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Auf dem Weg zu einer Kartographie der Literaturübersetzung ... - Petra

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02 Vorwort – Bart Vonck04 Die Aus- und Fortbildung für LiteraturübersetzerInnen – Henri Bloemen09 Urheberrecht und Status im Internet – Andy Jelčić14 Literarisches Übersetzen in Europa: Kultur, Politik, Kulturpolitik. – Ghislaine Glasson Deschaumes19 Die kulturelle Situation und Aussenwahrnehmung von Literaturüberset<strong>zu</strong>ng – Martin de Haan23 Verlagspraktiken und <strong>der</strong>en Verhältnis <strong>zu</strong>m Markt – Peter Bergsma28 Der wirtschaftliche und soziale Status von LiteraturübersetzerInnen – Holger FockAnlagen35 Die Europäische Kommission för<strong>der</strong>t literarische Vielfalt - Cecilie Cave40 Ausbildung <strong>zu</strong>m LiteraturübersetzenDie Organisatoren des PETRA-Projekts(Passa Porta, das Polnische Buchinstitut, das Literarische Colloquium Berlin,die Slowakische Gesellschaft für Literaturübersetzer und Transeuropéennes)danken ihren Partnern und Unterstützern:Fondation Gulbenkian, Robert Bosch Stiftung, S. Fischer Stiftung, Vlaams Fonds voor de Letteren,Centre Européen de Traduction Littéraire, Vlaamse Gemeenschap, Fédération Wallonie-Bruxelles,SABAM, <strong>der</strong> belgischen Loterie Nationale, Pro Helvetia, Ne<strong>der</strong>lands Letterenfonds, Wallonie-Bruxelles International, Expertisecentrum Literair Vertalen, Ne<strong>der</strong>landse Taalunie, ConseilEuropéen des Associations des Traducteurs Littéraires (CEATL), Het beschrijf, HALMA,Escuela de Traductores de Toledo, Portugiesische Botschaft in Brüsselsowie ganz beson<strong>der</strong>s herzlich <strong>der</strong> Europäischen Kommission.petra2011.eu


<strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong><strong>zu</strong> <strong>einer</strong> <strong>Kartographie</strong><strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ngin Europa


2PETRA _ <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong> <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> <strong>Kartographie</strong> <strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ng in EuropaVorwortIm September 2008 wurde im Rahmen <strong>der</strong> Tagung <strong>zu</strong>r Mehrsprachigkeit in Paris <strong>der</strong> <strong>Auf</strong>ruf „Plusd’une langue“ formuliert. Darin wird eine umfassende Betrachtung des literarischen Übersetzensgefor<strong>der</strong>t sowie ein breit angelegtes europäisches Programm <strong>zu</strong>r För<strong>der</strong>ung von Literaturüberset<strong>zu</strong>ngenund Literaturübersetzern.Einige Monate später, im April 2009, sprach sich José Manuele Barroso, Präsident <strong>der</strong> EuropäischenKommission, für die <strong>Auf</strong>wertung des literarischen Übersetzens aus. Dies tat er auf <strong>dem</strong>Symposium Literaturüberset<strong>zu</strong>ng und Kultur, das von den Kommissionen für Mehrsprachigkeitund Kultur <strong>der</strong> Europäischen Kommission in Brüssel organisiert worden war.Das Projekt PETRA (Europaïsche Plattform für Literaturüberset<strong>zu</strong>ng) nimmt diese Herausfor<strong>der</strong>ungan. Es soll die literarische Überset<strong>zu</strong>ng und die Literaturübersetzer unterstützen und eineVerän<strong>der</strong>ung <strong>zu</strong>m Besseren schaffen. PETRA wird sich dafür an europäische sowie nationalepolitische Entscheidungsträger wenden.PETRA ist eine Kooperation des Internationalen Literaturhauses Passa Porta (Brüssel), desPolnischen Buchinstituts (Krakau), des Literarischen Colloquiums Berlin, <strong>der</strong> slowakischenTranslators’ Association (Bratislava) und Transeuropéennes (Paris).PETRA versammelt die Erfahrungen von über fünfzig Organisationen aus dreißig Län<strong>der</strong>n<strong>zu</strong>sammen, von denen sich elf als Partner angemeldet haben.Die Europäische Kommission erkennt den Mehrwert von PETRA für Europa an. Die EACEA(Exekutivagentur Bildung, Audiovisuelles und Kultur) hat PETRA in ihr Kulturprogramm aufgenommen.Am 1., 2. und 3. Dezember findet in Brüssel ein europäischer Kongress statt, <strong>der</strong> sich ganz <strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ngund den Literaturübersetzern widmet und als Motor für PETRA fungieren wird.Eine Vielzahl an Organisationen, die national und international, individuell o<strong>der</strong> als Teil einesNetzwerks operieren, werden aktiv teilnehmen. Sie bündeln ihre Kräfte und erarbeiten gemeinsameinen europäischen Aktionsplan.Der Kongress ist das Startsignal für das PETRA-Projekt. Anschließend wird PETRA das „Plädoyerfür einen Wandel“ veröffentlichen, in <strong>dem</strong> nicht nur die Situation des literarischen Übersetzensin Europa dargestellt wird, son<strong>der</strong>n auch konkrete Empfehlungen formuliert werden, die <strong>zu</strong><strong>einer</strong> realen Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Situation führen sollen.Ein solcher Kongress erfor<strong>der</strong>t natürlich eine sorgfältige Vorbereitung. Das Dokument imAnschluss an diesen Text ist <strong>der</strong> Ausgangspunkt für die Diskussionen in den Arbeitsgruppenund den Plenumsit<strong>zu</strong>ngen des Kongresses. Es werden sechs Themen behandelt: (1) die wirtschaftlicheund soziale Lage (2) die Sichtbarkeit (3) die Aus- und Fortbildung von Literaturübersetzerinnenund –übersetzern (4) das Verhältnis zwischen Literaturüberset<strong>zu</strong>ng und Markt (5)das e-Book und das Urheberrecht und (6) die „cultural policies“ <strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ng.Die sechs Themen werden in sechs Arbeitsgruppen behandelt, die sich auf <strong>dem</strong> Kongress<strong>zu</strong>sammenfinden um sich über die aktuelle Situation aus<strong>zu</strong>tauschen und <strong>zu</strong> Empfehlungen füreine bessere Zukunft <strong>zu</strong> kommen. Um die Arbeit des Kongresses <strong>zu</strong> unterstützen haben die


Henri Bloemen _ Entwicklung <strong>einer</strong> europäischen Infrastruktur <strong>zu</strong>r Ausbildungvon Literaturübersetzern5Entwicklung<strong>einer</strong> europäischenInfrastruktur <strong>zu</strong>r Ausbildungvon LiteraturübersetzernZielset<strong>zu</strong>ngZiel <strong>der</strong> Arbeitsgruppe ist es Vorschläge <strong>zu</strong>r Einrichtung <strong>einer</strong> europaweiten Infrastruktur <strong>zu</strong>rAus- und Fortbildung von Literaturübersetzern und Literaturübersetzerinnen <strong>zu</strong> formulieren.Die Vorschläge sollen ausdrücklich die Rolle <strong>der</strong> EU bei <strong>der</strong> Erreichung dieser Ziele hervorheben.Die Vorschläge sollten sowohl auf <strong>einer</strong> Analyse <strong>der</strong> bestehenden Situation in den verschiedenenMitgliedsstaaten und angeschlossenen Län<strong>der</strong>n basieren als auch auf <strong>dem</strong> Entwurf <strong>einer</strong>bisher nicht vorhandenen, aber wünschenswerten europaweiten Infrastruktur <strong>zu</strong>r Aus- undFortbildung von Literaturübersetzern. Einer <strong>der</strong> Hauptdiskussionspunkte ist die Frage, wie einesolche Struktur aussehen könnte.Wichtige Fragen, die diskutiert und beantwortet werden sollten, sind:––Sollte die Aus- und Fortbildung von Literaturübersetzern ein vollaka<strong>dem</strong>ischer Grad werden?––Welche Maßnahmen sollten für Sprachkombinationen getroffen werden, die nichtBestandteil eines aka<strong>dem</strong>ischen Programms sind? Dies vor <strong>dem</strong> Hintergrund <strong>der</strong> aktuellenSituation, in <strong>der</strong> ausschließlich die „großen“ Sprachen in den aka<strong>dem</strong>ischen Programmenabgedeckt werden, während jedoch die Literaturüberset<strong>zu</strong>ng faktisch zwischen allenSprachen stattfindet.––Wie kann ein System des Austauschs, <strong>der</strong> gegenseitigen Unterstüt<strong>zu</strong>ng und transnationalerZusammenarbeit zwischen verschiedenen Län<strong>der</strong>n eingerichtet werden?––Gibt es „Good-Practice“-Beispiele für 1) universitäre Programme 2) Graduiertenprogramme3) sich ergänzende Programme 4) transnationale Zusammenarbeit und 5) Zusammenarbeitzwischen aka<strong>dem</strong>ischem und beruflichem Feld?––Wie kann lebenslanges Lernen und Wissenstransfer für Literaturübersetzer entwickelt werden?Die SituationCEATL bereitet <strong>zu</strong>r Zeit einen umfassenden Überblick <strong>der</strong> Situation im Bereich Aus- undFortbildung für Literaturübersetzer vor. Dieser Überblick wird eine detaillierte Beschreibung <strong>zu</strong> Artund Niveau <strong>der</strong> Ausbildung bieten (aka<strong>dem</strong>isch o<strong>der</strong> nicht aka<strong>dem</strong>isch, Fokus auf Literaturüberset<strong>zu</strong>ngo<strong>der</strong> nicht), <strong>zu</strong> Programminhalten, Lehrpersonal (z. B. die Beteiligung erfahrener Übersetzer),Eingangsvorausset<strong>zu</strong>ngen, Arten <strong>der</strong> Zusammenarbeit (international, interdisziplinär undmit professionellen Literaturübersetzerinnen und -übersetzern), Bewertungssystemen und „GoodPractice“-Beispielen. Der CEATL-Bericht soll die Situation beleuchten, Haupttendenzen feststellenund, am allerwichtigsten, die Mängel und Lücken aufweisen.Vorergebnisse zeigen, dass die Situationen im Bereich Aus- und Fortbildung für Literaturübersetzerunterschiedlich sind. Einige Län<strong>der</strong> haben recht vielversprechende Systeme etabliert,beispielsweise sind Anfänge <strong>einer</strong> Aus- und Weiterbildungsinfrastruktur erkennbar, in an<strong>der</strong>enLän<strong>der</strong>n gibt es dagegen wenige nennenswerte Aktivitäten.


6PETRA _ <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong> <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> <strong>Kartographie</strong> <strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ng in EuropaEine erste Synthese des CEATL-Berichts unterscheidet vier verschiedene Situationenim aka<strong>dem</strong>ischen Bereich:––Eine kleine Zahl von Län<strong>der</strong>n bietet universitäre Programme <strong>zu</strong>m literarischen Übersetzenan, die spezifisch ausgebildete Absolventen hervorbringen.––In an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n ist das Studium <strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ng Bestandteil einesallgem<strong>einer</strong>en Überset<strong>zu</strong>ngsstudiums.––In manchen Län<strong>der</strong>n ist das literarische Übersetzen Modul eines Literatur-,Sprachen- o<strong>der</strong> Linguistikstudiums.––Manche Län<strong>der</strong> bieten keine Form <strong>der</strong> Ausbildung im Bereich Literaturüberset<strong>zu</strong>ng an.Daraus ergibt sich, dass es <strong>zu</strong>r Zeit zwei Arten <strong>der</strong> Qualifikation gibt: Diplome, die das literarischeÜbersetzen explizit als Spezialisierung aufführen, und solche, die das nicht tun.In immer mehr Län<strong>der</strong>n gibt es zahlreiche Initiativen, die die Mängel in diesem kleinen aka<strong>dem</strong>ischenFeld kompensieren wollen. Die Dozenten sind meistens Aka<strong>dem</strong>iker o<strong>der</strong> Postgraduierte,die Kurse auf hohem Niveau in enger Zusammenarbeit mit professionellen Literaturübersetzernanbieten (beispielsweise CETL in Brüssel und ELV in Utrecht/Antwerpen). An<strong>der</strong>e Initiativen kommenvon Übersetzerverbänden und agieren außerhalb des universitären Umfelds (beispielsweiseLCB in Berlin, La fabrique des traducteurs in Arles und VertalersVakschool in Amsterdam).In nicht englischsprachigen Län<strong>der</strong>n ist Englisch die am häufigsten angebotene Ausgangsspracheuniversitärer Literaturüberset<strong>zu</strong>ngsprogramme. Englisch kann also als vorherrschendeSprache bezeichnet werden. Es werden aber auch Spanisch, Französisch und Deutsch angeboten.Laut CEATL-Bericht besteht ein wachsendes Interesse an Arabisch, Chinesisch, Japanischund Russisch. Wenn wir die Sprachen mit berücksichtigen, die in den ergänzenden Programmenangeboten werden, sieht die Situation etwas differenzierter aus. Dennoch muss man feststellen,dass die meisten Sprachen schlecht vertreten sind.Die Vorherrschaft des Englischen und die Konzentration auf einige wenige Hauptspracheno<strong>der</strong> aufstrebende Sprachen stellt eine reale Bedrohung für den literarischen Austausch innerhalbEuropas dar. Literarische Überset<strong>zu</strong>ng findet zwischen allen Sprachen statt. Das Qualitätsproblemim Bereich literarischer Überset<strong>zu</strong>ng ist evident, selbst für die „großen“ Sprachen. Was kann alsoüber all die Sprachen gesagt werden, die in keinem Ausbildungsprogramm vertreten sind?VorschlägeEs sind zwar weitere Informationen erfor<strong>der</strong>lich um die Entwicklung <strong>der</strong> Situation <strong>zu</strong> erfassen,einige Tendenzen sind aber bereits deutlich:– – In einigen Län<strong>der</strong>n wurden vollwertige Masterprogramme und postaka<strong>dem</strong>ischeProgramme für Literaturüberset<strong>zu</strong>ng entwickelt. In an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n werden in verwandtenStudiengängen Literaturüberset<strong>zu</strong>ngsmodule angeboten. Die meisten Universitätenbedienen nur die großen Sprachen.– – In einigen Län<strong>der</strong>n werden ergänzende Programme für Sprachen, die in denMaster- o<strong>der</strong> Graduiertenstudiengängen nicht abgedeckt werden, sowie <strong>zu</strong>m Zweck<strong>der</strong> weiteren Professionalisierung und des lebenslangen Lernens angeboten(gilt ebenfalls für die Hauptsprachen).– – Fortbildungsprogramme werden außerhalb <strong>der</strong> Universitäten organisiert, beispielsweisevon Übersetzerverbänden und Literaturfonds.


Henri Bloemen _ Entwicklung <strong>einer</strong> europäischen Infrastruktur <strong>zu</strong>r Ausbildungvon Literaturübersetzern7Daraus ergeben sich ein paar Fragen:––Wie speziell sollte ein universitäres Programm für Literaturüberset<strong>zu</strong>ng sein?––Wie soll mit den Problemen umgegangen werden, die sich aus <strong>der</strong> Beschränkungauf die Hauptsprachen ergeben?––Wie kann eine Zusammenarbeit zwischen <strong>dem</strong> aka<strong>dem</strong>ischen und <strong>dem</strong> beruflichenFeld erzielt werden?––Wie können erfahrene Berufsübersetzer in aka<strong>dem</strong>ische Programme integriert werden?Es müssen auch ein paar grundlegende Anmerkungen gemacht werden:––Es ist ganz natürlich, dass sich die aka<strong>dem</strong>ischen Curricula auf die „großen Sprachen“Europas konzentrieren (Englisch, Französisch, Deutsch, Spanisch). Keine Nation ist in <strong>der</strong>Lage eine Ausbildungsstruktur an<strong>zu</strong>bieten, die alle in <strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ng möglichenSprachkombinationen berücksichtigt. Dies würde jeden finanziellen und logistischenRahmen sprengen. Gleichzeitig ist deutlich, dass eine ausschließliche Konzentration aufdie großen Sprachen <strong>der</strong>en sowieso schon dominante Stellung (beson<strong>der</strong>s des Englischen)weiter stärken würde, während die Dynamik innerhalb <strong>der</strong> europäischen Literatur, die aufÜberset<strong>zu</strong>ngen zwischen allen Sprachen angewiesen ist, <strong>zu</strong>m Stillstand käme.––Angesichts dessen, dass es meherer Jahre dauert, um ein guter, professioneller Literaturübersetzero<strong>der</strong> eine gute, professionelle Literaturübersetzerin <strong>zu</strong> werden, dürfte einBachelor- o<strong>der</strong> Masterabschluss allein nicht ausreichen, um auf <strong>dem</strong> professionellen Marktbestehen <strong>zu</strong> können. Ergänzende Initiativen <strong>zu</strong>r Professionalisierung und <strong>zu</strong>m lebenslangenLernen sind notwendig.––Erfahrene Übersetzer sollten in den Praxisteil aka<strong>dem</strong>ischer Ausbildungen einbezogenwerden. Dies scheint selbstverständlich, es stellt sich aber die Frage <strong>der</strong> Lehrbefähigung,<strong>zu</strong><strong>dem</strong> steht <strong>dem</strong> häufig <strong>der</strong> Forschungsauftrag entgegen.<strong>Auf</strong> dieser Grundlage können folgende Vorschläge formuliert werden:– – Um eine Ausbildungsstruktur <strong>zu</strong> schaffen, die <strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong> literarischenÜberset<strong>zu</strong>ng entspricht, sollte ein Masterstudium Literaturüberset<strong>zu</strong>ng in alleneuropäischen Län<strong>der</strong>n und Partnerstaaten eingerichtet werden, wenigstens für dieHauptsprachen. In fernerer Zukunft könnten Institutionsnetzwerke geför<strong>der</strong>t werden,um den Austausch zwischen Personal, Studenten, Wissen und Fähigkeiten <strong>zu</strong> erleichtern.– – Eine strukturelle Zusammenarbeit mit <strong>dem</strong> Berufsfeld sollte angestrebt werden, beson<strong>der</strong>sdie Anwerbung erfahrener Übersetzer, die in den Masterstudiengängen lehren können.Da<strong>zu</strong> müssen die rechtlichen Fragen <strong>zu</strong>r Lehrbefähigung und <strong>zu</strong>m Forschungsauftraggelöst werden.– – Um <strong>der</strong> aktuellen Dominanz <strong>der</strong> Hauptsprachen, beson<strong>der</strong>s des Englischen,entgegen<strong>zu</strong>wirken, sollten ergänzende Aktivitäten in enger Zusammenarbeit mit<strong>dem</strong> Berufsfeld entwickelt werden.– – Es sollten Systeme <strong>zu</strong>r För<strong>der</strong>ung des Wissenstransfers und des lebenslangenLernens entwickelt werden.


