04.12.2012 Aufrufe

Verwandte Jesu als Referenzpersonen für das Judenchristentum

Verwandte Jesu als Referenzpersonen für das Judenchristentum

Verwandte Jesu als Referenzpersonen für das Judenchristentum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Verwandte</strong> <strong>Jesu</strong> 43<br />

Die zahlreichen Fragmente lassen in der Tat erkennen, <strong>das</strong>s es inhaltlich<br />

dem Matthäusevangelium ähnelte; möglicherweise handelte es sich um eine<br />

selbständige Um- bzw. Weiterbildung desselben. Wie die Synoptiker präsentiert<br />

<strong>das</strong> Evangelium der Nazaräer die Brüder <strong>Jesu</strong> <strong>als</strong> Kleingruppe, zu der<br />

auch Maria gehört. Anders <strong>als</strong> in diesen fordern sie <strong>Jesu</strong>s auf, sich gemeinsam<br />

mit ihnen von Johannes dem Täufer „zur Vergebung der Sünden“ taufen zu<br />

lassen, was <strong>Jesu</strong>s aber unter Berufung auf seine Sündlosigkeit lediglich <strong>für</strong><br />

den hypothetischen Fal einer „Unwisenheitsünde“ anzunehmen scheint<br />

(Hieronymus, Adv. Pel. 3.2).<br />

Das Ebionäerevangelium<br />

Die griechischsprachigen Ebionäer werden erstmalig um 180 von Irenäus erwähnt.<br />

30 Seinem Bericht nach benutzten sie ausschließlich <strong>das</strong> Matthäusevangelium,<br />

hielten an der Beschneidung, dem Gesetz sowie den jüdischen<br />

Lebensformen fest und schmähten Paulus <strong>als</strong> Apostaten (Haer. 1.26.2). Sie<br />

verwarfen die Jungfrauengeburt (Haer. 3.21.2) und verstanden die Gottessohnschaft<br />

Christi <strong>als</strong> Eingang des Heiligen Geistes in den Körper <strong>Jesu</strong> bei<br />

dessen Taufe durch Johannes (Haer. 5.1.3). Origenes zufolge lehnten sie die<br />

Heidenmission ab (Princ. 4.3.8).<br />

Die Ausführungen des Epiphanius (Pan. 30), dem Judenchristen generell<br />

suspekt waren, sind nicht nur die umfangreichsten, sondern auch die feindseligsten.<br />

Dabei hat er wohl weniger auf unabhängige Quellen zurückgegriffen,<br />

<strong>als</strong> vielmehr seinem antihäretischen Anliegen freien Lauf gelassen. Neben<br />

häretischem Synkretismus wirft er ihnen fehlende Einsicht in die religiöse Gedankenwelt<br />

der Evangelien und der Apostel vor. Darüber hinaus verspottet er<br />

sie <strong>als</strong> Asketen und Vegetarier, die zunächst „wegen Jakobus, dem Bruder des<br />

Hern“, den Zölibat gehalten, später aber die Ehe zur Pflicht gemacht häten.<br />

Epiphanius ist der einzige, der einige Fragmente ihres Evangeliums zitiert. Sie<br />

geben zu erkennen, <strong>das</strong>s es sich weder um <strong>das</strong> Matthäusevangelium (Irenäus)<br />

handelte, noch um <strong>das</strong> Evangelium der Nazaräer (Hieronymus), sondern um<br />

eine Art Evangelienharmonie ohne Kindheitsgeschichte. In den Zitaten<br />

kommen die Brüder <strong>Jesu</strong> zwar nicht vor, doch überliefert Epiphanius, <strong>das</strong>s die<br />

Ebionäer die (heute verschollene) Schrift ’���������� ’��������besonders<br />

schätzten, welche Jakobus zu Unrecht unterstelle, Tempelkult und Tieropfer<br />

abgelehnt zu haben (Pan. 30.16.6f).<br />

kanonische Autorität. Die widersprüchlichen Angaben des Hieronymus lassen vermuten, <strong>das</strong>s<br />

er <strong>das</strong> EvNaz entweder nicht besaß oder nicht in der Lage war, es zu lesen.<br />

30 Für eine ausführlichere Darstellung siehe die Beiträge von R. BAUCKHAM und J. VER-<br />

HEYDEN in diesem Band.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!