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Parlamentarier. Der frühere CDU-Schatzmeister Leissler-Kiep „verkaufte”seine Informationen in der CDU-Spenden-Affaire ganz gezielt, um <strong>im</strong> Gegenzugseine Schwarzgeld-Rolle etwas aufzuhellen. <strong>Die</strong> Kette dieser interessen-geleitetenPseudo-Enthüllungen liesse sich noch fortsetzen: Siefunktioniert <strong>im</strong> Geflecht der Lokalpolitik genauso wie <strong>im</strong> Kanzleramt, inMinisterien oder Behörden. Im Kampf um Machterwerb oder Machterhaltist die Steuerung von kritischer Öffentlichkeit e i n e zentrale Ressource.Quellenpflege und die Erschliessung neuer Quellen ist folglich eine derwichtigsten Beschäftigungen von Journalisten, die mehr sein wollen, alsdie Textmanager von Agentur- oder PR-Material.Mit jedem veröffentlichten Skandal wird die Luft aber dünner. Für Behörden-Chefsist jedes (noch so kleine) Informations-Schlupfloch ein Risiko.Nachdem die WELT über interne Vermerke der hessichen Landesregierungzum Thema „NPD-Verbot” berichtete, wurde sogar das BKA eingeschaltet,um die Quelle künftig stillzulegen. Auch in den Staatsanwaltschaften werdenhäufig „interne Ermittlungen” aufgenommen, wenn wichtige Schriftstückeden internen Postweg verlassen. <strong>Die</strong> EU-Anti-KorruptionsbehördeOLAF schaltete die belgische Justiz ein und beschlagnahmte die komplettenAkten des Brüsseler Stern-Korrespondenten. <strong>Die</strong> Botschaft dieserAktionen richtet sich nicht in erster Linie an die kritisch berichtenden Journalisten;die Warnung geht an die Informanten. Zu der politischen Einschüchterungkommt oft noch die juristische Verfolgung v o r undn a c h unliebsamen Veröffentlichungen.Klaus Bednarz, der frühere Monitor-Chef hat diesen Trend schon früherkannt und gemahnt, dass der Anteil investigativer Eigenleistungen sinke.Chefredakteure und Verlagschefs bremsten kritische Recherchen, „da siekostspielige Klagen oder unliebsame politische, sprich unternehmenspolitischeFolgen fürchten.” Der Autor Marc Pitzke spitzt noch zu: „InvestigativerJournalismus ist bei uns eine verlernte Kunst. Intensive Recherche istnicht gefragt.” Mustert man die Veränderung der Medienlandschaft, kannman dieser Einschätzung nicht widersprechen.Sicherlich schrumpft der Markt für soliden Hintergrund-Journalismus und fürmeist finanziell aufwendige Recherchen. <strong>Die</strong>s liegt jedoch nicht nur an den„äusseren” Bedingungen, sondern auch an der „inneren” Haltung vielerJournalisten. Das Berufsbild hat sich <strong>im</strong> Laufe der Jahre <strong>im</strong> Windschattendes volljährigen Privatfunks verändert. Viele Journalisten sehen sich als<strong>Die</strong>nstleister für Service-Informationen, nicht als Aufklärer von Missständenoder Mahner gegen Korruption, Machtmissbrauch und Ämterpatronage.5

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