8PETRA _ <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong> <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> <strong>Kartographie</strong> <strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ng in EuropaEmpfehlung: Was kann Europa tun?Die EU kann in folgenden Punkten helfen:––Ermutigung aller Mitgliedsstaaten ein Masterstudium Literaturüberset<strong>zu</strong>ng ein<strong>zu</strong>führen,mit <strong>dem</strong> Ziel <strong>einer</strong> europaweiten vergleichbaren Infrastruktur––Einen finanziellen Beitrag <strong>zu</strong>m <strong>Auf</strong>bau ergänzen<strong>der</strong> Programme leisten, die Sprachenabdecken, welche in den Masterprogrammen nicht vorkommen sowie einen Beitrag<strong>zu</strong>r weiteren Professionalisierung.––För<strong>der</strong>ung transnationaler Netzwerke <strong>zu</strong>r Ausbildung von LiteraturübersetzerInnen,vergleichbar mit <strong>dem</strong> EMT-Netzwerk––För<strong>der</strong>ung des Austauschs von Lehrpersonal, <strong>der</strong> intensiver ist, als in den aktuellenAustauschprogrammen.––Erfahrene Übersetzer in aka<strong>dem</strong>ische Programme einbinden sowie <strong>der</strong>en Arbeit <strong>einer</strong>aka<strong>dem</strong>ischen Beurteilung <strong>zu</strong>gänglich machen.––Unterstüt<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> Zusammenarbeit zwischen aka<strong>dem</strong>ischem Bereich und beruflicherPraxis (Verlage, Literaturbetrieb, För<strong>der</strong>institutionen)––Finanzielle Unterstüt<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>r Einrichtung von „Best Practice“-Strukturen in <strong>der</strong> Ausbildung,beson<strong>der</strong>s solcher Strukturen, die sich aka<strong>dem</strong>isch und außeruniversitär ergänzen.––Alle denkbaren Maßnahmen ergreifen um eine wahre Überset<strong>zu</strong>ngskultur <strong>zu</strong> för<strong>der</strong>n,die auf <strong>der</strong> Grundlage des Ideen- und Textaustauschs entsteht und nicht über dieökonomische Logik von Import und Export.Henri Bloemen _ Expertise centrum literair vertalen (elv)Aus <strong>dem</strong> englischen übersetzt von Ulrike Sawicki


Martin de Haan _ The translator’s (in)visibilityCEATL _ 12/10/20119Kongress – 2 Dezember 2011 – ArbeitsgruppeUrheberrechtund Statusim Internet


10PETRA _ <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong> <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> <strong>Kartographie</strong> <strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ng in EuropaCopyright und e-Rechteam Beispiel<strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ngZiel: Bewusstsein schaffen, Regeln än<strong>der</strong>nund Umset<strong>zu</strong>ngsmöglichkeiten findenDie Situation: drei bedeutende internationale und überset<strong>zu</strong>ngsnahe Institutionen, FIT, PEN undCEATL, erkennen die Urheberschaft von Übersetzern und ihr damit verbundenes Urheberrecht an.FIT:14. Eine Überset<strong>zu</strong>ng stellt geistiges Eigentum dar und muss daher gesetzlich entsprechendgeschützt werden.15. Der Übersetzer/die Übersetzerin hat daher das Urheberrecht an s<strong>einer</strong>/ihrer Überset<strong>zu</strong>ngund damit dieselben Rechte wie <strong>der</strong> Autor/die Autorin des Originalwerks.(Translator’s Charter, Abschnitt II, Rechte des Übersetzers)PEN:Artikel 3. Der Übersetzer muss wie ein Autor behandelt werden und als Autor muss er entsprechendeVertragsrechte erhalten, einschließlich Urheberrecht. (Declaration of the Rights andResponsibilities of Translators)CEATL:Das Urheberrecht basiert auf <strong>dem</strong> Gedanken <strong>der</strong> Originalität: jede neue Formulierung, die sichvon bestehenden Formulierungen unterscheidet, wird als das unveräußerliche geistige Eigentumihres Autors betrachtet und ist als solches automatisch geschützt. (…) Darum genießt <strong>der</strong>Übersetzer genau dieselben Rechte wie <strong>der</strong> Autor. Dies bedeutet auch, dass eine literarischeÜberset<strong>zu</strong>ng nicht einfach eine Dienstleistung ist: wenn ein Verlag einen Vertrag mit einem Übersetzerabschließt, gibt er ein Originalwerk in <strong>Auf</strong>trag, das den Stempel seines Urhebers trägt.(www.ceatl.eu/translators-rights/legal-status)Obwohl FIT für alle Übersetzer spricht (nicht nur für Literaturübersetzer), PEN eher die Autorenals die Übersetzer vertritt und CEATL im Unterschied <strong>zu</strong> den an<strong>der</strong>en keine weltweite, son<strong>der</strong>neine europäische Organisation ist, gibt es in <strong>der</strong> Formulierung <strong>der</strong> Dokumente keine grundlegendenUnterschiede. Aber wie kann bei so viel Übereinstimmung so viel schief gehen?Zunächst schweben alle diese Definitionen und Erklärungen (einschließlich <strong>der</strong> BernerKonvention und <strong>der</strong> Nairobi Recommendation von 1976) wie eine Wolke über den nationalenGesetzgebungen. Nicht viele dieser Definitionen haben es bis in die nationale Gesetzgebunggeschafft (nicht einmal in Län<strong>der</strong>n, die diese Dokumente unterzeichnet haben). Und wennsie aufgenommen wurden, dann nur in sehr ungenauen Formulierungen. Das bedeutet, dasseine Klage <strong>zu</strong> einem langen, komplizierten und dadurch teuren Verfahren führt, in <strong>dem</strong> dieKosten über <strong>dem</strong> Nutzen stehen. Staaten verfolgen Urheberrechtsverlet<strong>zu</strong>ngen sehr ungern,insbeson<strong>der</strong>e, wenn es sich um Überset<strong>zu</strong>ngsfälle handelt. Die Klägerin wird <strong>zu</strong>meist ans


Andy Jelčić _ Copyright und E-Rechte am Beispiel <strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ng11Zivilgericht verwiesen. Dadurch entsteht automatisch ein Kampf David gegen Goliath, freischaffen<strong>der</strong>Übersetzer gegen ein Unternehmen (ein Verlag, Internetprovi<strong>der</strong> usw.), in <strong>der</strong>Regel mit eigener Rechtsabteilung. Der Übersetzer muss dann die Rolle des Michael Kohlhaasaus Heinrich Kleists gleichnamiger Novelle übernehmen, <strong>der</strong> sich auf eine nahe<strong>zu</strong> fanatischeSuche nach Gerechtigkeit begibt – eine sehr undankbare Rolle.Es wäre jedoch falsch, an<strong>der</strong>en Akteuren auf <strong>dem</strong> Literaturmarkt böse Absichten <strong>zu</strong> unterstellen.Oft handelt es sich einfach um fehlendes Bewusstsein in unterschiedlichen Bereichen:––dass <strong>der</strong> Übersetzer ein Urheber ist und nicht nur ausführen<strong>der</strong> Dienstleister––wie viel Schöpferkraft in <strong>einer</strong> Überset<strong>zu</strong>ng steckt––dass die Geschäftsbeziehung <strong>zu</strong>m Übersetzer nicht mit <strong>dem</strong> Druck des Buches endet––dass die Übersetzerrechte nicht dieselben sind wie die des Autors. Das bedeutet, dassAutorenrechte abgelaufen sein können, die Übersetzerrechte dagegen nicht.––dass die Bestimmungen eines Vertrags zwischen Übersetzer und Verlag größtenteilsbereits in mehreren international anerkannten Dokumenten ausgeführt wurdenund es sich nicht um ein einmaliges, von Grund auf neu <strong>zu</strong> entwerfendesVertragsdokument handelt.In manchen Fällen kann die Situation verbessert werden – manchmal vollständig, manchmalteilweise – und zwar über verschiedene Aktionen, die das Bewusstsein schärfen. In an<strong>der</strong>enFällen reicht das nicht aus, dann fehlen klar definierte Regelungen, die die Rechte <strong>der</strong> Übersetzerspezifizieren. Eine klare Regelung ist sehr hilfreich, um Missbrauch und Gerichtsverfahren<strong>zu</strong> vermeiden, sie hat <strong>zu</strong><strong>dem</strong> einen positiven Einfluss auf Formulierungen in Verträgen. Aberwenn selbst klar definierte Gesetze leicht umgangen werden können, müssen die entsprechendenStaaten mehr Bereitschaft <strong>zu</strong> ihrer Durchset<strong>zu</strong>ng zeigen. Beson<strong>der</strong>s für den immerstärker werdenden Bereich <strong>der</strong> e-Rechte ist dies wichtig. 2009 hat CEATL eine Umfrage <strong>zu</strong>e-Rechten durchgeführt und die Ergebnisse 2010 veröffentlicht.Veröffentlichungen in elektronischen MedienDie Entwicklung elektronischer Medien hat die Verhältnisse nicht radikal verän<strong>der</strong>t, jedocheinige Schwachpunkte im System offen gelegt. Wir können die Entwicklung <strong>der</strong> Datenpirateriemit zwei unterschiedlichen Situationen vergleichen: im einen Fall sind Wertsachen in einem Safeverschlossen, <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um von Mauern, Wächtern und Kameras umgeben ist, im an<strong>der</strong>en Fallsind sie öffentlich verfügbar. In beiden Fällen ist es illegal die Wertsachen an sich <strong>zu</strong> nehmen.An öffentlichen Orten würde vermutlich ein Schild mit expliziter Warnung in mehreren Sprachenstehen. In beiden Fällen wäre ein Entwenden Diebstahl. Im ersten Fall verletzt <strong>der</strong> Diebstahl diegesamte Planung, Arbeit und Mühe, mit <strong>der</strong> die Wertsachen eingeschlossen wurden, im zweitenFall ist es <strong>der</strong> simple Akt des Mitnehmens und <strong>Weg</strong>rennens. Ist <strong>der</strong> Dieb im zweiten Fall wenigerschuldig und wird die Gesetzgebung in diesem Fall mil<strong>der</strong> sein?Und Piraterie ist nicht die einzige Folge des technischen Fortschritts ohne Kontrolle. ÜbersetzteWerke, die digitalisiert werden, sind lange <strong>zu</strong>gänglich und lieferbar, wodurch ein Rechterückrufdurch den Übersetzer obsolet wird.An diesem Punkt ist es wichtig zwischen dauerhaften Prinzipien und kurzlebigen Erscheinungen<strong>zu</strong> unterscheiden. Das wichtigste dauerhafte Prinzip lautet: ganz gleich, wie einfach<strong>der</strong> Zugang <strong>zu</strong> übersetztem literarischem Content auch sein mag, jede Phase und Form <strong>der</strong>Veröffentlichung eines Originalwerks durch einen Übersetzer bedarf, wenn es unter den Urheberschutzfällt, <strong>der</strong> Zustimmung des Übersetzers und <strong>einer</strong> angemessenen Vergütung.Die CEATL-Umfrage <strong>zu</strong> e-Rechten (www.ceatl.eu/wp-content/uploads/2010/10/CEATL_E-RIGHTS_2010EN.pdf), die die aktuelle Situation wi<strong>der</strong>spiegelt, unterscheidet zwischen Downloadsfür Rea<strong>der</strong>, Downloads für den PC (schreibgeschützt und ausdruckbar), Downloads für


12PETRA _ <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong> <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> <strong>Kartographie</strong> <strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ng in EuropaSmartphones, Downloads für Audiobooks und Print-on-Demand. Außer bei den Mobiltelefonen,bei denen die Downloadquote unter 50 % lag, wurden alle an<strong>der</strong>en Arten des Downloads <strong>zu</strong> 70 %in den einzelnen Län<strong>der</strong>n genutzt..Es ist denkbar, dass in naher Zukunft diese Unterteilung eine an<strong>der</strong>e Form annehmen o<strong>der</strong>ganz verschwinden wird. Beispielsweise, wenn sich Faltbildschirme o<strong>der</strong> erweiterbare Bildschirmedurchsetzen, könnte die Unterscheidung zwischen PCs, Tablets und Smartphones definitivabgeschafft werden. Darum sollten die For<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Übersetzer bezüglich <strong>der</strong> Rechtsprechungnicht <strong>zu</strong> technisch sein. Denn vielleicht ist ein Wort wie bald überholt.Noch vor <strong>dem</strong> PETRA-Kongress wird die CEATL-Umfrage mit <strong>zu</strong>sätzlichen Fragen wie<strong>der</strong>holt.Es ist <strong>zu</strong> erwarten, dass <strong>der</strong> Prozentsatz <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>, in denen es solche Downloads gibt, ansteigenwird. (Und wir müssen uns in Erinnerung rufen, dass solche Downloads nicht länger nationalbeschränkt sind. Stattdessen finden sie immer mehr auf Servern statt, die sich an Orten auf <strong>der</strong>Welt befinden, wo die Gesetzgebung weniger wichtig ist als die dort erhobenen Gebühren für dasWebhosting.) Es wird interessant sein <strong>zu</strong> sehen, ob <strong>der</strong> erwartete Anstieg <strong>der</strong> Verfügbarkeit sichin Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Verträge nie<strong>der</strong>schlägt. In 70 % <strong>der</strong> befragten Län<strong>der</strong> ist die Abtretung <strong>der</strong>digitalen Rechte üblich. In den meisten Län<strong>der</strong>n (74 %) gab es keine Unterscheidung zwischen denverschiedenen Formen digitaler Veröffentlichung. Das entspricht <strong>der</strong> obigen Feststellung, dasstechnische Spezifizierungen nicht in die Gesetzgebung aufgenommen werden sollten, da sie sonstgegebenenfalls ständig geän<strong>der</strong>t werden müssten. Jedoch könnte in manchen aktuell erhältlichenMedien ein allgem<strong>einer</strong> Ansatz entwe<strong>der</strong> den Übersetzer o<strong>der</strong> den Verlag benachteiligen. Es istmöglich, dass die Frage, ob e-Rechte <strong>zu</strong>r Kategorie primärer o<strong>der</strong> sekundärer Rechte gehören,von manchen Vereinigungen/Einzelnen nicht richtig verstanden wurde. Die neue Umfrage enthältdaher eine kurze Erläuterung dieser Begriffe. Dies wird die Ergebnisse vermutlich beeinflussen.Lizenzgebühren und Beteiligungen sind die Kategorien, in denen die wichtigsten <strong>zu</strong>künftigenÄn<strong>der</strong>ungen heute verortet werden. Die Erfahrung zeigt, dass selbst innerhalb eines einzigen Landes<strong>der</strong> Preis, <strong>der</strong> von den verschiedenen Verlagen für gedrucktes Material gezahlt wird von einemNullbetrag bis <strong>zu</strong>m vollen empfohlenen Betrag reicht. Interessant ist, dass in manchen Län<strong>der</strong>n dieVerlage die Standardsätze bestimmen, während sich in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n Verlage und Übersetzerauf gemeinsame Regeln und Tarife geeinigt haben.In fast <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> befragten Län<strong>der</strong> werden die Vergütungen für e-Rechte in Form vonGewinnbeteiligungen gezahlt. Das ist interessant, denn in den LWUL-Län<strong>der</strong>n (Län<strong>der</strong>, <strong>der</strong>enSprache als „less widely used“ bezeichnet wird) gibt es eine Tendenz <strong>zu</strong>r pauschalen Vergütungvon Überset<strong>zu</strong>ngen da man davon ausgeht, dass aus den Verkäufen nur sehr wenig Einkommenerzielt wird. Zukünftige Entwicklungen im Bereich <strong>der</strong> e-Rechte können aber nicht vorhergesehenwerden (und <strong>zu</strong>m Zeitpunkt <strong>der</strong> Umfrage war sogar noch weniger bekannt). Es zeigt sich,dass Übersetzer, die in <strong>der</strong> Vergangenheit pauschal vergütet wurden, keine Möglichkeit für eineweitere Vergütung <strong>der</strong> elektronischen Nut<strong>zu</strong>ng ihrer Werke erhielten. Bezüglich dieser zweitenMöglichkeit waren und sind sie für neue Vereinbarungen offen. Die Verlage sind sich jedoch überdie weitere Entwicklung des digitalen Buchmarkts unsicher und neigen eher <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> pauschalenVergütung, als sich auf neue Modelle ein<strong>zu</strong>lassen. In Län<strong>der</strong>n, <strong>der</strong>en Sprache breiter verstandenwird, geht die Tendenz deutlich dahin, die Verkaufseinnahmen <strong>zu</strong> teilen, wenn hohe Verkaufszahlen<strong>zu</strong> erwarten sind, selbst wenn <strong>der</strong> Übersetzer dafür ein niedrigeres Grundhonorar bekommt.In diesen Län<strong>der</strong>n geht man also weiter von <strong>einer</strong> Umsatzbeteiligung aus. Die neue Umfragekönnte zeigen, dass diese Zahl geringer wird, da Übersetzer in den LWUL-Län<strong>der</strong>n feststellen,dass eine pauschale Vergütung günstiger ist, wie sie es im Fall <strong>der</strong> Erstvergütung getan haben.Gleichzeitig könnten die Verlage dies unter <strong>der</strong> Vorausset<strong>zu</strong>ng akzeptieren, dass die Zahlungweit niedriger ausfällt als die Erstvergütung.Die neue <strong>zu</strong>sätzliche Sichtbarkeitsstudie des CEATL enthält auch eine Frage mit hoher Relevanzfür das Thema Urheberrecht und e-Rechte: sind die Rechte <strong>der</strong> Übersetzer explizit in denUrhebergesetzen <strong>der</strong> einzelnen Staaten aufgeführt? Wenn ja, kann man davon ausgehen, dass esUnterschiede zwischen den Län<strong>der</strong>n gibt. Die Ergebnisse werden auf <strong>der</strong> Konferenz vorgestellt.


