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Verwandte Jesu als Referenzpersonen für das Judenchristentum

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<strong>Verwandte</strong> <strong>Jesu</strong> 39<br />

spontan wieder absetzte. Die Verurteilung des Jakobus durch einen Sadduzäer<br />

und die folgenreichen Proteste einer mächtigen Opposition verweisen nicht<br />

nur auf einen gedanklichen Austausch mit den religiösen Strömungen des damaligen<br />

Judentums und deren unterschiedliche Reaktionen, sondern suggerieren<br />

auch, <strong>das</strong>s zumindest Ananus II, möglicherweise aber auch Agrippa II,<br />

seinen weiteren Einfluss um jeden Preis unterbinden wollte. 17 Die Erwähnung<br />

des Jakobus in einem jüdischen Geschichtswerk spricht <strong>für</strong> dessen Bekanntheit<br />

und Ansehen über die Gemeindegrenzen hinaus. Josephus, der ja aus<br />

Jerusalem stammte, könnte sogar Zeuge dieser Hinrichtung gewesen sein.<br />

Eine ausführlichere Darstellung des Martyriums des Jakobus finden wir in<br />

den Hypomnêmata des Kirchenvaters Hegesipp, dem judenchristliche Lokaltraditionen<br />

zur Verfügung gestanden haben dürften. 18 Er beschreibt eindrucksvoll<br />

die fremdartige, nasiräisch anmutende Lebensweise des Herrenbruders<br />

(Verzicht auf Fleisch, Alkohol, Körperöl und Haarschneiden) und seine<br />

levitische Frömmigkeit, die sich in anhaltenden Fürbitten im Tempel <strong>für</strong> sein<br />

Volk äußerte und ihm die jüdische Ehrenbezeichnung „Zadik“ eingebracht<br />

habe. Dieses Ansehen beim Volk sei ihm zum Verhängnis geworden: Als er<br />

sich in aller Öffentlichkeit unerschrocken zu <strong>Jesu</strong>s <strong>als</strong> dem kommenden<br />

Menschensohn bekannt und dies massenhafte Bekehrungen ausgelöst habe,<br />

häten die „die Schriftgelehrten und Pharisäer“ spontan beschlosen, ihn zu<br />

töten. 19 Hegesipp bezeugt die Verankerung der Erinnerung an Jakobus in<br />

jüdischen Motiven, insbesondere dem priesterlichen, <strong>das</strong> durch den Titel „der<br />

Gerechte“, mit dem auch der legendäre Hohepriester Simeon 20 geehrt wurde,<br />

noch betont wird. Er zieht aber auch beliebte Motive aus den Märtyrertraditionen<br />

der frühen Kirche heran, um <strong>das</strong> dreifache Martyrium des Jakobus<br />

(Steinigung, Sturz, Erschlagung) darzustellen. Jakobus wird hier zum Parademärtyrer<br />

der Jerusalemer Gemeinde stilisiert, mit einem Grab in unmittelbarer<br />

Nähe des Tempels.<br />

Jakobus wird von Hegesipp <strong>als</strong> Garant der reinen Lehre hervorgehoben.<br />

Erst durch die Eifersüchteleien eines gewissen Thebutis, der gehofft hatte,<br />

sein Nachfolger zu werden, sei es in der Jerusalemer Kirche zu Unstimmigkeiten<br />

gekommen und seien die judenchristlichen Häresien<br />

———————<br />

17 Agrippa II hatte keinerlei Rechtsbefugnisse in Judäa, genoss aber <strong>das</strong> Privileg, den<br />

Hohenpriester ernennen zu dürfen. Für die Amtseinsetzung des Ananus war nach Josephus<br />

der unerwartete Tod des Prokurators Festus und die damit verbundene Vakanz in der Statthalterschaft<br />

ausschlaggebend. Ananus handelte, <strong>als</strong> er Jakobus steinigen ließ, ohne römische<br />

Erlaubnis und musste dann auch seine Absetzung hinnehmen.<br />

18 Von den Hypomnêmata (ca. 180 n.Chr.) sind lediglich einige Zitate erhalten, bis auf<br />

zwei Ausnahmen alle in der Hist. eccl. des Euseb.<br />

19 Die Gegner des Jakobus sind nicht mehr wie bei Josephus der Hohepriester und der<br />

Sanhedrin, sondern die Pharisäer und Schriftgelehrten, die in der Zeit Hegesipps die Gegner<br />

des <strong>Judenchristentum</strong>s verkörperten.<br />

20 Simeon der Gerechte kann mit Josephus, Ant. 12.43 mit dem Hohenpriester Simeon I<br />

oder mit Ben Sira 50,1-6 mit Simeon II identifiziert werden.

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