Neue Medien in der Lehrerausbildung

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Neben der Medienkompetenz sollte wie schon erwähnt auch von einer medienpädagogischen Kompetenz gesprochen werden, die sich auf die Fähigkeit bezieht, Medienkompetenz unter pädagogischen Aspekten angemessen vermitteln zu können. Fast alle im medienpädagogischen Bereich Tätigen müssen nämlich nicht nur selbst in einem gewissen Umfang medienkompetent sein, sondern auch die Qualifikation haben, ihr Klientel – dies können Kinder, Jugendliche oder Erwachsene als auch spezifische Zielgruppen wie Erzieherinnen oder Lehrpersonen sein – medienkompetent zu machen. Hierbei sind Kenntnisse von Mediendidaktik, von Didaktik allgemein und im besonderen sowie auch hochschuldidaktische Kenntnisse von Nöten, um medienpädagogische Konzepte vermitteln zu können. Und natürlich sind Kenntnisse über letztere eine unabdingbare Voraussetzung, um medienpädagogische Kompetenz zu haben. Medienpädagogische Kompetenz ist im übrigen ein Aspekt, der bisher auch von Medienpädagogik stark vernachlässigt worden ist. Wir reden sehr häufig darüber, was unsere Klientel alles können müsste – also über Medienkompetenz –, aber sehr wenig darüber, wie unsere Fähigkeiten dazu aussehen, diese angemessen vermitteln zu können. In diesem Sinne stellt die medienpädagogische Kompetenz eine unabdingbare Ergänzung zur Medienkompetenz dar, denn ohne sie lassen sich die meisten Ziele nicht erreichen. Auch unter dem Aspekt der Professionalisierung medienpädagogischen Handelns wird es in der Zukunft darauf ankommen, unsere pädagogischen und didaktischen Kompetenzen in Bezug auf Medienkompetenz stärker herauszustellen. Für den Erwerb von medienpädagogischer Kompetenz halte ich die folgenden Aspekte für besonders notwendig, wobei ich mich auf die Grundlagen von Professionalisierungstheorien beziehen möchte, nach denen das Wissen und das Können zentrale Bedingungen professionalisierten Handelns sind. Sie enthält verschiedene Komponenten, die deutlich machen sollen, dass medienpädagogischer Kompetenz nicht nur den Aspekt des (medien)pädagogisch angemessenen Einsatzes von Medien bedeutet, sondern auch andere wichtige Aspekte umfasst, die sich auf die ganze Schule als auch auf die Schüler und Schülerinnen beziehen. Was lässt sich nun alles zur medienpädagogischen Kompetenz zählen? Ich beziehe mich in meinem Vorschlag auf die systematischen Überlegungen von Sigrid Blömeke (2000), modifiziere und ergänze diese aber um einige Aspekte. Danach halte ich folgende Themenbereiche für besonders wichtig: • Medienerzieherische Kompetenz Diese Kompetenz umfasst allgemeines Wissen um medienpädagogische Konzepte, allgemeines Wissen über Medien sowie ihren Stärken und Schwächen sowie um das Wechselverhältnis zwischen Mensch und Medien. • Kompetenz zur Gestaltung von Lernumgebungen Fähigkeit, Medien in pädagogische Kontexte unter Berück- 14 sichtigung ihrer Struktur und den Lernbedingungen der Teilnehmer für selbstgesteuertes Lernen einzusetzen. Dazu zählt die Fähigkeit, multimediale Lernangebote analysieren und selbst entwerfen zu können sowie die notwendige pädagogische Infrastruktur zu gestalten. Kenntnisse über lernpsychologische Bedingungen des Lernens mit neuen Medien zählen ebenfalls hierzu. • Sozialisationsbezogene Kompetenz Kenntnisse und Fähigkeiten, sozialisationsrelevante Bedingungen für den Umgang mit Medien sowie den Einfluss von Medien angemessen beurteilen und in eine medienpädagogische Diagnostik einbeziehen zu können. Hierbei geht es vor allem um Kenntnisse über die mediengeprägten Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen, über Rezeptionsprozesse, über Bedeutung und Funktion von Medien in der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen sowie um das Erkennen von handlungsleitenden Themen im Prozess der Mediennutzung. • Schulentwicklungskompetenz Fähigkeit, an der Gestaltung von Schule mit Medien im Sinne einer lernende Organisation konstruktiv zu wirken. • Medienkompetenz der Lehrenden Sie enthält all jene Dimension, die oben schon beschrieben worden sind. Für eine curriculare Umsetzung wird von mir nun noch vorgeschlagen, die genannten Dimensionen in Grundwissen, Angewandtes Wissen bzw. Können sowie Expertenwissen bzw. Vertiefung bzw. Spezifizierung zu differenzieren. Damit soll dem Rechnung getragen werden, dass nicht alle Lehrpersonen das gleiche Wissen haben müssen. Unter Wissen werden hier jene Informationen verstanden, die in einem sinnhaften Zusammen ang mit pädagogischen Kontexten gestellt werden bzw. es handelt sich um inhaltliches und methodisches Wissen. Angewandtes Wissen bzw. Können meint die Fähigkeit zur Umsetzung des erworbenen Wissens in konkrete Kontexte, wobei diese nicht real sein müssen, sondern auch simuliert sein können. Das Grundwissen soll grundlegendes Wissen vermitteln und richtet sich in erster Linie an Anfänger. Es gibt erste Einblicke in medienpädagogische Konzepte und Fragestellung und verhilft zu einem Einstieg in das (medien-) pädagogische Arbeiten mit Neuen Medien. Angewandtes Wissen/Können berücksichtigt die in Professionalisierungstheorien betonte Verbindung von Wissen und Können und repräsentiert Letzteres. Hierbei geht es darum, das erworben Grundwissen angemessen in der Praxis umsetzen zu können. Expertenwissen/Vertiefung/Spezifizierung stellt quasi eine Vertiefung des Grundwissens und eine Erweiterung des Angewandten Wissens dar und richtet sich vor allem an
