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Newsletter 05 | 2011 Seite 14<br />

Nach den anfänglich ungeordneten Versuchen und vielen<br />

kleinen Ideenherden fanden wir schließlich zusammen und<br />

schafften es, ein Seil, welches an einem Ast verknotet wurde,<br />

auf der anderen Bachseite zwischen zwei Bäumen zu<br />

verkeilen. Ein Arzt aus der Gruppe hangelte sich daran ans<br />

andere Ufer, um dort das provisorisch verkeilte Seil zu befestigen.<br />

Nach etwas mehr als zwei Stunden waren alle Teilnehmer<br />

mehr oder weniger trocken auf der anderen Seite. Mit<br />

dem guten Gefühl, die Aufgabe gemeistert zu haben, ging es<br />

zum Camp und zum Mittag.<br />

Nach der Stärkung wurde uns erklärt, wie eine Primary-<br />

Healthcare-Station (PHC) aufgebaut wird und wie man darin<br />

arbeitet. Bei einer PHC handelt es sich um eine mobile<br />

Klinik, die für einen bestimmten Zeitraum die basismedizinische<br />

Versorgung der Menschen in der umliegenden Region<br />

gewährleisten soll. Die Schwierigkeit bei der Arbeit in einer<br />

PHC liegt darin, dass man sich nicht auf die Behandlung von<br />

chronischen Erkrankungen fixieren sollte, sondern vor allem<br />

die Fälle behandelt, die sich in der kurzen Zeit in der die PHC<br />

besteht, wirkungsvoll therapieren lassen. Das heißt, sich<br />

zum Beispiel den Verletzungen der Patienten zu widmen und<br />

die langwierige Bluthochdruck-Behandlung zu unterlassen.<br />

Natürlich stellt genau diese Tatsache eine große Herausforderung<br />

für Menschen aus Westeuropa dar, die es gewohnt<br />

sind eine maximale Therapie anzustreben. Auch wurden wir<br />

darauf vorbereitet, dass wir es in der mobilen Klinik sehr<br />

wahrscheinlich mit wenig und veraltetem Material zu tun<br />

bekommen werden. Dies führt in den ersten Tagen der Arbeit<br />

häufig zu einem »Arbeits-Kultur-Schock«. Diagnosen die<br />

sonst alltäglich und schnell gestellt werden können, stellen<br />

uns nun in Ermangelung von Geräten vor große Herausforderungen.<br />

Von der Versorgung und Therapie einmal ganz zu<br />

schweigen.<br />

Nach einer kurzen Pause sollten wir uns die Frage stellen,<br />

ob wir zum jetzigen Zeitpunkt bereit wären mit Humedica in<br />

den Einsatz zu gehen. Dabei sollten einerseits Faktoren wie<br />

derzeitige Arbeits- und Sozialsituation eine Rolle spielen, andererseits<br />

aber auch die mögliche nicht zu bewältigende psychische<br />

Belastung eines Einsatzes bedacht werden. Anschließend<br />

wurden Möglichkeiten besprochen, wie diese Fragen<br />

zu bewerten sind, um auf dieser Grundlage eine reflektierte<br />

Einsatz Zu- oder Absage machen zu können. Außerdem gab<br />

es weiter Tipps für die individuelle Einsatzvorbereitung sowie<br />

persönliche Ausrüstung. Es folgte ein ausgiebiges und diesmal<br />

warmes Abendbrot mit einem anschließenden Powerpoint<br />

Vortrag über die aktuellen Projekte von Humedica.<br />

Der dritte Tag begann mit einem Persolog(R) Verhaltens-Profil<br />

in dem jeder Teilnehmer herausfinden sollte, welche Rolle<br />

er in einem Team einnimmt und wie er von anderen gesehen<br />

wird bzw. seine Teammitglieder sieht. Mithilfe eines standardisierten<br />

Auswertungsbogens wurden Verhaltensdimensionen<br />

aufgezeigt. Außerdem gab es noch zwei Übungen,<br />

um die Zusammenarbeit und die Rollenverteilung in einem<br />

erfolgreichen Team aufzuzeigen.<br />

Am Nachmittag erlebten wir in einem Team aus fünf Leuten<br />

wie die praktische Arbeit in einer PHC funktioniert. Dabei<br />

ging es nicht um die Versorgung der einzelnen Patienten,<br />

sondern um die erfolgreiche Strukturierung der Be handlung<br />

und den Aufbau der Klinik. Es sollten die wichtigsten Maßnahmen<br />

zur Eigensicherung bedacht werden sowie die anwesenden<br />

Patienten triagiert werden. Als wir gerade etwas<br />

System in unseren »Klinikalltag« bekommen hatten, bekamen<br />

wir via Satelitentelefon die Info, dass wir die PHC<br />

umgehend verlassen müssten. Unter dem Vorwand neues<br />

Material zu holen, versuchten wir ins Auto zu gelangen.<br />

Die Patienten kletterten allerdings vor uns auf die Sitze und<br />

wollten mitfahren. Nach einem kurzen Handgemenge und<br />

viel Überzeugungsarbeit hatten wir unser Material im Auto<br />

verstaut und machten uns auf den Weg zu unserer Unterkunft.<br />

Da das Auto als NGO-Fahrzeug gekennzeichnet war<br />

und ein Schild mit der Aufschrifft »No Weapons Inside« im<br />

Fenster hing, überzeugten wir uns nach kurzer Fahrt noch<br />

einmal davon, dass uns auch niemand der Patienten eine<br />

Waffe untergeschoben hatte. Bei unserem Fahrer wurden<br />

wir fündig. Wir entsorgten die Pistole in einem Waldstück<br />

und fuhren weiter. Kurze Zeit später gelangten wir an einen<br />

»Grenzposten« der unsere Arbeitsgenehmigung und unsere<br />

Personalausweise kontrollierte. Als wir ihm erklärten, dass<br />

wir Mediziner aus Deutschland mit einem humanitären Auftrag<br />

sind, wurde er auf unsere Ausrüstung aufmerksam und<br />

forderte unseren Koordinator auf, aus dem Auto zu steigen.<br />

� Seite 15

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