Andy Jelčić _ Copyright und E-Rechte am Beispiel <strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ng13Während die Mehrheit <strong>der</strong> europäischen Län<strong>der</strong> dabei ist die Kriterien an<strong>zu</strong>passen und nach<strong>einer</strong> Kompromisslösung sucht, die alle Parteien <strong>zu</strong>frieden stellt, gibt es noch immer einzelneExtrembeispiele, die genannt werden müssen. Die Übersetzer in Italien äußern immer wie<strong>der</strong>,dass sie <strong>einer</strong> geschlossenen Phalanx aus Verlagen gegenüber machtlos sind und die Übersetzerin Litauen warnen vor <strong>einer</strong> Vereinbarung zwischen dortigen Verlagen, die auf <strong>einer</strong> kompletten<strong>Auf</strong>hebung aller Übersetzerrechte beruht, sobald die Erstvergütung erfolgt ist. Dies ist einsehr gefährlicher Präzedenzfall, denn er untergräbt die internationalen Copyrightvereinbarungen,wie sie in <strong>der</strong> Berner Konvention und <strong>der</strong> Nairobi Recommendation <strong>zu</strong>m Ausdruck kommen.Die Situation in <strong>der</strong> Türkei ist ebenfalls alarmierend, da dort Verlage und Übersetzer verantwortlichgemacht werden, wenn ein Werk als Verlet<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> herrschenden Moral angesehen wird,selbst wenn es an<strong>der</strong>swo als Hochliteratur gilt. Die Absurdität steigt weiter, wenn man bedenkt,dass eine große Zahl <strong>der</strong> Urheberrechtsverlet<strong>zu</strong>ngen in <strong>der</strong> Türkei auf die unautorisierte Veröffentlichungvon Überset<strong>zu</strong>ngen <strong>zu</strong>rückgeht. Einerseits wird <strong>der</strong> Übersetzer für den Inhalt einesliterarischen Werks verantwortlich gemacht, an<strong>der</strong>erseits kann er seine Überset<strong>zu</strong>ng, für die erhaftbar ist, nicht wirksam schützen.Entwurf <strong>einer</strong> WunschsituationDie gemeinsamen Anstrengungen aller überset<strong>zu</strong>ngsnahen Kräfte müssen die volle <strong>Auf</strong>merksamkeitauf die beschriebenen Probleme lenken. Im Moment sind diese Fragestellungen nurteilweise den an <strong>der</strong> Produktion und Nut<strong>zu</strong>ng literarischer Werke beteiligten Personen bewusst.Die neu geschaffene <strong>Auf</strong>merksamkeit sollte eine weitere Erkenntnis nach sich ziehen, nämlich dieErkenntnis <strong>der</strong> Notwendigkeit <strong>einer</strong> Än<strong>der</strong>ung bestehen<strong>der</strong> Gesetze und bestimmter Praktiken.Die Gesetzän<strong>der</strong>ungen sollten allgemeine europäische Standards anstreben, die trotz<strong>dem</strong> regionaleVarianten je nach „Größe“ <strong>einer</strong> Sprache und ihrer Kultur erlauben. Das gilt für das Urheberrechtganz beson<strong>der</strong>s, denn es gibt eine Kettenreaktion, die sowohl positiv als auch negativist: wenn die Rechte <strong>der</strong> Übersetzer verletzt werden, gefährdet das ihren sozialen Status und ihreöffentliche Anerkennung. Wenn die Rechte anerkannt werden, wirkt sich das auch positiv aus aufihre Bekanntheit und ihre wirtschaftliche Lage.Wie kann die EU helfen?––In<strong>dem</strong> sie alle Informationswege aus <strong>der</strong> Übersetzerwelt weit öffnet. Das würde <strong>zu</strong>künftigeBeurteilungen und Entscheidungen erleichtern, denn man bräuchte weniger Finanzenfür individuelle Umfragen und Studien. Außer<strong>dem</strong> würden die Einsichten in die bestehendeSituation fundierter und genauer.––In<strong>dem</strong> sie Druck auf die nationalen Regierungen ausübt ihre Gesetze und Regelungenan<strong>zu</strong>passen. Standards sollten in Einklang mit den Ergebnissen aus <strong>der</strong> Zusammenarbeitzwischen nationaler Gesetzgebung und <strong>der</strong> Übersetzerwelt (sowie ihrer ständigenund vorübergehenden Einrichtungen) verabschiedet werden.––In<strong>dem</strong> sie finanzielle Unterstüt<strong>zu</strong>ng auf jenen Märkten kürzt, welche fortschrittlicheTendenzen missachten und Mittel dort <strong>zu</strong>r Verfügung stellt, wo grundlegendeVerbesserungen in diesem Bereich erzielt werden.––In<strong>dem</strong> sie Projekte unterstützt, die von überset<strong>zu</strong>ngsnahen Einrichtungen und solchenOrganisationen initiiert werden, die die bestehende Situation verbessern wollen.Andy Jelčić _ CEATL (european council of literary translators’ associations)Aus <strong>dem</strong> Englischen übersetzt von Ulrike Sawicki.


14PETRA _ <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong> <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> <strong>Kartographie</strong> <strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ng in EuropaKongress – 2 Dezember 2011 – ArbeitsgruppeLiterarischesÜbersetzenin Europa:Kultur, Politik,Kulturpolitik.


Ghislaine Glasson Deschaumes _ Überset<strong>zu</strong>ng, Kultur, Politik und Kulturpolitik15Überset<strong>zu</strong>ng, Kultur, Politikund Kulturpolitik1 Dieser <strong>Auf</strong>ruf kann auf <strong>der</strong>Website <strong>der</strong> Transeuropéennes<strong>der</strong>zeit in 19 verschiedenenSprachen <strong>der</strong> EuropäischenUnion abgerufen werden:www.transeuropeennes.eu/fr/articles/325[Stand: 21. Oktober 2011]Seit einigen Jahren steht das politische Projekt des gemeinschaftlichen Zusammenlebens inEuropa vor zwei schweren Herausfor<strong>der</strong>ungen: enthemmt vorgetragenen nationalistischen,um nicht <strong>zu</strong> sagen fremdenfeindlichen Tendenzen sowie <strong>einer</strong> systemischen Wirtschafts- undFinanzkrise. Während inzwischen wie<strong>der</strong> von Grenzen innerhalb <strong>der</strong> Europäischen Union dieRede ist, gilt gegenüber den benachbarten Partnerlän<strong>der</strong>n mehr denn je die „Festung Europa“als Grundlage <strong>der</strong> europäischen Politik.Vor diesem Hintergrund ist die Kultur <strong>zu</strong>rzeit zweierlei Gefahren ausgesetzt. Einerseits wirdsie immer mehr im Sinne eines Rückbe<strong>zu</strong>gs auf nationale Kultur instrumentalisiert und an<strong>der</strong>erseitsist sie infolge <strong>einer</strong> Politik <strong>der</strong> Sparmaßnahmen mittlerweile vollständig <strong>der</strong> Logik desMarktes unterworfen. Die Buch- und Zeitschriftenbranche ist von dieser Entwicklung ebensobetroffen wie <strong>der</strong> Literaturbetrieb. Das Terrain, das es <strong>zu</strong> erforschen gilt, um ein wahrhaftespolitisches und kulturelles Projekt Europa Wirklichkeit werden <strong>zu</strong> lassen, kann jedoch nicht aufkommerzielle, finanzielle o<strong>der</strong> juristische Aspekte des kulturellen Austausches beschränkt bleiben.Insbeson<strong>der</strong>e bedeutet dies, dass die Grenzüberschreitung von Werken <strong>der</strong> Fantasie undvon Ideen, ihre sprachliche und kulturelle Anverwandlung durch die Überset<strong>zu</strong>ng von <strong>der</strong> EuropäischenUnion nicht als eine Anekdote ihrer eigenen Kulturpolitik o<strong>der</strong> als Aushängeschild ihrerPolitik <strong>der</strong> Mehrsprachigkeit abgehandelt werden können.Im <strong>Auf</strong>ruf für eine europäische Überset<strong>zu</strong>ngspolitik 1 , <strong>der</strong> am 26. September 2008 von überzwanzig europäischen Intellektuellen unterzeichnet wurde, heißt es: „eine Sprache ist nicht nurein Kommunikationsmittel o<strong>der</strong> eine Dienstleistung“, und sie „ist auch nicht nur ein kulturellesErbe, eine <strong>zu</strong> bewahrende Identität“. Jede Sprache ist eine eigene Welt, und wir müssendiese verschiedenen Welten kennen und verstehen lernen. Da<strong>zu</strong> brauchen wir die Überset<strong>zu</strong>ng.Die Anerkennung und Wertschät<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> sprachlichen Vielfalt allein genügt nicht, um für gegenseitigesVerständnis und den Dialog unter den Bürgern Europas <strong>zu</strong> sorgen, ebenso wenig wie<strong>zu</strong>m <strong>Auf</strong>bau <strong>einer</strong> Beziehung zwischen den Gesellschaften <strong>der</strong> Europäischen Union und ihrersogenannten Nachbarlän<strong>der</strong>.„Da Übersetzen das Überschreiten von Identitätsgrenzen und die Erfahrung <strong>der</strong> Unterschiedebeinhaltet, muss sie im Zentrum des öffentlichen europäischen Raumes stehen, den inseinen bürgerlichen und institutionellen Dimensionen, in seinen kulturellen, sozialen, politischenund wirtschaftlichen Komponenten <strong>zu</strong> errichten allen gemeinsam obliegt.“, heißt es im <strong>Auf</strong>ruf füreine europäische Überset<strong>zu</strong>ngspolitik weiter. Wie steht es nun mit dieser Maxime? Um dieseFrage beantworten <strong>zu</strong> können, erscheint es dringend notwendig, eine allgemeine Debatte <strong>zu</strong>rkulturellen und politischen Bedeutung <strong>der</strong> Überset<strong>zu</strong>ng und ihre Verbindung <strong>zu</strong>r Kulturpolitik <strong>zu</strong>eröffnen. Da<strong>zu</strong> sollen <strong>zu</strong>nächst einige Fakten in Erinnerung gerufen werden.


16PETRA _ <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong> <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> <strong>Kartographie</strong> <strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ng in Europa1 Siehe da<strong>zu</strong> die Veröffentlichungauf <strong>der</strong> Website <strong>der</strong> Délégationgénérale à la langue française etaux langues de France:www.dglf.culture.gouv.fr/publications/publications.htm[Stand: 21. Oktober 2011]2 Siehe unter: „Meine politischenSchwerpunkte“,http://ec.europa.eu/commission_2010-2014/vassiliou/about/priorities/index_de.htm3 Die Zahlen stammen aus <strong>einer</strong>Notiz <strong>der</strong> GeneraldirektionBildung und Kultur <strong>zu</strong>mPETRA-Projekt, die diesemArtikel beigefügt ist.4 In diesem Jahr wird <strong>der</strong> Preisam 7. Dezember verliehen.Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> diesjährigenJury ist Julian Barnes, Gewinnerdes Booker Prize 2011.Drei Jahre nach den Konferenzen <strong>zu</strong>r Mehrsprachigkeit, die im Rahmen <strong>der</strong> französischen EU-Ratspräsidentschaft im September 2008 1 in Paris stattfanden, kommt man nicht umhin fest<strong>zu</strong>stellen,dass das „europäische Überset<strong>zu</strong>ngsprogramm“, das von allen Seiten gefor<strong>der</strong>t wurde,nur ein Versprechen geblieben ist und dass die ambitionierten Arbeitsansätze, die LeonardOrban, <strong>der</strong> Kommissar für Mehrsprachigkeit, 2008 vorlegte, in <strong>der</strong> Schwerpunktset<strong>zu</strong>ng undden Programmen <strong>der</strong> Europäischen Kommission kaum berücksichtigt wurden. Wo ein starkeseuropäisches Engagement für die Mehrsprachigkeit <strong>zu</strong> erwarten gewesen wäre – geradeim Zusammenhang mit kulturellen Dynamiken und den Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> europäischenStaatsbürgerschaft –, hat in Wirklichkeit ein Rück<strong>zu</strong>g stattgefunden, <strong>der</strong> sich nicht <strong>zu</strong>letzt in<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>abschaffung des Postens eines Kommissars für Mehrsprachigkeit ausdrückte. DiesesThemenfeld unterliegt nunmehr <strong>der</strong> Kommissarin für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit undJugend, Androulla Vassilliou, die das Thema Mehrsprachigkeit allerdings vorrangig unter <strong>dem</strong>Aspekt des Sprachenlernens behandelt 2 .Wenngleich das PETRA-Projekt <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> Mehrsprachigkeit nicht nachgeht, bildet diesedoch den Hintergrund, vor <strong>dem</strong> das Projekt entstanden ist. Sie verdient also unsere <strong>Auf</strong>merksamkeit.Es ist nicht <strong>zu</strong> leugnen, dass Mehrsprachigkeit und literarische Überset<strong>zu</strong>ng innerhalbdes Kulturprogramms <strong>der</strong> Europäischen Union, dessen Anteil am Gesamtetat wie<strong>der</strong>umverschwindend gering ist, ihren Platz haben. Jedoch bilden sie nach den Informationen <strong>der</strong>Generaldirektion Bildung und Kultur <strong>der</strong> Europäischen Kommission im Vergleich <strong>zu</strong>m jährlichenGesamtbudget des Kulturprogramms einen sehr kleinen Teilbereich, mit einem Anteil von unter10 %. Die Überset<strong>zu</strong>ngsför<strong>der</strong>ung bzw., um genau <strong>zu</strong> sein, die För<strong>der</strong>ung literarischer Übersetzerist verglichen mit <strong>dem</strong> finanziellen Bedarf all<strong>zu</strong> gering und steht in keinem Verhältnis <strong>zu</strong><strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Projekte, die <strong>der</strong> sprachlichen Vielfalt in <strong>der</strong> Literatur durch Festivals, Veranstaltungen,die Bildung von Netzwerken u. a. Ausdruck verleihen. Es muss aber dringend daraufhingewiesen werden, dass die Bedeutung <strong>der</strong> literarischen Überset<strong>zu</strong>ng nicht allein in <strong>der</strong> Wertschät<strong>zu</strong>ng<strong>der</strong> Mehrsprachigkeit durch die Überset<strong>zu</strong>ng liegt. Die literarische Überset<strong>zu</strong>ng ist<strong>der</strong> Dreh- und Angelpunkt eines wahrhaft interkulturellen Europas, insofern sie die Sprachen alsKulturen, als eigene Welten betrachtet. Das Programm <strong>zu</strong>r Überset<strong>zu</strong>ngsför<strong>der</strong>ung, das über eindurchschnittliches Jahresbudget von € 3 Mio. verfügt 3 , beschränkt sich jedoch ausschließlichauf „fiktionale“ Werke (<strong>zu</strong> denen auch die Lyrik gezählt wird). Es übergeht damit eine zentrale<strong>Auf</strong>gabe <strong>der</strong> literarischen Überset<strong>zu</strong>ng in unseren mo<strong>der</strong>nen Gesellschaften: die Überset<strong>zu</strong>ngvon Ideen, Debatten und Wissen, die Öffnung eines öffentlichen europäischen Raums, in <strong>dem</strong>nicht eine einzige Sprache mit ihren Kategorien, ihren Begriffen, ihrer Art <strong>der</strong> Weltdarstellungdominiert. Darüber hinaus spornt das Programm <strong>zu</strong>r Überset<strong>zu</strong>ngsför<strong>der</strong>ung die Verlage da<strong>zu</strong>an, die Preisträger des Europäischen Literaturpreises <strong>zu</strong> übersetzen, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> EuropäischenKommission unterstützt wird. Hier stellen sich zwei Fragen: Aus welchem Grund sollten Preisträgerbevor<strong>zu</strong>gt behandelt werden? Lässt sich das literarische Leben und Wirken auf Etikettereduzieren? Und aus welchem Grund werden die mit einem Preis <strong>der</strong> Europäischen Kommissionausgezeichneten Autoren bevor<strong>zu</strong>gt behandelt gegenüber an<strong>der</strong>en preisgekrönten Autoren, beispielsweiseden Gewinnern des Preises des Europäischen Buches 4 , des zweiten EuropäischenLiteraturpreises, <strong>der</strong> vom Literaturverband „Association Capitale Européenne des Littératures“(ACEL) verliehen wird, o<strong>der</strong> irgendeines an<strong>der</strong>en nationalen, regionalen, von Stiftungen o<strong>der</strong>literarischen Gesellschaften vergebenen Preises? Diese Praxis gilt es ebenso <strong>zu</strong> hinterfragenwie die generelle Tendenz, Projekte <strong>zu</strong>r Überset<strong>zu</strong>ngsför<strong>der</strong>ung an Listen überset<strong>zu</strong>ngswürdigerAutoren <strong>zu</strong> orientieren, die auf ein weitverbreitetes Faible für Ranglisten setzt, die wie<strong>der</strong>umMarktgesetzen unterworfen sind – à la „Top Ten“ o<strong>der</strong> „Top 50“ <strong>der</strong> meistübersetzten Autoren.Bevor wir <strong>zu</strong>m Ende und Ausblick unserer kurzen Übersicht kommen, wollen wir nochauf das Programm für „Lebenslanges Lernen“ <strong>der</strong> Generaldirektion Bildung und Kultur <strong>zu</strong>sprechen kommen, das im Zeitraum von 2007-2013 ein Gesamtbudget von ca. € 7 Mrd.umfasste. Ein einziges von einem Dutzend Projekten, die in den vergangenen fünf Jahren mit


