuch Innenstadt, BMVBS 201110<strong>Händler</strong> <strong>machen</strong> <strong>Stadt</strong>


Kongress „Weißbuch Innenstadt – Umsetzung gestalten“ am 10. April 2013 in Berlin<strong>Stadt</strong>entwicklung eingebettet sind. Instrumente wie Business Improvement Districts (BID) oderVerfügungsfonds im Rahmen der Städtebauförderung sind neue Möglichkeiten, um Engagementzu fördern, sich mit eigenen Ressourcen <strong>für</strong> den Standort starkzu<strong>machen</strong> (vgl. S. 28 – 32)Das B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> Verkehr, <strong>Bau</strong> <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>entwicklung <strong>und</strong> der HandelsverbandDeutschland (HDE) haben daher im Rahmen der Umsetzung des Weißbuchs Innenstadt gemeinsamden Projektaufruf „<strong>Händler</strong> <strong>machen</strong> <strong>Stadt</strong>“ initiiert. Zum einen sollten <strong>Händler</strong>gemeinschaften<strong>und</strong> ihre Partner ausgezeichnet werden, die sich durch ihre Tätigkeit <strong>und</strong> Projekte inbesonderer Weise <strong>für</strong> die Innenstadtentwicklung einsetzen. Die Idee dabei ist auch, breite Partnerschaften<strong>und</strong> Kooperationsansätze <strong>für</strong> die <strong>Stadt</strong>entwicklung zu unterstützen. Zum anderensollten mit der Initiative vertiefte Informationen über die <strong>Händler</strong>gemeinschaften selbst, auchüber Probleme <strong>und</strong> Umsetzungshemmnisse gewonnen werden. Wie sind die <strong>Händler</strong>gemeinschaftenaufgestellt <strong>und</strong> wer sind ihre Partner? Wie klappt die privat-öffentliche Kooperation?An welcher Stelle kann die öffentliche Hand noch besser Unterstützung leisten?Die Auswertungsergebnisse zeigen, dass es zwar schon viele gute Kooperationen gibt. Insgesamtbestehen aber hinsichtlich der gegenseitigen Information <strong>und</strong> Einbindung noch Verbesserungsmöglichkeiten.Der partnerschaftliche Projektaufruf „<strong>Händler</strong> <strong>machen</strong> <strong>Stadt</strong>“ vonBMVBS <strong>und</strong> HDE ist auch als ein Schritt zu verstehen, die Zusammenarbeit zwischen <strong>Stadt</strong><strong>und</strong> <strong>Händler</strong>n <strong>für</strong> die Innenstadt zu verbessern <strong>und</strong> weiter auszubauen. Diese Publikationsoll die Erkenntnisse aus diesem Aufruf daher möglichst breit streuen <strong>und</strong> neue <strong>und</strong> vertiefteKooperationen anregen.Beate Glöckner (BMVBS), Christiane Kalka (BBSR)Einordnung11


Preisverleihung am 21. März 2013Ergebnisse der Initiative „<strong>Händler</strong><strong>machen</strong> <strong>Stadt</strong>“ im ÜberblickEigeninitiative, Einbindung, EhrenamtDer Handelsverband Deutschland (HDE) betonte in seiner Stellungnahme zum WeißbuchInnenstadt: „Durch den Frequenzbringer Einzelhandel wird der öffentliche Raum lebendig...Für r<strong>und</strong> ein Viertel der Verbraucher stellen die Innenstädte die wichtigsten Ziele <strong>für</strong> ihreEinkäufe dar.“ 1 Die Gegenüberstellung macht die enge Wechselbeziehung zwischen attraktiveninnerstädtischen Räumen <strong>und</strong> funktionierendem Einzelhandel deutlich. Unter welchemDruck diese Beziehung steht, lässt sich an einer Umfrage des HDE vom Frühjahr 2013 ablesen:Zwar erwarten zwei Drittel der deutschen Einzelhändler derzeit <strong>für</strong> dieses Jahr ein leichtesUmsatzplus. 2 Dass aber die Innenstadt davon nur marginal profitieren kann, zeigt die Wachstumsprognosevon 12 Prozent <strong>für</strong> den Onlinehandel. Er ist es daher auch, der den Handel derzeitam meisten beschäftigt (vgl. Abb. 1 rechts). „<strong>Stadt</strong>“ <strong>und</strong> „Innenstadt“ gehören aus Sicht derBefragten nicht unbedingt zu den Faktoren, die den Konsum aktuell am stärksten positivoder negativ beeinflussen. Der regen Beteiligung am Projektaufruf „<strong>Händler</strong> <strong>machen</strong> <strong>Stadt</strong>“lässt sich allerdings entnehmen, dass es <strong>für</strong> die Mehrheit der deutschen Einzelhändler auflange Sicht darauf ankommt, ob der Umsatz vor Ort oder im Netz der Umsatz gemacht wird.Und hier decken sich ihre Interessen mit denen der <strong>Stadt</strong>planung <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>entwicklung <strong>und</strong>zahlreicher weiterer innerstädtischer Akteure, die sich am Diskussionsprozess zum WeißbuchInnenstadt beteiligt haben.1 http://www.einzelhandel.de/index.php?option=com k2&view=item&id=109857, abgerufen am 04.06.20132 www.einzelhandel.de/index.php/presse/aktuellemeldungen/item/122535-stimmung-im-einzelhandel-steigt.html, abgerufen am 13.05.201312<strong>Händler</strong> <strong>machen</strong> <strong>Stadt</strong>


Wie <strong>Händler</strong> <strong>Stadt</strong> sehen <strong>und</strong> <strong>machen</strong>Die Initiative „<strong>Händler</strong> <strong>machen</strong> <strong>Stadt</strong>“ nutzte den Anreiz eines Preisgelds von insgesamt5.000 Euro, um b<strong>und</strong>esweit in Erfahrung zu bringen, wie Einzelhändler vor Ort zusammenarbeiten,wie sie <strong>und</strong> ihre Zusammenschlüsse die Innenstadt wahrnehmen <strong>und</strong> sich an ihrerEntwicklung <strong>und</strong> Gestaltung beteiligen. Es ging den Initiatoren nicht nur um die Sammlung<strong>und</strong> öffentliche Präsentation guter Beispiele, sondern auch um Antworten auf eine Reihe vonFragen nach Akteuren <strong>und</strong> Zielen, nach Strukturen, nach Mitteleinsatz sowie nach Vernetzung<strong>und</strong> Öffentlichkeit. Zugleich galt es herauszufinden, welche Berührungspunkte es zwischenstadtentwicklungspolitischen Diskursen <strong>und</strong> der Sicht des Einzelhandels auf die <strong>Stadt</strong> gibt.Vier Teile hatte der sechsseitige Erhebungsbogen, den die <strong>Händler</strong>gemeinschaften <strong>für</strong>die Teilnahme am Projektaufruf ausfüllen mussten: Informationen zu den Mitwirkenden,zur Organisationsform <strong>und</strong> den Zielen wurden ebenso abgefragt wie Daten zu Arbeitsweise,Mitgliederzahlen <strong>und</strong> Finanzierung. Im zweiten Block waren Charakteristika des Standortsaus <strong>Händler</strong>sicht gefragt. Im dritten Block wurde um die Beschreibung von maximal dreiProjekten der letzten fünf Jahre gebeten. Schließlich ging es – außerhalb der Begutachtungder Jury, aber umso interessanter <strong>für</strong> die Auswertung – um die zentralen Herausforderungen<strong>für</strong> eine zukunftsfähige Innenstadt.Abb. 1: Was Verbraucherverhalten ausSicht des Einzelhandels beeinflusstQuerauswertung13


Kleine Mittelstädte (20.000 bis 49.999) 41Kleine Großstädte (100.000 bis 499.999) 37Große Mittelstädte (50.000 bis 99.999) 37Kleinstädte (bis 19.999) 32Große Großstädte (5000.000 <strong>und</strong> mehr) 15Teilnehmer nach <strong>Stadt</strong>größen0 5 10 15 20 25 30 35 40 45Die Einsendungen kamen aus dem ganzen B<strong>und</strong>esgebiet.Die Resonanz aus Nordrhein-Westfalen war auch im Verhältniszur Anzahl der Städte außergewöhnlich hoch. Mit dem„Netzwerk Innenstadt“ gibt es hier aber auch eine etablierteArbeitsgemeinschaft, die Innenstadtthemen gemeinsam bearbeitet.Zudem werden durch das Land NRW Immobilien- <strong>und</strong>Standortgemeinschaften (ISG) besonders unterstützt (vgl. S. 63).Auch in Bayern hat die Unterstützung konzertierter Aktionen zur Innenstadtentwicklung<strong>und</strong> insbesondere die Stärkung von Public Private Partnership Tradition: Bereits 2005 rief dieOberste <strong>Bau</strong>behörde des Freistaats zur Bewerbung als Modellkommune <strong>für</strong> ihr Programm„Leben findet Innenstadt“ auf, das die Zusammenarbeit von Städten <strong>und</strong> Gemeinden mitGr<strong>und</strong>stücks- <strong>und</strong> Immobilieneigentümern, Gewerbetreibenden <strong>und</strong> weiteren Innenstadtakteurenzum Ziel hatte. Passau, dessen City Marketing e. V. einer der fünf Preisträger ist, wardamals bereits dabei (S. 22 – 25).<strong>Händler</strong>gemeinschaften aus Klein- <strong>und</strong> Mittelstädten sind zwar häufig vertreten, gegenüberderen Anteil an den Städten insgesamt eher unterrepräsentiert. Demgegenüber hat sichaus vielen großen Großstädten mindestens eine <strong>Händler</strong>gemeinschaft beteiligt, <strong>und</strong> auch inden kleinen Großstädten war die Resonanz überdurchschnittlich hoch.Fünf Kriterien waren bereits im Projektaufruf benannt worden, nach denen die <strong>Händler</strong>gemeinschaftengenauer untersucht werden sollten:Kreativität <strong>und</strong>Engagement <strong>für</strong>gemeinsameZieleLokaleVerankerung <strong>und</strong>Bezug zur <strong>Stadt</strong>Zusammenarbeituntereinander <strong>und</strong>mit KooperationspartnernEinbindung indie städtischeEntwicklungWirksamkeit dergemeinsamenProjekteNach diesen Kriterien wurden die Ausführungen zur <strong>Händler</strong>gemeinschaft, zur <strong>Stadt</strong>entwicklung<strong>und</strong> zu den Projekten im Erhebungsbogen ausgewertet. Die systematische Auswertungder Beiträge eröffnet einen guten Einblick in Entstehungskontext, Organisationsform<strong>und</strong> Arbeitsweisen unterschiedlichster Zusammenschlüsse von Einzelhändlern als Akteuren14<strong>Händler</strong> <strong>machen</strong> <strong>Stadt</strong>


k.A. 3> 200 5151 – 200 16126 – 150 11der Innenstadtentwicklung. Insbesondere die Intensität derZusammenarbeit, die Eigenständigkeit, das Selbstverständnis<strong>und</strong> die Arbeitsschwerpunkte unterscheiden sich von <strong>Stadt</strong>zu <strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> in den Städten, aus denen sich mehrere Gruppierungenbeteiligt haben, oft von Straße zu Straße. Aber auch dieGröße des Zusammenschlusses, die Bandbreite der Mitwirkenden<strong>und</strong> das Maß, in dem mit Externen kooperiert wird, sindsehr unterschiedlich.101 – 125 1776 – 100 1951 – 75 2925 – 50 37< 25 250 5 10 15 20 25 30 35 40Teilnehmer nach MitgliederzahlMitgliederzahlDie kleinste teilnehmende <strong>Händler</strong>gemeinschaft hat acht, die größte über 600 Mitglieder.In der Hälfte aller teilnehmenden Zusammenschlüsse sind zwischen 25 <strong>und</strong> 100 Mitgliedernorganisiert. Kleinere Gruppen vertreten eher Nischen wie ein bestimmtes Einzelhandelssegment,einen gegenüber anderen Lagen zu profilierenden Teilbereich der Innenstadt oder aucheine besondere Akteursgruppe. Bei den sehr großen Gemeinschaften handelt es sich häufigum einen institutionalisierten Dachverband <strong>für</strong> die Innenstadt als branchenübergreifende,professionelle Lobby- <strong>und</strong> Marketingorganisation.Andere mitgliederstarke Gemeinschaften haben ihre Wurzeln in gesamtstädtisch ausgerichtetenGewerbevereinen. Diese gerade in Klein- <strong>und</strong> Mittelstädten häufigen Modelleumfassen Industrie, Handel <strong>und</strong> Dienstleistungen in der gesamten <strong>Stadt</strong>. Der innerstädtischeEinzelhandel ist hier oft nur ein Akteurs- <strong>und</strong> Handlungsfeld, allerdings zumeist einsehr bedeutendes.Zusammenarbeit mit GeschichteAuch wenn fast die Hälfte der teilnehmenden <strong>Händler</strong>gemeinschaften erst seit zehn bisfünfzehn Jahren zusammenarbeitet, können viele Zusammenschlüsse auf eine sehr viel längereTradition zurückblicken. Teilweise reicht diese bis ins 19. Jahrh<strong>und</strong>ert zurück. Auch derausgezeichnete Eichwalder Gewerbeverband e. V. 92 verweist mit Stolz auf seine „Erstgründungam 25.10.1903“ 2 , obwohl er das Jahr der Neugründung im Namen trägt. Ebenfalls weit verbreitetsind <strong>Händler</strong>gemeinschaften, die ihre Wurzeln in den 1950er- <strong>und</strong> frühen 1960er-Jahrenhaben <strong>und</strong> sich ursprünglich zusammenschlossen, um im erstarkenden Konsum der „Wirtschaftsw<strong>und</strong>erzeit“gemeinsam Werbung zu <strong>machen</strong>. Viele von ihnen wurden durch Tradingdown-Effekteder Standorte oder durch Generationswechsel in der Mitgliedschaft zurorganisatorischen Modernisierung gezwungen.2 www.eichwalder-gewerbeverband.de/index.html, abgerufen am 17.03.2013Querauswertung15


Zwar gab es in der DDR durchaus privaten Einzelhandel, allerdings in wesentlich geringeremAusmaß. Erst recht waren freiwillige Zusammenschlüsse <strong>und</strong>enkbar. Alle teilnehmenden<strong>Händler</strong>gemeinschaften aus den ostdeutschen Ländern wurden nach 1990 neu bzw. wiedergegründet. Zwar ist eine aufholende Entwicklung insbesondere dort zu verzeichnen, wo etwadurch das Städtebauförderungsprogramm „Aktive <strong>Stadt</strong>- <strong>und</strong> Ortsteilzentren“ ein Citymanagementgefördert wird, das aktivierend wirkt. Zurückhaltung hinsichtlich der Mitgliedschaftin Organisationen sowie die wirtschaftliche Lage vieler Einzelhändler in ostdeutschenStädten führen jedoch zu insgesamt deutlich niedrigeren Mitgliederzahlen.Gute Gründe <strong>für</strong> KooperationenDie Motive zur Gründung von <strong>Händler</strong>gemeinschaften sind so vielfältig wie die Gruppierungenselbst. Als Organisationsform favorisieren drei Viertel den eingetragenen Verein. Aufnahme<strong>und</strong> Austritt von Mitgliedern sind unkompliziert, der Vorstand ist von Haftungsfragen befreit,<strong>und</strong> wirtschaftliche Zwecke verfolgen die <strong>Händler</strong>gemeinschaften selten. Nur 6 Prozent derEinreicher haben hier<strong>für</strong> besonders geeignete Konstruktionen wie GbR, GmbH oder Genossenschaft(eG) gewählt. Informell arbeiten vor allem ganz neue Gruppen oder sehr lockere Kooperationen.Allein die Erhebung <strong>und</strong> Verwaltung von Mitgliedsbeiträgen oder projektbezogenenUmlagen führt schon aus Gründen der finanziellen Abwicklung häufig zur Vereinsgründung.Anlässe <strong>und</strong> Ziele lassen sich in sechs Gruppen einteilen: Vernetzung nach innen: Nicht Aktionsorientierung, sondern zunächst der Wunsch nachSelbstorganisation <strong>und</strong> Stärkung der Gemeinschaft ist hier Auslöser. Erst aufbauend auf dasinterne Netzwerk entstehen Aktionen <strong>und</strong> Interessenvertretung. Ressourcenbündelung <strong>und</strong> aktions- <strong>und</strong> projektbezogene Kooperation: Die gemeinsameUmsetzung konkreter, kostenintensiver Vorhaben, z. B. Beschaffung von Weihnachtsbeleuchtung,Marketingmaßnahmen oder die Durchführung stadtweiter Veranstaltungen istGr<strong>und</strong> <strong>für</strong> den Zusammenschluss. Organisierte Interessenvertretung: Zentrales Motiv dieser Zusammenschlüsse ist die Artikulationeigener Standpunkte <strong>und</strong> Forderungen gegenüber anderen <strong>und</strong> die Kooperationmit externen Partnern, also eine Vernetzung über die eigene Branche hinaus. Standortstärkung, Handlungsdruck durch strukturelle Schwächen: Hier ist der Wunscherkennbar, an Prozessen der <strong>Stadt</strong>entwicklung mitzuwirken. Teilweise reagieren die<strong>Händler</strong> mit der Kooperation auf negative Veränderungen der Rahmenbedingungen (Trading-down,Konkurrenz anderer Standorte, Entwicklungsdefizite). Reaktion auf besondere Anlässe oder Großereignisse: Impulsgeber sind positive Ausnahmeereignissewie Gartenschauen, Kulturstadtjahre o. Ä., an denen sich Einzelhändler miteigenen Aktivitäten beteiligen möchten <strong>und</strong> die sie zugleich zur Profilierung nutzen wollen. Externer Anstoß: Auch wenn die Initiative zur Gründung einer <strong>Händler</strong>gemeinschaft durchein Förderprogramm, ein kommunal angeschobenes Citymanagement oder die lokale Wirtschaftsförderunggesetzt wird, können langfristig tragfähige Zusammenschlüsse entstehen.16<strong>Händler</strong> <strong>machen</strong> <strong>Stadt</strong>


Einige jüngere <strong>Händler</strong>gemeinschaften, die in Reaktion auf den Strukturwandel in Innenstädten<strong>und</strong> Einzelhandel entstanden sind, profitieren häufig von einem kommunalen Citymarketingoder nutzen neuere Entwicklungsansätze kooperativer <strong>Stadt</strong>entwicklung wie BusinessImprovement Districts (BID) als öffentlich-rechtlich organisierte Form der Kooperation.Hier geht es nicht ohne die Immobilieneigentümer, deren Unterstützung viele Einzelhändlervermissen. Landesgesetzliche Gr<strong>und</strong>lagen zur Institutionalisierung von privaten Initiativenin der <strong>Stadt</strong>entwicklung gibt es bislang in Bremen, Hamburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, imSaarland, in Sachsen <strong>und</strong> Schleswig-Holstein. 3 Aber auch außerhalb dieser B<strong>und</strong>esländer gibtes <strong>Händler</strong>gemeinschaften, die sich dringlich Regelungen wünschen, mit denen „Trittbrettfahrerei“vermieden werden kann (vgl. S. 28).Mehr Engagement wünscht man sich vielerorts auch von den Filialisten. Nur etwas mehrals die Hälfte der Einsender kann diese zu ihren Mitgliedern zählen. Schon 2011 betrug derFilialisierungsgrad in den 1a-Lagen der 15 größten deutschen Städte aber weit über 60 Prozent –Tendenz steigend. Und auch in Mittelstädten ist der Trend zur Filialisierung ungebrochen. 4Für die <strong>Händler</strong>gemeinschaften ist es deshalb wichtig, auch die lokalen Geschäftsführer derEinzelhandelsketten <strong>für</strong> eine Mitgliedschaft zu gewinnen. Da<strong>für</strong> sind Erfolge <strong>und</strong> gemeinsameAbsprachen, z. B. auch in Sachen Öffnungszeiten, zentral.<strong>Stadt</strong>entwicklung nur mittelbar im FokusStabilisierung <strong>und</strong> Verbesserung der wirtschaftlichen Situation des lokalen Einzelhandelssind Hauptziele der gemeinschaftlichen Aktivitäten. Die Erwartungshaltung an die Städte istdabei ungebrochen hoch. Feste Ansprechpartner in der Verwaltung, mehr Akzeptanz <strong>für</strong> dieehrenamtliche Arbeit, die Anhörung zu Maßnahmen der <strong>Stadt</strong>planung oder auch finanzielleUnterstützung stehen auf der Wunschliste. Die eingereichten Projekte allerdings nehmen nurselten unmittelbaren Bezug auf aktuelle Themen der <strong>Stadt</strong>entwicklung.Demografischer Wandel, Klimaschutz/Energie, soziales Engagement, <strong>Stadt</strong>bild, <strong>Bau</strong>kultur<strong>und</strong> Denkmalschutz oder Kultur- <strong>und</strong> Freizeitverhalten spielen zwar im Fachdiskurs zentraleRollen, selten aber <strong>für</strong> die Projektkonzeption der Einzelhändler selbst. Umgang mit historischer<strong>Bau</strong>substanz <strong>und</strong> Denkmalpflege werden allerdings von einem Drittel der Teilnehmer als unverzichtbareAufgabe <strong>für</strong> ihren Standort bezeichnet. Klimaschutz <strong>und</strong> Energie, im Memorandum„Städtische Energien“ des BMVBS 5 als zentrale Zukunftsaufgaben beschrieben, werden <strong>für</strong> denEinzelhandel aktuell vor allem durch die steigenden Energiekosten virulent.Das Interesse an öffentlichen Räumen mit hoher Aufenthaltsqualität hängt unmittelbarmit den eigenen Frequenzerwartungen der Einzelhändler zusammen <strong>und</strong> liegt daher auf derHand. Die Aufwertung öffentlicher Räume zählt neben der Erreichbarkeit mit dem Auto oderdem ÖPNV zu den zentralen Herausforderungen. Sie hat <strong>für</strong> die Teilnehmer mehr Relevanz als3 www.urban-improvement-districts.de/?q=BID/Gesetze, abgerufen am 10. März 20134 Deutsches Seminar <strong>für</strong> Städtebau <strong>und</strong> Wirtschaft (Hg.): Wirkung von Einkaufszentren in derInnenstadt. Synoptische Aufbereitung vorliegender Studien. Kurzfassung 2012, S. 45 www.bmvbs.de/SharedDocs/DE/Artikel/SW/staedtische-energien-memorandum.html,abgerufen am 09.05.2013Querauswertung17


Steuerung großflächigen EinzelhandelsSoziales/BildungKlimaschutz/EnergieDemografischer WandelErreichbarkeit (mit dem Auto, ÖPNV)Aufwertung öffentlicher RäumeHistorische <strong>Bau</strong>substanz/Denkmalpflege85 57 11 3 1545 89 21 3 421 92 38 2 5 454 93 9 1 599 55 314102 52 3 558 56 38 4 1 50 20 40 60 80 100 120 140 160UnverzichtbarWichtigGeringKeineWeiß nichtk.A.Zukünftige Herausforderungen <strong>für</strong> die Innenstadt aus Teilnehmersichtdie Steuerung großflächigen Einzelhandels. Mit vielen Projekten, Ideen <strong>und</strong> Initiativen belebenEinzelhändler öffentliche Räume temporär oder beteiligen sich an Kooperationen zu ihrer dauerhaftenUmgestaltung. Auch alle Preisträger sind hier aktiv: Sei es mit einer Sauberkeitsaktionin Düren, der Installation eines „Winterlichts“ mit mittlerweile mehr als 150.000 LEDs in Oberhausenoder eines „Lichtkalenders“ in Pfaffenhofen, der Marktplatzgestaltung in Eichwaldeoder der umfassenden Neugestaltung innerstädtischer Straßenzüge als PPP-Projekt in Passau.Mehr noch als das hohe Engagement zu diesem Thema überrascht die Aktivität in SachenImmobilienmanagement <strong>und</strong> baulicher Standortentwicklung. Auch hier zeigen zwei Preisträgerdie Spannbreite der Möglichkeiten zwischen professionellem Flächenmanagement (Passau) <strong>und</strong>der gezielten Nutzung innerstädtischer Leerstände zur Förderung lokaler Talente (Pfaffenhofen).Zusammenarbeit mit der Kommune <strong>und</strong> VernetzungDiese Beispiele zeigen, wie wichtig Vernetzung in Verwaltung <strong>und</strong> Politik <strong>für</strong> die Arbeitist: Im City Immobilien Team in Passau wirken City Marketing, <strong>Stadt</strong>, Hauseigentümer <strong>und</strong>Gewerbetreibende unmittelbar zusammen. Das STUDIO_-Projekt in Pfaffenhofen lebt vonder engen Kooperation der Einzelhändler mit <strong>Stadt</strong>jugendpflege <strong>und</strong> Wirtschaftsförderung.Fast alle <strong>Händler</strong>gemeinschaften berichten Ähnliches: Sie pflegen enge Beziehungen zurstädtischen Wirtschaftsförderung. Direkte, persönliche Kontakte in die Kommunalpolitik sindnoch häufiger: Gerade in kleineren Städten gibt es auch Doppelrollen durch die Ratsmitgliedschaftführender Einzelhändler oder umgekehrt die Mitgliedschaft des Bürgermeisters imVorstand der <strong>Händler</strong>vereinigung.Das Mitglieder- <strong>und</strong> Unterstützerspektrum zahlreicher <strong>Händler</strong>gemeinschaften istaber weit vielfältiger (vgl. Abb. S. 20). Teilweise bestehen Mitgliedschaften oder kontinuierlicheKooperationen, teilweise werden projektbezogene Partnerschaften gesucht. Mit ihreroft jahrzehntelang erprobten Vernetzungstätigkeit haben die <strong>Händler</strong>gemeinschaften dasPotenzial, noch weit stärker als bislang Träger von privatwirtschaftlichem Engagement <strong>für</strong>die Innenstädte zu werden.18<strong>Händler</strong> <strong>machen</strong> <strong>Stadt</strong>