Fortgeschrittene. Expertenwissen sollte auf verschiedene Aufgaben der Praxis differenziert werden, um der Komplexität der Aufgaben beim medienpädagogischen Handeln gerecht zu werden. Die Vertiefung bezieht sich auf explizite Kenntnisbereich des Theoretischen oder Methodischen. Spezifizierung zielt auf die Anwendung medienpädagogischer Konzepte (Bereich ‚medienerzieherische Kompetenz; ‚Kompetenz zur Gestaltung von Lernumgebungen’) in fachdidaktischer Perspektive. Damit soll eine Differenzierung ermöglicht werden, die zum einen die unterschiedlichen Ausbildungsmöglichkeiten berücksichtigt, zum anderen aber auch den verschiedenen Ansprüche von Lehrpersonen gerecht wird. Denn die einen Lehrpersonen wollen nur ein Grundwissen erwerben bzw. Anwendungsmöglichkeiten kennen lernen, andere dagegen ihr erworbenes Wissen auf fachdidaktische Fragestellungen beziehen können. Die Lehrerausbildung – egal in welcher Phase – hätte nun die Aufgabe, diese Komponenten zu vermitteln. Ein entsprechendes Angebot könnte im Sinne eines Portfolios aufgebaut sein, welches die verschiedenen Komponenten mit den diffe- renzierten Dimensionen kombiniert und in den drei Phasen der Lehrerbildung – Hochschule, Referendariat und Lehrerweiterbildung – als Angebot ausweitet. So könnte etwa die Hochschulen die Aufgabe bekommen, Grundwissen zu vermitteln, während in der zweiten Phase anwendungsorientiertes Wissen in den Vordergrund gestellt wird. Die Lehrerfortbildung könnte sich auf das Expertenwissen bzw. auf fachdidaktische Aspekte konzentrieren. Damit wäre also eine Lehrperson über Jahre hinweg in der Lage, sich das notwendige Wissen und Können anzueignen, um medienpädagogisch kompetent Medien im Unterricht als auch in der Schule einzusetzen sowie Medienkompetenz zu vermitteln. Für ein Curriculum in der Lehrerbildung muss natürlich die medienpädagogische Kompetenz im Vordergrund stehen, die den Lehrpersonen jenes Wissen und jene Handlungsfähigkeit vermitteln soll, die sie befähigen, Medien angemessen und pädagogisch sinnvoll in Lehr- und Lernprozesse einsetzen zu können. Die folgende Tabelle gibt eine Gesamtschau des Modells von medienpädagogischer und Medien ompetenz wieder, die mit den verschiedenen Ausprägungen versehen sind. Dimensionen von Medienkompetenz sowie medienpädagogischer Kompetenz für Lehramtsstudierende, Referendare und Lehrpersonen Dimension Grundwissen Angewandtes Expertenwissen/ Wissen/Können Vertiefung/ Spezifizierung ______________________________________________________________________________________________ Medienerzieherische Kompetenz ______________________________________________________________________________________________ Kompetenz zur Gestaltung von Lernumgebungen ______________________________________________________________________________________________ Sozialisationsbezogene Kompetenz ______________________________________________________________________________________________ Schulentwicklungskompetenz ______________________________________________________________________________________________ Medienkompetenz der Lehrenden ______________________________________________________________________________________________ - Handlungsdimension - kognitive Dimension ______________________________________________________________________________________________ - soziale Dimension ______________________________________________________________________________________________ - ethische Dimension ______________________________________________________________________________________________ - ästhetische Dimension ______________________________________________________________________________________________ - affektive Dimension Mit dieser Übersicht ist ein Grundstock dafür gelegt, was eine medienpädagogische und eine Medienkompetenz umfassen sollte. Die aufgezeigten Bereiche können eine zweifache Funktion haben: • Die Bereiche medienpädagogischer Kompetenz können deutlich machen, wo in Bereichen der Aus- und Fortbildung von Lehrpersonen noch Lücken vorhanden sind und wie diese durch die beteiligten Institutionen (Hochschulen, Studienseminare und Institutionen der Lehrerweiterbildung) kompensiert werden können. • Die Strukturdimensionen medienpädagogischer Kompetenz können zur Grundlage eines gemeinsamen Curri- culums genommen werden, welches durch die drei erwähnten Institutionen gemeinsam angeboten und auch gemeinsam zertifiziert wird. Es wird damit die Möglichkeit bieten, einen verbindlichen Themenkatalog für das Lehren und Lernen mit Neuen Medien in der Lehrerausbildung zu etablieren. Perspektiven Zielstellung des vorliegenden Entwurfs ist es, zum einen die bisherigen Angebote an medienpädagogischen Themen von Seiten der Hochschulen, der Studienseminare 15
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