Ghislaine Glasson Deschaumes _ Überset<strong>zu</strong>ng, Kultur, Politik und Kulturpolitik171 Wir danken <strong>der</strong> GeneraldirektionBildung und Kultur, die dieseZahlen freundlicherweise für denPETRA-Kongress <strong>zu</strong>r Verfügunggestellt hat.2 Siehe unterhttp://ec.europa.eu/languages/documents/literary-summary_en.pdf3 http://ec.europa.eu/culture/archive/culture2000/historique/ariane_fr.html[Die Website ist auf Französischund Englisch verfügbar,Stand: 21. Oktober 2011]4 Der Bericht ist ein<strong>zu</strong>sehen unterhttp://ec.europa.eu/languages/news/20110707-civil-societyreport_en.htm[Stand: 21. Oktober 2011]2 Siehe unter http://ec.europa.eu/culture/documents/activity_report2010.pdf (S. 29).einem Gesamtvolumen von € 3 Mio. geför<strong>der</strong>t wurden 1 , beschäftigte sich ausdrücklich undausschließlich mit <strong>der</strong> Ausbildung von Übersetzern, die aber noch immer in vielen Län<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Europäischen Union ein großes Problem darstellt.Innerhalb des gesamten Kulturprogramms <strong>der</strong> Europäischen Kommission, dessen Gesamtbudgetbei ca. € 50 Mio. im Jahr liegt, stellen Projekte <strong>zu</strong>r För<strong>der</strong>ung literarischer Überset<strong>zu</strong>ngensomit nur einen geringen Prozentsatz dar und sind darüber hinaus auf den Bereich Belletristikbeschränkt. Dabei darf man natürlich nicht vergessen <strong>zu</strong> erwähnen, dass sich die EuropäischeKommission auch im Bereich <strong>der</strong> Mehrsprachigkeit engagiert und über weitere Programme in<strong>der</strong> Zukunft nachdenkt. Sie hat verschiedene Studien in <strong>Auf</strong>trag gegeben, beispielsweise eineStudie <strong>zu</strong> einem Europäischen Überset<strong>zu</strong>ngspreis 2 o<strong>der</strong> <strong>zu</strong> einem Programm <strong>zu</strong>r För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong>Mobilität von Übersetzern. Jedoch stellt sich die Frage, inwiefern die Erfahrungen, die die EU inden vorangegangenen Jahren in diesem Bereich gemacht hat, in die Entwicklung neuer Projekteeinfließt. Wie wird beispielsweise eine Erfahrung wie <strong>der</strong> „Prix Aristeion“ 3 gesehen? Werden dieErfahrungen aus den bisherigen Programmen <strong>zu</strong>r Überset<strong>zu</strong>ngsför<strong>der</strong>ung <strong>zu</strong> Rate gezogen?Und wenn ja, inwiefern? Werden neue Initiativen, insbeson<strong>der</strong>e an den „Grenzen“ Europas, miteinbezogen? Welche Vorstellung, welcher Begriff vom Buch, vom Lesen, von <strong>der</strong> Überset<strong>zu</strong>ngsoll im Vor<strong>der</strong>grund stehen? Ist eine solche Entscheidung kohärent? Zu all diesen Fragen gilt es,eine allgemeine Debatte <strong>zu</strong> entfachen, um eine konstruktive Auseinan<strong>der</strong>set<strong>zu</strong>ng mit den öffentlicheneuropäischen Organen führen und einen wirklich nutzbringenden Beitrag <strong>zu</strong>r Entwicklungeines europäischen Programms <strong>zu</strong>r Überset<strong>zu</strong>ngsför<strong>der</strong>ung leisten <strong>zu</strong> können.Denn es besteht öffentlicher Gesprächsbedarf. So ist es äußerst bedauerlich, dass sich auf<strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Zivilgesellschaft die Plattform „Culture Action Europe“, die zahlreiche Akteure aus<strong>dem</strong> Kulturbereich versammelt und gegenüber den Institutionen <strong>der</strong> EU Lobbyarbeit betreibt,dieser Frage nicht annimmt.Dahingegen hat die Plattform <strong>der</strong> Zivilgesellschaft <strong>zu</strong>r För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Mehrsprachigkeit, die2009 von <strong>der</strong> Europäischen Kommission eingerichtet wurde 4 , um über Möglichkeiten nach<strong>zu</strong>denken,die richtungsgebenden Vorschläge des Kommissars Orban von 2008 um<strong>zu</strong>setzen, unddie <strong>zu</strong>m Teil aus Regierungsorganisationen besteht, kürzlich einen sehr lesenswerten und diskutablenBericht vorgelegt. Das große Verdienst dieses Dokuments liegt darin, nach <strong>dem</strong> Maalouf-Bericht und den Konferenzen <strong>zu</strong>r Mehrsprachigkeit von 2008 die Bedeutung <strong>der</strong> Mehrsprachigkeitfür die Europäische Union endlich wie<strong>der</strong> in den Fokus <strong>zu</strong> rücken. Es enthält reichhaltigeInformationen und Vorschläge <strong>zu</strong> verschiedenen Schlüsselgebieten. Aber es setzt den Akzenthauptsächlich auf die Wertschät<strong>zu</strong>ng kl<strong>einer</strong>er und unbekannterer Sprachen und zeitigt eineambivalente Haltung, was die Vorrangstellung des Englischen betrifft (wenngleich <strong>zu</strong>mindeststreitbare Debatten <strong>zu</strong> diesem Thema während <strong>der</strong> Erstellung des Berichts angedeutet werden).So heißt es insbeson<strong>der</strong>e: „Concrete measures on national and EU level should be taken topromote literary translations of less widely-used languages (LWULs) into English and into otherLWULs.“ (S. 58). Man darf sich <strong>zu</strong> Recht fragen, ob das Ziel dieser Vorherrschaft des Englischenallein darin besteht, das wohlbekannte Missverhältnis zwischen Überset<strong>zu</strong>ngen aus <strong>dem</strong> Englischenin die an<strong>der</strong>en Sprachen <strong>der</strong> EU und Überset<strong>zu</strong>ngen aus diesen Sprachen ins Englischewie<strong>der</strong>her<strong>zu</strong>stellen, o<strong>der</strong> ob es nicht auch darum gehen soll, dass das Englische als eine Artzwischengeschalteter Vermittlersprache <strong>zu</strong>r Überset<strong>zu</strong>ng dienen könnte, wie im Tätigkeitsberichtdes Kulturprogramms von 2010 <strong>zu</strong> lesen ist 5 : „From the perspective of promoting culturaldiversity, it would be interesting in the future to obtain more translations into English, as it oftenserves as a pivot language for further translations.“Sehr begrüßenswert ist, dass <strong>der</strong> Bericht <strong>der</strong> Plattform <strong>zu</strong>r Mehrsprachigkeit <strong>der</strong> Überset<strong>zu</strong>ngsterminologieund neuen Überset<strong>zu</strong>ngstechnologien einen großen Platz einräumt. Jedochmuss gerade im Hinblick auf die literarische Überset<strong>zu</strong>ng noch einmal auf die Wichtigkeit hingewiesenwerden, eine Verbindung zwischen <strong>dem</strong> Erlernen von Fremdsprachen, <strong>der</strong> Überset<strong>zu</strong>ngund <strong>der</strong> Kultur, die durch die jeweilige Sprache transportiert wird, her<strong>zu</strong>stellen – ansonsten laufenwir Gefahr, schlechte Sprecher und schlechte Übersetzer aus<strong>zu</strong>bilden.


18PETRA _ <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong> <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> <strong>Kartographie</strong> <strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ng in EuropaZu guter Letzt sei angemerkt, dass die kulturelle und politische Wirkkraft des Übersetzens vielmehr betont werden muss. Aber das ist leichter gesagt als getan. So ist in Fachkreisen sehr oftvom Begriff <strong>der</strong> „Intraduktion“ und <strong>der</strong> „Extraduktion“ die Rede, so als wäre die Überset<strong>zu</strong>ng nurein Reguliermechanismus zwischen Innen und Außen, zwischen Behältnis und Inhalt. Die Überset<strong>zu</strong>ngist aber wesentlich mehr und etwas wesentlich an<strong>der</strong>es als nur ein simples Werkzeug<strong>zu</strong>r „Steuerung von Strömen“. Sie ist ein komplexer Prozess, in den verschiedene Akteure eingebundensind, vom Übersetzer und Verleger über die Buchhandlungen und Bibliotheken – undnicht <strong>zu</strong>letzt die Medien – bis hin <strong>zu</strong>m Leser.Wäre denn auf europäischer Ebene ein Programm undenkbar, das auf strukturierte Weise<strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung literarischer Überset<strong>zu</strong>ngen dient und dabei die Son<strong>der</strong>stellung des Buches alsKulturgut sowie die Son<strong>der</strong>stellung des übersetzten Buches innerhalb des Kulturgutes Buch imBlick hat? Ein Programm, das sich seinen eigenen Traditionen <strong>zu</strong>wendet, das eine Vielzahl anStimmen und Initiativen <strong>zu</strong> hören vermag und das sich die Frage nach Angebot und Nachfragenoch einmal neu <strong>zu</strong> stellen erlaubt? Ein Programm, das in allen Phasen <strong>der</strong> Entstehung <strong>einer</strong>literarischen Überset<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>m gemeinschaftlichen, koordinierten Handeln anregt und das auchDebatten über Ideen und Werte integriert?Die folgenden Fragen sollen einige Anreize <strong>zu</strong>r Vertiefung dieser Diskussion liefern.Politik des Angebots o<strong>der</strong> Politik <strong>der</strong> Nachfrage?Im Bereich <strong>der</strong> Überset<strong>zu</strong>ng können wir uns nicht auf eine reine Politik <strong>der</strong> Nachfrage beschränken.Wie die erfolgreichen Programme <strong>zu</strong>r Überset<strong>zu</strong>ngsför<strong>der</strong>ung zeigen, hat ein größeresAngebot langfristig eine größere Nachfrage <strong>zu</strong>r Folge. Wie ließe sich auf europäischer Ebeneeine vielfältigere und ambitioniertere Politik des Angebots etablieren, die im Leser wie<strong>der</strong>umLust auf noch mehr Überset<strong>zu</strong>ngen weckt?Welchen Status soll das übersetzte Buch bekommen?Studien <strong>zu</strong>r Überset<strong>zu</strong>ng befassen sich <strong>zu</strong>meist – und <strong>zu</strong> Recht – mit <strong>der</strong> Unsichtbarkeit desÜbersetzers. Doch wie die Bestandsaufnahme <strong>zu</strong>r Überset<strong>zu</strong>ng im Mittelmeerraum zeigt, dieTranseuropéennes und die Anna-Lindh-Stiftung vor Kurzem gemeinsam mit einem DutzendPartnern <strong>der</strong> euro-mediterranen Region durchgeführt haben 1 , gibt es keine Wertschät<strong>zu</strong>ng desübersetzten Buches an sich. Das übersetzte Buch wird, von wenigen Bestsellern abgesehen, beis<strong>einer</strong> Veröffentlichung <strong>zu</strong>meist nicht als Überset<strong>zu</strong>ng wahrgenommen und ohne Hinweis auf dieOriginalsprache, den Vorgang des Übersetzens und das vom Übersetzer vorgelegte Ergebnisbesprochen. Dies ist nicht lediglich ein theoretisches Problem <strong>der</strong> Herangehensweise <strong>der</strong> Literaturkritik,son<strong>der</strong>n auch eine Frage <strong>der</strong> Kompetenz <strong>der</strong> Literaturkritiker und, weiter gefasst, eineSache des Desinteresses <strong>der</strong> Medien für die spezifische Existenz eines übersetzten Werkes.Welche Verbindungen <strong>zu</strong> bestehenden Initiativen können geknüpft werden?Es existieren bereits Netzwerke von Literaturübersetzerverbänden (CEATL) und Übersetzerkollegs(RECIT), ebenso wie Organisationen <strong>zu</strong>r För<strong>der</strong>ung kl<strong>einer</strong>er o<strong>der</strong> unbekannterer europäischerSprachen (Traduki, Literature Across Frontiers) o<strong>der</strong> <strong>zu</strong>r För<strong>der</strong>ung des Sprachaustauschs mit Partnerlän<strong>der</strong>n<strong>der</strong> EU (Escuela de Traductores de Toledo, Next-Page-Stiftung, Transeuropéennes).Derzeit wird im Rahmen <strong>der</strong> Plattform <strong>der</strong> Zivilgesellschaft <strong>zu</strong>r För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Mehrsprachigkeitein „Sprachenobservatorium“ eingerichtet. Ein Observatorium <strong>zu</strong>m Beruf des Übersetzersist bereits eingerichtet, ebenso ein euro-mediterranes Observatorium <strong>der</strong> Überset<strong>zu</strong>ng. Wielässt sich unter Zuhilfenahme <strong>der</strong> bereits bestehenden Initiativen ein europäisches Programm<strong>zu</strong>r För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> literarischen Überset<strong>zu</strong>ng entwickeln?1 http ://www.transeuropeennes.eu/fr/62[Stand: 21. Oktober 2011]Ghislaine Glasson Deschaumes _ transeuropeennesAus <strong>dem</strong> Französischen übersetzt von frank sievers


Martin de Haan _ The translator’s (in)visibilityCEATL _ 12/10/201119Kongress – 2 Dezember 2011 – ArbeitsgruppeDie kulturelleSituation undAussenwahrnehmungvon Literaturüberset<strong>zu</strong>ng


Martin de Haan _ Die (Un-) Sichtbarkeit des Übersetzers21Noch aufschlussreicher sind Kontexte, in denen das Buch und sein Originalautor besprocheno<strong>der</strong> genannt werden, ohne dass ein Zitat daraus erfolgt. In diesen Zusammenhängen ist dieNennung des Übersetzers im Allgemeinen keine rechtliche Verpflichtung (obwohl in manchenLän<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Titel rechtlich als Teil des Werks betrachtet wird, sodass allein die Nennung desTitels bereits ein Zitat ist), und so ist es tatsächlich gang und gäbe, den Namen nicht <strong>zu</strong> nennen– auch, wenn <strong>der</strong> Kritiker eindeutig die Überset<strong>zu</strong>ng gelesen hat, nicht das Original. Dieseallgemeine Haltung resultiert natürlich aus <strong>der</strong> irrigen Annahme, dass Überset<strong>zu</strong>ngen mit <strong>dem</strong>Ausgangstext identisch sein sollten (und könnten) – während paradoxerweise in vielen europäischenSprachen die subjektive, einmalige Wie<strong>der</strong>gabe eines Musikstücks mit Worten aus <strong>dem</strong>semantischen Feld <strong>der</strong> Überset<strong>zu</strong>ng beschrieben werden, wie Interpretation o<strong>der</strong> Ausdruck.Im gedruckten Buch wird <strong>der</strong> Name des Übersetzers in <strong>der</strong> Regel genannt: manchmal nur imImpressum (3 von 24 Antworten), meistens aber in <strong>der</strong> Titelei (22 von 24). Aber nur in drei Län<strong>der</strong>nsteht <strong>der</strong> Name regelmäßig vorne auf <strong>dem</strong> Einband, in nur vier Län<strong>der</strong>n hinten. Neben <strong>der</strong>fehlenden Nennung in Kritiken und Besprechungen von übersetzten Büchern zeigt dies deutlich,dass die Urheberschaft <strong>der</strong> Literaturübersetzer noch immer nicht ernst genommen wird – imGegensatz <strong>zu</strong> vergleichbaren Situationen doppelter Autorenschaft, wie bei Musik- o<strong>der</strong> Theateraufführungen(wo außer Zweifel steht, dass <strong>der</strong> Ausführende <strong>der</strong> „zweite Autor“ des Werks ist).Es gibt allerdings Anzeichen für ein Umdenken, denn in fünf von vierundzwanzig Län<strong>der</strong>n findetman den Übersetzernamen immer häufiger auf <strong>dem</strong> Buchumschlag.Kulturelle SichtbarkeitDie Übersetzernennung ist nur die Spitze des Eisbergs und vielleicht ein erstes Anzeichen für dieGesundung des Systems. Dieses Zeichen kann aber auch in die Irre führen: in manchen arabischenLän<strong>der</strong>n erscheint <strong>der</strong> Name des Übersetzers beispielsweise immer vorne auf <strong>dem</strong> Buch,während die Übersetzerhonorare so niedrig sind, dass kein Übersetzer von s<strong>einer</strong> Arbeit lebenund dennoch gute Qualität liefern kann. Allgemein lässt sich aber vermuten, dass <strong>der</strong> Übersetzernameauf <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seite des Buchs <strong>dem</strong> Leser vergegenwärtigt, dass das Buch durch Geistund Körper eines zweiten Autors gegangen ist und ihn vielleicht da<strong>zu</strong> anregt sich eine Meinung<strong>zu</strong>r Arbeit dieses zweiten Autors <strong>zu</strong> bilden (auch wenn ihm vermutlich nicht klar ist, wie er denTänzer vom Tanz unterscheiden soll). So könnte in Zukunft <strong>der</strong> Übersetzer ein ausschlaggeben<strong>der</strong>Faktor für die Wahl eines Buches werden – und dafür, wie es gelesen wird.Hier fängt die kulturelle Sichtbarkeit des Übersetzers an. Die Sichtbarkeitsumfrage desCEATL bestätigt, dass die Anwesenheit von Übersetzern bei Pressekonferenzen, Buchpräsentationen,Lesungen, Diskussionen und Gesprächsrunden in den meisten europäischen Län<strong>der</strong>nnicht üblich ist. Dass häufig ein Schauspieler gebeten wird in <strong>einer</strong> öffentlichen Lesung die Überset<strong>zu</strong>ngvor<strong>zu</strong>tragen, während <strong>der</strong> Autor das Original liest, sagt schon alles. Literaturübersetzertauchen kaum im Fernsehen auf um über ihre Arbeit <strong>zu</strong> sprechen und werden von Tageszeitungennur dann interviewt, wenn sie einen wichtigen Preis gewonnen o<strong>der</strong> den ganzen Shakespeareo<strong>der</strong> Proust übersetzt haben. Kurz gesagt, sie sind kulturell noch nicht sichtbar.Warum sollten sie es sein? Nicht nur, weil die Qualität <strong>der</strong> Überset<strong>zu</strong>ng und die geistige undphysische Gesundheit <strong>der</strong> Übersetzer davon erheblich profitieren würden, son<strong>der</strong>n auch, unddas ist noch wichtiger, weil die Unsichtbarkeit <strong>der</strong> Überset<strong>zu</strong>ngen und Übersetzer Teil <strong>einer</strong> großenkulturellen Lüge ist, eines Märchens, das die menschlichen Gesellschaften seit <strong>dem</strong> Turmbau<strong>zu</strong> Babel täuscht. Es ist die Lüge <strong>der</strong> Brücken- und Fährenmetaphern, die <strong>zu</strong>r Charakterisierungdes Übersetzens immer bemüht werden: <strong>der</strong> Übersetzer als Brückenbauer o<strong>der</strong> Fährmann(Über-Setzer), <strong>der</strong> einen immer gleichen Text den Fluss zwischen zwei Kulturen und Sprachenüberqueren lässt. Das ist natürlich beruhigend, denn es würde bedeuten, dass Babel nur oberflächlichenSchaden angerichtet hat, <strong>der</strong> ganz einfach durch die Überset<strong>zu</strong>ng behoben werdenkann. Es bleibt aber eine Lüge. Übersetzer transportieren die Texte nicht von <strong>einer</strong> Sprache ineine an<strong>der</strong>e, sie lesen Texte und versuchen mit den Mitteln ihrer eigenen, subjektiven Sprache


Martin de Haan _ The translator’s (in)visibilityCEATL _ 12/10/201123Kongress – 2 Dezember 2011 – ArbeitsgruppeVerlagspraktikenund <strong>der</strong>en Verhältnis<strong>zu</strong>m Markt