Lichtlabyrinth in EberswaldeNoch vor den Mitgliedsbeiträgen nennen die Einzelhändler nämlich das Ehrenamt alsunverzichtbar. Das ist insbesondere angesichts der ständig erweiterten Ladenöffnungszeiten,die den zeitlich verfügbaren Rahmen beschränken, bemerkenswert. Die meisten <strong>Händler</strong>gemeinschaftenerheben Mitgliedsbeiträge. Fast zwei Drittel bemühen sich dabei um Modelle,die der unterschiedlichen Finanzkraft der Mitglieder entgegenkommen: Es gibt die Staffelungnach Fläche, Mitarbeiterzahl, Branche oder einer freiwilligen Selbsteinschätzung. Bürger zahlenvielerorts nur einen Sockelbetrag. Der mittlere Wert der Summe aus Mitgliedsbeiträgenliegt bei 20.000 Euro, ohne dass ein direkter Zusammenhang zur Anzahl der Mitwirkendenbesteht.. Für Projekte steht aber im Regelfall noch mehr Geld zur Verfügung: die jeweils teilnehmenden<strong>Händler</strong> finanzieren diese häufig über zusätzliche Umlagen.Hinsichtlich der Inanspruchnahme von Fördermitteln besteht die Möglichkeit, vorhandenePotenziale stärker auszunutzen: Die Städtebauförderung des B<strong>und</strong>es unterstützt insbesonderemit dem Instrument der Verfügungsfonds (S. 30) die schnelle <strong>und</strong> unbürokratischeUmsetzung von Aktionen <strong>und</strong> Projekten auch in der Innenstadt. In vielen Ländern gibt eshierzu eigene Richtlinien. Die konsequente Nutzung von Verfügungsfonds in den Programmgebietender Städtebauförderung wäre ein Beitrag dazu, noch mehr gute Beispiele des Engagementsvon Einzelhändlern <strong>für</strong> die Innenstadt zu realisieren. Die ausgezeichneten Beiträgeaus Passau <strong>und</strong> Pfaffenhofen, aber auch viele andere gute Beispiele zeigen, was sich mit einergeschickten Bündelung öffentlicher <strong>und</strong> privater Mittel erreichen lässt.Bedeutung von Ressourcen <strong>für</strong> die TeilnehmerQuerauswertung19


Vielfalt als PrinzipDie teilnehmenden <strong>Händler</strong>gemeinschaftenWer wirkt mit in den <strong>Händler</strong>gemeinschaften, wer trifft Entscheidungen, plant Projekteoder pflegt Kontakte? Die Gesamtzahl der Einsendungen aus dem Projektaufruf ist zu klein,um verallgemeinbare Aussagen zu treffen. Erkennbar werden allerdings Tendenzen. Dabeilässt sich feststellen: Der – inhabergeführte – Einzelhandel stellt in fast allen „stadtaktiven“<strong>Händler</strong>gemeinschaften die größte Akteursgruppe. Manchmal kommt einfach „eine Gruppevon Einzelhändlern“ zusammen, manchmal decken die Zusammenschlüsse nahezu alle Branchender innerstädtischen Wirtschaft ab.Dabei unterscheiden sich die Mitwirkungsquoten der einzelnen Segmente deutlich: Auchwenn Filialisten in über der Hälfte der <strong>Händler</strong>gemeinschaften vertreten sind, ist ihre Quoteim Vergleich zu ihrer Häufigkeit in den Zentren eher gering. Demgegenüber gibt es bei den Einkaufszentren<strong>und</strong> vor allem den Kaufhäusern häufig eine höhere Bereitschaft, sich zu engagieren.Eigene Marketingleute oder Centermanager haben Ressourcen zur Unterstützung lokalerAktivitäten, die oft sogar zu ihrem Aufgabenfeld gehören.Gastronomie <strong>und</strong> Hotellerie wirken in 90 Prozent der <strong>Händler</strong>gemeinschaften mit, ähnlichhoch sind die Anteile <strong>für</strong> sonstige Dienstleistungen mit ca. 85 Prozent. Handwerksbetriebewurden im Fragebogen nicht aufgeführt, aber häufig benannt: Bestimmte Berufsgruppen, z. B.Bäcker, Fleischer, Optiker oder Friseur, werden öffentlich als Einzelhändler oder Dienstleisterwahrgenommen, gehören aber entsprechend der Handwerksordnung zum Handwerk.Die mit 58 Prozent auf den ersten Blick eher hohe Quote an Zusammenschlüssen, die Mitwirkendeaus der Immobilienwirtschaft haben, kann auch durch Thema <strong>und</strong> Stoßrichtung derInhabergeführter EH 159Gastronomie, Hotellerie 144Dienstleistungen 136Immobilieneigentümer 96Verwaltung 92Filialisten 91Vereine 70Privatpersonen 67Citymanagement 62Kultureinrichtungen 61Sonstige 60Kaufhäuser 54Soziale Einrichtungen 51Einkaufszentren 450 20 40 60 80 100 120 140 160 180Mitwirkende in den teilnehmenden <strong>Händler</strong>gemeinschaften (Mehrfachnennungen möglich)20<strong>Händler</strong>gemeinschaften


über 100.000 € 1180.000 – 99.999 € 260.000 – 79.999 € 1340.000 – 59.999 € 1620.000 – 39.999 € 29bis 19.999 € 650 10 20 30 40 50 60 70Jährliche Einnahmen der Teilnehmer aus MitgliedsbeiträgenInitiative „<strong>Händler</strong> <strong>machen</strong> <strong>Stadt</strong>“ erklärt werden. Diese hat vor allem diejenigen <strong>Händler</strong>gemeinschaftenangesprochen, die über K<strong>und</strong>enakquise <strong>und</strong> Konsumförderung hinaus auch diebauliche Entwicklung des Standorts vorantreiben.In vielen Gemeinschaften stellen öffentliche <strong>und</strong> zivilgesellschaftliche Akteure größereMitgliedsgruppen. Auch kommunale Eigenbetriebe, u. a. <strong>Stadt</strong>werke, wurden als Mitgliederbenannt. In mehr als einem Drittel der Gemeinschaften ist ein Citymanagement beteiligt.Es bildet eine zentrale Schnittstelle zwischen privatwirtschaftlichen Interessen <strong>und</strong> kommunalerVerwaltung, aber auch zwischen Ehrenamt <strong>und</strong> professionellen Aktivitäten. DieseFunktion ist relativ unabhängig von Trägerschaft oder Finanzierung. Hier gibt es die unterschiedlichstenModelle von projektbezogenen kommunalen Zuschüssen an ein händlergetragenesCitymanagement bis zur relativ eigenständigen städtischen Einrichtung.In vielen der beteiligten <strong>Händler</strong>gemeinschaften gibt es eine Vernetzung mit zahlreichenweiteren Innenstadtakteuren: Wo kulturelle oder soziale Einrichtungen nicht Mitgliedersind, werden sie zumindest <strong>für</strong> die Durchführung bestimmter Aktionen häufig alsPartner gewonnen. Darüber hinaus wurden Kirchen, Schulen, Künstler <strong>und</strong> Schausteller alsAkteure mehrfach genannt.Mehr <strong>und</strong> mehr <strong>Händler</strong>gemeinschaften sind auch <strong>für</strong> die Bürgerschaft offen. Beitretenkönnen sowohl Vereine als auch Einzelpersonen, welche die Ziele des Vereins unterstützen.Etwa die Hälfte der teilnehmenden <strong>Händler</strong>gemeinschaften lädt monatlich zu Zusammenkünftenein, mehr als drei Viertel haben zusätzlich Treffen in kleineren Arbeitsgruppen oderVorstandssitzungen. Aber nicht nur Zeit investieren die <strong>Händler</strong> in die Zusammenarbeit. Siesind immer häufiger bereit, auch Geld in ihre Standorte zu investieren. Mancherorts geht esauch mit kleinem Budget: Eine Straßengemeinschaft an einem Mikrostandort kann auch mit2.000 Euro im Jahr viel erreichen. Andernorts stehen sechsstellige Beträge allein aus Mitgliedsbeiträgenzur Verfügung. Dabei hängt die Finanzkraft weder mit der <strong>Stadt</strong>größe noch mit derlokalen Kaufkraft unmittelbar zusammen.All das zeigt: „Die“ idealtypische <strong>Händler</strong>gemeinschaft gibt es nicht. Größe, Zusammensetzung,Arbeitsweise, Budget <strong>und</strong> Zielsetzung variieren von Ort zu Ort. Das Potenzial <strong>für</strong>kooperative <strong>Stadt</strong>entwicklung ist überall vorhanden – es lässt sich aber nur lokal erschließen.Überblick21


Mitternachtsshopping in PassauPreisträger im Profil: City Marketing PassauEinzelhändler prägen ihre InnenstadtSelbstverständnis <strong>und</strong> Selbstbewusstsein des CityMarketing Passau e. V. (CMP) spiegeln sich bereits in denUnterlagen wider, mit denen sich die Einzelhändler ausder Drei-Flüsse-<strong>Stadt</strong> an der Initiative „<strong>Händler</strong> <strong>machen</strong><strong>Stadt</strong>“ beteiligten: Bei der Standortbewertung setztensie in vier Kategorien gleich zwei Kreuzchen. Ein blaueszeigte die Lage vor den eigenen Projekten, ein rotes denStatus quo von Ende 2012. Schwankte die eigene Einschätzungdes öffentlichen Raums vor ein paar Jahrennoch zwischen „ausreichend“ <strong>und</strong> „ungenügend“, ist siejetzt durchgängig „gut“. Ebenso positiv sehen die <strong>Händler</strong>die Entwicklung in Sachen Angebot attraktiver Handelsflächen<strong>und</strong> Leerstand.Aber auch die Marktforscher der GfK Geomarketingstellen Passau ein gutes Zeugnis aus: Mit fast11.000 Euro Einzelhandelsumsatz pro Einwohner <strong>und</strong>einer Einzelhandelszentralität von 214,5 erreicht die<strong>Stadt</strong> in einem aktuellen Ranking Topwerte – <strong>und</strong> dasnicht zum ersten Mal. Schon 2009 stand man an derSpitze der Umsatz-pro-Kopf-Tabelle bei Städten zwischen50.000 <strong>und</strong> 100.000 Einwohnern <strong>und</strong> hat diesePosition seither verteidigt.DONAUBahnhofstrasseBrunngasseGr. KlingbergRindermarktLudwigsplatzINNDie Passauer FußgängerzoneDie Lagegunst an Donau, Inn <strong>und</strong> Ilz <strong>und</strong> die vielenSehenswürdigkeiten <strong>machen</strong> die <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> Touristenattraktiv. Aber auch den vielen Aktivitäten des ausgezeichnetenCity Marketing Passau e. V. hat sie einiges zuverdanken. 2001 wollten die 60 Gründungsmitglieder,unter ihnen auch die heutige Geschäftsführerin Christiane Kickum, erst einmal den Einzelhändlern eineLobby verschaffen. Damals wurde in Passau intensivüber die „Neue Mitte“ diskutiert: Der Abriss der ungeliebtenNibelungenhalle von 1935 sollte einhergehenmit einer umfassenden Neugestaltung des ZentrumsWirtgasseLudwigstrasseTher esienstrasseH eilig-Geist-GasseGrabengasse22Preisträger im Profil


<strong>und</strong> um den Exerzierplatz. Sogar der österreichischeMedienstar André Heller war kurzzeitig als Entwerferim Gespräch. Letztendlich setzten sich dann bodenständigerePläne durch: 2004 wurde die alte Halle abgerissen<strong>und</strong> mit dem <strong>Bau</strong> der „Neuen Mitte“ begonnen.150 Mio. Euro investierte ECE in die „<strong>Stadt</strong>galerie“, einEinkaufszentrum mit 18.500 m 2 Verkaufsfläche <strong>und</strong> 90Geschäften. Die verantwortlichen Strategen des Konzerns,der heute europaweit 186 Malls betreibt, betontenihre Bereitschaft, sich mit der lokalen Geschäftswelt zuvernetzen. Klar war aber: Die „Neue Mitte“ würde auch inder jetzt geplanten Form eine radikale Veränderung <strong>für</strong>die historische Altstadt <strong>und</strong> ihre Einzelhändler bedeuten.Als die <strong>Stadt</strong>galerie im Herbst 2008 ihre Pforten öffnete,waren längst nicht alle Passauer begeistert von der Art,wie sich der Neubau städtebaulich zum Barock fügt.Erst umstritten, jetzt erfolgreich: Die Passauer <strong>Stadt</strong>galerieNeue Ideen entwickelnZu denen, die den Neuerungen offen gegenüberstanden,gehört Familie Olzinger: Letztes Jahr feierteihr Schuhhaus, im Herzen der Fußgängerzone gelegen,fünfzigjähriges Jubiläum. „Familienbetriebe wie unserersind auch in Passau selten geworden“, sagt SabineOlzinger, in dritter Generation Geschäftsführerin.„Aber das ist nicht weiter schlimm, denn in den Gassen,unseren Nebenstraßen, sind viele interessante neueLäden entstanden.“ Die Entscheidung, das Traditionsgeschäftnicht in die „<strong>Stadt</strong>galerie“ zu verlagern oder dortein zweites Standbein zu eröffnen, hat noch ihr Vatergetroffen. Immerhin zahlt man in der eigenen Immobiliekeine Miete. „Jetzt warten wir erstmal ab“, wardie Devise des Familienrates – allerdings nicht untätig.„Uns war klar, dass etwas passieren muss“, erinnert sichSabine Olzinger. Das Modellvorhaben „Leben findetInnenstadt“ des Bayerischen Staatsministeriums desInnern bot da<strong>für</strong> die Chance. Angesichts des spürbarenDrucks auf zahlreiche Innenstädte hatte die Oberste<strong>Bau</strong>behörde des Freistaats festgestellt: „Eigeninitiative,Innovation <strong>und</strong> koordiniertes Handeln sind gefordert,um im Wettbewerb der Standorte konkurrenzfähigzu bleiben.“ Gesucht wurden Mitte 2005 Städte <strong>und</strong>Gemeinden, die gemeinsam mit Gr<strong>und</strong>stücks- <strong>und</strong>Immobilieneigentümern, Gewerbetreibenden <strong>und</strong>Bewohnern aktiv werden wollten. Der Bewerbung ausPassau trauten die Juroren offensichtlich Erfolg zu. Miteinem Gesamtkonzept zu den vier Bereichen „ÖffentlicherRaum“, „Bespielbare Innenstadt“, „BetriebsspezifischeMaßnahmen“ sowie „Leerstand <strong>und</strong> Branchenmix“hatte die <strong>Stadt</strong> sich beworben. Konkret hieß dasbeispielsweise: Hauseigentümer <strong>und</strong> Gewerbetreibendewaren bereit, sich an der umfassenden Neugestaltungdes öffentlichen Raums in der Ludwigstraße <strong>und</strong> derGroßen Klingergasse zu beteiligen. Insbesondere dieLudwigstraße als 1a-Lage bot das typische Bild einerFußgängerzone aus den 1970er-Jahren: veraltete Ausstattung,Reparaturmaßnahmen aus unterschiedlichenJahrzehnten, fehlende Aufenthaltsqualität. Schonin der Antragsphase gründete sich eine Arbeitsgruppe„Öffentlicher Raum“, in der unter Federführung vonCMP e. V. Hauseigentümer, Gewerbetreibende <strong>und</strong> die<strong>Stadt</strong>verwaltung zusammenwirkten. Eine halbe MillionEuro wurde alleine in der Ludwigstraße verbaut. „Jetztist alles offen <strong>und</strong> frei, <strong>Stadt</strong>galerie <strong>und</strong> Fußgängerzonepassen einfach zusammen“, sagt Sabine Olzinger.City Marketing Passau23


Ludwigstraße alt <strong>und</strong> neugegenübergestelltDas Vorhaben wurde als Public Private Partner shiprealisiert. City Marketing Passau e. V. war damals schonein so stabiler Verb<strong>und</strong>, dass die <strong>Stadt</strong> der <strong>Händler</strong>gemeinschaftdie Umsetzung der Maßnahme übertrug.Zur Abwicklung gründete der Verein eine eigene GmbH,die mit der <strong>Stadt</strong> einen Erschließungsvertrag abschloss.Nachdem die Kosten feststanden, wurden die Hauseigentümerzur Kasse gebeten – auf freiwilliger Basis.„Das Geld rechnet sich langfristig“, ist Sabine Olzingernach wie vor überzeugt. Und das sahen offenbar auchdie anderen 23 Eigentümer so: Von April bis November2007 wurde die Ludwigstraße umgebaut. Stolz sind diePassauer darauf, dass sie in der Planungsphase auchmit Schulen, Kindergärten, Behindertenwerkstätten,Jugendgruppen <strong>und</strong> Seniorenbeirat sowie der Universitätzusammenarbeiteten – <strong>und</strong> dass es ihnen gelang,namhafte lokale Künstler <strong>für</strong> ihr Vorhaben zu gewinnen.Beleuchtung, Bepflanzung, Möblierung, teilweise auchdie Oberflächen wurden r<strong>und</strong>um erneuert, der Straßenraumentrümpelt.Mittendrin gab es <strong>für</strong> CMP Rückenwind durch eineerste Auszeichnung: Unangefochten setzte sich Passaubeim <strong>Stadt</strong>marketingpreis Bayern in der Kategorie„Städte bis 100.000 Einwohner“ durch.Schwunghafter MitgliederzuwachsAus den 60 Gründungsmitgliedern sind mittlerweile210 geworden. Über mangelnde Mitwirkungsbereitschaftvon Filialisten will sich in Passau niemand beklagen.Robert Michetschläger beispielsweise, Geschäftsführerdes örtlichen Wöhrl-Modehauses, hat fast alleProjekte begleitet. Und auch die <strong>Stadt</strong>galerie gehörtselbstverständlich dazu – sie hat eine Stimme wie alleanderen auch. „Konkurrenzdenken wäre hier <strong>für</strong> dieganze Innenstadt kontraproduktiv“, sagt GeschäftsführerinChristiane Kickum. Ihr sind die jungen, inhabergeführtenGeschäfte, die in den Gassen r<strong>und</strong> umdie Haupteinkaufszone immer wieder neu entstehen,ebenso wichtig wie die Großen. Von dieser Vielfaltlebt schließlich der Einzelhandelsstandort Passau. AufLadenlokale mit weniger als 100 m 2 entfallen 64 Prozentder Verkaufsfläche in Passaus Innenstadt. Flächenmanagementist dem CMP besonders wichtig – <strong>und</strong> die Art,wie es in Passau betrieben wird, hat auch die Jury von„<strong>Händler</strong> <strong>machen</strong> <strong>Stadt</strong>“ besonders beeindruckt. Schonseit der Gründung sammelt der Verein Informationenzu den Ladenlokalen der unterschiedlichen Lagen. AmAnfang ging es nur um die Leerstandsquoten, ab 2004kam dann der Branchenmix dazu. Seit 2010 liegendetaillierte Informationen zu allen 490 Ladenlokalen inder Innenstadt in einem GIS-gestützten Programm vor.Und die Passauer arbeiten mit ihren Daten: Schon währenddes Modellprojekts „Leben findet Innenstadt“ entwickelteeine Arbeitsgruppe „Leerstand <strong>und</strong> Branchenmix“Vorschläge, die von der Übergangsnutzung leererSchaufenster <strong>und</strong> interessanten Zwischennutzungenbei Leerständen über die Umwandlung von gewerblichnicht mehr nutzbaren Obergeschossen in Wohnnutzungbis hin zur aktiven Kontaktaufnahme mit gewünschtenInvestoren reichten. Daraus wurde dann das „CityImmobilien Team“. Auch hier arbeitet das City Marketingmit der <strong>Stadt</strong>, den Eigentümern <strong>und</strong> den Gewerbetreibendeneng zusammen. Für jeden Straßenzug gibt eseine wünschenswerte Zusammensetzung der Branchen.Die enge Zusammenarbeit mit den Eigentümern stellt24Preisträger im Profil


sicher, dass auslaufende Mietverträge oder Geschäftsaufgabenso rechtzeitig bekannt werden, dass frühzeitig<strong>und</strong> passgenau neue Nutzer gesucht werden können.„Wir haben aber nach wie vor auch Hauseigentümer, diein Sachen Mietvorstellungen <strong>und</strong> Ladengrößen beratungsresistentsind“, bedauert Citymanagerin Kickum.Nicht zuletzt weil die Federführung <strong>für</strong> das „City ImmobilienTeam“ beim Verein <strong>und</strong> nicht bei der <strong>Stadt</strong> liegt,kehrt bei vielen Eigentümern aber mehr <strong>und</strong> mehrRealismus ein. Vertrauen ist hier die Gr<strong>und</strong>lage desGeschäfts – so werden Leerstände nicht im Internet dargestellt.Die Strategie der stetigen Professionalisierungdes Flächenmanagements zeigt Wirkung: Die Akzeptanzbei Hauseigentümern <strong>und</strong> Gewerbetreibenden wächstvon Jahr zu Jahr. Immer mehr Beratungsgespräche werdengeführt, dadurch werden die Möglichkeiten, denBranchenmix zu beeinflussen, besser. Einzelhändlerwie Eigentümer profitieren ebenso wie das Gesamtbildder Innenstadt.Drei Säulen des Erfolgs„Ein starker Zusammenschluss mit transparentenBeteiligungsstrukturen“ ist CMP laut Eigenwerbung.Dem achtköpfigen Vorstand gehört ein Mitglied der<strong>Stadt</strong>verwaltung qua Amt an. Bei allen strategischenAufgaben r<strong>und</strong> um Flächenmanagement, Positionierungsstrategie<strong>und</strong> öffentlichen Raum kommen zweiandere Tätigkeitsbereiche nicht zu kurz: Die Vermarktungdes Standortes durch Veranstaltungen, K<strong>und</strong>enbindung<strong>und</strong> Werbung sowie die Mitgliederbetreuungsind den <strong>Händler</strong>n ebenfalls wichtig. Beratung <strong>und</strong>Moderation, Lobbyarbeit <strong>und</strong> Weiterbildung gehörenzum Gr<strong>und</strong>service, den die <strong>Händler</strong>gemeinschaft allenMitgliedern bietet – Vorteile, die die Bereitschaft <strong>für</strong>gemeinsame Investitionen in die Zukunft des Standortsstärken.Mit LeidenschaftInteressenvertreterinIm neunten Jahr ist Christiane Kickum jetzt Geschäftsführerindes City Marketing Passau. Schon bei derVereinsgründung begann sie, im Vorstand mitzuarbeiten.Die Drei-Flüsse-<strong>Stadt</strong> kennt die studierteBetriebswirtin seit ihrer Geburt. Einzelhandelserfahrungsammelte sie in einem alteingesessenen Mode<strong>und</strong>Lederwarengeschäft. Als Geschäftsführerin desCMP versteht sie sich in erster Linie als Dienstleisterinder Einzelhändler. Wie gut sie mit der <strong>Stadt</strong> vernetztist, zeigt die Erhöhung des städtischen Zuschussesvon 50.000 auf 60.000 Euro, die der Wirtschaftsausschuss2012 auf ihre Initiative hin beschloss.Diplomatie, Moderationskompetenz <strong>und</strong> Offenheit<strong>für</strong> Kritik sind aus Christiane Kickums PerspektiveSchlüsselqualitäten <strong>für</strong> ihre Aufgabe. Das Mandat imVorstand legte sie zwei Jahre nach ihrer Bestellung zurGeschäftsführerin nieder – die Doppelfunktion hieltsie <strong>für</strong> ungünstig. Da<strong>für</strong> ist sie jetzt stellvertretendeVorsitzende des „Aktionskreises City- <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>marketingBayern“ – <strong>und</strong> lernt so nicht nur vor Ort, sondernauch im Austausch mit Kollegen ständig dazu.Weitere Informationen:City Marketing Passau: www.passau-marketing.de<strong>Stadt</strong>entwicklung: www.passau.de/<strong>Stadt</strong>entwicklung-Verkehr/<strong>Stadt</strong>entwicklung/<strong>Stadt</strong>entwicklungskonzept.aspxModellvorhaben Leben findet Innenstadt: www.lebenfindetinnenstadt.deCity Marketing Passau25


