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Auf dem Weg zu einer Kartographie der Literaturübersetzung ... - Petra

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Andy Jelčić _ Copyright und E-Rechte am Beispiel <strong>der</strong> Literaturüberset<strong>zu</strong>ng13Während die Mehrheit <strong>der</strong> europäischen Län<strong>der</strong> dabei ist die Kriterien an<strong>zu</strong>passen und nach<strong>einer</strong> Kompromisslösung sucht, die alle Parteien <strong>zu</strong>frieden stellt, gibt es noch immer einzelneExtrembeispiele, die genannt werden müssen. Die Übersetzer in Italien äußern immer wie<strong>der</strong>,dass sie <strong>einer</strong> geschlossenen Phalanx aus Verlagen gegenüber machtlos sind und die Übersetzerin Litauen warnen vor <strong>einer</strong> Vereinbarung zwischen dortigen Verlagen, die auf <strong>einer</strong> kompletten<strong>Auf</strong>hebung aller Übersetzerrechte beruht, sobald die Erstvergütung erfolgt ist. Dies ist einsehr gefährlicher Präzedenzfall, denn er untergräbt die internationalen Copyrightvereinbarungen,wie sie in <strong>der</strong> Berner Konvention und <strong>der</strong> Nairobi Recommendation <strong>zu</strong>m Ausdruck kommen.Die Situation in <strong>der</strong> Türkei ist ebenfalls alarmierend, da dort Verlage und Übersetzer verantwortlichgemacht werden, wenn ein Werk als Verlet<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> herrschenden Moral angesehen wird,selbst wenn es an<strong>der</strong>swo als Hochliteratur gilt. Die Absurdität steigt weiter, wenn man bedenkt,dass eine große Zahl <strong>der</strong> Urheberrechtsverlet<strong>zu</strong>ngen in <strong>der</strong> Türkei auf die unautorisierte Veröffentlichungvon Überset<strong>zu</strong>ngen <strong>zu</strong>rückgeht. Einerseits wird <strong>der</strong> Übersetzer für den Inhalt einesliterarischen Werks verantwortlich gemacht, an<strong>der</strong>erseits kann er seine Überset<strong>zu</strong>ng, für die erhaftbar ist, nicht wirksam schützen.Entwurf <strong>einer</strong> WunschsituationDie gemeinsamen Anstrengungen aller überset<strong>zu</strong>ngsnahen Kräfte müssen die volle <strong>Auf</strong>merksamkeitauf die beschriebenen Probleme lenken. Im Moment sind diese Fragestellungen nurteilweise den an <strong>der</strong> Produktion und Nut<strong>zu</strong>ng literarischer Werke beteiligten Personen bewusst.Die neu geschaffene <strong>Auf</strong>merksamkeit sollte eine weitere Erkenntnis nach sich ziehen, nämlich dieErkenntnis <strong>der</strong> Notwendigkeit <strong>einer</strong> Än<strong>der</strong>ung bestehen<strong>der</strong> Gesetze und bestimmter Praktiken.Die Gesetzän<strong>der</strong>ungen sollten allgemeine europäische Standards anstreben, die trotz<strong>dem</strong> regionaleVarianten je nach „Größe“ <strong>einer</strong> Sprache und ihrer Kultur erlauben. Das gilt für das Urheberrechtganz beson<strong>der</strong>s, denn es gibt eine Kettenreaktion, die sowohl positiv als auch negativist: wenn die Rechte <strong>der</strong> Übersetzer verletzt werden, gefährdet das ihren sozialen Status und ihreöffentliche Anerkennung. Wenn die Rechte anerkannt werden, wirkt sich das auch positiv aus aufihre Bekanntheit und ihre wirtschaftliche Lage.Wie kann die EU helfen?––In<strong>dem</strong> sie alle Informationswege aus <strong>der</strong> Übersetzerwelt weit öffnet. Das würde <strong>zu</strong>künftigeBeurteilungen und Entscheidungen erleichtern, denn man bräuchte weniger Finanzenfür individuelle Umfragen und Studien. Außer<strong>dem</strong> würden die Einsichten in die bestehendeSituation fundierter und genauer.––In<strong>dem</strong> sie Druck auf die nationalen Regierungen ausübt ihre Gesetze und Regelungenan<strong>zu</strong>passen. Standards sollten in Einklang mit den Ergebnissen aus <strong>der</strong> Zusammenarbeitzwischen nationaler Gesetzgebung und <strong>der</strong> Übersetzerwelt (sowie ihrer ständigenund vorübergehenden Einrichtungen) verabschiedet werden.––In<strong>dem</strong> sie finanzielle Unterstüt<strong>zu</strong>ng auf jenen Märkten kürzt, welche fortschrittlicheTendenzen missachten und Mittel dort <strong>zu</strong>r Verfügung stellt, wo grundlegendeVerbesserungen in diesem Bereich erzielt werden.––In<strong>dem</strong> sie Projekte unterstützt, die von überset<strong>zu</strong>ngsnahen Einrichtungen und solchenOrganisationen initiiert werden, die die bestehende Situation verbessern wollen.Andy Jelčić _ CEATL (european council of literary translators’ associations)Aus <strong>dem</strong> Englischen übersetzt von Ulrike Sawicki.

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