24PETRA _ <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong> <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> <strong>Kartographie</strong> <strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ng in EuropaÜberset<strong>zu</strong>ng und Markt(betrachtet aus <strong>der</strong>öffentlichen Perspektive)Wer feststellt, dass literarische Überset<strong>zu</strong>ngen innerhalb und außerhalb Europas ein unentbehrlichesInstrument <strong>der</strong> Kulturvermittlung sind, rennt die offene Tür <strong>zu</strong> diesem Konferenzsaal mitWucht ein. Aber gerade in Zeiten, in denen das Messer vielerorts in Europa gnadenlos bei denKünsten angesetzt wird und vage Emotionen über politisch-kulturelle Argumente siegen, in Zeiten,in denen die öffentliche Debatte verarmt und unangemessen verallgem<strong>einer</strong>t wird, in denendie Kenntnisse und das Interesse am Rest <strong>der</strong> Welt <strong>zu</strong>rückgehen und Handelsinteressen schamlosüber interkulturelle Rücksicht gestellt werden, gerade in solchen Zeiten nimmt die Bedeutungvon ÜbersetzerInnen und KulturvermittlerInnen <strong>zu</strong>. Sie sind es, die es den Kulturen ermöglichen,sprachliche und kulturelle Grenzen <strong>zu</strong> überwinden und ein Gegengewicht <strong>zu</strong> einem Klima <strong>zu</strong> bilden,das gute Argumente und jegliche Kreativität im Keim erstickt. Da<strong>zu</strong> kommt, dass kulturellerAustausch auch wirtschaftlich profitabel sein kann und als Motor <strong>der</strong> europäischen Integrationdient, die ja ebenfalls immer weiter <strong>zu</strong> bröckeln scheint.Die ersten Akteure auf <strong>dem</strong> Feld <strong>der</strong> literarischen Vermittlung sind natürlich die Verleger:sie bestimmen an erster Stelle, welche Literatur in Überset<strong>zu</strong>ng auf den Markt kommt undsie wählen die Übersetzer aus. Bei ihren Entscheidungen lassen sie sich idealerweise vomGegenseitigkeitsprinzip leiten, <strong>der</strong> für den interkulturellen literarischen Dialog grundlegendist: wer möchte, dass seine eigenen Bücher von Kollegen im Ausland herausgegeben werden,muss auch bereit sein, Bücher dieser Kollegen in Überset<strong>zu</strong>ng heraus<strong>zu</strong>geben. Aberobwohl je<strong>der</strong> Verlag, <strong>der</strong> etwas auf sich hält, die Bedeutung kultureller Vermittlung unterschreibenund sich dafür möglichst stark einsetzen wird, muss natürlich auch Gewinn erzieltwerden. Und Gewinn macht man nun mal eher mit <strong>der</strong> Überset<strong>zu</strong>ng von internationalenBestsellern als mit literarischen Perlen, die nur ein kleines, ausgewähltes Publikum erfreuen.Daher lässt sich international eine <strong>zu</strong>nehmende Bestsellerkultur feststellen. Es werden möglichstviele international gut laufende Überset<strong>zu</strong>ngen veröffentlicht – häufig aus <strong>dem</strong> Englischen– die <strong>zu</strong><strong>dem</strong> möglichst schnell in den Buchläden liegen müssen um optimal von <strong>der</strong>Werbung profitieren <strong>zu</strong> können.Obwohl es in <strong>der</strong> Verlagswelt immer gute Gewohnheit war, die erwähnten literarischen Perlenfür ein kleines Publikum über den Ertrag aus Bestsellern <strong>zu</strong> finanzieren – womit übrigens nichtgesagt sein soll, dass Bestseller nicht auch <strong>zu</strong> den literarischen Perlen gehören können – lässtsich international ein Rückgang <strong>der</strong> Zahl publizierter Titel mit einem hohen literarischen Gehaltfeststellen. Natürlich herrscht in vielen Län<strong>der</strong>n schon seit Langem eine Überproduktion undgrundsätzlich ist es nicht so schlimm, dass die aktuelle ökonomische Krise in diesem Punkt Einhaltgebietet, aber es ist schade, dass gerade hochwertige Literatur, beson<strong>der</strong>s, wenn sie nichtenglischsprachig ist, dabei auf <strong>der</strong> Strecke bleibt. Das hat Folgen für die Vielfalt des literarischenAngebots – und damit auch für den interkulturellen Dialog.Zu<strong>dem</strong> hat die <strong>zu</strong>nehmende Bestsellerkultur einschneidende Folgen für Literaturübersetzer:<strong>einer</strong>seits sind sie gezwungen ihre Überset<strong>zu</strong>ngen in immer kürzerer Zeit an<strong>zu</strong>fertigen um ihrenVerlagen den optimalen Profit <strong>der</strong> Werbung für einen Bestseller <strong>zu</strong> ermöglichen, an<strong>der</strong>erseits


Peter Bergsma _ Überset<strong>zu</strong>ng und Markt (betrachtet aus <strong>der</strong> öffentlichen Perspektive)25sehen sie sich mit <strong>einer</strong> Verarmung des literarischen Angebots konfrontiert, beson<strong>der</strong>s, wenn sienicht aus <strong>dem</strong> Englischen übersetzen. Aber gleichzeitig droht, so paradox es auch klingen mag,ein internationaler Übersetzermangel infolge <strong>der</strong> Vergreisung dieser Berufsgruppe.Zusammengefasst steht <strong>der</strong> internationale Überset<strong>zu</strong>ngsmarkt also vor folgenden Problemen:––Eine Verarmung des literarischen Angebots infolge <strong>der</strong> Bestsellerkultur––Zunehmen<strong>der</strong> Arbeitsdruck für LiteraturübersetzerInnen, beson<strong>der</strong>s aus <strong>dem</strong> Englischen,kombiniert mit <strong>einer</strong> völlig un<strong>zu</strong>reichenden Stellung und Bezahlung––Ein drohen<strong>der</strong> Mangel an LiteraturübersetzerInnen in naher ZukunftEs folgen einige Empfehlungen, teilweise mit Beispielen <strong>zu</strong> Best Practices aus <strong>dem</strong> Verlagsbereich,die einen Beitrag <strong>zu</strong>m Erhalt und <strong>zu</strong> noch größerer Blüte <strong>der</strong> europäischenÜberset<strong>zu</strong>ngskultur liefern können, wenn sie regional, national und europäisch realisiertbeziehungsweise ausgeweitet und intensiviert werden.För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> VielfaltNatürlich sind an erster Stelle die Verlage selbst aufgerufen <strong>der</strong> Verarmung literarischer Vielfaltentgegen<strong>zu</strong>steuern. Aber lei<strong>der</strong> sind vor allem die großen internationalen Verlage, die ausgrenzübergreifenden Fusionen entstanden sind, im Bereich <strong>der</strong> Literatur schon lange keineTrendsetter mehr, son<strong>der</strong>n sie folgen auf Anweisung ihrer financial controllers viel stärker <strong>dem</strong>Markt. Und dieser Markt, o<strong>der</strong> das Publikum, interessiert sich immer stärker für die angelsächsischeKultur und damit Literatur. Dieser Trend ist seit den siebziger Jahren des letztenJahrhun<strong>der</strong>ts <strong>zu</strong> beobachten. Darum ist es ein glücklicher Umstand, dass es in vielen Län<strong>der</strong>nLiteraturfonds gibt, die den Verlagen – und damit auch den Übersetzern – bei ihrem kulturellen<strong>Auf</strong>trag behilflich sind. Die meisten dieser Stiftungen beschäftigen sich bisher jedochhauptsächlich mit <strong>dem</strong> Export ihrer eigenen Literatur, in<strong>dem</strong> sie ausländischen Verlagen Überset<strong>zu</strong>ngs<strong>zu</strong>schüssegewähren. Zu<strong>dem</strong> vergibt ein Fonds <strong>der</strong> Europäischen Kommission Überset<strong>zu</strong>ngs<strong>zu</strong>schüssean Verlage. So sinnvoll diese Zuschüsse auch sind, sie folgen streng <strong>dem</strong>Markt, denn sie schließen sich <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Verlage an, die, wie oben festgestellt, selbst ehermarktkonform handeln statt eine Vorreiterrolle <strong>zu</strong> übernehmen. Aus diesem Grund liegen inden europäischen Buchhandlungen immer häufiger dieselben übersetzten Titel, wie auch inden Einkaufsstraßen immer häufiger Filialen <strong>der</strong>selben Kette eröffnen. Der Ne<strong>der</strong>lands Letterenfondshat 2010 die Initiative ergriffen und die Website Schwob eingerichtet, um diesenKreislauf <strong>zu</strong> durchbrechen. Die Website www.schwob.nl , benannt nach <strong>dem</strong> französischenSchriftsteller, Essayisten und Übersetzer Marcel Schwob,. stellt bedeutende Literatur aus allerHerren Län<strong>der</strong> vor, die noch nicht in nie<strong>der</strong>ländischer Überset<strong>zu</strong>ng vorliegt. Dabei kann es sichum vergessene Klassiker handeln o<strong>der</strong> um unentdeckte zeitgenössische Autoren. Übersetzer,ausländische Verlage, Literaturwissenschaftler, Leser und Kritiker stellen in Essays, Interviewso<strong>der</strong> Buchbesprechungen sowie durch Überset<strong>zu</strong>ng von Fragmenten jeden Monat einen Titelausführlich ins Rampenlicht. Da<strong>zu</strong> kommen Informationen <strong>zu</strong> <strong>Auf</strong>lagezahlen, Preisen, ausländischenZuschussmöglichkeiten und <strong>zu</strong> den Lizenzen. Nie<strong>der</strong>ländische Verlage können sich anden Letterenfonds wenden und einen Zuschuss von bis <strong>zu</strong> siebzig Prozent <strong>der</strong> gesamten Veröffentlichungskostenbeantragen, um das finanzielle Risiko <strong>der</strong> Veröffentlichung <strong>einer</strong> neuenliterarischen Überset<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong> verringern. Diese Initiative will ausdrücklich keinen Schutzraumfür ungeliebte Bücher schaffen, son<strong>der</strong>n hochwertiger Literatur eine realistische kommerzielleChance bieten. Ebenso wenig soll so das Vorgehen von Literaturverlagen gesteuert o<strong>der</strong>gar diktiert werden, es geht ausschließlich darum, den literarischen Horizont <strong>zu</strong> erweitern.Zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> literarischen Vielfalt verdient diese Initiative Nachfolger, sowohl auf nationalerals auch auf europäischer Ebene.


Peter Bergsma _ Überset<strong>zu</strong>ng und Markt (betrachtet aus <strong>der</strong> öffentlichen Perspektive)27Society Platform for Multilingualism, die das literarische Übersetzen ausführlich berücksichtigthat. <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> Kongress und <strong>der</strong> Plattform haben <strong>der</strong> europäische Übersetzerrat CEATL und dasNetzwerk <strong>der</strong> Übersetzerhäuser RECIT auf eine neue, zweigeteilte europäische Unterstüt<strong>zu</strong>ngfür Übersetzerhäuser gedrungen, und zwar <strong>zu</strong>m einen in Form <strong>einer</strong> strukturellen jährlichen Subventionund <strong>zu</strong>m an<strong>der</strong>en ein nach <strong>dem</strong> Vorbild <strong>der</strong> Erasmus-Programme modelliertes Systemaus Reisestipendien für Übersetzer, die ein Übersetzerhaus besuchen möchten.Drohen<strong>der</strong> Mangel an LiteraturübersetzerInnenStudien zeigen, dass in fast allen europäischen Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Beruf des Literaturübersetzersvergreist. Obwohl viele europäische Län<strong>der</strong> eine aka<strong>dem</strong>ische o<strong>der</strong> nicht aka<strong>dem</strong>ischeÜbersetzerausbildung haben – genauere Zahlen hier<strong>zu</strong> sind im Laufe dieses Jahres in <strong>einer</strong>CEATL-Studie <strong>zu</strong>r Situation <strong>der</strong> Ausbildung <strong>zu</strong>m literarischen Übersetzen in Europa <strong>zu</strong> erwarten– strömen offensichtlich <strong>zu</strong> wenige Aka<strong>dem</strong>iker auf den Literaturüberset<strong>zu</strong>ngsmarkt um dieserAlterungstendenz entgegen<strong>zu</strong>wirken. Diese Tendenz ist zweifellos eine Folge <strong>der</strong> beschriebenenschlechten gesellschaftlichen und finanziellen Situation <strong>der</strong> Literaturübersetzer und kannnur <strong>zu</strong>m Stillstand gebracht werden, wenn sich nationale und europäische Einrichtungen dafüreinsetzen, den Beruf finanziell und gesellschaftlich attraktiver <strong>zu</strong> machen. Dabei kommt es daraufan, die Sichtbarkeit von Literaturübersetzern <strong>zu</strong> vergrößern. So wird die kulturelle und wirtschaftlichePosition gestärkt, was wie<strong>der</strong>um <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> höheren Anerkennung durch Leser undRezensenten und damit <strong>zu</strong> einem größeren Interesse am Fach bei jungen Leuten führt. Auch diesist eine <strong>Auf</strong>gabe für Verlage sowie nationale und europäische Institutionen.ZusammenfassungZusammenfassend lassen sich aus den obigen Erläuterungen folgende Empfehlungen ableiten:––Sowohl die nationalen Literaturfonds als auch die Europäische Kommission müssen die Verlageüber inhaltliche und finanzielle Unterstüt<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> breiteren Überset<strong>zu</strong>ngspolitik motivieren.Die Webseite Schwob des Ne<strong>der</strong>lands Letterenfonds könnte hier als Beispiel dienen.––Nationale Literaturfonds, Europäische Kommission und Verlage müssen sich für eine besseregesellschaftliche Stellung und Bezahlung <strong>der</strong> LiteraturübersetzerInnen einsetzen:Fonds und Kommission könnten ein System aus Arbeitsstipendien einrichten, Verlagekönnten beschließen die Übersetzer nicht länger nur als Schlussposten ihrer Kalkulation <strong>zu</strong>betrachten, son<strong>der</strong>n sie ihrem Ausbildungsniveau, <strong>der</strong> kreativen Leistung, <strong>dem</strong> Zeitaufwandund <strong>der</strong> kulturellen Bedeutung ihrer Arbeit gemäß <strong>zu</strong> bezahlen.––Nationale Literaturfonds, Europäische Kommission und Verlage müssen sich für eine größereSichtbarkeit <strong>der</strong> Übersetzer einsetzen, um so ihre gesellschaftliche und finanziellePosition <strong>zu</strong> stärken und das Fach für künftige Generationen attraktiver <strong>zu</strong> machen.Dass diese Empfehlungen kostspielig sind, dürfte deutlich sein und wird in den heutigen wirtschaftlichunsicheren Zeiten bestimmt <strong>zu</strong> Wi<strong>der</strong>stand führen. Dem gegenüber steht, dass in <strong>einer</strong>Zeit, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> Kulturaustausch immer stärker unter Druck steht, eine intensivere Überset<strong>zu</strong>ngspolitikauf nationaler und europäischer Ebene unverzichtbar ist. Beson<strong>der</strong>s die Europäische Kommission,die den hohen Stellenwert des Kulturaustauschs für ihre För<strong>der</strong>politik seit je betont, wirdin ihrem neuen Kulturprogramm und auch in an<strong>der</strong>en Programmen das literarische Übersetzenstärker als bisher beachten müssen.Peter Bergsma _ Ne<strong>der</strong>lands letterenfondsAus <strong>dem</strong> Nie<strong>der</strong>ländisch übersetzt von Ulrike Sawicki


28PETRA _ <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong> <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> <strong>Kartographie</strong> <strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ng in EuropaKongress – 2 Dezember 2011 – ArbeitsgruppeDer wirtschaftlicheund soziale Statusvon LiteraturübersetzerInnen


Holger Fock _ Die internationale Literatur floriert, die Literaturübersetzer darben29Die internationaleLiteratur floriert, dieLiteraturübersetzer darbenZur wirtschaftlichen und sozialen Lage<strong>der</strong> europäischen Literaturübersetzer 11 Zusammenfassung und Schlussfolgerungstützen sich auf dieUntersuchung des CEATL „Revenuscomparés des traducteurslittéraires en Europe / Compared2 Rüdiger Wischenbart et.al.,The Diversity Report, Wien 2008und Wien 2009, siehe:www.wischenbart.com/diversity/report/Diversity%20Report_prel-final_02.pdf3 Holger Fock, Martin de Haan,Alena Lhotova, Revenus comparésdes traducteurs littérairesen Europe/Compared Incomeof Literary Translators in EuropeCEATL Brüssel 2008, siehe:www.ceatl.org/docs/surveyfr.pdf ou http://www.ceatl.org/docs/surveyuk.pdfDie europäische Literatur ist die Überset<strong>zu</strong>ngDie Statistiken <strong>der</strong> UNESCO, <strong>der</strong> Staatsbibliotheken, <strong>der</strong> Verlegerverbände und internationalerBuchmessen, des „Diversity Report“ 2 , wie auch einige nationale und internationale Marktanalysenim Bereich <strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ng, etwa die Studie des CEATL 3 , zeigen seit Jahrzehnteneine kontinuierliche und deutliche Zunahme bei den Literaturüberset<strong>zu</strong>ngen.In 10 Län<strong>der</strong>n (Kroatien, Dänemark, Spanien, Finnland, Griechenland, Litauen, Norwegen,den Nie<strong>der</strong>landen, Schweden und Tschechien) sind ein Drittel o<strong>der</strong> über ein Drittel aller NeuerscheinungenÜberset<strong>zu</strong>ngen. Bei den belletristischen Titeln ist die Situation noch erfreulicher:In 9 Län<strong>der</strong>n sind über die Hälfte <strong>der</strong> Neuerscheinungen Überset<strong>zu</strong>ngen. Natürlich ist<strong>der</strong> Anteil von Überset<strong>zu</strong>ngen bei den „kleinen“ Sprachen o<strong>der</strong> in kleinen Län<strong>der</strong>n noch vielgrößer; es ist dennoch verwun<strong>der</strong>lich, dass dieser Prozentsatz in Deutschland, Österreich und<strong>der</strong> Schweiz unter 10 % und in Großbritannien bei nur 3 % liegt.Konkret heißt das, in Spanien werden dreimal mehr Überset<strong>zu</strong>ngen veröffentlicht als inDeutschland; in Italien sind es doppelt so viele. Im Bereich <strong>der</strong> Belletristik übersetzen die Franzosenund auch die Tschechen viel mehr Titel pro Jahr als die Deutschen. Die Tschechen unddie Slowaken sind die wahren „Europameister“ <strong>der</strong> Überset<strong>zu</strong>ng, 80 % ihrer belletristischenTitel sind Überset<strong>zu</strong>ngen.Diese erfreuliche Vielfalt steht jedoch im Wi<strong>der</strong>spruch <strong>zu</strong> <strong>der</strong> Tatsache, dass in all diesenLän<strong>der</strong>n die Hälfte bis <strong>zu</strong> zwei Dritteln <strong>der</strong> Überset<strong>zu</strong>ngen allein aus <strong>dem</strong> Englischen erfolgen. InGroßbritannien dagegen sind wie gesagt nur 3 % <strong>der</strong> Neuerscheinungen übersetzt. Trotz diesesUngleichgewichts zeigt sich, dass die europäische Literatur auf Überset<strong>zu</strong>ngen beruht.Es wird <strong>der</strong>zeit viel Literatur übersetzt; in einigen Län<strong>der</strong>n führt dies sogar <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> Überproduktion,die den Markt belastet, und man könnte annehmen, dass es den Schöpfern dieserWerke, den Literaturübersetzern, recht gut geht, ebenso wie den Verlegern. In Wirklichkeit aberzeigen sich die Literaturübersetzer und ihre Berufsverbände in fast allen europäischen Län<strong>der</strong>nun<strong>zu</strong>frieden, sie leben in prekären Verhältnissen o<strong>der</strong> in Armut. Offenbar funktionieren die Buchmärktenicht so, wie sie sollten.Die Einkommen <strong>der</strong> Literaturübersetzer –ein uneinheitliches und unübersichtliches GebietBis 2008 lagen keine vergleichbaren Zahlen über die Einkommen <strong>der</strong> Literaturübersetzer vor.Die eng gefassten Umfragen des CEATL (1994), des Europäischen Verlegerverbands (2005) unddes LCB (2006) berücksichtigten jeweils nur die Honorierung pro Normseite, pro Wort o<strong>der</strong> Zeichen(inklusive Leerzeichen). Tatsächlich spielen in einigen Län<strong>der</strong>n an<strong>der</strong>e Einkommensquellenkeine Rolle: etwa die fortdauernde Erfolgsbeteiligung im Hauptrecht, bei den Nebenrechten,die Ausschüttungen <strong>der</strong> Verwertungsgesellschaften o<strong>der</strong> Stipendien. Um aber ein möglichst