Ehrenamt <strong>und</strong> Innenstadt: PraxisbeispieleFreiwilliges Engagement bringt Zentren in BewegungWeihnachtliches JülichDer Titel der Initiative „<strong>Händler</strong> <strong>machen</strong> <strong>Stadt</strong>“ verweistbereits auf die vielfältigen Formen tatkräftigenEinsatzes der <strong>Händler</strong>gemeinschaften. Engagement<strong>und</strong> Ehrenamt sind <strong>für</strong> die zahlreichen Projekte, dieOrganisation der Zusammenarbeit <strong>und</strong> die kontinuierlicheVernetzung mit Dritten gefragt. Längst nicht alleZusammenschlüsse können sich auf ein professionellesCitymanagement oder auf kontinuierliche Unterstützungdurch die städtische Wirtschaftsförderung stützen – <strong>und</strong>auch dort, wo es beides gibt, kann nicht alles abgedecktwerden. Unbezahlte Manpower ist vor allem danngefragt, wenn es um besondere Aktionen, um die Diskussionneuer Vorhaben oder die ständige Kontaktpflegeder Mitglieder untereinander geht. Das fängt schon beiden – meist monatlichen – Vorstandssitzungen an, dienach Ladenschluss zu absolvieren sind, <strong>und</strong> geht mitder Organisation eines Straßenfestes, der gemeinsamenSäuberung eines <strong>Stadt</strong>platzes oder der Beteiligungam Einzelhandelskonzept weiter. Oft stellen Mitgliederauch eigenes fachliches Know-how unentgeltlich in denDienst der Gemeinschaft. Und viele Vereine profitierenvon Perfektionisten, die wie von selbst in die Rolle des„Kümmerers“ hineinwachsen.Zum Beispiel Helmut Zimmermann: „<strong>Stadt</strong> <strong>und</strong>Handel gehören zusammen. Wenn die <strong>Stadt</strong> funktioniert,funktioniert auch der Handel. Und umgekehrt. Funktioniertder Handel, funktioniert auch die <strong>Stadt</strong>“, sagt dergebürtige Staufener. Die Wurzeln des Vereins reichen 150Jahre zurück, Zimmermann selbst ist seit über 40 Jahrendabei. „Die wichtigste Aufgabe <strong>für</strong> einen Gewerbevereinsvorsitzendenist es, die Leute immer wieder zu motivieren“,sagt er. Sowohl die Mitgliederzahlen als auch dasjährliche Finanzvolumen, das über Beiträge zusammenkommt,sind ein Beweis da<strong>für</strong>, dass Zimmermann dasschafft. Vor allem aber ist den Einzelhändlern der Stolzauf ihre Innenstadt anzumerken. Filialisten wirken eherzögerlich mit, aber Dienstleister <strong>und</strong> Kultureinrichtungensitzen selbstverständlich mit den LadeninhabernAktionen in Neumarkt-Sankt Veit26Praxisbeispiele


am Tisch. Einig war man sich vor einiger Zeit, dass dasinnerstädtische Beschilderungssystem nicht mehr wirklichzeitgemäß war. Der Gewerbevereinsvorsitzendegehörte zu denen, die den Ist-Stand dokumentierten <strong>und</strong>in einer Arbeitsgruppe Wunschvorstellungen <strong>für</strong> stadtbildverträglicheWerbung formulierten. Nachdem die<strong>Stadt</strong> ihr Einverständnis signalisiert hatte, übernahmendie Ehrenamtlichen die Umsetzung <strong>und</strong> die Finanzierung.Bei Blumenkübeln, ihrer Bepflanzung <strong>und</strong> Pflegewird ähnlich vorgegangen. Mit 200 Arbeitsst<strong>und</strong>en imJahr unterstützt die <strong>Stadt</strong> ihre agilen Einzelhändler, dieda<strong>für</strong> aber auch bei manchem <strong>Stadt</strong>fest r<strong>und</strong> um die Uhrim Einsatz sind. „Ohne ehrenamtliche Arbeit könntenwir bei gleichem Etat höchstens die Hälfte unserer Aktivitätenumsetzen“, resümiert Zimmermann.Fachhändler Ulrich Backhausen aus Jülich warauch schon mal als Nikolaus unterwegs, um die jährlichaufgestellte Krippe am Grünen Haus zu eröffnen.Ansonsten betätigt sich der Vorsitzende der StraßengemeinschaftKleine Rurstraße/Grünstraße ebenfalls alsNetzwerker. Dazu gehört die Mitarbeit im ArbeitskreisEinkaufsstadt Innenstadt des <strong>Stadt</strong>marketings ebensowie die Motivation der vielen Helfer, die <strong>Bau</strong>mscheiben,Pflanzbeete <strong>und</strong> Pflanzkästen in Ordnung halten oderin Zusammenarbeit mit den <strong>Stadt</strong>werken <strong>für</strong> die Weihnachtsbeleuchtungsorgen. Der kommunale Haushaltlässt nur noch Pflichtaufgaben zu. Mit einer Zentralitätskennziffervon 73,3 ist Jülich auch kein einfachesPflaster <strong>für</strong> den Einzelhandel. Umso wichtiger ist derStraßengemeinschaft in der Nebenlage ihr Zusammenhalt.Das Budget ist gering – was die etwa 50 Mitgliedernicht an ihren ehrenamtlichen Aktivitäten hindert.Auch bauliche Standortentwicklung <strong>und</strong> Branchenmixhaben sie sich zum Thema gemacht. „Wir packen es an<strong>und</strong> <strong>machen</strong> das!“, beschreiben sie ihr Hauptziel.Ähnlich energisch gehen auch die Einzelhändleraus Neumarkt-St. Veit ans Werk – <strong>und</strong> beschäftigen sichehrenamtlich mit der Entwicklung ihrer Innenstadt.Sauberkeit, Gestaltung sanierungsbedürftiger Häuserfassaden,die Aufwertung von Kreisverkehren <strong>und</strong>die Ausstattung der <strong>Stadt</strong> mit internationalen BänkenAufgeräumtes Staufengehören zu ihren Themen. Bei der Ideensammlungschauen die Mitglieder der Verkehrs- <strong>und</strong> Werbegemeinschaftauch gerne mal ins Ausland. Zum Beispiel wurde„Arco 16“ aus dem Elsass, 2008 als beste Vereinigung vonHandwerkern <strong>und</strong> Gewerbetreibenden Frankreichs ausgezeichnet,nach Bayern eingeladen. Gute Ideen, befandendie Neumarkter, sollte man übernehmen <strong>und</strong> an dieeigene lokale Situation anpassen.Ehrenamtliches Engagement ist <strong>für</strong> die Einzelhändlerganz unabhängig von der Größe ihrer <strong>Stadt</strong> wichtig.Mehr Anerkennung ihres freiwilligen Einsatzes,unkompliziertere Kommunikation mit der Kommune<strong>und</strong> vereinfachter Zugang zu Fördermitteln stehen aufder Wunschliste weit oben. Folgt man den Aussagen derTeilnehmer von „<strong>Händler</strong> <strong>machen</strong> <strong>Stadt</strong>“, ist das Potenzialfreiwilligen Engagements <strong>für</strong> die Innenstadt nochlängst nicht ausgereizt.Seit Helmut Zimmermannvor einiger Zeit sein Textilfachgeschäftan einen Pächterabgab, hat er noch mehrZeit <strong>für</strong>s Ehrenamt. Der Vorsitzdes Gewerbevereins, dener 2008 zum dritten Mal nach1974 <strong>und</strong> 1997 übernahm,macht ihm noch nicht genug Arbeit: <strong>Stadt</strong>rat <strong>und</strong> stellvertrenderBürgermeister, Mitgliedschaft in mehrerenAufsichtsräte <strong>und</strong> die Tätigkeit als ehrenamtlicherRichter am Freiburger Verwaltungsgericht sind weitere<strong>Bau</strong>steine seiner Biografie. Und als in Folge einergeologischen Katastrophe 260 Häuser der historischenInnenstadt Risse bekamen, gehörte er zu den Gründernder „Stiftung <strong>für</strong> die Erhaltung der historischen AltstadtStaufen“. Auch dort sitzt er im Vorstand – selbstverständlichehrenamtlich.Praxisbeispiele27


Professionelle Strukturen: PraxisbeispieleKooperation auf freiwilliger Basis oder per Gesetz30 bis 40 Business Improvement Districts gibt esderzeit in Deutschland. Hamburg war das erste B<strong>und</strong>esland,das 2005 mit dem „Gesetz zur Stärkung der Einzelhandels-,Dienstleistungs- <strong>und</strong> Gewerbezentren“ (GSED)die Möglichkeit zur Einrichtung solcher Gebiete schuf:Gr<strong>und</strong>eigentümer schließen sich mit Unternehmern vorOrt, Einzelhändlern, Gastronomen <strong>und</strong> Dienstleisternzusammen. Im Ergebnis eines Meinungs- <strong>und</strong> Abstimmungsprozessesverpflichten sich alle, in einem örtlichklar begrenzten Bereich <strong>für</strong> üblicherweise drei bis fünfJahre zusammenzuarbeiten <strong>und</strong> gemeinsam die Aufwertungsmaßnahmen<strong>für</strong> den Standort zu finanzieren.Neben den förmlich festgelegten BID in Bremen,Hamburg, Hessen (INGE), NRW ( nach ISGG), dem Saarland<strong>und</strong> Schleswig Holstein (PACT) gibt oder gab eszudem zahlreiche Modellprojekte mit öffentlicher Förderung.Neben dem verpflichtenden BID-Modell erweisensich an anderen Standorten auch freiwillige Kooperationenals erfolgreich. Nordrhein-Westfalen unterscheidetz. B. zwischen Zusammenschlüssen, die nach dem ISGGNRW alle Gr<strong>und</strong>eigentümer bzw. Immobilienbesitzer perGesetz mit einer Abgabe finanziell einbinden, <strong>und</strong> Immobilien-<strong>und</strong> Standortgemeinschaften ohne Pflichtabgabe.Teilweise sollen diese den verpflichtenden Zusammenschlussvorbereiten. 1BID Ansgari in Bremen –klein, aber effektivAuf Gr<strong>und</strong>lage des „Bremischen Gesetzes zur Stärkungvon Einzelhandels- <strong>und</strong> Dienstleistungszentren“wurde 2007 am Bremer Ansgarikirchhof eines vonmittlerweile drei Business Improvement Districts inder Hansestadt eingerichtet. Der <strong>Stadt</strong>platz am Randeder Altstadt liegt etwas im Schatten der Hauptpassantenströme,eine typische 1b-Lage. Bereits 2007 kam einProjektbericht der Hochschule Bremen zu dem Ergebnis,dass mit einem BID die Aufwertung des Standortesbesonders gut zu erreichen sei. Auch die Anlieger triebendie <strong>Stadt</strong> mit der Forderung, etwas zur Profilierung desPlatzes zu tun. Der Innovationsbereich wurde zunächstMehr Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum war ein wichtigesAnliegen des BID Ansgari<strong>für</strong> drei Jahre eingerichtet <strong>und</strong> startete mit einem Budgetvon 150.000 Euro. Die Summe brachten nur achtEigentümer auf – damit gilt das BID Ansgari als daskleinste Deutschlands. „Diese kompakte Größe machteeiniges leichter, die Kommunikation war schneller, <strong>und</strong>gleichzeitig waren alle immer sehr nah dran“, resümiertJan-Peter-Halves vom Aufgabenträger CS City-ServiceGmbH im Projektbericht über die Arbeit 2009 bis 2012.Der Aufgabenträger wird vom Initiativkreis bestimmt<strong>und</strong> aus den Beiträgen finanziert. Er kann maßgeblichda<strong>für</strong> sorgen, dass Projekte schnell <strong>und</strong> erfolgreichumgesetzt werden. Gestaltung, Marketing <strong>und</strong> Veranstaltungenwaren die drei Hauptaufgabenfelder in den28Praxisbeispiele


ersten drei Jahren. Einheitliche Sonnenschirme, neuePflanzkübel <strong>und</strong> eine Holzbühne wurden angeschafft.Schon seit einiger Zeit repräsentiert den Ansgarikirchhofein gemeinsames Logo. Temporäre Gärten ludenzum Verweilen ein, 2012 wurde <strong>für</strong> Kinder erstmals einbetreuter Sandkastenspielplatz angeboten. „Sicherheit<strong>für</strong> die Eigentümer durch eine langfristige Stabilisierungdes Mietniveaus, Überzeugung <strong>und</strong> Gewinner solventerMieter durch die Erarbeitung <strong>und</strong> Kommunikation einesklaren Standortprofils, Entwicklung eines stabilen K<strong>und</strong>enpotenzials<strong>für</strong> Mieter durch die Schaffung besondererAngebote <strong>und</strong> einer prägnanten Platzgestaltung sowieGewinnung neuer Zielgruppen <strong>und</strong> Stärkung des EinkaufsstandortsBremen insgesamt“ waren die gemeinsamenTeilziele. 2 Die Pilotphase wurde von den Besucherndes Platzes, aber auch von den Anliegern, als Erfolgbewertet. So steht seit September 2012 fest, dass das BIDAnsgari in eine neue, diesmal fünfjährige R<strong>und</strong>e geht.Citymanagement Pirna e. V. –die <strong>Stadt</strong> als ImpulsgeberAuch in Sachsen gibt es seit dem Sommer 2012 einBID-Gesetz. Schon 2005 wurde die Breite Straße inPirna als eines von sechs Pilotprojekten zur Erprobungder Vorbereitungsphase <strong>für</strong> die Realisierungvon Business Improvement Districts in Sachsen ausgewählt.Ideenwerkstätten, Befragungen, öffentlicheForen <strong>und</strong> erste Aktionen auf der Straße folgten.2008 schlossen sich die Anlieger zur „BID-InitiativeBesser als ein Schilderwald: Das Pirnaer Wegeleitsystem inBreite Straße Pirna e. V.“ zusammen. Parallel setzteinheitlichem DesignPirna auf starke kommunale Impulse.Die sächsische Kreisstadt hat einen historischen <strong>Stadt</strong>kern <strong>und</strong> wertvolle <strong>Bau</strong>substanz von Renaissance bis Barock.Berühmt ist der Canalettoblick vom Schlossberg Sonnenstein. Doch dem Einzelhandel im <strong>Stadt</strong>kern macht die Konkurrenzsuburbaner Standorte <strong>und</strong> der benachbarten Metropole Dresden zu schaffen. Der Anteil inhabergeführterGeschäfte ist im höherwertigen <strong>und</strong> insbesondere im touristischen Segment gewachsen, aber insgesamt relativ gering.Selbst in der Breiten Straße tat man sich mit eigenen Maßnahmen zur Stärkung der Altstadt schwer. Hier setzte die<strong>Stadt</strong> Pirna an, als sie über die eigene <strong>Stadt</strong>entwicklungsgesellschaft 2012 ein Citymanagement auf Vereinsbasis gründete.Dieses soll die bereits angelaufenen Projekte <strong>und</strong> Ideen fortführen, vor allem aber eine langfristig leistungsfähigeOrganisations- <strong>und</strong> Arbeitsstruktur aufbauen. Zu den – zunächst wenigen – Gründungsmitgliedern zählte auch dieBID-Initiative aus der Breiten Straße. Nachdem die Anschubfinanzierung des Freistaats Sachsen Ende 2012 auslief,bekannte sich der <strong>Stadt</strong>rat mit einer Unterstützung von jährlich 25.000 Euro <strong>für</strong> die Jahre 2013 <strong>und</strong> 2014 zum Vorhaben.In dieser Zeit sollen nun Projekte umgesetzt werden wie das neue Wegeleitsystem, das den klassischen Einkaufsführerauf Papier mit einer Beschilderung im <strong>Stadt</strong>raum <strong>und</strong> einer virtuellen Plattform im Internet verbindet. Ein einheitlichesCorporate Design soll gestalterischen Wildwuchs bei den Werbeträgern im <strong>Stadt</strong>raum künftig verhindern.„Finanzen“, „Saubere <strong>Stadt</strong>/Satzungen“, „City Service“, „Generationen“ <strong>und</strong> „Marketing“ sind die fünf Arbeitsgruppen,die der junge Verein gegründet hat. Mitstreiter sind überall willkommen.1 Erläuterungen <strong>und</strong> Links zu allen Gesetzestexten www.urban-improvement-districts.de2 www.einzelhandel.de/index.php/presse/aktuellemeldungen/item/122535-stimmung-im-einzelhandel-steigt.html,abgerufen am 13.05.2013Praxisbeispiele29


Verfügungsfonds in der StädtebauförderungEin flexibles Instrument <strong>für</strong> viele ZweckeDer B<strong>und</strong> stellt in verschiedenen Programmen der Städtebauförderung jährlich Finanzhilfen<strong>für</strong> Investitionen in die Erneuerung <strong>und</strong> Entwicklung der Städte <strong>und</strong> Gemeinden zurVerfügung. Die Städtebauförderung wird gemeinsam finanziert, i. d. R. geben B<strong>und</strong>, Land <strong>und</strong>Kommune jeweils ein Drittel. Die Städte <strong>und</strong> Gemeinden können bei ihrem Land einen Förderantragstellen. Ein Instrument in der Städtebauförderung ist der Verfügungsfonds. Damit wirddie Einrichtung gebietsbezogener Budgets ermöglicht, um Einzelhändler, Gewerbetreibende,Bewohner <strong>und</strong> weitere Akteure zur Durchführung eigener Maßnahmen <strong>und</strong> Projekte sowie zurEntscheidung darüber anzuregen. Ein Verfügungsfonds kann in jedem Städtebauförderungsgebieteingerichtet werden. Bislang kommt er besonders häufig in Programmgebieten der „Sozialen<strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> im 2008 aufgelegten Programm „Aktive <strong>Stadt</strong>- <strong>und</strong> Ortsteilzentren“ zum Einsatz.Das Zentrenprogramm bietet mit seinen spezifischen Fördermöglichkeiten <strong>für</strong> Citymanagement,privat-öffentliche Kooperationen oder Beteiligungsverfahren besonders gute Anknüpfungspunkte<strong>für</strong> Innenstadt <strong>und</strong> Einzelhandel. Es kann die finanzielle, organisatorische <strong>und</strong>inhaltliche Gr<strong>und</strong>lage einer gemeinsamen Entwicklung der Innenstadt bilden. Fast ein Drittelder bei „<strong>Händler</strong> <strong>machen</strong> <strong>Stadt</strong>“ eingereichten Beiträge kam aus <strong>Stadt</strong>zentren, die im Rahmendieses Programms gefördert werden. Den Verfügungsfonds nutzen allerdings längst nicht alle.Von Bepflanzung <strong>und</strong> Begrünung über <strong>Bau</strong>stellenmanagement bis hin zu Marketing <strong>und</strong>Werbung reichen die Einsatzmöglichkeiten. Auch Feste oder Kultur-, Freizeit- <strong>und</strong> Bildungsangebotesind möglich. Für baulich-investive Projekte ist die Größenordnung der meisten Verfügungsfondsungeeignet, im Regelfall werden kleinteilige Vorhaben umgesetzt.Gut bewirtschaftete <strong>und</strong> gesteuerte Verfügungsfonds können ein geeignetes Instrumentsein, Engagement vor Ort zu motivieren <strong>und</strong> privates Kapital <strong>für</strong> die <strong>Stadt</strong>entwicklung zumobilisieren. Mindestens 50 Prozent des Budgets müssen private Gelder sein (Fonds im ProgrammSoziale <strong>Stadt</strong> können auch bis zu 100 Prozent aus Städtebaufördermitteln finanziertwerden). Anders als die Mittel der Städtebauförderung dürfen die privaten Gelder auch <strong>für</strong>nichtinvestive Maßnahmen eingesetzt werden.Um einen Verfügungsfonds erfolgreich zu nutzen, bedarf es einer lokalen Geschäftsstelle: Sie macht Öffentlichkeitsarbeit, pflegt Kontakte,unterstützt das Entscheidungsgremium, betreut <strong>und</strong> berät Antragsteller <strong>und</strong> unterstütztAbrechnung <strong>und</strong> Umsetzung der Projekte. muss es ein kompetentes Entscheidungsgremium geben, das aus unterschiedlichen Akteurenbesteht. Neben Einzelhändlern können dies Vertreter anderer Wirtschaftszweige, lokaleTräger, Vereine oder Bewohner sein. Vertreter aus Verwaltung <strong>und</strong> Politik sollten das Gremiumnicht dominieren. sollte Einigkeit über die ungefähre Fondsgröße bestehen: Das Budget muss so hoch sein,dass der Ertrag in einem sinnvollen Verhältnis zum Aufwand <strong>für</strong> die Geschäftsstelle <strong>und</strong>das Gremium steht. Nach oben hin bestehen Grenzen allenfalls durch die Verfügbarkeit vonStädtebaufördermitteln oder die Mobilisierbarkeit privaten Kapitals. sollte mindestens in der Anlaufphase die projektbezogene Kofinanzierung als Alternativezur Akquise privater Gelder im Vorfeld ermöglicht werden: Das schafft Vertrauen.30Praxishinweise


sind kommunale Richtlinien hilfreich, die sicherstellen,dass Landesvorgaben <strong>und</strong> Programmziele sich in denAuswahlkriterien <strong>für</strong> die Projekte wiederfinden. sollten vielfältige Projekte <strong>für</strong> unterschiedliche Zielgruppenumgesetzt werden, die vornehmlich an denEntwicklungszielen des jeweiligen Quartiers <strong>und</strong> dem Inhalte einer Verfügungsfonds-RichtlinieNutzen <strong>für</strong> die lokale Situation gemessen werden. bedarf es intensiver Öffentlichkeitsarbeit, die möglichst viele Kanäle nutzt <strong>und</strong> die Informationüber das Verfahren der Antragstellung mit transparenter Berichterstattung über dieZusammensetzung des Gremiums <strong>und</strong> die bewilligten Projekte verbindet. darf der Management- <strong>und</strong> Verwaltungsaufwand nicht unterschätzt werden. Häufig übernimmtein Zentrenmanagement die Rolle der Geschäftsstelle. So kann der Verfügungsfondsbesonders gut als aktivierendes Instrument genutzt werden.Werden diese Punkte beachtet, ist der Verfügungsfonds ein hilfreiches Instrument <strong>für</strong> dieKooperation zwischen Einzelhändlern <strong>und</strong> Kommune. Das zeigen z. B. Projekte der <strong>Händler</strong>gemeinschaftenin Pfaffenhofen (S. 52 – 55) oder Rathenow (S. 56).ExWoSt-Forschungsfeld „Innovationen <strong>für</strong> Innenstädte“:Modellvorhaben Kommunale WeißbücherAcht Modellstädte – Bielefeld, Delmenhorst, Göppingen, Halle (Saale), Königs Wusterhausen, Pirmasens,Wolfenbüttel <strong>und</strong> Zittau – werden zurzeit im Rahmen des ExWoSt-Forschungsfeldes 1 „Innovationen <strong>für</strong>Innenstädte“ bei der Erstellung eines lokalen Weißbuchs Innenstadt, also eines integrierten, umsetzungsorientiertenInnenstadtkonzepts, unterstützt <strong>und</strong> die Prozesse wissenschaftlich begleitet <strong>und</strong> ausgewertet.Die jeweiligen Anlässe <strong>für</strong> die Erstellung der Konzepte sind unterschiedlich – das Thema Einzelhandelspielt jedoch in seinen aktuellen Facetten oft eine wichtige Rolle. So stehen beispielsweise in Delmenhorst<strong>und</strong> Wolfenbüttel ehemalige Hertie-Warenhäuser leer, in Bielefeld ist es eine frühere Einkaufspassage.In mehreren Städten wird außerdem die Ansiedlung eines innerstädtischen Einkaufszentrumskonkret diskutiert. Auch wenn die Zukunft des innerstädtischen Einzelhandels dementsprechend in fastallen Konzepten wichtiges Thema ist, geht die Intention der Kommunalen Weißbücher weiter: Im Sinneder <strong>für</strong> die Innenstadt typischen Nutzungsmischung sollen auch andere Nutzungen wie Wohnen, Bildung<strong>und</strong> Tourismus gestärkt werden.Im Ergebnis soll das jeweilige Kommunale Weißbuch Innenstadt Ziele <strong>und</strong> Leitlinien <strong>für</strong> die künftige Entwicklungder Innenstadt formulieren. Unter anderem erwarten die Städte, den Einzelhandel zukunftsfähigweiterzuentwickeln <strong>und</strong> Einkaufszentren innenstadtverträglich integrieren zu können. Wie andererelevante Akteure auch werden <strong>Händler</strong> in die Prozesse eingeb<strong>und</strong>en: über ihre lokalen Interessenvertretungenwie Einzelhandelsverbände <strong>und</strong> Handelskammern oder Zusammenschlüsse wie das Citymarketing.Welche Akteurskonstellationen <strong>für</strong> den lokalen Weißbuch-Prozess besonders förderlich sind <strong>und</strong>wie die verschiedenen, oft auch gegensätzlichen Interessen in den Konzepten integriert werden, soll einErgebnis des Forschungsfelds im Herbst 2014 sein.1 ExWoSt steht <strong>für</strong> Experimenteller Wohnungs- <strong>und</strong> Städtebau <strong>und</strong> ist ein Forschungsprogramm des B<strong>und</strong>esministeriums<strong>für</strong> Verkehr, <strong>Bau</strong> <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>entwicklung. Damit werden innovative Planungen <strong>und</strong> Maßnahmen zu wichtigen städtebau<strong>und</strong>wohnungspolitischen Themen gefördert. Das Programm wird vom <strong>B<strong>und</strong>esinstitut</strong> <strong>für</strong> <strong>Bau</strong>-, <strong>Stadt</strong>- <strong>und</strong> Raumforschung(BBSR) im B<strong>und</strong>esamt <strong>für</strong> <strong>Bau</strong>wesen <strong>und</strong> Raumordnung (BBR) betreut.Praxishinweise31


