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Verwandte Jesu als Referenzpersonen für das Judenchristentum

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Die Jakobusapokalypsen<br />

<strong>Verwandte</strong> <strong>Jesu</strong> 49<br />

Die 1ApokJk (NHC V, 3) reflektiert die Funktion des Leidens des Gnostikers.<br />

Das bevorstehende Martyrium Jakobus des Gerechten gilt <strong>als</strong> dessen Weg zur<br />

Erlösung. Der erste Teil des Dialogs zwischen <strong>Jesu</strong>s und Jakobus findet –und<br />

<strong>das</strong> ist in der gnostischen Literatur unüblich –vor der Passion <strong>Jesu</strong>, der zweite<br />

nach seiner Auferstehung statt. Auch gnostische Kreise hielten <strong>als</strong>o an einer<br />

engen vorösterlichen Verbindung zwischen Jakobus und <strong>Jesu</strong>s fest. Die Verwandtschaft<br />

wird allerdings relativiert durch den Hinweis <strong>Jesu</strong>, Jakobus sei<br />

wohl sein Bruder, „aber nicht der Materie nach“ (Fol. 24.15). Die Stelung des<br />

Jakobus beschreibt <strong>Jesu</strong>s selbst mit „. (Wir sind) zwei aus dem, der ist. Ich<br />

aber, (ich) bin vor dir.“ (24.24f). Er gilt <strong>als</strong> Empfänger und Vermitler bestimmter<br />

Kenntnise, die ihn ermächtigen, „die Zwölf zu tadeln“ (42.1–24).<br />

In der 2ApokJk (NHC V, 4) steht, gnostisch bearbeitet, <strong>das</strong> Martyrium des<br />

Jakobus im Mittelpunkt. Er selbst wird <strong>als</strong> Erleuchteter und Erlöser gepriesen<br />

(Fol. 55). Die Schrift endet mit einem gnostischen Sterbegebet. Besonders<br />

interessant und wichtig <strong>für</strong> unsere Fragestellung ist, <strong>das</strong>s der Verfasser sich<br />

<strong>als</strong> Priester namens Marim vorstellt und seinerseits beansprucht, ein <strong>Verwandte</strong>r<br />

des Jakobus zu sein (Fol. 44). Die brüderliche Beziehung zwischen<br />

<strong>Jesu</strong>s und Jakobus einschließlich der Anrede „Bruder“ erklärt er umständlich<br />

<strong>als</strong> Milchbruderschaft (Fol. 50f). 46 Den Vater des Jakobus nennt er Theu<strong>das</strong><br />

(Fol. 44). Die hier herangezogenen Traditionen dürften sehr alt und zumindest<br />

teilweise von Hegesipp (s.o.) unabhängig sein. 47<br />

Jakobus in den judenchristlichen Traditionen der<br />

Pseudoklementinen<br />

Den Anspruch absoluter Autorität erheben <strong>für</strong> Jakobus die pseudoklementinischen<br />

Schriften. Zu diesen gehören die zwei Rezensionen einer gemeinsamen,<br />

verlorengegangenen Grundschrift, die sogenannten Recognitionen<br />

(Rec.) und Homilien (Hom.), die wohl Anfang/ Mitte des dritten Jahrhunderts<br />

in Zölesyrien entstanden ist. 48 Sie dürfte judenchristliche Traditionen ver-<br />

———————<br />

46 Auch die <strong>als</strong> „Protevangelium des Jakobus“ bekannte großkirchliche Schrift trägt in der<br />

ältesten Handschrift (Papyrus Bodmer V) den Titel „Ge/nesij Mari/aj, A)pokaluyij )Iakw/b“.<br />

Die Verbindung mit Jakobus dürfte sekundär, aber alt sein, da auch Origenes sie kennt,<br />

und auf der Bekanntheit des Jakobus beruhen. Auch handelt es sich nicht um eine Offenbarung,<br />

sondern um eine volkstümliche Erzählung, welche die Frömmigkeit Marias illustrieren<br />

und die Vorstellung von der Jungfrauengeburt in erbaulicher Art unterstützen soll. Jakobus,<br />

hier ein Sohn aus einer früheren Ehe des Josef, fällt dabei die Rolle des Augenzeugen zu.<br />

Siehe PRATSCHER 221–224.<br />

47 Siehe LAMBERS-PETRY 116–118.<br />

48 Sie beanspruchen, von Clemens, dem zweiten Bischof von Rom zu stammen und schildern<br />

in romanhafter Weise dessen Familiengeschichte und Werdegang. Neben den inhaltlich

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