Als Dinosaurier Deutsch-Ostafrika beherrschten - Golf Dornseif
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Im Jahr 1907 unternahm Sattler bereits mit dem Wissenschaftler Professor Fraas, einem Geologen<br />
aus Württemberg, einige Probegrabungen, deren Resultate in Stuttgart untersucht wurden und einiges<br />
Aufsehen erregten. Der Grabungsboden mit den Saurierresten besteht aus sandigem Mergel,<br />
graugrün und rötlich verfärbt. Dichter hoher Graswuchs und verkrüppelter Baumbestand bedeckt das<br />
Terrain, unterbrochen durch Bambusdickicht. Am 20. April begannen die Arbeiter zu hacken und zu<br />
schaufeln.<br />
Ein langer Schürfgraben wurde an einer flach steigenden Erhebung des Bodens angelegt, wobei<br />
sogleich Knochen und Knochenbruchstücke auftauchten. Mehrere wuchtige Extremitätenknochen<br />
folgten, sodass zwei weitere Schürfgräben ausgehoben werden mussten. Allerdings konnte nur ein<br />
Teil der Arbeiter von 80 Männern zu Grabungen eingesetzt werden, weil man die übrigen in Lindi für<br />
den Transport von Lebensmitteln und Geräten benötigte. Im Lager entstanden Hütten und Schuppen<br />
für Proviant, Werkzeug, Fundobjekte, Küchendienst und andere Zwecke. Die Arbeiter richteten ihr<br />
eigenes Dorf her für Frauen und Kinder. Im dritten Grabungsjahr mühten sich bereits mehr als 500<br />
Eingeborene bei den Grabungen, vornehmlich Angehörige des Wamuera Stamms neben einigen<br />
Wandonde. Für die schweren Erdbewegungen eigneten sich hauptsächlich die kräftigen Wangoni und<br />
Wayao, während Wamuara Männer als vorzügliche Präparatoren angelernt werden konnten für<br />
„Feinarbeit“ an allen Funden.<br />
Im ersten Grabungsjahr gab es eine gute Getreide-Ernte, und sie reichte für damals 150 Leute, doch<br />
musste in den folgenden Jahren viel angekauft werden wegen zu knapper Reserven. Tücher, Kleidung,<br />
Salz, Zucker usw. offerierte ein kleiner Laden im Camp, während die <strong>Deutsch</strong>-<strong>Ostafrika</strong>nische<br />
Gesellschaft in Lindi den übrigen Bedarf vermittelte zur allseitigen Zufriedenheit.<br />
Die Wissenschaftler äußerten sich hoch befriedigt über das Talent und die Präzisionsarbeit der<br />
Schwarzen als Präparatoren. Jeder Europäer hätte bei derartiger Tätigkeit rasch versagt. Erbarmungslos<br />
brannte die Tropensonne in den Gräben, von den fast weißen Gesteinswänden vielfach<br />
gespiegelt. Dies blendet das Auge jedes Europäers gnadenlos: am Boden kauernd, von keinem erfrischen<br />
Lufthauch berührt, muss der Präparator mit der Spitze des Meißels oder Messers den oft komplizierten<br />
„Skulpturen“ der von Staub überlagerten Knochengebilde folgen und sie freilegen. Dem<br />
scharfen Blick der Naturburschen entging keine Kleinigkeit! Auch die Aufseher zeigten lebhaftes<br />
Interesse an sämtlichen Aufgaben und zeichneten manchen Fund erstaunlich präzise auf.