<strong>Stadt</strong>entwicklungsthemen<strong>und</strong> EinzelhandelPositives Bild der eigenen <strong>Stadt</strong>Auch wenn Schlagworte wie „kooperative <strong>Stadt</strong>entwicklung“ <strong>und</strong> „Aktivierung privatenEngagements“ deutlich <strong>machen</strong>, dass integrierte <strong>Stadt</strong>entwicklung eine stärkere Einbeziehungauch der privaten Akteure braucht: Zentrales Interesse des Einzelhandels bleiben zu Recht Frequenz<strong>und</strong> Umsatz. <strong>Händler</strong> engagieren sich <strong>für</strong> ihren Standort, weil das Umfeld ein zentralerökonomischer Faktor ist. Viele Beiträge zu „<strong>Händler</strong> <strong>machen</strong> <strong>Stadt</strong>“ zeigen Synergieeffekte, diesich aus dem Einsatz <strong>für</strong> den Wirtschaftsstandort <strong>und</strong> der Mitwirkung an <strong>Stadt</strong>entwicklungsprozessenergeben können.Die Beiträge spiegeln die ganze Bandbreite der Städte <strong>und</strong> Zentren in Deutschland wider:von Gr<strong>und</strong>zentren im ländlichen Raum mit fast dörflicher Struktur über attraktive, kulturhistorischbedeutende <strong>Stadt</strong>kerne größerer Mittelstädte bis zur City einer dynamischenMetropole. Aber auch neu errichtete <strong>Stadt</strong>zentren der Nachkriegszeit, mischgenutzte Straßenzügeim Gründerzeitgürtel oder randstädtische Wohngebietszentren sind vertreten. Die<strong>Händler</strong>gemeinschaften reagieren mit hoher Sensibilität <strong>und</strong> entsprechend vielfältigen Aktivitätenauf die unterschiedlichen Bedingungen in ihrem Umfeld.Der in <strong>Händler</strong>gemeinschaften besonders aktive inhabergeführte Einzelhandel ist häufigin den Nebenlagen zu finden. Hieraus lässt sich erklären, dass die Standorte der „zweiten Reihe“wie Seitenstraßen der City, <strong>Stadt</strong>teilzentren, urbane Mischnutzungsquartiere oder gewachsenekleinstädtische Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Mittelzentren unter den Einsendern besonders zahlreich vertretensind. Ein hoher Anteil lokal verwurzelten <strong>und</strong> nicht filialisierten Einzelhandels, bei demdie Geschäftsinhaber häufig gleichzeitig Immobilieneigentümer sind, etablierte persönlicheKontakte <strong>und</strong> kurze Wege schaffen günstige Kooperationsbedingungen. Zugleich erzeugt dieSchwächung dieser Nebenlagen im Standortwettbewerb häufig einen größeren Handlungsdruck<strong>und</strong> eine höhere Bereitschaft der Einzelhändler, sich aktiv in die <strong>Stadt</strong>entwicklung einzubringen.Standort Innenstadt <strong>und</strong> ZukunftsaufgabenDas Bild, das die teilnehmenden Einzelhändler von ihren <strong>Stadt</strong>zentren zeichnen, ist insgesamtpositiv. Die Sorge um Standortnachteile, Qualitäts- <strong>und</strong> Attraktivitätsverluste der Innenstädte,wie sie mitunter in Medien zu hören ist, wird von den <strong>Händler</strong>gemeinschaften in dieserForm nicht bestätigt. Insbesondere die häufig so stark kritisierte Verkehrs- <strong>und</strong> Parkplatzsituationerhält überraschend gute Noten. Auch die Bewertung der öffentlichen Räume, die differenziertnach Erscheinungsbild, Sauberkeit <strong>und</strong> Aufenthaltsqualität einzuschätzen waren, fällt insgesamtpositiv aus. Die Aufwertung der öffentlichen Räume <strong>und</strong> die Erreichbarkeit der Innenstadt werdenvon den <strong>Händler</strong>n dennoch als wichtigste Aufgabenbereiche der <strong>Stadt</strong>entwicklung betrachtet.Ladenleerstand, zugleich aber auch ein fehlendes Angebot attraktiver Handelsflächensind häufig benannte Standortschwächen. Viele <strong>Händler</strong>gemeinschaften reagieren darauf miteigenen Initiativen zum baulichen Standort- oder zum Immobilienmanagement oder konkretenProjekten zur Füllung von Leerständen (vgl. S. 22 – 25 <strong>und</strong> S. 52 – 55). Fehlende Kaufkraftwird insbesondere in den strukturschwachen Regionen des Ruhrgebiets <strong>und</strong> Ostdeutschlands,in sozialen Problemquartieren der Großstädte <strong>und</strong> in peripheren ländlichen Regionen alsHaupthemmnis <strong>für</strong> die Innenstadtentwicklung gesehen. Positiv ist das Bild, das Einzelhändler34Überblick


aus wirtschaftsstarken Großstädten, zahlreichen Mittelstädten in städtischenRegionen Süddeutschlands <strong>und</strong> z.T. auch touristisch attraktivenOrten zeichnen. Zunehmend wird auch die Bedeutung nicht direkt ökonomischerRahmenbedingungen wie Demografischer Wandel, Soziales<strong>und</strong> Bildung registriert.Themen <strong>und</strong> Anlässe <strong>für</strong> die direkte Zusammenarbeit von kommunaler<strong>Stadt</strong>planung <strong>und</strong> Einzelhändlern gibt es somit eigentlich genug.Allerdings deuten viele Angaben in den Beiträgen darauf hin, dass bei derErreichbarkeit PKW 1,91Fußgängerfre<strong>und</strong>lichkeit 2,01Parkmöglichkeiten 2,16ÖPNV-Anbindung 2,2Entwicklungsperspektive 2,24Fahrradfre<strong>und</strong>lichkeit 2,33bauliches Erscheinungsbild 2,33Erscheinungsbild 2,38Sauberkeit 2,39Aufenthaltsqualität 2,42Leerstand 2,44Angebot attraktiverHandelsflächen2,62Kaufkraft 2,751 1,5 2 2,5 3 3,5Mitwirkung an <strong>Stadt</strong>entwicklungsverfahren <strong>und</strong> insbesondere bei derDurchschnittliche Bewertung von StandorteigenschaftenKenntnis der Städtebauförderung noch Verbesserungsspielraum vorhandenist. Für viele <strong>Händler</strong>gemeinschaften ist die Wirtschaftsförderung der (nach Schulnotensystem)durch die Teilnehmer des Projektaufrufserste Ansprechpartner in der Kommune. Hier bestehen fest institutionalisierte,regelmäßige Kontakte. Kontakt zu den Planungsämtern bestehtvielerorts nur mittelbar über die regionalen Einzelhandelsverbände oder die Industrie- <strong>und</strong>Handelskammern. Nur wenige <strong>Händler</strong>gemeinschaften befassen sich zudem explizit <strong>und</strong>kontinuierlich mit <strong>Stadt</strong>entwicklungsthemen. Etwa 10 Prozent der <strong>Händler</strong>gemeinschaftenhaben eigene Arbeitskreise z. B. zu <strong>Stadt</strong>entwicklung, <strong>Bau</strong>en, Standort, öffentlichem Raum,Leerstandsmanagement, Verkehr. Arbeitskreise zum Marketing oder zu <strong>Stadt</strong>festen sind deutlichhäufiger. Das vorhandene Instrumentarium zur Aktivierung der Einzelhändler <strong>für</strong> <strong>Stadt</strong>entwicklungsfragenbietet hier noch viele Spielräume.Beteiligung an EinzelhandelskonzeptenEinzelhandelskonzepte sind ein informelles Planungsinstrument, das die Zielgruppe von„<strong>Händler</strong> <strong>machen</strong> <strong>Stadt</strong>“ unmittelbar berührt. Etwa zwei Drittel der teilnehmenden <strong>Händler</strong>gemeinschaftengeben an, dass ihre <strong>Stadt</strong> über ein Einzelhandelskonzept verfügt. Zumeist warendie <strong>Händler</strong> auch an der Erarbeitung oder Fortschreibung beteiligt. Mehrheitlich geschiehtdies über Workshops, teilweise aber auch über Informationsveranstaltungen oder schriftlicheBefragungen. In einzelnen Fällen wurde das Einzelhandelskonzept auf maßgebliche Initiativeder <strong>Händler</strong>gemeinschaft erarbeitet, teilweise auch durch diese kofinanziert. Oft bildet dieZusammenarbeit an einem Einzelhandelskonzept die Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> eine intensivere Abstimmung<strong>und</strong> Kooperation zwischen Einzelhandel <strong>und</strong> Kommune in nachfolgenden Projekten.Beispielhafte Anwendungsmöglichkeiten von Einzelhandelskonzepten Identifikation von Potenzialen, Angebotslücken oder Überversorgung im Branchenmix Festsetzung von Zentralen Versorgungsbereichen <strong>und</strong> Sortimentslisten <strong>für</strong> zentrenrelvantenEinzelhandel im Bebauungsplan nach § 9, Abs. 2a <strong>Bau</strong>GB Beurteilungskriterium <strong>für</strong> die Ansiedlung von großflächigem Einzelhandel (über 800 m 2 ) Bestandteil oder Ergänzung eines Integrierten Handlungskonzeptes zur Umsetzung derStädtebauförderung, insbesondere im Programm „Aktive <strong>Stadt</strong>- <strong>und</strong> Ortsteilzentren“ Abstimmung informeller Ziele <strong>und</strong> Leitlinien zur ZentrenentwicklungÜberblick35


Preisträger im Profil:CityO.-Management OberhausenNeue Ideen <strong>für</strong> Projekte, Strategien, ManagementFußgängerzone in Alt-OberhausenAlt-Oberhausen zwischenZentrum <strong>und</strong> CentrOOberhausen hat eine moderne Hauptgeschäftszonemit 119.000 m 2 Bruttoverkaufsfläche. Alle angesagtenKetten sind vertreten. Ein buntes Entertainment- <strong>und</strong>Gastronomieangebot bietet Entspannung nach dem Einkauf.Für dieses Erlebnis nehmen 23 Millionen Besucherjährlich weite Wege auf sich. Die „Neue Mitte“, die seit1996 auf der Brache des ehemaligen Stahlwerks „Gutehoffnungshütte“entstanden ist, lockt mit Deutschlandsgrößter Shoppingmall CentrO.Alt-Oberhausen ist eine andere Welt, keine 4 kmentfernt: Einer der drei historischen Kerne der aus mehrerenDörfern zusammengewachsenen <strong>Stadt</strong>. Einerseitsist hier die raue Herzlichkeit des „Potts“ sehr gut zu erleben,andererseits lassen sich auch die sozialen <strong>und</strong> ökonomischenStrukturprobleme kaum übersehen.Die früher durch Montanindustrie geprägte <strong>Stadt</strong> istmit den typischen Folgen eines noch nicht bewältigtenStrukturwandels konfrontiert. Fast ein Drittel der Haushaltein der Oberhausener Innenstadt sind Leistungsempfängernach SGB II, dazu kommen ein hoher Anteilvon Migranten, Kinderarmut <strong>und</strong> niedrige Bildungsstände.Die negativen Auswirkungen auf Kaufkraft,nachgefragte Einzelhandelssortimente <strong>und</strong> letztendlichdie sinkenden Immobilienwerte haben einen Trading-down-Prozessausgelöst, der durch Geschäftsverlagerungenins CentrO zusätzlich beschleunigt wurde.C & A, Peek & Cloppenburg <strong>und</strong> seit Ende 2012 auchden Kaufhof gibt es in Alt-Oberhausen nicht mehr: Allehaben neue Standorte im CentrO.Im Ruhrgebiet, wo Fußball mehr ist als ein Sport,lässt sich das Verhältnis zwischen alter Innenstadt <strong>und</strong>„Neuer Mitte“ symbolisch auch ganz anders illustrieren:Im CentrO betreiben die internationalen Fußball-MarkenBVB, Schalke <strong>und</strong> sogar Bayern München Merchandising-Shops,in der Alt-Oberhausener Marktstraße hatdas ehrenamtliche Fanprojekt des RegionalligavereinsRot-Weiß Oberhausen seinen Sitz. Die hohe Verschuldungder Kommune lässt kaum ausgleichende öffentlicheInvestitionen zu.Von der Werbegemeinschaft zumVerein <strong>für</strong> <strong>Stadt</strong>teilmanagement<strong>Händler</strong>, Immobilieneigentümer <strong>und</strong> Kommunewaren sich im Klaren darüber, dass die eindimensionaleAusrichtung auf den Einzelhandel hier nicht mehrgreift, sondern andere Ideen erforderlich sind.Ein zentraler Ansatzpunkt war die Selbstorganisationder Akteure. Hieraus ist „CityO.-Management e. V.“entstanden, einer der Preisträger von „<strong>Händler</strong> <strong>machen</strong><strong>Stadt</strong>“. Die Ursprünge des Vereins liegen in der 1934gegründeten „Werbevereinigung Alt-Oberhausen e. V.“.Die traditionellen Aufgabenfelder, Interessenvertretung<strong>und</strong> gemeinsame Werbung, sind auch heute noch wichtig,allerdings hatten <strong>Händler</strong> <strong>und</strong> Immobilieneigentümerbereits in den 1990er-Jahren erkannt, dass neueAufgaben hinzukommen müssen: stärkerer Fokus aufdie immobilienwirtschaftlichen Herausforderungen,gezielte Mobilisierung von finanziellen Ressourcen,direktes Projektengagement, eine tragfähige Selbstorganisationzwischen Professionalisierung <strong>und</strong> Ehrenamt,aber auch eine intensive Kooperation mit der <strong>Stadt</strong><strong>und</strong> anderen Akteuren außerhalb des Handels.Der „Relaunch“ des CityO.-Managements 1999nahm all diese Aspekte auf. Kern der neuen Organisationsformist ein hauptamtliches Citymanagement.Dieses wird zwar personell über eine Tochtergesellschaftder <strong>Stadt</strong> Oberhausen getragen, die Finanzierungerfolgt jedoch zu 50 Prozent aus Vereinsmitteln.„Geborene“ Mitglieder aus der <strong>Stadt</strong>verwaltung sind der36Preisträger im Profil


Strategien brauchen Projekte<strong>Bau</strong>dezernent Peter Klunk <strong>und</strong> CityO.-GeschäftsführerFranz-Josef Muckel<strong>Bau</strong>dezernent, der Geschäftsführer der TMO Tourismus& Marketing Oberhausen GmbH <strong>und</strong> der Citymanager,ansonsten prägt die Privatwirtschaft Ziele <strong>und</strong> Projektedes Vereins. Franz-Josef Muckel ist in PersonalunionCitymanager, Geschäftsführer <strong>und</strong> Vorstandsmitgliedvon CityO.-Management e. V.. Zusätzlich ist er Leiterdes städtischen „Projekt-TeamCity“, gewissermaßeneiner <strong>für</strong> lokale Projekte zuständigen Außenstelle des<strong>Stadt</strong>planungsamtes. Das richtige Verhältnis zwischenorganisatorischem Rahmen, Freiraum <strong>für</strong> ehrenamtlicheInitiative <strong>und</strong> Kooperation mit der Kommunezu finden, ist eine Gratwanderung. „Ich sitze zwischenoder besser auf allen Stühlen. Völlige Unabhängigkeitklingt auf den ersten Blick besser, aber dann würdeman zur Speerspitze einer singulären Bewegung, <strong>und</strong>damit würde man wahrscheinlich weniger erreichen“,meint Muckel. Er betont, dass CityO.-Management e. V.ein autarker Wirtschaftsverein ist, der weder ökonomischnoch politisch durch die <strong>Stadt</strong> gesteuert wird.Netzwerkarbeit auf Vertrauensbasis betreibt er, <strong>und</strong>die wichtigste Voraussetzung da<strong>für</strong> sind Kontakte <strong>und</strong>Kommunikation. Was das heißt, merkt man beim Gangmit dem Citymanager durch die Fußgängerzone. Da<strong>für</strong>braucht man Zeit: Alle 20 Meter trifft er Bekannte, seienes Kommunalpolitiker unterschiedlicher Parteien, denVorsitzenden des örtlichen Handelsverbands, eineKünstlerin, den langjährigen Streifenpolizisten, der zuseinem Bedauern nun in den Innendienst aufgestiegenist, <strong>und</strong> natürlich diverse CityO.-Vereinsmitglieder.Immerhin 85 Vereinsmitglieder gibt es. Bemerkenswertist, dass heute Immobilieneigentümer dieMehrheit der Vereinsmitglieder stellen. Das früher weitverbreitete Modell des Einzelhändlers, der gleichzeitigBesitzer seiner Immobilie ist, gibt es in Oberhausenkaum noch. Gerade Filialisten <strong>und</strong> der starke Anteil desvon Migranten betriebenen Einzelhandels sind trotzgezielter Bemühungen <strong>für</strong> eine feste Vereinsmitgliedschaft<strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>finanzierung der Organisationoder des Citymanagements nur schwer zu gewinnen.Für konkrete Projekte lässt sich jedoch ein weitaus größererKreis an Unterstützern mobilisieren. Sogar dieFilialisten sind dann mit dabei. Es ist erstaunlich, welchefinanziellen Ressourcen selbst in einem ökonomischschwachen Umfeld wie Oberhausen mobilisiert werdenkönnen, wenn die Ideen überzeugend sind. LeuchtendesVorbild im doppelten Sinne ist hier das „OberhausenerWinterlicht“, eine Großinvestition von ca. 200.000 Euro<strong>für</strong> eine hochmoderne LED-Licht installation, die vollkommenohne öffentliche Mittel gestemmt wurde. Dasssich das Winterlicht gegenüber der alten Weihnachtsbeleuchtungwegen der um 30.000 Euro niedrigerenStromkosten in wenigen Jahren rechnet, ist ein zusätzlichesArgument. Zum Winterlicht gehört der Weihnachtswaldaus 300 bis zu 14 Meter hohen Fichten, einespektakuläre Kulisse <strong>für</strong> den Weihnachtsmarkt oderdas traditionelle deutsch-polnische Familien-Silvester.Ein Kraftakt, der sich lohnt: Winterlicht <strong>und</strong> WeihnachtswaldCityO.-Management Oberhausen37


Dachgartenparty auf dem KaufhausEin weiteres Schlüsselprojekt war der PeopleCounter,die Messung der Passantenfrequenz per Lasertechnik:„Wir brauchen <strong>für</strong> unsere Arbeit in der Innenstadtbelastbare Zahlen. Wenn wir sehen wollen, ob eine<strong>Stadt</strong>marketing-Maßnahme erfolgreich war oder nicht,sind die Daten der permanenten Frequenzzählung da<strong>für</strong>ein sehr wichtiger Indikator“, sagt Muckel. Auch <strong>für</strong> dieinteraktive Immobiliendatenbank www.ida-oberhausenCity.deoder die temporären Dachgärten mit Kulturprogrammauf dem Dach des Kaufhauses griffen diePrivaten tief in die eigene Tasche. Kommunale Mittel <strong>für</strong>solche Ideen gibt es eben nicht, denn Oberhausen musssparen – jährlich will die Bezirksregierung einen Haushaltssicherungsplansehen, <strong>und</strong> bis 2021 muss ein Haushaltsausgleichaus eigener Kraft erreicht werden. Mitden Projekten gewinnt der Verein seinen Rückhalt in der<strong>Händler</strong>schaft. Mit diesem Rückhalt lassen sich dannauch strategische <strong>Stadt</strong>entwicklungsfragen aufgreifen.Neue Profilierung der MarktstraßeSeit die Immobilieneigentümer die größte Gruppeim Verein sind <strong>und</strong> der Schulterschluss mit der kommunalen<strong>Stadt</strong>planung besteht, hat sich der Fokus derArbeit verändert: Klassisches Marketing <strong>und</strong> die Erhöhungder Passanten- bzw. K<strong>und</strong>enfrequenz verlierenan Bedeutung, während Immobilienwirtschafts- <strong>und</strong><strong>Stadt</strong> entwicklungsthemen wichtiger werden.Die Gemeinschaft ist ein Forum, in dem auch malergebnisoffen die Frage gestellt werden kann, welcheNutzungen zukunftsfähig sein können.„Alt-Oberhausen ist ein Phänomen! Wenn Sie jetzthier die Marktstraße runtergehen, ist die brechend voll,aber das hat nicht unbedingt was damit zu tun, dass dieLeute hier einkaufen gehen“, stellt <strong>Bau</strong>dezernent PeterKlunk fest. Tatsächlich fühlt man sich auf der Marktstraßeein bisschen wie auf einer Dorfstraße: Man kenntsich, quatscht, trinkt einen Kaffee in einem der zahlreichenCafés <strong>und</strong> guckt, wer noch alles so unterwegs ist,<strong>und</strong> so nebenbei erledigt man noch die täglichen Besorgungenauf dem Markt, beim Textildiscounter oder gehtzum Arzt. Allerdings ist die Marktstraße als Hauptachsedes traditionellen Einkaufsbereichs 1,4 km lang – <strong>und</strong>damit viel zu groß <strong>für</strong> Alt-Oberhausen <strong>und</strong> seine 90.000Einwohner. Am ohnehin übermächtigen CentrO misstman sich hier nicht mehr: „Wir wollen ganz bewusst nichtmit der ,Neuen Mitte‘ konkurrieren. Alt-Oberhausen hatganz andere Funktionen <strong>und</strong> Zielgruppen“, diagnostiziertCitymanager Muckel. Vor allem bei Kultur, Bildung,Ges<strong>und</strong>heit, Nahversorgung, öffentlichen <strong>und</strong> privatenDienstleistungen <strong>und</strong> vor allem als sozialer Treffpunkthat die Innenstadt ihre Stärken <strong>und</strong> nach Ansicht vonCityO. auch ihre Zukunft. Die Leitlinien der Quartiersentwicklung,an denen auch die Akteure der <strong>Händler</strong>gemeinschaftmitgewirkt haben, sehen unter anderem <strong>für</strong> denEinzelhandel eine Konzentration auf nahversorgungsrelevanteGeschäfte in einem kleinen Kernabschnitt vor –ein mutiger <strong>und</strong> nicht unumstrittener Schritt.Modellhaft <strong>für</strong> die Neuausrichtung der Marktstraßesind zwei Teilbereiche: Das Bert-Brecht-Quartier steht<strong>für</strong> Kultur <strong>und</strong> Bildung <strong>und</strong> zwar bewusst mit einerAusrichtung auf stadtteilbezogene Mitmachangebote.Leuchtturm ist das Bert-Brecht-Haus: In dem früherenKaufhaus von 1928, das mit seinem Backsteinexpressionismusbeeindruckt, sind nach einer aufwendigenSanierung nun <strong>Stadt</strong>bibliothek, Volkshochschule, Bürgerr<strong>und</strong>funk,Kulturbüro <strong>und</strong> die Fortbildungseinrichtung„Arbeit <strong>und</strong> Leben“ unter einem Dach eingezogen.Das jährliche Kurzfilmfestival lockt ein internationalesPublikum nach Oberhausen. Noch ist das Klima <strong>für</strong> diealte Industriestadt ungewohnt, aber ein Nährboden <strong>für</strong>das zarte Pflänzchen der Kreativwirtschaft entsteht.Am anderen Ende der Marktstraße hat der Wandelerst begonnen: Die Handelsimmobilien der 1960er- <strong>und</strong>1970er-Jahre sind überhaupt nicht mehr marktfähig,die Fußgängerzone der 1980er-Jahre, auf der sich die38Preisträger im Profil


Bildungszentrum im früheren Kaufhaus, das Bert-Brecht-Hauswenigen Passanten verlieren, ist heute eher ein Standortnachteilals ein Qualitätsgewinn. Hier hilft nur einradikaler Schnitt. Die Straße soll als „Green Boulevard“<strong>für</strong> eine verkehrliche Mischnutzung geöffnet,vollkommen umgestaltet <strong>und</strong> als Wohnstandort neuausgerichtet werden. Aus Geschäftshäusern werdenDienstleistungsstandorte. Kirchliche Verwaltung <strong>und</strong>soziale Träger schätzen die Nähe untereinander <strong>und</strong>zum echten Leben. Und die Ansiedlung eines Callcentersin der Fußgängerzone war ein echter Erfolg: Einebislang wenig innenstadttypische Branche bringt neuesLeben in die Innenstadt.Besonders wichtig ist die Überzeugungskraft desVereins dann, wenn über eine Nutzungsänderung derStrukturwandel des ganzen Quartiers vorangetriebenwerden soll <strong>und</strong> da<strong>für</strong> eine breite Mitwirkung mobilisiertwerden muss. Isoliertes Handeln der einzelnenEigentümer könnte den Trading-down-Prozess nichtaufhalten. Das neue Profil als Dienstleistungs- <strong>und</strong>Wohnquartier wird den Einzelhandelsstandort radikalverändern. Dass die <strong>Händler</strong> diesen Prozess mittragen,ist ein Ergebnis kontinuierlichen Werbens <strong>für</strong> die<strong>Stadt</strong>entwicklung.Aufgabenteilung in deröffentlich-privaten KooperationNatürlich sind es nicht die Einzelhändler, die komplexeStrategien <strong>für</strong> das Alt-Oberhausen von morgenentwickeln. Das ist die Rolle der Verwaltung <strong>und</strong> ihrerexternen Berater. Aber ohne die kontinuierliche Diskussionim Verein <strong>und</strong> über diesen weiter vermitteltin der <strong>Stadt</strong>öffentlichkeit gäbe es keinen Rückhalt beiden privaten Akteuren, ohne die es nun mal nicht geht.Über CityO. gestalten sie die Entwicklung ihres Standortsdirekt mit.Kurzfilmfestival als ImagegeberWeitere Informationen:CityO.-Management e.V.: www.oberhausencity.deImmobiliendatenbank Oberhausen: www.ida-oberhausenCity.deKultur- <strong>und</strong> Bildungszentrum: www.bert-brecht-quartier.deCityO.-Management Oberhausen39