30PETRA _ <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong> <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> <strong>Kartographie</strong> <strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ng in Europaumfassendes Bild über die Lage <strong>der</strong> europäischen Literaturübersetzer <strong>zu</strong> erhalten, müssen alleEinkommensarten berücksichtigt werden, insbeson<strong>der</strong>e auch die Stipendien, die in einigen Län<strong>der</strong>nvon großer Bedeutung sind.Die erhobenen Zahlen sind jedoch nicht aussagekräftig, wenn man nicht auch die markantenUnterschiede des Lebensstandards, des allgemeinen Einkommens und <strong>der</strong> Kaufkraft in den einzelneneuropäischen Län<strong>der</strong>n einbezieht. Ebenso verhält es sich mit den Steuer- und Sozialsystemen.Und letztlich muss die von Land <strong>zu</strong> Land variierende Produktivität <strong>der</strong> Literaturübersetzerbeachtet werden. Um nur zwei extreme Beispiele <strong>zu</strong> nennen: In den Nie<strong>der</strong>landen, wo Literaturübersetzervom besten Stipendiensystem Europas profitieren, liegt die durchschnittlicheProduktion pro Jahr und Übersetzer bei 800 Seiten à 1.800 Zeichen, Leerzeichen eingerechnet,in Spanien bei 1.600 Seiten à 2.100 Zeichen, Leerzeichen eingerechnet, aber die schlechtbezahltestenÜbersetzer produzieren oftmals bis <strong>zu</strong> 2.500 Seiten im Jahr. Man kann sich vorstellen,welche Auswirkungen das auf die literarische Qualität hat.Aus diesem Grund führte <strong>der</strong> CEATL im Jahr 2007 eine erste Studie unter Berücksichtigungdieser Unterschiede durch, um wirklich vergleichbare Daten <strong>zu</strong> erhalten. Ende 2008 veröffentlichteer die erste vergleichende Studie <strong>zu</strong>m Einkommen von Literaturübersetzern. Um nochbesser fundierte Daten <strong>zu</strong> erhalten, initiierte <strong>der</strong> CEATL im Laufe des Jahres 2011 weitere umfassendeUmfragen s<strong>einer</strong> Mitglie<strong>der</strong>verbände unter ihren individuellen Mitglie<strong>der</strong>n, um den Verbändeneine noch genauere Beantwortung <strong>der</strong> Fragen des CEATL <strong>zu</strong> ermöglichen. Die Ergebnissedieser zweiten Studie werden für das Frühjahr 2012 erwartet.Einkommen am unteren EndeDas strahlende Bild <strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ng verfinstert sich bei genauer Betrachtung des Einkommens<strong>der</strong> Übersetzer. In den meisten Län<strong>der</strong>n erreicht ihr <strong>zu</strong> versteuerndes Bruttoeinkommennicht einmal zwei Drittel des Durchschnittsbruttolohns in <strong>der</strong> Industrie und im Dienstleistungssektor.Setzt man ihr Nettoeinkommen ins Verhältnis <strong>zu</strong>m Kaufkraftstandard pro Einwohner(KKS) des jeweiligen Landes, wird die Misere noch viel deutlicher: Die Literaturübersetzererreichen maximal 60 % des KKS, und in zwei Drittel <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> liegt ihr Nettoeinkommen unter50 % des KKS.Doch gibt es große Unterschiede sowohl zwischen den Län<strong>der</strong>n als auch zwischen den einzelnenÜbersetzern eines Landes, zwischen denen, die <strong>zu</strong> den niedrigsten Honoraren arbeiten,und an<strong>der</strong>en, die von den höchsten Grundhonoraren und von Stipendien profitieren. Daher istes nützlich, hier ins Detail <strong>zu</strong> gehen.In 9 Län<strong>der</strong>n, (Italien, Finnland, Deutschland, Griechenland, Österreich, Dänemark, <strong>der</strong>Schweiz, Tschechien, Katalonien und <strong>der</strong> Slowakei), verdienen die Literaturübersetzer mit <strong>dem</strong>geringsten Einkommen weniger als 40 % des durchschnittlichen Bruttoeinkommens in <strong>der</strong>Industrie und im Dienstleistungssektor, und in 6 Län<strong>der</strong>n bleibt ihr Einkommen unter <strong>der</strong> Zwei-Drittel-Marke. Die Literaturübersetzer mit den höchsten Honoraren und mit Zugang <strong>zu</strong> Stipendienerreichen in 16 Län<strong>der</strong>n nicht einmal das durchschnittliche Bruttoeinkommen von Industriearbeitern.Allein in Län<strong>der</strong>n, in denen das Lohnniveau recht niedrig (vor allem in Südeuropa) o<strong>der</strong>sehr niedrig (in Osteuropa) ist, können die Einkommen <strong>der</strong> Literaturübersetzer mit den höchstenHonoraren die Durchschnittseinkommen von Angestellten in <strong>der</strong> Industrie und im Dienstleistungssektorübertreffen. In diesen Län<strong>der</strong>n ist <strong>der</strong> Vergleich <strong>der</strong> Bruttoeinkommen jedoch wenigaussagekräftig, wie <strong>der</strong> Vergleich <strong>der</strong> Nettoeinkünfte veranschaulicht (siehe unten).


Holger Fock _ Die internationale Literatur floriert, die Literaturübersetzer darben31Die Bandbreite <strong>der</strong> – statistisch am bedeutendsten – Bruttoeinkommen von Übersetzer zeigt,dass es nur ein einziges reiches Industrieland gibt, in <strong>dem</strong> die Literaturübersetzer über 80 % desDurchschnittsbruttoeinkommens verdienen (Frankreich, 83 %), 3 Län<strong>der</strong>, in denen es über 70 %(Großbritannien, Irland, Schweden) sind, und noch 3 Län<strong>der</strong>, in denen 60 % (Belgien, Norwegen,Nie<strong>der</strong>lande) überschritten werden. Diese Zahlen sind allerdings wenig aussagekräftig, denn inBelgien, Großbritannien und Irland Län<strong>der</strong> gibt es praktisch keine professionellen Literaturübersetzer,die allein vom Übersetzen leben.In Italien ist die Lage katastrophal. In Griechenland, Deutschland, Finnland, Österreich,Dänemark und <strong>der</strong> Schweiz ist die wirtschaftliche Lage <strong>der</strong> Übersetzer kritisch: Die hauptberuflichenLiteraturübersetzer leben in prekären Verhältnissen, ja sogar an <strong>der</strong> Armutsgrenze. Ganz<strong>zu</strong> schweigen von Spanien und seinen Regionen, wo das Einkommen <strong>der</strong> Literaturübersetzernur durch eine Produktivität <strong>zu</strong>stande kommt, die im Durchschnitt weit höher liegt als in an<strong>der</strong>enLän<strong>der</strong>n (auf Kosten <strong>der</strong> literarischen Qualität – siehe oben).Vergleicht man die Nettoeinkommen mit <strong>dem</strong> Kaufkraftstandard pro Einwohner (KKS), trittdie Armut <strong>der</strong> Literaturübersetzer in den meisten europäischen Län<strong>der</strong>n noch eindrücklicher <strong>zu</strong>Tage. In 9 Län<strong>der</strong>n (Katalonien, Spanien, Griechenland, Italien, Litauen, Baskenland, <strong>der</strong> Slowakei,Slowenien und Tschechien) erreichen die Übersetzer mit den geringsten Nettoeinkommen– was sehr oft bei schwierigen und literarisch anspruchsvollen Texten <strong>der</strong> Fall ist – nicht einmal30 % des KKS, in 7 Län<strong>der</strong>n (Finnland, Österreich, Portugal, Deutschland, den Nie<strong>der</strong>landen,Dänemark und Kroatien) zwischen 30 % und 40 % des KKS und in 6 Län<strong>der</strong>n (Belgien, Frankreich,Großbritannien, Norwegen, Schweden und <strong>der</strong> Schweiz) zwischen 40 % und 50 % desKKS. Auch wenn die Situation in Tschechien, <strong>der</strong> Slowakei und Griechenland am schlimmstenist, muss man dennoch beachten, dass in 20 von 23 Län<strong>der</strong>n die Kaufkraft <strong>der</strong> Literaturübersetzerunter 60 % des KKS liegt.Nimmt man die mittleren Nettoeinkommen als Vergleichsgröße, fällt auf, dass die Nettoeinkommen<strong>der</strong> Literaturübersetzer in 2 Län<strong>der</strong>n (Griechenland 29 %, Tschechien 19 %) nichteinmal 30 % des KKS erreichen, in 4 Län<strong>der</strong>n (Katalonien, Finnland, Italien, Slowakei) zwischen30 % und 40 % liegen, in 8 Län<strong>der</strong>n (Deutschland, Österreich, Spanien, Litauen, den Nie<strong>der</strong>landen,Baskenland, Portugal und Slowenien) zwischen 40 % und 50 % und in 6 Län<strong>der</strong>n (Dänemark,Belgien, Norwegen, Kroatien, <strong>der</strong> Schweiz, Schweden) zwischen 50 % und 60 %.Selbst wenn man als Vergleichsgröße die höchsten Nettoeinkommen <strong>zu</strong>grunde legt, diehauptberufliche Literaturübersetzer verdienen können, gibt es nur 2 Län<strong>der</strong>, Großbritannien undIrland, in denen die Nettoeinkünfte den KKS übertreffen könnten. Allerdings gibt es in den beidenLän<strong>der</strong>n keine „hauptberuflichen“ Literaturübersetzer – und auch in Län<strong>der</strong>n mit vielen „hauptberuflichen“Literaturübersetzern profitieren von den höchsten Honoraren und Einkommen nurweniger als 10 % <strong>der</strong> Übersetzerschaft.Abgesehen von Län<strong>der</strong>n mit so gut wie keinen „hauptberuflichen“ Literaturübersetzern(Großbritannien, Griechenland, Irland, Slowakei), gibt es 3 Län<strong>der</strong> (Frankreich, Kroatien, Dänemark),in denen die höchsten Nettoeinkommen <strong>der</strong> Literaturübersetzer gelegentlich drei Vierteldes KKS erreichen können, während die höchsten Nettoeinkommen in 13 an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n niedie Zwei-Drittel-Marke des KKS überschreiten.Weitere <strong>Auf</strong>fälligkeitenVerhältnis zwischen gemeinsamen Vergütungsregelno<strong>der</strong> Abkommen mit den Verlagen und Einkommen:Im Allgemeinen sind die Einkommen <strong>der</strong> Literaturübersetzer in den Län<strong>der</strong>n höher und stabiler,in denen es zwischen Übersetzern und Verlagen Vergütungsregeln o<strong>der</strong> Abkommen <strong>zu</strong>Honorierung und Erfolgsbeteiligung gibt.


32PETRA _ <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong> <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> <strong>Kartographie</strong> <strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ng in Europa„Stabiler“ heißt hier, dass die Spannbreite zwischen den niedrigsten und höchsten Einkommenkl<strong>einer</strong> ist, während in Län<strong>der</strong>n ganz ohne Regelung o<strong>der</strong> Vereinbarung mit den Verlagendie Einkommensunterschiede und insbeson<strong>der</strong>e die Abweichungen beim Seitenhonorardeutlich größer sind.Vor allem in Län<strong>der</strong>n ohne ein starkes Urheberrecht (etwa in Griechenland, Italien, Litauen,Tschechien, <strong>der</strong> Slowakei) ist die Spannbreite zwischen den niedrigsten und den höchsten Einkommenbeträchtlich.Einfluss von Stipendien und gemeinsamer Verwertung von Urheberrechten:Die Lebensbedingungen <strong>der</strong> Literaturübersetzer sind hingegen deutlich besser in Län<strong>der</strong>n, dieüber Stipendiensysteme verfügen. Diese können aus einem staatlich finanzierten Fonds bestehenwie in den Nie<strong>der</strong>landen (Kulturministerium)o<strong>der</strong> aus Fonds, die aus den Erlösen <strong>der</strong> Verwertungsgesellschaftengespeist werden wie in Dänemark, o<strong>der</strong> auch aus <strong>einer</strong> Kombinationbei<strong>der</strong> Finanzierungsmodelle wie in Norwegen.Beteiligungen am VerkaufserfolgDa es sich bei <strong>der</strong> Arbeit des Literaturübersetzers <strong>einer</strong>seits um eine pauschal bezahlte <strong>Auf</strong>tragsarbeitdes Verlags handelt, und an<strong>der</strong>erseits um ein Kunstwerk, hat <strong>der</strong> Übersetzer <strong>zu</strong>sätzlich<strong>zu</strong>m Grundhonorar Anrecht auf eine Erfolgsbeteiligung, üblicherweise auf einen bestimmtenProzentsatz an den Erlösen aus <strong>der</strong> Verwertung seines Werks.In den „großen“ Län<strong>der</strong>n mit ihren durchschnittlich höheren <strong>Auf</strong>lagen, können Übersetzerihre Einkommen durch eine angemessene Beteiligung an <strong>der</strong> Verwertung ihrer Werke tatsächlichverbessern, insbeson<strong>der</strong>e wenn die Beteiligung auf das pauschale Grundhonorar aufgeschlagenwird (wie in den Nie<strong>der</strong>landen).Wird die Beteiligung allerdings mit <strong>dem</strong> Grundhonorar verrechnet, erhalten die Übersetzer<strong>zu</strong>sätzliche Einkommen nur bei „Bestsellern“, wodurch sich die Durchschnittseinkommen <strong>der</strong>Übersetzer nicht verbessern.In den „kleinen“ Län<strong>der</strong>n mit ihren durchschnittlich kl<strong>einer</strong>en <strong>Auf</strong>lagen, kann eine Beteiligungam Verkaufserfolg die Einkommen nicht erhöhen.In Län<strong>der</strong>n mit großen Taschenbuch- und Hörbuchmärkten können Nebenrechtsbeteiligungendie Einkommen <strong>der</strong> Literaturübersetzer beachtlich erhöhen.1 Martin de Haan, Rokus Hofstede,A pamphlet for preservinga flourishing translation culture,Amsterdam 2008.2 Libro Blanco de la traduccióneditorial en España, hg. vonACE Traductores, Madrid 2010.3 Pierre Assouline, La Conditiondu traducteur, Centre Nationaldu Livre, Paris 2011.Schlussfolgerungen und …Die Studie des CEATL aus <strong>dem</strong> Jahr 2008 sowie zahlreiche Umfragen <strong>der</strong> nationalen Übersetzerverbändezeigen, dass die durchschnittlichen Nettoeinkommen <strong>der</strong> Literaturübersetzermaximal 60 % des KKS erreichen, während sie in zwei Drittel <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> unter 50 %liegen. An<strong>der</strong>s gesagt: Die große Mehrheit <strong>der</strong> europäischen Literaturübersetzer lebt an o<strong>der</strong>unter <strong>der</strong> Armutsgrenze.Die besten Lebensbedingungen für Übersetzer herrschen in Län<strong>der</strong>n mit direkt vom Staat finanziertenStipendiensystemen (über Fonds) o<strong>der</strong> mit Unterstüt<strong>zu</strong>ngssystemen, die indirekt überBibliothekstantiemen bzw. durch Abnahmegarantien <strong>der</strong> Bibliotheken finanziert werden wie inden Nie<strong>der</strong>landen und in Skandinavien, und in Län<strong>der</strong>n mit Vergütungsregeln o<strong>der</strong> Abkommenzwischen Übersetzern und Verlagen (beispielsweise in Frankreich). Doch muss man hin<strong>zu</strong>fügen,dass sich die Situation <strong>der</strong> Literaturübersetzer in den meisten Län<strong>der</strong>n trotz eines großen<strong>Auf</strong>schwungs des Buchmarkts seit 1990 nicht verbessert hat, wie es 2008 in den Nie<strong>der</strong>landenim Rahmen eines großen Manifests 1 o<strong>der</strong> 2010 in Spanien in einem „Weißbuch 2 “ angeprangertwurde, o<strong>der</strong> dass er für die Literaturübersetzer sogar bergab ging, wie es <strong>der</strong> „Assouline-Bericht 3 “ kürzlich für Frankreich gezeigt hat.


