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30<br />
GASTRONOMIE<br />
GL&Lev kontakt 01/08<br />
GL&Lev SERVICE<br />
Muss der Wein bei einer<br />
Karnevalssitzung eigentlich<br />
immer so teuer sein?<br />
Von KLAUS RÜSING<br />
Wir sind mitten drin in der fünften<br />
Jahreszeit Sie ist die kürzeste im<br />
ganzen Jahrhundert! Die Verantwortlichen<br />
der Karnevalsvereine stehen damit<br />
vor einer großen Herausforderung. Jeder<br />
Verein möchte natürlich seine Sitzungen zu<br />
einem finanziellen Erfolg machen. Steigende<br />
Saalmieten, Künstlergagen und die Konkurrenz<br />
der anderen Vereine machen die Sache<br />
in diesem Jahr nicht einfacher. Also an der<br />
Preisschraube drehen? Die Leute können<br />
sich nach einer Sitzung an zwei Preise erinnern:<br />
1. Die Eintrittskarte und 2. den Wasserpreis.<br />
Zur Zeit beobachtet man zwei Strategien.<br />
Die erste lautet Bierdosen bzw. Bierfässer<br />
im Saal zuzulassen. Dies allerdings führt zu<br />
einem sehr lauten Publikum, das unentwegt<br />
in Bewegung zu den stillen Örtchen ist. Und<br />
spätestens nach der Pause kann sich kein ruhiger<br />
Programmpunkt (Redner, Krätzensänger)<br />
mehr durchsetzen.<br />
Alternativ beobachtet man in den großen<br />
Kölner Sälen, dass qualitativ fragwürdige<br />
Weine zu überteuerten Preisen verkauft<br />
werden. Die Personalkosten sind gering,<br />
der Gewinn ist hoch und das Publikum ist<br />
zu Recht sauer!<br />
Dass dies nicht so sein muss, beweisen ei-<br />
Nachdem im vergangenen Jahr die Eisweinlese<br />
so gut wie ausfiel, wurde in diesem Jahr das<br />
lange Warten der Winzer auf den ersten starken<br />
Frost belohnt. In der Nacht zum 18. und<br />
19. Dezember konnten in den meisten deutschen<br />
Weinbaugebieten am frühen Morgen<br />
bei klirrender Kälte die gefrorenen Trauben<br />
geerntet werden. Für die Bereitung der edelsüßen<br />
Eisweinspezialität muss das Thermometer<br />
mindestens minus sieben Grad zeigen, je kälter<br />
desto besser.<br />
„Die Bereitschaft, das Risiko der Eisweinbereitung<br />
einzugehen war in diesem Jahr aufgrund<br />
der guten Erträge des Jahrgangs 2007 größer als<br />
sonst“, erläutert die Geschäftsführerin des Deut-<br />
Rot oder Weiß - das ist auch bei einer Karnevalssitzung<br />
dieFrage. Und ein Rosé ist nur ein schwacher Kompromiß.<br />
Zubedenken: Ein Rotwein macht vielleicht eher müde ...<br />
nige Karnevalsvereine der Region. Bei einigen<br />
Vereinen (auch kleineren) nämlich wird<br />
mittlerweile aus Kristallgläsern getrunken,<br />
die wie der Wein auf Kommission geliefert<br />
werden. Das hat Stil und der Gast trinkt vielleicht<br />
ein Glas mehr. Da kostet z.B. ein guter,<br />
süffiger Wein eines Winzers, der in dem renommierten<br />
Verband der Deutschen Prädikatsweinhersteller<br />
VDP vertreten ist 12,00 €.<br />
Bei einer anderen KG ist selbst ein Riesling<br />
von Robert Weil für unter 20,00 € zu haben.<br />
Bei einem Preis von 16,00 € für einen<br />
guten Grauburgunder bleiben dem Verein<br />
gut 10,00 € in der Kasse. Der Präsident freut<br />
sich über aufmerksame Zuhörer. Das Publikum<br />
ist zufrieden und der Verein macht<br />
auch noch seinen Schnitt.<br />
Der Eiswein krönt den Jahrgang 2007<br />
schen Weininstituts (DWI), Monika Reule.<br />
Immerhin geht es für den Winzer um alles<br />
oder nichts, denn der Eiswein birgt das Risiko<br />
des Totalverlustes, insbesondere in Jahren mit<br />
einem milden Spätherbst wie beispielsweise<br />
2006. Nur etwa 10 Prozent der ursprünglichen<br />
Ausgangsmenge ergeben im langjährigen<br />
Mittel auch den gewünschten Eiswein in der<br />
Flasche. - Eiswein ist der grandiose Begleiter<br />
festlicher Anlässe und ein hervorragender Aperitif.<br />
Zum Abschluss eines Menüs, verspricht der<br />
Eiswein ein glanzvolles Finale: Er empfiehlt sich<br />
gemäß der Regel: gleich und gleich gesellt sich<br />
gern – besonders zu fruchtigen Desserts, Eis<br />
oder Sorbets. eb<br />
FRAGEN AN DEN WEIN-EXPERTEN<br />
Welcher<br />
Wein<br />
im<br />
Karneval?<br />
Frage: Herr Rüsing trinken Sie gerne Wein<br />
im Sitzungskarneval?<br />
Klaus Rüsing: Klar. Erstens schmeckt er mir<br />
gut. Zweitens hat man einfach mehr vom<br />
Programm.<br />
Frage: Nicht jeder trinkt gerne fünf Stunden<br />
lang Wein oder Sekt. Was raten Sie?<br />
Klaus Rüsing: Einen unkomplizierten<br />
Weißwein. Vielleicht halbtrocken und süffig.<br />
Eine Flasche Wasser dazu, und die Welt ist<br />
in Ordnung.<br />
Frage: Wie steht es mit Rotwein?<br />
Klaus Rüsing: Rotwein wird selten im Saal<br />
getrunken. Ein kräftiger, alkoholstarker Rotwein<br />
wirkt ermüdend über so eine lange Zeit.<br />
Frage: Gibt es eine Faustregel für die Weinauswahl<br />
?<br />
Klaus Rüsing: Mir ist keine bekannt. Aber<br />
eines ist ja klar, der Wein sollte Spaß machen<br />
und schmecken. Wenn dann noch der Preis<br />
stimmt, super.<br />
Frage: Haben sie noch einen Tipp?<br />
Klaus Rüsing: Trinken sie den Wein, den Sie<br />
auch zu Hause trinken würden. Experimentieren<br />
Sie nicht auf einer Karnevalsveranstaltung<br />
mit neuen Geschmacksvariationen. Wenn Sie<br />
privat Grauburgunder trinken, würde ich dies<br />
auch auf der Veranstaltung tun. Ach ja, und<br />
lassen Sie sich einen Weinkühler geben.<br />
WEIN-TIPP-KOMPAKT<br />
bevorzugen Sie leichte, fruchtige Weißweine<br />
Nehmen Sie Weine mit wenig Alkohol<br />
Wasser nicht vergessen<br />
Guter Name = guter Wein