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Verwandte Jesu als Referenzpersonen für das Judenchristentum

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<strong>Verwandte</strong> <strong>Jesu</strong> 35<br />

Festhalten wollen wir auch, <strong>das</strong>s die Bedeutung des Jakobus <strong>für</strong> die Entwicklung<br />

des frühen Christentums von Paulus und Lukas anerkannt wird.<br />

Allerdings wird er von beiden mit einem stets konservativer werdenden <strong>Judenchristentum</strong><br />

in Verbindung gebracht, <strong>das</strong> zwar <strong>Jesu</strong>s <strong>als</strong> den Messias anerkennt,<br />

aber entschlossen an Gesetz und Tempelfrömmigkeit festhält. Im Lauf<br />

der Zeit sollten diese Gruppen von den stets einflussreicher werdenden Heidenchristen<br />

wie auch von jüdischer Seite zumeist <strong>als</strong> häretisch abgelehnt und<br />

marginalisiert werden.<br />

Der Jakobusbrief<br />

Das Jakobusbild des Neuen Testaments wird entscheidend von einem Brief<br />

mitgeprägt, der den Anspruch erhebt, von Jakobus, dem Knecht Gottes und<br />

des Herrn <strong>Jesu</strong>s Christus, geschrieben worden zu sein. Dass mit diesem Jakobus<br />

der Herrenbruder gemeint ist, ist nahezu unbestritten. Der Brief richtet<br />

sich formal an die „zwölf Stämme in der Zerstreuung“. Hinter dieser gewichtigen<br />

Anrede zeichnen sich Gläubige ab, die sich innerhalb eines synagogenähnlichen<br />

Verbandes zu Christus bekennen und Anfechtungen ausgesetzt<br />

sind. 7 Der Schreiber, der sich in 3,1f <strong>als</strong> Lehrer bezeichnet, mahnt zu Geduld<br />

und Weisheit und befasst sich paradigmatisch mit der gewissenhaften Gestaltung<br />

einer persönlichen und gemeinschaftlichen christlichen Existenz zwischen<br />

Taufe und Endgericht. Die jüdische Prägung des Rundschreibens, insbesondere<br />

seine Nähe zur jüdischen Weisheitsliteratur, wird allgemein anerkannt.<br />

Er setzt an mehreren Stellen Kenntnisse der heiligen Schrift voraus<br />

(������������������). Der ������wird nachdrücklich <strong>als</strong> Richtschnur verstanden,<br />

nach welcher der Mensch, „in den der ������eingepflanzt ist“ (Jak 1,21),<br />

einmal beurteilt werden wird. Der Christ soll nicht nur hören und verstehen,<br />

sondern logosgemäß handeln, <strong>das</strong> heißt gemäß dem Namen, auf den er getauft<br />

ist, und aus dem „volkommenen Gesetz der Freiheit“ heraus (Jak 1,25 und<br />

2,12). 8 Dies bedeutet, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> überlieferte Gesetz nicht mehr auferlegt ist,<br />

sondern durch den Glauben an <strong>Jesu</strong>s Christus und seine bevorstehende<br />

Wiederkunft bewirkt wird. Wie die Beispiele zeigen, fällt der Nachdruck<br />

dabei auf <strong>das</strong> Moralgesetz. In dieser Verschiebung der Perspektiven liegt der<br />

Unterschied zu den herkömmlichen Lehren des Judentums, und dürfen die<br />

Adressaten sich gemeinsam mit Jakobus durch ihren geduldigen Widerstand<br />

———————<br />

7 Der Verfasser des Jakobusbriefes ist der einzige im NT, der die Versammlung der Gläubigen<br />

<strong>als</strong> ���������bezeichnet (2,2). Er nennt sie auch ����������, deren ������������mit<br />

den Gläubigen zusammenkommen um zu beten und rituelle Handlungen durchzuführen<br />

(5,14).<br />

8 Das Gesetz <strong>als</strong> befreiend zu verstehen, entspricht stoischer Lehre. Philo übertrug sie auf<br />

<strong>das</strong> mosaische Gesetz und lobte den ������<strong>als</strong> Befreiung vom ������(Prob. 41–50). Siehe<br />

auch mAv 6.2. Nach dem Jakobusbrief befreit nicht <strong>das</strong> Halten des Gesetzes an sich, sondern<br />

seine Verinnerlichung befreit zum rechten Handeln.

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