Holger Fock _ Die internationale Literatur floriert, die Literaturübersetzer darben33… PerspektivenDie Situation <strong>der</strong> Verlage verschlechtert sich <strong>zu</strong>nehmend: durch den Druck <strong>der</strong> großen Buchhandelskettenund des Vertriebs im Allgemeinen, durch immer mehr Neuerscheinungen bei gleichzeitigschrumpfen<strong>der</strong> <strong>Auf</strong>lagenhöhe, durch <strong>zu</strong>nehmenden Preisdruck seitens <strong>der</strong> Konkurrenzdurch das e-Book etc. Die Margen für eine notwendige Erhöhung <strong>der</strong> Übersetzereinkommensind also recht begrenzt. Dennoch zeigt die Studie des CEATL deutlich, dass die Literaturübersetzer<strong>zu</strong> den Bedingungen „des Marktes“ ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten können.Es besteht ein ernst<strong>zu</strong>nehmendes soziales Problem – und das auf einem Kontinent, <strong>der</strong> sichals hochentwickelt, vielsprachig und multikulturell versteht. Doch vor allem handelt es sich umein schwerwiegendes künstlerisches und kulturelles Problem. Was ist von <strong>der</strong> Qualität des literarischenAustauschs zwischen unseren Gesellschaften <strong>zu</strong> halten, wenn die Literaturübersetzergezwungen sind, unter Zeitdruck und nachlässig <strong>zu</strong> arbeiten, um ihr Leben fristen <strong>zu</strong> können?Die 1976 durch die UNESCO in <strong>der</strong> Empfehlung von Nairobi festgeschriebenen Ziele sind beiWeitem nicht erfüllt. Es ist höchste Zeit <strong>zu</strong> handeln.Es ist also an <strong>der</strong> Zeit, an<strong>der</strong>e Mittel und <strong>Weg</strong>e <strong>zu</strong> finden, damit Literaturübersetzerannehmbar leben und arbeiten können. Die besten Vorbil<strong>der</strong> sind Norwegen und die Nie<strong>der</strong>lan<strong>dem</strong>it ihren Fonds und Stipendiensystemen. Wenn sich die Europäische Union als Raumfür den Kulturaustausch versteht, ist es höchste Zeit für Europa, denen Hilfe an<strong>zu</strong>bieten, die anerster Stelle des Kulturaustauschs stehen und hierfür die Grundlage schaffen: den Literaturübersetzern.Für die Praxis wünschen wir uns so etwas wie die Einrichtung eines „EuropäischenFonds für Literaturübersetzer“. Aber wer wird ihn gründen?Holger Fock _ CEATL (european council of literary translators’ associations)Aus <strong>dem</strong> Französischen übersetzt von andreas jandl


34PETRA _ <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong> <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> <strong>Kartographie</strong> <strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ng in Europaanlagen


Cecilie Cave _ Die Europäische Kommission för<strong>der</strong>t literarische Vielfalt35Die Europäische Kommissionför<strong>der</strong>t literarische VielfaltDie Überset<strong>zu</strong>ng von Literatur kann auf zweierlei Art sehr da<strong>zu</strong> beitragen, die Ziele <strong>der</strong> EuropäischenUnion im Bereich <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> kulturellen und sprachlichen Vielfalt, die in den Artikeln 3 und167 des EU-Vertrages festgelegt sind, <strong>zu</strong> erreichen. Zum einen ermöglichen Literaturüberset<strong>zu</strong>ngendie Zugänglichkeit und Lektüre großartiger literarischer Werke in allen Sprachen, die Teil des gemeinsamenkulturellen Erbes sind. Zum an<strong>der</strong>en bieten Literaturüberset<strong>zu</strong>ngen die Möglichkeit, <strong>zu</strong>r nationalenund regionalen Vielfalt bei<strong>zu</strong>tragen, in<strong>dem</strong> die literarische Kultur aller Mitgliedstaaten weiterverbreitet wird und so von mehr Menschen gelesen und angenommen werden kann. Darüber hinausstellen sie eine <strong>der</strong> wichtigsten Grundlagen für die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Verbreitung kultureller Arbeiten dar.Das Programm „Kultur“ (2007 - 2013) <strong>der</strong> Europäischen Union umfasst den Bereich <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ungliterarischer Überset<strong>zu</strong>ngen mit <strong>dem</strong> Ziel, eine möglichst große Verbreitung <strong>der</strong> literarischenArbeit in den europäischen Sprachen <strong>zu</strong> erreichen. Mit einem Budget von über 3 MillionenEUR pro Jahr unterstützt die EU die Überset<strong>zu</strong>ng von Büchern aus und in die Amtssprachenaller EU-Staaten sowie die offiziellen Sprachen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>, die ebenfalls an diesemProgramm teilnehmen. Seit <strong>dem</strong> Beginn des Programms im Jahr 2007 wurden Überset<strong>zu</strong>ngenvon über 2000 literarischen Werken für über 11 Millionen EUR geför<strong>der</strong>t. Beihilfen von 2000 bis60000 EUR stehen für Verlage und Verlagsgruppen für die Überset<strong>zu</strong>ng aller belletristischenFormen (Lyrik, Roman, Erzählung, Comic, Drama usw.) <strong>zu</strong>r Verfügung. Das übergeordnete Ziel<strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung literarischer Überset<strong>zu</strong>ngen ist die stärkere Verbreitung europäischer Literatur.Doch werden in <strong>dem</strong> Programm beispielsweise auch öffentliche För<strong>der</strong>ungen durch Beihilfengeleistet, wodurch letztlich die finanziellen Bedenken und Risiken verkl<strong>einer</strong>t werden, die europäischeVerlage bei <strong>der</strong> Herausgabe ausländischer Autoren haben.Ebenfalls Teil des EU-Programms „Kultur“ ist <strong>der</strong> Literaturpreis <strong>der</strong> Europäischen Union, <strong>der</strong>2009 mit <strong>dem</strong> Ziel ins Leben gerufen wurde, die Vielfalt <strong>der</strong> europäischen Belletristik heraus<strong>zu</strong>stellen,die ausgewählten Autorinnen und Autoren außerhalb ihres Heimatlandes bekannt <strong>zu</strong>machen, einschließlich <strong>der</strong> Überset<strong>zu</strong>ng ihrer Werke, und allgemein <strong>zu</strong>r För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> internationalenVerbreitung von Literatur bei<strong>zu</strong>tragen. Er ist insofern einzigartig, da mit ihm Autorinnenund Autoren aus vielen unterschiedlichen Län<strong>der</strong>n in vielen verschiedenen Sprachen ausgezeichnetwerden können. Das Bewerbungsverfahren steht den 36 Län<strong>der</strong>n offen, die in das EU-Programm „Kultur“ eingebunden sind. Im Jahresturnus nominieren nationale Jurys in jeweils 12teilnehmenden Län<strong>der</strong>n die Siegerautoren, sodass alle beteiligten Län<strong>der</strong> im Laufe von drei Jahreneinmal <strong>zu</strong>m Zuge kommen. Die Preisträger werden im Rahmen <strong>der</strong> Frankfurter Buchmessebekanntgegeben und jedes Jahr im November bei einem Festakt in Brüssel geehrt.Damit seit 2010 Preisträger in so vielen Sprachen wie möglich geför<strong>der</strong>t werden können, wurdendurch das Programm „Kultur“ 19 <strong>der</strong> 23 Autoren in 12 Sprachen übersetzt, darunter Bulgarisch,Italienisch, Tschechisch und Slowenisch. Die Arbeit <strong>der</strong> irischen Preisträgerin aus <strong>dem</strong> Jahr2009 Karen Gillece wurde beispielsweise in die Sprachen Kroatisch, Ungarisch, Litauisch und Polnischübersetzt. Der Text „De Bewaker“ (Der Parkwächter) von Peter Terrin, belgischer Preisträgeraus 2010, ist jetzt in Bulgarisch, Tschechisch, Ungarisch und Serbisch erhältlich.


36PETRA _ <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong> <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> <strong>Kartographie</strong> <strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ng in EuropaAußer<strong>dem</strong> stehen ein Drittel aller Kooperationsprojekte, die vom Programm „Kultur“ geför<strong>der</strong>twerden, im Zusammenhang mit Literatur, Lesen und Büchern. Diese Projekte führen Interessierteauf europäischer Ebene auf <strong>der</strong> Suche nach einen Bewusstsein für das sprachliche Erbe<strong>zu</strong>sammen, eröffnen den Zugang <strong>zu</strong> Literatur und för<strong>der</strong>n durch Residenzen die Mobilität fürAutoren und Übersetzer. Zu den Interessenvertretern zählen öffentliche Bibliotheken, AutorenundÜbersetzerverbände. Jedes Jahr werden etwa 130 Kooperationsprojekte mit einem Jahresbudgetvon 25 Millionen EUR durch das Programm „Kultur“ unterstützt.Literaturpreis <strong>der</strong> Europäischen Union: http://ec.europa.eu/culture/our-programmes-and-actions/prizes/literature-prize_de.htmDas Programm „Kultur“: http://ec.europa.eu/culture/index_de.htmcecilie Cave _ Europäische kommission – GD KulturAus <strong>dem</strong> Englischen übersetzt von Jan KruseÜbersicht über Projekte <strong>zu</strong>r För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> literarischen Vielfalt und<strong>der</strong> literarischen Überset<strong>zu</strong>ng in „PLL“, „Jugend“ und „Kultur“ (2007-)Programm für lebenslanges Lernen (PLL)Programm Hauptorganisator Projektname2007 KA2 Sprachen –Multilaterales Projekt2007 KA2 Sprachen –Netzwerk2008 Comenius –Multilaterales Projekt2008 Grundtvig –Multilaterales Projekt2009 Comenius –Multilaterales Projekt2009 Comenius –Multilaterales Projekt2009 Erasmus Mundus –Aktion 1a (MA-Kurse)2009 Erasmus Mundus –Aktion 1b(Doktorandenkurse)CILT. The NationalCentre For LanguagesThe Welsh LanguageBoardBulgarische Aka<strong>dem</strong>ie<strong>der</strong> WissenschaftenThe Union OfAssociationsMultikulturaUniversität GroningenDie Universität vonWestengland, BristolUniversität Porto,PortugalScuola di dottoratoin scienze letterarieuniversita degli studidi Bergamo135123-LLP-1-2007-1-UK-KA2-KA2MPLingu@net Europa EXTRA.EU-För<strong>der</strong>ung: 246.367 EUR135427-LLP-1-2007-1-UK-KA2-KA2NWNetzwerk <strong>zu</strong>r För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Sprachenvielfalt.EU-För<strong>der</strong>ung: 447.535 EUR142075-LLP-1-2008-1-BG-COMENIUS-CMPIntercompetency and dialoguethrough literatureEU-För<strong>der</strong>ung: 275.740141924-LLP-1-2008-1-PL-Grundtvig-GMPeMULTIPOETRYEU-För<strong>der</strong>ung: 300.000 EUR502357-LLP-1-2009-1-NL-COMENIUS-CMPLiterature Frameworkfor Teachers Secondary EducationEU-För<strong>der</strong>ung: 300.000 EUR503589-LLP-1-2009-1-UK-COMENIUS-CMPThe Learning & Teaching of Children’s Literaturein EuropeEU-För<strong>der</strong>ung: 176.199159452-1-2009-1-PT-EMMCDeutsche Literatur des Mittelalters und <strong>der</strong>Frühen Neuzeit im Europäischen Kontext159881-1-2009-1-IT-EMJDCultural studies in literary interzones


Cecilie Cave _ Die Europäische Kommission för<strong>der</strong>t literarische Vielfalt372010 Comenius –Multilaterales Projekt2010 Comenius – MultilateralesProjekt2011 KA2 Sprachen – Netzwerk2011 Grundtvig – MultilateralesProjektUniversität JyväskyläUniversität GuglielmoMarconiAssises dela Traduction Littéraireen ArlesLandkommendeAlden Biesen510127-LLP-1-2010-1-FI-COMENIUS-CMPA Science-Based Tool for Training Fluency inLiteracy for Teachers and LearnersEU-För<strong>der</strong>ung: 275.919 EUR510834-LLP-1-2010-1-IT-COMENIUS-CMPTraining teachers to make READing fun throughdigITal storytellingEU-För<strong>der</strong>ung: 297.217 EUR519386-LLP-1-2011-1-FR-KA2-KA2NWLa Fabrique européenne des traducteursEU-För<strong>der</strong>ung: 450.000 EUR518365-LLP-1-2011-1-BE-GRUNDTVIG-GMPSheherazade, 1001 stories for adult learningEU-För<strong>der</strong>ung: 299.980 eurJugend in AktionProgramm Hauptorganisator Projektname2011 1.1 –Jugendaustausch2011 2 – EuropäischerFreiwilligendienst2008 3.1 – Jugendprojektemit Drittlän<strong>der</strong>nGiosef - GiovaniSenza Frontiere –Caserta, ItalienNGO Mondo,EstlandYouth Literatureassociation Skopje521169-1.1-IT-2011-R2The Volunteer LibraryEU-För<strong>der</strong>ung: 23.909 EUR521204-2-EE-2011-R2Letters from the world: Global educationthrough reading clubs.EU-För<strong>der</strong>ung: 9.829 EUR142253 3.1 YE MK* 225 2008 RlYouth Literature association SkopjeEU-För<strong>der</strong>ung: 11.454 EURKulturProgramm Hauptorganisator Projektname2007 1.1 - MehrjährigeKooperationsprojekteStavanger CulturalCentre, NorwegenSHAHRAZAD2007 1.2.1 - KooperationsmaßnahmenEUROZINE, Österreich Eurozine - Translation of cultures2007 1.3.5 - Beson<strong>der</strong>eMaßnahmenmit Drittlän<strong>der</strong>nHrvatski savez zaesperanto -KroataEsperanto-Ligo,KroatienIndian children’s book in Europe –three European children’s books in IndiaEU-För<strong>der</strong>ung: 63.950 EUR2007 2 - Netzwerk European Writers’Congress, BelgienEuropean Writers’ Congress2008 1.1 - MehrjährigeKooperationsprojekteMercator Centre,AberystwythUniversity, UKLiterature Across Frontiers.EU-För<strong>der</strong>ung: 1.384.620 EUR


38PETRA _ <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong> <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> <strong>Kartographie</strong> <strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ng in Europa2008 1.2.1 - Kooperationsmaßnahmen2008 1.2.1 - Kooperationsmaßnahmen2008 1.2.1 - Kooperationsmaßnahmen2008 1.2.1 - Kooperationsmaßnahmen2008 1.2.1 - Kooperationsmaßnahmen2008 1.2.1 - KooperationsmaßnahmenUniversita Di Napoli,L’orientale, ItalienEurozine, ÖsterreichHI8US, Midlands, UKProvinciaDi Pescara, ItalienStudentskaZalozba, SlovenienBaltisches Zentrum fürSchriftsteller Undübersetzer,SchwedenEuropa als Überset<strong>zu</strong>ngsraum. Ein LangfristigesKulturprogramm und FestivalEU-För<strong>der</strong>ung: 118.378 EUREurozine – Europe Talks To Europe.EU-För<strong>der</strong>ung: 188.940 EURCOMIXEU-För<strong>der</strong>ung: 184.268 EURPopular Roots of European Culture ThroughFilm, Comics and Serialized LiteratureEU-För<strong>der</strong>ung: 159.480 EURMoving Bor<strong>der</strong>s with the Days of Poetry andWine, Medana Festival.EU-För<strong>der</strong>ung: 191.219 EURCommon Sea - Come And See!EU-För<strong>der</strong>ung: 199.615 EUR2008 2 - Botschafter Tigh Fili, Irland POETS HOUSEEU-För<strong>der</strong>ung: 74.925 EUR2008 2 - Netzwerk Eurozine, Österreich EurozineEU-För<strong>der</strong>ung: 100.000 EUR2008 2 - Netzwerk European Writers’Congress, BelgienEuropean Writers’ CongressEU-För<strong>der</strong>ung: 62.000 EUR2009 1.1 - MehrjährigeKooperationsprojekte2009 1.2.1 - KooperationsmaßnahmenUniversitätInnsbruck, ÖsterreichInternational PEN, GBEbooks on Demand – A EuropeanLibrary Network (EOD).EU-För<strong>der</strong>ung: 1.815.226 EURFree The Word!EU-För<strong>der</strong>ung: 200.000 EUR2009 2 - Netzwerk European Writers’Congress, BelgienEuropean Writers’ Congress.EU-För<strong>der</strong>ung: 64.020 EUR2009 2 - Netzwerk Eurozine, Österreich EurozineEU-För<strong>der</strong>ung: 100.000 EUR2010 1.1. - MehrjährigeKooperationsprojekte2010 1.2.1 - Kooperationsmaßnahmen2010 1.2.1 - Kooperationsmaßnahmen2010 1.2.1 - KooperationsmaßnahmenDiözese St. Pölten –Diözesanarchiv,AustrienDip.to Studi Europeie Interculturali - Univ.„La Sapienza“, ItalienŠtudentska založbaŠtudentske organizacijeUniverze v Ljubljan,SlovenienDruštvo slovenskihpisateljev -SloveneWriters’ Association,SlovenienEuropean Network on Archival CooperationEU-För<strong>der</strong>ung: 2.249.000 EURUniversity and schoolfor a European literary canonEU-För<strong>der</strong>ung: 199.680 EURPoetry Reaching OutEU-För<strong>der</strong>ung: 198.589 EURRead Me Live-Promotion of ReadingCulture Through Live LiteratureEU-För<strong>der</strong>ung: 199.117 EUR


