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Auf dem Weg zu einer Kartographie der Literaturübersetzung ... - Petra

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Holger Fock _ Die internationale Literatur floriert, die Literaturübersetzer darben31Die Bandbreite <strong>der</strong> – statistisch am bedeutendsten – Bruttoeinkommen von Übersetzer zeigt,dass es nur ein einziges reiches Industrieland gibt, in <strong>dem</strong> die Literaturübersetzer über 80 % desDurchschnittsbruttoeinkommens verdienen (Frankreich, 83 %), 3 Län<strong>der</strong>, in denen es über 70 %(Großbritannien, Irland, Schweden) sind, und noch 3 Län<strong>der</strong>, in denen 60 % (Belgien, Norwegen,Nie<strong>der</strong>lande) überschritten werden. Diese Zahlen sind allerdings wenig aussagekräftig, denn inBelgien, Großbritannien und Irland Län<strong>der</strong> gibt es praktisch keine professionellen Literaturübersetzer,die allein vom Übersetzen leben.In Italien ist die Lage katastrophal. In Griechenland, Deutschland, Finnland, Österreich,Dänemark und <strong>der</strong> Schweiz ist die wirtschaftliche Lage <strong>der</strong> Übersetzer kritisch: Die hauptberuflichenLiteraturübersetzer leben in prekären Verhältnissen, ja sogar an <strong>der</strong> Armutsgrenze. Ganz<strong>zu</strong> schweigen von Spanien und seinen Regionen, wo das Einkommen <strong>der</strong> Literaturübersetzernur durch eine Produktivität <strong>zu</strong>stande kommt, die im Durchschnitt weit höher liegt als in an<strong>der</strong>enLän<strong>der</strong>n (auf Kosten <strong>der</strong> literarischen Qualität – siehe oben).Vergleicht man die Nettoeinkommen mit <strong>dem</strong> Kaufkraftstandard pro Einwohner (KKS), trittdie Armut <strong>der</strong> Literaturübersetzer in den meisten europäischen Län<strong>der</strong>n noch eindrücklicher <strong>zu</strong>Tage. In 9 Län<strong>der</strong>n (Katalonien, Spanien, Griechenland, Italien, Litauen, Baskenland, <strong>der</strong> Slowakei,Slowenien und Tschechien) erreichen die Übersetzer mit den geringsten Nettoeinkommen– was sehr oft bei schwierigen und literarisch anspruchsvollen Texten <strong>der</strong> Fall ist – nicht einmal30 % des KKS, in 7 Län<strong>der</strong>n (Finnland, Österreich, Portugal, Deutschland, den Nie<strong>der</strong>landen,Dänemark und Kroatien) zwischen 30 % und 40 % des KKS und in 6 Län<strong>der</strong>n (Belgien, Frankreich,Großbritannien, Norwegen, Schweden und <strong>der</strong> Schweiz) zwischen 40 % und 50 % desKKS. Auch wenn die Situation in Tschechien, <strong>der</strong> Slowakei und Griechenland am schlimmstenist, muss man dennoch beachten, dass in 20 von 23 Län<strong>der</strong>n die Kaufkraft <strong>der</strong> Literaturübersetzerunter 60 % des KKS liegt.Nimmt man die mittleren Nettoeinkommen als Vergleichsgröße, fällt auf, dass die Nettoeinkommen<strong>der</strong> Literaturübersetzer in 2 Län<strong>der</strong>n (Griechenland 29 %, Tschechien 19 %) nichteinmal 30 % des KKS erreichen, in 4 Län<strong>der</strong>n (Katalonien, Finnland, Italien, Slowakei) zwischen30 % und 40 % liegen, in 8 Län<strong>der</strong>n (Deutschland, Österreich, Spanien, Litauen, den Nie<strong>der</strong>landen,Baskenland, Portugal und Slowenien) zwischen 40 % und 50 % und in 6 Län<strong>der</strong>n (Dänemark,Belgien, Norwegen, Kroatien, <strong>der</strong> Schweiz, Schweden) zwischen 50 % und 60 %.Selbst wenn man als Vergleichsgröße die höchsten Nettoeinkommen <strong>zu</strong>grunde legt, diehauptberufliche Literaturübersetzer verdienen können, gibt es nur 2 Län<strong>der</strong>, Großbritannien undIrland, in denen die Nettoeinkünfte den KKS übertreffen könnten. Allerdings gibt es in den beidenLän<strong>der</strong>n keine „hauptberuflichen“ Literaturübersetzer – und auch in Län<strong>der</strong>n mit vielen „hauptberuflichen“Literaturübersetzern profitieren von den höchsten Honoraren und Einkommen nurweniger als 10 % <strong>der</strong> Übersetzerschaft.Abgesehen von Län<strong>der</strong>n mit so gut wie keinen „hauptberuflichen“ Literaturübersetzern(Großbritannien, Griechenland, Irland, Slowakei), gibt es 3 Län<strong>der</strong> (Frankreich, Kroatien, Dänemark),in denen die höchsten Nettoeinkommen <strong>der</strong> Literaturübersetzer gelegentlich drei Vierteldes KKS erreichen können, während die höchsten Nettoeinkommen in 13 an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n niedie Zwei-Drittel-Marke des KKS überschreiten.Weitere <strong>Auf</strong>fälligkeitenVerhältnis zwischen gemeinsamen Vergütungsregelno<strong>der</strong> Abkommen mit den Verlagen und Einkommen:Im Allgemeinen sind die Einkommen <strong>der</strong> Literaturübersetzer in den Län<strong>der</strong>n höher und stabiler,in denen es zwischen Übersetzern und Verlagen Vergütungsregeln o<strong>der</strong> Abkommen <strong>zu</strong>Honorierung und Erfolgsbeteiligung gibt.

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