KUNSTINVESTOR Heft Nr. 4 [AUSGABE APRIL 2015]
Kunst als Kapitalanlage Chefredakteur: Michael R. Minassian
Kunst als Kapitalanlage
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52 | KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien<br />
Foto:© Kunsthalle Wien: Melitta Moschik, OUTER SPACE, 2013, © Melitta Moschik<br />
So legte er für die Arbeit Destination Unknown die<br />
durch Arbeitsprozesse patinierte Tischplatte seines<br />
Studios auf die Gleise der Wiener Schnellbahn, um sie<br />
beim Überrollen in drei akkurate Teile trennen zu<br />
lassen … „Skulptural“ im klassischen Sinn wirken Julian<br />
Gothes schwarz glanzende Figuren, die etwas zu<br />
zitieren scheinen, ohne aber eine konkrete Referenz zu<br />
verraten. Stets uberlebensgros, laden sie den<br />
Ausstellungsraum mit ihrer unheimlich wirkenden<br />
Anwesenheit auf und ziehen uns in den Bann:<br />
telepathische Kräfte, als minimalistische Konstruktion<br />
getarnt. Parallel zur Ausstellung in den Räumlichkeiten<br />
der Kunsthalle Wien Museumsquartier finden am<br />
Karlsplatz performative und diskursive Veranstaltungen<br />
statt. Das Publikum als integrativer Teil der Rezeption<br />
von Kunst ist hier wie dort eingeladen, aktiv an den<br />
gebotenen Aktionen teilzunehmen. Ovidiu Anton hat fur<br />
den Ausstellungsraum am Karlsplatz ein modulares<br />
Setting entworfen, das Displayelemente vergangener<br />
Ausstellungen unterschiedlicher Wiener<br />
Kunstinstitutionen zu Sitzmöbeln kombiniert die Le<br />
Corbusiers Tabouret Cabanon nachempfunden sind.<br />
Aus Teilen alter Einbauten gefertigt, schreiben sich in<br />
Antons Re-Design die materiellen und farblichen<br />
Charakteristika dieser Ausstellungen ein und laden die<br />
architektonische Klarheit des gläsernen Raums mit der<br />
Historie anderer Orte auf. Die hier stattfindenden<br />
Performances und Talks thematisieren unter anderem<br />
das Zusammenspiel und die Konfrontation von<br />
Kunstproduzenten, Sammlern, Vermittler und<br />
Vermarkter/innen innerhalb unseres Kunstsystems,<br />
dessen „Destinationen“ zwischen Kommerz, Erfolg,<br />
Idealismus oder Subversion angesiedelt sein können.<br />
Birgit Zinner etwa ist in ihrer Live / Talkshow sowohl<br />
Moderatorin als auch Gast. Vom Bildschirm aus<br />
beantwortet sie Fragen, die sie sich und ihrem<br />
Publikum vor Ort stellt – Fragen, die Produktionsbedingungen,<br />
Distributionsweisen von Kunst sowie<br />
deren Weiterleben ab Eingang in das private Ambiente<br />
ihrer Käufer betreffen. In der Performance Edit me<br />
please dagegen filmt Lilly Pfälzer sich selbst und ihr<br />
Ambiente live mittels Hand- und Body-Kameras, um in<br />
der Folge die Rolle der singenden Akteurin<br />
einzunehmen. Während sie alte französische Schlager<br />
in deutscher Übersetzung intoniert, mutiert ihr Partner<br />
Sergio Valenzuela in surrealem Ganzkörperkostüm zur<br />
tänzerischen Kulisse eines zunehmend skurriler<br />
werdenden Szenarios. Dieses Doppel-Spiel ist<br />
Bestandteil eines Performance-Marathons, der das<br />
Finale der Veranstaltungen am Karlsplatz bildet. Im<br />
Sinne der Polyphonie kommt es hier zu einer<br />
choreografierten Abfolge mehrerer Auftritte, die<br />
improvisatorisch ineinander übergehen. Die<br />
Möglichkeit, dass dabei temporär zwei oder mehrere<br />
Performer/innen simultan auftreten, kann nicht<br />
ausgeschlossen werden …Dauer der Ausstellung bis<br />
31. Mai <strong>2015</strong> (Foto: Kunsthalle Wien)