Kommunale PositionenPlanungskultur <strong>und</strong> SteuerungsinstrumenteDer Deutsche Städtetag <strong>und</strong> der Deutsche Städte- <strong>und</strong> Gemeindeb<strong>und</strong> wirkten in der Jury von „<strong>Händler</strong> <strong>machen</strong> <strong>Stadt</strong>“mit. Sie brachten die Sicht der kommunalen Spitzenverbände bei der Auswahl der Preisträger ein.Zwei Fragen an den Deutschen StädtetagStädte stehen mehr <strong>und</strong> mehr vor der Notwendigkeit, sich im Städtewettbewerb zu profilieren. Welchen Beitrag kannder Einzelhandel dazu leisten?Der Wettbewerb der Städte ist längst ein regionaler oder sogar ein internationaler Wettbewerb geworden. Wesentlichist hierbei die bereits angesprochenen Profilierung der <strong>Stadt</strong>, der Regio- <strong>und</strong> Metropolen. Der Einzelhandel kannhierzu einen wesentlichen Beitrag leisten. Durch das Herausarbeiten von regionalen Besonderheiten, die Schaffungzusätzlicher Serviceleistungen oder die Ausrichtung des Angebotes auf spezifische Nachfragen können Stärkengestärkt <strong>und</strong> Schwächen abgemildert werden. Die Entwicklung eines weitgehend gleichen <strong>Stadt</strong>bildes durch einezunehmende Filialisierung ist nicht zielführendZahlreiche Einzelhändler <strong>und</strong> <strong>Händler</strong>gemeinschaften zeigen Bereitschaft, sich auch über Events hinaus im <strong>und</strong> <strong>für</strong>den öffentlichen Raum zu engagieren. Wie können die Kommunen darauf eingehen, was ist seitens der KommunenVoraussetzung <strong>für</strong> eine gute Zusammenarbeit?<strong>Bau</strong>-, Planungs- <strong>und</strong> Beteiligungskultur sind die drei Schlüsselbegriffe in diesem Zusammenhang. Durch die systematischeVerknüpfung der Planungs- <strong>und</strong> Entscheidungsprozesse mit geeigneten Kommunikationsverfahren kannein strategisches <strong>und</strong> kooperatives <strong>Stadt</strong>entwicklungsmanagement entscheidende Beiträge zur Weiterentwicklungeiner kommunalen Beteiligungskultur leisten. Hierbei sind auch die Einzelhändler <strong>und</strong> die <strong>Händler</strong>gemeinschafteneinzubinden. Bürger, Verwaltung <strong>und</strong> alle beteiligten Akteure müssen insgesamt zu einer lernenden, zuhörenden<strong>und</strong> ermöglichenden <strong>Stadt</strong>gesellschaft werden.Zwei Fragen an den Deutschen Städte- <strong>und</strong> Gemeindeb<strong>und</strong>Lassen sich Trading-down-Effekte mit kommunalen Steuerungsmaßnahmen verhindern oder abmildern? Wie viel Eingriffin Marktprozess ist hierbei empfehlenswert?Innenstädte <strong>und</strong> Ortskerne sind der Schlüsselfaktor <strong>für</strong> die <strong>Stadt</strong>entwicklung. In den Zentren der Städte <strong>und</strong> Gemeindenspiegelt sich brennglasartig die soziale, wirtschaftliche <strong>und</strong> kulturelle Entwicklung der Gesellschaft wider. Es mussdaher ein Kernanliegen sein, speziell die Innenstädte <strong>und</strong> Ortskerne zu stärken. Zur Sicherung einer verbrauchernahenVersorgung ist insbesondere die Erarbeitung von Einzelhandels- <strong>und</strong> Zentrenkonzepten in Erwägung zu ziehen, die denBelang der Erhaltung <strong>und</strong> Entwicklung zentraler Versorgungsbereiche konkretisieren. In derartigen Konzepten sollte derNah- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>versorgung ein hoher Stellenwert beigemessen <strong>und</strong> eine Konzeptabstimmung mit den Kommunen desUmlandes sowie den zuständigen Kammern (IHK <strong>und</strong> HWK) vorgenommen werden. Insgesamt gilt es, die vorhandenenInstrumente des Planungsrechts auf der Basis f<strong>und</strong>ierter Einzelhandels- <strong>und</strong> Zentrenkonzepte konsequent zu nutzen.Welchen Beitrag können Einzelhändler <strong>und</strong> ihre Zusammenschlüsse <strong>für</strong> lebendige Innenstädte leisten?Im Sinne einer breiten „Einzelhandelsstrategie“ empfiehlt es sich <strong>für</strong> Städte <strong>und</strong> Gemeinden, gemeinsame Zielvereinbarungenmit dem Handel <strong>und</strong> den Bürgern zur Stärkung der Innenstädte <strong>und</strong> Ortskerne <strong>und</strong> damit zur Sicherungder Nahversorgung nicht nur zu entwickeln („Leitbilder“ etc.), sondern auch umzusetzen. Im Ergebnis ist aberauch der Einzelhandel selbst gefordert, durch gemeinsame <strong>und</strong> vollzugsorientierte Konzepte <strong>und</strong> durch eine bessereK<strong>und</strong>enorientierung zur Attraktivitätssteigerung der Innenstädte <strong>und</strong> Ortskerne beizutragen.40Positionen


Wettbewerb „Ab in die Mitte“Öffentlich-private Partnerschaften <strong>für</strong> die Zentren„Ab in die Mitte“ heißt es seit 1999 bei der City-Offensive NRW. Von Anfang an war die Initiative zur Zentrenstärkungeine Public Private Partnership sowohl auf der Ebene der Initiatoren als auch vor Ort: Die Zusammenarbeitder <strong>für</strong> die <strong>Stadt</strong>entwicklung relevanten Akteure aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung, Kunst <strong>und</strong> Kultur, Vereinen<strong>und</strong> Bürgerschaft ist ein wesentliches Förderkriterium. 2003 wurden auch in Hessen <strong>und</strong> Niedersachsen vergleichbareInitiativen gestartet. In Niedersachsen gab es zusätzlich von 2007 bis 2010 noch die Quartiersinitiative Niedersachsen(QiN), die Modellprojekte zur Stärkung <strong>und</strong> Weiterentwicklung von Innenstädten gefördert hat. Beispielsweisein Bohmte, Neuenkirchen oder Ostercappeln entstanden dadurch Zusammenschlüsse von Einzelhändlern, diebis heute aktiv sind. 2004 begann Sachsen sein „Ab in die Mitte“-Programm, 2005 schloss sich auch Berlin mit demabgewandelten Titel „MittendrIn Berlin! Die Zentren-Initiative“ an. 1Ziel ist überall die Förderung von Vernetzung, Aufbau verstetigter Kooperationsstrukturen sowie die öffentlich-privateKofinanzierung von zentrenbezogenen Maßnahmen. War das Programm in den Anfangsjahren nochhauptsächlich auf die Ausrichtung von Festen oder temporäre Inszenierungen im öffentlichen Raum fokussiert,verlagert sich mittlerweile häufig der Schwerpunkt auf nachhaltige Effekte der <strong>Stadt</strong>gestaltung, sodass soziokulturelle<strong>und</strong> planerische Aspekte der Aufwertung von Einzelhandelslagen verb<strong>und</strong>en werden.Der Wettbewerb wird gemeinsam von öffentlicher Hand <strong>und</strong> privaten Akteuren ausgelobt. Es lohnt sich, dieTermine <strong>und</strong> Fristen im Auge zu behalten, die auf den jeweiligen Länderseiten veröffentlicht werden.Über das PPP-Modell hinaus gibt es zahlreiche eigene Zentreninitiativen der Länder, die unter www.bmvbs.de/weissbuch-innenstadt vorgestellt werden.Tausende Fotos der Bocholter Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger als neue Fassade <strong>für</strong> das seit 2009 brachliegende Hertie-Gebäude: „Ab in die Mitte!“NRW machte das 2012 möglich.1 www.abindiemitte.deInitiativen41


Strukturen <strong>für</strong> die <strong>Stadt</strong>entwicklung:PraxisbeispieleGemeinsam <strong>Stadt</strong> managenFinanzierungmax. 30.000 €/Jahr; ggf. zweckgeb<strong>und</strong>ene <strong>und</strong> projektbezogeneUnterstützung z.B. durch Stiftungen, Vereine, Verbandgemeinde„Vorbeugen ist besser als heilen“, sagten sich die Mitgliederdes Gewerbevereins in Oberwesel <strong>und</strong> schufenzusammen mit der <strong>Stadt</strong> die Stelle einer <strong>Stadt</strong>managerin.Die Bündelung von Aufgaben der Kommunikation <strong>und</strong>Koordination schafft stabile Strukturen <strong>und</strong> gibt Raum<strong>für</strong> Marketingaktivitäten <strong>und</strong> langfristige Prozesse.So wertvoll Einzelaktionen <strong>für</strong> die Attraktivität eines<strong>Stadt</strong>kerns auch sein mögen, manchmal benötigen Städtewie Oberwesel doch eher einen langen Atem <strong>und</strong> einenBohrer <strong>für</strong> dicke Bretter. Die mittelalterlich anmutendeKleinstadt inmitten der Weinberge des Rheintals istauf den ersten Blick ein echtes Kleinod. Die Strukturproblemewie Schrumpfung <strong>und</strong> Alterung der Bewohnerschaft,nicht marktgerechter Immobilienbestand,Schwierigkeiten bei der Geschäftsnachfolge, rückläufigeK<strong>und</strong>enfrequenz in der Altstadt <strong>und</strong> Verkehrsbelastungensind nicht unmittelbar sichtbar, <strong>für</strong> die <strong>Händler</strong> <strong>und</strong>Gewerbetreibenden jedoch deutlich zu spüren. Gr<strong>und</strong>genug <strong>für</strong> den traditionsreichen Oberweseler Gewerbevereine. V. OGV, sich stärker mit strategischen Herausforderungenauseinanderzusetzen <strong>und</strong> dabei auch deneigenen Verein neu auszurichten. Die erste Maßnahme2009 war ein Paukenschlag: Die Mitgliedsbeiträge wurdenvon 50 auf 500 Euro verzehnfacht! Eine Steigerung,die, wie bereits vorab in internen Diskussionen deutlichwurde, von vielen kleinen Einzelhändlern kaum zu stemmensein würde <strong>und</strong> zu einer Halbierung der zahlendenOberweseler GewerbevereinMitgliederzahl: 46 (Herbst 2012)Vollmitglied: 500 €/JahrFördermitglied: 150 €/Jahr<strong>Stadt</strong>managerinAufgaben: Koordination, Kommunikation, Kooperation, Bürobei der Verwaltung der Verbandsgemeinde<strong>Stadt</strong> Oberwesel50 % (in Abhängigkeitvom Beitrag des Vereins)LenkungsgruppeZusammensetzung: 3 Mitglieder desGewerbevereins, 1 <strong>Stadt</strong>bürgermeister,2 <strong>Stadt</strong>ratsmitgliederAufgaben: Strategie, Abstimmung,Vorbereitung von Ratsentscheidungen,Festlegung Jahresprogramm<strong>Stadt</strong>managerEin bewährtes Modell: Organigramm des Citymanagements OberweselMitglieder geführt hat.Auf der anderen Seite hatdiese Reform die finanzielleLeistungsfähigkeitdeutlich erhöht. Nurmit diesen Eigenmittelnkonnte der Gewerbevereinseinen Wunschnach einem professionellenCitymanagementumsetzen <strong>und</strong> eine gemeinsame Ausschreibung mit der<strong>Stadt</strong> auf den Weg bringen. Der OGV trägt 50 Prozent derKosten, eine enorme Leistung <strong>für</strong> eine 3.000-Einwohner-<strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> einen Verein mit knapp 50 Mitgliedern. Unterstütztwird die seit 2010 aktive Citymanagerin von einerLenkungsgruppe mit Vertretern aus Wirtschaft <strong>und</strong> Politik(vgl. Grafik). Die Ansiedlung der Stelle bei der lokalenVerbandsgemeinde ermöglicht der Koordinatorin kurzeWege <strong>für</strong> Entscheidungsprozesse <strong>und</strong> bringt sie in engenKontakt mit Politik, Verwaltung <strong>und</strong> den <strong>Stadt</strong>bürgern.Die in Oberwesel ohnehin starke Kooperationskulturbekommt so ein festes F<strong>und</strong>ament.Dieses Citymanagement konnte nun schwierige Aufgabengezielt angehen, die <strong>für</strong> ehrenamtlich tätige Einzelhändler,aber auch <strong>für</strong> eine kleine <strong>Stadt</strong>verwaltungzuvor <strong>und</strong>enkbar gewesen wären. Strukturelle <strong>Stadt</strong>entwicklungsimpulsegaben eine umfassende K<strong>und</strong>enbefragung,ein f<strong>und</strong>iertes Einzelhandelskonzept, ein Pilotprojektzur Wohnbestandsentwicklung in Zusammenarbeitmit der FH Mainz <strong>und</strong> der Aufbau einer Immobilienbörse.Ein kontinuierlicher Dialog mit den Bürgern unterdem Motto „Zukunftsstadt Oberwesel“ wurde initiiert.All das ist den Mitgliedern des Gewerbevereins genausowichtig wie die traditionelle „Weinhexennacht“.Auch die seit 1993 alle zwei Jahre vom OGV organisierteMittelrheinmesse ist nicht mehr nur überregionalausstrahlende Gewerbeschau, sondern hat sich mit Themenschwerpunktender letzten Jahre wie z. B. „Ges<strong>und</strong>heit“<strong>und</strong> „Wohnen in alter Substanz“ zu einem Forum<strong>für</strong> gesellschaftliche <strong>und</strong> stadtentwicklungsbezogeneZukunftsfragen weiterentwickelt.42Praxisbeispiel


Gemeinsam starkTipps <strong>für</strong> eine kooperative <strong>Stadt</strong>entwicklungStraßen fußgängerfre<strong>und</strong>lich umbauen, Grünflächen gestalten, neue Nutzungen <strong>für</strong> leer stehendeGebäude finden, Einzelhandelskonzepte erarbeiten oder ein Leitbild <strong>für</strong> die City entwickeln – solche<strong>Stadt</strong>entwicklungsaufgaben sind nicht Kerngeschäft der <strong>Händler</strong>. Aber wegen ihrer Auswirkungen aufden Alltag des Einzelhandels bringen sich mehr <strong>und</strong> mehr Geschäftsleute in derartige Projekte aktivein. Die Vielfalt der Beiträge zu „<strong>Händler</strong> <strong>machen</strong> <strong>Stadt</strong>“ liefert Hinweise, wie <strong>Händler</strong>gemeinschaftenihre Gestaltungsmöglichkeiten am besten organisieren <strong>und</strong> umsetzen können. Halten Sie sich an die <strong>Stadt</strong>: Städtebauförderung, Verfügungsfonds, Beteiligung an Planungen,Citymanagement oder Leerstandsdatenbanken – in vielen <strong>Stadt</strong>entwicklungsverfahren hältdie Kommune interessante Angebote <strong>für</strong> die privaten Akteure bereit. Nutzen Sie diese Instrumente! Der Gesamteindruck zählt: <strong>Händler</strong> sollten den <strong>Stadt</strong>teil oder die Straße als Ganzes wahrnehmen<strong>und</strong> individuelle Interessen in eine gemeinsame Entwicklung einbringen. Vernetzen Siesich mit anderen Akteuren! Der öffentliche Raum ist nicht nur öffentlicher Zuständigkeitsbereich: Für Bepflanzung,Beleuchtung, Aufenthaltsqualität, Kunst oder Sauberkeit haben die Akteure vor Ort oft guteIdeen. Setzen Sie diese Ideen in die Tat um! Schulen, Kultureinrichtungen oder Heimatvereine: Interesse an der <strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> denWunsch, sie voranzubringen, gibt es überall. Schauen Sie über den eigenen Tellerrand hinaus <strong>und</strong>entwickeln Sie gemeinsam mit anderen Win-Win-Strategien! Die <strong>Stadt</strong> ist mehr als Einkaufen: Unterstützen Sie Nutzungsmischung <strong>und</strong> Multifunktionalitätin der Innenstadt! Vielfalt in der <strong>Stadt</strong> ist eine Bereicherung, die sich in einer attraktiveren,lebendigeren <strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> mehr Publikum auszahlt. <strong>Stadt</strong>entwicklung braucht gemeinsame Ziele: Überzeugende Konzepte oder Pläne sichernQualität in langfristigen Prozessen. Beteiligen Sie sich an diesen Konzepten oder initiieren Siesogar selbst welche! Effizientes Handeln durch Selbstorganisation: Durch eine Rechtsform wird ein Zusammenschlussnach außen handlungsfähig. Der eingetragene Verein ist eine bewährte Organisationsform.Sie lässt das unverzichtbare ehrenamtliche Engagement zu, gibt aber auch die Möglichkeit,rechtsverbindlich tätig zu werden. Auch Filialisten wollen Frequenz: Machen Sie deutlich, dass Ihre Aktionen den Standortvoranbringen <strong>und</strong> sich deshalb <strong>für</strong> alle auszahlen. Wer sich nicht mit Geld einbringen will oderkann, stellt vielleicht Sachleistungen oder Personal zur Verfügung. Engagement als kostbares <strong>und</strong> begrenztes Gut: Selbstständigen Geschäftsleuten stehenneben ihrem Unternehmen nur begrenzte Ressourcen zur Verfügung. Die Leistungsfähigkeit desEhrenamts darf nicht überbeansprucht werden. Aufgabenteilung zwischen Ehrenamt <strong>und</strong> Profis: Um das Engagement als unersetzlicheRessource zu entlasten, sollten professionelle Strukturen aufgebaut werden. Wenn <strong>Händler</strong>schaft<strong>und</strong> Kommune kooperieren, können belastbare, eigenständige Organisationen wie ein Citymanagementaufgebaut werden.43Handlungsempfehlungen


Lichtkonzept <strong>für</strong> den Münsteraner PrinzipalmarktProjekte: Kurzweilig <strong>und</strong> langlebigKreative <strong>Händler</strong>gemeinschaftenPfaffenhofen wirbt crossmedial„Öffentlichkeitsarbeit“ <strong>und</strong> „Feste“ nennen die Einzelhändler amhäufigsten, wenn es um ihre Aktivitäten geht. Doch ihr Engagementist weit vielfältiger, als es dem Innenstadtbesucher auf den ersten Blickerscheint.Aktivitäten im Bereich Marketing <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit bildendas F<strong>und</strong>ament <strong>für</strong> die Arbeit der meisten Zusammenschlüsse. Beliebtsind Gutscheinsysteme oder alternative Zahlungssysteme mit speziellenChipkarten, um Kaufanreize zu schaffen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en zu binden.Mit dem Einsatz von QR-Codes oder der Entwicklung eigener geodatenbasiertenInnenstadt-Apps öffnen sich die <strong>Händler</strong> in Mühlacker<strong>und</strong> Eschborn den neuen Medien, teilweise werden Social Media-Strategienauch mit anderen Innenstadtangeboten gekoppelt. Beispielsweisekönnen mit dem Sammeln von Bonuspunkten vergünstigteAngebote im städtischen Kulturangebot wahrgenommen werden.Auch Feste gehören zum Standardprogramm – ob mit jahreszeitlichem oder historischemBezug. Märkte mit regionalen Produkten sollen der lokalen Identitätssteigerung dienen.Mehr als kurzfristige Frequenzbringer sind solche Aktivitäten vor allem dann, wenn sieeng an die Geschichte der <strong>Stadt</strong> gekoppelt sind (vgl. S. 46) oder den sozialen Zusammenhaltin der <strong>Stadt</strong> fördern.44Überblick


Preisträger im Profil: IG Düren-CityEvents als InitialzündungDie wiederentdeckte ModerneDüren war vermutlich nicht die erste <strong>Stadt</strong>, in derdie lokale <strong>Händler</strong>gemeinschaft mit vielen Partnern ein50er-Jahre-Fest auf die Beine gestellt hat, schließlich istdie Retro-Welle ungebrochen. Doch <strong>für</strong> Düren habendie 50er-Jahre eine besondere Bedeutung. Im November1944 wurde die <strong>Stadt</strong> zu über 90 Prozent zerstört, evakuiert<strong>und</strong> nach dem Krieg vollständig beräumt. Obwohldie Alliierten eine <strong>Stadt</strong>neugründung an anderer Stellebevorzugten, entschieden sich die Dürener zum Wiederaufbau,der dann in den 1950er-Jahren in großem Tempoumgesetzt wurde.Das Motto des <strong>Stadt</strong>festes von 2008 „Das W<strong>und</strong>ervon Düren“ wirkt angesichts der heute wieder so lebendigen<strong>und</strong> attraktiven Innenstadt keinesfalls übertrieben.Miss-Petticoat-Wettbewerb, Auftritte des „Eifel-Elvis“,der Dürener Schlagersängerin Margot Eskens <strong>und</strong> vonTed Herold, Oldtimer-Ausfahrten mit Goggomobil <strong>und</strong>Cadillac, Nostalgiemarkt, Rock‘n‘Roll, Eisenbahnfahrtenmit dem historischen Rheingold-Express <strong>und</strong> Verlosungeiner Vespa – drei volle Tage vor stilechter Architekturkulisse.Die IG Düren-City e.V., 1978 als Zusammenschlussder Einzelhändler gegründet, wollte nicht nur feiern <strong>und</strong>ein buntes Programm bieten. Die Leitfrage war: „Was hatnachhaltigen Effekt <strong>für</strong> uns <strong>und</strong> auch <strong>für</strong> die IdentitätDürens?“ Das <strong>Stadt</strong>zentrum aus der Nachkriegsmodernewar in die Jahre gekommen <strong>und</strong> wurde gerade vonjüngeren Bürgern nicht mehr unbedingt als zeitgemäßempf<strong>und</strong>en. Die Initiatoren wollten die Dürener <strong>für</strong> dieeigene städtebauliche Geschichte <strong>und</strong> den Umgang mitder gegenwärtigen Situation sensibilisieren. Dazu gab esFührungen durch das denkmalgeschützte Rathaus von1959. Die Dürener Geschichtswerkstatt stellte „Leben,Wohnen <strong>und</strong> Arbeiten in den 50ern“ aus, <strong>und</strong> die FotografischeGesellschaft 1925 Düren präsentierte unterdem Motto „Liebe auf den zweiten Blick“ eine Auseinandersetzungmit den Details der 50er-Jahre-Architektur.Mit einem Schaufenster-Wettbewerb zur zeittypischenGestaltung wurden die Einzelhändler animiert, denDekorations-Stil der Nachkriegszeit wiederzuentdecken<strong>und</strong> sich dabei auch mit der Architektur des Gebäudes<strong>und</strong> der Außenwirkung der Schaufenster auseinanderzusetzen.Ermöglicht wurde ein so umfangreiches Programmdurch viel ehrenamtliches Engagement, durchzahlreiche Sponsoren, Verkaufseinnahmen <strong>und</strong> nichtzuletzt durch hohe Eigenmittel der IG City.„Es muss menscheln!“, so beschreibt Rainer Guthauseneine wichtige Voraussetzung einer <strong>Händler</strong>gemeinschaft.Schon als er <strong>und</strong> eine Handvoll andereGeschäftsleute die IG City gründeten, wurde in denimprovisierten Vereinsräumen auf dem Dachboden vielgelacht. Gute Stimmung ist die Voraussetzung <strong>für</strong> daslangjährige Engagement. Guthausen hat vier Kinder<strong>und</strong> ist Inhaber eines alteingesessenen Fachgeschäfts<strong>für</strong> Berufsbekleidung. Trotz knappen Zeitbudgets ister zusätzlich zum Vorsitz der IG City seit fast zehnJahren auch kommunalpolitisch aktiv, sogar als dritterstellvertretender Bürgermeister der <strong>Stadt</strong>. „Politik istunverzichtbar, um wirklich etwas zu bewegen“, sagter. Dabei muss er auch Interessenkonflikte austragen,etwa wenn die Fraktion <strong>für</strong> einen großen Sportfachmarktam <strong>Stadt</strong>rand stimmt, während sich die IG Cityeindeutig dagegen ausspricht.Event oder Entwicklungsimpuls?<strong>Stadt</strong>feste verlangen viel Aufwand <strong>und</strong> Engagement –vor allem mit Blick auf die nachhaltigen Effekte <strong>und</strong> denErtrag <strong>für</strong> die <strong>Stadt</strong>entwicklung. All das war beim Dürener50er-Jahre Fest ganz anders. Der erhoffte Anstoß zu46Preisträger im Profil


einer anderen Wahrnehmung der eigenen <strong>Stadt</strong> ist gelungen.Die Ausstellung der Geschichtswerkstatt mit 10.000Besuchern bildete den Keim des <strong>Stadt</strong>museums, das seitdemschrittweise <strong>und</strong> mit großer Unterstützung aus derBürgerschaft aufgebaut wird.Auch die Auseinandersetzung mit der Architekturdes Wiederaufbaus wurde fortgesetzt: Die Leiterin desDürener Denkmalamts Heike Kussinger-Stankovic <strong>und</strong>der Dürener Geschichtsverein haben gemeinsam dasreich bebilderte Buch „Düren – Gesicht einer <strong>Stadt</strong> der1950er-Jahre“ verfasst. Auch die innerstädtischen Eigentümer<strong>und</strong> Gewerbetreibenden schätzen inzwischen dieQualität <strong>und</strong> den Charakter der Architektur. Es gibt einengroßen Rückhalt <strong>für</strong> die kommunale Gestaltungssatzung,die insbesondere Details wie historische Leuchtreklamenschützen soll <strong>und</strong> <strong>für</strong> neue Anlagen einen angepassten<strong>und</strong> zurückhaltenden Stil vorschreibt.Das Fest war ein wichtiger Beitrag zum baukulturellenDialog über die eigene <strong>Stadt</strong>. Mit dem Großereignis konntenBrücken zwischen der <strong>Stadt</strong>verwaltung, privaten Eigentümern<strong>und</strong> Geschäftsinhabern, der Architekturszene, denVereinen <strong>für</strong> lokale Kulturgeschichte <strong>und</strong> nicht zuletzt dergesamten Bevölkerung geschlagen werden. War die Architekturder 50er zuvor ein Spleen der Fachleute, so wurde sienun zum Anliegen der gesamten <strong>Stadt</strong>.Kinderspaß im BürgeramtAuch <strong>für</strong> den „Evivo Kids Klub“, ein Angebot zurtemporären Kinderbetreuung direkt am Markt, war einFest der Auslöser, nämlich der Familiensamstag <strong>für</strong> das„Lokale Bündnis <strong>für</strong> Familie“, bei dem das städtischeJugendamt <strong>und</strong> die IG City kooperieren. Nicht jeder hatbeim Shopping Spaß, vor allem der Nachwuchs nicht.Gelangweilte, quengelnde Kinder, gestresste Eltern <strong>und</strong>nervöse Verkäufer: Schnell wird dann der Einkaufsbummelvorzeitig abgebrochen. Kinderbetreuung kann dannein Gewinn <strong>für</strong> alle sein, der sich auch in höheren Umsätzenauszahlt. Professionell geführte Shoppingcenterhaben das schon seit einiger Zeit erkannt, aber das von derIG City initiierte Dürener Kooperationsmodell zeigt, wieso etwas auch vom kleinteiligen Einzelhandel aufgebautwerden kann. Im Erdgeschoss des Bürgeramtes, in besterLage mit Fensterfront direkt zum Markt, ist der „EvivoKids Klub“ leicht zu finden. Von Montag bis Samstag steht<strong>für</strong> die Kinder hier ein Programm bereit. Die <strong>Stadt</strong> stelltden Raum kostenfrei zur Verfügung. Die IG City trägt dieGr<strong>und</strong>ausstattung <strong>und</strong> einen kleinen Teil der laufendenKosten. Die Personalkosten <strong>für</strong> die qualifizierten Betreuer,die vom Bildungsforum der Caritas Düren gestellt werden,sind ein gewaltiger Faktor. Die Beteiligung der <strong>Stadt</strong>werke<strong>und</strong> ein Kostenbeitrag der Eltern von 2,50 Euro <strong>für</strong> dreiSt<strong>und</strong>en <strong>machen</strong> es möglich. An Samstagen sorgen bis zu25 Kinder <strong>für</strong> Stimmung im Verwaltungsgebäude.Kommunikationsaufgabe InnenstadtDie IG City setzt in besonderer Weise auf Kommunikation,nicht nur über den direkten Draht zu den 108 eigenenMitgliedern. Zusätzlich hat sie gemeinsam mit der <strong>Stadt</strong>seit 2003 das Innenstadtforum aufgebaut, eine offene Diskussionsplattform,an der sich Architekten, Geschäftsleute,Immobilienbesitzer, Politiker, Akteure aus dem Sozial<strong>und</strong>Kulturbereich <strong>und</strong> engagierte Bürger gleichermaßenbeteiligen. In den vier Arbeitskreisen Innenstadtentwicklung/-gestaltung,Kultur/Bildung, Leben/Gastronomie/Märkte <strong>und</strong> Verkehr/Parken engagieren sich jeweils biszu 50 Personen. Hier werden gemeinsame Positionen entwickelt,die dann auch Einfluss auf kommunalpolitischeEntscheidungsprozesse haben. So war es nicht nur bei derGestaltungssatzung, sondern auch bei der Detailplanung<strong>für</strong> die Integration des neuen Shoppingcenters <strong>Stadt</strong>center,bei der auf eine stärkere architektonische Öffnung zum<strong>Stadt</strong>raum hingewirkt wurde. Auch <strong>für</strong> die Kommune istdieses Forum eine wertvolle Informationsquelle, schließlichkönnen so konfliktträchtige Themen schon weit vorden politischen Entscheidungsverfahren identifiziert <strong>und</strong>behandelt werden.Weitere Informationen:Interessengemeinschaft Düren-City e.V.: www.ig-city-dueren.deCitymarketing Düren e.V. CityMa: www.cityma.deEntstanden aus dem 50er-Jahre-Fest: www.stadtmuseumdueren.deIG Düren-City47


