Auf dem Weg zu einer Kartographie der Literaturübersetzung ... - Petra

Andy Jelčić _ Copyright und E-Rechte am Beispiel der Literaturübersetzung11Zivilgericht verwiesen. Dadurch entsteht automatisch ein Kampf David gegen Goliath, freischaffenderÜbersetzer gegen ein Unternehmen (ein Verlag, Internetprovider usw.), in derRegel mit eigener Rechtsabteilung. Der Übersetzer muss dann die Rolle des Michael Kohlhaasaus Heinrich Kleists gleichnamiger Novelle übernehmen, der sich auf eine nahezu fanatischeSuche nach Gerechtigkeit begibt – eine sehr undankbare Rolle.Es wäre jedoch falsch, anderen Akteuren auf dem Literaturmarkt böse Absichten zu unterstellen.Oft handelt es sich einfach um fehlendes Bewusstsein in unterschiedlichen Bereichen:––dass der Übersetzer ein Urheber ist und nicht nur ausführender Dienstleister––wie viel Schöpferkraft in einer Übersetzung steckt––dass die Geschäftsbeziehung zum Übersetzer nicht mit dem Druck des Buches endet––dass die Übersetzerrechte nicht dieselben sind wie die des Autors. Das bedeutet, dassAutorenrechte abgelaufen sein können, die Übersetzerrechte dagegen nicht.––dass die Bestimmungen eines Vertrags zwischen Übersetzer und Verlag größtenteilsbereits in mehreren international anerkannten Dokumenten ausgeführt wurdenund es sich nicht um ein einmaliges, von Grund auf neu zu entwerfendesVertragsdokument handelt.In manchen Fällen kann die Situation verbessert werden – manchmal vollständig, manchmalteilweise – und zwar über verschiedene Aktionen, die das Bewusstsein schärfen. In anderenFällen reicht das nicht aus, dann fehlen klar definierte Regelungen, die die Rechte der Übersetzerspezifizieren. Eine klare Regelung ist sehr hilfreich, um Missbrauch und Gerichtsverfahrenzu vermeiden, sie hat zudem einen positiven Einfluss auf Formulierungen in Verträgen. Aberwenn selbst klar definierte Gesetze leicht umgangen werden können, müssen die entsprechendenStaaten mehr Bereitschaft zu ihrer Durchsetzung zeigen. Besonders für den immerstärker werdenden Bereich der e-Rechte ist dies wichtig. 2009 hat CEATL eine Umfrage zue-Rechten durchgeführt und die Ergebnisse 2010 veröffentlicht.Veröffentlichungen in elektronischen MedienDie Entwicklung elektronischer Medien hat die Verhältnisse nicht radikal verändert, jedocheinige Schwachpunkte im System offen gelegt. Wir können die Entwicklung der Datenpirateriemit zwei unterschiedlichen Situationen vergleichen: im einen Fall sind Wertsachen in einem Safeverschlossen, der wiederum von Mauern, Wächtern und Kameras umgeben ist, im anderen Fallsind sie öffentlich verfügbar. In beiden Fällen ist es illegal die Wertsachen an sich zu nehmen.An öffentlichen Orten würde vermutlich ein Schild mit expliziter Warnung in mehreren Sprachenstehen. In beiden Fällen wäre ein Entwenden Diebstahl. Im ersten Fall verletzt der Diebstahl diegesamte Planung, Arbeit und Mühe, mit der die Wertsachen eingeschlossen wurden, im zweitenFall ist es der simple Akt des Mitnehmens und Wegrennens. Ist der Dieb im zweiten Fall wenigerschuldig und wird die Gesetzgebung in diesem Fall milder sein?Und Piraterie ist nicht die einzige Folge des technischen Fortschritts ohne Kontrolle. ÜbersetzteWerke, die digitalisiert werden, sind lange zugänglich und lieferbar, wodurch ein Rechterückrufdurch den Übersetzer obsolet wird.An diesem Punkt ist es wichtig zwischen dauerhaften Prinzipien und kurzlebigen Erscheinungenzu unterscheiden. Das wichtigste dauerhafte Prinzip lautet: ganz gleich, wie einfachder Zugang zu übersetztem literarischem Content auch sein mag, jede Phase und Form derVeröffentlichung eines Originalwerks durch einen Übersetzer bedarf, wenn es unter den Urheberschutzfällt, der Zustimmung des Übersetzers und einer angemessenen Vergütung.Die CEATL-Umfrage zu e-Rechten (www.ceatl.eu/wp-content/uploads/2010/10/CEATL_E-RIGHTS_2010EN.pdf), die die aktuelle Situation widerspiegelt, unterscheidet zwischen Downloadsfür Reader, Downloads für den PC (schreibgeschützt und ausdruckbar), Downloads für