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CORE Nr. 04 (PDF) - Heyne Hardcore

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Stell dir vor, du bist in Las Vegas. Neonlichter, Sterne am Himmel, ein atemberaubendesWüstenpanorama. Das Problem ist nur, dass du von einem Balkonhoch oben über der Wüstenstadt hängst, gehalten von einem unberechenbarenMuskelprotz. Ja, du steckst in der Scheiße – und zwar richtig! Du hast dich mitden falschen Leuten eingelassen und Schulden gemacht. Doch zu Hause hastdu zum Glück noch eine eiserne Geldreserve. Leider stellst du dann fest, dassjemand den Safe geöffnet hat; du findest nichts mehr außer einer CD mit Blues-Songs. Aber die Songs sind eine Botschaft, die den Weg zu deinem Geld weist.Wären da nur nicht die verdammten Killer, die dir auf den Fersen sind …Unsere Neuentdeckung Eyre Price, der Meister des treffsicheren Dialogs undtiefschwarzen Humors, weiß, wovon er schreibt. Vor der Niederschrift vonRoadkill hat er sich zusammen mit seinem Sohn auf die Spuren des Bluesbegeben. Lassen wir ihn selbst zu Worte kommen.DerBluesHighwayBlues© Julie Meyers© Markus Naegele18Am besten stellt man sich den Highway 61 – denBlues Highway – als Asphaltschatten des Mississippivor. Beide entspringen in Minnesota und teilen dieUSA in der Mitte, winden sich mehr oder wenigerparallel über den Bauch der Nation bis ganz runternach New Orleans.Im letzten Frühjahr habe ich diese Straße mitmeinem achtjährigen Sohn bereist. Wir fuhrendurchs Mississippi-Delta, liefen über die Felder, aufdenen Charlie Patton und Son House unter der erbarmungslosenSonne schuften mussten, und wirsaßen auf der Veranda der Dockery Plantation, wosie vielleicht abends mit ihren Gitarren saßen unddie Architektur des Blues entwarfen. Ich stand ander Kreuzung, an der Robert Johnson angeblichseine Seele gegen übermenschliche Gitarrenkünsteeingetauscht hat. Da stand ich im Dreck, und der laueWind strich durch das Gras. Und ich hörte Stimmen.Wir liefen durch die Straßen von New Orleans, wosich einst der Blues mit dem Boogie Woogie des Jazzvermählte – mit Professor Longhair als Zeremonienmeister.Wir liefen durch Straßen, in denen seinerhythmische Melodie noch heute widerhallt. Undich hörte Stimmen.Wir machten Ausflüge: In Nashville lief ich durchdie kleine Gasse zwischen dem Ryman (der altenHeimat der Grand Ol’ Opry) und der weltberühmten»Tootsie’s Orchid Lounge«, auf Hank Williams’Spuren. In Memphis besuchten wir die Stax Studios,die Sun Studios und Graceland. In Chicago natürlichChess Records, wo Howlin’ Wolf und MuddyWaters, Etta James und Willie Dixon, Elmore Jamesund Chuck Berry Hof hielten.Wir reisten quer durch Amerika. Und überall, wowir waren … hörte ich Stimmen.Als wir schließlich wieder zu Hause waren undich mich ans Schreiben machte, waren die Stimmenimmer noch da und flüsterten mir ins Ohr.Ihr Geist findet sich auf diesen Seiten wieder. MeinName mag auf dem Umschlag stehen, aber eigentlichist es nicht allein mein Buch. Es ist das Produktzahlreicher Stimmen, die mir etwas eingeflüsterthaben. Ich hoffe, Sie haben Ihren Spaß beim Lesenvon Roadkill – und ich hoffe, dass auch Sie die Stimmenhören.Eyre Price(Aus dem Amerikanischenvon Kristof Kurz)480 Seiten, Paperback€ 12,99 [D] / € 13,40 [A] / CHF 18,90 (UVP)ISBN 978-3-453-67659-6Aus dem Amerikanischen von Jörn IngwersenFebruar 2014www.eyreprice.net19

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