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Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
Sicher kennen Sie folgende Situation: Man trifft einen Bekannten<br />
und der spricht einen unverblümt darauf an, was er gehört habe,<br />
was man selbst kürzlich gesagt haben soll. Natürlich stets mit einem<br />
unüberhörbar kritischen Unterton. Selbstredend hat man dies nie<br />
gesagt. Zumindest ist dies eine typische, erste Abwehrreaktion. Wer<br />
will schon im schlechten Licht dastehen? Doch nach einiger Zeit<br />
muss man sich eingestehen, shit, habe ich doch gesagt. Aber – bitte<br />
mit drei Ausrufezeichen – in einem ganz anderen Zusammenhang.<br />
Nun gut, der ein oder andere sagt relativ viel im Laufe eines Tages.<br />
Von abends, nach dem zweiten oder dritten Gläschen, ganz zu<br />
schweigen. Bemerkenswert ist aber, dass Gesagtes unterschiedlich<br />
gewichtet wird. Da gibt es die eher Stillen, die, wenn sie tatsächlich<br />
mal was zu sagen haben, leicht überhört werden. Sie leben ziemlich<br />
unbeschwert. Am anderen Ende der Skala findet man jene, die permanent<br />
was zu sagen und mitzuteilen haben, ob man will oder<br />
nicht. Auch deren Leben ist vergleichsweise geschmeidig. Getreu<br />
dem Motto, lass ihn oder sie mal ruhig reden, ist ja so wichtig auch<br />
nicht.<br />
Dazwischen kann es schon einmal brenzlig werden. Vor allen Dingen,<br />
wenn man nicht zu leise oder zu laut aber profund den einen<br />
oder andern Kommentar abgibt. Und richtig kritisch kann es werden,<br />
wenn Äußerungen aus dem Kontext gerissen werden. Beispiel<br />
gefällig? Neulich in netter Runde, Wochenende, die Beteiligten sind<br />
ihrer Muttersprache noch mächtig, die Stimmung ist trotzdem angenehm<br />
relaxt. Das Thema Beziehungsstress stand im Raum – aktuell<br />
durch ein einigen bekanntes Pärchen dokumentiert. Man hatte<br />
die Wahl. Ergreift man Partei oder bleibt man neutral. Einer, vor nicht<br />
all zu langer Zeit selbst davon betroffen, entschied sich auf jeden Fall<br />
neutral zu bleiben. Doch sein kapitaler Fehler war, ein klein bisschen<br />
Trost zu spenden für jene Person, die am meisten unter dem Beziehungsdrama<br />
litt. Das ist im Prinzip ja nichts Verwerfliches, zumal dieser<br />
Akt des Wohlwollens nicht öffentlich, sondern im vermeintlich<br />
vertrauten SMS-Verkehr stattfand. Er konnte jedoch nicht ahnen,<br />
dass Auszüge besagter Nachricht insofern missbraucht und weiter<br />
getragen wurden, dass plötzlich eine gänzlich andere Aussage im<br />
Raum stand. Und auf einmal hatte er den »schwarzen Peter«.<br />
//<br />
Man lasse sich dies auf der Zunge zergehen.<br />
Ein Pärchen hat Stress miteinander,<br />
ein Außenstehender versucht zu<br />
beruhigen oder zumindest dem Ernst<br />
der Lage mit ein bisschen Humor die<br />
Schärfe zu nehmen und sieht sich auf<br />
einmal mit kritischen Fragen Dritter<br />
konfrontiert. Normalerweise müsste die<br />
Devise für alle lauten: Haltet euch raus,<br />
wenn zwei sich streiten. Die Gefahr mit hinein gezogen zu werden<br />
und als der Dumme da zu stehen, ist viel zu groß.<br />
Genauso verwerflich empfinde ich es, irgendwann von Dritten geäußerte<br />
Kommentare als »schlagendes« Argument in einem privaten<br />
Rosenkrieg einzusetzen. »Der hat aber auch gesagt, du seist<br />
schwierig«, wäre noch eine harmlose Variante. Schnell wird dabei<br />
vergessen, dass es sich erstens um eine private Angelegenheit handelt<br />
und zweitens zu einer kritischen Phase einer Zweierbeziehung<br />
grundsätzlich zwei gehören. Wer meint, frei von Fehlern zu sein, soll<br />
das erste Gummibärchen werfen. Denn, auch wenn es uns die Werbung<br />
suggerieren möchte, das gemeine Gummibärchen ist nicht verantwortlich<br />
für gemeinschaftlichen Seelenfrieden – unbeteiligte Dritte<br />
schon gar nicht.<br />
Tja, bleibt die Frage zu klären, wie Mann oder Frau sich in solchen<br />
Fällen verhalten soll. Sagt man nichts, wird man schnell als teilnahmslos<br />
oder ignorant abgestempelt. Gibt man seine persönliche<br />
Meinung preis, bewegt man sich sofort auf dünnem Eis. Bleibt nur<br />
der diplomatische Weg: Mitsprechen ohne wirklich was zu sagen.<br />
Oh, wie einfach kann das Leben sein.<br />
Wir sind für Sie da:<br />
Montag bis Freitag 9.30 – 13.00 Uhr<br />
14.30 – 18.30 Uhr<br />
Samstag 9.30 – 16.00 Uhr<br />
März <strong>2012</strong><br />
Arno R. Pozar<br />
Herausgeber<br />
Der Frühling naht …<br />
In der Halle 7-11 33378 Rheda-Wiedenbrück<br />
Telefon 05242 5788400 info@lieblingsraeume.de<br />
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