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Verwandte Jesu als Referenzpersonen für das Judenchristentum

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<strong>Verwandte</strong> <strong>Jesu</strong> 33<br />

Einhaltung des ganzen Mosaischen Gesetzes verpflichtet werden sollten. Die<br />

gesetzesfreie Mission unter Heiden –aber nur dort! –war somit offiziell<br />

anerkannt. Auf Vorschlag des Jakobus wurden die sogenannten Jakobusklauseln<br />

formuliert und <strong>als</strong> Anweisung der Apostel und Ältesten von den Gemeindegliedern<br />

Ju<strong>das</strong> und Silas per Brief der Antiochenischen Gemeinde und ihren<br />

Tochtergemeinden in Syrien und Kilikien überbracht (Apg 15). 2<br />

Diese Klauseln prägen ganz entscheidend <strong>das</strong> neutestamentliche Jakobusbild.<br />

Im Einzelnen handelt es sich um die Verbote Ersticktes (d.h. Fleisch aus<br />

nicht-koscherer Schlachtung) zu essen, Unzucht zu treiben (d.h. mit nahen<br />

<strong>Verwandte</strong>n eine geschlechtliche Beziehungen zu haben), Blut zu verzehren<br />

und am Götzendienst teilzunehmen. In seinen Anweisungen bezeichnet Jakobus<br />

die Klauseln <strong>als</strong> notwendig (�����������), um die Heidenchristen vor Befleckung<br />

(�������������) zu schützen. Dieser Begriff, der im NT nur an dieser<br />

Stelle auftritt, wurde wohl von Daniel LXX geprägt, wo er <strong>als</strong> Verb gleich<br />

mehrm<strong>als</strong> vorkommt und sich auf die mögliche Verunreinigung Daniels an<br />

Tafel und Becher des Königs bezieht. Es ist deshalb anzunehmen, <strong>das</strong>s die<br />

Klauseln den Heidenchristen eine gewisse kultische Reinheit vermitteln und<br />

damit wohl auch <strong>das</strong> Zusammenleben von Heiden- und Judenchristen in gemischten<br />

Gemeinden wie Antiochien ermöglichen sollte.<br />

Hinsichtlich der Tischgemeinschaft aber herrschte in der Jerusalemer Gemeinde<br />

Uneinigkeit. Dies zeigt sich beim sogenannten „Zwischenfal in Antiochien“,<br />

den Paulus in Gal 2 erwähnt und der sich zeitlich nach dem Trefen<br />

in Jerusalem ereignet haben dürfte: In den galatischen Gemeinden waren<br />

Judenchristen aufgetaucht, die auf die Beschneidung der dortigen Heidenchristen<br />

und die volle Beachtung des jüdischen Gesetzes pochten. Paulus berichtet<br />

seinen dortigen Schützlingen voller Empörung, <strong>das</strong>s auch in Antiochien<br />

Männer aus Jerusalem aufgetreten seien, die unter Berufung auf Jakobus<br />

die dort praktizierte Tischgemeinschaft <strong>als</strong> nicht statthaft unterbunden und<br />

dadurch einen großen Streit zwischen ihm, Paulus, einerseits und Petrus und<br />

Barnabas andererseits ausgelöst hätten. Dieser Streit dürfte dann dazu geführt<br />

haben, <strong>das</strong>s Paulus enttäuscht die Stadt verließ, während Petrus noch geraume<br />

Zeit blieb und selbst eine leitende Funktion ausübte. 3<br />

Paulus zufolge wurde auf die Bite der „drei Säulen“ hin auf dem Apostelkonzil<br />

vereinbart, <strong>das</strong>s er und Barnabas in ihren Gemeinden eine Kollekte <strong>für</strong><br />

die „Armen“ (nach Röm 15,26 und 1Kor 16,3 die Jerusalemer Gemeinde)<br />

erheben sollten (Gal 2,10). Während er von den Klauseln nichts gewusst zu<br />

———————<br />

2 Die Klauseln werden nur von Lukas erwähnt und <strong>als</strong> Ergebnis der Verhandlungen des<br />

Apostelkonzils dargestellt. Einiges deutet aber darauf hin, <strong>das</strong>s sie später in der Jerusalemer<br />

Gemeinde formuliert wurden. Zwar wird man annehmen müssen, <strong>das</strong>s sie Paulus irgendwann<br />

mitgeteilt wurden (vielleicht im Zusammenhang mit dem sogenannten Antiochenischen Zwischenfall),<br />

doch vermitteln seine Briefe nicht den Eindruck, <strong>das</strong>s er sie je seinen Gemeinden<br />

empfohlen hätte. Siehe auch Anm. 6.<br />

3 Siehe Origenes, In Lucam Hom. 6c und Euseb, Hist. eccl. 3.36.2.

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