ProgyinternBrecht BurkhalterDer historischeBeatusWie immer, wenn es um das frühe Christentum am <strong>Thun</strong>ersee geht,bleibt die Anwesenheit von Beatus und Justus eine Frage des Glaubens.Unbestritten ist, dass bei der Höhle ob Sundlauenen eine wichtigePersönlichkeit bestattet wurde, stiess man doch 1904 auf ein Felsengrab,das aus der Zeit von Beatus stammt. Diese wird, je nachQuelle, zwischen dem 1. und 6. Jahrhundert vermutet.Heinrich von SträttligenDie Familie von Strättligen, ein Freiherrengeschlecht aus dem BernerOberland, tritt urkundlich zwischen 1175 und 1338 in Erscheinung. IhrName leitet sich wahrscheinlich von der Burg auf dem Strättligenhügelob Gwatt her. Heinrich von Strättligen hat sich als Adeliger nebst demWaffenhandwerk und der Jagd auch der Dichtung, dem Gesang undTanz zugewandt. Überliefert ist sein Lied „Nachtegal, guot vogellîn“.Itha von Oberhofen1133 wird Oberhofen erstmals erwähnt. Kaiser Lothar III nahm dasAugustinerkloster zwischen den Seen, genannt Matten, unter seineHoheit. Das Geschlecht der Freiherren von Oberhofen starb um 1200aus.Die letzte Erbtochter Itha von Oberhofen wurde unter Druck BertholdsV. von Zähringen mit dem zürcherischen Freiherr von Eschenbachverheiratet. Möglicherweise stammt das Schloss aus dieser Zeit.Bern wurde mächtig und riss die Herrschaft Oberhofen nach demSempacherkrieg 1389 an sich.Die Brüder Propst Eberhard und Graf Hartmann von KyburgEberhart von Neu-Kyburg war Propst des Klosters Amsoldingen undBruder des Grafen Hartmann von Kyburg auf dem Schloss <strong>Thun</strong>.Verschiedene Erbschaftsstreitigkeiten gipfelten schliesslich in denBrudermord im Jahre 1322. Die Geldsorgen zwangen die <strong>Thun</strong>er, inBern Hilfe anzufordern. 1384 erfolgte der endgültige Verkauf <strong>Thun</strong>s anBern. <strong>Thun</strong> wurde eine bernische Landstadt und von einem Schultheissaus Bern, der meistens 6 Jahre amtierte, regiert.Der Pilgerweg und der MichaelsbrunnenDer St.Beatus-Pilgerweg ist ein Teil des vom Brünig herkommendenJakobswegs. Ein beliebter Rastplatz war für die Pilger der Michaels-Brunnenim Balmholz. Sein Wasser galt als heilkräftigHeinrich von SträttligenRitterliches Liebeswerben und süsse LiebesliederHeinrich muss im Mittelalternicht nur gut mit Schwert undPferd umgehen können. In seinerAusbildung erlernt er auchritterliches Verhalten und denUmgang mit edlen Damen. Mutund glänzende Siege im Turnier,geistreiche Gespräche beimFest essen, selbst gedichteteLiebes lieder und eleganter Tanz:All dies soll die Aufmerksamkeitund Bewunderung der verehrtenDame wecken.Wenn mein Herr Gästemitbringt, geht es aufSchloss Spiez lustig zuund her. Beim Festessendürfen auch wirKnappen uns den Bauchvollschlagen. Die Herrentanzen mit ihren Damenund manchmal holtHeinrich seine Fidel, eineArt Geige, und bietetseine neusten Lieder dar.Die Damen können nichtgenug davon bekommen!Meist gehen wirerst bei Morgendämmerungschlafen.Modul 4Heinrich von Strättligen ist hier tanzend dargestellt. Seine Gesangs- und Tanzkünste waren offenbar so bekannt,dass von ihm drei Liedtexte überliefert und zwischen 1300 und 1340 im so genannten Codex Manesse festgehaltenwurden. Der Codex Manesse ist ein dickes Buch aus dem Mittelalter mit Liebesgedichten und Bildern ihrerVerfasser.Welcher Heinrich?Bis heute ist es ein Geheimnis, um welchen Heinrich es sich bei dem Dichter imCodex Manesse handelt. Denn in der Familie von Strättligen gibt es mehrereKnaben mit dem Namen Heinrich. Über diese wissen wir nur sehr wenig. Dennim 13. Jahrhundert wird vieles mündlich geregelt und nicht aufgeschrieben. Bisheute haben sich nur einzelne Schriftstücke erhalten, in welchen ein Heinrichvon Strättligen genannt wird. Darin geht es meist um Geschäfte wie den Verkaufeiner Alp oder die Übergabe von Leibeigenen, also unfreien Menschen.189
Brecht BurkhalterHintergrundProgyinternFulehung und der goldene SternDer Fulehung geht der Legende nach auf die Beteiligung der <strong>Thun</strong>eran der Schlacht bei Murten zurück; den <strong>Thun</strong>ern gelang damals derFang des Hofnarren Karls des Kühnen. In <strong>Thun</strong> sollen sie ihn danndurch die Gassen gejagt haben, bis er zusammenbrach. Für ihrentapferen Einsatz vor Murten erhielt die Stadt <strong>Thun</strong> fortan das Recht,den Stern im Wappen golden zu färben.Einführung der allgemeinen Schulpflicht im Bernbiet Ausbauab 1830Während der Regeneration (1830–48) erhielt das Schweizer Schulwesenneue Reformanstösse. Das Diktum Heinrich Zschokkes, wonachdie Volksbildung Volksbefreiung sei, wurde zum Losungswortder Schulpolitik der regenerierten Kantone. Neben weiteren Primarschulenwurden auch weiterführende Schulen eingerichtet – so zumBeispiel als eine der ersten im Kanton Bern das Progymnasium in<strong>Thun</strong> (1833). Ferner errichtete man Taubstummen- und Blindenanstalten,aber auch Armenschulen sowie Volks- und Jugendbibliothekenzur Hebung der Volksbildung. Der Druck auf die Eltern, ihre Kinderzur Schule zu schicken und diese nicht für Arbeiten zu Hauseeinzusetzen, wurde verstärkt. Allerdings standen die weiterführendenSchulen noch während Jahrzehnten nur den Jungen offen; Mädchenbekamen Unterricht in Religion, Lesen, Schreiben Singen und Handarbeiten.Sie wurden von den Jungen getrennt unterrichtet.10