Lokale Identität als Gr<strong>und</strong>lage: PraxisbeispieleGeschichte <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>teilkultur entdeckenJeder Einzelhändler kennt das Phänomen: Ein eigenerStil, ein besonderes Flair oder emotionaler Wert bestimmenden Preis eines Artikels maßgeblich mit. JedeMarke setzt auf Individualität <strong>und</strong> Unverwechselbarkeit.Ähnlich gilt dies auch <strong>für</strong> <strong>Stadt</strong>zentren. Ein prägnantesImage lockt Besucher <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en an. Ein Imagekünstlich zu erschaffen, geht meistens schief. Glaubwürdigerist es, an eine bereits gewachsene Identität anzuknüpfen.Geschichte <strong>und</strong> kulturelle Prägung sind starkeIdentitätsträger. Nicht ohne Gr<strong>und</strong> greifen viele <strong>Händler</strong>gemeinschaftendie Historie <strong>und</strong> Kultur der eigenen<strong>Stadt</strong> als weichen Standortfaktor auf, denn diese besondereAusstrahlung können „Grüne Wiese“, Onlinehandel<strong>und</strong> leider auch manche austauschbaren Fußgängerzonennicht bieten. Zum Selbstläufer wird das Marketingder eigenen Geschichte in einem malerischen historischen<strong>Stadt</strong>kern. Aber auch dort, wo die Anknüpfungspunkteneueren Datums oder der Alltagsgeschichte entnommensind, kann es gut funktionieren. Das zeigt nichtnur das ausgezeichnete Beispiel der IG Düren-City <strong>und</strong>ihres Umgangs mit dem wenig geliebten Erbe der Wiederaufbauzeit.GeradeStandorte mit Brüchen in ihrerEiner der zwölf Blickpunkte auf die Geschichte des EmsquartiersGeschichte <strong>und</strong> einem kontrastreichen Ambiente besitzeneine eigene, oft versteckte Identität. Sie sind spannendeOrte, die etwas zu erzählen haben.Fußgängerzone hat jeder –Industriekultur ist etwas BesonderesDie seit 2005 bestehende Immobilien- <strong>und</strong> StandortgemeinschaftISG Emsquartier in Rheine setzt genauhier an. Das Emsquartier ist ein besonderer Teil des<strong>Stadt</strong>zentrums, denn seine Vergangenheit liegt in dereinst bedeutenden Textilindustrie. Nachdem diese <strong>für</strong>den Aufstieg der <strong>Stadt</strong> so wichtige Industrie ihre Fabrikenab den 1960er-Jahren schließen musste, wurde dasIndustrie gebiet ab den 1970er-Jahren als Erweiterung derRheiner City tiefgreifend umgestaltet.Nachdem die damaligen <strong>Bau</strong>maßnahmen <strong>und</strong>mit ihnen die Einzelhandelsnutzungen in die Jahregekommen waren, gab die einzigartige Ortsgeschichteden Anlass <strong>für</strong> eine Wiederentdeckung. Denn zwischender Architektur der 1970er- <strong>und</strong> 1980er-Jahre <strong>für</strong>Dienstleistungen <strong>und</strong> Einzelhandel <strong>und</strong> der <strong>Stadt</strong>halleverstecken sich Perlen der Industriekultur: Einst hochmoderneProduktionshallen aus den 1920er-Jahren,die Fabrikantenvillen, Arbeiterwohnhäuser <strong>und</strong> Kaianlagenan der Ems. Die wechselhafte Geschichte diesesQuartiers ist immer noch sichtbar, wenn man genauhinschaut. Genau dazu möchte die ISG die Besuchermit dem historischen R<strong>und</strong>gang „Eine Zeitreise durchdas Emsquartier“ animieren. Zwölf handwerklich aufwendiggestaltete Lavasteinplatten markieren die Tourdurch das Quartier. Sie erzählen Ortsgeschichte <strong>und</strong>lustige Anekdoten, zeigen historische Fotos. Auf demR<strong>und</strong>gang kann man anhand von Impressionen ausdem Arbeiteralltag, alten Neonreklamen aus der Wirtschaftsw<strong>und</strong>erzeit,der alten Kleinbahn <strong>und</strong> dem Wohlstandder Textilbarone einen Vergleich mit der heutigenSituation herstellen. Ab <strong>und</strong> zu gibt es geführte Touren,2010 erschien eine von der ISG gesponserte Ausgabe derHefte <strong>für</strong> Regionale Textil- <strong>und</strong> Industriegeschichteüber das Emsquartier, 2011 wurde der R<strong>und</strong>gang offizielleröffnet, <strong>und</strong> nur zwei Monate später waren dieda<strong>für</strong> gedruckten 2.500 Faltblätter vergriffen. Sicherlichhat das Emsquartier damit einige neue Besucher <strong>und</strong>alte Fre<strong>und</strong>e <strong>für</strong> sich eingenommen. Ermutigt durch48Praxisbeispiele


den Erfolg gaben die ISG-Mitglieder sich nur ein Jahrspäter ein gemeinsames Werbekonzept.Identität in der Nische:Linden-Süd ist anders!Man muss nicht immer in der Vergangenheit suchen,denn Identität kann auch aus der Gegenwart wachsen.Im Hannoveraner Deisterkiez ist das Selbstbild des <strong>Stadt</strong>teilszudem mit der konventionellen Vermarktung einerGeschäftsstraße kaum kompatibel: Der frühere Arbeiterstadtteilgilt als sozial <strong>und</strong> wirtschaftlich schwach,die Kaufkraft ist niedrig, viele Bewohner sind Migranten,viele der alteingesessenen Geschäfte im <strong>Stadt</strong>teilzentruman der Deisterstraße mussten schließen. Auch die 2012von der <strong>Händler</strong>gemeinschaft Deisterkiez e. V. initiierte<strong>und</strong> von einem professionellen <strong>Stadt</strong>marketing-Dienstleistererstellte Markt- <strong>und</strong> Standortanalyse diagnostizierteeinen Trading-down-Prozess. Man kann das – wieviele Hannoveraner auch – aber durchaus anders sehen.Der <strong>Stadt</strong>teil Linden ist nämlich auch jung, kreativ, bunt,kontrastreich, ständig im Wandel <strong>und</strong> exotisch – allesandere als durchschnittlich. Eine lebendige Alternativ-<strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>teilkultur ist der Imagegeber des <strong>Stadt</strong>teils<strong>und</strong> zieht überregional junge Leute an. Selbst gemachterSchmuck, Mode, die man in der Hannoveraner City sonicht findet, seltene Schallplatten, kulinarische Spezialitätenaus allen Ländern – so etwas kauft man in Hannoverim Deisterkiez.Mit dem Leitbild „Deisterkiez reloaded!“ möchten die<strong>Händler</strong> ihren Standort mit einer alternativen Prägungals positives Alleinstellungsmerkmal weiter profilieren.Dazu gehört nicht nur eine Nischenökonomie, sondernauch eine Wirtschaft, die sich als Teil des Gemeinwesensversteht. „Neben allen wirtschaftlichen Bestrebungenzählen <strong>für</strong> uns vor allem Werte wie ein ges<strong>und</strong>es Miteinander,Toleranz, Vielfalt, Begegnung <strong>und</strong> Lebensfreude“,lautet deshalb ein zentrales Credo des Vereins. Die Kooperationmit gemeinnützigen Partnern im Kiez oder dasjährliche <strong>Stadt</strong>teilfest „Lust auf Linden-Süd“ mit einemSpektrum vom Indie-Rock bis zum Hip-Hop treffen denGeist des <strong>Stadt</strong>teils genau, <strong>und</strong> dieses Flair lockt wiederumK<strong>und</strong>en in die Deisterstraße.Lust auf Linden-SüdPraxisbeispiele49


Preisträger im Profil: EichwalderGewerbeverband e.V. 92Ein Zentrum <strong>für</strong> das ZentrumDer Marktplatz, ein öffentlicher Raum mit vielen MöglichkeitenEichwalde entstand als Wohnvorort Berlins Endedes 19. Jahrh<strong>und</strong>erts als private Siedlungsentwicklung.Entwicklungsimpuls war der neue Bahnhof. R<strong>und</strong>herumwurden in kurzer Zeit repräsentative Villen, bürgerlicheMiets- <strong>und</strong> Siedlungshäuser in einem planmäßigangelegten Straßenraster errichtet. Die Wendelöste eine zweite Phase dynamischer <strong>Bau</strong>tätigkeit aus,sodass Eichwalde heute zu den am dichtesten besiedeltenGemeinden Brandenburgs zählt. Die Lage direkt am<strong>Stadt</strong>rand von Berlin führt dazu, dass die Einzelhändlerum K<strong>und</strong>schaft kämpfen müssen, obwohl die Bürger derGemeinde überdurchschnittlich wohlhabend sind.Zudem gab es im Ortskern zwar gründerzeitlicheSolitärbauten, aber kein gewachsenes Ortszentrum.Eher aus der praktischen Nutzung heraus hat sich dieBahnhofstraße zur Geschäftsstraße <strong>und</strong> zum belebtestenöffentlichen Raum entwickelt. Die vielen Pendlerpassieren sie tagtäglich <strong>und</strong> erledigen auf die SchnelleDie Eichwalder BahnhofstraßeBesorgungen in den Geschäften, die sich hier konzentrieren.Wo die Bahnhofstraße den Plumpengraben,einen historischen Entwässerungsgraben, kreuzt, gibtes seit 2009 nun auch einen echten Ortsmittelpunkt: Ein<strong>Stadt</strong>platz ist entstanden.Die im Eichwalder Gewerbeverband e. V. 92 organisiertenGewerbetreibenden, unter ihnen viele inhabergeführteGeschäfte <strong>und</strong> Handwerksbetriebe, haben sichenergisch <strong>für</strong> diesen neuen Marktplatz eingesetzt. ImUmland werben großflächige Einkaufszentren an denAutobahnabfahrten um K<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong> setzen dabeiauf immer mehr Aufenthaltsqualität. Zugleich nagte ander Bahnhofstraße der Zahn der Zeit. Es musste nachAnsicht des Gewerbevereins etwas passieren. Engagement<strong>für</strong> einen „attraktiven, sauberen <strong>und</strong> gut erreichbarenEinzelhandelsstandort“ ist <strong>für</strong> den Verein dashandlungsleitende Ziel, um im Umfeld von großflächigenFachmärkten <strong>und</strong> Grüne-Wiese-Shoppingcenternbestehen zu können. Da auch Eichwalde angesichts vonFinanzknappheit gezwungen ist, beim Erhalt oder derAufwertung öffentlicher Räume zu sparen, war klar,dass bei der Ausgestaltung des neuen Platzes die Vereinsmitgliederselbst mit anpacken mussten.Ein Markplatz als Anlaufpunkt<strong>für</strong> Jung <strong>und</strong> AltWas den Gewerbetreibenden jahrelang fehlte, warein „Zentrum im Zentrum, von dem jeder profitiert, dieAnwohner, die <strong>Händler</strong>, die Handwerker“, so WernerHahn, Vorsitzender des im Jahr 1992 wieder gegründetenVereins. In regelmäßig stattfindenden Ideenkonferenzenwurde die Umgestaltung eines namenlosenFreiraums in einen Marktplatz konzipiert. Dabei hattenVerwaltung, Planer <strong>und</strong> Ehrenamtliche auch deneinen oder anderen Konflikt zu bewältigen. In ihrenPlanungen nutzen die <strong>Händler</strong> die naturräumlichen<strong>und</strong> geschichtlichen Besonderheiten des Platzes aus.Die Restaurierung einer Pumpe aus dem Jahr 1887bildet das Herzstück der Platzgestaltung. Diese speisteinen Springbrunnen aus dem historischen Wasserlauf50Preisträger im Profil


Werner Hahn (links) <strong>und</strong> seine Mitstreiter beimArbeitseinsatz an der PumpePlumpengraben. Sitzbänke <strong>und</strong> ein Schachbrettmusterin der Pflasterung bilden weitere Elemente, um denPlatz zu einem geselligen Anlaufpunkt zu <strong>machen</strong>. Nachmehrjähriger Überzeugungsarbeit sagte im Jahr 2009die Kommune ihre Unterstützung zu, <strong>und</strong> Fördergelderwurden akquiriert. Ein Großteil der von den <strong>Händler</strong>nvorgeschlagenen Entwürfe findet sich in der finalenGestaltung wieder. Für die Umsetzung der Planungenerwies sich der hohe Handwerkeranteil als Trumpf. Inr<strong>und</strong> 500 unentgeltlichen Arbeitsst<strong>und</strong>en restaurierteneinige Mitglieder die Pumpe <strong>und</strong> installierten die Fließrinnezur Bewässerung des Wasserspiels.Ehrenamtliches Engagement nimmt <strong>für</strong> den Vereineinen hohen Stellenwert ein, was die Mitglieder mit Stolzerfüllt, aber auch an Grenzen stoßen lässt: „Das ist eineProjektentwicklung, bei der viele Faktoren eine Rollespielen. Wir <strong>machen</strong> natürlich viel in der Freizeit, stoßenetwas an <strong>und</strong> hoffen, dass die Gemeinde es dann auchweiter umsetzt“, sagt der Zweite Vorsitzende Tino Preuß.Aufwertungen im öffentlichen Raum sind eine langfristigeInvestition, die jedoch flankierender Maßnahmenbedarf. In Eichwalde konzipieren die Gewerbetreibendengemeinsam mit der Kommune <strong>und</strong> der HandelskammerStrategien zum Branchenmix: „Wir haben auch strengdarauf geachtet, dass wir hier keine doppelten Angebotebekommen, weil wir ja ein kleiner Ort sind. Aber wennsich mehrere Angebote tragen, ist das immer günstigerals Leerstand,“ meint Werner Hahn. Neben temporärenVeranstaltungen wird der Marktplatz zweimal wöchentlichseiner wortwörtlichen Funktion als Wochenmarktgerecht. Die Eichwalder Gewerbetreibenden sehen inihrem Wirken einen Beitrag <strong>für</strong> die Lebensqualität ihrer<strong>Stadt</strong>, da mit ihrem Zutun ein öffentlicher Raum als Ort<strong>für</strong> Handel, aber auch als Ort <strong>für</strong> Kommunikation zwischenJung <strong>und</strong> Alt entstanden ist. Die Förderung vonKommunikation in <strong>und</strong> über <strong>Stadt</strong> wird auch in anderenAktivitäten des Gewerbeverbandes ersichtlich. MitGesprächsr<strong>und</strong>en zu gesellschaftspolitischen Themenwie Kriminalität oder den Flugrouten des HauptstadtflughafensBER möchte der Verband Denkanstöße geben.Wichtig ist allen Beteiligten: Man bleibt im Gespräch.Deswegen werden auch die von externen Moderatorenbegleiteten Bürgertalks in der Alten Feuerwachefortgesetzt.In der Alten Feuerwache wird diskutiert, was Eichwalde bewegtWeitere Informationen:www.eichwalder-gewerbeverband.deGewerbeverein 92 Eichwalde51


Preisträger im Profil: LebendigeInnenstadt PfaffenhofenStolz <strong>und</strong> schön mit Raumbezug<strong>Stadt</strong>jugendpflege, kommunale Wirtschafts- <strong>und</strong>Servicegesellschaft (WSP) <strong>und</strong> der Verein LebendigeInnenstadt Pfaffenhofen e. V. bringen junge Geschäftsmodelle<strong>und</strong> freie Handelsflächen zusammen. Das ausgezeichneteProjekt „STUDIO_“ ist beispielhaft <strong>für</strong> eineungewöhnliche Partnerschaft. In Pfaffenhofen an derIlm ziehen alle Akteure an einem Strang, wenn es darumgeht, Jungunternehmer zu unterstützen <strong>und</strong> neue Ideenumzusetzen.Pfaffenhofen , mit 24.000 Einwohnern auf halbemWeg von Ingolstadt nach München an der Ilm gelegen,profitierte in den letzten Jahren vom Wachstum derRegion. Leerstand von Immobilien ist eigentlich keinThema, trotzdem hat sich ein sehr bunter Akteurskreisgerade mit diesem Thema beschäftigt. Leer stehendeLadenlokale mit den kreativen Ideen junger Menschenzu füllen, die Idee scheint im ersten Moment nicht neu.Doch was <strong>machen</strong> die Pfaffenhofener so signifikantanders, dass ihr Projekt zum Erfolgsmodell wird? DasKonzept, das die Initiatorinnen Julia Stowasser, KathrinStahl <strong>und</strong> Anna Hadzelek entwickelten, ist so einfachwie naheliegend: Junge Leute in Pfaffenhofen sollenRaum <strong>für</strong> ihr Geschäftsmodell bekommen. Nur selbstgemacht muss es sein <strong>und</strong> wirtschaftlich tragfähig. DieInitiatorinnen gaben die erste Idee <strong>und</strong> waren die treibendeKraft. Sie entwickelten auch die Mittel der Öffentlichkeitsarbeit,u. a. eine Projektwebseite, gleich mit.Welcher Bewerber sein Ladenkonzept umsetzen darf,entscheidet ein Tutorenteam aus etablierten Gewerbetreibenden<strong>und</strong> Vertretern der <strong>Stadt</strong>verwaltung. DasErgebnis gibt dem qualifizierten Verfahren recht: SechsProjekte konnten schon umgesetzt werden, <strong>und</strong> man istbereits auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten <strong>für</strong> dienächsten Bewerber.Die enge Bindung der Ideengeberinnen an die <strong>Stadt</strong>jugendpflege<strong>und</strong> die Unterstützung durch BürgermeisterThomas Herker setzten zentrale Eckpfeiler <strong>für</strong> dieUmsetzung des Projekts. Dass der Verein LebendigeInnenstadt Pfaffenhofen e.V. ein wichtiger Partner mitkurzem Draht zum lokalen Einzelhandel sein würde,war frühzeitig klar. Ein Jahr nach der ersten Vorstellungdes „STUDIO_ Projekts“ in den städtischen Gremieneröffnete 2010 der erste Laden in der Frauenstraße.Trotz Nebenlage unweit des Marktplatzes setzte sich dasKonzept sofort durch. „studio_ GWAND“ nannte dieGewandschneiderin Anna Hadzelek ihren Laden. DerName des zweiten Ladens „STUDIO_ Raumbezug“zeigt an, wohin es gehen soll: lokalen Unternehmen52Preisträger im Profil


Jungunternehmer trauen sich: Geschäftseröffnung in der Innenstadteinen Ort geben. Startschwierigkeiten wie fehlendefinanzielle Ressourcen <strong>und</strong> betriebswirtschaftlichesWissen sollen möglichst gering gehalten werden. DasTutorenteam leistet Unterstützung beispielsweise inFragen der Rechtsformwahl <strong>und</strong> vertragsrechtlichenAushandlungen. Die Weitergabe von Fachwissen <strong>und</strong>Erfahrungen an die jungen Existenzgründer wird vonden Mitgliedern des Vereins koordiniert <strong>und</strong> erfolgtauf ehrenamtlicher Basis. Vor allem junge Menschenaus dem kreativen Bereich fühlen sich von dem Modellangesprochen. Sie bekommen eine Ladenfläche zurVerfügung gestellt <strong>und</strong> erhalten das Erfahrungswissender Tutoren gleich dazu. Die Kosten <strong>für</strong> Ladenmiete, IT,Telefonanschluss <strong>und</strong> Energie werden von der <strong>Stadt</strong> Pfaffenhofenübernommen. So ist es den Jungunternehmernmöglich, erste Erfahrungen mit der Selbstständigkeit zusammeln <strong>und</strong> <strong>für</strong> alle Fragen einen Ansprechpartner vorOrt zu haben.Mit dem Unterstützungspaket sind <strong>für</strong> die Jungunternehmerauch Auflagen verknüpft: Die Bewerberinnen<strong>und</strong> Bewerber müssen ihr Geschäftsmodell demTutorengremium vorstellen. Die Altersspanne liegtbei 18 bis 30 Jahren, <strong>und</strong> regelmäßige Öffnungszeitengehören ebenso dazu wie die Befristung der finanziellenUnterstützung auf drei bis sechs Monate. „UnsereSachen sind so beliebt, dass wir jetzt an neuem Standortweiter<strong>machen</strong> können“, erzählt Susanne Payer, eine derGründerinnen von „Geschwisterstolz“. Da die Lädennur <strong>für</strong> eine befristete Zeit durch die kommunalenProjektträger angemietet werden, ist es in der Folge anden Existenzgründern selbst, neue Möglichkeiten zusuchen. Und das wird zunehmend schwierig, denn „inder Innenstadt sind nur noch fünf oder sechs Lädenüberhaupt leer stehend“, merkt Matthias Scholz vonder Wirtschafts- <strong>und</strong> Servicegesellschaft WSP an. Leerstandsbekämpfungist daher in Pfaffenhofen eigentlicheher Nebeneffekt, die Existenzgründerförderung <strong>für</strong>junge Kreative ist das wichtigere Motiv. Es entstehenhöchst individuelle <strong>und</strong> unkonventionelle Geschäfte,Gemeinsam <strong>für</strong> das ZentrumLebendige Innenstadt Pfaffenhofen53


Hauptplatzdie es so auch in München nicht gibt. Für die Innenstadtvon Pfaffenhofen ist dies ein echter Image- <strong>und</strong> Qualitätsgewinn,denn junge Pfaffenhofener lernen ihre <strong>Stadt</strong>zu schätzen, sowohl als K<strong>und</strong>en wie als Geschäftsleute.Die WSP als auf Wirtschaftsförderung <strong>und</strong> Innenstadtentwicklungausgerichtetes städtisches Unternehmen<strong>und</strong> der Verein Lebendige Innenstadt sind ersteAnsprechpartner <strong>für</strong> gemeinschaftliche Aktivitäten vonWirtschaft <strong>und</strong> Bürgerschaft. Erst seit 2008 ist der Verein<strong>für</strong> die <strong>Stadt</strong> aktiv <strong>und</strong> hat es seither geschafft, sichfest in den Köpfen der Pfaffenhofener zu verankern.Gemeinsame Veranstaltungen der Gewerbetreibendenmit Konzerten <strong>und</strong> besonderen Angeboten der <strong>Händler</strong><strong>und</strong> Gastronomen gehören ebenso dazu wie der vorweihnachtlicheLichtkalender. Für die Lichtinstallationan 24 innerstädtischen Hausfassaden mussten Partnergef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Mittel akquiriert werden. Im ersten Jahrnutzte die <strong>Stadt</strong> Pfaffenhofen zusammen mit dem Vereindie Mittel des Verfügungsfonds aus der Städtebauförderung;in den Folgejahren finanzieren die Vereinsmitgliederselbst die Aktion. Den entscheidenden Anstoß <strong>für</strong> dieGemeinschaft gab der Umbau des Marktplatzes: Ebenfallsunterstützt durch Mittel aus dem Städtebauförderprogramm„Aktive <strong>Stadt</strong>- <strong>und</strong> Ortsteilzentren“ ist auf demgroßflächig als Parkraum genutzten Hauptplatz wiederRaum <strong>für</strong> Veranstaltungen <strong>und</strong> den wöchentlich stattfindendenMarkt <strong>für</strong> regionale Produkte entstanden.Die hohe Vereinsdichte steht exemplarisch <strong>für</strong> diegute Gemeinschaft, die gepflegt wird. Das kann auchder Vereinsvorsitzende Fabian Stahl nur bestätigen: „Esist ein überschaubarer Kreis, man kennt die Leute inPfaffenhofen.“ Die guten Kontakte zu lokalen Einzelhändlern<strong>und</strong> die Möglichkeit der Direktansprache vonImmobilienbesitzern helfen den Aktiven <strong>für</strong> die Innenstadtbei ihren Zielen. Der tragende soziale Gedankespielt bei der Akquise von Sponsorengeldern <strong>für</strong> dieProjekte ebenso eine Rolle wie bei der Platzierung dersogenannten „Give-Box“ inmitten des Hauptplatzes.Die begehbare Box bietet Raum <strong>für</strong> den Tausch vonBüchern, Spielzeug usw. ganz nach dem Motto: „DasWIR gewinnt!“ Es ist die Gemeinschaft, die Ideen einbringt<strong>und</strong> sich <strong>für</strong> das Gelingen stark macht. Wichtig<strong>für</strong> die Umsetzung der individuellen Projekte ist aberauch die Unterstützung der <strong>Stadt</strong> Pfaffenhofen, die<strong>für</strong> neue Ideen <strong>und</strong> Ansätze immer ein offenes Ohrhat <strong>und</strong> sich an der Umsetzung beteiligt. Anerkennung<strong>für</strong> ihren Einsatz erhielten die Pfaffenhofenerauf internationaler Ebene: Seit Herbst 2011 darf sichdie <strong>Stadt</strong> „Lebenswerteste Kleinstadt der Welt“ nennen.Sie errang einen Sieg beim „International Award forLiveable Communities“, der jährlich an „dynamischelebendige, umweltfre<strong>und</strong>liche <strong>und</strong> zukunftsfähigeKommunen“ vergeben wird. Ausgezeichnet werden imRahmen des UNEP-Programms der Vereinten Nationen54Preisträger im Profil