Cecilie Cave _ Die Europäische Kommission för<strong>der</strong>t literarische Vielfalt392010 1.2.1 - Kooperationsmaßnahmen2010 1.3.5 - Beson<strong>der</strong>eMaßnahmenmit Drittlän<strong>der</strong>nSia ApgadsKontinents, LitauenInternationalesSchriftsteller- UndübersetzerzentrumRohdos,GriechenlandExpansion of European cultural space with thelong-lasting cooperation in the field of research ofnew methods and their integration in innovationsof literature, as well as in the field of internationalcirculation of works of literature and support toliterary heritage of European countries.EU-För<strong>der</strong>ung: 157.894 EURMeeting Cultures Between the LinesEU-För<strong>der</strong>ung: 59.369EURPartner in Drittlän<strong>der</strong>n: Ogarit CulturalCentre Association, besetzte palästinensischeGebiete2010 2 - Netzwerk European Writers’Congress, BelgienEuropean Writers’ CongressEU-För<strong>der</strong>ung: 64.020 EUR2010 2 - Netzwerk Eurozine EurozineEU-För<strong>der</strong>ung: 100.000 EUR2011 1.2.1 - Kooperationsmaßnahmen2011 1.2.1 - Kooperationsmaßnahmen2011 1.2.1 - Kooperationsmaßnahmen2011 1.2.1 - Kooperationsmaßnahmen2011 1.2.1 - KooperationsmaßnahmenSchool <strong>der</strong> Poëzie,Nie<strong>der</strong>landePassa Porta,InternationaalLiteratuurhuis BrüsselSagenhaftes IslandAssociação CulturalFatias de Cá, PortugalAssociation „Child’sFriend“, BulgarienY-PoetryEU-För<strong>der</strong>ung: 80.000 EUREuropäische Plattform für Literaturüberset<strong>zu</strong>ngEU-För<strong>der</strong>ung: 133.800 EURSagas and Eddas: The Rediscovery ofa European Cultural Heritage for the 21 st CenturyEU-För<strong>der</strong>ung: 200.000 EURShakespeare’s Tempest:Ontology, Reconstruction & ManipulationEU-För<strong>der</strong>ung: 199.290 EURABC - The Art Of The Book.EU-För<strong>der</strong>ung: 57.000 EUR2011 1.3.6 - Festivals Centre de Promotiondu Livre de JeunesseSalon du Livre et de la Presse Jeunesse,Seine-Saint-Denis.EU-För<strong>der</strong>ung: 100.000 EUR2011 2 - Netzwerk Eurozine EurozineEU-För<strong>der</strong>ung: 100.000 EUR2011 2 - Netzwerk HALMA - Daseuropäische Netzwerkliterarischer Zentren,DeutschlandHALMA, Das europäische Netzwerkliterarischer ZentrenEU-För<strong>der</strong>ung: 34.000 EURPilotprojekt <strong>zu</strong>r Mobilitätsför<strong>der</strong>ung für Künstler 2008 und 2009Programm Hauptorganisator Projektname2009 För<strong>der</strong>ung von Mobilitätin verschiedenenKulturbereichenHALMA - Daseuropäische Netzwerkliterarischer Zentren,DeutschlandHALMA, Das europäische Netzwerkliterarischer ZentrenEU-grant: 108.500 EUR


40PETRA _ <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong> <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> <strong>Kartographie</strong> <strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ng in EuropaAusbildung <strong>zu</strong>mLiteraturübersetzenAuswertung <strong>der</strong> Studie des Ceatl (Schritte 1 und 2)Die Arbeitsgruppe „Ausbildung <strong>zu</strong>m Literaturübersetzen“ entstand 2009 innerhalb des CEATL.Ihr Anliegen ist es, in den jeweiligen EU-Län<strong>der</strong>n und europaweit Daten bezüglich <strong>der</strong> Ausbildung<strong>zu</strong>m Literaturübersetzen <strong>zu</strong> sammeln.Sie zielt darauf ab:––das Literaturübersetzen (im Folgenden LÜ) als einen Beruf an<strong>zu</strong>erkennen, <strong>der</strong> ein Studiumund eine Fachausbildung voraussetzt––europäischen Institutionen und Entscheidungsträgern als Quelle für Informationen undpraktische Empfehlungen <strong>zu</strong> dienen––die Bedeutung <strong>einer</strong> Fachausbildung für das LÜ <strong>zu</strong> unterstreichen, um hochwertige Arbeitgarantieren <strong>zu</strong> können.Zu diesem Zweck führte die Gruppe eine erste Studie <strong>zu</strong> den bestehenden Ausbildungsmöglichkeitenin den EU-Staaten durch, die im CEATL vertreten sind. Die Umfrage machte die Gemeinsamkeitenund die Unterschiede zwischen den untersuchten Studiengängen deutlich. Dabei könnten gewisseTendenzen erfasst und als Empfehlung <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> Sammlung bewährte Verfahren aufbereitet werden.Die Studie umfasst drei Schritte:––Erster Schritt (2009-2010): Erfassung <strong>der</strong> Institutionen, die eine Ausbildung <strong>zu</strong>m Literaturübersetzenanbieten. Mittels <strong>der</strong> Vertreter im CEATL wurden Bildungseinrichtungen in 26EU-Staaten befragt.––Zweiter Schritt (2011): Ausarbeitung eines Fragebogens* für universitäre Bildungseinrichtungen<strong>der</strong> öffentlichen Hand.––Dritter Schritt (2012): Ausarbeitung eines Fragebogens für private universitäre Bildungseinrichtungenund diverse Träger im Bereich <strong>der</strong> Weiterbildung.* Anmerkung: Von 183 verschickten Fragebögen, wurden uns 81 ausgefüllt <strong>zu</strong>rückgesandt.Situation und geographische Verteilung <strong>der</strong> BildungseinrichtungenEs gibt im Bereich des LÜ je nach Land große Unterschiede in <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Ausbildungsangebotesowie hinsichtlich <strong>der</strong>en Inhalte:– – In sehr wenigen Län<strong>der</strong>n gibt es spezielle Ausbildungsgänge <strong>zu</strong>m LÜ, bei denen ein spezifischesDiplom vergeben wird.– – In einigen Län<strong>der</strong>n findet man im Rahmen <strong>der</strong> Translationswissenschaften Ausbildungsgänge,die teilweise auf das LÜ spezialisiert sind.– – In wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n besteht eine Ausbildungsmöglichkeit in Form vereinzelter optionalerModule im Rahmen eines Sprach- und Literaturwissenschaftsstudiums o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>ersprachbezogener Studiengänge.


Ceatl _ Ausbildung <strong>zu</strong>m Literaturübersetzen41––Schließlich gibt es Län<strong>der</strong> ohne universitäre Ausbildungsangebote <strong>zu</strong>m LÜ.Diese Unterschiede erklären sich <strong>zu</strong>m einen aus <strong>dem</strong> kulturellen Kontext und den jeweiligenverlegerischen Traditionen des Landes, <strong>zu</strong>m an<strong>der</strong>en aus den verschiedenartigen Umset<strong>zu</strong>ngendes Bologna-Abkommens. Nicht <strong>zu</strong> vergessen sind die Statusunterschiede <strong>der</strong> einzelnen Sprachenauf <strong>dem</strong> Markt <strong>der</strong> LÜ.Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es zwei Arten von Bildungsabschlüssen gibt: diejenigen,die explizit eine Spezialisierung auf <strong>dem</strong> Gebiet des LÜ erwähnen und an<strong>der</strong>e, die trotzeiniger LÜ-Bestandteile in <strong>der</strong> Ausbildung nicht darauf hinweisen.Situation <strong>der</strong> Sprachen im Rahmen <strong>der</strong> Ausbildung <strong>zu</strong>m LÜBei <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> Ausbildungsgänge, wird das LÜ ausgehend von <strong>einer</strong> o<strong>der</strong> mehrererFremdsprachen (B + C + …) in die Muttersprache (A) vorgenommen.Fest<strong>zu</strong>stellen ist, dass <strong>der</strong>zeit die am häufigsten unterrichtete Ausgangssprache das Englischeist (in nicht-anglophonen Län<strong>der</strong>n). Hinsichtlich <strong>der</strong> zweiten gewählten Fremdsprache (C)zeigt sich gemäß <strong>dem</strong> kulturellen Kontext und <strong>der</strong> geographischen Lage eine Zunahme beimSpanischen sowie eine Abnahme beim Französischen und Deutschen. Seit mehreren Jahrenzeigt sich an einigen Universitäten auch ein <strong>zu</strong>nehmendes Interesse am Arabischen, Chinesischen,Japanischen und Russischen.Das Interesse an <strong>einer</strong> Vielzahl an<strong>der</strong>er Sprachen ist jedoch sehr klein, wodurch die Gegenseitigkeitdes literarischen Austauschs eingeschränkt und die Kenntnis einiger Kulturen behin<strong>der</strong>twerden könnte.Die Dozenten und Ausbil<strong>der</strong>Die für das LÜ <strong>zu</strong>ständigen Lehrenden haben unterschiedliche Profile. Theoretische Ausbildungseinheiten(Geschichte und Theorie <strong>der</strong> LÜ) werden von Philologen vermittelt, die oftmalsnicht selber als Literaturübersetzer tätig sind. Praktische Einheiten werden manchmal von erfahrenenÜbersetzern mit guten Kontakten in die Verlagswelt geleitet. Da das LÜ im Allgemeinennicht als wissenschaftliche Arbeit angesehen wird, bleibt <strong>der</strong> Status des Literaturübersetzersim universitären Rahmen problematisch. Die Art <strong>der</strong> Zusammenarbeit geht von Anstellungen inVollzeit und Teilzeit bis <strong>zu</strong>r ehrenamtlichen Tätigkeit.Zur Vermittlung von Wissen hinsichtlich <strong>der</strong> Verlagspraxis, des rechtlichen Status <strong>der</strong> Literaturübersetzerund des Urheberrechts greifen nur sehr wenige Universitäten auf hauptberuflicheLiteraturübersetzer <strong>zu</strong>rück.Universitäre Studiengänge und LehrinhalteIn den drei Arten von Ausbildungsgängen (siehe <strong>Auf</strong>listung unter A) werden die folgendenLehrinhalte vermittelt:1 und 2:– – a) als Pflichtkurse: Sprachwissenschaft, Literatur <strong>der</strong> Zielsprache, Literaturtheorie undTheorie des LÜ, Geschichte des LÜ, Methodik des LÜ, sowie in einigen Fällen: Einführungin die Verlagspraxis und kreatives Schreiben in <strong>der</strong> Muttersprache– – b) <strong>zu</strong>m Studium <strong>der</strong> Ausgangssprachen: Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft,Geschichte und Kultur des Landes; Rezeption <strong>der</strong> übersetzten Literatur im Zielkontext– – c) Seminare, im Allgemeinen unterteilt nach folgenden Genres: Prosa, Lyrik, Drama undaudio-visuelle Medien (seit einigen Jahren <strong>zu</strong>nehmend verbreitet).


42PETRA _ <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong> <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> <strong>Kartographie</strong> <strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ng in EuropaDie Überset<strong>zu</strong>ng geisteswissenschaftlicher Texte wird teils <strong>der</strong> LÜ und teils <strong>dem</strong> Bereich <strong>der</strong>Fachüberset<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>gerechnet.3:––Übungen im LÜ, Textanalyse, Überset<strong>zu</strong>ngskritik.EmpfehlungenStandardisierungenWünschenswert wäre:––dass in je<strong>dem</strong> Land die Abschlüsse von LÜ-Ausbildungsgängen unterschiedlicher Universitäteneinem einheitlichen Ausbildungsstandart entsprechen, was nicht immer <strong>der</strong> Fall ist.––dass die Ausarbeitung gemeinsamer europäischer Richtlinien den kulturellen Kontext unddie Beson<strong>der</strong>heiten des Buchmarkts in den einzelnen Län<strong>der</strong>n berücksichtigt.Dozenten und Ausbil<strong>der</strong>Die beson<strong>der</strong>e Tätigkeit des Literaturübersetzens mit ihrem großen Anteil kreativer Arbeit, insbeson<strong>der</strong>ebeim Nachdichten literarischer Texte, macht es wünschenswert, Personen mit <strong>der</strong> Ausbildung<strong>zu</strong> betrauen, die über Kunstfertigkeit, Technik und viel Überset<strong>zu</strong>ngserfahrung verfügen.An<strong>zu</strong>streben wäre auch, dass literarische Überset<strong>zu</strong>ngen <strong>zu</strong> den Veröffentlichungen <strong>der</strong>Lehrenden hin<strong>zu</strong>gezählt und als aka<strong>dem</strong>ische Tätigkeit angerechnet werden.Verbindungen <strong>zu</strong>r Verlagswelt und <strong>zu</strong>m ArbeitsmarktEs wäre <strong>zu</strong> wünschen, dass sich die Universitäten mit ihren Ausbildungsgängen durch die Einführungvon Praktika o<strong>der</strong> praxisnaher Seminare den juristischen Aspekten des Berufs und <strong>der</strong>gängigen Verlagspraxis öffnet.Wahl <strong>der</strong> AusgangsspracheEs wäre wünschenswert, das Sprachangebot in den Studiengängen und somit auch die Bandbreite<strong>der</strong> Ausgangssprachen bei den LÜ-Abschlüssen <strong>zu</strong> erweitern.Es ist <strong>zu</strong> wünschen, das Diktat <strong>der</strong> Quoten möge kein Hin<strong>der</strong>ungsgrund für die Eröffnungneuer Sprachabteilungen sein, die im interkulturellen Kontext sinnvoll sind.Allgemeinwissen <strong>der</strong> Lernenden, Kenntnis <strong>der</strong> MutterspracheEs häufen sich Fälle von Studierenden mit einem lückenhaften Allgemeinwissen und Mängelnin <strong>der</strong> Beherrschung ihrer Muttersprache. Es wäre <strong>zu</strong> wünschen, dass die Universitäten dieseLücken mithilfe von Kursen <strong>zu</strong>r Allgemeinbildung und Übungen <strong>zu</strong>m schriftlichen und mündlichenAusdrucksvermögen schließen könnten.CEATL, Arbeitsgruppe „Ausbildung <strong>zu</strong>m Literaturübersetzen“Koordinatorin: Katarína BednárováMitglie<strong>der</strong>: Anne Damour, Ildikó Lőrinsky, Françoise Wuilmart, Vincenzo Barca,Markus Hediger, Lluis Maria TodóAus <strong>dem</strong> Französischen übersetzt von andreas jandlDiese Umfrage wurde durchgeführt mit <strong>der</strong> Unterstüt<strong>zu</strong>ng durch den Ne<strong>der</strong>lands Letterenfondsund die Slowakische Gesellschaft für Literaturübersetzer (SSPUL).


43BiografienPeter Bergsma Nie<strong>der</strong>landehat etwa siebzig Bücher übersetzt, darunter Autoren wie JMCoetzee, William Faulkner, John Hawkes, Ernest Hemingway,Malcolm Lowry, Vladimir Nabokov, Thomas Pynchon, GeorgeSt<strong>einer</strong> und John Updike. Seit 1997 ist er Direktor des ÜbersetzerhausesAmsterdam. Von 1996 bis 2000 war er Vorsitzen<strong>der</strong>des Rates <strong>der</strong> europäischen LiteraturübersetzerverbändeCEATL, heute ist er Vorsitzen<strong>der</strong> von RECIT, <strong>dem</strong> Netzwerkeuropäischer Übersetzerzentren.Henri Bloemen Belgienist außerordentlicher Professor für Überset<strong>zu</strong>ng und Überset<strong>zu</strong>ngswissenschaftam Lessius University College (Leuven /Antwerpen). Er ist Konrektor des Expertisecentrum LiterairVertalen (Utrecht / Antwerpen). Interessens- und Forschungsschwerpunktesind Überset<strong>zu</strong>ngstheorie und Literaturüberset<strong>zu</strong>ng.Martin de Haan Nie<strong>der</strong>landeist literarischer Übersetzer und Essayist. Der Stammübersetzervon Milan Kun<strong>der</strong>a und Michel Houellebecq hat ebenfallsWerke von Marcel Proust, Denis Di<strong>der</strong>ot, Jean Echenoz undRégis Jauffret ins Nie<strong>der</strong>ländische übertragen. Er ist Ko-Autoreines Manifestes <strong>zu</strong>r För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ng inden Nie<strong>der</strong>landen und Präsident des Rates <strong>der</strong> EuropäischenLiteraturübersetzerverbände, CEATL.Ghislaine Glasson Deschaumes Frankreichist Herausgeberin <strong>der</strong> internationalen Zeitschrift für kritischesDenken Transeuropéennes, die sie 1993 gegründet hat. Im Rahmendes Projektes „Übersetzen im Mittelmeerraum“ zeichnet sieverantwortlich für die Koordination <strong>der</strong> Bestandsaufnahme <strong>zu</strong>rÜberset<strong>zu</strong>ng in <strong>der</strong> euro-mediterranen Region, die von Transeuropéennesund <strong>der</strong> Anna-Lindh-Stiftung für den Dialog zwischenden Kulturen in Zusammenarbeit mit einem Dutzend Partnern <strong>der</strong>euro-mediterranen Region organisiert wird.Andy Jelčić Kroatienist freier Übersetzer für Deutsch und Englisch als AusgangsundZielsprache (Sebald, Musil, Habermas, Auerbach, Díaz,Fitzgerald). Er schreibt Beiträge für internationale Zeitungenund Zeitschriften, Belletristik sowie Vorträge über dasÜbersetzen.Bart Vonck Belgienist Dichter und Lyrikübersetzer (aus <strong>dem</strong> Spanischen, Französischenund Portugiesischen ins Nie<strong>der</strong>ländische). Er übersetztAutoren wie Guy Vaes, Fe<strong>der</strong>ico García Lorca, PabloNeruda, Antonio Gamoneda, Chantal Maillard, Juan LaurentinoOrtiz und César Vallejo. Er ist <strong>einer</strong> <strong>der</strong> Initiatoren desPETRA-Projekts.Holger Fock Deutschlandist seit 25 Jahren Übersetzer für Werke <strong>der</strong> französischenLiteratur ins Deutsche, u. a. Théophile Gautier, André Breton,Pierre Michon, Erik Orsenna, Antoine Volodine, PatrickDeville, Jean Rolin und Mathias Énard. Er ist Mitglied <strong>der</strong>Tarifkommission von VdÜ und ver.di sowie Vizepräsidentdes CEATL.


44PETRA _ <strong>Auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>Weg</strong> <strong>zu</strong> <strong>einer</strong> <strong>Kartographie</strong> <strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ng in EuropaRedaktion Jürgen Jakob Becker, Henri Bloemen, Katarina Bednárová, Ghislaine Glasson Deschaumes,Andy Jelčić, Bart Vonck, Françoise Wuilmart.Koordination Anne Janssen, Nathalie Schmitz, Bart VonckSatz und Umschlaggestaltung SignéLazerPETRA ist ein Projekt des Internationalen Literaturhauses Passa Porta (Brüssel) in Kooperation mit <strong>dem</strong> PolnischenBuchinstitut (Krakau), <strong>dem</strong> Literarischen Colloquium Berlin, <strong>der</strong> Slowakischen Gesellschaft für Literaturübersetzer(Bratislava) und Transeuropéennes (Paris).Dieses Projekt wurde von <strong>der</strong> Europäischen Kommission finanziell unterstützt. Die Verantwortung für den Inhaltdieser Veröffentlichung trägt allein <strong>der</strong> Verfasser. Die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung<strong>der</strong> darin enthaltenen Angaben.Dieses Projekt wurde ebenfalls unterstützt von: Fondation Gulbenkian, Robert Bosch Stiftung, Pro Helvetia,Ne<strong>der</strong>lands Letterenfonds, Expertisecentrum Literair Vertalen, Ne<strong>der</strong>landse Taalunie, S. Fischer Stiftung, Vlaams Fondsvoor de Letteren, Botschaft von Portugal in Brüssel, CETL, Vlaamse Gemeenschap, Fédération Wallonie-Bruxelles,Wallonie-Bruxelles International, SABAM und <strong>der</strong> belgischen Loterie Nationale.


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