Orte, die Gemeinschaftsprojekte zur Steigerung lokalerLebensqualität umsetzen.Auch im Rahmen des Leerstandsmanagements wirdim Tutorengremium darauf geachtet, dass die vorgeschlagenenGeschäftsmodelle das Sortiment des innerstädtischenAngebots ergänzen.Das im Rahmen von „<strong>Händler</strong> <strong>machen</strong> <strong>Stadt</strong>“ ausgezeichneteKonzept zum Leerstandsmanagementhat bereits Anfragen von an dem Modell interessiertenKommunen eingebracht. Doch in Pfaffenhofenist schon das nächste Projekt gestartet. Ein <strong>für</strong> Bürger<strong>und</strong> Besucher der <strong>Stadt</strong> offenes WLAN-Netz sorgt auchin Zukunft da<strong>für</strong>, dass die Initiativen des Vereins innovativeMaßstäbe in der <strong>Stadt</strong>entwicklung setzen. MitUnterstützung der <strong>Stadt</strong> Pfaffenhofen, der WSP <strong>und</strong> desBürgernetzvereins konnte der Verein die HotSpots anvorrangig öffentlichen Gebäuden der <strong>Stadt</strong> installieren.„Erst einmal wurdenZugangspunkte anHäusern r<strong>und</strong> um denMarkt angebracht“,sagt Fabian Stahl <strong>und</strong>fügt hinzu, dass eineAusdehnung auf diegesamte InnenstadtDie „Give-Box“ auf dem Hauptplatz: geplant ist. Die positivenReaktionen vonKostenlose Tauschbörse <strong>für</strong> alleKommune <strong>und</strong> Bürgern auf ihre Aktivitäten sind denVereinsmitgliedern <strong>und</strong> den Wirtschaftsförderern Motivation<strong>und</strong> Ansporn <strong>für</strong> weitere Ideen in der Zukunft.Weitere Informationen:Verein Lebendige Innenstadt Pfaffenhofen e.V. www.paf-lebt.deSTUDIO_ Projekt: www.studio-laden.deBürgerbeteiligung <strong>Stadt</strong> Pfaffenhofen a.d. Ilm:www.paf<strong>und</strong>du.deSimmernUnter ungleich schwierigeren Voraussetzungen verfolgt der Verein Simmern attraktiv e. V. im Hunsrück ebenfallsdas Ziel, jungen Kreativen Raum zur Geschäftsgründung zu geben. Ein zuvor leerstehendes Ladenlokal wird durcheine von der <strong>Händler</strong>gemeinschaft gegründete GbR als „Kooperationsladen Mosaik“ betrieben. Zu besonders günstigenBedingungen können hier lokale Kunstschaffende seit 2010 ihre Produkte anbieten. Die Werbegemeinschaftschafft damit in einem leer stehenden Ladenlokal Fläche <strong>für</strong> eine wichtige Ergänzung des Einzelhandelsangebotsin dem 7.600-Einwohner-Ort. Durch experimentelle Nutzungen <strong>und</strong> unkonventionelle Angebote konnte ein Impulsin der Innenstadt gesetzt werden.Lebendige Innenstadt Pfaffenhofen55


Bummeln zwischen Baggern? PraxisbeispieleIdeen <strong>für</strong> den Umgang mit <strong>Bau</strong>stellenAmberger <strong>Händler</strong>Ob mit Fördermitteln, ob durch den Einsatz kommunalerGelder oder gar unter Beteiligung lokaler Akteure:Aufwertungsmaßnahmen im öffentlichen Raum habenzwar langfristig positive Effekte, aber kurzfristig tunsie dem Einzelhandel eher weh. <strong>Bau</strong>stellen in direkterUmgebung von Geschäften schränken Parkmöglichkeiten,Passierbarkeit der Gehsteige <strong>und</strong> Ladenzugänge ein.Lärm <strong>und</strong> Staub laden die K<strong>und</strong>schaft nicht zum Flanierenein, <strong>und</strong> der optische Gewinn stellt sich erst später ein.Mit <strong>Bau</strong>stellenmarketing versucht man, den temporärenSchaden so gering wie möglich zu halten. <strong>Bau</strong>zäune oderAbsperrungen werden <strong>für</strong> Werbemaßnahmen genutzt,um auf die Geschäfte aufmerksam zu <strong>machen</strong>, aber Zählungenhaben ergeben, dass Rückgänge der Passantenfrequenzum 40 bis 50 Prozent keine Seltenheit sind. DieserHerausforderung <strong>für</strong> die Einzelhändler begegnen vieleZusammenschlüsse mit kreativen Aktionen.„Betreten der <strong>Bau</strong>stelle ausdrücklich erwünscht“,texteten beispielsweise die Anlieger des Amberger Rossmarktsin ihrem <strong>Bau</strong>stellenflyer, nachdem die 850.000Euro teure Neugestaltung begonnen hatte. Die Mittelstadtin der Oberpfalz ist mit einer Zentralitätskennziffervon 165 ein attraktiver Einkaufsstandort – <strong>und</strong> die<strong>Händler</strong> <strong>und</strong> Dienstleister am Rossmarkt wollten auchwährend der Neugestaltung daran teilhaben. Sandkuchenzu Sonderpreisen war ein symbolischer Beitrageines Cafébesitzers. Mit ihren Aktionen schafften esdie <strong>Händler</strong> im Monatstakt in die Lokalzeitung: Bevorder alte Gehsteig der neuen Pflasterung wich, luden sieJugendliche ein, Graffiti zu sprayen – ausnahmsweiseganz legal. Immerhin ein paar Wochen lang war die„Kunst am <strong>Bau</strong>“ einem breiten Publikum zugänglich.Wenige Wochen später blühte die <strong>Bau</strong>stelle ein Wochenendelang auf: 100 Sonnenblumen pflanzten die Anraineran einem Freitag (vgl. Umschlaginnenseite). Bevoram Montag die Bagger wieder rollten, wurden die Blumenan die K<strong>und</strong>en verschenkt. Seit Mitte Mai 2013 derneue Brunnen am Rossmarkt offiziell eingeweiht wurde,ist die <strong>Bau</strong>stelle endgültig Vergangenheit. Die engagierteZusammenarbeit der <strong>Händler</strong> aber geht weiter.Im brandenburgischen Rathenow laufen seit 2011<strong>Bau</strong>arbeiten an der Berliner Straße. Die Hauptachse desOrtes war allein im ersten <strong>Bau</strong>abschnitt fast ein Jahrlang voll gesperrt. Zwar sind sich Einzelhändler, Anwohner,Politiker <strong>und</strong> Verwaltung einig, dass die Erneuerungdes Zentrums überfällig war. Angesichts des laut städtischemEinzelhandelsgutachten ohnehin vorhandenenInvestitionsstaus bei den innerstädtischen Betriebenbedeutet die Dauerbaustelle <strong>für</strong> die Geschäftsleutejedoch eine massive Erhöhung des wirtschaftlichenDrucks. Auch um die Kaufkraft ist es nicht zum Bestenbestellt. Stolz ist die <strong>Händler</strong>gemeinschaft darauf, dasses ihr „trotz extrem schwerer äußerer Bedingungen“,so die eigene Einschätzung, immer wieder gelingt, dasInnenstadtleben temporär florieren zu lassen. Eine City-Beach-Party in der <strong>Bau</strong>grube, ein Baggerballett odereine Verschenkaktion <strong>für</strong> nicht mehr benötige Pflastersteinewaren Höhepunkte.Ebenfalls in Brandenburg liegt die Kleinstadt Calau.Hier war die Wohn- <strong>und</strong> <strong>Bau</strong>gesellschaft Calau GmbH,die über 20 innerstädtische Gewerbeeinheiten besitzt,treibende Kraft bei der Umsetzung eines monatlichen<strong>Bau</strong>stellenshoppings in der Innenstadt. 40 <strong>Händler</strong> <strong>und</strong>Dienstleister beteiligten sich mit eigenen Aktionen.56Praxisbeispiele


Presseflyer aus dem Bremer „Viertel“<strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> städtische Wohnungsgesellschaft sind <strong>für</strong> dieKoordination <strong>und</strong> Kommunikation zentrale Akteure –auch wenn spürbare Auswirkungen auf Umsatz <strong>und</strong>Stimmung bei den Einzelhändlern einen Motivationsschubausgelöst haben.Diese Form der Unterstützung benötigen <strong>Händler</strong><strong>und</strong> Eigentümer im „Viertel“ der Hansestadt Bremennicht. Seit 1994 arbeiten Einzelhändler aus dem Ostertor<strong>und</strong> dem Steintor in der gemeinsamen IGV zusammen,seit 2009 gibt es den Business Improvement District(BID) „Das Viertel“ <strong>und</strong> das professionelle Viertelmanagement.An <strong>Bau</strong>arbeiten hatte man sich schon vor derGründung des BID gewöhnt: Zehn Großbaustellen gab eshier in den letzten 15 Jahren. So nimmt die IGV auch <strong>für</strong>sich in Anspruch, zu den Erfindern des <strong>Bau</strong>stellenmarketingszu gehören. Von 2008 bis 2010 wurden auf der1,5 km langen Hauptgeschäftsstraße des Viertels Kanalsanierungs-<strong>und</strong> Gleisbauarbeiten durchgeführt. ImSommer 2010 wurde das „Kombinat <strong>für</strong> kulturelle <strong>Bau</strong>stellenbespielung“aktiv. „Endlich! Alles wird schöner!“,hieß es in der Pressemitteilung. Die „KüchenpsychologischeBeratungsstelle“ war ein augenzwinkerndes, aberda<strong>für</strong> umso wirkungsvolleres Beschwerdemanagement.Eine wegen der <strong>Bau</strong>arbeiten still stehende Straßenbahnwurde mit 14 km Garn eingestrickt <strong>und</strong> so zum Symbol<strong>für</strong> das Netzwerk aus Kunst <strong>und</strong> Handwerk, Geschäften<strong>und</strong> Nachbarschaften. 444 ausrangierte Handtaschenwurden zu mobilen Blumenkübeln, die am Ende der<strong>Bau</strong>maßnahme reißenden Absatz fanden.Auch im hessischen <strong>Bau</strong>natal gibt es eine BID-Initiative.Hier werden die <strong>Bau</strong>stellen zwar noch nicht zumGesamtkunstwerk, aber die <strong>Bau</strong>kräne nachts als Lichtkunstinszeniert: „London aus! <strong>Bau</strong>natal an!“, hieß eszum Ende der Olympischen Sommerspiele. Zwei Tagelang stand die Innenstadt trotz <strong>Bau</strong>stelle im Zeichendes Sports, bis in den November hinein wurde jedeNacht illuminiert.Baggerballett aus RathenowAuch wenn sich mit Fantasie <strong>und</strong> guten Ideen die<strong>Bau</strong>zeit überbrücken lässt: Verkaufsfördernd sind <strong>Bau</strong>stellenmeist erst im Nachhinein. Das Management desUnvermeidlichen ist <strong>für</strong> die <strong>Händler</strong>gemeinschaftenaber ein lohnendes Betätigungsfeld.Praxisbeispiele57


Ges<strong>und</strong>e <strong>Stadt</strong> – lebendige <strong>Stadt</strong>Megatrends in Projekte umgesetztGes<strong>und</strong>heitswirtschaftin der Innenstadtist viel stärker auf die lokale Ökonomie bezogen als eineOldtimer-Parade oder ein Oktoberfest.Ein typischer Anlass zum Besuch der Innenstadt istder Besuch beim Arzt. In den <strong>Stadt</strong>zentren konzentrierensich darüber hinaus viele medizinische Versorgungsangebote.Als besonderes Segment des Einzelhandelsfallen natürlich die Apotheken ins Auge, aber auch Reha<strong>und</strong>Physiotherapiepraxen, Sanitätshäuser, Natur- <strong>und</strong>Alternativheilk<strong>und</strong>e, Psychologen, Hebammenpraxen,Massagestudios, Optiker, ambulante Operationszentren,Hörgeräteakustiker oder Filialen der großen Krankenkassensind in den Innenstädten präsent. Fasst man dasFeld noch weiter, kommen auch Drogerien, Reformhäuseroder Fitnessstudios als ges<strong>und</strong>heitsbezogeneAngebote mit hinzu. Die gut erreichbaren Innenstädtesind als Cluster der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft nahezu konkurrenzlos.Zahlreiche Arbeitsplätze, eine hohe Besucherfrequenz,immobilienwirtschaftliche Effekte <strong>und</strong>der Erhalt einer funktionalen Vielfalt der Innenstadtwerden durch die Medizin- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitswirtschaftgestützt. Sie zählt zu den größten <strong>und</strong> wachstumsstärkstenBranchen überhaupt <strong>und</strong> gewinnt gerade im demografischenWandel an Bedeutung, trotzdem wird dieseBranche noch viel zu wenig als Standortfaktor einerattraktiven Innenstadt erkannt. Die Innenstädte könnenvon diesem Trend profitieren, wenn sie erkennen,was sie bereits jetzt zu bieten haben.Marktplätze <strong>für</strong> ges<strong>und</strong>es Leben<strong>Händler</strong>gemeinschaften aus Bochum, Hagen <strong>und</strong>Neu-Ulm zeigen, wie man das Thema gezielt aufgreifenkann. Alle drei präsentieren sich auf themenbezogenenGroßveranstaltungen mit einem besonderen Ges<strong>und</strong>heitsprofil.Diese Events steigern bereits als solches dieBesucherfrequenz spürbar, mindestens genauso wichtig:Sie geben den lokalen Betrieben aus der Ges<strong>und</strong>heitsbrancheein ideales Forum, um auf sich aufmerksam zu<strong>machen</strong>. Häufig kann eine Ges<strong>und</strong>heitsmesse direkt vonden vor Ort ansässigen Betrieben gestaltet werden. SieWellness in Hagen-WehringhausenIn Hagen-Wehringhausen, einem Gründerzeitgebietam Rande der Innenstadt, hat die <strong>Händler</strong>- <strong>und</strong> Handwerkergemeinschaft„Wir in Wehringhausen“ erkannt,dass es im <strong>Stadt</strong>teil einen hohen Anteil ges<strong>und</strong>heitsbezogenerBerufe gibt. Diesen Schwerpunkt haben sie aufdem „Wehringhauser Ges<strong>und</strong>heitsparcours“ mit vielenkleinen Ständen <strong>und</strong> Angeboten zum Ausprobieren <strong>und</strong>Mit<strong>machen</strong> vorgestellt. Die erste Veranstaltung an einem„ungemütlichen“ November-Termin wurde mit demMotto „Fit in Herbst <strong>und</strong> Winter – die schönen Seiten derkühlen Jahreszeit erleben!“ ins positive gewendet. EineWiederholung fand dann aber doch im Sommer statt.Etwas weiter nördlich in Bochum hat sich die ImmobilienstandortgemeinschaftISG Boulevard Brück4telvorgenommen, „Bochum ein Stück gesünder zu <strong>machen</strong>“.Hier ist das Thema Ges<strong>und</strong>heit Teil einer gesamtstädtischenStrategie, mit der sich Bochum anknüpfend an diegroße medizinische Fakultät der Ruhr-Universität alsStandort der Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft profilieren will. Dasvon der ISG Boulevard Brück4tel jährlich organisierteEröffnung durch die Bürgermeisterin: Ges<strong>und</strong>heitsboulevard Bochum58Praxisbeispiele


Ges<strong>und</strong>heitsforum hat daher andere Dimensionen <strong>und</strong>starke Unterstützer: Krankenkassen, Rotes Kreuz, dieEntwicklungsgesellschaft <strong>für</strong> den Medizinstandortmedlands.RUHR <strong>und</strong> die Bürgermeisterin als Schirmherrin.Das bunte Programm des Ges<strong>und</strong>heitsforumswird von erstklassigen Angeboten aus dem medizinischenBereich geprägt. Ges<strong>und</strong>heitsprävention alsöffentliches Anliegen, Marketing <strong>für</strong> Bochum als Standortder Ges<strong>und</strong>heitswirtschaft <strong>und</strong> die Vorstellung dervielen kleinen Anbieter aus dem Brückviertel in einemprofessionellen Umfeld lassen sich ideal verbinden.Wohlfühl-Markt auf dem Neu-Ulmer RathausplatzIn Neu-Ulm wurde das Thema mit dem Schwerpunkt„Wellness“ noch breiter gefasst. Eine ganze Wochehieß es „Wohlfühlen in Neu-Ulm“ mit einem vollen Programm.Ges<strong>und</strong>heit ist eben nicht nur Medizin, sondernauch Lifestyle. Darum kann man anspruchvolle Fachvorträgedes Radiologie Zentrums Neu-Ulm durchausmit Aquafitness, Tibetischen Klangschalen <strong>und</strong> einer„Aktion Gaumenfreuden“ der Gastronomen <strong>für</strong> ges<strong>und</strong>esEssen verbinden. Dabei wurde das Angebot auf Basiseiner Clusteranalyse der am Standort vorhandenen Einzelhändler<strong>und</strong> Unternehmen entwickelt.am Herzen. „Unsere gemeinsamen Ziele sind es, dieAnziehungskraft unserer schönen <strong>Stadt</strong> nachhaltig zustärken sowie die Lebensqualität <strong>und</strong> das allgemeineWohlergehen fortwährend zu fördern. Daher war es <strong>für</strong>uns eine Selbstverständlichkeit ‚Trier engagiert sich!‘gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern insLeben zu rufen“, fasst die Geschäftsstellenleiterin derCity-Initiative Trier e. V. Jennifer Grütters die Motivationzusammen. Die ungewöhnliche Partnerschaft einergroßen <strong>Händler</strong>gemeinschaft mit der Ehrenamtsagentur,dem Mehrgenerationenhaus bzw. Haus der Familie,der Selbsthilfe Kontakt- <strong>und</strong> Beratungsstelle <strong>und</strong> demKreismusikerverband Trier-Saarburg organisiert denjährlichen Aktionstag als <strong>Stadt</strong>fest der etwas anderenArt. Verbindendes Element ist das bürgerschaftlicheEngagement <strong>für</strong> die <strong>Stadt</strong> Trier <strong>und</strong> ihre Bewohnerschaft.Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> medizinische Selbsthilfe sindgroße Themen. Aber auch die Senioren- oder Familienangebote,Engagement <strong>für</strong> sozial benachteiligte Bürger,Kulturarbeit oder der Umweltschutz bekommen eineeinzigartige Bühne. Die intensiven Kontakte zwischengemeinnützigen Organisationen <strong>und</strong> der Geschäftsweltstärken die Ehrenamtskultur in der <strong>Stadt</strong> insgesamt.Lokale Verb<strong>und</strong>enheit <strong>und</strong> soziale Verantwortungder <strong>Händler</strong> erzeugen aber auch einen unschätzbarenImagegewinn – ein zunehmend wichtiger Beitrag zurBindung bewusst einkaufender K<strong>und</strong>en.Soziales Engagement – einMehrwert <strong>für</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>und</strong> HandelGes<strong>und</strong>es Leben <strong>und</strong> medizinische Versorgung sindaber nicht nur Modethemen eines wachsenden Wirtschaftszweigs,sie sind zentrale gesellschaftliche Anliegen<strong>und</strong> liegen vielen EinzelhandelszusammenschlüssenChöre <strong>und</strong> klassische Musik bilden den akustischen Rahmen<strong>für</strong> „Trier engagiert sich!“Praxisbeispiele59


Lebendige <strong>Stadt</strong>: PraxisbeispieleKommunikationsorte der <strong>Stadt</strong>gesellschaftEinladung zum HansemahlDas urbane Ambiente derInnenstadt als Marktplatz,als traditionsreicher Ort desHandels <strong>und</strong> als Symbol desstädtischen Lebens insgesamtberuht nicht nur auf einemattraktiven Einzelhandelsbesatz.Der Reiz des Marktplatzesberuhte auch darauf, dasser immer Ort des Austauschs,nicht nur von Waren, sondern auch von Informationenwar, aber auch Ort des Sehens <strong>und</strong> Gesehenwerdens, desVerweilens <strong>und</strong> des Genusses. Kurz gefasst ist der Marktstets auch ein öffentlicher <strong>und</strong> sozialer Ort. Die Attraktivitätder <strong>Stadt</strong>zentren hängt nicht zuletzt davon ab, wiegut sie diese Funktion als Ort der Kommunikation <strong>und</strong>Treffpunkt der <strong>Stadt</strong>gesellschaft erfüllen.Zahlreiche Beteiligte an „Händer <strong>machen</strong> <strong>Stadt</strong>“haben das in ihren Beiträgen vorgestellt: Man kann dieInnenstadt durch ein großes <strong>Stadt</strong>fest zu einer Bühne<strong>machen</strong>, manchmal wirken jedoch weniger aufwendiginszenierte Veranstaltungen persönlicher <strong>und</strong> kommunikativer.Beim Münsteraner „Hansemahl“ steht einkulinarisches Programm im Mittelpunkt. In Münsterknüpft die „Initiative starke Innenstadt (ISI)“ an dasPrinzip der Hanse „Stärke durch Gemeinschaft“ an <strong>und</strong>zelebriert gemeinsame Gastfre<strong>und</strong>schaft. Die <strong>Händler</strong><strong>und</strong> Gewerbetreibenden der <strong>Stadt</strong> beköstigen ihreGäste an einer 100 Meter langen, festlichen Tafel aufKeine Zauberei: „Tischlein deck dich“ funktioniert ganz einfachdem altehrwürdigen Prinzipalmarkt mit westfälischenSpezialitäten. „Tischlein deck dich!“ heißt es auch imQuartier der ISG Krumme Straße in Detmold: Die Mitgliederbauen eine große Tafel in der Fußgängerzone auf,aber hier müssen die Gäste selbst das Essen mitbringen.Trotzdem sitzen innerhalb kürzester Zeit mehrere H<strong>und</strong>ertMenschen an der Tafel <strong>und</strong> tauschen ihre selbstgekochtenSpezialitäten aus. Ins Gespräch kommt mandabei von ganz alleine, <strong>und</strong> Gemütlichkeit kommt vorder Kulisse aus verwinkelten Fachwerkhäusern in derKrummen Straße <strong>und</strong> Unter der Wehme sowieso auf.Die Mitglieder der ISG haben immer wieder Spaß anihren Aktionen, die das Gemeinschaftsleben im Quartierbefördern <strong>und</strong> zugleich das Gefühl verstärken, als„Solidargemeinschaft“, so das Selbstbild, etwas bewirkenzu können.Kindertheater in RemagenAuch der Verein „Lebendiger Marktplatz Remagene. V.“ setzt sich seit 2010 da<strong>für</strong> ein, dem etwas verwaistenöffentlichen Raum der <strong>Stadt</strong> am Rhein wiedermehr Leben einzuhauchen. Der Verein organisiert dazuüber den Sommer ein Veranstaltungsprogramm mitOpen-Air-Konzerten, Kindertheater <strong>und</strong> Lesungen. DieOrganisatoren betonen, dass ihr Programm „sozialeVitalität <strong>und</strong> den kulturellen Reichtum der <strong>Stadt</strong>“ repräsentierensoll. Das gelingt ihnen beispielsweise durch dieLesereihe „Von weit her... Jetzt hier!“, bei der RemagenerMigranten ihre persönlichen Geschichten vortragen, odermit dem „Fest der Demokratie“, mit der sie im Herbst 2012der Vereinnahmung der Innenstadt durch rechtsextremeDemonstranten ein Zeichen entgegen setzten.60Praxisbeispiele


Anregungen aus den ProjektenEngagement <strong>für</strong> attraktive InnenstädteWie setzt man spannende Ideen in funktionierende <strong>und</strong> wirksame Projekte um? Und wie konzipiertman Projekte so, dass sie nachhaltig wirksam werden, damit Einsatz <strong>und</strong> Effekt nicht verpuffen?Und wie macht man schnell etwas sichtbar? Gönnen Sie sich einen langen Atem: Einmalige Events binden viele Ressourcen <strong>und</strong> wirkennur punktuell. Kontinuierliche Projekte in kleinerem Maßstab sind manchmal günstiger <strong>und</strong>erreichen oft mehr. Machen Sie den öffentlichen Raum zu Ihrem Aushängschild: Er ist nicht nur die prominentesteBühne der <strong>Stadt</strong>, er ist auch <strong>für</strong> viele Projektideen nutzbar. Hier kann man spielen, feiern,kommunizieren, ausruhen, aber auch bauen, pflanzen, Kunst gestalten, Leihfahrräder aufstellenoder sauber <strong>machen</strong>! Setzen Sie Zeichen: Auch wenn Ihr Projekt noch in der Vorbereitungsphase ist, können Sie essichtbar <strong>machen</strong>. Beispiele einer künftigen Beleuchtung oder Möblierung, ein Aushängeschild imöffentlichen Raum: Das kann besser überzeugen als viele Worte. Seien Sie individuell: Jede Altstadt braucht ihre Feste, jede Einkaufsstraße ihr Marketing. Verb<strong>und</strong>enheit<strong>und</strong> Glaubwürdigkeit – kostbare Werte im Wettbewerb – entstehen aber vor allemdann, wenn solche Aktionen an die Identität der <strong>Stadt</strong> anknüpfen. Arbeiten Sie im Hintergr<strong>und</strong>: Nicht jeden Erfolg kann man sofort sehen: Eine Immobiliendatenbank,ein Berufsintegrationsprojekt mit der Realschule oder ein Gestaltungsleitfaden <strong>für</strong> Werbungzeigen ihre Wirkung nicht unmittelbar, aber sie haben langfristig eine umso größere Wirkung. Suchen Sie sich Mitstreiter: Anspruchsvolle Projekte lassen sich nur kooperativ umsetzen.Es gibt nicht nur Immobilieneigentümer <strong>und</strong> Kommune, sondern in fast jeder Innenstadt auchandere, die gerne etwas zum Projekt beitragen würden. Sprechen Sie über Geld: Intelligente Finanzierungen bündeln Mittel aus vielen kleinen Töpfenwie Mitgliedsbeiträge, Spenden <strong>und</strong> Sponsoren, Stiftungs- <strong>und</strong> Fördermittel, Umlagen, Verkaufseinnahmenoder kommunale Zuschüsse. Verteilen Sie die Arbeit auf viele Schultern: Ehrenamt darf nicht zur Belastung werden.Und kontinuierliches Engagement <strong>für</strong> die <strong>Stadt</strong>entwicklung braucht professionelle Unterstützung. Schaffen Sie Werte: Die Verbesserung der wirtschaftlichen Bedingungen am Standort ist einAnliegen bei der Umsetzung von Projekten – die emotionale Identifikation mit der <strong>Stadt</strong>, ihremUmfeld, ihren Traditionen <strong>und</strong> ihrer Bevölkerung ein ebenso wichtiges. Kommunizieren Sie cross-medial: Internet <strong>und</strong> insbesondere Soziale Medien werden immerintensiver genutzt. Eine attraktive Webpräsenz <strong>und</strong> digitale Neuigkeiten über Ihre Projekte lockenLeute in die <strong>Stadt</strong>.61Handlungsempfehlungen


Die Herausgeber danken allen Einsendern <strong>für</strong> ihr Engagement. Jeder Beitrag zur Lebendigkeit der Innenstädte zählt. Ein besonders herzlicher Dankgilt all denen, die durch Gespräche, Ortstermine <strong>und</strong> die Bereitstellung von Bildmaterial zu dieser Publikation beigetragen haben.Interessengemeinschaft RossmarktAmbergInitiative BahnhofstraßeEsslingenWerbering Annaberg e. V.Annaberg-BuchholzCity Initiative Esslingen e. V.Esslingen am NeckarAktives Neheim – VerkehrsvereinArnsbergArbeitskreis Feuchter GewerbeFeuchtAktionsgemeinschaft Lechhausen e. V.AugsburgFrankenthaler City- <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>marketing e. V.FrankenthalForum InnenstadtBad DürrheimInitiative Ladeneigentümer des Kernbereichs FechenheimFrankfurt am MainLebendige Salinenstraße – Straße der SpezialistenBad KreuznachKreative Einzelhändlerinnen (KEH)FürthK<strong>und</strong>enbindungssysteme AW e. V.Bad Neuenahr-AhrweilerArbeitskreis AltstadtFürthCity Management <strong>Bau</strong>natal e. V.<strong>Bau</strong>natal<strong>Stadt</strong>marketing- <strong>und</strong> Gewerbeverein Gelnhausen e. V.GelnhausenWerbekreis BeilngriesBeilngriesWerbegemeinschaft Gelsenkirchen City e. V.GelsenkirchenMoabiter UnternehmerBerlinEventhaus „Markt 14“ Koch-<strong>und</strong> Eventstudio <strong>und</strong> segtouren-geraGeraWerbegemeinschaft Bingen e. V.Bingen am RheinInnenstadtgemeinschaft Gummersbach e. V.GummersbachAktionsgemeinschaft RavardiviertelBocholtWerbegemeinschaft Gütersloh e. V.GüterslohIG LiebfrauenviertelBocholt<strong>Händler</strong>- <strong>und</strong> Handwerkergemeinschaft Wir in Wehringhausen e.VHagenIG NeustraßeBocholtGemeinsam: <strong>Händler</strong> <strong>und</strong> Wirtschaftsförderung HalleHalle (Saale)ISG NordstraßeBocholtInteressengemeinschaft Reiherstieg e. V.HamburgISG Osterstraße/KönigstraßeBocholtInteressengemeinschaft Großneumarkt – FleetinselHamburgWerbegemeinschaft BocholtBocholtArbeitsgemeinschaft Tibarg e. V.HamburgWerbegemeinschaft Neutor Platz e. V.BocholtBüro <strong>für</strong> lokale WirtschaftHamburgWerbegemeinschaft Shopping Arcaden BocholtBocholtDeisterkiez e. V.HannoverInteressengemeinschaft Boulevard Brück4tel BochumBochumRoter FadenHeidelbergWerbegemeinschaft Bohmte e. V.BohmteHeidenheimer Dienstleistungs- <strong>und</strong> Handelsverein 1838 e. V.HeidenheimArbeitsausschuss Innenstadt BraunschweigBraunschweig<strong>Stadt</strong>initiative HeilbronnHeilbronnAnliegergemeinschaft Ansgari GbRBremenAktionskreis Geilenkirchen e. V.Heinsberg-KirchhovenCity Initiative Bremen Werbung e. V.BremenIG Herne City e. V.HerneBremen – Das ViertelBremenFörder- <strong>und</strong> Werbegemeinschaft Herzogenaurach e. V.HerzogenaurachBranchenB<strong>und</strong> Bruchsal e. V.BruchsalGewerbeverein Industrie Handel Handwerk (IHH)HofheimAktivgemeinschaft Buchen e. V.BuchenFördergemeinschaft Hoya e. V.HoyaHandel Bünde GbRBündeVerein <strong>für</strong> Handel, Handwerk <strong>und</strong> Gewerbe e. V.JessenAG TourismusCalauStraßengemeinschaft Kleine Rurstraße/ Grünstraße e. V.JülichEinkaufsmeile MauernstraßeCelleWerbering Kandern e. V.KandernCuxhaven activ e. V.CuxhavenCity Initiative KarlsruheKarlsruheDelbrücker Marketinggemeinschaft e. V.DelbrückTOP FachgeschäfteKarlsruheGewerbe AG Zerbster StraßeDessau-RoßlauWerbering Kempen e. V.KempenISG Krumme Straße e. V.DetmoldKlever SchätzeKleveDorstener Interessengemeinschaft AltstadtDorstenWillkomm-Gemeinschaft Neustadt a.d. Weinstraße e. V.LambrechtQualitätsroute Dortm<strong>und</strong>Dortm<strong>und</strong>„Die Aufmacher“Landsberg am LechGewerbeverein Dreieich e. V.DreieichWirtschaftsförderungsverein Leichlingen e. V.LeichlingenWerbegemeinschaft Dreieichenhain e. V.DreieichCity Leipzig Marketing e. V.LeipzigIG Düren-CityDürenWerbegemeinschaft Lengerich e. V.LengerichCity-Ring Schadow StraßeDüsseldorfLeistungsgemeinschaft Lindenberg e. V.LindenbergEberswalder AltstadtCareeEberswaldeWerbegemeinschaft Lohrer Handel <strong>und</strong> Gewerbe e. V.Lohr am MainEichwalder Gewerbeverband e. V. 92EichwaldeLübeck Management e. V.LübeckGewerbeverein EmmendingenEmmendingenInteressengemeinschaft EberhardstraßeLudwigsburgAktionsgemeinschaft Handel <strong>und</strong> GewerbeErftstadt-LechenichTOPinLULudwigshafen am RheinIHG Interessengemeinschaft Handel <strong>und</strong> Gewerbe Eschborn e. V.EschbornWerbegemeinschaft Altstadt der Lutherstadt WittenbergLutherstadt WittenbergCitymanagement Eschweiler e. V.EschweilerAltstadtviertel Kirschgarten e. V.Mainz62Anhang


Werbegemeinschaft Mainz e. V.Mainz<strong>Stadt</strong>marketing Schwetzingen e. V.SchwetzingenMarktredwitz AttraktivMarktredwitzISG OberstadtSiegenGewerbeverein Meißen e. V.MeißenKooperationsladen Mosaik GbRSimmernWerbegemeinschaft Melle CityMelleGewerbeverein Staufen e. V.StaufenGewerbeverein MichelstadtMichelstadtCity-Initiative Stuttgart e. V.StuttgartGewerbekreis GiesenkirchenMönchengladbachTangermünder HanseringTangermündeMühlacker aktiv e. V. – CitymanagementMühlackerArbeitsgruppe Handel im Aktiv <strong>für</strong> TreuenbrietzenTreuenbrietzen<strong>Stadt</strong>randperlenMülheim a.d. RuhrCity-Initiative Trier e. V.TrierB-a-L aktiv e. V.MünchenHandel- & Gewerbeverein TübingenTübingenInitiative starke Innenstadt (ISI) e. V.MünsterCity-Werbering UnnaUnnaWir in Neu-Ulm e. V.Neu-UlmVELBERT-in e. V.VelbertWerbegemeinschaft Neubrandenburger Innenstadt e. V.NeubrandenburgGewerbeverein Weil der <strong>Stadt</strong> e. V.Weil der <strong>Stadt</strong>Neuenkirchen in Bewegung e. V.NeuenkirchenWeimarer Innenstadt e. V.WeimarVerkehrs- <strong>und</strong> Werbegemeinschaft Neumarkt-St. VeitNeumarkt-St. VeitWirtschafts- <strong>und</strong> Marketingverband Wiesbaden e. V.WiesbadenZukunftsinitiative Innenstadt NeussNeuss<strong>Stadt</strong>marketing Winterberg mit seinen Dörfern e. V.WinterbergGewerbeverein Neustadt in Holstein e. V.Neustadt in HolsteinWittenberger Interessenring e. V.WittenbergeAktionsforum NeuwiedNeuwiedService-Gemeinschaft Wolfhagen e. V.WolfhagenHandels- <strong>und</strong> Gewerbeverein Niebüll e. V.NiebüllIG Detmeroder KaufleuteWolfsburgNordhäuser GewerbevereinNordhausenFördergemeinschaft Blickpunkt Fallersleben e. V.Wolfsburg-FallerslebenSüdstadt AKTIV e. V.NürnbergISG Barmen-Werth e. V.Wuppertal<strong>Händler</strong>gemeinschaft MaxfeldNürnbergInteressengemeinschaft Friedrich-Ebert-StraßeWuppertal-ElberfeldCityO.-Management e. V.OberhausenDie Würzburger QualitätsrouteWürzburgOberweseler Gewerbeverein e. V.OberweselWerbegemeinschaft Zweibrücken e. V.ZweibrückenCity-Gemeinschaft Oranienburg e. V.OranienburgOstercappelner KaufhausOstercappelnWerbegemeinschaft Paderborn e. V.PaderbornCity Marketing Passau e. V.PassauCitygemeinschaft Peine e. V.Peine<strong>Stadt</strong>marketing Penzberg eGPenzbergVerein Lebendige Innenstadt Pfaffenhofen a. d. Ilm e. V.Pfaffenhofen a. d. IlmCitymanagement Pirna e. V.PirnaAktionsgemeinschaft Radolfzell e. V.Radolfzell am Bodensee<strong>Händler</strong>gemeinschaft Innenstadt RathenowRathenowSWIG Süder Werbe- <strong>und</strong> Interessengemeinschaft e. V.RecklinghausenISG Krim e. V.RecklinghausenLebendiger Marktplatz Remagen e. V.RemagenInteressengemeinschaft Hindenburgstraße e. V.RemscheidISG Emsquartier e. V.RheineGewerbe- <strong>und</strong> Handelsverein RottweilRottweilGewerbeverein Rüdesheim am Rhein e. V.Rüdesheim am RheinVerein <strong>für</strong> Handel <strong>und</strong> Gewerbe SaarbrückenSaarbrückenKaiserviertel Saarbrücken – Verein Futterstraße e. V.SaarbrückenWerbegemeinschaft Salzgitter-Bad e. V.SalzgitterWerbegemeinschaft Salzwedel e. V.SalzwedelEinzelhandels- <strong>und</strong> Wirtschaftsgemeinschaft Schloß Holte-StukenbrockSchloß Holte-StukenbrockWerbegemeinschaft Schmallenberg e. V.SchmallenbergKunst <strong>und</strong> Leben Münzstraße e. V.SchwerinGeografische Verteilung der Teilnehmer. Blau markiert die PreisträgerAnhang63


Zum NachlesenEntwicklung lebendiger Innenstädte <strong>und</strong> OrtszentrenIm Ergebnis eines umfassenden fachlichen <strong>und</strong> politischen Diskurses benennt das Weißbuch Innenstadt die wichtigstenAufgaben der Innenstadtentwicklung. Die Bedeutung des Einzelhandels <strong>für</strong> die Zentren wird umfassend behandelt.Weißbuch Innenstadt. Starke Zentren <strong>für</strong> unsere Städte <strong>und</strong> Gemeinden (BMVBS 2011). Download: www.bmvbs.b<strong>und</strong>.deVerfügungsfonds in der StädtebauförderungDie Studie stellt die Rolle von Verfügungsfonds in den unterschiedlichen Programmen der Städtebauförderung <strong>und</strong> in deneinzelnen B<strong>und</strong>esländern vor <strong>und</strong> gibt mithilfe von zehn exemplarischen Fallstudien Einblick in die Umsetzungspraxisvor Ort sowie die Potenziale hinsichtlich der Aktivierung von Engagement <strong>und</strong> privatem Kapital.Verfügungsfonds in der Städtebauförderung (BMVBS 2013). Bezug: silvia.becker@bbr.b<strong>und</strong>.de, Download: www.bmvbs.b<strong>und</strong>.deKooperation im QuartierKooperationen zwischen Eigentümervereinen <strong>und</strong> Kommunen erproben die Modellvorhaben des Forschungsfeldes „Kooperation imQuartier mit privaten Eigentümern zur Wertsicherung innerstädtischer Immobilien“ (KIQ). Vorrangig innerstädtische Wohnquartierestehen im Fokus, aber die Erkenntnisse hinsichtlich der Eigentümer lassen sich auch auf Einkaufsviertel übertragen.Kooperation im Quartier mit privaten Eigentümern zur Wertsicherung innerstädtischer Immobilien. ExWoSt-Informationen 43/1 (BMVBS 2013). Bezug: forschung.wohnen@bbr.b<strong>und</strong>.de, Download: www.bbr.b<strong>und</strong>.de<strong>Stadt</strong>marketingstrategien <strong>für</strong> Klein- <strong>und</strong> MittelstädteDer Leitfaden zeigt, wie ein <strong>Stadt</strong>marketing auch in Städten <strong>und</strong> Gemeinden zwischen 10.000 <strong>und</strong> 50.000 Einwohnern dauerhaftangelegt <strong>und</strong> organisiert werden kann. Fallbeispiele aus Bayern illustrieren die Bandbreite an kurz- <strong>und</strong> langfristigen Maßnahmen.Eine Checkliste bündelt zu beachtende Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Einzelaspekte bei der Einrichtung eines <strong>Stadt</strong>marketings.Best-Practice-Leitfaden <strong>Stadt</strong>marketing (Bayerisches Staatsministerium <strong>für</strong> Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr <strong>und</strong> Technologie, 2009)Vademecum ISGDas Netzwerk Innenstadt NRW hat zwei Arbeitshilfen <strong>für</strong> Immobilien- <strong>und</strong> Standortgemeinschaften herausgegeben. Imersten Teil „Vademecum ISG Eins“ gibt es einen praxisnahen Überblick über Aufgaben, Arbeitsfelder <strong>und</strong> Akteure; derNachfolger „Vademecum ISG Zwei“ rückt Projekte <strong>und</strong> Maßnahmen von Immobilien- <strong>und</strong> Standortgemeinschaften inden Vordergr<strong>und</strong>. Acht Praxisbeispiele illustrieren das Wirken von ISG in den Themenfeldern Städtebau, Marketing <strong>und</strong>Kommunikation. Zudem beantwortet ein Glossar steuerrechtliche Fragen von Non-Profit-Organisationen.Vademecum ISG Zwei. Projekte, Praxisbeispiele <strong>und</strong> Maßnahmen Immobilien- <strong>und</strong>Standortgemeinschaften in Nordrhein-Westfalen (Netzwerk Innenstadt NRW, 2012)Factbook EinzelhandelDie neueste Auflage des Einzelhandels-Kompendiums analysiert Daten zum Einzelhandel <strong>und</strong> beleuchtetneue Trends <strong>und</strong> Technologien. Schwerpunkte bilden das Einkaufen vor Ort, nachhaltige Lieferketten <strong>und</strong>Warenhäuser. Im Themenbereich „Standort <strong>und</strong> Verkehr“ geht es auch um die <strong>Stadt</strong>entwicklung.Factbook Einzelhandel 2013 (Handelsjournal – das Wirtschaftsmagazin <strong>für</strong> den Einzelhandel <strong>und</strong> Handelsverband Deutschland, 2012)Nützliche LinksWeißbuch InnenstadtInformationen zum Kommunikationsprozess <strong>und</strong> den Umsetzungsprojektenwww.bmvbs.b<strong>und</strong>.deProjektdatenbank des Städtebauförderprogramms „Aktive <strong>Stadt</strong>- <strong>und</strong> Ortsteilzentren“Bisher r<strong>und</strong> 30 Projektbeispiele zeigen die Vielfalt unterschiedlicher Herangehensweisen, Beteiligungsformen <strong>und</strong> Umsetzungsstrategien bei derZentrenentwicklung. Zu den thematischen Schwerpunkten gehören gesamtstädtische Konzepte sowie Handel, Handwerk <strong>und</strong> Dienstleistungen.www.staedtebauforderung.info„Ab in die Mitte“Als Einstieg in die länderspezifischen „Ab in die Mitte“-Programme <strong>und</strong> als übergreifendes Informationsportalliefert die Seite Wissenswertes zu Ausschreibungsfristen, Projekten <strong>und</strong> Vorgehensweise.www.abindiemitte.deUrbanicomDer Deutsche Verein <strong>für</strong> <strong>Stadt</strong>entwicklung <strong>und</strong> Handel informiert über unterschiedliche Themen.Der Name steht <strong>für</strong> die gelungene Verbindung von Urbanität <strong>und</strong> Kommerz.www.urbanicom.deB<strong>und</strong>esvereinigung City- <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>marketingUnterstützung <strong>für</strong> alle, die sich professionell mit City- <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>marketing auseinandersetzen.www.bcsd.deBusiness Improvement DistrictsDer DIHK, der das Modell der Business Improvement Districts sehr unterstützt, informiert über existierendeBID in Deutschland, gibt Veranstaltungshinweise <strong>und</strong> bietet einen Newsletter im Abonnement.www.dihk.de/themenfelder/standortpolitik/raumordnung-stadtentwicklung/64Anhang


Bildnachweis (jeweils v.l.n.r.)Titel: City Marketing Passau e. V., Eichwalder Gewerbeverein e. V. 92, Lebendige Innenstadt Pfaffenhofen a. d. Ilm e. V.,CityO.-Management e. V., IG Düren-City e. V.2 Michael Sommer Fotografie3 www.wolterfoto.de4 Urbanizers5 City Marketing Passau e. V., Urbanizers6 Altstadtviertel Kirschgarten e. V.7 Eberswalder AltstadtCaree9 u. 10 Urbanizers11 Milena Schlösser12 BMVBS13 HDE19 Eberswalder AltstadtCaree22 -25 City Marketing Passau e.V26 Dieter Benner, Verkehrs- <strong>und</strong> Werbegemeinschaft Neumarkt-St. Veit27 Gewerbeverein Staufen e. V., Helmut Zimmermann28 CityInitiative Bremen29 Daniel Spittel30 Urbanizers32-33 (v.l.n.r., v.o.n.u.): Kaiserviertel Saarbrücken - Verein Futterstraße e. V., Anliegergemeinschaft Ansgari GbR, Altstadtviertel Kirschgarten e. V.,Roter Faden Heidelberg, Verkehrs- <strong>und</strong> Werbegemeinschaft Neumarkt - St. Veit, Urbanizers, <strong>Stadt</strong>marketing- <strong>und</strong> Gewerbeverein Gelnhausene. V., Tourismusagentur Lübecker Bucht, Willkomm-Gemeinschaft Neustadt a.d. Weinstraße e. V., Kaiserviertel Saarbrücken - VereinFutterstraße e. V., Gewerbeverein Meißen e. V., Interessengemeinschaft Rossmarkt, Südstadt AKTIV e. V., Verkehrs- <strong>und</strong> WerbegemeinschaftNeumarkt - St. Veit, <strong>Stadt</strong>marketing- <strong>und</strong> Gewerbeverein Gelnhausen e. V., Handels- <strong>und</strong> Gewerbeverein Niebüll e. V., OstercappelnerKaufhaus, Gewerbeverein Emmendingen e. V., Zukunftsinitiative Innenstadt Neuss, Willkomm-Gemeinschaft Neustadt a.d. Weinstraße e. V.,Neuenkirchen in Bewegung e. V., Altstadtviertel Kirschgarten e. V., Urbanizers, Interessengemeinschaft Eberhardstraße, ArbeitsausschussInnenstadt Braunschweig, Anliegergemeinschaft Ansgari GbR, Interessengemeinschaft Reiherstieg e. V., Interessengemeinschaft „DasViertel“ e. V., Werbegemeinschaft Zweibrücken e. V., Oberweseler Gewerbeverein e. V., Gewerbeverein Staufen e. V., ArbeitsausschussInnenstadt Braunschweig, Ostercappelner Kaufhaus, IG Düren-City e. V., Aktionsgemeinschaft Lechhausen e. V., CityO.-Management e.V.,CityO.-Management e. V., Südstadt AKTIV e. V., <strong>Händler</strong>gemeinschaft Innenstadt Rathenow, Interessengemeinschaft Rossmarkt, Willkomm-Gemeinschaft Neustadt a.d. Weinstraße e. V., Münster Marketing, Werbegemeinschaft Gütersloh e. V., Verkehrs- <strong>und</strong> WerbegemeinschaftNeumarkt - St. Veit, Anliegergemeinschaft Ansgari GbR, CityO.-Management e. V., Gewerbekreis Giesenkirchen, IG Düren-City e. V., CityMarketing Passau e. V., CityO.-Management e. V., Nordhäuser Gewerbeverein, Werbering Kandern e. V., Klever Schätze36 Urbanizers37 Urbanizers, CityO.-Management e. V. (2 x)38 CityO.-Management e. V.39 Urbanizers (2 x)41 Wirtschaftsförderungs- <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>marketing Gesellschaft Bocholt42 Oberweseler Gewerbeverein e. V.44 Münster Marketing, WSGmbH <strong>für</strong> die <strong>Stadt</strong> Pfaffenhofen a.d. Ilm45 Zukunftsinitiative Innenstadt Neuss (ZIN), Interessengemeinschaft Eberhardstraße46 BMVBS47 Urbanizers (2x), IG Düren-City e. V., profoto, IG Düren-City e. V.48 Immobilien- <strong>und</strong> Standortgemeinschaft Emsquartier e.49 Achim Brandau, Ria Gerweg, Ria Gerweg, Achim Brandau , Achim Brandau ,Martina Hlubek50 Urbanizers (2 x)51 Eichwalder Gewerbeverein e. V. 92, Foto Bark, Urbanizers52 Lebendige Innenstadt Pfaffenhofen e. V.53 Lebendige Innenstadt Pfaffenhofen e. V., Urbanizers54 Urbanizers55 Urbanizers, Kooperationsladen Mosaik GbR56 Michael Sommer Fotografie57 Interessengemeinschaft „Das Viertel“ e. V., <strong>Händler</strong>gemeinschaft Innenstadt Rathenow58 Gabriele Haasler , Jürgen in der Beeck59 Bernd Neidhart, City-Initiative Trier e. V.60 Münster Marketing, ISG Krumme Straße e. V. , Lebendiger Marktplatz Remagen e. V.


ImpressumHerausgeberB<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> Verkehr, <strong>Bau</strong> <strong>und</strong> <strong>Stadt</strong>entwicklung (BMVBS)Invalidenstraße 4410115 Berlinin Kooperation mit dem Handelsverband Deutschland (HDE)Wissenschaftliche Begleitung<strong>B<strong>und</strong>esinstitut</strong> <strong>für</strong> <strong>Bau</strong>-, <strong>Stadt</strong>- <strong>und</strong> Raumforschung (BBSR)im B<strong>und</strong>esamt <strong>für</strong> <strong>Bau</strong>wesen <strong>und</strong> Raumordnung (BBR)Deichmanns Aue 31-3753179 BonnBearbeitungUrbanizers Büro <strong>für</strong> städtische KonzepteXantener Straße 1810707 BerlinMarie Neumüllers (Leitung), Lutz Wüllner, Jeannine Albrecht, Larissa Rensing<strong>B<strong>und</strong>esinstitut</strong> <strong>für</strong> <strong>Bau</strong>-, <strong>Stadt</strong>- <strong>und</strong> Raumforschung (BBSR)im B<strong>und</strong>esamt <strong>für</strong> <strong>Bau</strong>wesen <strong>und</strong> Raumordnung (BBR)Christiane Kalka, Stephanie HauryGestaltung <strong>und</strong> Satzre-do.deDruckDruckerei ConradBerlin, Juni 2013

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